Die fördernde Prozesspflege

Das ABEDL-Strukturierungsmodell von Monika Krohwinkel


Seminararbeit, 2008

17 Seiten, Note: 1,0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

Einleitung

1 Zur Person Monika Krohwinkel

2 Grundlagen und Entwicklung der Theorie nach Krohwinkel

3 Das Modell der Fördernden Prozesspflege
3.1 Modelle, Konzepte, Kategorien und Prinzipien
3.1.1 Schlüsselkonzepte des pflegerischen Paradigmas
3.1.2 Prinzipien zur fähigkeitsorientiert - fördernden Prozesspflege
3.2 AEDL – Strukturierungsmodell
3.3 ABEDL – Strukturierungsmodell
3.4 Das Rahmenmodell
3.5 Das Pflegeprozessmodell
3.6 Das Managementmodell
3.7 Das Qualitätsentwicklungsmodell mit integriertem Modell zum reflektierenden Erfahrungslernen

4 Eigene Stellungnahme

Literaturverzeichnis: Bücher

Einleitung

„Wenn ich etwas mehr über die individuelle Person eines Menschen erfahren will, dann muß ich ihn als Einheit, als Eines, als Ganzes ansehen…die reduktive Analyse ist hierfür ungeeignet“ (Krohwinkel 1998, S.135)

Sich für Monika Krohwinkel als Thema meiner Hausarbeit zu entscheiden, lag eigentlich direkt auf der Hand. Seit 1993 arbeite ich immer wieder für den Caritas, dessen Leitbild sich an das Pflegemodell von Krohwinkel anlehnt und dessen AEDL - Strukturierungsmodell in den Pflegeheimen des Caritasträgerwerks St. Martin eingesetzt wird.

Durch die Auseinandersetzung mit Krohwinkel als Theoretikerin während des Seminars und der praktischen Arbeit mit ihrem Modell der Fördernden Prozesspflege wurde mir klar, wie intensiv sich das Caritas Altenheim St.Josefstift mit diesem Pflegemodell auseinandergesetzt hat, ganz gleich wie explizit Mitarbeiter darüber informiert sind oder nicht. Das bedeutet, Mitarbeiter aller internen Berufsgruppen orientieren sich in ihrem Arbeitsablauf an der Prozesspflege nach Krohwinkel, meist ohne es zu wissen. Diese ganzheitliche – wenn auch unbewusste - Umgangsweise mit einem Pflegemodell zeigt, wie aktuell und lebbar es ist. Es bleibt nicht bei einer theoretischen Betrachtungsweise, sondern ist in unseren Alltag integriert.

Die Vorstellung, dass eine Theorie für die Pflege in der Praxis durchaus nicht nur Theorie bleibt, warf bei mir die Frage auf: Woher kommt meine Praxis und welche Theorie steckt dahinter? Wieso handle ich in meinem Pflegealltag so und nicht anders? Und letztlich: Wie muss ein Pflegemodell aussehen, damit es den Menschen weiterhin individuell sein lässt, ihn aber gleichzeitig integriert in eine geplante Pflege?

Aus diesen Überlegungen heraus versuche ich hier, ihr Modell der Fördernden Prozesspflege mit seinen einzelnen Teilmodellen darzustellen. Insbesondere gehe ich auf das ABEDL – Strukturierungsmodell ein, das im Jahr 2007 neu überarbeitet und erweitert wurde. So fließen in die schriftliche Ausarbeitung auch die aktuellsten Entwicklungen und Sichtweisen von Monika Krohwinkel ein.

1 Zur Person Monika Krohwinkel

Monika Krohwinkel wird 1941 in Hamburg geboren. Sie absolviert eine Ausbildung zur Krankenpflegerin und Hebamme in Deutschland und Groß-Britannien sowie eine Weiterbildung, die sie zur Lehrtätigkeit an Krankenpflegeschulen befähigt. Ein an der „Victoria University“ in Manchester/ Groß-Britannien absolviertes Studium der Pflegewissenschaft sowie der Erziehungswissenschaft schließt sie 1988 ab. Fortan ist sie in verschiedenen Bereichen ihrer Ausbildung im In-und Ausland tätig. So arbeitet sie sowohl als Hebamme und Krankenschwester als auch als Lehrkraft in den Bereichen Pflegepädagogik, Pflegeforschung und Pflegewissenschaften in Fort- und Weiterbildungsorganisationen der Pflege.

