Wirkungszusammenhänge zwischen wirtschaftlicher Öffnung nach Norden und veränderten Lebenswirklichkeiten im Süden

Eine qualitative Untersuchung am Beispiel des Stadtgebietes Monterrey(Mexiko) fünfzehn Jahre nach Gründung der NAFTA


Diplomarbeit, 2008

114 Seiten, Note: 1,3


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

Abbildungs- und Tabellenverzeichnis

Glossar

Teil I: Theorie
1. Ausgangspunkt und Motivation für liberalen Außenhandel – die Theorie von David Ricardo
2. Konzeptuelle Ausrichtung und theoretische Vorüberlegungen
2.1 Einordnung der Fragestellung in den aktuellen Forschungsstand
2.2 Konzeption – Methodik und Aufbau
3. Schauplatz und Rahmenbedingungen
3.1 Die NAFTA – ein klassisches Nord-Süd-Abkommen?
3.2 Mexikos wirtschaftliche Öffnung
3.3 Monterrey
3.3.1 Vom peripheren Montanindustriestandort zur internationalen Wirtschaftsmetropole
3.3.2 Sozioökonomische Disparitäten und Klassenbewusstsein

Teil II: Empirie
4. Veränderte Lebenswirklichkeiten in Monterrey
4.1 Konsum – von Enthaltsamkeit zu Konsumismus
4.2 Studium und Beruf – Arbeit als Lebensziel
4.2.1 Bildung – ¿qué me falta?
4.2.2 Arbeit – ser trabajador
4.3 Freizeitgestaltung - Kultur und „rock‘n‘roll“
4.4 Familie und Lebensraum – Desintegration, Ökonomisierung, Anonymität
4.5 Zusammenfassung
5. Ursachen für die veränderten Lebenswirklichkeiten in Monterrey
5.1 Ursachen für den Wandel in Konsum und Freizeit
5.1.1 Status und Prestige in einer stratifizierten Gesellschaft
5.1.2 Konsumentenrevolution in Monterrey?
5.2 Ursachen für den Wandel der Unternehmen
5.3 Ursachen für den Wandel der Arbeitswelt
5.3.1 Fluktuation
5.3.2 Motivation zur Steigerung des Einkommens
5.4 Ursachen für den Wandel der Familien
5.4.1 Permissiver Erziehungsstil und sexuelle Liberalisierung
5.4.2 Individualisierung auf Mexikanisch

Teil III: Auswertung der Ergebnisse
6. Synthese und Konzeptualisierung
6.1 Wirkungszusammenhänge zwischen wirtschaftlicher Öffnung und veränderten Lebenswirklichkeiten in Monterrey
6.2 Konzeptualisierung und Anregungen für die weitere Forschung

Bibliografie

Anhang

A. Liste der Interviews
B. Liste der Gesprächspartner (alphabetisch) Digitaler Anhang (siehe beigefügte CD)
C. Transkription der geführten Interviews (in Auszügen) <C Transkriptionsprotokoll>
D. Aufnahmen der geführten Interviews <D Audio>
E. Liste der Gesprächspartner mit Detailinformationen <E Gesprächspartner>
F. Schwer zugängliche Quellen <F Anhang zur Bibliographie>

Abbildungs- und Tabellenverzeichnis

Abbildung 1: Monterrey, Nuevo León, geographische Lage

Abbildung 2: Eisenbahnnetz um Monterrey (1910)

Abbildung 3: Bevölkerungsentwicklung im Stadtgebiet Monterrey (1810-2008)

Abbildung 4: Reales Bruttoeinkommen pro Kopf Área Metropolitana de Monterrey, Nuevo León, Mexiko (1960-2007)

Abbildung 5: Standorte der Maquiladora-Industrie Mexiko (2002)

Abbildung 6: Erwerbstätige nach Wirtschaftssektor Área Metropolitana de Monterrey (1940-2000)

Abbildung 7: Verteilung des Gesamteinkommens der Haushalte Área Metropolitana de Monterrey (1965, 1998) und Nuevo León (2004)

Abbildung 8: Anteil der Erwerbstätigen mit einer Wochenarbeitszeit von mehr als 48 Stunden Nuevo León (1994-2006)

Abbildung 9: Aktive Bevölkerung an der gesamten weiblichen Bevölkerung Nuevo León (1994-2004)

Abbildung 10: Eheschließungen und Scheidungen pro 1000 Einwohner Nuevo León (1990-2006)

Abbildung 11: Reallöhne in Handel (Área Metroplitana) und Baugewerbe (Nuevo León) 2001-2007

Abbildung 12: Wappen des Bundesstaates Nuevo León

Abbildung 13: Kombiniertes Arbeitsmarktmodell

Tabelle 1: Präferenzhandelsabkommen Mexikos 2008 23

Tabelle 2: Bevölkerungsentwicklung im Stadtgebiet Monterrey (1810-2008)

Tabelle 3: Anteil der Bevölkerung mit höherem Bildungsabschluss Nuevo León 2005 (Veränderung zu 2000)

Tabelle 4: Gesamtfertilitätsrate und Geburtenziffer; Eheschließungen und Scheidungen pro 1000 Einwohner Nuevo León (1990-2005)

Fotos

Foto 1: Museo de Historia Mexicana und Cerro de la Silla, Zentrum

Foto 2: Paseo de Santa Lucía, Zentrum

Foto 3: Wohnhäuser der Mittelschicht, Col. Alfareros

Foto 4: Wohnhäuser der Oberschicht, San Pedro

Foto 5: Verwahrloste Behausung, daneben Wohnhäuser der Mittelschicht, Río Nazas

Foto 6: Marginales Siedlungsgebiet, Cerro de la Campana

Foto 7: Traditionelle Obsthandlung, Zentrum

Foto 8: Einkaufszentrum Galerías Valle Oriente, San Pedro

Foto 9: Supermarkt Soriana, Garza Sada

Foto 10: Supermarkt Soriana, Garza Sada

Foto 11: Supermarkt Soriana, Garza Sada

Foto 12: Mercado Juárez, Zentrum

Glossar

Área Metroplitana/ Área [1] [2] [3] Metropolitana de Monterrey. Stadtgebiet Monterrey. Die Área Metropolitana de Monterrey umfasst derzeit neun Municipios: Apodaca, García, San Pedro Garza García, General Escobedo, Guadalupe, Juárez, Monterrey, San Nicolás de los Garza und Santa Catarina.1

BIE. Banco de Información Económica.

BIP. Bruttoinlandsprodukt.

CONAPO. Consejo Nacional de Población.

EU. Europäische Union.

Honorarios. „Ehrenamtliche Beschäftigte“. Die Ausweisung von Beschäftigten als honorarios erlaubt eine Umgehung der Sozialversicherungspflicht.

IMSS. Instituto Mexicano del Seguro Social. Im alltäglichen Sprachgebrauch bezeichnet der Begriff auch „Sozialversicherung“ als abstrakten Begriff.

INEGI. Instituto Nacional de Estadística Geografía e Informática.

Maquiladora-Industrie/ Lohnveredelungsindustrie. In sog. maquiladoras werden Rohstoffe und Halbfertigprodukte aus den USA importiert, in Mexiko unter vergleichsweise niedrigem Lohniveau weiterverarbeitet und als Halbfertig- oder Fertigprodukt wieder in die USA exportiert. Bereits seit 1964 wird diese Lohnveredelung weitgehend zollfrei und steuerbegünstigt in dafür ausgewiesenen Wirtschaftszonen, vor allem in den nördlichen Grenzgebieten Mexikos, betrieben. 2

Mercosur. Mercado Común del Sur.

Monterrey. Es ist zu unterscheiden zwischen dem Municipio Monterrey (1.141.000 Einwohner), der Área Metropolitana de Monterrey (3.784.000 Einwohner)3 und der Stadt Monterrey bzw. dem Stadtgebiet Monterrey. Die ersten beiden Begriffe bezeichnen politische Einheiten, die letzten beiden beziehen sich dagegen auf einen geschlossenen Siedlungsraum. Insofern im folgenden nicht explizit die Área Metropolitana oder das Municipio genannt wird, ist stets der Siedlungsraum Monterrey gemeint.

Municipio. Verwaltungsbezirk/ Stadtteil.

NAFTA. North American Free Trade Agreement.

Patrón. Chef; Arbeitgeber. Pátron ist in Mexiko die gängige Anrede für den direkten Vorgesetzten. Dabei ist mit dem Begriff eine deutlich engere persönliche Bindung konnotiert als mit der oben genannten deutschen Entsprechung; je nach Kontext kann patrón auch als Patron, Herr, Beschützer übersetzt werden.

PRI. Partido Revolucionario Institucional.

PAN. Partido Acción Nacional.

Regio/ regiomontano. Bewohner Monterreys oder aus der nähren Umgebung Monterreys sowie das zugehörige Adjektiv. Der Begriff geht auf die historisch starke Präsenz von Montanindustrie in der Region zurück.

SE. Secretaría de Economía.

SEDEC. Secretaría de Desarrollo Económico de Nuevo León.

SICE. Organization of American States Foreign Trade Information System.

Tec (ugs.)/ ITESM. Instituto Tecnológico y de Estudios Superiores de Monterrey, eine renommierte Eliteuniversität.

Técnicos/ Fachkräfte. Arbeiter mit abgeschlossener carrera técnica. Die carrera técnica beschränkt sich nicht auf technische Berufe. Sie kann je nach Fachrichtung und Ausbildungsstätte sehr unterschiedliche Charakteristika aufweisen, sie kann sowohl von Seiten einer Schule oder eines Unternehmens, mitunter auch in Form einer dualen Ausbildung (in Kooperation von Schule und Unternehmen) erfolgen. Eine carrera técnica dauert i.d.R. drei Jahre, das INEGI unterscheidet zwischen carreras técnicas o comerciales de nivel básico und carreras técnicas o comerciales de nivel medio superior y superior.4 Als deutsche Entsprechung wird in dieser Arbeit der Terminus Fachkräfte verwendet.

UDEM. Universidad de Monterrey, eine katholische Privatuniversität.

Uni (ugs.)/ UANL. Universidad Autónoma de Nuevo León, die größte staatliche Universität in Monterrey.

Häufig verwendete Wörter in mexikanischem Spanisch[4] [5]

Antro. Überbegriff für Discos, Clubs und Bars. Die Assoziationen, die Mexikaner mit dem Begriff verbinden, können dabei stark variieren.5 Im Gegensatz zur ursprünglichen Bedeutung des Wortes (etwa: Spelunke, Lasterhöhle) ist antro heute in Mexiko nicht mehr negativ konnotiert.

Chavo/ chava. Junger Mann, junge Frau.

Chido (ugs.). in der Jugendsprache häufig verwendetes Adjektiv, das eine hohe Wertschätzung zum Ausdruck bringt. Deutsche Entsprechungen sind: super, cool, geil.

Codo/ ser codo (ugs.). Geizig, geizig sein.

Güey (ugs.). Milieubezogener Gesprächspartikel unter Freunden. Deutsche Entsprechungen sind: (ey) Mann, Alter. Eine weitere Bedeutung von güey ist Typ, Kerl. Ursprünglich leitet sich das Wort von buey (Ochse) ab.

Teil I: Theorie

1. Ausgangspunkt und Motivation für liberalen Außenhandel – die Theorie von David Ricardo

Entscheiden sich zwei Länder zu einem Abbau protektionistischer Maßnahmen zugunsten des vollständig freien Handels, so führt dies für beide Volkswirtschaften zu einem Wohlfahrtsgewinn und der Maximierung des gesamtgesellschaftlichen Nutzens. Aufgrund der Theorie der komparativen Kosten gilt dies selbst dann, wenn sämtliche Güter in einem der Länder nur zu höheren Preisen produziert werden können, als im anderen, also für den Extremfall einer Nord-Süd-Handelsbeziehung[6]. Mit diesen beiden Sätzen lässt sich die Außenhandelstheorie zusammenfassen, die der englische Ökonom David Ricardo 1917 entwickelte.[7] Er selbst drückt sich wie folgt aus:

„Unter einem System von vollständig freiem Handel widmet natürlicherweise jedes Land sein Kapital und seine Arbeit solchen Verwendungen, die für es am vorteilhaftesten sind. Dieses Verfolgen des individuellen Nutzens ist wunderbar mit der allgemeinen Wohlfahrt der Gesamtheit verbunden. Indem es den Fleiß anregt, die Erfindungsgabe belohnt und am erfolgreichsten die besonderen Kräfte, die von der Natur verliehen sind, ausnutzt, verteilt es die Arbeit am wirk­samsten und wirtschaftlichsten; während es durch die Vermehrung der allgemei­nen Masse der Produktionen allgemeinen Nutzen verbreitet und die Universalge­sellschaft der Nationen der zivilisierten Welt durch ein gemeinsames Band des Interesses und Verkehrs miteinander verbindet.“[8]

Diese Worte haben bis heute großen Einfluss auf das politische und wirtschaftliche Geschehen weltweit. Besonders ab den fünfziger Jahren gibt es vielfältige Tendenzen zur Senkung globaler und regionaler Handelsbeschränkungen. 1993 wurde so auch das historisch bedeutende Handelsabkommen NAFTA gegründet.[9] Freihandelsbefürworter sehen Nord-Süd-Abkommen oftmals als Mittel an, um Einwohnern des südlichen Landes zu Wohlstand zu verhelfen und Armut zu reduzieren.[10]

In Bezug auf Monterrey hat sich diese Hoffnung durchwegs bewahrheitet. Seit der Gründung der NAFTA entwickelte sich die Industriehochburg Mexikos zum internationalen Handels- und Dienstleistungszentrum. Ein fast durchgängiges, überdurchschnittliches Wachstum des realen Pro-Kopf-Einkommens begleitet diesen Prozess.[11] Auch in den ärmeren Bevölkerungsschichten hat der materielle Wohlstand dabei stark zugenommen, wenngleich es freilich zu keiner Milderung der sozioökonomischen Disparitäten kam.[12]

Diese Arbeit beschäftigt sich nur am Rande mit der wirtschaftlichen Entwicklung. Das Hauptaugenmerk liegt vielmehr auf den bislang wenig untersuchten mittel- und langfristigen Veränderungen der Lebenswirklichkeiten der lokalen Bevölkerung, die mit der wirtschaften Öffnung einher gehen. Ausgehend von einer qualitativen Studie wird durch induktives Vorgehen zunächst der soziale Wandel in Monterrey deskriptiv dargestellt und sodann auf kausale Zusammenhänge mit der Handelsliberalisierung untersucht. Die Leitfrage lautet dabei: Welche Wirkungszusammenhänge bestehen zwischen der wirtschaftlichen Öffnung nach Norden und den veränderten Lebenswirklichkeiten in Monterrey? Abschließend werden die Ergebnisse der regionalen Untersuchung abstrahiert und daraus konkrete Vorschläge für die komparative Untersuchung kausaler Zusammenhänge von Nord-Süd-Handelsabkommen abgeleitet.

2. Konzeptuelle Ausrichtung und theoretische Vorüberlegungen

2.1 Einordnung der Fragestellung in den aktuellen Forschungsstand

a) Quellenlage

Obwohl Monterrey nach Mexiko-Stadt und Guadalajara die drittgrößte Stadt Mexikos ist findet sie in der deutschsprachigen Literatur kaum Beachtung. Dies gilt für die wissenschaftliche Forschung genauso wie für Reiseführer und Enzyklopädien.[13] Ein extremes Beispiel hierfür ist „Die grosse Enzyklopädie der Erde“ von 1974. In dem sehr ausführlichen, 120 Seiten langen Kapitel über Mexiko findet Monterrey keinerlei Erwähnung.[14] Eine Suche nach dem Schlagwort „Monterrey“ im Verbundkatalog des Bibliotheksverbundes Bayern lieferte lediglich 25, hauptsächlich englischsprachige Treffer – keinen einzigen deutschsprachigen.[15]

Genau entgegengesetzt verhält es sich mit Publikationen über die Auswirkungen der NAFTA in Mexiko. Die kaum überschaubare Vielzahl an Prognosen und empirischen Studien konzentrieren sich dabei oft einseitig auf Aspekte, deren Ausprägungen sich eindeutig im bipolaren Werteschema der westlichen Welt verorten lassen. In Hinblick auf den gesellschaftlichen Wandel behandeln sie vor allem Entwicklungsindikatoren wie Armut, Einkommensverteilung, Bildung oder verschiedene Aspekte der Arbeitsbedingungen. Zielt die Fragestellung nicht direkt darauf ab, ob die einzelnen Länder von dem regionalen Handelsabkommen profitieren, so erfolgt eine Differenzierung in „Gewinner“ und „Verlierer“ der Handelsliberalisierung.[16] Deskriptive, weitgehend wertfreie Studien sind in der ideologisch geprägten Freihandelsdebatte selten. Eine davon, die Arbeit von Francesco Duina, wird im Anschluss kurz vorgestellt.

Von lokalen Wissenschaftlern in Monterrey wird der wirtschaftliche und soziale Wandel durchaus umfassend und differenziert wahrgenommen. Anlässlich des 400-jährigen Jubiläums Monterreys ist 1998 eine Reihe von Studien erschienen, die sich vor allem den sozialen Transformationsprozessen widmen.[17] Sammelbände zum wirtschaftlichen Wandel folgten 1998 und 2003. Wie bereits die Titel zeigen, werden die Wandlungsprozesse durchgehend als Globalisierung perzipiert.[18] Eine Definition, was die jeweiligen Wissenschaftler unter Globalisierung verstehen, bleibt jedoch aus. Folgerichtig findet keine Differenzierung zwischen Auswirkungen der NAFTA und Auswirkungen der weltweiten Verflechtungsprozesse statt. Eine Quelle, auf die im Laufe dieser Arbeit häufig zurückgegriffen wird, ist die Dissertation Lylia Palacios. Aus historischer Perspektive untersucht die Soziologin den Wandel der lokalen Großunternehmen und den Wandel der Arbeitsbeziehungen.[19]

b) Interdisziplinäre Regionalisierungsforschung – der New Regionalism Approach

Ein interdisziplinäres theoretisches Grundgerüst zur Erforschung regionaler Handelsabkommen bietet der New Regionalism Approach. Nachdem die Untersuchungen der Regionalisierung[20] bis Anfang der neunziger Jahre in der Regel aus monodisziplinären Ansätzen bestanden hatten, versuchten Wissenschaftler um Björn Hettne[21] Mitte der neunziger Jahre, die bestehenden Theorien zu vereinen und um interdisziplinäre Ansätze zu ergänzen: Ziel des New Regionalism Approach ist es, auf diese Weise die komplexen neuen Regionalisierungstendenzen der letzten Jahrzehnte umfassend zu erklären. Die Theorien internationaler Beziehungen und internationaler politischer Ökonomie sollen dabei genauso integriert werden wie beispielsweise die Entwicklungstheorien oder bestehende Theorien regionaler Integration.

Die Autoren unterscheiden streng zwischen einem „alten Regionalismus“, der in den fünfziger Jahren begann und durch den kalten Krieg geprägt war, und einem „neuen Regionalismus“, deren Beginn sie auf Mitte der achtziger Jahre datieren. Dieser übertreffe die vorherigen Tendenzen an Quantität, Reichweite und Diversität und zeichnet sich durch eine vermehrte Offenheit gegenüber multilateralen Beziehungen mit Drittländern und anderen Regionen, aber auch gegenüber Beitrittsaspiranten aus. Der New Regionalism Approach ist auf diesen neuen Regionalismus fokussiert. Zur Konzeptualisierung der Untersuchungen werden drei Ebenen unterschieden, auf denen sich Regionalisierungsprozesse abspielen: das globale System, die interregionale Beziehungen und die interne Struktur der Region. Da die Prozesse miteinander interagieren und abhängig von Region und Untersuchungszeitraum die Wichtigkeit der einzelnen Ebenen variiert, könne keine generelle Aussage über die Dominanz einer dieser Ebenen getroffen werden. Eine weitere Differenzierung der Untersuchungen erfolgt hinsichtlich des Blickwinkels. Ein umfassendes Verständnis werde nach Ansicht der beiden Autoren erst durch die Untersuchung sowohl aus regionaler Perspektive als auch aus einer globalen, „outside-in“ Sichtweise ermöglicht. Die dritte Perspektive betrifft schließlich die Möglichkeit einer zukünftigen regionalisierten Weltordnung. Zum Vergleich verschiedener Regionen greift der New Regionalism Approach auf den Begriff regionness zurück, wobei unter dem degree of regionness der Grad der Abgrenzbarkeit eines territorialen Subsystems vom restlichen internationalen System zu verstehen ist.[22]

c) Wegbereitung für die komparative Untersuchung regionaler Handelsabkommen – der Ansatz von Francesco Duina

Einen sehr konkreten komparativen Ansatz verfolgt Francesco Duina. In seiner Studie „The Social Construction of Free Trade“ behandelt er zwei Fragestellungen: Worin liegen die Ursachen für die unterschiedliche Ausgestaltung regionaler Handelsabkommen und weshalb gestaltet sich die internationale Zusammenarbeit zwischen Unternehmen, Regierungs- und Nichtregierungsorganisationen in den einzelnen Regionen sehr unterschiedlich? Zur Beantwortung untersucht Duina die Rechtstradition und das Verhalten der zentralen Akteure im Bildungsprozess von EU, NAFTA und Mercosur.[23] Er verfolgt dabei einen akteursbezogenen Ansatz. Gegenüber Untersuchungen, die die Ursachen ausschließlich an kulturellen Charakteristika der einzelnen Regionen festmachen, spricht sich der Autor skeptisch aus, da hierbei der Individualität der beteiligten Akteure nicht ausreichend Rechnung getragen werden könne.[24] Duina kommt u.a. zu dem Ergebnis, dass es sich bei den regionalen Handelsabkommen um soziale Konstrukte handelt, an dessen Entstehung und Ausgestaltung eine Vielzahl von Akteuren aus Politik, Wirtschaft und Zivilgesellschaft aktiv beteiligt sind. In Folge ist in den meisten Fällen eine weitgehende Kontinuität mit der nationalen Realität zu beobachten, nicht jedoch abrupte Veränderungen.[25] Die Untersuchung Duinas konzentriert sich zwar auf die Gründungsphase regionaler Integrationsabkommen, hat aber den Anspruch, den Weg für weitere komparative Untersuchungen zu ebnen. Nach eigener Einschätzung stellt die Studie einen der ersten Versuche dar, regionale Handelsabkommen aus komparativ-soziologischer Perspektive zu untersuchen. Der Autor weist einerseits auf vielfältige Fragestellungen hin, die noch zu beantworten sind, andererseits auf die Schwierigkeiten, die aus dem Mangel an zielführenden Untersuchungsmethoden erwachsen:

“We lack the necessary frameworks and tools for analysis. A great number of questions about the nature of RTAs, their impact on everyday life, and their implications for pressing topics of much current debate remain without answers. This book is a first step toward a sophisticated understanding of free trade and its pursuit in various geographies: it offers an argument for the social foundations and distinctiveness of RTAs. It is, at the same time, an invitation for more research and work.” (DUINA 2006, S. 209)

2.2 Konzeption – Methodik und Aufbau

a) Vorbemerkung: Globalisierung

Aufgrund der Beobachtung, dass sowohl Wissenschaftler als auch die Bevölkerung in Monterrey den wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Wandel häufig mit Selbstverständnis als Globalisierung bezeichnen,[26] soll dieser Begriff hier kurz diskutiert werden.

