Zu "Die Jungfrau von Orleans" von Friedrich Schiller. Geschichtliche Hintergründe und Interpretationsansätze


Hausarbeit (Hauptseminar), 2008

37 Seiten, Note: 1


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

I. Einleitung

II. Geschichtliche Hintergründe
1. Politische und gesellschaftliche Rahmenbedingungen
2. Die historische Johanna von Orleans

III. Schillers Abweichen vom historischen Stoff

IV. Gründe für Schillers Abweichen vom historischen Stoff
1. Veredelung der Theaterkunst in Weimar
2. Die Auseinandersetzung mit Voltaires Pucelle –
„Die Jungfrau von Orleans“ als sentimentalisch-elegische Dichtung
3. Das Pathetisch-Erhabene in der Jungfrau von Orleans

V. Zur Entstehungsgeschichte des Werkes 1800 - 1801
1. Biographisches
2. Entstehungsgeschichte
3. Die politische Situation in Deutschland

VI. Interpretationsansätze
1. Marxistische Interpretationen
2. Clasen: Zur Darstellung der Frau in Schillers Frauendramen

VII. Bezüge zu den anderen im Modul besuchten Veranstaltungen
1. Szenische Verfahren im Deutschunterricht
2. Diagnose und Förderung des Textverstehens in der Sekundarstufe I

VIII. Abschluss
1. „Die Jungfrau von Orleans“ – ein typisches Werk der Weimarer Klassik?
2. Persönliches Fazit

IX. Literaturverzeichnis

I. Einleitung

„Friedrich Schiller [ist] eine der schwungvollsten Gestalten unserer Literatur. Während in der Metropole Paris die Revolution tobte, revolutionierte er zuerst in Stuttgart und dann in Jena und Weimar die deutsche Geistesgeschichte. Sein Enthusiasmus wirkte ansteckend, daher seine Begabung für Freundschaften, daher sein Charisma. Was Schiller in Schwung brachte – sogar Goethe ließ sich mitreißen - , hat man später den „Deutschen Idealismus“ genannt“[1] Diese Sätze beschreiben die Faszination, die auch heute noch von diesem Mann ausgeht, eine Faszination, die auch ich spürte, als ich im letzten Jahr im Rahmen einer Radtour Marbach am Neckar besuchte, Geburtshaus und Nationalmuseum, um „unserem Schiller“ besser kennenzulernen. Die Anregungen, die ich dort erhielt, haben mich motiviert, diese Veranstaltung zu seinem Leben und Werk für meinen Semesterplan auszuwählen.

Für „Die Jungfrau von Orleans“ hat mich mein Interesse an historisch bedeutenden Persönlichkeiten, in diesem Fall einer Heiligen und einer Frau, besonders motiviert. Meine Tätigkeit als Gästeführerin in meinem Heimatort Meßkirch und meine damit verbundene Beschäftigung mit den früher hier lebenden Personen haben mir immer wieder gezeigt, welch guten Resonanzboden sie doch zur Reflexion unserer Lebenssituation und unserer Erfahrungen abgeben. Als Religionspädagogin treibt mich natürlich ein Interesse an Menschen, ihren spirituellen Erfahrungen und ihrem Umgang damit um.

In dieser Arbeit soll es zunächst darum gehen, die Hintergründe dieses historischen Stoffes darzustellen und zu beleuchten. Schiller hat sich in seiner Funktion als Geschichtsprofessor in Jena auch bei der Planung dieses Werkes, wie beispielsweise auch beim Wallenstein, sehr intensiv damit befasst. Interessant wird dabei sein, Übereinstimmungen und Unterschiede zwischen der Historie und dem Stück herauszuarbeiten und dabei Erklärungen für Abweichung zu finden. Für diese Arbeit habe ich drei mir relevant und plausibel erscheinende ausgewählt, die Schillers Biographie und theoretische, das literarische Schaffen reflektierende Aufsätze zugrunde legen. Schillers Biographie und die politische Situation in Deutschland, wie auch die Entstehungsgeschichte des Werkes, sollen darauf aufbauend, ebenfalls einen Beitrag zum besseren Verstehen des Werkes „Die Jungfrau von Orleans“ beitragen. Außerdem werde ich zwei Interpretationsansätze, marxistische und einen die Rolle Johannas als Frau reflektierenden, darstellen. Einen weiteren Teil der Arbeit bilden außerdem noch Bezüge zu den beiden außerdem im Modul besuchten Veranstaltungen, wie es die Studienordnung ja vorsieht. Abschließend soll in der Zusammenschau der Ergebnisse belegt werden, inwieweit „Die Jungfrau von Orleans“ ein typisches Werk der Weimar Klassik ist. Dem soll ein persönliches Fazit angeschlossen werden.

