AIDS-Prävention in der schulischen Sexualerziehung

Eine Untersuchung anhand des Health-Belief-Modells


Vordiplomarbeit, 2005

34 Seiten, Note: 1,7


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1.Einleitung

2. Historische Einordnung des Themas
2.1 Aktueller Zahlen aus der AIDS-Debatte in der Bundesrepublik
2.2 Das Aufkommen von AIDS als Auslöser für die Neuentdeckung der Sexualerziehung

3. Bedingungen für präventives Verhalten des Individuums
3.1 Das Health-Belief-Modell
3.2 Die wahrgenommene Gefährlichkeit der Krankheit
3.3 Die wahrgenommene Bedrohung durch die Krankheit
3.4 Der wahrgenommene Nutzen präventiven Verhaltens
3.5 Die wahrgenommenen Kosten als Barrieren für präventiven Verhaltens

4. Formen des Ansteckungsschutzes, deren Effektivität und Vermittlung ihres Gebrauchs in der Sexualerziehung
4.1 Kondombenutzung
4.2 Sexuelle Treue/Enthaltsamkeit
4.3 „Safer Sex“
4.4 Der HIV-Antikörpertest

5. Auswertung der Ergebnisse - Ansatz für eine effektivere schulische Präventionsarbeit

6. Schlussbemerkung

Literaturverzeichnis

1. Einleitung

Die neusten Untersuchungen haben ergeben, dass AIDS/HIV eine große gesundheitliche Bedrohung für die deutsche Gesellschaft darstellt und aller Voraussicht nach auch weiterhin darstellen wird. Die Zahl der Neuansteckungen ist zwar zurückgegangen, es ist aber nicht von der Hand zu weisen dass es jährlich zu einer hohen Anzahl von Neuansteckungen in der Bundesrepublik Deutschland kommt. Hier wird deutlich, dass auf diesem Gebiet noch viel getan werden muss und so stellt sich die Frage, was verschiedene Präventionsprogramme bewirkt haben und wo ihre Fehler bzw. Lücken zu sehen sind. Ich werde versuchen, dies in Bezug auf die schulische AIDS-Prävention untersuchen. Aufgrund dessen soll sich meine Vordiplomhausarbeit mit der Frage beschäftigen, in wie weit die Sexualerziehung dazu beiträgt, Kinder und Jugendliche ausreichend und effektiv über die Ansteckungsgefahren zu informieren und sie zu präventivem Verhalten zu motivieren, um Neuansteckungen und gesundheitsschädliches Verhalten zu vermeiden.

Beginnen werde ich mit einem kleinen Überblick über die aktuelle AIDS-Debatte bzw. aktuelle Zahlen, herausgegeben vom Robert-Koch-Institut, die mich zum Verfassen dieser Arbeit veranlasst haben. Im Weiteren werde ich kurz ausführen wie sich die schulische Sexualerziehung seit dem Aufkommen von AIDS Mitte der 80er Jahre verändert hat. Im dritten Kapitel soll es dann anhand des Health-Belief-Modells, um die Bedingungen für präventives Verhalten von Individuen gehen. Dies soll im Bezug zur schulischen Sexualerziehung seit dem Aufkommen von AIDS ausgeführt werden. Im Wesentlichen soll es darum gehen, die Faktoren vorzustellen, die für eine Verhaltensänderung bezüglich des präventiven Verhaltens des Einzelnen[1] notwendig sind. Hier soll besonders darauf eingegangen werden, in wie weit die Schule unterstützend wirkt. Das vierte Kapitel beschäftigt sich dann mit Formen des Ansteckungsschutzes, deren Effektivität und auch damit, wie ihr Gebrauch in der schulischen Sexualerziehung vermittelt wird. Zu diesem Zweck werden die einzelnen Schutzmöglichkeiten vorgestellt und auf ihre Effektivität und Realisierbarkeit untersucht. Dabei soll deutlich werden, welche Verhaltensmöglichkeiten in der schulischen Sexualerziehung besonders empfohlen werden und in wie weit dies förderlich für das angestrebte, präventive Verhalten der Kinder und Jugendlichen ist.

Abschließend werde ich die Ergebnisse meiner Betrachtungen auswerten.

Ich werde versuchen Lücken und Fehler der schulischen Sexualerziehung aufzuzeigen und untersuchen an welchen Stellen ein Verbesserungsbedarf besteht, damit eine effektive, auf nachhaltige Verhaltensänderung basierende, schulische Präventionsarbeit geleistet werden kann.