Die empirische Forschung zeigt auf, dass die Gesprächspartner unterschiedliche Dimensionen der Globalisierung unterscheiden. Zwei Studenten versuchen, das Wort zu definieren, der erste bezieht es in erster Linie auf den sozialen Wandel, der zweite beschränkt sich auf den wirtschaftlichen Aspekt:

Chavo 2: “A lo mejor, yo creo que a lo que se refiere que se está globalizando la ciudad es que se está uniendo el rol a un rol mucho más activo en la vida del mundo que podemos alcanzar. Y al momento de enrolarse en este tipo de vida, la gente de aquí se empieza a tratar de esforzar más por aprender, que por trabajar aquí, que por trabaja allá. Entonces dejas de poner la atención a cosas como la familia, cosas como ... atención a otras personas, ¡vaya!
[ Zu Chavo 1 ] ¿A qué te referías con que Monterrey se está globalizando?”

Chavo 1: “Más de todo que Monterrey ha sido desde mucho una ciudad de negocios, industrializada. [...] Se ha seguido desarrollando y por tanto ha aceptado los cambios ha seguido adecuarse a los cambios que ha habido en todo el mundo y eso es lo a que me refiero con globalizar.” (34/22-23)

Liest man gängige wissenschaftliche Definitionen von Globalisierung, so zeichnet sich das Bild eines weltumspannenden Netzwerks ab, das sich verdichtet und mit zunehmender Intensität genutzt wird.[27] Nationale, geographische und „kulturelle“ Grenzen verlieren an Bedeutung[28], verstärkt nehmen entfernt stattfindende Ereignisse unmittelbar Einfluss auf das lokale Geschehen[29], die traditionelle raum-zeitliche Ordnung wird rekonfiguriert[30] und teilweise virtualisiert[31]. Auf diese Weise verringern sich die räumlichen Distanzen, die Welt wird zusehends als Einheit wahrgenommen.[32]

Mitunter wird dabei die Frage aufgeworfen, ob die supranationalen und subnationalen Regionalisierungstendenzen der letzten Jahrzehnte schlicht als Facette bzw. Folge des Globalisierungsprozesses betrachtet werden können:[33]

Auch die Bildung makroregionaler Wirtschaftsregionen wie NAFTA oder Mercosur kann einerseits als ein Schritt in Richtung Globalisierung, andererseits aber auch als eine Form der neuen Definition makroregionaler Einflusssphären und Interaktionsverdichtungen gedeutet werden. “ (Pries 2002, S. 7)

Obwohl Globalisierung und regionale Blockbildung aus mikroregionaler Perspektive ähnliche Effekte auslösen und diese angesichts der weltweiten Tendenz zu Regionalisierung und Globalisierung, große Schnittmengen aufweisen, gibt es doch auch bedeutende Unterschiede:

– Der Zusammenschluss mehrerer Länder zu einer Region stellt zugleich eine Abgrenzung gegenüber Drittländern dar.[34] Globalisierung ist hingegen ein Zusammenwachsen ohne Schaffung neuer Grenzen.
– Während Globalisierung in der Regel als ungelenkter Prozess wahrgenommen wird, handelt es sich bei regionaler Blockbildung um eine bewusste Entscheidung der Regierung bzw. – im Fall eines demokratischen Entscheidungsprozesses – der Mehrheit der Staatsbürger.

Diese Unterschiede sprechen klar gegen eine Subsumierung der Regionalisierungsbestrebungen unter den Begriff Globalisierung. Eine klare Trennung der beiden Prozesse oder auch nur eine klare, allgemein gültige Aussage über die Beziehung der beiden Phänomene zueinander ist jedoch nicht möglich:

“The only clear conclusion that can be drawn is that regionalisation and globalisation are mutually constitutive processes within the broader context of global system change; and that it seems that we are dealing with different layers of globalisms and regionalisms simultaneously.”
(HETTNE/ SÖDERBAUM 1998, S. 8)

b) Methodische Herangehensweise und Aufbau

Gemäß gängiger Systemtheorien lässt sich das Wirtschaftssystem als Subsystem des sozialen Systems begreifen.[35] Auf dieser Abstraktionsebene entspricht die wirtschaftliche Öffnung eines Landes in erster Linie der zunehmenden Interaktion des nationalen Wirtschaftssystems mit den Wirtschaftssystemen der Handelspartner, bis hin zur Verschmelzung der Wirtschaftssysteme im Fall eines gemeinsamen Marktes. Die Mechanismen, die die Anpassungseffekte des Wirtschaftssystems im Rahmen des Öffnungsprozesses steuern und ihre Primärwirkungen sind sowohl modelltheoretisch als auch empirisch ausgiebig untersucht worden und weitgehend bekannt. Anders verhält es sich mit den wechselseitigen Anpassungseffekten, die dieser Wandel des Wirtschaftssystems in den anderen Subsystemen und im sozialen System als Ganzes auslöst. Vermutlich aufgrund seiner Komplexität und dem von Duina beklagten Fehlen wissenschaftlicher Methoden ist dieses Phänomen bislang nur selten Gegenstand wissenschaftlicher Untersuchungen gewesen. Diese Arbeit wird jedoch zeigen, dass die Methoden der empirischen Sozialforschung durchaus in der Lage sind, den Wirkungszusammenhang zwischen wirtschaftlicher Öffnung und dem sozialem Wandel innerhalb einer konkreten Mikroregion wenn auch nicht in seiner vollen Komplexität zu begreifen, so doch punktuell auszuleuchten.

Der soziale Wandel, der von der wirtschaftlichen Öffnung ausgeht, manifestiert sich in den unterschiedlichsten Bereichen und wird auf diese Weise sichtbar und somit beobachtbar.[36] Diese Arbeit stellt eine Partialanalyse verschiedener Elemente des sozialen Systems dar, die mit dem Begriff Lebenswirklichkeiten zusammengefasst wurden. Ihre Auswahl erfolgte durch induktives Vorgehen nach folgenden Leitfragen:

– Wie viele Personen sind von der Veränderung betroffen (Reichweite) ?
– Welche Bedeutung misst die Gesellschaft der Veränderung zu bzw. gibt es bedeutende Sekundärwirkungen des entsprechenden Transformationsprozesses (Tragweite) ?
– Wie präsent ist der Transformationsprozess in der Wahrnehmung der Gesellschaft (Wahrnehmung) ?

Der Fokus liegt dabei auf den Manifestationen des sozialen Wandels in den familiären und gesellschaftlichen Beziehungsstrukturen, in den Alltagshandlungen sowie in den jeweils zugrunde liegenden Werthaltungen und Motiven.

Zunächst wird in Kapitel 3 auf die Inhalte der NAFTA und die Beweggründe für die wirtschaftliche Öffnung Mexikos eingegangen. Aus historischer Perspektive wird sodann das Stadtgebiet Monterrey näher beleuchtet. Hierbei wird das Augenmerk insbesondere auf die kulturelle Konfiguration[37] gerichtet, die als latente Systemvariable bestimmte Entwicklungspfade des sozialen Systems gegenüber anderen begünstigt. Die Ausführungen beschränken sich dabei weitgehend auf diejenigen Faktoren, die für das Verständnis der hier behandelten aktuellen Wandlungsprozesse von Bedeutung sind.[38]

Die empirische Untersuchung des sozialen Wandels erfolgt in Kapitel 4. Es wird dabei vereinfacht von einer weitgehend statischen „traditionellen“ Systemkonfiguration zur Zeit des Protektionismus ausgegangen. Diese wird durch die Vergangenheitswahrnehmung der Gesprächspartner rekonstruiert und mit der empirischen Momentaufnahme des Untersuchungszeitraums (Januar und Februar 2008) verglichen. Anhand von Sekundärliteratur und offiziellen statistischen Erhebungen erfolgt eine Verifizierung und Ergänzung der Daten. Aufgrund der knappen Datenlage finden dabei sowohl Statistiken zur Área Metropolitana de Monterrey als auch zum Bundesland Nuevo León Verwendung.[39]

Im Anschluss werden in Kapitel 5 die Wirkungszusammenhänge zwischen den Veränderungen des Wirtschaftssystems und den beobachteten Veränderungen der Lebenswirklichkeiten näher beleuchtet. Die Untersuchung erfolgt dabei ausgehend von den beobachteten Veränderungen, also entgegen der Wirkrichtung. Dieses Verfahren beruht auf der induktiven Vorgehensweise – Ausgangspunkt ist die Wahrnehmung der Gesprächspartner hinsichtlich der Ursachen für beobachtete Veränderungen. Im Anschluss werden die Ursachen diskutiert.[40] Die Themen wurden dabei in einem zweistufigen induktiven Selektionsprozess nicht nur hinsichtlich der bereits erwähnten Kriterien (Reichweite, Tragweite, Wahrnehmung) sondern auch hinsichtlich des Vorhandenseins eines kausalen Zusammenhangs mit der wirtschaftlichen Öffnung ausgewählt. Die erste Selektion erfolgte während der Datenerhebung, die zweite während der Datenauswertung und -verifizierung. Auf Wandlungsprozesse, bei denen offensichtlich kein Wirkungszusammenhang mit der wirtschaftlichen Öffnung besteht, wird nicht näher eingegangen.[41]

Zur Untersuchung der Wirkungszusammenhänge wird auf verschiedene Methoden zurückgegriffen. Hierzu gehört der Rückgriff auf vergleichbare Entwicklungen in anderem historischem und kulturellem Kontext (Kapitel 5.1.2), die Untersuchung anhand eines Fallbeispieles (Kapitel 5.2) und die eigene Entwicklung eines volkswirtschaftlichen Modells (Kapitel 5.3.2). Die Auswahl der jeweiligen Methode erfolgte dabei induktiv, ausgehend von den Ergebnissen der qualitativen Untersuchung.

In Kapitel 6 werden die Ergebnisse der vorangegangenen Kapitel zusammengeführt, abstrahiert und daraus konkrete Vorschläge für die weitere Untersuchung kausaler Zusammenhänge von Nord-Süd-Handelsabkommen abgeleitet.

c) Methodik der empirischen Forschung

Bevor konkret auf die Durchführung der qualitativen Forschung eingegangen wird, stellt sich zunächst die Frage, inwieweit diese Methode in der Lage ist, neben einer Momentaufnahme des sozialen Systems auch die Ursachen des sozialen Wandels zu untersuchen. Da die qualitative Sozialforschung ausschließlich basierend auf Wahrnehmung arbeitet, liegt zunächst der Schluss nahe, dass nur die wahrgenommenen, nicht jedoch die „realen“ Wirkungszusammenhänge untersucht werden können.

Geht man davon aus, dass menschliches Handeln (Reaktion) stets bewusst oder unbewusst durch ein konkretes Ereignis (Stimulus), etwa durch einen körperlichen Reiz oder eine Überlegung, ausgelöst wird,[42] dann handelt es sich hierbei jedoch um einen Fehlschluss. Denn wenn man sozialen Wandel über menschliches Handeln definiert,[43] so folgt unter Verwendung dieser These, dass nur solche Ereignisse Einfluss auf das soziale System haben können, die bewusst oder unbewusst wahrgenommen werden. Folglich basiert der soziale Wandel an sich und auch dessen Ursachen ausschließlich auf Wahrnehmung. Entsprechend ist die Untersuchung von Wahrnehmungen für das Verständnis von Wirkungszusammenhängen essentiell und die qualitative Sozialforschung hierfür bestens geeignet.[44]

Datenerhebung

Die eigene empirische Forschung besteht aus 66 qualitativen Interviews, die im Zeitraum 1. Januar 2008 bis 18. Februar 2008 geführt wurden.[45] Dabei wurde auf eine breite Streuung hinsichtlich Alter, Beruf, sozialer Schicht, Familienstand und Migrationshintergrund Wert gelegt (vgl. Anhang B und E). Die Auswahl der Gesprächspartner erfolgte größtenteils ausgehend von Empfehlungen von Bekannten des Forschers und bereits interviewter Personen. Durch dieses Vorgehen ergab sich ein lokaler Schwerpunkt auf die Zona Sur, den südlichen Teil des Municipio Monterrey. Die Besiedelung dieses Teils der Stadt, südlich des Río Santa Catarina, erfolgte vor allem ab den vierziger Jahren des zwanzigsten Jahrhunderts, hier befinden sich bis heute die Hauptgebäude der 1943 gegründeten privaten Hochschule Tecnológico de Monterrey (ITESM).[46] Aufgrund seiner sozioökonomischen Heterogenität ist die Zona Sur hervorragend für die empirische Forschung geeignet, die Überzahl wohlhabender Studenten vor allem aus anderen Teilen des Landes beschränkt sich auf die Wohnsiedlungen in direktem Umkreis des ITESM. Mitglieder dieser eher untypischen, zahlenmäßig an der Gesamtbevölkerung unbedeutenden Bevölkerungsgruppe wurden für Interviews nicht ausgewählt, wohl aber Personen, die ehemals am ITESM studiert haben, aber aus Monterrey kommen bzw. einen großen Teil ihres Lebens in Monterrey verbrachten.[47]

Neben Einzelinterviews wurden auch mehrere Gruppeninterviews mit jeweils zwei bis drei Gesprächspartnern durchgeführt. Dieses Vorgehen lieferte hervorragende Ergebnisse; eine vertrauensvolle, offene Atmosphäre war automatisch gegeben, das agenda setting, also die Auswahl der Gesprächsthemen und ihrer Reihenfo lge, wurde größtenteils von den Gesprächspartnern selbst wahrgenommen, nur selten war ein Eingreifen des Forschers nötig. Besonders aufschlussreich waren dabei Diskussionen über Unterschiede in der subjektiven Wahrnehmung der einzelnen Personen, da hieraus häufig Rückschlüsse auf die Ursachen dieser Differenzen gezogen werden konnten. Bei den Einzelinterviews konnte dagegen verstärkt auf sensible private Themen eingegangen werden.

Qualitative Interviews erfordern von Seiten des Forschers ein hohes Maß an interkultureller Kompetenz und eine weitgehende Vertrautheit mit den Gesprächsgegenständen. Dies betrifft sowohl die Themengebiete als auch ihre lokale Ausprägung. [48] Aufgrund mehrerer längerer Aufenthalte des Autors in Monterrey, einer teilweisen Sozialisierung und anschließender intensiver Auseinandersetzung mit interkulturellen Theorien und der mexikanischen Kultur auch im Rahmen des Studiums waren diese Voraussetzungen erfüllt. [49] Schwierig gestaltete sich dennoch die Annäherung an die marginalisierte Unterschicht, die sich kulturell stark von den anderen Schichten unterscheidet. [50] Zwei Interviews scheiterten hierbei – das erste endete überraschend mit der Entwendung eines kleineren Geldbetrags, das zweite wurde von dem Interviewpartner nach wenigen Minuten abgebrochen. [51] Der Zugang gelang schließlich über interkulturelle Vermittler, die beruflich in ständigem Kontakt mit der Unterschicht stehen. [52] Gespräche mit ihnen ermöglichten dem Forscher zunächst ein langsames Herantasten. [53] Bei anschließenden Interviews mit Vertretern der Unterschicht konnten die Mediatoren allein durch ihre Anwesenheit das nötige Vertrauen schaffen, um aufschlussreiche Gespräche zu ermöglichen. Bei interkulturellen Missverständnissen und sensiblen Themen griffen sie vermittelnd ein.

Eine weitere Schwierigkeit bestand darin, die Lebenswirklichkeiten zu einem Zeitpunkt vor der wirtschaftlichen Öffnung (also im engeren Sinne vor 1993, im weiteren Sinne vor 1986) zu rekonstruieren. Dies liegt zum einen darin begründet, dass derartig weit zurückliegende soziale Phänomene in der Erinnerung selten zeitlich exakt zugeordnet werden können. Um diesen Störfaktor zu minimieren, wurde von einer Methode Gebrauch gemacht, die der angewandten Psychologie – dem Gedächtnis-Training – entlehnt ist. Sie besteht darin, die Gesprächspartner nicht unter Verwendung von Jahreszahlen sondern über konkrete Erinnerungen an einprägsame Ereignisse, die im entsprechenden Jahr stattgefunden haben, über die Vergangenheit zu befragen. [54]

Ein weiterer Störfaktor ist der sogenannte Alterseffekt. Er ergibt sich daraus, dass die subjektive Wahrnehmung maßgeblich vom Lebensalter beeinflusst ist. Dieses Phänomen führt dazu, dass aus subjektiver Sicht mitunter ein sozialer Wandel empfunden wird, ohne dass aus Makroperspektive ein Wandel stattgefunden hat. Stichprobenartig wurde deshalb die vergangenheitsbezogene Selbstwahrnehmung mit der Fremdwahrnehmung von Personen, die zu diesem Zeitpunkt das Alter des Gesprächspartner hatten, in Beziehung gesetzt. [55] Auf diese Weise konnte der Störfaktor der altersbedingten Wahrnehmung zwar nicht eliminiert, aber doch teilweise erkannt und somit reduziert werden.

Datenauswertung

Entsprechend der induktiven Methode und dem Grundsatz der Flexibilität erfolgte bereits während der Datenerhebungsphase eine kontinuierliche Auswertung der Daten und eine entsprechende Anpassung des weiteren Vorgehens. Unter anderem stellte sich bereits in dieser Phase heraus, dass die sozialen Schichten unterschiedlich stark vom Wandel betroffen sind. Aufgrund der bereits angesprochenen Selektionskriterien Reichweite, Tragweite und Wahrnehmung wurde schnell klar, dass die breite Mittelschicht, in der zur Zeit sehr tiefgründige Wandlungsprozesse in Gange sind, Schwerpunkt der Untersuchungen sein werde. [56] Ebenfalls zeigte sich früh, dass eine differenzierte Betrachtung der sozialen Schichten den Rahmen dieser Arbeit sprengen würde. Lange Zeit wurde darauf hingearbeitet, neben dem Schwerpunkt der Mittelschicht auch den deutlich schwächer ausgeprägten Wandel der Lebenswirklichkeiten in der Unterschicht hinreichend auszuleuchten, um einen Vergleich der Wandlungsprozesse in den verschiedenen Schichten zuzulassen. Aufgrund des angestrebten Umfangs dieser Arbeit und zugunsten einer umfassenden Analyse der wichtigsten Transformationsprozesse in der Mittelschicht wurde dieses Vorhaben jedoch für spätere Studien vorgemerkt. Stattdessen beschränken sich die Ausführungen in dieser Arbeit auf den Wandlungsprozess der Mittelschicht.

Zur Auswertung der transkripierten Interviews wurde auf die speziell für qualitative Forschung entwickelte Textanalyse-Software MaxQDA zurückgegriffen. Sie ist intuitiv bedienbar und verfügt über eine überschaubare Anzahl wichtiger Basisfunktionen, denen es jedoch an Flexibilität mangelt. Als größtes Manko der gesamten, noch relativ jungen Software-Gattung erwies sich die Benutzeroberfläche. MaxQDA schnitt von allen getesteten Programmen am besten ab, ist aber auch hier noch in vieler Hinsicht verbesserungsfähig.[57] Es wurde deshalb zusätzlich ein Textverarbeitungsprogramm mit Baumstruktur (KeyNote von General Frenetics) verwendet. Diese Software-Gattung verfügt weitgehend über die gleiche Struktur wie Qualititative-Data-Analysis Programme (QDA), ist in ihrer Bedienbarkeit aber deutlich ausgereifter und in ihrer Anwendung und Funktionalität vielseitiger.[58] Die Auswertung selbst erfolgte dabei nach einem Kategoriensystem in Baumstruktur (Codes), das die Verifizierung der einzelnen Interviewpassagen (Codings) und ihre Anordnung nach Relevanz ungemein erleichterte.

3. Schauplatz und Rahmenbedingungen

3.1 Die NAFTA – ein klassisches Nord-Süd-Abkommen?

Vor fünfzehn Jahren, im November 1993, gründeten Mexiko, Kanada und die USA das Präferenzhandelsabkommen[59] NAFTA; am 1. Januar 1994 trat es in Kraft. Obgleich alle drei Handelsminister bereits im Oktober 1992 den NAFTA-Vertrag unterzeichnet hatten, hatte es noch über ein Jahr gedauert, bis der US-Kongress diesem nach Modifizierungen und Erweiterungen zustimmte.[60] Bevor die Frage aufgeworfen wird, ob es sich bei der NAFTA um ein klassisches Nord-Süd-Abkommen handelt, werden zunächst die Vertragsinhalte kurz umrissen.

In erster Linie wurde eine stufenweisen Aufhebung von Zöllen vereinbart, deren letzter Schritt am 1. Januar 2008, vierzehn Jahre nach Inkrafttreten des Abkommens, vollzogen wurde. Für sensible Bereiche wie z.B. den Agrarsektor gelten dabei Sonderbestimmungen. Ziel der stufenweisen Zollsenkung ist es, Friktionen zu mindern, die im Rahmen der Spezialisierung auf Bereiche mit komparativen Vorteilen zu erwarten sind.[61] Ursprungsregelungen sollen verhindern, dass Güter aus Drittländern zollfrei über ein anderes NAFTA-Mitgliedsland eingeführt werden. Darüber hinaus wird die Verringerung bzw. Beseitigung nichttarifärer Handelshemmnisse angestrebt. Im ersten Kapitel des NAFTA-Vertrags werden hierzu folgende Ziele postuliert: Förderung fairer Wettbewerbsbedingungen, substanzielle Erweiterung der Investitionsmöglichkeiten und Schutz des intellektuellen Eigentums.[62] Einige Vertragsinhalte greifen dabei durchaus in die nationale Souveränität der Mitgliedsländer ein. So ermöglicht das Kapitel 11 des NAFTA-Vertrags privaten Investoren, gerichtlich gegen staatliche Beschränkungen vorzugehen und vom Staat Entschädigung für potentielle künftige Gewinneinbußen zu fordern.[63] Daneben wurden gemeinsam mit der NAFTA zwei Parallel-Abkommen zur Wahrung von Mindeststandards in den Bereichen Arbeitsrecht und Umweltschutz geschlossen. Diese orientierten sich allerdings an den bestehenden Mindeststandards in den Mitgliedsländern, verlangten also keine Änderung des Status Quo.[64] In Hinsicht auf das Verwaltungsbudget und den Umfang rechtlicher Vorgaben wird deutlich, dass die NAFTA – verglichen mit anderen Typen von regionalen Integrationsabkommen wie EU oder Mercosur – einen durchwegs minimalistischen Ansatz darstellt.[65]

Die NAFTA wird oftmals als erstes klassisches Nord-Süd-Integrationsabkommen angesehen. Wie Stefan Schirm feststellt, handelt es sich genau gesagt jedoch um eine integrative Verbindung zwischen einem hochentwickelten Industrieland und einem halbindustrialisierten Entwicklungs- und Schwellenland.[66] Denn Mexiko war zum Zeitpunkt des Abkommens keinesfalls ein klassisches Entwicklungsland. Eine klare Einordnung Mexikos scheitert an den starken wirtschaftlichen, sozialen und politischen Disparitäten zwischen dem industrialisierten Norden, dem distrito federal und weiteren inselartig verstreuten urbanen Gebieten einerseits und dem ländlich geprägten Süden des Landes andererseits.[67] Gerade in Hinblick auf die altindustrialisierte Wirtschafts- und Finanzhochburg Monterrey, die nach klassischen Entwicklungskriterien fast allen Gebieten Mexikos deutlich überlegen ist,[68] erscheint die Frage durchaus berechtigt, ob es sich bezüglich der USA tatsächlich um einen Nord-Süd-Gegensatz handelt.

