Schliemanns Troja - Auseinandersetzung mit dem homerischen Ilion


Facharbeit (Schule), 2000

29 Seiten, Note: gut


Leseprobe


0 VORWORT:

Von jeher an der Geschichte der „Antike“ interessiert, kannte ich die Geschichte des Trojanischen Krieges schon sehr früh. Als mir eines Tages das Buch „Der griechische Schatz“ in die Hände fiel, „verschlang“ ich es. Seit dieser Zeit bin ich ein Anhänger Schliemanns und vom Wunsch besessen, selbst Archäologie zu studieren. Lange Zeit wollte ich keine Fachbereichsarbeit schreiben, doch als ich mich dazu entschloss, entschied ich mich in Sekundenschnelle für das Thema Troja – noch dazu, da ich selbst dort gewesen bin und mir nun meine eigene Meinung bilden konnte.

Eine Schwierigkeit dieser Fachbereichsarbeit werden die verschiedenen Schichten des Hügels Hisarlik sein und die Tatsache, dass man von diesen Schichten zu Schliemanns Zeiten noch nicht so viele kannte.

Ich möchte mich bei all den Personen bedanken, die mir bei meiner Materialsuche geholfen haben. Unter anderem gilt mein Dank:

Frau Professor Doz. Gerda S C H W A R Z vom Archäologischen Institut der Karl – Franzes Universität Graz

Herrn Dr. Hans Günter J A N S E N, Physiker der derzeitigen Troja–Ausgrabungen

Herrn Univ. Prof. Dr. Manfred K O R F M A N N, Leiter der derzeitigen Troja–Ausgrabungen

1 EINLEITUNG:

Wer kennt nicht den Mythos der schönen Helena, deren Entführung einen 10 Jahre währenden Krieg auslöste? Wer kennt nicht die Namen Agamemnons, Achills, Odysseus, Hektors und Paris´? Wer kennt nicht den Mythos um das Trojanische Pferd, mit dessen Hilfe man die einst so stolze Stadt Troja einnahm?

Ich möchte mich jedoch nicht mit diesem Mythos befassen, sondern vielmehr mit dem Platz Troja.

Durch die Entdeckung Trojas (?) wurde ein bis heute andauernder Streit der Wissenschaftler ausgelöst, ob Schliemanns Troja dem Homerischen Troja identisch sei.

Schliemann versuchte bis zu seinem Tod die Gegner „seines“ Trojas eines Besseren zu belehren, doch schließlich musste auch er einsehen, sich getäuscht zu haben.

Curtius und Boetticher waren die ärgsten Gegner Schliemanns und vertraten die Bunarbaschi–Theorie. Doch auch sie konnten nichts beweisen.

Virchow und Suchhardt waren von der Hisarlik Theorie überzeugt, doch auch diese beiden konnten keine eindeutigen Beweise vorbringen!

Einige Leute wieder setzten Troja mit Platons Atlantis gleich.

Mir fällt daher in dieser Arbeit zu, mich mit der Frage „wo liegt Troja wirklich“ zu befassen.

2 Schliemann und Troja

Schliemanns Vater erzählte seinem Sohn schon in frühester Jugend vom Trojanischen Krieg, den tapferen Helden, von Paris und Helena... und davon, dass Troja untergegangen sei. Seit damals hatte klein Heinrich nur eines im Sinn: Troja zu finden und auszugraben. Als er zu seinem achten Geburtstag Jerrers Weltgeschichte für Kinder von seinem Vater geschenkt bekam, meinte er: „Vater, du hast dich geirrt! Jerrer muß Troia gesehen haben, er hätte es ja sonst hier nicht abbilden können.“[1]

Viele Biographen Schliemanns meinen auch „daß es sogar eine Abmachung des knapp acht Jahre alten Jungen mit dem Vater gab, er werde einst die Mauern der Priamos–Feste freilegen.“[2] Vorerst jedoch konnte der mecklenburgische Pastorsohn seinen Wunsch nicht erfüllen, denn er hatte nicht die nötigen Geldmittel. Zuerst schuf er sich – durch seinen ausgeprägten Geschäftssinn – drei Vermögen und dann erfüllte er sich seinen Jugendtraum: Er begann, nach dem Ort Troja zu suchen. Von da an ging sein Name um die Welt und noch heute liegen die Wissenschaftler wegen ihm in ewigen Streitigkeiten, wo denn Troja liege. Eines aber ist gewiss wie der Hobbyarchäologe selbst schrieb: „Ich habe bewiesen, daß sich in fernen, prähistorischen Zeiten über weiter Ebene in Kleinasien eine Zitadelle erhob und daß diese Zitadelle in jeder Hinsicht dem Troja entspricht, das Homer in der „Ilias“ beschreibt.“[3]

3 Hisarlik oder der Bali Da ğ i bei Bunarbaschi?

3.1 Die zwei in Frage kommenden Orte

Zu Schliemanns Zeiten gab es zwei Orte, wo das sagenumwobene Troja angeblich liegen könnte.