Ausdrücklich verweise ich auch auf die Arbeit von Michaela Wohnhas, der ich für die kreative, kritisch reflektierende und verlässliche Zusammenarbeit ganz herzlich danke.

II. Geschichtliche Hintergründe

Um die Geschehnisse rund um Johanna von Orleans richtig einordnen zu können, ist es wichtig sich die politischen und gesellschaftlichen Rahmenbedingungen ihrer Zeit bewusst zu machen. Ihre Biographie und ihre Wirkung, die ebenfalls dargestellt werden sollen, können so besser verstanden werden.

1. Politische und gesellschaftliche Rahmenbedingungen

1328 stirbt mit Karl IV. in Frankreich die Linie der Kapetinger aus. Das salische Gesetz sieht eine weibliche Erbfolge nicht vor. Deshalb wird Eduard III. von England aus dem Haus Plantagenets, der Sohn der Schwester Karls IV., nicht König von Frankreich. Der Thron geht an Philipp VI., einen Vetter Karls IV., aus dem Haus Valois über. Sein Wappen mit den drei Lilien, mit denen später Johanna ihre Fahne schmückt, wird Königswappen. Eduard III. bestreitet die Gültigkeit des salischen Rechtes für diesen Fall, legt sich Titel und Wappen eines französischen Königs zu und zieht aus, um Frankreich zu erobern. Dies ist der Beginn des 100-jährigen Krieges zwischen Frankreich und England. Der Sohn Eduards, „der schwarze Prinz“[2], besiegt die Franzosen bei Poitiers.

1360 kommt es zu einer Annäherung der feindlichen Parteien im Frieden von Bretigny. „Die Valois traten Calais und Südwestfrankreich an England ab und Eduard III. verzichtet auf den französischen Thron.“[3]

Philipp dem IV. folgt Johann der Gute als französischer König. Erneut kommt es zu Auseinandersetzungen mit England, in denen sein Sohn Karl V. Gebiete zurück erobert. Trotz eines erneuten Waffenstillstandes bleibt die Situation angespannt.

Karl VI., dessen Sohn, der den Beinamen „der Wahnsinnige“ trägt, ist die Schlüsselfigur für alle weiteren politischen Entwicklungen. Mit zwölf Jahren auf den Thron gekommen, kann er sich gegenüber den alten Mächten nicht durchsetzen und nimmt sich, die schwierige Situation noch verschärfend, die „sinnliche und gefährliche“[4] Isabeau von Bayern zur Frau. Auf ihre beiden Kinder, Katharina und den Dauphin, richten sich später die Machtinteressen unterschiedlicher Gruppen. Wahrscheinlich begründete Eifersucht und ständige Überforderung treiben Karl VI. in eine psychische Erkrankung. Für Frankreich ist dies der Beginn eines Bürgerkrieges, denn „einen König zu haben, der von Zeit zu Zeit Wahnsinnsanfälle bekommt, ist die schlimmste Form von Unheil für ein Land. Man kann ihn weder ersetzen noch achten.“[5]

Der Herzog von Burgund, Philipp der Kühne, und der Bruder des Königs, Ludwig von Orleans, der sich mit Isabeau von Bayern verbündet, machen sich die Macht streitig, als der König immer weniger ansprechbar wird. Sie sind auch Vertreter der konkurrierenden Interessen von Adel und Bürgertum, was den Konflikt noch verschärft.[6] Im Bestreben sich immer mehr Macht und Besitz zu sichern, ermordet der Nachfolger Philipps des Kühnen, Johann ohne Furcht, Ludwig von Orleans. „Bernhard von Armagnac, dessen Tochter den neuen Herzog von Orleans, Karl, geheiratet hatte, tritt an die Spitze der Partei Orleans.“[7] Johann Dunois, der uneheliche Sohn von Ludwig von Orleans, steht treu an seiner Seite und an der Seite des Königs.