Schirm bejaht diese Frage unter Verweis auf die Größendifferenzen des Bruttoinlandsproduktes (USA: 90%, Kanada 6%, Mexiko 4%) und die starken Unterschiede im technologischen Niveau und im Lohn- und Produktivitätsniveau; so betrug das durchschnittliche Lohnniveau der USA das Sechsfache des mexikanischen.[69] Dem können weitere Komponenten hinzugefügt werden. So bestanden in Mexiko 1993 im Gegensatz zur USA deutliche Demokratiedefizite, ein gewisses Maß an politischer und wirtschaftlicher Instabilität, sowie eine durch Korruption und Klientelismus geprägte politische Praxis.[70] Monterrey ist Teil des südlichen Landes und als solcher trotz regionaler Besonderheiten in vielerlei Hinsicht von den nationalen Charakteristika geprägt und von der nationalen wirtschaftlichen und politischen Entwicklung beeinflusst. Obgleich Monterrey verglichen mit südlichen Regionen Mexikos eine Vielzahl kultureller Parallelen zu den USA aufweist, waren zum Zeitpunkt des Abkommens durchaus auch in dieser Hinsicht deutliche Unterschiede vorhanden; es sei hier auf die traditionelle Wertorientierung und traditionelle Familienstrukturen hingewiesen, die im weiteren Verlauf der Arbeit näher beleuchtet werden. Ein klarer Nord-Süd-Gegensatz zwischen Monterrey und den USA ist also durchaus gegeben, wenn auch in einem weitaus geringerem Ausmaß als dies bei einem klassischen Nord-Süd-Abkommen zu erwarten wäre.

3.2 Mexikos wirtschaftliche Öffnung

a) Mexikos Weg in die NAFTA

Zum Verständnis des neoliberalen Kurswechsels in Mexiko ist ein kurzer Abriss nicht nur der wirtschaftlichen, sondern auch der politischen und zivilgesellschaftlichen Entwicklungen nötig. Voraus ging der wirtschaftlichen Wende eine Pluralisierung und Demokratisierung des politischen Geschehens.[71] Bereits mit der 1968er Studentenbewegung und dem Massaker von Tlatelolco zeigte sich, dass die ehemalige De-Facto-Einheitspartei PRI (Partido Revolucionario Institucional) nicht mehr in der Lage war, die pluralistischen gesellschaftlichen Strömungen auf eine Art und Weise zu integrieren, so dass ihre Politik bei der Mehrheit der Bevölkerung auf Akzeptanz gestoßen wäre. Der zunehmende Vertrauensverlust der Bevölkerung erhärtete sich durch wirtschaftliche Krisen und dem Vorwurf von Wahlbetrug, und äußerte sich in Wahlverlusten erst auf munizipaler und anschließend auf bundesstaatlicher Ebene, insbesondere im Norden des Landes.[72]

Die veränderten gesellschaftlichen und politischen Rahmenbedingungen gaben einer jungen, technokratischen Fraktion der Regierungspartei Aufwind. Seit 1934 hatte Mexiko vornehmlich auf eine importsubstituierte Industrialisierung und eine aktive wirtschaftspolitische Rolle des Staates gesetzt. Die Technokraten, von denen viele ein Wirtschaftsstudium in den USA absolviert hatten, setzten dagegen auf eine exportorientierte Industrialisierung mittels Handelsliberalisierung und zunehmenden Rückzugs des Staates aus dem wirtschaftlichen Geschehen. Angesichts der sogenannten Schuldenkrise in den achtziger Jahren, sowie aufgrund des steigenden Drucks von Seiten der Öffentlichkeit und den technokratischen Reihen der eigenen Partei, schlug Präsident Miguel de la Madrid (1982-1988) einen neoliberalen Kurs ein.[73] Dies äußerte sich 1986 in dem Beitritt Mexikos zum General Agreement on Tariffs and Trade (GATT), dem Vorläufer der World Trade Organization (WTO) und 1987 in der Unterschrift eines ersten Wirtschafts- und Solidaritätspakt (Pacto de Solidaridad Económica). Unter den folgenden Präsidenten Salinas und Zedillo, die beide der technokratischen PRI-Fraktion zuzurechnen sind, sowie den beiden Nachfolgern der wirtschaftsliberalen PAN (Partido Acción Nacional) [74] wurde der neoliberale Kurs konsequent weiterverfolgt.[75]

Stets, sowohl vor als auch nach der neoliberalen Wende, wurden Industrialisierung und wirtschaftliches Wachstum als Weg zu sozioökonomischer Modernisierung angesehen und als Entwicklungsmodell propagiert.[76] Das offizielle Hauptziel der staatlichen Wirtschaftspolitik ab 1988 ist makroöknomische Stabilität, die mittels Geldwertstabilität, dem Ausgleich des Haushaltsdefizits und dem Anwerben von Auslandsinvestitionen erreicht werden soll.[77]

Nachdem Mexiko 1978 das Vorhaben der USA, ein trilaterales Wirtschaftsabkommen mit Mexiko und Kanada zu schließen, strikt abgelehnt hat, ging 1990 die Initiative zur Gründung der NAFTA von Mexiko aus.[78] Bereits zuvor war eine signifikante Senkung der Importzölle[79] und eine deutlich Zunahme der wirtschaftlichen Verflechtung mit den USA, auch hinsichtlich der Maquiladora-Industrie[80] erfolgt.[81] Zwischen 1991 und 1993, während die NAFTA-Verhandlungen im Gange waren, erfolgte eine Antizipation durch privatwirtschaftliche Akteure. Schirm spricht deshalb von einer silent integration im Vorfeld der NAFTA.[82] Die Hauptmotivation Mexikos zur Gründung der NAFTA sei dabei durchgehend ökonomischer Natur, konkret benennt Schirm eine Sicherstellung des Zugangs zum US-amerikanischen Exportmarkt, eine steigende Attraktivität für Direktinvestoren aus Drittländern aufgrund des zollfreien Zugangs zum Verbrauchermarkt der USA bei günstigen Produktionsbedingungen und eine institutionelle Verankerung der marktliberalen Reformen und somit ein Vertrauensgewinn bei ausländischen Investoren.[83]

b) Bedeutung des Außenhandels und weitere Integrationsbestrebungen

Tabelle 1: Präferenzhandelsabkommen Mexikos 2008
(nach Jahr der Vertragsunterzeichnung)

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

* Vorläufige Angaben ** Mit China besteht kein Präferenzhandelsabkommen *** Zahlen von 2006 Mit Fettdruck hervorgehoben sind wichtige Handelspartner (Import- oder Exportanteil 2007 > 1,0%)

Quelle: Eigene Berechnungen nach SICE; Banco de México/ INEGI/ Servicio de Administración Tributaria/ Secretaría de Economía, Zonas geoeconómicas 1998-2007 und Resumen del comercio exterior.

Durch die konsequente neoliberale Außenhandelspolitik hat sich das mexikanische Außenhandelsvolumen im Zeitraum von 1998 bis 2007 mehr als verdoppelt (vgl. Tabelle 1). Durch zahlreiche regionale Abkommen weltweit wurde der Außenhandel diversifiziert. Bemisst man die Abkommen nach dem Außenhandelsvolumen, so zeigt sich, dass die NAFTA selbst nach Abzug des Anteils der Maquiladora-Industrie am Außenhandel auch heute noch mit Abstand das wichtigste Abkommen darstellt. 53,8% (19,6% nach Abzug der Maquiladora-Industrie) des Importvolumens und 86,8% (42,1% nach Abzug der Maquiladora-Industrie) des Exportvolumens gingen 2006 an die USA und an Kanada.[84] Der zweitwichtigste Handelspartner ist die Europäische Union.

3.3 Monterrey

Monterrey, die Hauptstadt des Bundesstaates Nuevo Leóns, zählt heute rund 3,8 Millionen Einwohner. In einer Höhe von 534 Meter über dem Meeresspielgel liegt sie am Flusslauf des Río Santa Catarina, eingebettet in die östlichen Ausläufer der Sierra Madre Oriental, deren Gebirgszüge den Talkessel von Norden, Süden und Westen umschließen, während nach Osten hin der Piedmont über die Küstenebene zum Golf von Mexiko abfällt. Im Laufe der letzten Jahrzehnte erweiterte sich die Stadt entlang der Täler des Gebirgsmassivs zunehmend nach Westen und Süden, eine Tendenz, die auch heute weiter anhält. Aufgrund der hohen Aridität ist die Umgebung Monterreys wie die meisten Gebiete Nordmexikos ein landwirtschaftlicher Ungunstraum.[85]

Abbildung 1: Monterrey, Nuevo León, geographische Lage

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Quelle: Eigene Darstellung unter Verwendung von <http://en.wikipedia.org/wiki/Image:Mexico_map,_MX-NLE.svg> (23.08.2008).

3.3.1 Vom peripheren Montanindustriestandort zur internationalen Wirtschaftsmetropole

a) Gründung und frühe Industrialisierungsphase (1882-1910)

Die Gründung der „Ciudad Metropolitana de Nuestra Señora de Monte-Rey“ geht zurück auf das Jahr 1596.[86] Vor Ankunft der europäischen Eroberer war das Gebiet – genau wie viele Gebiete der heutigen USA – von Halbnomaden dünn besiedelt. Die frühe Siedlungsgeschichte war geprägt vom Kampf gegen die als „Barbaren“ bezeichneten Halbnomaden, die Ende des 19. Jahrhunderts mit deren Ausrottung endete.[87] Ein Ausschnitt aus der offiziellen Zeitung der Regierung von Nuevo León aus dem Jahr 1878 zeigt die feindliche Haltung gegenüber den Halbnomaden auf:

“[...] el C. General Treviño [...] va á consagrarse exclusivamente a la persecución de los indios lipanes y mezcaleros que con sus frecuentes correrías están dando pretextos á la Nación vecina de dificultades con la nuestra. [...] con la destrucción de estas hordas salvajes, que tanto mal han causado y siguen aún causando [...] se evitarán en lo sucesivo los inmensos perjuicios y numerosas desgracias que originan tan terribles enemigos; se conseguirá también dar seguridad y garantías á los que pretendan poner en beneficio esos inmensos y desiertos terrenos, tan fértiles y ricos para la agricultura, que seguramente están sin explotar hasta hoy (porque) la permanencia de los bárbaros, ó sus frecuentes visitas por ellos, hacen peligroso y hasta casi imposible su cultivo [...].“
(Periódico Oficial del Estado vom 07.09.1978, zit. nach Cerutti 1992, S. 256)

Die frühe Siedlungsgeschichte Monterreys weist daher eher Parallelen zu den USA als zum Zentrum und Süden des Landes auf, wo von Beginn an eine Verschmelzung der europäischen und indigenen Kulturen (mestizaje) stattfand.

Noch Anfang des 19. Jahrhundert war Monterrey mit ca. 7.000 Einwohnern eine unbedeutende Wegstation auf einer sekundären Nord-Süd-Handelstrasse. Dieser Handelsweg erfuhr jedoch eine starke Aufwertung, als die USA 1848 Texas annektierte. Da während des amerikanischen Bürgerkriegs die US-amerikanischen Häfen zeitweise blockiert waren, wurde Baumwolle aus den Südstaaten alternativ über Monterrey in mexikanische Hafenstädte transportiert und von dort aus an das Exportziel verschifft. Monterrey erwuchsen daraus bedeutende Handelsgewinne. Die endgültige Konsolidierung Monterreys als wichtiger Handelsstützpunkt erfolgte 1882 mit dem Bau einer Eisenbahnlinie, die über Nuevo Laredo in die USA führte. Ihr folgten in den Jahren 1888-1905 weitere Verbindungen nach Mexiko-Stadt, und zu den beiden östlichen Hafenstädten Tampico und Port of Brownsville bei Matamoros (vgl. Abbildung 2).

Abbildung 2: Eisenbahnnetz um Monterrey (1910)

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Quelle: Cerutti 1992, S. 120 (eigene Nachbearbeitung).

Zwischen 1890 und 1910 wurde das Kapital, das zuvor durch Handel angehäuft worden war, in den Aufbau verschiedener Industriezweige investiert, insbesondere in Montan- und Schwerindustrie, aber auch in Textil- und Getränkeindustrie. Da viele der benötigten Güter entweder aus dem Zentrum des Landes oder – belastet mit Einfuhrzöllen – aus der USA bezogen wurden und es dabei häufig zu Lieferengpässen kam, begannen die rasch wachsenden Unternehmen, benötigte Halbfertigprodukte selbst zu produzieren. Die Bevölkerung Monterreys stieg in den letzten Jahren des ausklingenden 19. Jahrhunderts stark an, stagnierte kurz während des mexikanischen Bürgerkriegs um daraufhin ihren Wachstumstrend fortzusetzen (vgl. Tabelle 2 und Abbildung 3).[88]

b) Wirtschaftlicher Boom und Bevölkerungsexplosion (1945-1982)

Wie eng Monterrey bereits Anfang des 20. Jahrhunderts mit den USA wirtschaftlich verflochten war, zeigen die starken Auswirkungen des US-amerikanischen Booms und der darauf folgenden Weltwirtschaftskrise. Einen neuen Wachstumsschub bekam die Industrie der regiomontanas – wie sich die Bewohner Monterreys selbst nennen – während des zweiten Weltkriegs. Aufgrund des Exportstopps der wichtigsten ausländischen Zulieferer (USA, Deutschland, Japan und Großbritannien) wurden eigene Zulieferunternehmen in der Region aufgebaut. Die Folge war eine weitgehende „regionale Subsistenzwirtschaft“[89]. Der Boom, der hierdurch einsetzte, hielt auch während der nächsten Jahrzehnte an. Die Investitionen in die Industrie vervierfachten sich während der Zeit von 1945-1950 und verneunfachten sich von 1950-1965.[90] Ausländische Investoren spielten dabei bis in die siebziger Jahre hinein eine unbedeutende Rolle:

„[T]he general impression confirms to the thesis, arduously defended by the local borgeoisie and also by government representatives, that the economy of the area is eminently ‘Mexican’ and that its expansion rests in the continuing investment of profits by a dynamic group of Mexican entrepreneurs.“ (Vellinga 1979, S. 60)

Zeitgleich erreichte auch das Bevölkerungswachstum seinen Höhepunkt; die durchschnittliche jährliche Wachstumsrate betrug im Zeitraum zwischen 1940 und 1970 6,6% (vgl. Tabelle 2). Dabei erklärt sich etwa die Hälfte aus natürlichem Wachstum, die andere Hälfte aus dem Zustrom arbeitssuchender Migranten aus anderen Teilen des Landes. Das hauptsächlich horizontale Wachstum der mexikanischen Wirtschaftsmetropole überforderte die Regierung in ihren Anstrengungen, neue Wohnräume zu schaffen und die Infrastruktur entsprechend zu erweitern. Im Umkreis des offiziellen Siedlungsgebiets entstand ein Gürtel informeller Siedlungen. Diese wurden von der Regierung mitunter gewaltsam geräumt, mitunter aus politischen Überlegungen, etwa zur Sicherung von Wählerstimmen, geduldet und legalisiert.[91]

Abbildung 4: Reales Bruttoeinkommen pro Kopf[92] Área Metropolitana de Monterrey, Nuevo León, Mexiko (1960-2007)

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Quelle: Eigene Berechnungen nach GARZA/ FILION/ SANDS 2003, S. 141, 151; INEGI, Estadísticas Económicas, Producto Interno Bruto Trimestral, Feb. 2008; BIE; CONAPO.

Den wirtschaftlichen Boom nutzte die Großindustrie, um beispielsweise durch Bildungsinitiativen das Humankapital nachhaltig zu fördern. Bereits 1943 war so auf Initiative mehrerer Großunternehmen nach dem Vorbild des Massachusetts Institute of Technology die Eliteuniversität Tecnológico de Monterrey gegründet worden.[93] Insbesondere in den sechziger Jahren wurde zudem vermehrt in neue Technologien investiert. Die siebziger und der Beginn der achtziger Jahre waren für die Großunternehmen Monterreys trotz mehreren Einbrüchen aufgrund der globalen Ölkrisen und der Abwertung des Pesos 1976 eine Zeit des Wachstums, der Diversifizierung und der Expansion. Erst 1982 führte die Schuldenkrise auch in Monterrey zu einer erheblichen Rezession.[94] Diese Entwicklungen führten zu relativ starken Schwankungen des realen Pro-Kopf-Einkommens. Abbildung 4 zeigt, dass Monterrey bzw. Nuevo León vermutlich aufgrund der hohen Industriedichte in höherem Maße von konjunkturellen Schwankungen abhängig war und ist als Mexiko als Ganzes betrachtet. (vgl. Abbildung 4).

c) Entwicklung zur internationalen Wirtschaftsmetropole (1982-2008)

Angesichts der Wirtschaftskrise und des neoliberalen Kurswechsels der nationalen Wirtschaftspolitik waren die Großunternehmen z.B. durch strategische Partnerschaften mit Unternehmen aus Industrieländern und durch Umstrukturierungsmaßnahmen frühzeitig bemüht, international wettbewerbsfähig zu werden.[95] Es verwundert daher nicht, dass Monterrey hinsichtlich des NAFTA-Abkommens „[d]ie optimistischste Stadt“[96] Mexikos war. Wie wichtig die USA als Wirtschaftspartner für Nuevo León ist, wird an deren hohem Anteil am Import- bzw. Exportvolumen augenscheinlich – er betrug 2002 73% bzw. 87%.[97] Auch bei Direktinvestitionen liegt die USA im Zeitraum von 1999-2007 mit 8 Mrd. US-Dollar mit Abstand an der Spitze, gefolgt von den Niederlanden mit 3 Mrd. US-Dollar.[98] Die Maquiladora-Industrie, die gezielt in strukturschwachen Gebieten angesiedelt wurde, spielt in Nuevo León eine vergleichsweise geringe Rolle (vgl. Abbildung 5).[99] So waren 2002 lediglich 53.083 Beschäftigte in der Maquiladora-Industrie tätig, dies entspricht 3,4% der Beschäftigten insgesamt. Der Anteil am Importvolumen betrug dabei 29%.[100]

Abbildung 5: Standorte der Maquiladora-Industrie Mexiko (2002)

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Quelle: HAAS/ REHNER 2007, S. 34.

Bereits vor der Wirtschaftskrise 1982 hatte sich in Mexiko eine Flexibilisierung der Arbeitspolitik angedeutet. Doch erst 1996 handelten Regierungsvertreter und Vertreter von Arbeitgeber- und Arbeitnehmerverbänden einen konkreten Prinzipienvertrag (Principios de la Nueva Cultura Laboral) aus. Für Monterrey, das sich seit der frühen Industrialisierungsphase durch eine starke Stellung der Arbeitgeber gegenüber den Gewerkschaften auszeichnet, bedeutete diese „Neue Arbeitskultur“ – anders als in den meisten Teilen Mexikos – jedoch keine Schwächung sondern lediglich eine Neuausrichtung der Stellung der Gewerkschaften.[101]

Im Rahmen der wirtschaftlichen Öffnung unternahmen Regierung und Großunternehmen in Monterrey gemeinsam sehr erfolgreiche Bemühungen, die Stadt Monterrey zum internationalen Knotenpunkt von Industrie und Handel auszubauen und ausländisches Kapital anzuziehen.[102] Besonders hervorzuheben ist in diesem Zusammenhang die Errichtung eines internationalen Geschäfts- und Messezentrums, das 1991 eröffnet wurde.[103] Durch die geographische Lage sowie die Hybridität zwischen US-amerikanischer und lateinamerikanischer Kultur ist Monterrey dabei geradezu prädestiniert, als Bindeglied zwischen den USA und Lateinamerika zu fungieren. Im beginnenden 21. Jahrhundert konnte sich Monterrey zusehends als Standort für Ereignisse von internationaler Bedeutung etablieren. So fanden u.a. 2002 die International Conference on Financing for Development der Vereinten Nationen; 2004 der Außerordentliche Amerika-Gipfel der Organisation Amerikanischer Staaten, der 15. Kongress der Asociación Internacional de Hispanistas und die 17. Karate-Weltmeisterschaft; und 2006 das 6. Ministertreffen der neun bevölkerungsreichsten Länder der Welt (E-9) in Monterrey statt.[104]

Abbildung 6: Erwerbstätige nach Wirtschaftssektor Área Metropolitana de Monterrey (1940-2000)

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

* Der Zuwachs des ersten Sektors von 1960 auf 1970 liegt vermutlich in der „Eingemeindung“ der Municipios Apodaca, General Escobedo und Juárez in die Área Metropolitana begründet.

Quelle: Eigene Darstellung nach GARZA/ FILION/ SANDS 2003, S. 145f; INEGI, Anuario Estadístico de Nuevo León 2001.

Zudem wurden und werden weiche Standortfaktoren bewusst gefördert; hierzu zählen insbesondere Sanierungsprojekte im Zentrum Monterreys (vgl. Fotos 1 und 2).[105] Eine Informationsbroschüre des Ministeriums für wirtschaftliche Entwicklung für ausländische Unternehmen wirbt damit, dass sich Nuevo León bzw. Monterrey neben moderner Infrastruktur, hoch qualifizierten Arbeitskräften und einer großen Bandbreite an Zulieferbetrieben auch durch seine hohe Lebensqualität von anderen Regionen Mexikos abhebt.[106] Im nationalen Kontext konnte sich Monterrey in den letzten 25 Jahren als überregionales Handels- und Dienstleistungszentrum sowie seit den Neunzigern zusehends als kulturelles Zentrum etablieren, während es zuvor in Relation zu anderen mexikanischen Großstädten große Defizite in diesen Bereichen aufgewiesen hatte.[107] Abbildung 6 zeigt die einhergehende Tertiarisierung der Erwerbsstruktur auf.

