Die Olympischen Spiele in der Kunst und Kultur der griechischen Antike


Hausarbeit (Hauptseminar), 2003

24 Seiten, Note: 1,2


Leseprobe


Inhalt

1. Einleitung

2. Die Bedeutung der Olympischen Spiele für das antike Griechenland

3. Die Widerspiegelung der Olympischen Spiele in Kunst und Kultur
3.1 Literatur und Musik
3.1.1 Pindar
3.1.2 Pausanias
3.2 Bildende Künste (Standbilder und Statuen)
3.3 Gebrauchsgegenstände (Geschirr, Vasen, Teller, Pokale etc.)
3.4 Münzen

4. Abschließende Betrachtung

5. Quellen und Literatur
5.1 Quelle
5.2 Literatur

1. Einleitung

Insofern man von Kontinuität in der menschlichen Geschichte und Kultur sprechen kann, muss man die Olympischen Spiele erwähnen. So ist es nicht nur die Vorstellung von Olympia selbst, die noch heute einen so hohen Bekanntheitsgrad in unserer Gesellschaft genießt, sondern auch die Idee, die sie trägt und dahinter steht. Denn unter den vielen Bräuchen der griechischen Kultur leben die Olympischen Spiele in besonderer Art und Weise fort. Der Geist und das Zeremonial dieser Veranstaltung verleihen diesem globalen und völkerumfassenden Sportfest ein besonderes Flair, das die Athleten einschlägig prägt und einen besonderen Stellenwert in ihrem Leben erhält.

Die Ausstrahlung und die dominierende Rolle, welche die Olympischen Spiele bis in die Gegenwart hin einnehmen, scheinen unerklärlich. Die einende Wirkung der Spiele in der Antike, die im Gefühl von Gemeinsamkeit und Stolz einer überlegenden Kultur zum Ausdruck kam, hat die Zeit überlebt. Der friedliche Wettkampf förderte damals wie heute bei den Teilnehmern und den Zuschauern Achtung und gegenseitiges Verstehen für den Anderen, das Unbekannte.

Aber solange die Olympischen Spiele existierten, existierte auch die Kritik an ihnen. So hoch das Lob für die Athleten auch war, so groß war auch die Kritik an ihnen. Wenn heute über ein ausgewogenes Verhältnis zwischen Hochleistungssport und Breitensport diskutiert wird, kommt das der Situation im Altertum recht nahe. In diesem Sinne behält die Auseinandersetzung mit dem Sport der Antike ihre Aktualität und hat dazu geführt die Geschichte des griechischen Sports in zwei Phasen zu unterteilen: in die „heile Welt der Frühzeit“ und in die „Dekadenz der Spätzeit“.

In dieser Belegarbeit wird die Faszination für die Olympischen Spiele im antiken Griechenland, aber besonders ihre materielle Wiedergabe, dargestellt werden. Wie manifestierten sich die Olympischen Spiele in der antiken Kunst und Kultur der Griechen? Diese Frage wird im Mittelpunkt der Arbeit stehen. Stellvertretend kann immer nur ein kleiner Teil der Quellen betrachtet werden. Die hierbei ausgewählten Beispiele sind in meinen Augen als elementar anzusehen. Bei der Beschreibung wird die griechische Antike als Ganzes betrachtet werden. Es wird keine spezielle Unterteilung in Archaische Zeit, Klassik oder Hellenismus vorgenommen.

2. Die Bedeutung der Olympischen Spiele für das antike Griechenland

Die Griechen der Antike haben ihre Körperübungen (Gymnastik) ganz systematisch und über einen langen Zeitraum entwickelt. Die Ertüchtigung und die Freude durch Sport und Spiel, sowie die Vorbereitung auf Krieg und Beruf, waren sehr wichtige Antriebsgründe zur Körpererziehung gewesen. Die seit 776 v. Chr. urkundlich belegten Olympischen Spiele sind wahrscheinlich älter und ihr Ursprung liegt im religiösen Bereich.[1] Denn in der Frühgeschichte Griechenlands dienten die Olympischen Spiele weniger der körperlichen Ertüchtigung als der Verehrung der Götter.[2] Hierin liegt auch die hervorzuhebende Aufgabe der Olympischen Spiele. Olympia war neben den Nemeen und den Isthmien ein Ort höchster Religiosität, der erst mit dem Auftreten des Christentums wirklich verschwand. Wie stark die religiösen Wurzeln Olympias waren, zeigt der Preis der Sieger. Der Kranz aus dem Zweig des heiligen Olivenbaums, der an die Einweihungszeremonie der Obsternte erinnerte, sowie das Anzünden des heiligen Feuers im Zeustempel, galten als größte Ehre.[3] Dieses kultische Zeusfest war es auch, das Bürger aller Poleis, aller Kantone und aller Völkerschaften Griechenlands zu einer Religionsgemeinschaft zusammenschweißte. Sie unterlagen innerhalb dieser Gemeinschaft dem Ekecheiria (Gottesfrieden) und waren dazu verpflichtet, ihn einzuhalten. Grundsätzlich muss aber gesagt werden, dass der in Olympia verkündete Ekecheiria die vielen kleinen und großen griechischen Staaten kaum davon abhielt, sich gegenseitig zu bekriegen. Jedoch sicherte und ermöglichte dieser Gottesfrieden eine konstante Durchführung der Olympischen Spiele und hatte dadurch einen zumindest lokal befriedenden Charakter und Einfluss auf die griechische Welt und diente gleichzeitig ihrer kulturellen Einheit.[4] Olympia bekam dadurch mehr und mehr die Eigenart eines Nationalfestes mit Einheitssinn. Die Rechnung in Olympiaden wurde zur ersten einheitlichen Zeitrechnung Griechenlands und auch Politiker trafen sich auf dem neutralen Boden der olympischen Wettkampfstätten. Hier konnte man Verträge aushandeln und sich gleichzeitig friedlich im Wettstreit messen.

