Schnelllesen im Schulunterricht


Hausarbeit (Hauptseminar), 2008

15 Seiten, Note: 2,0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Populärwissenschaftliche Ansätze zu
Schnelllesetechniken

3. Theoretische Vertiefung
3.1 Okulomotorik
3.2 Lokale Prozesse
3.3 Wort- und Satzebene
3.4 Globale Textebene

4. Praxis: Schnelllesen im Schulunterricht
4.1 Literaturdidaktischer Einstieg
4.2 Konzentration
4.3 Motivation

5. Fazit

6. Literaturverzeichnis

1. Einleitung

Im oft zitierten „medialen Zeitalter“ gibt es zahlreiche Alternativen zur klassischen Informationsbeschaffung „Lesen“. Zwar lesen Jugendliche, vor allem Mädchen, bis zu einem pubertären Alter in hohem Maße, aber auch auf­grund der Tatsache, dass neben der Konkurrenz vieler anderer Medien die Schülerinnen und Schüler (SuS) scheinbar negative Erfahrungen mit der Text­lektüre im Schulunterricht machen, entwickeln längst nicht alle SuS ein lebens­langes Lesevergnügen.[1] Dennoch ist das Lesen für ein mündiges Leben in der Gesellschaft nötig.

Neben zahlreichen anderen Ansätzen stellt sich die Frage, ob die Kunst des Schnell­lesens eine Möglichkeit bietet, den SuS zum einen eine Fähigkeit näher zu bringen, die ein zügiges Verständnis von Texten ermöglicht und zum anderen dadurch auch die „Lust zu lesen“ zu steigern imstande ist.

In dieser Arbeit werden Ansätze zur Erlernung des Schnelllesens und –verstehens diskutiert und mit Erkenntnissen der aktuellen Forschungsliteratur verglichen, um schließlich zu überprüfen, ob Thematisierung und Er­lernung dieser Techniken im Schulgebrauch sinnvoll sind.

2. Populärwissenschaftliche Ansätze zu Schnelllesetechniken

Befragt man Suchmaschinen im Internet zum Thema Schnelllesen, wird die Fülle von Seminaren und Büchern schnell unüberschaubar. Dies hat vor allem damit zu tun, dass dem Kunden vermittelt wird, man könne mit Leichtigkeit seine eigene Lesegeschwindigkeit – und demnach die Anzahl der Texte, die man in einem gewissen Zeitraum lesen kann – mit steigendem Textverständnis vervielfachen.

Exemplarisch wird hier die Methodik aufgezeigt, mit Hilfe derer der Psychologe Tony Buzan[2] dem Leser verspricht, Lesegeschwindigkeit und –verständnis erheb­lich zu steigern.[3]

Das Buch an sich ist als Seminar in vorher definiertem Zeitraum konzipiert. Der Leser hat die Möglichkeit, nach jeder neu erlernten Methode seine Lese­geschwindigkeit und sein Textverständnis zu testen, woraus der Leistungs­zuwachs deutlich werden soll.

Nach einem ersten Geschwindigkeits- und Verständnistest, der die gegen­wärtige Situation des Lesers veranschaulicht, befasst sich Buzan mit den neuronalen Möglichkeiten des Sehorgans. Hierbei wird besonderer Wert auf die bewusste Konzentration und Steuerung der Augen durch Unterstützung von Lesehilfen (z. B. Stift als Hilfe zur Steuerung der Augen) gelegt. Der Leser soll bei dieser Technik den Text nicht „überfliegen“, sondern vielmehr versuchen sämtliche Informationen des Textes aufzunehmen. Dies bedeutet, dass das Sehfeld der einzel­nen Fixationspunkte so erweitert wird, dass mit jeder Augen­bewegung eine höhere Anzahl von Wörtern wahrgenommen werden kann. Das Auge sei auch problemlos zu dieser Sehfelderweiterung imstande, da neuro­biologische Voraussetzungen schon durch einfache Tests der okulomotorischen Fähig­keiten zu identifizieren seien.[4]

Im nächsten Schritt werden Konzentrationsprobleme, die während des Lese­prozesses bei einem Großteil der Gesellschaft auftreten, behandelt. Besonders ablenkende äußere Einflüsse, fehlende Motivation und mangelndes Interesse am zu lesenden Stoff seien die Haupt­gründe für Konzentrationsschwächen während der Lesezeit.[5]

Schließlich werden Techniken vorgestellt, durch die strukturiertes Lesen, bei­spielsweise durch Verschaffen eines Überblicks über den zu lesenden Text schon vor dem eigentlichen Beginn des Lesevorgangs oder durch das Erstellen von Mind Maps, ermöglicht wird. Auch die Erweiterung des aktiven Wort­schatzes sei zu thematisieren, um fremdwortbedingte Regression, also einen Rückgang im Text, der durch Fremdwörter ausgelöst wird, zu vermeiden und den Lese­fluss nicht zu behindern. Im Laufe des Seminars finden weiterhin Lesetests zur aktuellen Entwicklung des Schnelllesevorgangs statt, sodass dem Leser verdeutlicht werden soll, dass sich das Leseverhalten verbessert bzw. in welche Abschnitte der Leser noch Zeit investieren muss.