3.3.2 Sozioökonomische Disparitäten und Klassenbewusstsein

a) Wurzeln und Ausprägung der Stratifikation

Ein markantes Kennzeichen Monterreys ist seine ausgeprägte Klassengesellschaft und die extreme sozioökonomische Polarisierung, deren Wurzeln historisch weit zurückreichen. In der industriellen Gründerphase (1890-1910) waren es wenige Familien, die durch Handel und Grundbesitz über das nötige Kapital verfügten, um größere industrielle Betriebe aufzubauen.[108] Unterstützt von den Einkünften des Kreditwesens, das bald fest in der Hand der Großunternehmer war und das durch seine nationale Reichweite Kapital aus ganz Mexiko in den Norden fließen ließ, entwickelte sich schnell eine äußerst wohlhabende Bourgeoisie, die neben ihrer finanziellen Machtposition auch politisch großen Einfluss ausübte.[109] Viele dieser mitunter bis heute sehr einflussreichen Familie waren ursprünglich sephardischer Abstammung[110] und in der Bevölkerung Monterreys ist die Meinung weit verbreitet, dass typische Kennzeichen des Unternehmertums in Monterrey – wie Weitsichtigkeit und Sparsamkeit – in der jüdischen Mentalität ihren Ursprung haben.[111] Kulturhistoriker konnten einen fortdauernden kulturellen jüdischen Einfluss jedoch lediglich hinsichtlich kulinarischer Eigenheiten nachweisen.[112]

Bis in die letzten Jahrzehnte des 20. Jahrhunderts war Monterrey geprägt von dem Gegensatz dieser wenigen wohlhabenden Familien einerseits, und einem großen Proletariat andererseits.[113] Die Beziehung zwischen Kapitaleignern und Arbeitern war dabei – anders als in vielen anderen Regionen mit ausgeprägten Klassenunterschieden – durchaus harmonischer Natur. Die Arbeitgeber waren bemüht, starke persönliche Bindungen zwischen den Arbeitern und dem Unternehmen aufzubauen, sie suchten den persönlichen Kontakt, distanzierten sich dabei von ihrer eigenen Klasse und lebten die Ideale Arbeit und und Enthaltsamkeit vor. Sie waren dabei benevolente Oligarchen, die ihre Arbeiter mit Lebensmitteln, Kleidung, Unterkunft, medizinischer Versorgung, aber auch mit Freizeitangeboten und Bildung versorgten.[114] Ein starker Regionalstolz, gestützt von den wirtschaftlichen Erfolgen der Region, half, diese Ideologie aufzubauen und am Leben zu erhalten. Die Arbeiter zeigten sich ihrem patrón [115] gegenüber loyal und hatten die patriarchalische Ordnung als „naturgegebene“ Tatsache verinnerlicht.[116] Lylia Palacios bezeichnet diese ideologisch überzeichnete Beziehung der arbeitenden Klasse und der Klasse der Kapitaleigner als „Cultura de trabajo de colaboración“ („Arbeitskultur der Zusammenarbeit“)[117] und fasst sie wie folgt zusammen:

“En su propuesta original través de [trabajo y ahorro], esta ideología igualitarista trató de reforzar entre los obreros, más que la opción de cambio de clase, la del conformismo basado en un orgullo de clase laborante; en ser aceptado y respetado en su condición subalterna por su propio patrón [...] La empresa recurría a un modelo de vida digna (moral y material), usando como ejemplo la austeridad y sencillez que el mismo patrón personificaba.” (PALACIOS 2004, S. 317.)

Eheschließungen fanden dabei stets innerhalb der eigenen Klasse statt. Insbesondere in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts wurden eheliche Verbindungen strategisch genutzt, um Familienbetriebe zusammenzuführen.[118] Obgleich die Unternehmerfamilien in starker Konkurrenz miteinander standen, bewiesen sie stets einen starken Zusammenhalt, sobald ihre Position durch äußere Einflüsse in Gefahr war. Sie waren dabei durchaus in der Lage, ihre Interessen auch gegenüber der nationalen Regierung in Mexiko-Stadt durchzusetzen und verhalfen Nuevo León somit de facto zu einem gewissen Autonomiestatus.[119]

Abbildung 7: Verteilung des Gesamteinkommens der Haushalte Área Metropolitana de Monterrey (1965, 1998) und Nuevo León (2004)

Gini-Index

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Quelle: Eigene Darstellung nach PUENTE 1967, S. 14, 17, zit. nach Vellinga 1979, S. 67; Noyola 2001, S. 97; INEGI 2004, S. 9.

Die starken sozioökonomischen Disparitäten, die auch heute noch in Monterrey vorhanden sind, lassen sich quantitativ nur schwer fassen. Eine offizielle Erhebung erfolgte 2004 von Seiten des INEGI und stellte für Nuevo León einen Gini-Koeffizient von 0,43 fest. Eine Umfrage von Juan Noyola in 1010 Haushalten des Stadtgebietes Monterrey ergab 1998 dagegen eine deutlich höhere Ungleichverteilung der Einkommen, nämlich 0,62 (vgl. Abbildung 7).[120] Eine derartig starke Abnahme der Ungleichheit erscheint wenig realistisch,[121] findet jedoch in der qualitativen Forschung ansatzweise Bestätigung:

“Siento que es un poco de desigualdad. Pero ya siento que muy poco la brecha que hay entre la media y la alta se está cortando. Pero siento que sí, está inmensa la brecha entre la gente con menos recursos y la de la gente muy alta. Eso es una muy grande brecha.” (31/203)

Folgender Witz, den einer der Gesprächspartner erzählt, ist besser in der Lage, die Situation in Monterrey zu veranschaulichen:

“Están en un colegio de niñas ricas. ‘Tenemos en la casa un Lamborghini y un Mercedes Benz. Cuando me levanté en la mañana, no vi a mi mamá, ni al Lamborghini. Por lo tanto, asumo que mi mamá se fue en el Lamborghini.’ ‘Ah, muy bien’, dice la maestra.
Y otra: ‘Yo me levanté en la mañana, y en la casa tenemos un helicóptero y una avioneta. No estaba la avioneta, ni mi papá. Entonces, asumo que mi papá se fue en la avioneta.’
Y luego, siempre meten a una muchachita pobre que está ahí en el colegio. La becada[[122] ]. [...] Dice: ‘Pues, yo me levanté en la mañana y no encontré ni al periódico, ni a mi mamá. Yo asumo que mi mamá fue a cagar porque no sabe leer.’” (17/98)

Neben den Unterschieden in materiellem Wohlstand und Bildung wird auch deutlich, dass das Mädchen der Unterschicht nicht in der Lage ist, sich an den Sprachgebrauch und somit an den Verhaltenskodex der Oberschicht anzupassen. Zwar übernimmt sie die Redewendung „Yo asumo“, die in Mexiko nur in der gehobenen Sprache verwendet wird, fällt dann aber in eine vulgäre Ausdrucksweise zurück („mi mamá fue a cagar“).

Die verschiedenen Lebenswirklichkeiten werden auch ansatzweise an den Außenaufnahmen von Wohnhäusern in unterschiedlichen Wohngebieten ersichtlich (vgl. Fotos 3 bis 5).

In engem Zusammenhang mit der Stratifikation ist auch ein hoher Grad an Rassendiskriminierung zu sehen. Mehrere Interviewpartner nehmen eine weitgehende Kongruenz zwischen bestimmten genetischen Charakteristika wie Hautfarbe oder Körperwuchs und Klassenzugehörigkeit wahr. Diese sei auf die europäischen Vorfahren der Bourgeoisie zurückzuführen. Auch heute werden Personen etwa anhand der Hautfarbe automatisch, meist unterbewusst, einer entsprechenden sozialen Schicht zugeordnet und entsprechend privilegiert oder unterprivilegiert behandelt.[123] Für das traditionelle Klassenbewusstsein und die bereits erwähnte als „naturgegeben“ und somit unabänderlich betrachtete Klassenzugehörigkeit war diese Rassendiskriminierung vermutlich ein stärkender Faktor. Mehrere Gesprächspartner sind sich sicher, dass hellhäutige Angehörige der Oberschicht auch heute nur in wenigen Ausnahmen einen dunkelhäutigen Partner heiraten würden:[124]

Daniel: “[S]iempre, desde generaciones anteriores, desde 1500, 1600 se marcó que obviamente la gente morena no tiene el dinero. Y la gente, no sé, española son los que tienen el dinero, desde antes hasta ahorita se hizo. Entonces gente con apellidos ... el apellido te lo dice, tú sabes. Aquí, uno que se apellida Garza Sada no, ¡olvídate!, nunca va a ser moreno, siempre va a ser blanco, güero[[125] ], ojos azules.”

A. M.: “¿Y ellos no se mezclan con los morenos? O sea, ¿ellos no se casan con los morenos?”

Daniel: “¡No! No, [ lacht ] es muy raro. [...] Puede haber casos. Pero en un 100 por ciento ... va a haber uno en un millón. Te lo juro.” (30/99-102)

b) Monterreys heterogene Mittelschicht

Bereits angesprochen wurde, dass sich diese Arbeit weitgehend auf die Mittelschicht begrenzt. In diesem Unterkapitel erfolgt der Versuch einer Abgrenzung von den anderen sozialen Schichten.

Menno Vellinga, ein niederländischer Soziologe, der im Zeitraum von 1968 bis 1974 die Klassenstruktur in Monterrey empirisch erforschte, unterscheidet in der mexikanischen Bevölkerung vier Klassen: Bourgeoisie, Mittelklasse, Proletariat und „Subproletariat“.[126] Die klare Abgrenzung einer traditionellen Bourgeoisie einerseits und einer marginalisierten Unterschicht andererseits ist auch heute in Monterrey gegeben. Sie besteht in erster Linie aus altansässigen, wohlhabenden Familien, deren Mitglieder oft einflussreiche Posten in Wirtschaft und Politik inne haben und über ein großes, auf Familien- und Freundschaftsbanden beruhendes Beziehungsnetzwerk verfügen. Dabei grenzt sich die Bourgeoisie, die mitunter auch als high society bzw. alta sociedad bezeichnet wird, selbst von den anderen Bevölkerungsgruppen ab. Die von Vellinga als „Subproletariat“ bezeichnete Unterschicht setzt sich dagegen aus als minderwertig betrachteten Berufsgruppen wie beispielsweise Hausangestellten, Maurern oder Straßenverkäufern zusammen. Das Verhältnis zu den anderen Bevölkerungsgruppen beschränkt sich auf das Dienstverhältnis. Sie lebt in historisch gewachsenen marginalen Siedlungsgebieten und unterscheidet sich kulturell grundlegend von den anderen Bevölkerungsgruppen.[127] Eine klare Abgrenzung der äußerst heterogenen verbleibenden Bevölkerungsgruppen in Mittelklasse und Proletariat ist aus kultureller Sicht dagegen nicht gegeben.[128]

Von mexikanischer Seite erfolgt meist eine Untergliederung der Mittelschicht nach ökonomischen Gesichttspunkten, es wird unterschieden in eine clase media baja, clase media und clase media alta, daneben gibt es in weitgehender Entsprechung zu Bourgeoisie und „Subproletariat“ die clase alta und clase baja.[129] Die Selbstzuordnung der Gesprächspartner zu einer sozialen Schicht bzw. Klasse spricht ebenfalls für eine große Heterogenität der Mittelschicht. Hierbei konnte ein interessantes Phänomen beobachtet werden: Fast alle Befragten gaben an, selbst der clase media anzugehören; es ist entsprechend davon auszugehen, dass die Klassifizierung anderer Personen ausgehend von diesem subjektiven Referenzpunkt erfolgt.[130]

Teil II: Empirie

4. Veränderte Lebenswirklichkeiten in Monterrey

Nachdem im vorangehenden Kapitel die historische Entwicklung und wesentliche Charakteristika der kulturellen Konfiguration Monterreys aufgezeigt wurden, richtet sich das Augenmerk in diesem Kapitel auf die von der Bevölkerung perzipierten Veränderungen im Alltag, die mit der wirtschaftlichen Öffnung einher gingen.

4.1 Konsum – von Enthaltsamkeit zu Konsumismus

Die sichtbarste Veränderung besteht hierbei im Bereich Konsum. Von diesem Wandlungsprozess sind sehr unterschiedliche Bereiche betroffen, wie zum Beispiel Konsumverhalten, Produktpalette, Konsumorte und Finanzierungsmöglichkeiten.

Konsumismus

A. M.: “Los regios tienen la fama que son muy ahorrativos. ¿Pero ahora ya no?”

Brenda: “No, sabes qué, aquí hay mucho bluff. [...] [A]quí hay mucho consumismo. [...] Este ahora está de modo, y ahora está de modo... y todos tienen que traer porque si no, andas fuera de moda.” (17/65-66)

“En cuánto a productos de consumo, de mercancías, lo que compra la gente, ha aumentado mucho en todos niveles.“ (28/37)

Die für Monterrey typische traditionelle Kultur der Sparsamkeit und Enthaltsamkeit kam bereits zur Sprache. Diese hat sich stark gewandelt. Heute ist consumismo (Konsumismus) das treffende Wort, mit dem die Bevölkerung ihre Konsumgewohnheiten beschreibt. Gerade Luxusgüter und Markenartikel werden dabei vermehrt nachgefragt.

“La cantidad de dinero que se mueve aquí. Es una ciudad muy fuerte en nivel Latinoamérica. Me ha tocado ir a Sudamérica y a otras partes de la República Mexicana y está ... aquí ves carros, mucho carro nuevo, del año. Y carazos, carros muy finos. Muchísimo dinero. La cantidad de dinero que se mueve aquí...” (27/84)

“Compramos cosas que no necesitamos.” (64/19)

Die letzte Äußerung bringt auf den Punkt, was die Bevölkerung mitunter meint, wenn sie von consumismo spricht: Kaufen, was nicht unbedingt benötigt wird. Dies gilt sowohl hinsichtlich der Quantität, als auch hinsichtlich der Qualität – der ehemaligen Zurückhaltung der Konsumenten stehen heute Modebewusstsein und der Wunsch nach Bequemlichkeit und technischen Neuheiten gegenüber.[131] In den verschiedenen Generationen können heute beide Extreme parallel beobachtet werden. Die beiden Äußerungen zeigen gleichzeitig den heute extrem kurzen Lebenszyklus von Gebrauchsgütern auf.

A. M.: “En Alemania puedes comprar muebles usados, siempre hay anuncios en los periódicos y son muy, muy baratos. O sea, hasta te los regalan, porque hay mucha gente que tiene muebles viejos y ya no los quiere. Entonces, venden los muebles y se compran otros nuevos. ¿Aquí no existe eso?

Elí: “No, aquí no.“

A. M.: “¿Pero porqué no? Para la gente que no tiene mucho dinero es muy bueno ...“

Elí: “Aquí no, porque la generación de antes no vende, se quedan con sus cosas toda la vida. Y a parte, los chavos de hoy solamente quieren lo más nuevo, no para nada van a comprar un mueble de la época de sus abuelitos.” (65/2-5)

“Mujeres chifladitas cambian la bolsa cada dos, tres semanas para bolsas que cuestan 100 dólares. [...]
[H]ay gente a que le encanta y no piensan más que en eso, sinceramente, piensan no más en eso, no piensan en los demás, no piensan en los seres humanos. Piensan en el pantalón nuevo, el carro nuevo, la bolsa nueva, la cartera nueva, ¡todo nuevo! Y quizá de marca. “ (27/34-36)

Zugute kommt dem Konsumismus, dass sich im Rahmen der NAFTA die Produktpalette unmittelbar stark erweitert hat:[132]

“[T]e estaba platicando todo ayer, por ejemplo, las pastas [de dientes] nada más había Colgate y Crest.“ (17/60)

“[A]quí, en Monterrey, está creciendo mucho la variedad de todo tipo de productos.“ (12/46)

Dabei beschränken sich die Käufer nicht wie früher auf bestimmte Tageszeiten:

“Se consume más, sí. No sé, las tiendas de conveniencia necesitan más ahorita, en este tiempo, en esta época, ya de que hay muchas personas ya más de noche que de día. Y este tipo de tiendas le dan este servicio ... a 24 horas.“ (66/26)

Wandel der Konsumorte

Auch die Orte des Konsums haben einen starken Wandel widerfahren. Zwar lassen sich auch heute noch zahlreiche kleine, familienbetriebene Geschäfte finden (vgl. Foto 7),[133] in bestimmten Sparten wurden diese jedoch weitgehend von Einzelhandelsketten verdrängt. Beispiele hierfür sind Metzgereien, Bäckereien und tiendas de la esquina, das mexikanische Pendant zum Tante-Emma-Laden: [134]

Pedro: “[Antes existían], por ejemplo, unos supermercados, no eran así grandes, eran tiendas pequeñas y se encargaban de ... De hecho, si vas un pueblo, no te encuentras una súper tienda, una mega tienda y existen nada más los mercados que les llaman normalmente. Por ejemplo, se ponía un mercado rodante, ahí las personas iban a vender su fruta o la verdura. [...]
Lo que es la carne, la conseguías en carnecerías, se decían las carnecerías.”

A. M.: “Ahorita, en Monterrey, ya, me di cuenta que hasta las panaderías ... o sea, cada vez cierran...”

Pedro: “Sí. Ya no hay panaderías, tampoco.”

A. M.: “Ni carnecerías, ni panaderías, ni tiendas pequeñas...”

Pedro: “No.”

A. M.: “Nada más Oxxo y Súper Siete[[135] ].”

Pedro: “Así es.” (61/11-19)

Statt dessen finden sich heute eine Vielzahl an modernen Einkaufszentren und großer Supermärkte. Das erste große Einkaufszentrum, Galerías Monterrey, war 1983 eröffnet worden. Ein richtiger Boom an Einkaufszentren und plazas nach US-amerikanischem Vorbild setzte Ende der neunziger Jahre ein (vgl. auch Foto 8):[136]

“Cuando yo estaba en la secundaria, del 93 al 96, más o menos, yo conocí a nada más un mall, que era Plaza Fiesta San Agustín ... Ah, bueno, y Galerías. Galerías Monterrey. Eran de los más fuertes. [...]
Y no sé de cuánto tiempo para acá se pusieron los demás. Está Plaza San Pedro o Paseo San Pedro, está el Valle Oriente y muchas placitas con muchas tiendas así, pero muchísimas tiendas. Muchísimos como pequeños centros comerciales que antes no se usaban mucho. Se usaba más bien nada más una tiendita, no un centro. No un centro comercial.“ (36/124-128)

Die Supermärkte entwickelten sich im Lauf der letzten Jahre zu „mega tiendas“. Diese zeichnen sich nicht nur durch ihre große Verkaufsfläche aus, sondern erweiterten oftmals auch ihre Produktbereiche (vgl. Fotos 9 bis 11). Früher waren die Supermärkte flächenmäßig kleiner und beschränkten sich in der Regel auf Lebensmittel:

“En el supermercado antes, por lo general, encontrabas más comida que otras cosas. Y últimamente, no sé si diez años para acá o cuanto tiempo ha pasado, pero últimamente venden electrodomésticos, papeles, libretas, zapatos. No sé qué más, pero venden más variedad.“ (36/130)

Früher seien Märkte der primäre Einkaufsort für frische Nahrungsmittel wie Obst und Gemüse gewesen, meint ein 25-jähriger Gesprächspartner. Jedoch hatten Märkte in Monterrey nie die große Bedeutung wie in vielen anderen Städten Mexikos. Nach Angaben einer 69-jährigen Gesprächspartnerin gab es in Monterrey stets nur einen bedeutenden Markt, Mercado Juárez im Zentrum (vgl. Foto 12).[137] Die Fotos 7-12 machen dabei augenscheinlich, welche Charakteristika im Laufe dieses Transformationsprozesses von Märkten und kleinen Familienbetrieben hin zu Einzelhandelsketten und „ mega tiendas“ stark zugenommen haben: Sterilität, Selbstbedienung und Anonymität.[138] Dabei prägen besonders US-amerikanische Einzelhandels- und Restaurantketten prägen heute das Stadtbild Monterreys. Ein US-amerikanischer Beobachter, der Kolumnist Gregory Rodríguez, beschreibt seine Eindrücke von Monterrey:

Regiomontanos, as Monterrey residents are called, wear their pro-Americanism on their sleeves and see little shame in the fact that their streets are as overrun by corporate American retailers as any suburban town north of the border.
Norteño Mexican culture has long been known for its openness to American ways, but Monterrey's love affair with American consumerism has reached a level that has to be seen to be believed. Bennigan's, Applebee's, Dairy Queen, Starbucks, Carl's Jr., McDonald's, Pizza Hut, IHOP -- they're all here. So are Wal-Mart, Hampton Inn, Home Depot, OfficeMax and Bally Total Fitness.” (RODRIGUEZ 2008)

Neue Finanzierungsmöglichkeiten

Flexible Finanzierungsmöglichkeiten stehen heute weiten Teilen der Mittelschicht sowie zunehmend auch der Unterschicht in vielfältiger Form – von Ratenzahlung bis zur Kreditkarte – zur Verfügung. Ein Interviewpartner, der häufig geschäftlich in der USA tätig ist, vergleicht die neuen Kreditmöglichkeiten mit denen im Nachbarland.[139] Mehrere Gesprächspartner weisen darauf hin, wie ausgiebig und wenig verantwortungsvoll mit dieser Möglichkeit der Budgeterweiterung umgegangen wird:

“San Pedro es también que ... híjole, que deben todo, deben el carro, la casa, todo deben pero sienten ellos también que son de la ’high’ cuando realmente no tienen nada, están endeudados por todas partes. Y eso yo veo aquí, aquí en San Pedro y en Monterrey.“ (27/36)

Auch die 24 Jahre alte Studentin Alejandra ist sich der potenziellen Gefahr bewusst, die aus übermäßiger Verschuldung resultieren kann:

“No, o por ejemplo, gente que gasta más de lo que tiene. Por ejemplo, gana 10.000 pesos al mes y gasta ocho. O sino, gana diez, pero tienes tarjetas de crédito y te gastas los diez y a parte, te lo metes a las tarjetas de crédito. Ahí te vas, poco a poco, y ya después de poco tiempo tienes una deuda del tamaño del mundo.“ (12/106)

Obgleich sie das Verhalten weiter Teile der Mittelschicht in dieser Hinsicht heftig kritisiert, zeigt sich im weiteren Verlauf des Interviews, dass sie vor kurzem selbst einen Kredit aufgenommen hat, um ihren alten Kleinwagen durch einen neuen, etwas größeren Kleinwagen zu ersetzen.[140] Dieses Beispiel zeigt das Auseinanderklaffen der Werthaltung gegenüber anderen Personen bzw. der anonymen Gesellschaft und den eigenen Handlungsmotiven auf, das häufig in Monterrey zu finden ist (vgl. auch Kapitel 5.4.2).