Monika Krohwinkel wirkte als stellvertretende Direktorin der Krankenpflegehochschule des Deutschen Berufsverbandes für Pflegeberufe (DBfK) auch bei praxisorientierten Pflegeforschungsprojekten mit. Für das Bundesministerium für Jugend, Familie, Frauen und Gesundheit führt sie 1988 - 1991 eine Studie durch zur „Erfassung und Entwicklung Ganzheitlich-Rehabilitierender Prozesspflege“, die unter dem Titel „Der Pflegeprozess am Beispiel von Apoplexiekranken“ 1993 veröffentlicht wurde und das als Grundlage ihrer Theorie der fördernden Prozesspflege gilt. In dieser Studie wird der Begriff der AEDLs erstmals in Zusammenhang mit einem Strukturmodell verwendet (Krohwinkel 1998).

Als Instituts- und Forschungsleiterin baut sie für den DBfK 1988 das eigene Agnes - Karll - Institut für Pflegeforschung auf. In diesem Jahr veröffentlicht sie auch erstmals das unten aufgeführte Rahmenmodell. 1993 wird sie Gründungsprofessorin für Pflegewissenschaften. In der folgenden Zeit übernimmt sie eine Vielzahl von Tätigkeiten, so z. B. Beratungs- und Ausschusstätigkeiten in verschiedenen nationalen und internationalen Arbeitsgruppen und Organisationen der Pflegepraxis, Pflegeforschung sowie Pflegewissenschaft (Roth-Langhorst 2000).

1989 übernimmt sie die wissenschaftliche Leitung und den Vorsitz beim 1. Internationalen Pflegeforschungskongress in Deutschland.

1993 wird sie Mitglied der interdisziplinären Ethikkommission innerhalb des DBfK und des Deutschen Vereins zur Förderung von Pflegewissenschaft und Pflegeforschung. Von 1993 bis 1999 war sie als Professorin für Pflegewissenschaft im Fachbereich Pflege- und Gesundheitswissenschaften an der Evangelischen Fachhochschule Darmstadt tätig (Roth-Langhorst 2000).

Nach ihrer Eremitierung widmet sie sich der Neuauflage ihres Buches „Rehabilitierende Prozesspflege am Beispiel von Apoplexiekranken“, das sie überarbeit und erweitert 2007 veröffentlicht.

2 Grundlagen und Entwicklung der Theorie nach Krohwinkel

Monika Krohwinkel als praxisorientierte Person lässt sich von der Theorie der humanistischen Psychologie beeinflussen, insbesondere von Maslow und Carl Rogers. Die mit diesen Theorien verknüpften therapeutisch - fördernden Methoden beeinflussen Krohwinkel genauso wie die Phänomenologie sowie die Systemtheorie. Nach diesen drei Bausteinen orientiert sie sich bei der Entwicklung der Fördernden Prozesspflege (Krohwinkel 2007).

Sie läßt sich bei der Entwicklung ihrer Pflegetheorie auch von einer Vielzahl von Pflegetheoretikerinnen leiten, so auch von Martha Rogers, Hildegard Peplau, Joyce Travelbee und Virginia Henderson.

Rogers beeinflusste Krohwinkel mit ihren Aussagen zu Person, Umwelt und Ganzheitlichkeit, Peplau und Travelbee gaben ihr durch ihre Aussagen zu interpersonalen Beziehungen Hinweise zur Gestaltung der Beziehung im Pflegeprozess. Henderson wiederum nimmt durch klare Aussagen zur Strukturierung von Aufgaben in der Pflege Einfluss auf das von Krohwinkel entwickelte Managementmodell. Zudem sind es die von Henderson beschriebenen Aktivitäten des Lebens mit dem Ziel der Unabhängigkeit der pflegebedürftigen Person, die Krohwinkel wesentlich beeinflussten (Krohwinkel 1998).

Die Lebensaktivitäten (LA) von Roper et.al und Orem finden sich in erweiterter und abgewandelter Form in Krohwinkels Strukturierungsmodell wieder.

Monika Krohwinkel beschäftigte sich schon seit den siebziger Jahren mit empirischen und theoretischen Arbeiten. Doch erst die Forschungsarbeit für das Bundesministerium für Gesundheit veranlasste sie, ihre Gedanken in ein entsprechendes Pflegemodell zu fassen und so die „Fördernde Prozesspflege als konzeptuelles System“ schriftlich niederzulegen (Krohwinkel 1998).

3 Das Modell der Fördernden Prozesspflege

„Lebens- und Entwicklungsprozesse, Krankheits- und Gesundheitsprozesse, unter Umständen das Leben selbst, hängen ab von den Fähigkeiten und Ressourcen des Menschen, die es ihm ermöglichen“ (Krohwinkel 2007) die A(B)EDLs zu verwirklichen.

