Unterschiedliche Einkommensverteilung in Deutschland und Schweden und ihre Entstehungszusammenhänge


Seminararbeit, 2008

25 Seiten, Note: 1,3


Leseprobe


Gliederung

1 Einleitung

2 Die Einkommensverteilung
2.1 Die funktionale Einkommensverteilung
2.2 Die personelle Einkommensverteilung

3 Die Entwicklung der Einkommensverteilung in Deutschland
3.1 Die Datenquellen
3.2 Die Entwicklung der personellen Einkommensverteilung
3.3 Die Umverteilungswirkung von Steuern und Transfersystemen
3.4 Die Entwicklung der relativen Einkommensarmut in Deutschland

4 Die Entwicklung der Einkommensverteilung in Schweden
4.1 Die Datenquellen
4.2 Die Entwicklung der personellen Einkommensverteilung
4.3 Die Umverteilungswirkung von Steuern und Transfersystemen
4.4 Die Arbeitsmarktpolitik in Schweden

5 Das Abgabensystem in Deutschland und Schweden

6 Deutschland und Schweden im Vergleich

7 Fazit

Literaturverzeichnis

Abbildungsverzeichnis

Abbildung 1: Die Lorenzkurve

Abbildung 2: Die Entwicklung der personellen Einkommensverteilung

Abbildung 3: Die Verteilung der Nettoäquivalenzeinkommen von 1969 bis 2003

Abbildung 4: Die Entwicklung der Ungleichheit von Markteinkommen und verfügbaren Einkommen in Westdeutschland nach der Einkommens- und Verbrauchsstichprobe

Abbildung 5: Entwicklung der Ungleichheit von Markteinkommen, Einkommen nach Sozialtransfers, nach privaten Transfers (Bruttoeinkommen) und verfügbaren Einkommen in Westdeutschland, 1973-2000

Abbildung 6: Entwicklung der relativen Einkommensarmut in West- und Ostdeutschland gesamtdeutsche Einkommensverteilung 1991-2003

Abbildung 7: Armutsquote relativer Einkommensarmut nach sozio-demographischen Merkmalen

Abbildung 8: Entwicklung der Einkommensungleichheit in Schweden, 1967-1999

Abbildung 9: Entwicklung der Ungleichheit von Faktoreinkommen und verfügbarem Einkommen in Schweden, 1975-2000

Abbildung 10: Entwicklung der Ungleichheit von Markteinkommen, Einkommen nach Sozialtransfers, nach privaten Transfers (Bruttoeinkommen) und verfügbaren Einkommen in Schweden, 1975-2000

1 Einleitung

Seit den 80er Jahren weisen die westlichen Industrieländer eine zunehmende Spreizung der Markteinkommen auf. Da die Einkommensverteilung über lange Zeit gesunken war um seither wieder zuzunehmen, bezeichnen Forscher diese Umkehr als „Great U-turn“. Die Einkommensverteilung ist ein Indikator für die Verteilung des Sozialstatus und spiegelt daher ein System der sozialen Schichtenbildung wider. Weiterhin hängt die Stabilität sowie die Instabilität einer Gesellschaft von ihrer Einkommensungleichheitsgröße ab. Zwischen den einzelnen Ländern sind innerhalb dieses Grundmusters deutliche Unterschiede zu verzeichnen. Dabei können zum einen Faktoren wie Globalisierung, Arbeitsmarktinstitutionen sowie Unterschiede in der demographischen Zusammensetzung der Bevölkerung und zum anderen Einflüsse der ökonomischen Struktur und deren Veränderung sowie Unterschiede bei der Steuer-, Sozial- und Bildungspolitik der Auslöser dafür sein.[1]

Seit langer Zeit beschäftigt sich die Ökonomie mit der Fragestellung der Einkommensverteilung zwischen verschiedenen gesellschaftlichen Gruppen und Klassen. Wichtig dabei ist die Armuts- und Wirtschaftlichkeitsentwicklung.[2] Somit beschäftigt sich diese Arbeit mit den Aspekten der Entwicklung der Einkommensverteilung (Betrachtungszeitraum 70er Jahre bis heute).