Die dauerhafte Spaltung Frankreichs in die Lager Burgund und Orleans und die damit verbundene Schwächung nutzt Heinrich V. von England um erneut Ansprüche auf den französischen Thron geltend zu machen, obwohl nur ein weitläufiger Verwandter des Haus Plantagenets ist.[8] 1417 überfällt er die Normandie, die keine Hilfe von Seiten des Feldherrn der Krone D` Armagnac erhält, da dieser in der Auseinandersetzung mit den Burgundern keine Truppen entbehren kann. Johann ohne Furcht dagegen vermittelt, da er, wegen der zu seinem Gebiet gehörenden Flamen, mit den Engländern verbündet war.

In der Folge muss der Dauphin Karl muss nach einen Aufstand aus Paris fliehen, Johann ohne Furcht dagegen wird dort willkommen geheißen. Es kommt zu einem Versöhnungsersuch, der jedoch scheitert, als Vertraute des Dauphins um Du Chatel Johann ohne Furcht auf der Brücke von Mentereau ermorden. Die Stadt Paris und das Burgund, in Person des neuen Herzogs Philipp des Guten, schworen nun den Dauphin niemals anzuerkennen.[9] Isabeau von Bayern, die wegen ihrer Intrigen bereits vor 1417 aus Paris verbannt worden war, wendet sich nun endgültig von ihrem Sohn ab. Sie erklärt ihn für illegitim und willigt in eine Ehe ihrer Tochter Katharina mit Heinrich V. ein, deren Sohn der zukünftige französische König werden soll. Diese Vereinbarung wird vom Herzog von Burgund 1420 im Vertrag von Troyes niedergelegt. 1422 sterben Karl VI. und Heinrich V. im gleichen Jahr. Heinrich VI., der neun Monate alte Sohn Heinrich V., wird nördlich der Loire allgemein als König anerkannt und in Paris gekrönt. Karl VI., ungekrönt und ohne sichere Legitimation, befindet sich in Chinon am Rand der Niederlage.[10] Ein Sieg in der Stadt Orleans, die auf der Grenzlinie zwischen den Einflussgebieten liegt, mit seiner großen symbolischen und strategischen Bedeutung würde in dieser Situation eine entscheidende Wende bewirken.

2. Die historische Johanna von Orleans

Am 6. Januar 1412 wird Johanna in Domrémy an der Maas, Lothringen, als viertes Kinde der Landleute Jacques d´Arc und Isabelle Romée geboren. Die Gegend, aus der sie kommt, war immer königstreu. „Trotz der Niederlagen hatte man ... die Hoffnung noch nicht aufgegeben, und es hieß, dass das durch eine Frau (die Königin Isabeau) vernichtete Frankreich durch eine Jungfrau gerettet werden würde.“[11] Von ihrem 13 Lebensjahr an hört die junge Hirtin Stimmen, die sie zunächst zur Frömmigkeit aufrufen. Als sie Jungfräulichkeit gelobt, „sei ihr [so sagt sie später aus], der himmlische Befehl zuteil geworden, nach Chinon an den Hof Karls VII. zu gehen, das bedrohte Orleans zu retten und den Dauphin in Reims feierlich zum König von Frankreich krönen zu lassen.“[12] Am 08. März 1429 tritt sie dem König gegenüber, den sie aus einer ganzen Gruppe von Adligen heraus erkennt. Nicht nur weitere wundersame Taten und die Bestätigung durch ein geistliches Gericht stärken ihre Position. “Die Ziele, die sich das Schäfermädchen aus Lothringen streckte, waren ausnahmslos sehr nützliche und dringende. Sie wollte: a) dem Dauphin den Glauben an seine legitime Geburt geben; ... b) Orleans befreien ...; c) den Dauphin in Reims zum König weihen lassen.“[13]

