Der Aufstieg des Faschismus und autoritärer Regime in Europa in der Zwischenkriegszeit


Hausarbeit (Hauptseminar), 2008

23 Seiten, Note: 1,0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

Einleitung.

1.0 Ideologie und Grundzüge des Faschism
1.1Unterschiede zwischen italienischem Faschismus und deutschem Natio­nal­so­zialismus

2.0 Gründe für die antidemokratische Haltung und den Aufstieg autoritärer Re­gime in Europa

3.0 Entstehung u. Aufstieg autoritärer und faschistischer Regime in Europa
3.1 Nationalsozialismus in Deutschland
3.2 Faschismus in Italien
3.3 Spanien
3.4 Ostmittel- und Südosteuropa
3.5 Sowjetunion…

Schlussbetrachtung…

Literaturverzeichnis…

Einleitung

Das Ende des 1. Weltkrieges bedeutete für Europa eine Umgestaltung im großen Maße nach den Vorstellungen der Siegermächte. Diese waren auf ein demokrati­sch-parlamentarisches Herrschaftsprinzip ausgelegt. Dennoch setzten sich seit Ende der 1920er bzw. Anfang der 1930er Jahre immer mehr faschistische bzw. autoritäre Re­gime in vielen Ländern Europas durch. Die Demokratie in Europa konnte sich in eini­gen Ländern in der Zeit zwischen den Weltkriegen nicht durchsetzen. Hier sollen nun die Gründe für das Aufkom­men faschistischer Staaten bzw. autoritärer Regime dar­gestellt werden. Es soll auch der Unterschied zwischen italienischem Faschismus und deutschem Nationalsozialismus geklärt werden und auch soll auf den Sonderfall der Sowjetunion als autoritäres Regime eingegangen werden. Was waren die Gründe für die ableh­nende Haltung gegenüber der Demokratie in einigen Ländern Europas und warum konnte sich ein autoritäres oder faschistisches Regime durch­setzen und welchen Ideologien lagen sie zu Grunde? Dies soll an­hand von ausge­wählten Beispielen dargestellt und behandelt werden. Dabei wird vornehmlich auf die Zeit von 1930 bis 1938 eingegan­gen. Wobei es aber unabding­bar ist auch außerhalb dieser Zeitspanne auf Darstellungen be­züg­lich des Faschismus und autoritären Systemen einzugehen, da die Ursa­chen und Zusammenhänge un­ter an­derem vor 1930 zu suchen sind.

1.0 Ideologie und Grundzüge des Faschismus

Der Begriff Faschismus kommt vom lateinischen „fasces“ und bedeutet Rutenbündel mit einem Pfeil als Zeichen der Macht der römischen Konsuln und Prätoren.[1]

Zunächst war Faschismus nur die Bezeichnung der politischen Bewegung, die aus dem von Benito Mussolini 1919 gegründeten Fasci di Combattimento (italieni­sche Kampfbünde) hervorging und die 1922 mit dem Marsch auf Rom, die Macht in Italien an sich riss.[2] Unter anderem sind die zentralen Elemente der faschistischen Ideolo­gie das Führer­prinzip. Ein Führer, der das gesellschaftliche Leben in allen Be­reichen mit seiner Ideologie des Faschismus durchdringen soll. Sowohl Staat als auch Ver­waltung wer­den weltanschaulich und dem Führerprinzip gemäß organisiert und do­miniert. Der Faschismus lehnt liberale, marxistische sowie konservative Welt­an­schauungen ab und versucht seine eigene ideologische Weltanschauung auf der Basis von Gewalt umzusetzen.[3] Diese ist von Revisionismus und Nationalismus ge­prägt. Hierbei ist aber eher der Ultranationalis­mus gemeint, welcher nicht der Vor­stellung einer Nationalität folgt, die auf universel­len Menschenrechten, dem Resi­denz-Prinzip und der Zugehörigkeit zu einer Zivilge­sellschaft beruht, die sich weder ethnischem und kulturellem Pluralismus noch der Toleranz ver­pflichtet fühlt.[4] Der expansionistische Revisionismus basiert auf verloren gegangenen Kriegen bzw. auf Benachteiligungen in Friedensverhandlungen. Der Revisionismus kann somit weitrei­chende Konflikte mit anderen Staaten nach sich ziehen.[5]