Außerdem war es nirgendwo einfacher in der Nähe der Götter zu sein als in Olympia. Dieser Aspekt veranlasste viele Griechen, an den Olympischen Spielen teilzunehmen. Der griechische Mensch konnte dort seine Natur im Wettkampf ausleben, um so der Götterwelt gerecht zu werden, die nur am Schönen, Gesunden und Vollkommenden Gefallen fand. Man diente den Göttern dadurch, dass man seinen Körper und seinen Geist bestmöglich ausbildete. Die Attraktivität der Menschlichkeit, vor allem die des Athleten, spiegelte sich in der gesamten griechischen Kunst und Kultur wieder. Götterstatuen, besonders in der Klassik, fanden ihre Vorbilder in den Athleten jener Zeit und umgekehrt.[5] Das Ideal des Athletischen gepaart mit dem hohen Stellenwert der Religion formte und beeinflusste die griechische Kunst und Kultur wie keine andere schöpferische Kraft. Die Künstler jener Zeit hielten in Werken oft Trainings- und Wettkampfszenen fest. Damit unterstützten und förderten sie dieses Schönheitsstreben, wobei sich die Darstellung stets der fortschreitenden Auffassung über den Menschen und seiner gesellschaftlichen Stellung unterwarf.

Ebenso bildete Olympia für die Kolonien, die Neugründungen griechischer Stadtstaaten, eine wichtige Ebene der Emanzipation.[6] Seit 576 v. Chr. nahmen auch die griechischen Kolonien an den Olympischen Spielen teil. Die politisch und wirtschaftlich schnell aufgeblühten Pflanzstädte stellten ihre kulturelle Verbundenheit mit der griechischen Heimat durch reich ausgestattete Festgesandtschaften dar. Dieser Punkt zeigt deutlich, dass Olympia zum kulturellen Mittelpunkt des griechischen Mutterlandes geworden war. Die Olympischen Spiele gewannen um 550 v. Chr. eine einzigartige Stellung als panhellenisches Fest in Griechenland.[7] Olympia wurde der Umschlaghafen für Innovationen aller Art, die dann von den Gesandten und Sportlern mit in die Heimat genommen wurden. Die Olympischen Spiele haben auch maßgeblich zur Verbreitung der Demokratie und ihrer Ideale beigetragen.[8] Nicht zufällig liegt die Blütezeit der Polisgesellschaft Griechenlands im Zeitraum der Herausbildung und Ausbreitung der Demokratie.[9]