4.2 Studium und Beruf – Arbeit als Lebensziel

4.2.1 Bildung – ¿qué me falta?

“Realmente sí, todos ahorita pensamos de que ‘A ver, güey, qué me falta.’ Me falta otro idioma, si ya sé ingles, pues vamos a aprender francés. ‘¿Sabes qué? Quiero una maestría, güey.’ Ya te pones a pensar en eso, un poco más académicos.” (34/168)

Ein wichtiger Wandlungsprozess hinsichtlich Bildung und Bildungssystem ist das steigende Bildungsniveau in Monterrey. Obiges Zitat zeigt die große Motivation der Bevölkerung zu immer höherer Bildung auf. Quantitativ lässt sich diese Entwicklung aus den Statistiken des INEGI ablesen. Von 2000 auf 2005 ist der Anteil der Bevölkerung Nuevo Leóns mit höherem Studienabschluss von 16,9 auf 19,1 Prozent gestiegen, betrug also 2005 knapp ein Fünftel. Besonders stark wuchs dabei der Anteil der Frauen, nämlich um 2,8 Prozentpunkte (verglichen mit 1,5 Prozentpunkten bei den Männern, vgl. Tabelle 3).[141]

Tabelle 3: Anteil der Bevölkerung mit höherem Bildungsabschluss
Nuevo León 2005 (Veränderung zu 2000)

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Quelle: INEGI, XII Censo General de Población y Vivienda 2000 und II Conteo de Población y Vivienda 2005.

Das Bildungsangebot wird dabei z.B. durch neue Studiengänge und Austauschprogramme zusehends international ausgerichtet. So wirbt das ITESM auf seiner Homepage mit 27 verschiedenen internationale Studiengänge.[142] Die Interviewpartner zeigen sich überwiegend stolz auf das steigende Bildungsniveau und die daraus resultierende zunehmende internationale Wettbewerbsfähigkeit der Region:

“Yo creo que uno de los mejores cambios que yo he visto, y digo, a lo mejor es una contradicción, pero yo también lo veo como algo positivo, la gente de Monterrey está ahorita más que antes ... pudiendo más que antes competir en nivel internacional, en casi todas las cosas. Eso es bien chido.“ (34/161)

Mehrere Studenten geben an, dass sie neben dem Studium Vollzeit arbeiten. Die Universitäten in Monterrey ermöglichen eine flexible Stundenplangestaltung, so dass die Studenten ihre Seminare beispielsweise spät abends belegen können. Dieses Angebot wird von Seiten der Studierenden zusehends genutzt. Der Anteil der Berufstätigen, die gleichzeitig studieren, betrug in der Área Metropolitana de Monterrey 1987 6 Prozent, 1993 10 Prozent und 1999 15 Prozent.[143] Alejandro ist einer dieser „Arbeiter-Studenten“. Er schildert die hohe zeitliche Anforderung seines Doppellebens:

A. M.: “¿Cuántas horas trabajas?”

Alejandro: “Trabajo ... uno de ... de hecho, también es una ventaja de estos tipos de nuevos empleos, es que le dan permiso al estudiante de entrar y tener disposiciones de las horas de trabajo como tú crees convenientes, mientras termines lo que te encargó. Tú tienes que hacer esto. Tú sabes, si lo haces en quince minutos o en tres días. Pero tienes que terminar. Entonces, tienes un límite de tiempo para hacerlo. Entonces, por ejemplo, ahorita estoy llegando a las ocho de la mañana aquí y me voy de aquí a las tres y media. Todos los días, excepto sábado, domingo. Y de cuatro de la tarde a diez de la noche estudio.”

A. M.: “Duermes y ya se acabó el tiempo, ¿verdad?”

Alejandro: “No, ni duermo, porque me duermo a las doce de la noche. Entonces, llego a mi departamento, me pongo a hacer la tarea del día siguiente y me duermo, ahora sí, y me levanto a las seis. Son seis horas de sueño lo que tengo. [...] Los fines de semana hago la tarea del ... del que viene o lo que me falta de trabajo para completar la semana. Entonces, llega el domingo y se me acabó ...” (40/83-88)

Mehrere Gesprächspartner, darunter eine Personalchefin, weisen darauf hin, dass es für die hohe Zahl an Hochschulabsolventen oftmals nicht genügend Arbeitsplätze gebe. Dieses Überangebot an Akademikern sei eine relativ neue Erscheinung, dem ein Mangel an einfachen Arbeitern und Fachkräften gegenüberstehe.[144]

“En Monterrey [...] hay más universidades, la gente está más preparada. Para un puesto de trabajo en donde en Acapulco necesitaban a empleados de mostrador para ser representantes farmacéuticos, y en Monterrey querían licenciatura. Y para este puesto, que en el sur son [...] obreros, son gente que aprenden en el mostrador, en Monterrey querían profesionistas. Y fueron 200 profesionistas titulados para un puesto de representante farmacéutico. [...]
Y laboratorio, por ejemplo, les pedían que hablaran inglés, supieron computación. Tuvieron una carrera y si era posible una maestría. Y se dieron el lujo, nada más contratar a tres personas. [...] Está muy calificada la gente. Eso es lo que está haciendo Monterrey.” (04/36-40)

Ein weiterer Wandlungsaspekt des Schulsystems ist ein exorbitanter Anstieg der Gebühren privater Bildungseinrichtungen. Dieser beschränkt sich dabei keineswegs auf Hochschulen:

“En Monterrey nos gusta desgraciadamente aventar, ser selectivos, sentirnos que en la imagen podemos todo. Es parte de la mentalidad del regiomontano y entonces eso hace que prácticamente todo esté en una economía muy elevada, muchas veces ficticia porque una escuela de un niño de cinco años no te puede estar cobrando 2000 dólares al mes por una educación de un niño de cinco años. Pero cobrar esa cantidad hace que no toda la gente pueda ir ahí y entonces yo digo aquí vengan solamente quienes tengan solvencia como yo.“ (28/11)

Wie sich das steigende Bildungsniveau auf das Leben der Bevölkerung auf Makroebene auswirkt, lässt sich anhand der Unterschiede zwischen dem Alltag der Bevölkerungsgruppen mit und ohne höheren Studien aufzeigen. Eine junge Akademikerin bescheinigt Personen mit Hochschulabschluss analytische Denkstrukturen, die sich maßgeblich auf die Entscheidungsfindung im Alltag auswirkten:

“Creo que cuando tienes estudios, te haces un poco más analítico. O sea, para pasar a veces las materias tienes que desarrollar el análisis. Y las personas que no tienen educación, creo que analicen menos. Entonces más bien como que sólo hacen lo que tienen que hacer en lugar de analizar porqué o si hay una manera mejor o ... o no sé, otras cosas. Creo que sí, se desarrolla un poco el pensamiento analítico, con una persona que tiene estudios superiores a una que no tenga. Puede ser también, que cambien en su forma de hacer las cosas o ... ¿cómo te explico? [ Pause ] Una persona que tiene estudios se puede dar cuenta de cosas que una persona que no tiene estudios no se da cuenta. Por ejemplo, si tú haces decisiones en tu vida, una persona, que tiene estudios, tal vez las hace en base de algo. Tal vez tiene varias opciones y trata de ver cuál es la mejor. Y cuando no tienes opciones, tal vez haces lo primero que se te ocurre, sin tomar una base o sin ... Simplemente lo haces.” (36/210)

Aus der wachsenden Zahl an Hochschulabsolventen lässt sich so ein Wandel der Denk- und Lebensweise in der Gesellschaft auf Makroebene ableiten, der vermutlich erst in den nächsten Jahren seine volle Wirkung entfalten wird.[145]

4.2.2 Arbeit – ser trabajador

Der regionale Stolz, trabajador, also arbeitsam bzw. fleißig zu sein, ist bei vielen Gesprächspartnern stark ausgeprägt. Auch das bereits erwähnte Doppelleben aus Arbeit und Studium wird hierunter subsumiert und in der Regel positiv bewertet. Laura S. ist aus dem benachbarten Bundesstaat Coahuila nach Monterrey gezogen, um dort zu studieren, und hat selbst während ihres kompletten Studiums Vollzeit gearbeitet:[146]

A. M.: “¿Qué significa para ti ser regia?”

Laura S.: “¿Ser regia? [ Denkt nach ] Ay pues ... Ser trabajador. La gente regia es muy trabajadora. Es una ciudad muy dinámica, me gusta mucho eso, que a pesar de que hace mucho frío o que haga mucho calor, la gente como quiera está haciendo sus labores como cualquier otro día, sin detenerse. Eso me gusta. Me gusta que que cuando yo estaba en la carrera muchas personas ya pensaban en trabajar durante la carrera, y en otros estados, pues, generalmente se esperan hasta que terminar la carrera para trabajar. Y aquí en Monterrey yo vi esa característica, que la gente piensa en trabajar desde joven. O compañeras que trabajaban en otras cosas que no tenían que ver con la carrera pero que trabajaban desde jóvenes para tener sus ahorros para comprarse sus cosas, así.” (18/25-26)

Ein Gesprächspartner aus Acapulco, der in Monterrey seinen zweiten Wohnsitz hat, beschreibt diese Charakteristik aus entgegengesetzter Perspektive:

“Aquí en Monterrey, lo que hace la gente no es trabajar para vivir, es vivir para trabajar. Y eso ... Siempre era así la gente de Monterrey. Por eso no me gusta vivir en Monterrey.” (05/84)

Während dieser hohe Stellenwert von Arbeit im beobachteten Zeitraum als kulturelle Konstante angesehen werden kann, haben hinsichtlich der familiären Erwerbsstrukturen und der Intensität von Arbeit – zumindest in der Wahrnehmung der Bevölkerung – durchaus Veränderungen stattgefunden. So seien heute längere Arbeitszeiten bzw. eine größere Anzahl an Überstunden üblich, auch seien mehr Frauen berufstätig.[147] Die statistischen Daten des INEGI, die nur bis 1994 zurückgehen, können diese Beobachtung nur für den Zeitraum ab 2002 bestätigen (vgl. Abbildung 8 und 9). Hinsichtlich der Berufstätigkeit von Frauen spricht eine Studie Jurados dafür, dass diese bereits Ende der achtziger bzw. Anfang der neunziger Jahre stark zugenommen hat. So sei im Zeitraum von 1987 bis1998 der Anteil an Zweitverdienern, genau gesagt an berufstätigen Ehepartnern des Erstverdieners (jefe del hogar), an den Erwerbstätigen in der Área Metropolitana von 10,7 auf 14,5 Prozent gestiegen.[148]

Abbildung 8: Anteil der Erwerbstätigen mit einer Wochenarbeitszeit von mehr als 48 Stunden
Nuevo León (1994-2006)

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Quelle: INEGI, Anuario Estadístico del Estado de Nuevo León 1995-2007.

Abbildung 9: Aktive Bevölkerung an der gesamten weiblichen Bevölkerung (über 12 Jahren)
Nuevo León (1994-2004)

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

* Von 2005 bis 2008 bezieht sich der Anteil auf die Bevölkerung über 14 Jahren

Quelle: INEGI, Anuario Estadístico del Estado de Nuevo León 1995-2005 und Encuesta Nacional de Ocupación y Empleo. Die Daten beziehen sich jeweils auf das 1. Quartal.

Bewerbung und Karriere

Mit der zunehmenden Zahl an Akademikern sind die Anforderungen an die formale Qualifikation der Mitarbeit gestiegen. Höhere akademische Grade wie Master und Promotion seien dabei ebenso gefragt wie Zusatzqualifikationen durch Seminare, meint Mónica, eine junge Akademikerin:

“[Lo que buscan las empresas] en ti, yo creo que en muchas partes del mundo el título y la maestría están un poquito sobrevalorados, entonces te preguntan si tienes título, si terminaste la carrera y sacaste tu titulo y si tienes alguna maestría, doctorado, seminarios, cosas así. Ya después de que te preguntan eso, te preguntan qué experiencia tienes. Y eso son las dos cosas más importantes para los que te contraten, obviamente.” (36/16)

Häufig genannt wird in diesem Zusammenhang die zunehmende Notwendigkeit hervorragender Englischkenntnisse.[149] Obiges Zitat zeigt zugleich, welche Faktoren für Unternehmen nach Ansicht Mónicas von für die Auswahl von Bewerbern Priorität haben: Qualifikation und Berufserfahrung. Vor ca. fünfzehn Jahren waren dagegen auch andere Auswahlkriterien von großer Wichtigkeit. Zwei Gesprächspartner erzählen, dass es als Alleinstehender sehr schwierig gewesen sei eine Stelle zu finden.[150] Dies habe sich zugunsten von Qualifikation und Berufserfahrung geändert:

“Ahorita, ya no ... les preocupa más tus conocimientos que tu estado civil.” (04/73)

Laura A. arbeitete vor ihrem Ruhestand 1997 in der Personalabteilung der mexikanischen Staatsbank (Banco de México). Auch das Gespräch mit ihr zeigt, dass das familiäre und soziale Umfeld des Bewerbers von großer Tragweite waren. Der wichtigste Teil des Bewerbungsverfahrens habe für sie in einem Hausbesuch [sic!] des Bewerbers bestanden. Ein solcher sei bei allen Kandidaten durchgeführt worden, die in die engere Auswahl kamen:[151]

“Fíjate que lo más importante para mí, para contratar a una persona era la visita que yo personalmente hacía a su casa.” (57/33)

Es zeigt sich, dass Personen aus dem Bekannten- und Verwandtenkreis mitunter ohne das übliche Bewerbungsverfahren angestellt oder schneller befördert werden. Einige Gesprächspartner sind der Meinung, dass diese Erscheinung stark zurückgegangen sei bzw. durch Kontrollmechanismen der Unternehmen zunehmend unterbunden werde.[152] Ein Indiz für einen Wandel der moralischen Wertung gibt eine jüngere Gesprächspartnerin, die es strikt ablehnt persönliche Beziehungen zum eigenen Vorteil zu nutzen:[153]

Perla: “Pues, sí ayuda [cuando conoces a una persona que trabaja en la empresa]. Pero yo no lo creo conveniente. En mi caso, yo no me sentí así como que Yo no llegué ahí por mi propio...”

A. M.: “O sea, ¿tú querías solicitarte sin tener algún amigo que ...?”

Perla: “Sí, meterme a exámenes. Y si me escogen, pues ...” (53/47-49)

Andere Gesprächspartner zeigen sich jedoch skeptisch, dass sich in dieser Hinsicht viel verändert habe und verweisen darauf, dass auch heute noch in vielen Bereichen Personen aus persönlicher Präferenz oder im Austausch von Gefälligkeiten Vorrang eingeräumt wird. Die folgenden Beispiele veranschaulichen dieses Gefälligkeitssystem; das zweite Beispiel zeigt zugleich auf, dass der Übergang zu Korruption hierbei oftmals fließend ist.[154]

“Por ejemplo, al querer tú superarte en un puesto, había preferencias en cuanto a personas. Por ejemplo, tú eres mi amigo, y tú, como eres mi amigo, yo te voy a poner a candidato y a dos personas que yo sé que no van a poder con ese puesto. ¿Me explico?” (37b/16)

“Mira, yo supe varios casos, uno de un conocido, la verdad, yo me llevaba muy bien con él. Yo no tengo ningún problema con él. Pero simplemente porque él le compró dos computadoras al jefe, ya por eso lo avanzó a otro departamento. Y no le cobró nada. Entonces, casi casi que compró su puesto, ¿no?” (37b/20)

Berufsalltag

Die Anpassung der großen Unternehmen Monterreys an die neue wirtschaftliche Situation wurde in zahlreichen Studien untersucht.[155] Der Fokus liegt dabei vor allem auf der Analyse der strukturellen Anpassungen der Unternehmen und folgt der Fragestellung, wie erfolgreich sie sich mit welchen Maßnahmen im internationalen Markt etablieren konnten.

Ein Beispiel für den Anpassungsprozess der Unternehmen im Bereich des Personalmanagements bietet die Unternehmensgruppe Vitro. Angesichts des steigenden Wettbewerbs und der prekären finanziellen Situation setzte der Konzern 1995 auf ein zentralisiertes Personalentwicklungs-Konzept für Personal in Schlüsselpositionen, insbesondere im höheren und mittleren Management. Die Hauptziele des Projekts bestanden u.a. darin, den bisherigen Ressortegoismus zu unterbinden und einen möglichst zügigen „kulturellen Wandel“ des Personals zugunsten der neuen Unternehmensstrategien herbeizuführen.[156] Eine Hürde haben hierbei – in den Worten Lilia Palacios – „die internen Widerstände des Personals gegen den kulturellen Wandel“[157] dargestellt. Daneben führte das neue Personalmanagement-Programm zunehmend das Modell der Arbeitsgruppen ein.[158] Weitere typische Beispiele für die Implementierung neuer Management-Konzepte in Monterrey äußern sich etwa in einer zunehmenden Verflachung der Hierarchien und der Einführung eines qualitäts- und kundenorientierten Sprachgebrauchs . Ein Beispiel hierfür ist die Unternehmensgruppe Femsa.[159] Diese Wandlungsprozesse werden auch von den Gesprächspartnern wahrgenommen und mitunter mit dem Zuzug internationaler Unternehmen in Verbindung gebracht:

“Yo creo que sí han tenido que cambiar en algunos sentidos, pero más que nada por la línea de su profesionalismo, de la atención al cliente, el horario, cosas así sí. Yo creo que sí. Y la exigencia, el grado de exigencia, tal vez ha aumentado también.” (40/65)

“No sé, yo creo que sí se ha vuelto más horizontal, más de involucrar al recurso humano, yo creo que eso es uno de los cambios que ha habido con la entrada de empresas extranjeras, de que tomar en cuenta tu gente. Una cosa es cuidarlos y otra cosa es tomarlos en cuenta. Porque una es una versión más paternalista, es como un hijo. O sea, ‘Yo te voy a cuidar. Pero ¡no opines!’ [ Lacht ] Y puede que haya habido un cambio de ese tipo de liderazgo hacia un liderazgo más de entre adultos. ‘Ya eres mi hijo, tienes 25 años, ya puedes opinar. Y sí, te voy a cuidar, pero también es una calle de doble sentido.’ Yo creo que sí, se ha ido migrando un poquito hacia un estilo más crítico con lo tradicional, en las [empresas] internacionales.” (40/76)

Eine der Konsequenzen der Umstrukturierung der Hierarchien und der zunehmenden Gruppenarbeit ist die zunehmende Verantwortung, die dem einfachen Arbeiter zuteil wird. Ein Arbeiter in der Telekommunikationsbranche beklagt sich über den Stress, der ihm hieraus erwachse:

Pedro: “Pero, por ejemplo, yo me ligaba de muchas responsabilidades, o sea, la empresa misma me dejaba que llegara a muchas responsabilidades, de otros departamentos. Y donde estoy ahorita, toda la responsabilidad es mía. Acá, la gente que yo atiendo, cada cliente es responsabilidad mía. Y evidentemente es, yo lo puedo resolver o no, la responsabilidad es mía.“

A. M.: “¿Eso te gusta más?”

Pedro: “Es más estresante, todavía. [...] En la otra empresa, donde estaba, la cuenta máxima que yo iba a manejar era 2.000 pesos, para así decirlo, de un servicio. Y acá las cuentas van desde los 5.000 hasta 95.000 pesos. Entonces, es otro tipo de clientes. Claro, manejo también cuentas más chicas, pero, la verdad, las que más me estresan, ...” (37b/1-3)

Allgemein bewerten die befragten Personen den Wandel im Berufsalltag jedoch positiv. Insbesondere das Arbeitsumfeld und das Arbeitsklima hätten sich infolge der Standardisierung positiv entwickelt, im Besonderen auch hinsichtlich der Sicherheit am Arbeitsplatz:[160]

“[En los último cuatro años he notado] una mejora demasiada, una mejora muy buena en ciertas empresas. Ya se dedican más a que la persona no haga esto, que la persona no tenga accidentes, las normas cambian con años. Entonces que tienes que traer más seguridad, las personas tienen que tener un mejor horario, entonces ... ya son más preparados para los contratistas. Que tenemos que entrar, tenemos que ajustarnos a los restringidos que nos dan ellos para poder entrar, y, por ejemplo, si yo entré hace tres años, iba a una empresa, te da diferente como voy ahora. Ahora tengo que ir con zapatos de seguridad tipo casquillos dieléctricos. Antes no, nada más eran zapatos de seguridad, sin casco y ahora es con casco, con orejeras, en ciertas horas, si hay dos permisos que tengo que firmar, cosas que antes no.” (31/95-97)

Erfreulich sei auch, dass gerade internationale Unternehmen sich sehr streng an die gesetzlichen Vorgaben hielten, meint ein junger Mann, der bei Soriana gearbeitet hat:

“Soriana es una empresa con capital americana. Y por lo mismo está muy regulado todo. Ellos no dejan pasar nada, no dejan que nada se les salga de control. [...] Todo está conforme a la ley. [...]
Soriana no es una empresa de la que te puedas quejar.“ (16/12-14)

Flexibilisierung

Eine weitere Veränderung mit weitreichenden Auswirkungen auf den Alltag der Arbeitnehmer sind zunehmende Mobilitätsanforderungen der Arbeitgeber und zunehmende Fluktuation. Beide Tendenzen sind häufig mit einem zeitweisen oder dauerhaften privaten Ortswechsel verbunden. Die Mobilitätsanforderungen haben sich dabei weniger in ihrer Quantität als in ihrer grenzüberschreitenden Reichweite verändert:

“[Antes, cuando] no eran internacionales las empresas, te mandaban a otra ciudad. Te mandaban, por ejemplo, si era de Cervecería [Cuauhtémoc], te mandaban a Veracruz, a Tijuana, donde estaban las otras industrias. [...]
[Ahora está] peor. Porque hay gente, por ejemplo, yo tengo una persona que el papá de familia trabaja, no sé si en Singapur ... y viene una vez por año.” (04/56-60)

In Bezug auf den Wechsel des Arbeitsplatzes hat dagegen gerade die Quantität drastisch zugenommen. War man früher meist das ganze Leben im gleichen Unternehmen, sei es heute nicht unüblich, nach zwei Jahren die Stelle zu wechseln:

“Antes en México, creo que entrabas en una empresa, estás toda tu vida en la empresa y vas subiendo poco a poco y vas aprendiendo el negocio y, al final de cuentas, te retirabas y te ponían tu pensión que a lo mejor era muy poca, pero te daban una pensión y casi siempre te daban un seguro de gastos médicos, el IMSS, te ponen el seguro social y tenías derecho a doctores y ciertas cosas. Creo que era muy común, no sé si quieres investigarlo, que una persona estuviera en una empresa mucho tiempo. Cuando empezaron a trabajar y se quedaron por largos periodos de tiempo. Ahora entras a trabajar en una empresa, puedes estar dos años, te sales, buscas otra, ves que te ofrecen más o es la misma empresa, te despide para no tener que darte una pensión al final, o están cambiando constantemente de tamaño, como que ... a veces tienen más empleados, menos empleados, más empleados, menos empleados ... como que no son tan constantes, creo yo. Entonces, en esos aspectos creo que México se ha cambiado bastante, ahorita muchas personas te quieren trabajar por honorarios, no quieren pagarte el seguro de gastos médicos, no quieren ponerte en el IMSS.“ (36/181)