Der erste Ort war der Hügel Bali Daği bei dem Dorf Bunarbaschi (heutiges Pinarbaşi) in der heutigen Türkei am Eingang der Dardanellen gelegen. Diese Theorie wurde von den meisten Wissenschaftlern unterstützt und

„Urheber dieser Lokalisierung war der französische Archäologe Jean Baptiste Lechavalier, der 1785 die Gegend mit der Ilias in der Hand erkundet und letztlich den Bali Da ğ i als Ort identifiziert hatte. Der Österreicher Johann Georg Hahn hatte 1864 zuletzt diese Meinung aufgrund seiner Funde bei Ausgrabungen auf dem Bali Da ğ i unterstützt.“[4]

Die zweite Theorie, dass Homers Troja sich am Hisarlik-Hügel (ebenfalls am Eingang zu den Dardenellen nur etwas nördlicher gelegen) befinde, vertrat zur damaligen Zeit nur der amerikanische Konsul Frank Calvert, dem eine Hügelhälfte gehörte. Bei einigen Ausgrabungsversuchen kamen zahlreiche Scherben zum Vorschein, wodurch er seine Vermutung bestätigt glaubte. Es gelang Calvert, Schliemann von seiner Theorie zu überzeugen und von dieser Zeit an setzte sich der Hobbyarchäologe den Kritiken seiner Gegner aus.

3.2 Erster Besuch der beiden Plätze

Schliemann war sich bewusst, dass er Troja am Eingang der Dardanellen zu suchen hatte, da der in der „Ilias“ beschriebene Hellespontes („ . . . bis daß die Achaier fliehn zu den Schiffen zurück und den Hellespontos erreichen“[5]) seiner Meinung nach, den Dardanellen zu entsprechen schien.

Zuerst besuchte er den „bekannteren“ Hügel – den Bali Daği und meinte auch, dass hier das vermeintliche Troja zu suchen sei [in dieser Zeit wusste er noch nichts vom Hügel Hisarlik, Anm. d. Verf.]. Schliemann bemerkte später aber über diesen Besuch: „Nur schien sie mir [Ebene, Anm. d. Verf.] beim ersten Blick zu lang, Troja lag viel zu weit vom Meer entfernt, wenn Bunarbaschi wirklich innerhalb des Bezirkes der alten Stadt erbaut ist, wie fast alle Archäologen behaupten, welche den Ort besucht haben.“[6]

Außerdem meinte er, in zwei von den vierzig Quellen bei Pinarbaşi, die kalte und warme Quelle entdeckt zu haben, die in der „Ilias“ beschrieben sind.[7] „Eine nämlich entfließt mit warmem Wasser, und wallend hebt sich ein Rauch aus ihr gleichwie aus brennendem Feuer. Aber die andere fließt so kalt wie der Hagel im Sommer oder im Winter der Schnee und Eis von gefrorenem Wasser.“[8]

3.2.1 Für Hisarlik und gegen Bunarbaschi

„Bei seinem ersten Besuch 1868 entscheidet er sich nach einer Geländebegehung für Hisarlik, begnügt sich aber nicht damit, dies nun umständlich zu begründen, sondern will auch im gleichen Atemzug noch den Beweis gegen Bunarbaschi antreten.“[9] In Frank Calvert fand Schliemann einen Verbündeten und nachdem er die offizielle Grabungserlaubnis, dem sogenannten Ferman, 1870 erhalten hatte, begann er, sich seinen Lebenstraum zu erfüllen.

Andere Wissenschaftler belächelten den nicht-ernst-zunehmenden Hobbyarchäo-logen. Für sie war es gewiss, Hisarlik konnte nicht Troja sein, denn schon in der Geschichte wurde der Bali Daği mit Ilion gleichgesetzt.[10] Schliemann versuchte, seinen Gegnern mit erneuten Ausgrabungen bei Bunarbaschi zu beweisen, dass er im Recht war, denn „zahllose Beschreibungen Homers paßten auf diesen Ort, aber darüber hinaus erschienen vor allem die geographische Lage und die Umgebung von Hissarlik als unwiderlegbare Beweise.“[11]

Außerdem hatte er bei seinen Ausgrabungen am Bali Daği nichts gefunden und da zyklopische Mauern [Trojas Mauern waren angeblich solche, Anm. d. Verf.] nicht einfach ohne weiteres verschwinden konnten[12], war das für Schliemann ein Beweis für die Richtigkeit seiner Theorie.