Betrachtet werden zwei völlig unterschiedliche Wohlfahrtsstaatstypen, die einer Analyse der Entwicklung in zwei Ländern nachgehen soll: Deutschland als „konservativer Wohlfahrtsstaat“ und Schweden als „sozialdemokratischer Wohlfahrtsstaat“.

Zu diesem Zweck wird zunächst die langfristige Entwicklung der Einkommensverteilung in Deutschland und Schweden dargestellt, um auf die Entwicklung der personellen Einkommensverteilung[3] sowie auf die Umverteilungswirkung von Steuern und Transfersystemen zu sprechen zu kommen.[4]

Da eine zunehmende Einkommensspreizung mit einer sinkenden Lohnquote einhergeht und das wiederum einen Anstieg der Armutsquote zur Folge hat, wird bezüglich der Einkommensverteilung in Deutschland die relative Einkommensarmut und ihre Auswirkung untersucht.[5]

Schweden hingegen wird als prominentestes Beispiel eines sozialdemokratischen Wohlfahrtsstaates[6] betrachtet, welches bis zum Ende der 80er Jahre durch eine strenge Fiskal-, solidarische Lohn- und eine erfolgreiche Arbeitsmarktpolitik gekennzeichnet war. Nach einer schweren wirtschaftlichen Krise im letzten Jahrzehnt und einigen nachträglichen Änderungen im System, gilt Schweden heute wieder als erstrebenswertes Modell zur Erzielung einer aktiven sowie passiven Arbeitsmarktpolitik.

Weiterhin geht es in dieser Arbeit um das Abgabensystem in Deutschland und Schweden. Am Ende der Arbeit wird ein ausführlicher Vergleich beider Länder gezogen um zusammenfassend zu verdeutlichen, warum Schweden einen erfolgreichen Wohlfahrtsstaat führt und wo in Deutschland Nachholbedarf besteht.

2 Die Einkommensverteilung

Die Einkommensverteilung ist ein wichtiges Maß, um den Wohlstand eines Landes auszudrücken. Dabei gibt es unterschiedliche Faktoren, die die Einkommensverteilung beeinflussen können. Zum einen zählen persönliche Merkmale wie Fleiß, das Ausmaß von Humankapital und Bildung und zum anderen auch Bevölkerungswachstum, technologischer Wandel sowie politische Rahmenbedingungen zu diesen Faktoren.

Zudem werden innerhalb der Einkommensverteilung zwei grundsätzliche Konzepte unterschieden: die funktionale- und die personelle Einkommensverteilung,[7] die nachfolgend näher beschrieben werden.

2.1 Die funktionale Einkommensverteilung

Die funktionale Einkommensverteilung bezieht sich auf die Verteilung des gesamten Einkommens einer Wirtschaft. Dabei geht es um die Verteilung der Produktionsfaktoren Arbeit, Boden und Kapital. Die Berechnung bekannter Kerngrößen wie Lohn- und Besitzeinkommen verdeutlichen die sektorale Verteilung des Volkseinkommens.

Weiterhin kommt die funktionale Einkommensverteilung durch den Einsatz der Produktionsfaktoren zustande und wird aus diesem Grund auch als primäre Einkommensverteilung bezeichnet. Klassische Ökonomen wie Karl Marx und David Ricardo haben sich ausschließlich mit der funktionalen Einkommensverteilung beschäftigt. Von Interesse war vor allem die Verteilung des Einkommens auf verschiedene Klassen, die sich durch den Besitz von Produktionsfaktoren im städtischen und ländlichen Sektor unterschieden haben.[8]

2.2 Die personelle Einkommensverteilung

In der heutigen Forschung steht weniger die Einkommensverteilung zwischen verschiedenen Klassen oder Gruppen, sondern die personelle Einkommensverteilung im Vordergrund des Interesses. Sie gewann in den 50er Jahren zunehmend an Bedeutung und unterteilt sich in primäres- und sekundäres Einkommen. Zudem liefert sie eine klare Aussage über den Wohlstand einer Bevölkerung.[9]

Die personelle Einkommensverteilung kann anhand unterschiedlicher Indikatoren gemessen werden. Zu diesen Indikatoren zählen vor allem der Variationskoeffizient, das Atkinson-Maß sowie der Theil-Index. Dabei sind die am häufigsten anzutreffenden Indikatoren die Einkommensquantile und der Gini-Koeffizient.