Diese Tendenz werde auch durch Veränderungen in den Arbeitsverhältnissen gefördert. Im obigen Zitat wird die Ausweisung als honorarios („ehrenamtliche Beschäftigte“) genannt, die es ermögliche, die gesetzliche Versicherungspflicht zu umgehen. Mehrere Studien über Monterrey bescheinigen außerdem einen Anstieg befristeter Arbeitsverhältnisse und die Einführung flexibler Arbeitszeitmodelle. Letztere findet auch in der qualitativen Forschung Bestätigung,[161] nicht jedoch ersteres. Bei kritischer Betrachtung der wissenschaftlichen Untersuchungen wird deutlich, dass viele der empirischen Quellen, die für diese Aussage herangezogen werden, vage oder schlicht nicht nachvollziehbar sind.[162] Wissenschaftlich einwandfrei belegt erscheint dagegen eine Beobachtung Jurados. Er zeigt, dass der Anteil an zeitlich befristeten Arbeitern mit Sozialversicherung von 6,4 Prozent (1994) auf 11,6 Prozent (1999) anstieg.[163] Er selbst relativiert diese Aussage jedoch, indem er klar stellt, dass diese Entwicklung auch auf einen Rückgang informeller Beschäftigung zurückzuführen sein könnte. In einer späteren Arbeit belegt er den Anstieg befristeter Arbeitsverhältnisse im Bereich der Hilfsarbeiter und Gehilfen (peones y ayudantes) in der Industrie und im Baugewerbe.[164] [165]

4.3 Freizeitgestaltung - Kultur und „rock‘n‘roll“

Ein starker Wandel vollzog sich im kulturellen Angebot der Stadt Monterrey. Dieses wird von Seite der lokalen und nationalen Regierung stark gefördert und seit Mitte der neunziger Jahre vermehrt international ausgerichtet. So findet z.B. seit 1998 jährlich das Festival Cultural Barrio Antiguo statt, das 2003 über 200 kulturelle Veranstaltungen im Bereich Theater, Tanz und Musik bot; sowie seit 2000 ein internationales Filmfestival. Zielsetzung dieser Veranstaltungen ist es, den kulturellen Austausch im regionalen, nationalen und internationalen Bereich zu fördern.[166] Den Höhepunkt dieser Entwicklung stellte dabei 2007 das Fórum Universal de las Culturas dar, an dem über 1.000 kulturelle Ereignisse von Veranstaltern aus 77 Ländern 80 Tage lang für kulturelle Vielfalt, nachhaltige Entwicklung, Wissen und Frieden warben.[167]

Neben Großereignissen hat dabei auch die Anzahl an alltäglichen Ereignissen wie Theatervorführungen und künstlerische Initiativen Jugendlicher stark zugenommen:[168]

“Monterrey recientemente (principios de los noventa) se ha convertido en semillero de grupos musicales de reconocimiento nacional e internacional. [...] También de entre jóvenes [...] están surgiendo propuestas artísticas (literarias, plásticas, visuales), que van ampliando la pobre oferta cultural que distinguió a Monterrey durante el largo periodo de ensimismamiento ‘industrioso’” (PALACIOS 2004, S. 333)

Im Gegensatz dazu sei Monterrey sei bis in die neunziger Jahre hinein im nationalen Vergleich kulturelles Brachland gewesen. Diese Einschätzung findet auch in der empirischen Forschung Bestätigung:

“La ciudad sí ha cambiado, antes era sólo [ lacht ] como un rancho grande. Ahora ya se ve más ciudad, hay más infraestructura, lo puedes ver en las avenidas, hay más puentes, hay más paseos de desnivel, hay más plazas, más cines más ... Antes era solamente tres cines y una ... y dos plazas y ya.” (33/32)

“Porqué sí, o sea, efectivamente aquí Nuevo León, no es una ciudad que era conocida por ser un centro de cultura.“ (40/24)

Nachtleben

Am Beispiel des Kneipenviertels Barrio Antiguo[169] kann nachvollzogen werden, wie sich das Nachtleben in Monterrey wandelte. Früher habe das Barrio Antiguo nur aus Wohnhäusern bestanden, meint Elí.[170] Seine Antwort auf die Frage, wann sich der Wechsel vollzogen habe, zeigt gleichzeitig, wie skeptisch der 48-jährige diese Entwicklung beurteilt.

“Como a los finales de los 80, 90. No, no manches, güey[[171] ], para nosotros era... Todos: ¿Qué onda?[[172] ] ¿Qué está pasando? ¿Porqué este cambio tan radical? Y fue por eso [por los foráneos]. A nosotros nos dio mucho coraje. Pero bueno, lo aceptamos.” (02/89)

Ein Musiker in einer der Diskotheken des Barrio Antiguo zählt auf, dass sich die Anzahl an Diskotheken in den letzten sechs Jahren nahezu verdoppelt hat, außerdem stellt er fest, dass sich diese auf verschiedene sozioökonomische Zielgruppen spezialisiert haben.[173] Nicht nur Jugendliche, auch Personen mittleren Alters, insbesondere geschiedene, besuchen heute regelmäßig Diskotheken, meint Eduardo. Die Äußerungen des Vierzigjährigen bringen gleichzeitig seine Missbilligung gegenüber des zunehmenden Alkoholkonsums junger Frauen zum Ausdruck.[174]

“Ahora se acostumbra también, como hay muchos papás divorciados, la niña está con la mamá, la mamá está con el novio, o sea, la mamá trae novio, y el papá está con la novia, y a la niña ya no la cuidan tanto como antes. [...] Es como le quitan cuidado a la hija por andar la mamá con sus amigos, con su novio en el antro[175]. Muchas mamás ahora – o papás – divorciados, los ves en el antro. Papás de 45 años. [...]
Y la hija, pues también va al antro, ¿verdad? A otro antro, allá anda chupando[[176] ] alcohol con todo el mundo.“ (27/57-59)

Früher sei Alkohol für Frauen tabu gewesen, meint eine 48-jährige Gesprächspartnerin. Sie selbst habe auch nur zweimal eine Diskothek besucht.[177] Im Allgemeinen habe sich das Leben auf Arbeiten und Familie beschränkt, die typische Abendgestaltung bestand aus Grillabenden mit Familie und Freunden. Dass es früher in ganz Monterrey kaum Nachtleben gab, bestätigt auch ein Nachtwächter:[178]

“Aquí antes no había gente, para las doce, una de la mañana, ya no había gente. Las cantinas, bares, billares, todo estaba cerrado.“ (66/84)

Sexuelle Freizügigkeit und permissiver Erziehungsstil

In Verbindung mit dem Wandlungsprozess des Nachtlebens werden häufig zwei weitere Entwicklungen genannt: zunehmende sexuelle Freizügigkeit und antiautoritäre Erziehung. Die „sexuelle Liberalisierung“ wird von den Gesprächspartnern stets umschrieben oder nur angedeutet. Die deutlichste Aussage macht Mónica; sie vergleicht dabei ihre eigene Feier zum quinceaños[179] (1996) mit Feiern von heute.

“Entonces, cuando yo tenía quince años o cuando mis amigas cumplieron sus quince años, éramos a los quince años ... era ... casi era separado el salón: niños y niñas. Y te invitaban a bailar y a veces te daba pena [...] Había mucha distancia entre los niños y las niñas. Y había mucho ... no sé si era respeto o miedo. Pero existía esa distancia.
Y últimamente fui a quinceaños de sobrinas, de amigas y así. Y los niños [ lacht ] están todos revueltos, están súper juntos todos, se están besando, están en un rincón haciendo cosas que no sé, no quiero saber ... Y yo me espanté porque ... digo wow... No sé si en mi época yo era muy inocente y no me daba cuenta de eso o han cambiado mucho las cosas.” (36/82)

Auf die immer frühere Aufklärung von Grundschülern[180] weist auch ein Jugendarbeiter hin. Er vergleicht Erfahrungen mit Schülern von heute mit seiner eigenen Grundschulzeit (ca. 1990-1996); er nennt dabei die Beispiele Alkohol, Sex und Gewalt.

“Entonces, antes, la gente, y te digo, mi gente con que yo estuve en la primaria, no estaba metido en eso. No sabía de alcohol, no sabía de sexo. Ahorita, desde tercera de primaria, desde segunda de primaria, ya los niños están muy despiertos. Y saben que mataron a una persona, que agarra una diez con armas largas, que el maestro se le tocó a una alumna, que vende drogas ... ya saben todo.” (43/30)

Die neue sexuelle Freizügigkeit steht in starkem Kontrast mit den traditionellen Werten der patriarchalischen, katholizistischen Gesellschaft Mexikos. Anders als bei Männern stellt Jungfräulichkeit und sexuelle Enthaltsamkeit für junge Frauen eine Tugend dar, die von den Eltern und der Gesellschaft konstruiert und bereits in frühem Kindesalter an die eigenen Kinder vermittelt wird.[181] Im Rahmen der veränderten Erziehung wird die Verantwortung für die „Behütung“ der Jungfräulichkeit junger Frauen zusehends von Eltern, Großeltern und Brüdern auf die Mädchen selbst übertragen, die sehr unterschiedlich mit dieser umgehen.[182] Ein Zeitungsartikel moniert, dass die Zunahme von moteles de paso[183] in Monterrey vor allem auf die steigende Nachfrage des jungen Publikums zurückzuführen sei.[184] Auch die Andeutungen der Gesprächspartner deuten darauf hin, dass sexueller Kontakt zwischen Jugendlichen heute die Regel sei und von den Eltern oft stillschweigend geduldet werde.

“Mira, los fines de semana, ya nada más andamos con mi hijo, el de cuatro años. La niña tiene doce y no está nada andar en fiestas, pero todos los fines de semana se va a casa de un amigo. El segundo está con la novia. A él es que ando recogiendo y llevando. Y el grande, desde cortó con la novia, anda todo el día de ... de desmadre, de borrachera.” (17/26)

Chavo 2: “Yo creo que ahorita es más fácil encontrar novia [...] la chava ya te toma así como que ‘Ay sí, voy a andar con él un ratote. Sí, a ver que pasa. Sí, sí.’ Y antes la chava decía ‘No, es que yo quiero novio, que así, que asá ...’ Y trataba de ser cuidadosa en eso. Y ahorita muchas chavitas les dices tú: ‘¿Tienes novio, sí?’ ‘¡Ay, quién sabe!’ Ya están más desconectadas...

Chavo 3: “Los cuidaban también, puede ser que antes, los cuidaban más los papás [a sus hijas].”

Chavo 2: “Sí cierto.”

Chavo 3: “Hace diez, quince años.”

Chavo 2: “Uy, te daba miedo ...”

Chavo 3: “Tenías que ir, ‘Voy a invitar a su hija salir...’”

A. M.: “¿Y ahora ya no existe eso?”

Chavo 3: “Ahorita conoces el papá ya cuando ...”

Chavo 2: “Ahora llegas y te dice ‘¿Quieres una caguama[[185] ]?’ Ahorita sí, ya le conoces en una fiesta después de haber andado dos meses con su hija.”

A. M.: “Pero eso, ¿porqué cambió? “

Chavo 2: “Yo creo que fue parte de un movimiento que se trató de dar aquí ... de la liberación y de autonomía y de ... Y yo creo que este movimiento cayó en desatención. La banda que ahorita tiene 35, por ahí, que tiene niños, trató de empezar a darles un poquito más de libertad, a no ponerles tanto la correa como se la ponían a ellos, a no regañarlos tanto. Que el psicólogo dijo que si lo regañabas que le hacías un mal ... o te demanda, el huerco cabrón[[186] ] ... Y ahorita, eso son las consecuencias. Al niño o a la niña realmente ya no le interesa tanto que su papá sepa que tiene novio porque al final de cuenta el papá siempre está en el trabajo, ella siempre estuvo solita y pues, ¿qué importa? Ya no es igual.” (34/53-63)

Obiges Zitat zeigt bereits den radikalen Wandel in der Erziehung auf. Früher genügte ein Blick der Eltern, um dem Kind etwas zu verbieten; heute seien es dagegen oftmals die Eltern, die den Kindern gehorchen, meint Brenda. Sie ist selbst Mutter von vier Kindern.

“Pues mira, [...] desde mi perspectiva, cuando yo estaba chica yo decía: ‘Cuando yo tenga hijos yo voy a dejar que ellos hablen y que ellos deciden.’ Lo que quieren hacer y ya sabes, ¿verdad? Todo lo que los papás te dicen que no, tú dices: ‘Yo sí les voy a dar permiso a mis hijos.’ Y sí, lo han logrado. Yo creo que la mayoría de los jóvenes de ahora, ya te dicen: ‘No, porque no me quiero cortar el pelo así’ o ...ya opinan más. Antes era lo que decía el papá y punto. Con una mirada te controlaba. Hasta cierto punto ... decíamos que qué padre. Pero yo pienso que estamos cayendo en un exceso. Que, como dicen, ahora resulta que los papás somos los que obedecemos a los hijos.” (17/23)

Dass auch die 26-jährige Mónica B. am Beispiel des Respekts gegenüber den Großeltern diese Erfahrung machte, zeigt, dass es sich hierbei durchaus um eine Entwicklung der letzten Jahre handelt:

“Antes, por ejemplo, no importa si era clase alta o media o baja, los niños les tenían mucho respeto a las abuelitas, no les gritaban, no les decían cosas groseras, no les decían que no, si la abuelita les decía algo, lo tenían que hacer. O si no lo hacían, al menos no contestaban. No les hacían ‘No, pero no lo hago ...’ Así. Y ahora, me he fijado con los primos y así que están muy desobedientes, en el caso a la mamá, a la abuelita, les vale[[187] ] si les pide un favor o si les dice que dejen de hacer algo, que no lo hagan. Y eso lo he visto en muchos niveles.” (36/165)

4.4 Familie und Lebensraum – Desintegration, Ökonomisierung, Anonymität

Die größte Herausforderung sehen junge Frauen heute häufig darin, sich zwischen Karriere und Familie zu entscheiden:

“Mira, como una mujer es muy difícil a veces escoger entre lo profesional y cuando ya estás casada y tienes hijos. Sí, realizarte como profesionista y dejar tus hijos, como quien dice, a un lado, no ponerles el cien por ciento de la atención. O al revés, dedicarle ... enfocarte nada más a tus hijos y dejar la carrera. Es una decisión difícil.” (53/92)

Früher dagegen hat sich diese Entscheidung für Frauen nicht gestellt. Die traditionelle Rolle der Frau beschränkte sich in der Regel auf die häuslichen Verpflichtungen als Mutter und Ehefrau, während der Mann als Familienoberhaupt die Familie mit Geld versorgte.[188]

“Antes, no. ¡Qué esperanza que una mujer se fuera a salir de su casa para vivir sola! Era muy mal visto. La mujer en la casa ... y muy difícil, las que estudiaban” (53/84)

Entsprechend ist der Wandel der Familien geprägt von einem Rückgang der Geburtenziffer, einem Rückgang an Eheschließungen und einem Anstieg an Scheidungen (vgl. Tabelle 4 und Abbildung 10). Die Fertilitätsrate in Monterrey ist im Zeitraum von 1990 bis 2005 stetig zurückgegangen (von 2,6 auf 2,1 Geburten pro Frau). Die Anzahl der Eheschließungen pro 1000 Einwohner ist bis 1999 relativ konstant geblieben, dann jedoch bis 2005 von 9,5 auf 6,7 gesunken. Dabei spricht die qualitative Forschung für eine Erhöhung des durchschnittlichen Heiratsalters in der Mittelschicht auf Ende zwanzig:

“Mis papás se casaron a los 21 años. No, 23 años.” (31/138)”

“Ahorita, supongo que la edad para casarse sería de 27 para arriba, 28 para arriba ... estándar, el promedio. Es una buena edad para casarte y el desarrollo profesional.” (31/163)

Tabelle 4: Gesamtfertilitätsrate und Geburtenziffer;
Eheschließungen und Scheidungen pro 1000 Einwohner
Nuevo León (1990-2005)

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Quelle: Eigene Berechnung nach INEGI, Anuario Estadístico del Estado de Nuevo León 2007.

Abbildung 10: Eheschließungen und Scheidungen pro 1000 Einwohner
Nuevo León (1990-2006)

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Quelle: Eigene Berechnung nach INEGI, Anuario Estadístico del Estado de Nuevo León 2007.

Die Anzahl der Scheidungen pro 1000 Einwohner ist von 1991 auf 1992 schlagartig zurückgegangen (von 0,86 auf 0,58). Dieser Rückgang ist dermaßen abrupt und entgegen dem allgemeinen Trend, dass externe Einflüsse[189] oder Unzulänglichkeiten der statistischen Daten bzw. ihrer Vergleichbarkeit zu vermuten sind. Bis 1999 war das Wachstum eher verhalten, hat sich dann aber beschleunigt und betrug 2006 1,08.[190] Sämtliche beobachtete Entwicklungen fördern dabei eine Abnahme der Personen pro Haushalt.[191] Die qualitative Studie legt auch eine Zunahme an Single-Haushalten nahe. Viele Studenten und Absolventen aus Monterrey ziehen eine eigene Wohnung dem Wohnhaus der Eltern vor.[192]

Wie sich die Desintegration der Familien im Tagesablauf und Lebensraum kleiner Kinder äußert, lässt sich exemplarisch an einer Gegenüberstellung Mónicas (26 Jahre) und Anitas (3 Jahre) aufzeigen.

“Yo me acuerdo, íbamos a la casa de mi abuelita todos los días a comer, todavía van mis tíos todos los domingos, nos juntamos todos los domingos en la casa de mi abuelita.” (36/167)

“A mi papá no le veía muy frecuente porque viajaba muchísimo. Mi papá viajaba de lunes a jueves, casi. Pues era ... viajaba muchísimo. Yo, cuando estaba muy pequeña, como de tres años, de eso sí me acuerdo, me acuerdo que iba a ir a dormir y quería que llegara mi papá. [...]
Mi mamá siempre estuvo con nosotros y siento que eso me apoyó en darme seguridad.” (36/170)

“Sí, estuve en guardería, porque mi mamá tomaba una clase en la tarde y nos dejaba como una hora en la guardería. Pero no, no fue mucho tiempo.” (36/271)

Die Kindheitserinnerungen Mónicas lassen darauf schließen, dass sie die meiste Zeit zu Hause mit der Familie, d.h. mit ihrer Mutter und ihren Geschwistern, verbrachte; beispielsweise sahen sie gemeinsam einen Film im Fernsehen an.[193] Jeden Sonntag traf sich die Großfamilie bei den Großeltern.[194] Einkaufen ging ihre Mutter bevorzugt in der Fußgängerzone im Zentrum („Morelos“).[195] Mitunter verbrachte Mónica nachmittags eine Stunde in einer Kinderkrippe.

Aus den Äußerungen von Laura G. und ihrem Mann Pedro lässt sich ein typischer Tagesablauf ihrer Tochter Anita rekonstruieren. Der Tag beginnt ca. um 7:00. Da die Eltern nur ein Auto besitzen, bringt Laura zuerst Pedro zur Arbeit und anschließend Anita in die Kinderkrippe. Anita ist in der Kinderkrippe, seit sie zwei Monate alt ist und verbringt dort den größten Teil des Tages (ca. 9:00-19:00). Nach der Arbeit holt Laura ihre Tochter ab und fährt mit ihr kurz nach Hause, bricht dann um 20:45 gemeinsam mit Anita erneut auf, um Pedro von der Arbeit abzuholen. Bis die Familie zu Hause ankommt ist es oft kurz vor 22:00 Uhr.[196] An gewöhnlichen Werktagen verbringt Anita also zusammengerechnet ca. zehn Stunden in der Kinderkrippe und zweieinhalb Stunden im Auto. Die Zeit mit den Eltern beschränkt sich im wesentlichen auf die Autofahrten und das gemeinsame Frühstück und Abendessen. Am Wochenende erledigt die junge Familie die Einkäufe für die folgende Woche. Oft bedeute dies, dass sie den gesamten Tag im Auto verbringen, meint Pedro.[197]

Welche Auswirkungen der unterschiedliche Lebensraum kleiner Kinder auf die Wandlungsprozesse der Bevölkerung auf Makroebene haben wird, ist derzeit noch nicht abzusehen. Dass die zunehmenden Absenz der Eltern die Sozialisierung der Kinder stark beeinflusst, zeigt auch zeigt auch das folgende Zitat:

“[L]a educación del hijo muchas veces desgraciadamente se va degradando en que realmente quien educa ahorita a los niños ... muchas veces es la televisión y los videojuegos.“ (34/26)

Ökonomisierung des Lebensraums

Die Veränderung des Lebensraums lässt sich deutlich am Beispiel von Kindern und Jugendlichen aufzeigen. In der oberen Äußerung kommt nicht nur die zunehmende Technisierung, sondern auch die zunehmende Ökonomisierung der Lebenswelt von Kindern zum Ausdruck. Die großen Ereignisse im Leben eines Kindes seien heute mit Konsum verbunden:

„Heute, die Kinder spielen heute nicht mehr. Vor zehn Jahren, gut, ein bisschen mehr als zehn Jahre, haben wir noch Völkerball gespielt, haben Fangen gespielt und Verstecken.
Und heute triffst du plötzlich eine Gruppe junger Leute, die 25 Jahre alt sind und dazu halb besoffen ... die spielen Verstecken, sonst niemand. Der Teenager, wenn er nicht im Sportverein ist, dann wäre es schon ein Wunder, wenn du ihn auf der Straße siehst wie früher. Nicht einmal auf dem Fahrrad. Ich weiß noch wie es für mich, als ich ein Teenager war, oder ein Kind, eines der tollsten Abenteuer war, als ich mit dem Fahrrad in ein anderes Stadtviertel gefahren bin. Und heute ist es das tollste Abenteuer, wenn du dir das neuste Computerspiel gekauft hast.”[198]

Mehrere Gesprächspartner weisen darauf hin, dass die Straße, ehemals wichtiger Ort des öffentlichen Lebens, als solcher an Bedeutung verloren hat. Mónica B., heute 26, erzählt, dass es in ihrer Kindheit üblich war, einfach ohne einen speziellen Grund auf die Straße zu gehen, ein Eis zu essen, Leute zu sehen und Freunde kennen zu lernen.[199] In der Mittelstufe (secundaria[200] ), also etwa 1993-1995, kamen dagegen die neuen, klimatisierten Einkaufszentren in Mode.[201] Diese dienen nicht nur dem Konsum, sondern stellen zugleich Zentren des öffentlichen Lebens dar. Sie enthalten neben Geschäften Restaurants, Bars und Kinos. Das Einkaufszentrum Valle Oriente besitzt zudem eine Kapelle [sic!] und bietet den Besuchern so die Möglichkeit, den Gottesdienstbesuch mit einem Gang zum Supermarkt zu verbinden.[202]

Anonymität

“Como en la edad de mis papás o mis abuelos, ponen unas sillas afuera y se sientan a platicar, saludan al vecino, o las señoras salen con una escoba porque es que van a barrer, pero en realidad están platicando. Eso todavía pasa en muchos lugares en San Pedro.” (36/92)

“O sea, la gente que aquí nació, mantiene amistad con sus vecinos y con sus colegas de trabajo y todos siguen siempre unidos, siempre unidos.” (33/32)

Die beiden Äußerungen betonen den engen Nachbarschaftsverbund, der traditionell in Monterrey herrschte. Die Meinungen darüber, inwiefern dieser Nachbarschaftsverbund auch heute noch intakt ist, variieren stark und zeigen auf, dass der Anonymitätsgrad je nach Stadtviertel unterschiedlich stark ausgeprägt ist. Eine jüngere Gesprächspartnerin sieht den Nachbarschaftsverbund in San Pedro gerade bei den älteren Generationen noch völlig intakt.[203] Eine ältere Gesprächspartnerin meint, es sei im Zentrum auch heute noch verbreitet, sich auf die Straße zu setzen und sich zu unterhalten; in ihrem Stadtteil (Las Cumbres) jedoch nicht mehr. Einig sind sich die Gesprächspartner, dass die Anonymität stark zugenommen habe. Auch wird deutlich, dass viele Gesprächspartner diese Entwicklung negativ beurteilen:[204]

“A estar en lo fresco de la noche y la vecina, y el otro vecino, sabemos a qué hora él viene de allá y nos saludamos y ‘Hola’. Todavía existe en ... Aquí, por ejemplo, no lo ves. En estas colonias aquí, a lo mejor en el verano yo puedo allí afuera salir [al patio], vienen amigos y nos juntamos allí. Pero no hacia la calle. Y allá en el centro todavía hay gente que saca su sillas a la calle. Se siente. Pasan los coches por ahí y ellos están en la calle, platicando. Hasta las doce de la noche o más. Con el fresco ya se meten. Pero todo eso va desapareciendo. Poco a poco. Todavía se ve, pero va desapareciendo.” (57/9)

4.5 Zusammenfassung

Dieses Unterkapitel dient als kompakte Zusammenfassung wichtiger Veränderungen des Alltags, die in Kapitel 4 herausgearbeitet wurden.