Bereits am 08. Mai 1429 verlassen die Engländer Orleans. Dieser Sieg der Franzosen ist sicherlich auch der Tatsache geschuldet, dass Johanna eigenen wie fremden Truppen wie eine übernatürliches Wesen erscheinen muss, wie sie unter dem Gesang „Veni Creator Spiritus“, in Männerkleidung und Waffen, sitzend auf einem weißen Pferd, auftritt. „Sie hatte sich eine Standarte sticken lassen, die Spitzen dieser Fahne trugen die Worte JHESUS MARIA und die königlichen Lilien.“[14] Dies ist der erste einer Reihe von militärischen Siegen. Johannas Versuche, die Franzosen untereinander zu versöhnen, sind jedoch nicht von Erfolg gekrönt.

Der 17.Juli 1429 ist sicherlich der Höhepunkt in Johannas Leben: Karl VII. wird in Reims, dem traditionellen Krönungsort der französischen Könige, gesalbt. Innerhalb eines halben Jahres sind alle Ziele Johannas erreicht.

„Im Dezember wurde sie, zusammen mit ihrer gesamten Familie, vom König in den erblichen Adelsstand erhoben, war jedoch der Gleichgültigkeit des Dauphins und den Intrigen einer starken Hofpartei nicht gewachsen.“[15] Mit dem Tag der Krönung schlägt ihre Stimmung in düstere Vorahnungen um. Den Engländern und ihren Verbündeten gilt Johanna als Hexe. Als sie im Frühjahr 1430 der Stadt Compiegne zu Hilfe eilt, wird sie von burgundischen Truppen gefangen genommen, „weil das Tor sich, vielleicht durch Verrat, wieder hinter ihr geschlossen hatte.“[16] Für 10000 F an die Engländer verkauft, wird sie von diesen einem geistlichen Gericht übergeben, in Rouen eingekerkert und verhört. Voreingenommene Richter verurteilen sie und am 30. Mai 1431 wird sie im Alter von 19 Jahren auf dem Markplatz von Rouen als Hexe verbrannt. „Karl VII. hatte nichts getan, um sie zu retten, und wartete fünfzehn Jahre lang damit sie rehabilitieren zu lassen.“[17]

14 35 versöhnen sich Karl VII. und Philipp der Gute von Burgund. Paris fällt 1437 wieder in die Hände des Königs. 1442 tritt Agnes Sorel, seine Geliebte, in sein Leben, die in Schillers Stück eine große Rolle spielt. 1453 fällt der französische Oberbefehlshaber Talbot in Castillon. Damit endet der 100-jährige Krieg.

Ab 1450 bemüht sich Karl VII. um die Rehabilitierung Johannas, das Urteil wird aufgehoben. 1894 wird sie selig und erst 1920 heilig gesprochen.

Ohne das Auftreten Johannas, durch das sie Karl VII. Krone und Land gerettet hat, wäre die französische Geschichte sicherlich ganz anders verlaufen. Daher rührt sicherlich ihre große Verehrung als Nationalheldin und –heilige heute noch. Doch auch darüber hinaus geht von ihrer Person bis heute eine große Faszination aus, die sicherlich auch Schiller angesprochen hat, der als Geschichtsprofessor in Jena Zugang zu ganz unterschiedlichen deutschen und französischen Geschichtswerken hatte. Wie intensiv er sich mit der Materie beschäftigt hat, zeigt die Tatsache, dass er ein Werk über den Rechtsfall Johanna von Orleans selbst herausgeben hat.[18]

III. Schillers Abweichen vom historischen Stoff

„Das Mädchen von Orleans ist der Stoff, den ich bearbeite; der Plan ist fertig, ich hoffe, binnen 14 Tagen an die Ausführung gehen zu können. Poetisch ist der Stoff in vorzüglichem Grade, so nämlich, wie ich mir ihn ausgedacht habe, und in hohem Grade rührend.“[19] Diese begeisterten Sätze schreibt Schiller am 28. Juli 1800 an Christian Körner. Für sein Drama weicht er trotzdem von den historischen Tatsachen ab.

Die Rollen der französischen Adligen Raoul und Chatillion, ebenso wie die der Engländer Lionel und Montgomery hat Schiller frei erfunden.