2. Historische Einordnung des Themas

2.1 Aktueller Zahlen aus der AIDS-Debatte in der Bundesrepublik

Der am 28. April 2006 vom Robert Koch Institut herausgegebene epidemiologische Bulletin zum Thema HIV-Infektionen und AIDS-Erkrankungen in Deutschland, berichtet von 2.490 neu diagnostizierten HIV-Infektionen und 1.103 neu erfassten Fällen von AIDS-Erkrankungen. Damit stieg die Zahl der erfassten Neuinfektionen im Zeitraum vom 01.01.2005 bis zum 01.03.2006 auf 13%. So sind nach aktuellen Angaben insgesamt 24.335 Menschen in der Bundesrepublik an AIDS erkrankt (vgl. Robert Koch Institut Epidemiologisches Bulletin 47 / 2005 [online]).

Bei den HIV-Neuinfektionen ist, wie auch schon in den Jahren zuvor, die Gruppe der Männer mit gleichgeschlechtlichen Sexualkontakten am stärksten betroffen (59%). Unter ihnen stieg die Anzahl der Neuninfektionen in den letzten vier Jahren um 80% (vgl. Goergen, Marc 2005, S. 218). Mögliche Gründe hierfür können die nur bedingte Anwendung von „Safer Sex“ und auch die wachsende Bereitschaft, mit einer steigenden Zahl von unbekannten Partnern auf effektiven Schutz zu verzichten sein (vgl. Robert Koch Institut Epidemiologisches Bulletin 47 / 2005 [online]). Am zweithäufigsten betroffen, sind Menschen die aus Ländern stammen, in denen AIDS sehr weit verbreitet ist (Hochprävalenzländer). Hier liegen die gemeldeten Neuinfektionszahlen bei 17%. Die drittgrößte Gruppe stellen Personen, die heterosexuell leben (16%). Die am vierthäufigsten betroffene Personengruppe, infiziert sich durch Drogenkonsum (7%). Weitere Gruppen stellen Kinder und Neugeborenen von AIDS-infizierten Frauen und Frauen, bei denen eine AIDS-Infektion nicht erwiesen ist.

Insgesamt fällt auf, dass sich in dem angegebenen Zeitabschnitt deutlich mehr Männer mit dem HI-Virus infizierten als Frauen. In Prozenten drückt sich das Verhältnis folgendermaßen aus: Neuinfektionen bei Männern: 81%; Neuinfektionen bei Frauen: 19%. Auch die Infektionswege sind geschlechtsspezifisch unterschiedlich. Männer stecken sich am häufigsten durch homosexuelle Kontakte an, die meisten betroffenen Frauen sind solche, die aus Hochprävalenzländern kommen. Frauen (19%) infizieren sich deutlich häufiger durch heterosexuelle Kontakte als Männer (7%). Insgesamt sind die Neuinfektionen bei heterosexuellem Übertragungsrisiko gestiegen.

Mögliche Gründe für dieses Phänomen, können die steigende Zahl von Diagnosen, ein Ansteigen der bisexuellen Infektionen von Männern, die den Virus dann an ihre Partnerin weitergeben, eine Weitergabe des Erregers bei heterosexuellen Kontakten und eine ansteigende HIV-Übertragung im Zuge von Prostitution sein. Bei Männern mit gleichgeschlechtlichen Sexualkontakten ist prägnant, dass sich deutlich mehr Männer bei anonymen Sexualkontakten (41%) als in festen Partnerschaften (23%) infizieren.

Insgesamt ergeben die Zahlen, dass man von einer Eindämmung der HIV-Gefahr weit entfernt ist und sich in den Bereichen Prävention und Betreuung noch erheblicher Verbesserungsbedarf besteht. „[...] gibt es aber auch hierzulande erhebliche Probleme in der Prävention und Betreuung [...]“ (Robert Koch Institut HIV Halbjahresbericht II/2005; Sonderausgabe A / 2006 [online]).

2.2 Das Aufkommen von AIDS als Auslöser für die Neuentdeckung der Sexualerziehung

Durch das Aufkommen von AIDS erfuhr die Sexualpädagogik oder auch Sexualerziehung genannt, neue Impulse. Eine breite Aufklärungsarbeit wurde mit der Bedrohung durch den HI-Virus erforderlich. Trotz voriger Meinungsverschiedenheiten der einzelnen Bundesländer in Bezug auf die Formen bzw. die Ausführung der Sexualerziehung, herrschte hier Einvernehmlichkeit, dass die Ansteckungsgefahr eingeschränkt und zu einem wichtigen Thema in der Sexualerziehung werden muss (vgl. Wellensiek 1992, S.53). Gegen dieses neuerliche Erstarken erhob sich sofort Kritik der verschiedenen Bedenkenträger.