Einkaufs- und Konsumgewohnheiten

Vergleicht man das Einkaufs- und Konsumverhalten vor zwanzig Jahren mit dem von heute, so zeigen sich drastische Wandlungsprozesse. Vor zwanzig Jahren war es typischerweise die nicht berufstätige Frau oder die Hausangestellte, die zu geregelten Uhrzeiten die Einkäufe erledigte. Im Supermarkt oder der tienda de la esquina hatte sie eine begrenzte Auswahl an fast ausschließlich in Mexiko gefertigten Produkten. Die Konsum­entscheidung hing maßgeblich vom Bedarf ab, während das Budget eine klare Beschränkung nach oben darstellte.

Aufgrund der kleiner werdenden Haushalte und der zunehmenden Berufstätigkeit der Frauen ist heute eine wachsende Zahl von Personen darauf angewiesen, außerhalb der Arbeitszeiten, also spät abends und am Wochenende einkaufen zu gehen. In anonymen Einzelhandelsketten, großen Supermärkten und modernen Einkaufszentren steht ihnen rund um die Uhr eine weit gefächerte Produktpalette zur Verfügung. Die mannigfaltigen US-amerikanischen retailer und Restaurantketten prägen dabei das Angebot an Konsum­orten.

Die Kaufentscheidung ist maßgeblich von Statusdenken und dem Wunsch, mit dem ökonomischen Wachstum des sozialen Umfelds Schritt zu halten, geprägt. Reicht das Budget hierzu nicht aus, so wird versucht, es durch Kredit oder eine Steigerung des Haushaltseinkommens zu erweitern. Faktoren wie Bequemlichkeit, Mode, Exklusivität oder der „neueste Stand der Technik“ spielen eine ständig größere Rolle. Vormals war dagegen Zweckdienlichkeit das primäre Kriterium für die Anschaffung von Gebrauchsgütern. Deutlich wird dieser Wandel beispielsweise an persönlichen Accessoires und der Wohnungseinrichtung, er geht einher mit einer sinkenden Produktlebensdauer.

Arbeitsplatz und Berufsalltag

Vor 15-20 Jahren war es gebräuchlich und von der Gesellschaft größtenteils akzeptiert, bei der Arbeitssuche auf persönliche Kontakte zurückzugreifen. Auch im Berufsalltag war Klientelismus[205] allgegenwärtig. Der typische Arbeitnehmer verbrachte den größten Teil seines Lebens im gleichen Betrieb.

Heute ist Qualifikation das primäre Kriterium für eine Anstellung, wobei die Anforderungen an das Bewerberprofil stark gestiegen sind. Immer mehr Arbeitnehmer wechseln regelmäßig ihren Arbeitsplatz. Neben den erhöhten Anforderungen an die Qualifikation der Arbeitnehmer sind in vielen Bereichen hohe Mobilitätsanforderungen gefragt. In vielen Unternehmen lässt sich zudem ein Wandel in der Hierarchiestruktur feststellen. Zunehmend wird nicht nur Arbeit, sondern auch Verantwortung an die Untergebenen delegiert. Durch unternehmens- bzw. konzernweite Standardisierung wird diese Tendenz zusätzlich begünstigt. Die Gesprächspartner beobachten dabei einen positiven Wandel hinsichtlich Arbeitsklima und Arbeitsumfeld. Bereits in den achtziger und neunziger Jahren setzten die großen Unternehmen auf moderne Personalmanagement-Konzepte, die beispielsweise eine aktive Personalentwicklung und zunehmende Kundenorientierung verfolgten.

Bildung

Der Anteil an Hochschulabsolventen, insbesondere die Anzahl junger Frauen, hat in Monterrey stark zugenommen. Auch qualitativ hat sich die Hochschulbildung verändert. Hierzu gehören eine zunehmend internationale Ausrichtung der Studiengänge bzw. die Schaffung neuer internationaler Studiengänge. Markant ist daneben der starke Anstieg der Schul- und Studiengebühren an privaten Bildungseinrichtungen.

Familiäre Bindungen und Freizeitverhalten

In der Regel hatte ein Kind früher mehrere Geschwister und wuchs bei der oftmals nicht berufstätigen Mutter oder bei anderen Mitgliedern der Großfamilie auf. Abgesehen von Kindergarten und Schule stellten das Elternhaus und die Straßen des Wohnviertels den primären Lebensraum dar. Hier trafen sich Kinder und Jugendliche mit Nachbarskindern oder Schulfreunden. Auch die Eltern pflegten engen Kontakt mit den Nachbarn. Abende und Wochenenden verbrachten Eltern und Kinder traditionell im Kreis der Familie. Grillabende, regelmäßige Zusammenkünfte der Großfamilie und familiäre Feierlichkeiten waren wichtige Ereignisse. Obgleich Monterrey in den achtziger Jahren bereits über zwei Millionen Einwohner zählte, gab es kein nennenswertes kulturelles Angebot. Für die in der Regel streng katholisch erzogenen Mädchen waren übermäßiger Alkoholgenuss und Sex vor der Ehe Tabus, die insbesondere von älteren Familienmitgliedern vermittelt und durchgesetzt wurden.

Heute hat ein Kind in Monterrey durchschnittlich ein bis zwei Geschwister und erfährt von den Eltern eine vergleichsweise permissive Erziehung. Eine steigende Zahl von Eltern leben getrennt oder sind beide berufstätig; viele Kinder besuchen deshalb eine Kinderkrippe. Fernsehen, Computer und kommerzielles Spielzeug machen das Wohnhaus bei sinkender Anzahl an anwesenden Familienmitgliedern zunehmend attraktiv, Freizeitgestaltung im Freien ist dagegen stark rückläufig. Der erweiterte Familienkreis hat gegenüber der Kernfamilie an Bedeutung verloren, der Kontakt zu den Nachbarn ist in einzelnen Stadtvierteln und allgemein bei jüngeren Leuten zurückgegangen. Neue Freizeitaktivitäten, denen sowohl Jugendliche als auch ältere Generationen nachgehen, bieten die modernen Einkaufzentren, kulturelle Veranstaltungen und Vergnügungslokale. Im Gegensatz zu früher sind die Generationen hierbei strikt getrennt. Jugendliche haben oftmals frühen und extensiven Kontakt mit Alkohol und dem anderen Geschlecht.

5. Ursachen für die veränderten Lebenswirklichkeiten in Monterrey

In diesem Kapitel werden exemplarisch die Wirkungszusammenhänge zwischen wirtschaftlicher Öffnung und veränderten Lebenswirklichkeiten untersucht. Die im vorangehenden Kapitel herausgearbeiteten Veränderungen des Alltags werden hierzu auf ihre Ursachen geprüft. Der Fokus liegt dabei klar auf denjenigen Ursachen, die direkt oder indirekt mit der wirtschaftlichen Öffnung in Verbindung stehen.

5.1 Ursachen für den Wandel in Konsum und Freizeit

5.1.1 Status und Prestige in einer stratifizierten Gesellschaft

„Der regiomontano des ausgehenden 20. Jahrhunderts gleitet in das 21. und geht dabei vom Geiz zur Ver­schwen­dung, von der Enthaltsamkeit zum Hedonismus über.”[206]

Konsum- und Freizeitgewohnheiten haben sich in Monterrey von einem Extrem ins andere gewandelt: von Sparsamkeit zu Konsumismus, von traditionellen Familienabenden zu exzessiven Discobesuchen. Eine erste Annäherung an die Erforschung der Ursachen für diese Wandlung bieten die Erklärungsansätze der Bevölkerung. So sehen die Gesprächspartner den Konsumismus oftmals in der Werbung und den neuen, immer professioneller werdenden Marketing-Strategien der Unternehmen begründet.[207]

“[...] pero también eso [que quieres tener un mayor nivel de vida] se va volviendo en una obsesión, que es muy peligroso aquí en Monterrey, hay mucho que la gente a fuerza quiere tener un mejor carro, aunque estén sacrificando cosas más importantes, quieren tener ropa, quieren tener la cara más bonita y van y se operan, y bueno, ya estás notando cuál es mi opinión, ¿no? Yo siento que sí está llegando a un grado excesivo la influencia de la mercadotecnia.“ (40/109)

Die Frage nach den persönlichen Gründen, weshalb Dinge gekauft werden, die nicht unbedingt benötigt werden, führt dagegen in den Bereich Statusdenken und soziale Konkurrenz:

A. M.: “¿Pero porqué? ¿Si tienes ya un carro, porqué quieres otro mejor?“

Sofía: “No, es muy buena pregunta, y ahorita, que me la haces... Yo creo que [ zögert ] porque muestra de éxito. Y aquí en Monterrey se valora el éxito. Yo creo que es eso. O sea, porque si tú dices: ‘Oye, pues yo trabajo muchísimo y siento que hago bien mi trabajo, quiero sentirme que estoy ganando lo que me merezco.‘ Y yo creo que es algo muy común aquí. La gente trabaja mucho, entonces quieren que se les remuneré adecuadamente y sientan que puedan tener algo más porque están trabajando más, lo sentimos, entonces eso puede ser una motivación muy grande también. Porque al final de cuentas, hay muchas cosas que son muestras de éxito, que son cosas materiales si tú quieres, pero sí, quiero mostrar ese éxito. Yo creo que es una razón que al final de cuentas te regresa al tema de competitividad; es muy fuerte aquí en Monterrey.“

[...]

A. M.: “No solamente en el trabajo, también en la vida personal.“

Sofía: “En la vida personal, pues sí claro, porque todo el mundo quiere tener buenas cosas materiales, vivir en buenas ondas[[208] ] y también darles buenas oportunidades a sus hijos, en su momento. Y todo eso es ... Pues, para todo eso tienes que trabajar mucho, entonces los logros se van marcando en cosas materiales para mucha gente, no para todos, pero ...“ [...]

A. M.: “¿La gente, cuando ve que tú tienes dinero, te trata diferente?“

Sofía: “Eso es algo bien importante que ibas a mencionar. O sea, también por lo mismo, seguimos estando en México, sigue siendo una sociedad estratificada. Entonces, entre más cosas que puedes tener, son muestras de poder, de dinero, y por lo tanto, de respeto. Desafortunadamente.“

A. M.: “¿Tienen más respeto a los ricos?“

Sofía: “Así es. Es algo, ... es un aspecto de la ciudad que a mí no me gusta. Bueno, de todo México y de toda Latinoamérica, por ser estratificada la ciudad, o sea las sociedades, existe una tradición de ... casi creo que es mayor respeto por él que más tiene, porque es más exitoso y ... Pero eso es un rezago de la época colonial que vivimos aquí en toda Latinoamérica. Y siguen esas huellas culturales hasta hoy. Y por eso, las ciudades fuertes y dinámicas en América Latina se vuelven muy competitivas y hasta cierto grado materialistas. Tiene mucho que ver. Tiene mucho que ver.“ (40/126-137)

Für die junge Beamtin Sofía erwächst der Konsumismus einerseits aus der höheren Arbeitsanstrengung. Als Belohnung für die Entbehrungen möchte man sich selbst und seiner Familie etwas gönnen, meint sie. Andererseits wird deutlich, dass neben dem eigenen Bedürfnis bzw. dem der Familie auch die erwartete Wirkung auf das soziale Umfeld für die Kaufentscheidung von maßgeblicher Bedeutung ist. Der berufliche Erfolg wird durch den Ge- und Verbrauch exklusiver Güter an das soziale Umfeld kommuniziert und von diesem entsprechend honoriert.[209] Ein von der Norm abweichendes Konsumverhalten wird dagegen sanktioniert. Die folgende Äußerung eines Bergführers veranschaulicht diesen Sanktionsmechanismus:

“Habías preguntado de lo que porqué la gente quiere más. Yo creo que eso es lo que motiva a que la gente quiere más. Que seamos tan elitistas. Y los demás nos hagan sentir mal porque yo no traigo ... no sé, por ejemplo, en el caso de nosotros que vivemos en la montaña, porque yo no traigo mi chamarra de Goretex. Y tengo mi chamarra chida y todo y me protege, pero la banda[[210] ] me dice: [ abwertend ] ‘Ah, todavía no traes eso.‘“

Ob die Würdigung von Reichtum und Erfolg, die Sofía als kulturelle Eigenart sämtlicher aufstrebender lateinamerikanischer Großstädte ansieht, tatsächlich auf die Kolonialgeschichte zurückgeht, soll hier nicht weiter diskutiert werden. Wichtig ist es jedoch festzuhalten, dass es sich bei diesem Statusdenken um ein Phänomen handelt, das fest in der Kultur regiomontana verwurzelt ist, also nicht erst durch die Handelsliberalisierung und ihre Implikationen entstanden ist.

Auch das veränderte Freizeitverhalten folgt weitgehend der Logik von Mode, Gruppendruck und Prestige. In völliger Analogie zur Konsumentscheidung ist der primäre Anreiz für die Wahl der Freizeitgestaltung nicht der persönliche Bedarf, sondern die erwartete Wirkung auf das soziale Umfeld:

“Hace poquito que vino aquí [una cantante]. Y la hija de Sergio, mi hermano, tiene siete años. Claro que no se sabe ni una canción de ella. Y la niña estaba deprimida porque no pudo ir. ¿Porqué? Porque todo el mundo va. Mi niña fue pero porque la invitaron. Pero, por ejemplo en el colegio de Brendita, que te digo que son hijos de papás ricos: “Va a venir ...” ¡Y van todas! Y la que no va, pobrecita, ya no fuiste. Es más moda.“ (17/96)

Das Mädchen in diesem Beispiel will nicht deshalb auf das Konzert gehen, weil ihr die Musik gefällt, sondern „weil alle hingehen“ („[p]orque todo el mundo va“) und die Absenz sanktioniert wird. Dabei ist „todo el mundo“ nicht ein Großteil der Bevölkerung Monterreys, sondern bezieht sich in diesem Fall auf die Klassenkameraden der Privatschule.[211] Dass nicht nur Mode und Gruppendruck, sondern auch Prestige und Status eine wichtige Rolle in der Freizeitgestaltung spielen, macht der 40-jährige Eduardo an Veränderungen fest, die er in Monterreys Diskotheken beobachtet hat:

“Antes, por ejemplo, no había tanto lugar VIP y ahora ves todos los lugares, todos los antros, todos tienen su VIP cuando antes había antros y no existía VIP. Eso no hace quince, veinte años. El VIP es del 2000 para acá. [...]
En mi tiempo tú ibas al antro, por ejemplo, y no pedías la botella, pedías demás bebidas. Ahora tienes que pedir la botella. Y ahora, si no pides botella, no te dan mesa. Ha cambiado todo.“ (27/73-75)

„Die Flasche bestellen“ („pedir la botella“) bezieht sich auf ein in Monterrey heute übliches System: Nur wenn eine Flasche Spirituosen gekauft wird, wird dem Käufer und seinen Freunden ein Tisch zugewiesen. Dieses System wurde vermutlich von findigen Disco-Besitzern mit dem Ziel der Gewinnsteigerung eingeführt. Dass es sich derart etablieren konnte, zeigt jedoch, dass es bei den Besuchern auf Akzeptanz stieß. Genau wie abgegrenzte VIP-Bereiche für bekannte Persönlichkeiten, die „auch extra viel Trinkgeld geben“[212], bietet es die Möglichkeit, seinen Wohlstand zu präsentieren.[213] Die soziale Konkurrenz beschränkt sich dabei keineswegs auf materielle Güter, typisches Statussymbol ist beispielsweise die Bildung:[214]

“[H]ay otro sector [en la clase media alta] en el que quieren tener al hijo en el mejor colegio, pero no por su bien, sino porque qué van a decir los demás que no le puse en el mejor colegio. O vaya, por prestigio, sí.“ (18-35)

Die rapide steigenden Schul- und Studiengebühren an exklusiven privaten Bildungseinrichtungen erklären sich neben dem Prestigedenken dadurch, dass dessen Nutzen nicht nur an Renommiertheit und Qualität der Ausbildung, sondern auch an den persönlichen Kontakten bemessen wird, die man während der Schul- und Studienzeit zu Mitschülern und Kommilitonen knüpft. Eine wichtige Voraussetzung für die Aufnahme in den exklusiven Kreis der high society besteht nach Ansicht eines Fotografen, dessen Klientel vor allem aus Mitgliedern der Oberschicht besteht, darin, dass man die gleiche Bildungseinrichtung besucht habe und hierdurch über entsprechende persönliche Kontakte verfüge.[215]

Der amerikanische Ökonom und Soziologe Thorstein Veblen hat bereits 1899 in seinem Buch The Theory Of The Leisure Class auf die hier beschriebenen Phänomene aufmerksam gemacht und ihnen die Namen demonstrative Muße und demonstrativer Konsum bzw. Geltungskonsum gegeben (conspicuous leisure, conspicuous consumption).[216] Die beiden Begriffe erscheinen auch im völlig unterschiedlichen historischen und kulturellen Kontext Monterreys überaus treffend.

Anhand der Erklärungsansätze der Bevölkerung konnten die Wirkungszusammenhänge zwischen der aus der stratifizierten Gesellschaft resultierenden Logik von Gruppendruck und Prestige einerseits und zunehmendem Konsum und veränderter Freizeitgestaltung andererseits aufgezeigt werden. Stratifikation und auch die bereits erwähnte Würdigung von Reichtum und Erfolg, d.h. die informale Privilegierung der als einer höheren Schicht zugehörig eingestuften Personen, stellen einen Katalysator des sozialen Wandels dar, der sich historisch in Monterrey herausgebildet hat. Die beobachtete Konsumexplosion wurde hiervon stark begünstigt.

5.1.2 Konsumentenrevolution in Monterrey?

Ein vielfach untersuchtes Phänomen, das große Parallelen zur Entwicklung in Monterrey aufweist, findet sich in England in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts. Die explosionsartige Ausweitung von Konsum wird dabei von Historikern in Analogie zur industriellen Revolution auch „Konsumentenrevolution“ genannt. Im folgenden werden zwei Erklärungsansätze für die Ursachen dieser Revolution vorgestellt und hinsichtlich ihrer Übertragbarkeit auf die Situation in Monterrey geprüft.

(1) Collin Campbell beobachtete, dass während der Konsumentenrevolution insbesondere die Nachfrage nach Luxusgütern wie Modekleidung, Spielzeug, Schönheitsartikeln und Luxusmöbeln stark angestiegen sei. Gleichzeitig habe in der Mittelschicht ein großes Interesse an hedonistischer Freizeitgestaltung bestanden.[217] Campbell erklärt eine zunehmend hedonistische Lebenseinstellung zur Ursache der veränderten Lebensweise und führt diese in Anlehnung an Max Webers Werk „Die protestantische Ethik und der Geist des Kapitalismus“ auf ethische Denkströmungen vom Protestantismus über den Sentimentalismus bis hin zur englischen Romantik zurück.[218]

Die Beobachtungen hinsichtlich Luxusgütern und Hedonismus haben auch in Monterrey ihre Analogien.[219] Eine ausführliche Untersuchung der ethischen Denkströmungen in Mexiko kann im Rahmen dieser Arbeit nicht statt finden. Bereits an anderer Stelle wurde jedoch gezeigt, dass in den letzten 30 Jahren des 20. Jahrhunderts eine kulturelle Säkularisierung[220] statt gefunden hat, die mit der Herausbildung einer urbanen Mittelschicht einher ging und u.a. den Autoritätsverlust der langjährigen Regierungspartei PRI bewirkte. In Bezug auf die Mittelschicht in Monterrey hat so auf vielen Ebenen ein Emanzipationsprozess gegenüber traditionellen Autoritäten statt gefunden. Auf familiärer Ebene zeichnet sich neben der Emanzipation der Frau vor allem eine Emanzipation der Kinder gegenüber ihren Eltern ab. Auch das Ende der traditionellen „Kultur der Zusammenarbeit“ lässt sich als Emanzipation der arbeitenden Schicht gegenüber den leitenden Angestellten und Unternehmerfamilien[221] deuten, wobei ähnlich wie bei der Emanzipation der Kinder oftmals die Ansicht vertreten wird, dass diese ursprünglich von Seiten der traditionellen Autoritäten, also der Eltern und Vorgesetzten ausging.[222]

(2) Ein völlig anderer Erklärungsansatz für die englische Konsumentenrevolution stammt von Neil McKendrick. Der Historiker greift dabei auf auf die Theorie der sozialen Kompetenz von Thorstein Veblen zurück. In vollkommener Analogie zu der beschriebenen Entwicklung in Monterrey weist McKendrick auf Klassenwettbewerb, das Streben nach Neuheit und die Effekte von Mode und Werbung hin:

“In imitation of the rich the middle ranks spent more frenziedly than ever before, and in imitation of them the rest of society joined in as best they might―and that best was unprecedented in the importance of its impact on aggregate demand. Spurred on by social emulation and class competition, men and women surrendered eagerly to the pursuit of novelty, the hypnotic effects of fashion, and the enticement of persuasive commercial propaganda.“ (MCKENDRICK 1982, S. 11)

Nicht das ausgeprägte Klassenbewusstsein an sich, sondern erst die zunehmende Imitation des Konsum- und Freizeitverhaltens der Oberklasse durch die Mittelklasse habe zum revolutionären Anstieg des Konsums geführt. Als konstitutiver Faktor gilt für ihn deshalb zum einen, dass im 18. Jahrhundert eine große Zahl der Bevölkerung einen Teil ihres Lebens in London verbrachte und die Londoner Lebensweise in ländliche Gebiete weitertragen konnte, und zum anderen die Bedeutung der Hausangestellten bei der Vermittlung des Lebensstils der Reichen in andere Schichten.[223]

In Monterrey erscheint das Argument der Hausangestellten als Vermittler des Lebensstils wenig schlagkräftig. Diese gehören fast ausschließlich der segregierten Unterschicht an, ihr Kontakt zur Mittel- und Oberschicht beschränkt sich in der Regel auf das Dienstverhältnis.[224] Auch aufgrund der extremen sozialen und wirtschaftlichen Disparitäten erscheint eine Imitation der Oberschicht durch die Unterschicht ausgeschlossen. Ein Jugendarbeiter, der durch seine Arbeit mit der Unterschicht in ständigem Kontakt ist lehnt selbst eine Imitation der Mittelschicht durch die Unterschicht kategorisch ab.[225] Als Vermittler, die die Imitation in Monterrey im Laufe der letzten Jahre angestoßen haben könnten, kommen hingegen Werbung und die Unterhaltungsmedien in Frage. Wie bereits im Kapitel 5.1.1 deutlich wurde, werden die Auswirkungen von Werbung von den Interviewpartnern als sehr bedeutend eingeschätzt. In den letzten Jahren habe die Intensität und Qualität stark zugenommen.[226] Es ist zu vermuten, dass sich im Umfeld des internationalen Wettbewerbs im Bereich der Werbung ein höheres Niveau an Professionalität entwickeln konnte, als dies in der protektionistischen Volkswirtschaft Mexikos der Fall war. Im Zuge der Internationalisierung wurden die professionellen Werbemaßnahmen von den mexikanischen Unternehmen zügig übernommen.