Auch stellt sich Faschismus gegen die Demokratie und den Parlamentaris­mus und strebt einen am Militär orien­tierten Einparteienstaat an.[6] Durch den weltrevolu­tionä­ren An­spruch des Kommunis­mus bzw. Bolschewismus produzierte der Faschismus eine Freund-Feind-Ideologie, welche eine totalitäre bzw. autoritäre Ausübung der Herrschaft erst möglich macht. So werden in­nenpolitische Probleme verschleiert oder umfunktioniert und durch Aggressionen nach außen abgeleitet. Der zur Schreckens­gestalt stilisierte Feind (Kommunis­mus/Bolschewismus, Demokratisch-parlamentari­sches System) wird als Wurzel allen Übels aufgebaut und seine Eliminierung ver­spricht die Lösung aller nationalen Probleme.[7]

Rassismus und Antisemitismus sind ebenfalls Be­standteile des Faschismus. Es wer­den an­dere ethni­sche Minderheiten im Staat, als innen­politi­sche Feinde angese­hen und be­kämpft, jedoch sind die Ausmaße nicht bei allen fa­schisti­schen Bewegun­gen gleich stark ausgeprägt. Die Bereit­schaft zur staat­lichen, physischen Gewalt in Form von Terror und Massenverhaftun­gen von politi­schen Gegnern ist ein weiteres Merk­mal in fa­schistischen Diktaturen. Doch gibt es auch hier in den einzelnen fa­schisti­schen Be­wegungen unterschiedlich stark aus­ge­prägte Formen dieser Anwen­dun­gen.[8]

1.1 Unterschiede zwischen italienischem Faschismus und deutschem Natio­nalso­zialismus

Zwar wird der Nationalsozialismus in Deutschland dem faschistischen Herrschafts­modell zugeordnet, welche gemeinsame Grundzüge, wie die Bildung eines Einpar­teienstaates, extremen Nationalismus, Gewalttätigkeit und eine grundsätzliche Nei­gung zum Militarismus haben. Auch lässt sich erkennen, dass beide Systeme einen neuen revolutionären Menschen erschaffen wollten und die komplette Gesellschaft in einem Wirtschaftsprogramm neu organisierten und dieses in den Vordergrund ge­stellt hatten. Doch vollzog sich im Gegensatz zu Hitler in Deutsch­land bei Mussolini in Italien nur eine fa­schistische Revolution an der Spitze. D.h., dass die öffentlichen Äm­ter und Institutio­nen nicht mit faschistischen Gesinnungsgenossen besetzt wur­den. Die staatliche Verwaltung veränderte sich zunächst verhältnismäßig wenig, ge­nauso wie in den Provinzen und auf lokaler Ebene blieben die alten Verwaltungsap­parate bestehen. Teils hatte Mussolini mehrere Ministerien inne, jedoch ließ er sie von hoch­rangigen Beamten verwalten. Im weitesten Sinne blieb die alte Ordnung be­stehen und es kam eher an einen Herrschaftskommpromis mit den alten Eliten in Italien zu­stande. Zwar war das faschistische System eine persönliche politische Dik­tatur von Mussolini, die aber juristisch immer noch im Rahmen der Monarchie agierte. König Viktor Emanuel III war weiterhin Oberhaupt des italienischen Staates und Mussolini Re­gierungschef. So blieb das italienische Regime weitgehend ein Rechts­staat mit Se­mipluralismus und formellem Recht. Auch ließ sich Mussolini nicht auf einen Konflikt mit der katholischen Kirche ein, allein schon aus ideologischen Grün­den, weil diese einfach italienisch war.[9]

Im Gegensatz zu Mussolini, war Hitler­deutschland ein totalitä­rer Staat. Hitler durch­zog die ganze Gesellschaft mit seiner Ideologie und er­fasste durch die Gleichschal­tung der gesellschaftlichen Institutionen gemäß dem Führerprinzip jedes Individuum im Staat. Jeder hatte sich nach na­tionalsozialisti­scher Vorstellung, dem Kollek­tiv un­ter zu ordnen und wurde mit der Hitler-Ideologie permanent im Alltag konfron­tiert. Hitler gab sich nicht mit einer be­grenzten pluralistischen Diktatur zufrieden, wie sie in Italien vorzufinden war, wo die Partei dem Staat stets untergeordnet war. Statt­des­sen entwickelte sich in Deutschland eine ständig expandierende Bürokratie, die zu­se­hends mit Nationalsozialisten besetzt wurde.[10]