So erlangte die Sexualerziehung plötzlich wieder öffentliches Interesse und kam schnell in die Kritik. Sie wurde verantwortlich gemacht für Promiskuität in der Gesellschaft, andererseits wurde der Sexualerziehung vorgeworfen, die Kinder und Jugendlichen nicht genügend mit Sachinformationen versorgt zu haben. Aufgrund des Aufkommens von AIDS setzten ab 1986 viele neue sexualpädagogische Aktivitäten ein, die aber nicht auf die bemängelten, grundsätzlichen Probleme eingingen. „[...] setzte um das Jahr 1986 eine fast unübersehbare Fülle sexualpädagogischer Aktivitäten ein, deren Ausmaß sogar den ’’Boom’’ der 1968er-Jahre übertraf“ (Müller 1992, S. 43).

Man einigte sich darauf, in den Schulen ab dato über die Verbreitung, Entstehung und Bekämpfung von AIDS zu informieren, wobei nicht nur auf biologische, hygienische usw. Aspekte eingegangen werden sollte, sondern auch Werte zu vermitteln galten.

Hier gab es deutliche Unterschiede in der Umsetzung dieses Auftrages. Vor allem in den südlichen Bundesländern mit hohem katholischen Bevölkerungsanteil wie Rheinland-Pfalz wurde sehr viel Wert auf die Vermittlung von partnerschaftlicher Treue bis hin zur Enthaltsamkeit als Ziel einer verantwortlichen Sexualität gelegt (vgl. Wellensiek 1992, S. 55f.). Durch die Enquete-Kommission „Gefahren von AIDS und wirksame Wege zu ihrer Eindämmung“ wurde nun durch alle vier Bundestagsfraktionen ein fächerübergreifender Sexualkundeunterricht an Schulen beschlossen. Auch ein Minimum der Zeit, in der dieser Unterricht stattfinden sollte wurde festgelegt. Alte Aufklärungsschriften der Bundesregierung wurden aus dem Unterricht genommen und Neue in Auftrag gegeben. Das Lehrermaterial wurde auf die aktuelle Problematik ausgerichtet und es entstand ein großes Angebot an Lehrerfortbildungen mit neuen Impulsen. Auch andere Institutionen mit Interesse an sexualpädagogischer Arbeit wie z.B. Pro Familia bauten ihre Angebote auf diesem Gebiet nach Aufkommen von Aids weiter aus (vgl. Müller 1992, S. 47).

Diese Entwicklung mutet für den Betrachter auf den ersten Blick sehr positiv an, wurde aber vor allem von Vertretern einer emanzipatorischen, sexualfreundlichen Sexualpädagogik, kritisch hinterfragt. Die – wie zu zeigen sein wird – berechtigte Befürchtung wurde laut, dass die konservativen Lager das Aufkommen von AIDS und die damit Verbundene Angst dazu nutzen könnten, ihre christlichen Vorstellungen von Sexualität wie das „predigen“ von Treue und Enthaltsamkeit neu zu etablieren und in die schulische Sexualerziehung einzubringen. „Eine dumpfe Gegenaufklärung, die AIDS als Verstärker ihrer antisexuellen Propaganda benutzt, macht sich breit“ (Kentler nach Müller 1992, S. 51).

Dieser gegenläufigen Prozesse eingedenk, wurde die Frage interessant was heutzutage in den schulischen Curricula und der Beratungsliteratur der BzgA zum Thema AIDS und HIV-Prävention geschrieben steht und in wie weit so der gewünschten Effekt, nämlich eine Eindämmung der Neuansteckungsgefahr mit dem HIV-Virus, erreicht werden kann. Damit soll sich meine Arbeit beschäftigen.

[...]


[1] Wenn ich in der vorliegenden Arbeit geschlechtsspezifische Bezeichnungen nur in der maskulinen Person aufführe, so ist dies der besseren Lesbarkeit der Arbeit geschuldet und soll keinesfalls eine Wertung oder Diskriminierung zum Ausdruck bringen.

Ende der Leseprobe aus 34 Seiten

Details

Titel
AIDS-Prävention in der schulischen Sexualerziehung
Untertitel
Eine Untersuchung anhand des Health-Belief-Modells
Hochschule
Universität Bielefeld
Note
1,7
Autor
Jahr
2005
Seiten
34
Katalognummer
V119337
ISBN (eBook)
9783640233410
ISBN (Buch)
9783640233595
Dateigröße
499 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
AIDS-Prävention, Sexualerziehung
Arbeit zitieren
Ninja Pieper (Autor:in), 2005, AIDS-Prävention in der schulischen Sexualerziehung, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/119337

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