Die Einkommensquantile geben den prozentualen Anteil am Gesamt-einkommen einer bestimmten Einkommensgruppe an, zum Beispiel den Anteil, den die 10% höchsten Einkommensbezieher erzielen. Sie werden in internationalen Statistiken oft in Verbindung mit dem Gini-Koeffizienten ausgewiesen.[10]

Der Gini-Koeffizient basiert auf der Lorenzkurve. Er ist ein Maß der relativen Konzentration und kann einen Wert zwischen 0 (Gleichverteilung) und 1 (maximale Ungleichheit) annehmen. Abbildung 1 zeigt die relative Häufigkeit der Bevölkerung in Verbindung mit der relativen kumulierten Häufigkeit derer Einkommen zueinander. Personen mit dem höchsten Einkommen werden zuletzt aufgeführt und Personen mit dem niedrigsten Einkommen zuerst. Auf der Ordinate wird der kumulierte Anteil am gesamten Einkommen gemessen. Anhand der Kurve lässt sich ablesen, welchen Anteil am Gesamteinkommen welcher Anteil der Bevölkerung verdient. Bei absolut gleichmäßiger Verteilung würde die Lorenzkurve eine 45-Grad-Gerade ergeben (Linie der perfekten Gleichverteilung).

Abb. 1: Die Lorenzkurve

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Quelle: Statistisches Bundesamt 2006: S. 23

Es kann auch vorkommen, dass sich mehrere Lorenzkurven überschneiden. Das hat zur Folge, dass der gleiche Gini-Koeffizient bei unterschiedlich geformten Lorenzkurven abgebildet wird. Somit ist es schwierig einen internationalen Vergleich zu konzipieren .[11]

Um die Vergleichbarkeit der Daten anhand verschiedener Qualitätsstandards sicherstellen zu können, erhebt die Weltbank seit Jahren internationale Einkommensverteilungsdaten für eine große Anzahl von Ländern. Dabei beziehen sich die Gini-Koeffizienten auf das Haushaltseinkommen und werden anhand von Haushaltsstudien hergeleitet.

Der Gini-Koeffizient ist relativ stabil, wobei Veränderungen der Verteilung im mittleren Einkommensbereich am stärksten zu verzeichnen sind; der obere und untere Bereich hingegen fallen kaum auf.

Obwohl, wie soeben beschrieben, qualitative Einschränkungen vorliegen, wird der Gini-Koeffizient international angewendet.[12]

3 Die Entwicklung der Einkommensverteilung in Deutschland

3.1 Die Datenquellen

Es bestehen vielfältige Defizite innerhalb der zur Verfügung stehenden Datensätze, die zur Bestimmung der Einkommensverteilung in einem Land herangezogen werden.

Der Mikrozensus[13] wird seit 1957 durchgeführt, allerdings stehen ihm keine weit zurückreichenden Befragungsdaten zur Verfügung und somit weist er eine dementsprechend schlechte Qualität auf.

Die Einkommens- und Verbrauchsstichprobe (EVS) stellt die zuverlässigste Datenquelle dar. Sie wurde im Jahre 1962 zum ersten Mal erhoben und findet seitdem alle fünf Jahre regelmäßig statt. Insgesamt umfasst die EVS 60.000 Haushalte, in der jeweils das Einkommen über das gesamte Erhebungsjahr erhoben wird.[14] Allerdings vernachlässigte die EVS bis 1988 die ausländische Wohnbevölkerung, Personen in Einrichtungen, Nichtsesshafte sowie Haushalte mit sieben und mehr Personen.[15]

Das sozio-ökonomische Panel (SOEP) wird seit 1984 jährlich erhoben und an 12.000 bis 24.000 Befragten durchgeführt. Die Befragung des

SOEP bezieht sich auf das aktuelle Monatseinkommen und auf das Einkommen aus dem letzten Kalenderjahr.[16] Es umfasst seit langem die ausländische Wohnbevölkerung, aber Personen in Einrichtungen und Nichtsesshafte werden weiterhin vernachlässigt Auch besteht eine Problematik bei der Erfassung von Haushalten mit sehr hohem Einkommen.[17]

Die Berechnungen erfolgen auf der Basis vom Bruttoeinkommen nach Abzug von Sozialtransfers und Steuern.[18] Das Bruttoeinkommen besteht entweder: aus unselbstständiger und/oder selbstständiger Arbeit, und/oder aus Vermögenseinnahmen und/oder aus Untervermietungseinnahmen.