Für ihn entscheidend war jedoch die Tatsache, dass der Hisarlik zwischen den Flüssen Simoeis im Norden und Skamander im Süden lag, denn in der „Ilias“ stand: „Aber nachdem sie Troja erreicht und die doppelte Strömung, wo des Simóeis Flut sich vereint mit dem Strome Skamandros...“[13]

Würde Troja auf dem Bali Daği liegen, würde die „Ilias“ nicht auf wahren Tatsachen beruhen, denn weder der Simoeis noch der Skamander flossen in der Umgebung von Pinarbaşi. Für Schliemann war jedoch gewiss, dass Homer die Stadt einige Hundert Jahre nach ihrem Untergang gesehen haben musste, wie hätte er die Landschaft sonst so naturgetreu beschreiben können?

Auch als Schliemann die „kalte“ und die „heiße“ Quelle am Bali Daği untersuchte und meinte: „ Alle hatten dieselbe Temperatur, 17,5 Grad Celsius.“[14], war das für die restlichen Wissenschaftler noch immer kein Beweis, dass der Hobbyarchäologe Recht hatte.

Ernst Curtius, ein Gegner Schliemanns, bemerkt einmal, „Schliemanns Troja sei keineswegs eine Siedlungsstätte, es sei nichts anderes als eine große Nekropole.“[15] Weiters meinte er, der „Archäologe“ hatte irgendwelche Mauern aufdecken lassen, die für ihn schon den „Palast des Priamos“ verkörperten.[16]

Schliemann versuchte wieder, sich und seine Theorie zu verteidigen und rechtfertigte sich, indem er behauptete:

[...]


[1] Siebler, Michael: Troia–Homer–Schliemann. Mythos und Wahrheit. Mainz am Rhein: Philipp von Zabern 1990. 248 S., (Zaberns Bildbände zur Archäologie) ISBN 3-8053-1123-0, S. 99 [in weiterer Folge wird es als Siebler 1 zitiert]

[2] ebda. S. 95

[3] Joaquim, Nancy: Sophia Schliemann. Eine Frau entdeckt Mykene. München: Herbig Verlagsbuchhandlung 1994. 468S., ISBN 3-7766-1855-8, S. 410

[4] Siebler, Michael: Troia. Geschichte-Grabungen-Kontroversen. Mainz am Rhein: Philipp von Zabern, 1994. 120 S., (Zaberns Bildbände zur Archäologie) ISBN 3-8053-1626-7, S. 23 [in weiterer Folge wird es als Siebler 2 zitiert]

[5] Homer: Ilias. München und Zürich: Artemis Verlag, 1989. 9., 980S., ISBN 3-7608-1541-3, Gesang XV, Vers 233, S. 507

[6] Vandenberg, Philipp: Der Schatz des Priamos. Wie Heinrich Schliemann sein Troja erfand. Bergsich Gladbach: Gustav Lübbe Verlag, 1999. 454S., ISBN 3-404-61423-2, S. 158

[7] Vgl. Siebler 1: a.a.O, S. 100

[8] Homer: a.a.O, Gesang XXII, Vers 149f., S. 751

[9] Döhl, Hartmut: Heinrich Schliemann. Mythos und Ärgernis. München und Luzern: Bucher 1981. 144S., ISBN 3-7658-0371-5, S.89

[10] Vgl. Döhl: a.a.o, S. 445

[11] Joaquim: a.a.O, S. 173

[12] Vgl. Siebler 1:a.a.O, S. 103

[13] Homer: a.a.O, Gesang V, Vers 774f., S. 185

[14] Vandenberg: a.a.O, S. 159

[15] Döhl: a.a.O, S. 16

[16] Vgl. Siebler 1: a.a.O., S. 102

Ende der Leseprobe aus 29 Seiten

Details

Titel
Schliemanns Troja - Auseinandersetzung mit dem homerischen Ilion
Veranstaltung
Maturaarbeit
Note
gut
Autor
Jahr
2000
Seiten
29
Katalognummer
V118845
ISBN (eBook)
9783640221486
Dateigröße
549 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Schliemanns, Troja, Auseinandersetzung, Ilion, Maturaarbeit
Arbeit zitieren
Sigrid Vollmann (Autor:in), 2000, Schliemanns Troja - Auseinandersetzung mit dem homerischen Ilion, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/118845

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