Die Fördernde Prozesspflege wird immer wieder fälschlicherweise den bedürfnisorientierten Pflegemodellen zugeordnet. Krohwinkel klärt dieses Missverständnis 1998 mit ihrer Aussage, der Pflegeprozess sei primär fähigkeits- und förderungsbezogen zu verstehen ( Krohwinkel 1998),

Im Jahr 2007 erweitert sie diese Darstellung, indem sie zwei wesentliche Punkte hervorhebt, um die zentrale Aussage in ihrem Modell nochmals klarzustellen. Zum einen bezieht sich die Fördernde Prozesspflege auf die betreffenden Personen, d.h. sowohl auf Pflegebedürftigen als auch auf den Pflegenden, zum anderen hat die Beziehungsorientierung einen hohen Stellenwert. Krohwinkel legt Wert darauf, die Personen nicht nur über ihre Defizite zu betrachten, sondern vielmehr die Ressourcen und Fähigkeiten zu fördern, unterstützen und hervorzuheben (Krohwinkel 2007).

3.1 Modelle, Konzepte, Kategorien und Prinzipien

Die Fördernde Prozesspflege als konzeptuelles System unterteilt sich in insgesamt fünf Teilmodelle. Hierbei handelt es sich um das Rahmenmodell, das Pflegeprozessmodell, das AEDL-Strukturierungsmodell (später ABEDL), das Managementmodell und das Modell zum reflektierenden Erfahrungslernen, das in der Auflage ihres Buches 2007 überarbeitet erscheint als „Qualitätsentwicklungsmodell“, welches das Modell zum reflektierenden Erfahrungslernen beinhaltet (Krohwinkel 2007).

Das konzeptuelle System integriert in alle Teilmodelle Konzepte, Kategorien und Prinzipien.

Zentrale Konzeptionen und Konzepte beziehen sich auf die Person und Umgebung, auf Abhängigkeit und Wohlbefinden, auf Aktivitäten des Lebens, zu Beziehungen und zu existentiellen Erfahrungen des Lebens (Krohwinkel 2007).

Um ganzheitlich - rehabilitierende Pflege durchführen zu können, sind insbesondere die Schlüsselkonzepte des pflegerischen Paradigmas sowie die Prinzipien zur fähigkeitsorientiert - fördernden Prozesspflege zu beachten.

Dabei wird deutlich, welch unterschiedliche Auswirkung auf die Entwicklung von Unabhängigkeit, Wohlbefinden und Sinnfindung auf die pflegebedürftige Person und die pflegende Bezugsperson zum Tragen kommen (Krohwinkel 1998).

3.1.1 Schlüsselkonzepte des pflegerischen Paradigmas

Um Schlüsselkonzepte ihres ganzheitlich-pflegerischen Paradigmas festlegen zu können, lässt sich Krohwinkel von anderen Modellen inspirieren. Sie analysiert die Schlüsselkonzepte von Orem, Roper et al und Rogers und erarbeitet so die vier folgenden Schlüsselkonzepte ihres eigenen Rahmenkonzeptes:

a) Schlüsselkonzept 1: die Person
b) Schlüsselkonzept 2: die Umgebung
c) Schlüsselkonzept 3: die Gesundheit und das Wohlbefinden
d) Schlüsselkonzept 4: der Pflegerische Handlungsprozess

a) Schlüsselkonzept 1 – die Person

„Der Mensch ist ein einheitliches Ganzes, das seine eigene Vollkommenheit besitzt und das wesentliche Merkmale manifestiert, die mehr und anders sind als die Summe seiner Teil.“ (Rogers 1970, S. 72)

Im Zentrum der Pflege steht hier die Person. Dies beinhaltet die pflegebedürftige sowie die pflegende Person (Bezugsperson) gleichermaßen.

Krohwinkel greift hier auf die humanistische Theorie Maslows zurück, die auch postuliert, „dass jeder Mensch das Potential zur Entwicklung, zum Wachstum und zur Selbstverwirklichung in sich trägt. Er hat das Potential in seiner Person zum aktiven, interaktiven und proaktiven Entscheiden, Handeln und Verantworten.“ (Krohwinkel 2007)

[...]

Ende der Leseprobe aus 17 Seiten

Details

Titel
Die fördernde Prozesspflege
Untertitel
Das ABEDL-Strukturierungsmodell von Monika Krohwinkel
Hochschule
Katholische Fachhochschule Mainz  (Gesundheit und Pflege)
Veranstaltung
Theorien und Modelle in der Pflege
Note
1,0
Autor
Jahr
2008
Seiten
17
Katalognummer
V118149
ISBN (eBook)
9783640212897
Dateigröße
421 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Prozesspflege, Theorien, Modelle, Pflege
Arbeit zitieren
Sandra Schultheis (Autor:in), 2008, Die fördernde Prozesspflege, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/118149

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