3.2 Die Entwicklung der personellen Einkommensverteilung

Die Abbildung 2 zeigt, dass die Einkommensungleichheit bis zum Ende der 70er Jahre abgenommen hat. Es bestand weitestgehend Vollbeschäftigung, es wurden hohe Zuwachsraten des realen Bruttoinlandsprodukts erreicht und zunächst gab es mäßige Inflationsraten. Zu Beginn der 80er Jahre lagen die Zuwachsraten des realen Bruttoinlandproduktes im Durchschnitt deutlich niedriger, die Arbeitslosenquote stieg von 1,2% (1973) auf 7,5% (1982) an und die Inflationsraten lagen weit über den Raten bis zum Ende der 70er Jahre.[19] Dabei ist die Abnahme der Einkommensungleichheit in den 70er Jahren durch ein Sinken des Anteils der oberen Einkommensgruppen und auf einen Anstieg der unteren Einkommensgruppen zu erklären.[20] Nach der Wiedervereinigung zwischen Ost- und Westdeutschland folgte ein weiterer Anstieg der Arbeitslosigkeit im Westen und eine extreme Arbeitslosigkeit im Osten, die im Jahre 1995 zu einer gesamtdeutschen Arbeitslosenquote von 10,4% führte.

[...]


[1] Vgl. DIW 2006, S. 174 f.

[2] Vgl. Bauer 2007, S. 1

[3] Anmerkung: die personelle Einkommensverteilung wird in dieser Arbeit ausschließlich berücksichtigt

[4] Vgl. DIW 2006, S. 175

[5] Vgl. Dauderstädt 2008, S.1

[6] Anmerkung: „Schwedisches Modell“, „Dritter Weg“ oder „Rehn-Meidner-Modell“

[7] Vgl. Baur 2002, S 11f.

[8] Vgl. Gillis et al. 1992, S. 91f.

[9] Vgl. Adelman et al. 1989, S. 971

[10] Vgl. Statistisches Bundesamt 2006, S. 9

[11] Vgl. Deininger und Squire 1996, S. 567

[12] Vgl. Brümmerhoff 1992, S. 75

[13] Anmerkung: Eine statistische Erhebung, die nur nach bestimmten Zufallskriterien ausgewählte Haushalte beteiligt.

[14] Vgl. Statistisches Bundesamt 2006, S. 19

[15] Vgl. Hauser et al. 1998, S. 120

[16] Vgl. Birkel 2004, S. 11f.

[17] Vgl. Hauser et al. 1998, S. 120

[18] Vgl. Statistisches Bundesamt 2006: S. 20

[19] Vgl. Hauser et al. 1998, S. 122

[20] Vgl. Birkel 2004, S. 12 f

Ende der Leseprobe aus 25 Seiten

Details

Titel
Unterschiedliche Einkommensverteilung in Deutschland und Schweden und ihre Entstehungszusammenhänge
Hochschule
Fachhochschule für Wirtschaft Berlin
Veranstaltung
Diversity Management
Note
1,3
Autor
Jahr
2008
Seiten
25
Katalognummer
V117839
ISBN (eBook)
9783640209064
ISBN (Buch)
9783640209675
Dateigröße
888 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Unterschiedliche, Einkommensverteilung, Deutschland, Schweden, Entstehungszusammenhänge, Diversity, Management
Arbeit zitieren
Jennifer Russell (Autor:in), 2008, Unterschiedliche Einkommensverteilung in Deutschland und Schweden und ihre Entstehungszusammenhänge, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/117839

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