Auch fehlte in Italien die Einrichtung von Konzentrationslagern für politische Gegner bzw. die Massenverhaftungen von Oppositionellen. Die Geheimpolizei hatte in Italien wenig Bedeutung und es wurden auch nicht annähernd so viele Todesurteile wie in Nazi-Deutschland ausgesprochen. Es gab bis 1940 lediglich 9 Hinrichtungen aus politischen Gründen und bis 1943 folgten noch 13 weitere. Das Mussolini Regime war brutal und repressiv, aber nicht mörderisch und blutrünstig.[11]

Ein weiterer Aspekt der einen Unterschied in den beiden Systemen aufweist, ist der Rassismus bzw. die Umset­zung der Rassenpolitik. Im nationalsozialistischen Deutschland herrschte eine Rassen­lehre, die es in Italien in dieser Form nicht gab. Hitler stütze sich auf die Ideologie, dass dem deut­schen Volk eine langsame Ver­nichtung durch die jüdische Rasse drohe. Deshalb war er der Meinung, dass die Ge­schichte nicht etwa von sozial-öko­nomischen Faktoren bestimmt ist, sondern von den Auseinandersetzungen zwischen den einzelnen eth­nisch-biologischen Gruppen. Hierzu äußerte sich Hitler, dass Politik die Kunst der Durchführung des Lebens­kampfes eines Volkes um seines irdischen Daseins bein­haltet, mit dem Ziel der je­weiligen Volkszahl die zur Ernährung notwen­dige Raum­menge zu sichern hat. Des Weiteren betrachtete der Nationalsozialismus die Arier als Herrenmen­schen und Ju­den, Slawen und alle die im Sinne des Nationalsozialismus Nicht-Arier waren als Untermenschen, welche man ver­nichten muss. Somit strebte Hitler eine Weltherr­schaft an, die in mehreren Phasen umzusetzen war.[12] Demnach be­steht im Nationalso­zialismus in Deutsch­land eine Ver­knüpfung zwischen Expansio­nismus und der Rassenlehre. In Italien beschränkte man sich lediglich auf regionale Expansions­ziele, um ein großitalienisches neorömisches Imperium wieder aufleben zu lassen.[13] Somit bestand keine direkte Verbin­dung zwischen Un­terdrückung und Verfolgung aus ras­sistischen Gründen und den Expansionsplänen Mussolinis. Aber über den Umfang der Verfolgungen der ideolo­gisch-rassistischen Gegner Italiens herrscht keine ge­schlossene Meinung in der Forschung.[14]

2.0 Gründe für die antidemokratische Haltung und den Aufstieg autoritärer Re­gime in Europa

In den 1920er und 1930er Jahren erfasste Europa unter anderem auch durch die Folgen des 1. Weltkrieg und seine neue Ordnung, eine Reihe von Krisen, die die Ab­lehnung des demokratischen Systems in vielen Staaten zur Folge hatte. Eine davon war die Welt­wirtschaftskrise die im eigentlichen Sinne letztendlich die Demokratie in die Defen­sive drängte.

Der Börsenkrach von 1929 in den USA, löste die Weltwirtschaftskrise aus. Langfris­tig angelegte Kredite blieben aus, dadurch nahmen die europäischen Exporte in die USA ab. Somit fehlte es an Kapital, die Preise am Weltmarkt fallen und eine Reihe von Banken musste 1931 Konkurs anmelden. Hierdurch wurden viele Unternehmen zah­lungsunfähig und gingen insolvent. Die Folge war die Massenarbeitslosigkeit in Eu­ropa und in den USA. Zunächst betraf dies in Europa nur Deutschland, jedoch er­fasste die Massenarbeitslosigkeit allmählich auch andere europäischen Staa­ten. Nicht alle europäischen Staaten waren im gleichen Maß von der Weltwirtschafts­krise betroffen bzw. konnten sich eher aus der Krise befreien als andere. Die meisten Län­der in Europa wandten sich dem Protektionismus zu und erhoben Schutzzölle. Län­der, wie Frankreich und Großbritannien konnten sich als europäische Kolonial­macht hierdurch eher aus der Krise befreien als andere Länder die keine Kolonien besaßen. In Ländern wo die Krise länger andauerte, traute man der parlamenta­rischen Regie­rung nicht mehr die Lösung der innerstaatlichen Probleme zu. Aufgrund ihres kom­munistischen Systems wurde die ökonomische Lage der Sowjetunion von der Welt­wirtschaftskrise nur unwesentlich beeinträchtigt.[15]