Das alte Streben, sich im Wettkampf (Agon) zu messen und zu siegen, tapfer und klug, hochherzig und besonnen zu sein, war bis dahin ein adliges Privileg gewesen. Aber auch darin liegt die Bedeutung Olympias: Die Olympischen Spiele und die Olympische Idee haben diesen kleinen Kreis Auserwählter aufgetrennt und für alle freien und eingeschriebenen Bürger jeder Polis geöffnet. Die eben genannten adligen Prinzipien wurden jetzt auch dem Bürgertum zugänglich. Aber trotzdem verband Adel und Bürgertum das Interesse, ihre Herrschaft über Land und Sklaven zu festigen. Daraus ergab sich freilich kein Konflikt. Allein die Arete, das Ideal der männlichen Tugend, erfuhr eine Erweiterung im Sinne der Kalokagathia; gemeint ist die Erziehung zum körperlich und geistig harmonisch erzogenen Menschen. Gymnastik und Agonistik unterlagen nun einer Demokratisierung und wurden für jeden freien Polisbürger zur staatsbürgerlichen Pflicht.[10] Aber letztlich führte diese Entwicklung zusammen mit der allgemeinen Krise der Sklavenhaltergesellschaft im 5. Jahrhundert v. Chr. dazu, dass die Bürger, die sich im wirtschaftlichen Konkurrenzkampf miteinander befanden, kaum noch die Zeit hatten, staatliche Aufgaben wahrzunehmen, so dass auch die Beteiligung der Bürger an Gymnastik und Agon zurückging. Die ökonomische Arbeitsteilung führte zu einer Spezialisierung der Gesellschaft auf allen Ebenen. Schließlich kam es zur Herausbildung des Berufsathletentums.[11] Einschlägige Namen großer Athleten zogen die Menschen nach Olympia und fast alle panhellenischen Spiele erhielten einen volksfestähnlichen Charakter. In dieser Zeit büßten die Spiele ihre kultischen Inhalte fast völlig ein. Nach einem kurzen Aufschwung in der makedonischen Zeit führten politische, kulturelle und ökonomische Probleme die Gesellschaft Griechenlands in eine schwere Krise. Diese äußerte sich in verschiedenartigen Verfallserscheinungen der Poleis. Die freien Bürger verarmten immer mehr, während das Eigentum der Sklavenhalter anwuchs.[12] Kennzeichnend für diese Periode waren die endgültige Vorherrschaft des Berufsathletentums und der Niedergang der Stadtstaaten.

Durch die Feldzüge an die Ränder der damals bekannten Welt, welche die Heere Alexander des Großen unternommen hatten, wurde das Griechentum einer neuen Qualität unterworfen. Von jetzt strömten nicht nur Griechen, sondern auch Syrer, Ägypter oder andere von Alexander eroberte Völker nach Olympia. Aber Olympia konnte davon nicht profitieren. Diese Neugriechen kamen mit anderen Vorrausetzungen nach Olympia. Die Olympischen Spiele hatten für sie nicht dieselbe Bedeutung, denn Olympia war nicht mehr ein unmittelbarer Teil ihrer Lebenswelt. Ähnliches lässt sich über die Römer sagen, welche die Gymnastik der Griechen als otium graecum bezeichneten und keinen erkennbaren Nutzen in ihr sahen. Als Makedonien, Heimat des Hellenismus, 148 v. Chr. römische Provinz wurde, verloren die Olympischen Spiele endgültig ihren panhellenischen Charakter und fanden nicht mehr zu ihrem alten Glanz zurück.[13] Dem ungeachtet lag die eigentliche Bedeutung Olympias in der Fähigkeit, die im Normalfall zersplitterten und verfeindeten Stadtstaaten in einem Wettkampf mit kultischem Hintergrund zu vereinen und so etwas wie ein Nationalbewusstsein auf sportlicher Ebene zu erzeugen, das einen überdauernden Geist hatte.[14] Olympia war und ist ein Symbol für Kontinuität griechischer Kultur in der Menschheitsgeschichte.

[...]


[1] Horn, Bernhard: Von Olympia bis heute. Athen bis Tokio. München 1964, S. 13.

[2] Vgl. Schöbel, Heinz: Olympia und seine Spiele. Leipzig 1976, S. 13.

[3] Ebenda, S. 14.

[4] Weber, Georg: Griechische Geschichte. Essen 1985, S. 223.

[5] Lukas, Gerhard: Die Körperkultur in frühen Epochen der Menschheitsentwicklung. Berlin 1969, S. 116.

[6] Weber, S. 221.

[7] Schöbel, S. 21.

[8] Vgl. Welwei, Karl-Wilhelm: Die griechische Polis. Stuttgart 1998, S. 39 ff.

[9] Bengtson, Herrman: Griechische Geschichte. München 1994, S. 78 ff.

[10] Popplow, Ulrich: Leibesübungen und Leibeserziehung in der griechischen Antike. Band 2. Stuttgart 1959, S. 99ff.

[11] Ebenda, S. 159.

[12] Schöbel, S. 26.

[13] Ebenda, S. 27.

[14] Herrmann, Hans- Volkmar: Olympia. Heiligtum und Wettkampfstätte. München 1972, S. 44.

Ende der Leseprobe aus 24 Seiten

Details

Titel
Die Olympischen Spiele in der Kunst und Kultur der griechischen Antike
Hochschule
Universität Rostock  (Institut für Sportwissenschaften)
Veranstaltung
Sportgeschichte Hauptseminar
Note
1,2
Autor
Jahr
2003
Seiten
24
Katalognummer
V118802
ISBN (eBook)
9783640221288
ISBN (Buch)
9783640223268
Dateigröße
472 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Olympischen, Spiele, Kunst, Kultur, Antike, Sportgeschichte, Hauptseminar
Arbeit zitieren
Frank Stüdemann (Autor:in), 2003, Die Olympischen Spiele in der Kunst und Kultur der griechischen Antike, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/118802

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