Kleine Veränderungen nimmt Schiller bei Agnes Sorel vor, die eigentlich ja erst nach Johannas Tod in das Leben des Königs tritt. Du Chatel ist „zur Zeit der Handlung weder im Feld noch am Hof.“[20] Talbot stirbt in Wirklichkeit erst 1435 in der Schlacht bei Castillon an der Dordogne. Schiller beschließt ihn in Reims fallen zu lassen.[21] Johannas Vater wird, wohl wegen des Klangs, von Jacques in Thibaut umbenannt und hat zwei Töchter und drei Söhne, nicht wie im Drama drei Töchter. Der Erzbischof von Reims, in Schillers Drama ergriffen von Johannas Wirken[22], nutzt in Wirklichkeit seine Position aus, um ihr zu schaden.

Bei vielen wesentlichen Personen des Dramas allerdings wie Karl VII., der Königin Isabeau, Graf Dunois und Herzog Philipp dem Guten, dem französischen Offizier La Hire und dem englischen Anführer Fastolf orientiert sich Schiller sehr stark am historischen Vorbild.[23] [24]

Grundlegende Veränderungen nimmt Schiller jedoch an der Hauptperson Johanna vor. Bei Schiller als rigorose Feindin der Engländer dargestellt, zeigt sie sich in Wirklichkeit ganz anders: „ Weit davon entfernt, sie [die Engländer] zu hassen, fordert sie sie auf, sich mit den Franzosen zu einem Kreuzzug zu verbünden.“[25] Schillers Drama stellt sie als streitbare Kämpferin dar, die auch Menschen tötet, was sich vor allem in der sogenannten Montgomery-Szene zeigt:

„Doch tödlich ist´s der Jungfrau zu begegnen.

Denn dem Geisterreicht, dem strengen, unverletzlichen,

verpflichtet mich der furchtbar bindende Vertrag,

mit dem Schwert zu töten alles Lebende,

das mir der Schlachten Gott verhängnisvoll entgegen schickt.“[26]

Dagegen bestreitet die historische Johanna heftig einen Menschen getötet zu haben, eine Tatsache, die auch von Zeugen bestätigt wird.[27]

Die entscheidendsten Veränderungen gegenüber dem historischen Stoff nimmt Schiller ab Akt IV, Szene 11 vor. „Von dieser Szene an ist die Handlung frei erfunden.“[28] Schiller entscheidet sich bewusst gegen eine Einbeziehung der historischen Fakten. „Auf das Hexenwesen werde ich mich nur wenig
einlassen...“[29] Nach der Krönung des Königs, von ihrem eigenen Vater der Hexerei beschuldigt und daraufhin zur Flucht gezwungen, gerät sie in die Hände der Feinde. Nach schwierigen Prozessen, in denen sie sich von Lionel abwendet, und mit sich im Reinen gelingt ihr mit Gottes Hilfe die Flucht. Sie führt die Franzosen zum entscheidenden Sieg, wobei sie selbst schwer verletzt wird. Noch vor ihrem Tod kommt es zur Versöhnung mit dem König und seinen Getreuen.

Für Schiller sind die anderen Personen des Dramas nur „schematisierte Kontrastfiguren“[30]. Sein erstes Interesse gilt der Hauptperson Johanna. „Mein neues Stück [Die Jungfrau von Orleans] wird auch den Stoff großes Interesse erregen, hier ist eine Hauptperson und gegen die, was das Interesse betrifft, alle übrigen Personen, deren keine geringe Zahl ist, in keine Betrachtung kommen.“[31]

[...]


[1] Safranski, Rüdiger: Friedrich Schiller oder Die Erfindung des Deutschen Idealismus. Carl Hanser Verlag München 2004, Klappentext.

[2] Ein ähnliches Motiv taucht in Schillers Drama wieder auf.

[3] Karthaus, Ulrich: Friedrich Schiller. Die Jungfrau von Orleans. Erläuterungen und Dokumente. Reclam Stuttgart 2006, S. 35.

[4] ebd., S. 39.

[5] ebd., S. 39.