Doch der Hauptgrund für den Rückzug der Demokratie war die Oktoberrevolution im zaristischen Russland 1917, d.h. die revolutionäre Kraftentfaltung der Linken. Der Aufstieg des Kommunismus entwickelte eine Gegenbewegung der Rechten in Eu­ropa. Die bestehenden konservativen Kräfte nach dem 1.Weltkrieg sahen ihre Ge­sellschaftsordnung durch die kommunistische Revolution bedroht und orientierten sich zu den kämpfenden, radikalen Rechten Kräften hin. Die lang anhaltenden inner­staatlichen Probleme im Zuge der Weltwirtschaftskrise und die Versailler Ordnung setzten speziell in Ostmitteleuropa sowie in Deutschland und Italien extremen Natio­nalismus und Ethnozentrismus frei, wodurch die alte internationale Ordnung in Frage gestellt wurde. Es waren nun charismatische Führer gefragt, welche für Stabilität und Ord­nung sorgen sollten.[16] Wobei ein ausgeprägter Rassismus nicht auf alle autoritä­ren Rechten Kräfte zu übertragen ist. Er fand nur in Deutschland eine radikale Form der Umsetzung, indem man Konzentrations- und Vernichtungslager errichtete.[17]

[...]


[1] Dtv-Atlas zur Weltgeschichte. S. 460

[2] Payne, Stanley: Geschichte des Faschismus. S. 143-145.

[3] Payne, Stanley: Geschichte des Faschismus. S. 21

[4] Griffin, Roger: Völkischer Nationalismus als Wegbereiter und Fortsetzer des Faschismus. S. 25

[5] Möller, Horst: Europa zwischen den Weltkriegen. S. 77-78

[6] Nolte, Ernst: Die Krise des liberalen Systems und die faschistischen Bewegungen. S. 385

[7] Möller, Horst: Europa zwischen den Weltkriegen. S 76-77

[8] Möller, Horst: Europa zwischen den Weltkriegen. S. 102-103

[9] Payne, Stanley: Geschichte des Faschismus. S. 155-157 und 259-261

[10] Payne, Stanley: Geschichte des Faschismus. S. 231 und 241f.

[11] Payne, Stanley: Geschichte des Faschismus. S. 156

[12] Schmidt, Rainer F.: Die Außenpolitik des Dritten Reiches 1933-1939 S. 108

[13] Payne, Stanley: Geschichte des Faschismus. S. 274

[14] Vgl. Möller, Horst: Europa zwischen den Weltkriegen. S. 138 und Wippermann, Wolfgang: Faschismustheo­rien in systematischer Perspektive. S. 16

[15] Möller, Horst: Europa zwischen den Weltkriegen. S. 82ff

[16] Altrichter, Helmut u. Bernecker, Walther L.: Geschichte des 20. Jahrhunderts. S. 51f.

[17] Möller, Horst: Europa zwischen den Weltkriegen. S. 102f.

Ende der Leseprobe aus 23 Seiten

Details

Titel
Der Aufstieg des Faschismus und autoritärer Regime in Europa in der Zwischenkriegszeit
Hochschule
Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt am Main  (Historisches Seminar)
Veranstaltung
Europa im 20. Jahrhundert
Note
1,0
Autor
Jahr
2008
Seiten
23
Katalognummer
V118434
ISBN (eBook)
9783640216659
ISBN (Buch)
9783640216680
Dateigröße
458 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Aufstieg, Faschismus, Regime, Europa, Zwischenkriegszeit, Europa, Jahrhundert
Arbeit zitieren
Ralph Simon (Autor:in), 2008, Der Aufstieg des Faschismus und autoritärer Regime in Europa in der Zwischenkriegszeit, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/118434

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