3. Theoretische Vertiefung

Der Teil der theoretischen Vertiefung befasst sich mit den für das Schnelllesen wesentlich verantwortlichen Themen der Okulomotorik und der Verständnis­prozesse auf Wort-, Satz, und Textebene. Die Bereiche der Regression in Zu­sammenhang mit Konzentration und Wortschatz, sowie motivationale Aspekte sind in der didaktischen Aufarbeitung der Thematik verankert.

3.1 Okulomotorik

Zunächst ist zu klären, ob das menschliche Auge tatsächlich in der Lage ist, kontrolliert die jeweiligen Texte zu erfassen und in Kooperation mit dem Gehirn hermeneutisch zu analysieren. Buzans Argumentation klingt schlüssig. Wieso sollte der Mensch beispielweise im Straßenverkehr sämtliche entgegen­kommenden Fahrzeuge und Menschen erkennen und auf gewaltige Umweltein­flüsse reagieren können, sich aber nicht imstande sehen, die Be­deutung einiger schwarzer Zeichen auf weißem Untergrund in ebenso schneller Geschwindig­keit ent­schlüsseln zu können?[6] Die Wissenschaft ist sich in diesem Punkt einig. Nach Wittmann/Pöppel weisen empirische Untersuchungen darauf hin, dass ganze Wörter im Bereich von wenigen Millisekunden erkannt und semantisch zu­gewiesen werden können.[7]

Nichtsdestotrotz sind diese Angaben textspezifisch gebunden. So seien bei lyrischen Texten oder nichtfiktionalen Texten mit hohem Vorkommen an schwieriger Syntax und erheblichem Wortschatzrepertoire zeitliche Abläufe deutlich verlangsamt.[8] Für die Möglichkeit des schnelleren Textverständnisses durch bewusste Kontrolle der Okulomotorik spricht, dass Zweifel bestehen, „[…] ob Sätze im Leseprozess überhaupt vollständig syntaktisch analysiert werden (müssen).“[9] Vielmehr wird davon ausgegangen, dass erst eine vollständige grammatische Analyse erfolgt, sobald „eine erste Analyse auf der Grundlage

[...]


[1] vgl. Dehn, Mechthild / Payrhuber, Franz-Josef / Schulz, Gudrun / Spinner, Kaspar H.: Lesesozialisation, Literaturunterricht und Leseförderung in der Schule. In: Franzmann, Bodo u. a. (Hrsg.): Handbuch Lesen. München 1999. Seite 590-592.

[2] Tony Buzan ist US-amerikanischer Psychologe und u. a. als Erfinder der “Mind Maps” bekannt.

[3] vgl. Buzan, Tony: Speed Reading. Schneller lesen. Mehr verstehen. Mehr behalten. 3. Auflage. München 2000.

[4] vgl. Buzan, S. 65f.

[5] vgl. Buzan, S. 198f.

[6] vgl. Buzan, S. 92.

[7] vgl. Wittmann, Marc / Pöppel, Ernst: Neurobiologie des Lesens. In: Franzmann, Bodo u.a. (Hrsg.): Handbuch Lesen. München 1999. S. 234f.

[8] vgl. Christmann, Ursula / Groeben, Norbert: Psychologie des Lesens. In: Franzmann, Bodo u.a. (Hrsg.): Handbuch Lesen. München 1999. S. 184.

[9] vgl. Richter, Tobias / Christmann, Ursula: Lesekompetenz: Prozessebenen und interindividuelle Unterschiede. In: Groeben, Norbert / Hurrelmann, Bettina (Hrsg.): Lesekompetenz. Bedingungen, Dimensionen, Funktionen. 2. Auflage. Weinheim und München 2006. S. 30.

Ende der Leseprobe aus 15 Seiten

Details

Titel
Schnelllesen im Schulunterricht
Hochschule
Ruhr-Universität Bochum  (Literaturwissenschaft - Didaktik der Germanistik)
Veranstaltung
Lesekompetenz
Note
2,0
Autor
Jahr
2008
Seiten
15
Katalognummer
V117830
ISBN (eBook)
9783640208425
ISBN (Buch)
9783640208449
Dateigröße
403 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Schnelllesen, Schulunterricht, Lesekompetenz
Arbeit zitieren
Stefan Rohde (Autor:in), 2008, Schnelllesen im Schulunterricht, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/117830

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