[6] „Hinter dem Herzog Ludwig von Orleans, dem jüngeren Bruder des Königs, stehen die feudalen Interessen der französischen Aristokratie, während der Herzog Philipp von Burgund seit der Einverleibung Flanderns in sein neu erstehendes „Reich“ für die Wünsche und Belange des Bürgertums eintritt, die seit dem Tod Karls V. bei der französischen Regierung wieder in den Hintergrund getreten waren.“ (Neis, Edgar: Erläuterungen zu Friedrich Schiller. Die Jungfrau von Orleans. Königs Erläuterungen. C. Bange Verlag Hollfeld 61999, S. 12).

[7] Karthaus 2006, S. 39.

[8] vgl. Karthaus 2004, S. 40.

[9] „Als später ein Münch aus Dijon Franz I. den durchlöcherten Schädel Johanns des Unerschrockenen zeigte, sagte er: „Das ist das Loch, Sire, durch das die Engländer nach Frankreich kamen...“ (Karthaus 2006, S. 42).

[10] vgl. Schmitt, Christiana: Friedrich Schillers Jungfrau von Orleans im Vergleich zur historischen Johanna d´Arc und ihrer Geschichte. Hausarbeit an der TU Darmstadt, Institut für Literaturwissenschaft 2005, S. 5.

[11] Karthaus 2006, S. 44.

[12] Neis 1999,S. 14.

[13] Karthaus 2006, S. 44.

[14] ebd., S. 45.

[15] Schmitt 2005, S. 7.

[16] Karthaus 2006, S. 47.

[17] ebd., S. 48.

[18] Es handelt sich dabei um Pitaval, Francois Gayot de: Merkwürdige Rechtsfälle als ein Beitrag zur Geschichte der Menschheit. Nach dem französischen Werk des Pitaval durch mehrere Verfasser ausgearbeitet und mit einer Vorrede begleitet, hrsg. von Friedrich Schiller (!). Band 4. Jena 1795 (vgl. Karthaus 2006, S. 55).

[19] Lecke, Bodo (Hrsg.): Friedrich Schiller. Dichter über ihre Dichtungen. Wissenschaftliche Buchgesellschaft Darmstadt 1970, S. 416.

[20] Karthaus 2006, S.6.

[21] vgl. Akt III, Szene 6: Talbot stirbt in Lionels Armen.

[22] vgl. Akt III, Szene 10 (Vers 1111 - 1114): „Vor solcher göttlicher Beglaubigung muss jeder Zweifel ird´scher Klugheit schweigen. Die Tat bewährt es, dass sie Wahrheit spricht, nur Gott allein kann solche Wunder wirken.“

[23] Ausführliche Charakterisierungen der einzelnen Personen in Schillers Drama liegen in der Hausarbeit von Michaela Wohnhas vor, auf die ich an dieser Stelle ausdrücklich verweise.

[24] vgl. zu den folgenden Aussagen Karthaus 2006, S.5 - 7.

[25] Karthaus 2006, S. 45f.

[26] Akt II, Szene 7, V 1598 - 1602.

[27] vgl. dazu Schmitt 2005, S. 11.

[28] Karthaus 2006, S. 31.

[29] Schiller an Körner, 28. Juli 1800. Zitiert nach: Lecke 1970, S. 416.

[30] Neis 1999, S. 69.

[31] Schiller an Körner, 13. Juli 1800. Zitiert nach: Lecke 1970, S. 416.

Ende der Leseprobe aus 37 Seiten

Details

Titel
Zu "Die Jungfrau von Orleans" von Friedrich Schiller. Geschichtliche Hintergründe und Interpretationsansätze
Hochschule
Pädagogische Hochschule Weingarten  (PH Weingarten)
Veranstaltung
Schiller: Leben und Werk
Note
1
Autor
Jahr
2008
Seiten
37
Katalognummer
V118420
ISBN (eBook)
9783640211470
ISBN (Buch)
9783640211623
Dateigröße
904 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Friedrich, Schiller, Jungfrau, Orleans, Geschichtliche, Hintergründe, Interpretationsansätze, Schiller, Leben, Werk
Arbeit zitieren
Diplom-Religionspädagogin (FH) Andrea Braun-Henle (Autor:in), 2008, Zu "Die Jungfrau von Orleans" von Friedrich Schiller. Geschichtliche Hintergründe und Interpretationsansätze, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/118420

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