Im Bereich Fernsehen gibt es Belege für den Zusammenhang zur Neoliberalisierung. So förderten US-amerikanische Fernsehkonzerne im zeitlichen Rahmen der Gründung der NAFTA massiv die landesweite Verfügbarkeit von Satelliten- und Kabelfernsehen in Mexiko. 1999 erfolgte eine Privatisierung des staatlichen Fernsehens. Das Programmangebot, aber auch der gesendete Inhalt änderte sich hierdurch stark[227] ; José Lozano fasst diese Entwicklung in einer Studie über Monterrey wie folgt zusammen:

“Esta formidable expansión de los sistemas de comunicación de masas ha propiciado que el contacto de los públicos mexicanos con medios y contenidos extranjeros se haya intensificado como nunca en la historia del país. El cine, la música, las producciones televisivas, las noticias, los comics y todos los demás contenidos de la industria cultural estad[o]unidense siempre habían tenido cierta circulación en nuestro país, pero ahora, con la globalización de la economía, el Tratado de Libre Comercio y el acelerado desarrollo y transferencia de las nuevas tecnologías, dicha circulación ha crecido en forma desorbitada.” (LOZANO 1998, S. 304)

Das Fernsehen steht dabei heute wie erwähnt nahezu allen Haushalten zur Verfügung (ca. 98% im Municipio Monterrey). Eine junge Akademikerin bestätigt den Wandel hinsichtlich der Amerikanisierung der Programminhalte. Sie bekräftigt zudem, dass das Fernsehen mit zunehmender Intensität genutzt werde und einen starken Einfluss auf die Bevölkerung ausübe:

“[Ver tele antes no] era un pasatiempo tan fuerte como creo que es ahora.“ (36/88)

“Creo que sí ha influido bastante la televisión que tenemos aquí, creo que mayoritariamente viene de los Estados Unidos, o sea, la mayoría de los canales que puedes contratar y ... Cablevisión, bla bla bla, no sé qué compañías haya, la mayoría de los canales son americanos, obviamente mexicanos-americanos, uno francés, uno alemán y uno chino.“ (36/153)

Anders als im Fall der englischen Konsumrevolution handelt es sich demnach weniger um eine Imitation der Oberschicht durch die Mittelschicht, als vielmehr um eine (gemeinsame) Imitation westlicher Lebensweisen. Viele Gesprächspartnern bestätigen diese These direkt oder indirekt.[228] In folgendem Zitat kommt zudem die Bewunderung zum Ausdruck, die Fernando als kulturelle Konstante in Mexiko ansieht.

“Nosotros [los latinos, los mexicanos] siempre pensamos que lo mejor debe de venir de fuera. Entonces, tratamos de imitar. Por ejemplo, Monterrey trata de imitar mucho lo gringo[[229] ]. ¿Porqué? Porque tiene mejor nivel económico, mayor comunidad, mejor comunicación, de vías, todo eso, lo tratan de hacer. Pero también el regio estaba copiando el tipo de sociedad gringa. Vivir en unión libre, divorcios muy frecuentes, que era lo que estaban haciendo en Estados Unidos.” (05/32)

Dass die Imitation US-amerikanischer Kultur bereits Mitte des 20. Jahrhunderts in Monterrey anzutreffen war, zeigt z.B. die Studie von Mary Megee.[230]

5.2 Ursachen für den Wandel der Unternehmen

Im Kapitel 4.1 wurde bereits ersichtlich, dass der beobachtete Wandel der Einkaufs- und Konsumgewohnheiten mit dem Wandel im Einzelhandel kausal verschränkt ist. Nachdem die Konsumentenseite im vorangehenden Kapitel ausführlich behandelt wurde, soll das Augenmerk nun auf die Unternehmensseite gelenkt werden.

a) Rückgang kleiner Familienbetriebe

Häufig werden die Ursachen für den starken Rückgang des familienbetriebenen Einzelhandels sind im Bereich der verschärften Wettbewerbsbedingungen und der Einführung neuer Geschäftsmodelle im Rahmen des Zuzugs internationaler Handelsketten gesucht.[231] Die empirische Forschung legt jedoch nahe, dass bereits der zunehmende internationale Handel und die zunehmende Nachfrage nach internationalen Produkten für kleinere Händler mitunter ein Problem darstellt. Aufgrund des geringeren Umsatzes ist es für sie nicht oder in geringerem Maße rentabel, Importhandel zu betreiben, da hiermit hohe Fixkosten durch Information und bürokratischem Aufwand verbunden sind. Brenda beschreibt das Problem am Beispiel des Juweliergeschäfts ihres Mannes:[232]

“[A]horita lo estamos pasando lo más difícil que nunca [...]
Antes, mi esposo vendía joyería italiana y le iba muy bien y todo. Pero después empezó a haber ciertas broncas[[233] ] y que ... tenemos que ir a Estados Unidos para comprarla y ... era mucho lío.[[234] ] Pues, para no meternos en problemas empezamos a comprar pura joyería aquí en México. Entonces ya tiene mucho tiempo de estar vendiendo pura joyería mexicana.” (17/16-18)

b) Fallbeispiel Wal-Mart

Der Hinweis eines Interviewpartners, dass der US-Discounter Wal-Mart in puncto durchgehende Öffnungszeiten eine Vorreiterrolle einnahm, wurde als Anlass genommen, dieses Beispiel genauer in Augenschein zu nehmen.[235] Anfang der neunziger Jahre nahm das Wal-Mart Management eine Sättigung des nationalen Marktes wahr und beschloss, in andere Märkte zu expandieren. Die Entscheidung für den mexikanischen Markt führen Charles Hill und Gareth Jones primär auf die neoliberale Politik der Salinas-Regierung[236] und den bereits absehbaren Beitritt Mexikos zum Nordamerikanischen Freihandelsbündnis NAFTA zurück.[237] Wal-Mart bediente sich hierbei einem Joint Venture mit der damals größten mexikanischen Supermarktkette CIFRA. In Monterrey eröffnete Wal-Mart 1993 seine erste Filiale. Während sich das Warensortiment in den mexikanischen Supermärkten weitgehend auf in Mexiko produzierte Waren beschränkte, wurde Wal-Mart direkt von dem Verteilerzentrum in Laredo (USA) beliefert. Aufgrund der Importzölle und der höheren Lieferkosten in Folge schlechterer Infrastruktur waren die Produkte um 15-20% teurer als in den US-Filialen und in der Regel auch teurer als vergleichbare Produkte in mexikanischen Supermärkten.[238]

Wal-Mart stieß in Monterrey – anders als in Mexiko-Stadt – von Anfang an auf große Resonanz.[239] Die empirische Forschung legt nahe, dass die Ursachen hierfür darin zu suchen sind, dass in Monterrey aufgrund der Nähe zur Grenze bereits vor der wirtschaftlichen Öffnung US-amerikanische Produkte erhältlich waren.[240] Oftmals illegal waren Produkte aus den USA in kleinen Mengen über die Grenze geschafft und in Monterrey verkauft worden.[241] Aufgrund der Knappheit galten sie als Prestigeobjekte und die Zahlungsbereitschaft für US-Produkte lag so deutlich über den Verkaufspreisen Wal-Marts.[242] Auch gab es nicht für alle Waren vergleichbare Produkte in Mexiko bzw. die Produkte Wal-Marts lagen mitunter nicht nur in Preis sondern auch in Qualität über den mexikanischen Vergleichsprodukten.[243] Obwohl ausländische Produkte heute nicht mehr knapp sind und sich die mexikanischen Produkte weitgehend an internationale Qualitätsstandards angepasst haben, gelten internationale Markenprodukte weiterhin als Prestigeobjekte.

“La cena de un muchachito rico tiene puros productos americanos [...] El jamón, la carne y todo. Para papel de baño, para cosas de limpieza, todo.” (17/99)

In Verbindung mit dem im vorangehenden Kapitel festgestellten wachsenden Statusdenken erklärt sich so die dauerhaft hohe Nachfrage nach internationalen Markenprodukten. Wal-Mart konnte sich in ganz Mexiko sehr erfolgreich etablieren, wobei sich Zulieferunternehmen ebenfalls zügig in Mexiko ansiedelten und kostengünstig vor Ort produzieren.[244]

Wal-Mart ist nicht nur ein Beispiel für die erfolgreiche Einführung neuer Produkte, sondern auch neuer Verkaufsstrategien. Bereits erwähnt wurde die Einführung durchgehender Öffnungszeiten. Bei der Tendenz zu Hypermärkten, die heute in Monterrey beobachtet werden kann, handelt es sich um ein Modell, das Wal-Mart bereits Ende der Achtziger Jahre erfolgreich in den USA eingeführt hatte.[245]

Das Fallbeispiel Wal-Mart zeigt, dass die Zuwanderung ausländischer Unternehmen sich mitunter direkt von der wirtschaftlichen Öffnung ableitet. Im Rahmen des Zuzugs werden bewährte Unternehmensmodelle, Verkaufsstrategien, etc. eingeführt und konnten sich mitunter erfolgreich in Monterrey etablieren.

c) Beidseitiger Anpassungsprozess der Unternehmenskulturen

Wie bereits im Kapitel 3.2.1 gezeigt wurde, sind die meisten Großunternehmen Monterreys im Vorfeld der NAFTA strategische Partnerschaften mit ausländischen Unternehmen eingegangen, um durch die Angleichung der technischen Standards, aber auch durch die Übernahme von Elementen der ausländischen Management-Modelle, ihre internationale Kompetitivität zu steigern.[246] Sowohl die Ausführungen der Gesprächspartner als auch die wissenschaftliche Forschung legt nahe, dass es sich um einen beidseitigen Anpassungsprozess der mexikanischen und ausländischen Unternehmensmodelle und Unternehmenskulturen an das jeweils andere System handelt.[247]

“Yo creo que lo que es diferente [entre una empresa estadounidense y una empresa tradicional mexicana] es la cultura laboral. Y la actitud con la que se maneja, las jerarquías son diferentes. [...]
Sí, [el modelo de Estados Unidos] ha influenciado mucho a las empresas mexicanas en su manera de ... sobre todo a las grandes, en su manera de operar. Pero también las empresas extranjeras han tenido que poner su escala de valores en otra orden. Porque, para el mexicano hay valores que son inamovibles, que son la religión y la familia. A un mexicano no le puedes poner a trabajar antes de la familia, y en otros países tal vez sí. Entonces, desde cosas tan elementales así, de la cultura, del social que tiene el mexicano, de la fiesta, del compromiso laboral que tiene, de la flexibilidad laboral que tiene el mexicano. [...] Y yo siento que han logrado mezclarse.
Y toman en cuenta los valores de aquí, que las puedes usar a la ventaja de la empresa fácilmente. [...]
Yo creo que sí, [también las empresas mexicanas] han tenido que cambiar en algunos sentidos, pero más que nada por la línea de su profesionalismo, de la atención al cliente, el horario, cosas así sí. Yo creo que sí. Y la exigencia, el grado de exigencia, tal vez ha aumentado también.”
(40/61-67)

5.3 Ursachen für den Wandel der Arbeitswelt

5.3.1 Fluktuation

Zunehmende Fluktuation und Auslandseinsätze sind Wandlungsprozesse mit nicht zu unterschätzender Reichweite. Sowohl ein regelmäßig neues soziales Umfeld am Arbeitsplatz als auch der intensive Kontakt mit anderen Kulturen prägen die betroffenen Personen maßgeblich.[248] Insofern der Arbeitsplatzwechsel einen zeitweisen oder dauerhaften Wechsel des Wohnorts erfordert, sind auch das private Umfeld und die Familie von diesem Prozess stark beeinflusst. Der Zusammenhang zwischen wirtschaftlicher Öffnung und zunehmender Zahl von geschäftlichen Auslandskontakten ist trivial. Die folgenden Ausführungen beschränken sich deshalb auf die zunehmende Fluktuation. Drei mögliche Ursachen kommen für diese in Frage.

(1) Befristete Arbeitsverhältnisse

Trifft es tatsächlich zu, dass die Anzahl an befristeten Arbeitsverhältnissen dauerhaft gestiegen seo, so würde zugleich einen Anstieg der Fluktuation bedingen. Für die Zunahme der befristeten Arbeitsverältnisse sieht Jurado drei Ursachen:[249]

– Die Strategie der Unternehmensführung, durch flexible Anpassung der Unternehmensstruktur die Wettbewerbsfähigkeit im internationalen Umfeld zu erhöhen (flexibilidad corporativa),
– die Notwendigkeit nach Erhöhung der Flexibilität innerhalb des Unternehmens (beispielsweise bezogen auf den Produktionsprozes), die er in Hinsicht auf die hohe Relevanz des technischen Fortschritt als flexibilidad técnica bezeichnet, und
– den Wunsch der Arbeitnehmer nach flexiblen Arbeitsbedingungen.
Jurado weist dabei auf Fälle hin, in denen Gewerkschaften Verhandlungen zur Einführung flexibler Arbeitsverhältnisse geführt haben.[250] Als Interessenten an einer Flexibilisierung nennt er u.a. Studenten, verheiratete Frauen und Facharbeiter.[251]

Die ersten beiden Ursachen stehen in direktem Zusammenhang mit der wirtschaftlichen Öffnung des Landes. Die Ursachen für den dritten Punkt sind an gleicher Stelle zu suchen wie die vermehrte Kündigung durch den Arbeitnehmer und werden weiter unten in diesem Kapitel behandelt.

(2) Kündigung durch den Arbeitgeber

Mehrere Gesprächspartner weisen auf die zunehmende Umstrukturierungen der Unternehmen im Zuge des internationalen Wettbewerbs und den damit verbundenen Personalabbau hin.[252] In wissenschaftlichen Untersuchungen und in Medienberichten findet diese Meinung durchaus Bestätigung; insbesondere der Beitritt Chinas zur WTO 2001 habe zu Friktionen und Personalabbau in vielen mexikanischen Unternehmen geführt.[253]

Die Erfahrung einer Arbeiterin zeigt jedoch, dass diese Behauptung keineswegs generalisiert werden darf. Sie arbeitet in einem mexikanischen Unternehmen, das auf Umstrukturierung nicht mit Entlassungen sondern mit Umschulung der Mitarbeiter reagierte.[254] Andere Äußerungen zeigen, dass die zunehmende Fluktuation von Seiten der Arbeitgeber keinesfalls gewünscht ist. Eine Personalleiterin zählt auf, welche Maßnahmen ihr Unternehmen in Erwägung zieht, um die Fluktuation niedrig qualifizierter Arbeitskräfte zu senken: Fahrtkostenerstattung, Bezuschussung der Kantine, Einkaufsgutscheine und vermögenswirksame Leistungen:

“Hay otras condiciones, que normalmente no son factores decisivos, pero están siendo factores decisivos para tratar de que sea un poco más la estabilidad del personal con nosotros. Por ejemplo, transporte, comedor subsidiado, vales de despensa, fondo de ahorro; que son conceptos que normalmente no se consideraban y ahorita los estamos considerando.” (51/20)

Auch bei hoch qualifizierten Arbeitskräften werde versucht, die Mitarbeiter so lange als möglich im Betrieb zu halten, da die Einschulung neuer Mitarbeiter, die nicht bereits über einschlägige Berufserfahrung verfügten, mit hohen Kosten verbunden sei:

“De que el personal trata de conservarse en lo más posible. Por ejemplo, en nuestra área, es inversión en las personas. Porque tú vas a invertir en una persona, vas a capacitarla, y va a aprender cada vez más. Tratas de conservarla. Porque si quieres que contratar a una persona que ya lo sabe, te va a costar más cara. Si no lo sabe, tienes que gastar en capacitarla.“ (31/37)

Ein langfristiger Trend kann demnach nicht festgestellt werden.[255] Der beobachtete Anstieg der Kündigungen scheint vielmehr auf kurzfristige Friktionen im Zuge der stufenweisen Außenhandelsliberalisierung zu beruhen.

(3) Kündigung durch den Arbeitnehmer

A. M.: “¿Cuáles son las razones más comunes para cambiar el trabajo?”

Alejandro: “Yo diría que es económico. Sinceramente es mayoritariamente económico.”

A. M.: “Otra empresa te paga más.“

Alejandro: “Le ofrece el sueldo, lo, no sé, lo multiplica por dos, el horario es lo mismo, puede ser un poco más o un poco menos y claramente, pues es una mejor calidad de vida.”

Alejandro ist der Auffassung, dass Arbeitnehmer in den meisten Fällen aus ökonomischen Gründen den Arbeitsplatz wechseln. Auch eine Personalleiterin meint, dass der berufliche Aufstieg durch Unternehmenswechsel oftmals beschleunigt werden könne:

Ana: “En profesionistas, cuando un profesionista recién ha egresado, cuando acaba de terminar la universidad, es más grande la rotación de personal, o es más grande que cambie constantemente de trabajos [...] Entre más arriba sea el nivel organizacional, existe menos rotación del personal. Cuando un profesionista está recién egresado, obviamente los salarios son mucho menores. Un profesionista, por ejemplo de una licenciatura como contabilidad, administración o cosas por el estilo, recién egresado, gana aproximadamente lo mismo a un obrero técnico. Entonces, obviamente, si van a tener un incremento económico, van a buscar cambiarse de empresa aunque no lleven tanta experiencia laboral.”

A. M.: “¿Dentro de la empresa no tienen tantas posibilidades de subir?”

Ana: “Sí, pero es más lento, obviamente. Subir dentro de una empresa es un poco más lento a cambiarme en otra empresa. No en mi caso, yo estoy mucho tiempo en una empresa. Sin embargo, es la tendencia. Por ejemplo, INEGI, creo que venía en el INEGI, en un recién egresado, el período promedio de estadía en su primer trabajo es de un año.” (51/34-36)

Besonders hoch sei die Fluktuation bei niedrig qualifiziertem Personal. Diese Entwicklung sei auf das gestiegene Arbeitsangebot und den daraus resultierenden Arbeitskräftemangel, sowie auf die zunehmende Abwerbung der Arbeiter durch andere Firmen zurückzuführen.[256] Bei jungen Akademikern führt groteskerweise die entgegengesetzte Arbeitsplatzsituation ebenfalls zu einem starken Anstieg der Fluktuation. Die Gründe sind hier an anderer Stelle zu suchen:

– Studienabgänger finden aufgrund des Überangebots an hoch qualifizierten Arbeitskräften oftmals keine Stelle, die ihren Gehaltsvorstellungen entspricht. Das folgende Kapitel wird zeigen, dass gerade im Bereich junger Akademiker eine starke Lohndiskrepanz bei vergleichbaren Tätigkeiten zu beobachten ist. Die Fluktuation wird hierdurch ebenfalls stark begünstigt.[257]
– Der Wunsch nach Ausweitung der Konsummöglichkeiten hat gegenüber traditionellen Werten wie Enthaltsamkeit und Familie stark zugenommen (vgl. Kapitel 5.4.2).

5.3.2 Motivation zur Steigerung des Einkommens

a) Wachstumscredo

“Y en cuanto a mi familia, hemos crecido mucho económicamente, de acuerdo al trabajo de mi papá, que como ha crecido la población, tiene más trabajo, tiene más oportunidades y nosotros, hemos crecido también más en cuanto a la economía, vivir mejor, una casa nueva, en los últimos años, salimos más. Cosas así, en cuanto a la economía.” (12/1)

“Antes igual, [mi mamá] sí trabajaba, pero menos, un poco menos. Y luego, ya tuvo que trabajar más. Y ahorita, pues mi papá también dice, es difícil. Sí, se puede [vivir de la manera como era hace 20 años], pero no igual. Si quieres vivir bien, si quieres salirte de vez en cuando a pasear, irte de vacaciones, a veces, sí, tienen que trabajar los dos. [...]
[S]ientes presión a tenerlo que hacer. Porque todo va avanzando. Al igual que la tecnología avanza, el país avanza y tú no te puedes quedar atrás. Porque si te quedas atrás, te sientes mal, como persona. Pero, más que nada, también te quedas atrás en cuanto a aprendizaje, a conocimientos. [...] [T]ienes que estar en constante cambio y aprendizaje. Y eso es a lo que te lleva todo. Va creciendo el país, va creciendo el tipo de estudios, va creciendo la población y tú también tienes que ir creciendo. Profesional y como persona.” (12/19-21)

Die Äußerungen einer Studentin konstatieren ein regelrechtes „Wachstumscredo“. Durch das Wachstum des Umfeldes, das Voranschreiten der Stadt, der Bevölkerung, des technischen Fortschritts werde ein Druck aufgebaut, der einen – im positiven Sinne – zwinge, selbst zu wachsen. Es handelt sich dabei nicht um Wettbewerb im klassischen Sinne („besser sein als die anderen“), vielmehr kommt in der obigen Äußerung der Wunsch zum Ausdruck, nicht hinter dem Wachstum des (sozialen) Umfelds zurückzubleiben. Es entspricht damit einem Phänomen, das in den USA Anfang des 20. Jahrhunderts beobachtet wurde und unter der Umschreibung „keeping up with the Joneses“ bekannt ist.[258] Dabei klingen in der obigen Äußerung mehrere Wachstumsdimensionen an, in denen man nicht hinter den Joneses bzw. den Hernandez[259] zurückbleiben möchte: ökonomisches Wachstum, Erlangen neuer Kenntnisse bzw. eines höheren Bildungsniveaus sowie persönliches Wachstum (crecer „como persona“).

Im ersten Teil der Äußerung wird der gefühlte Zwang nach höherem Verdienst deutlich, der die Mutter der Studentin vor etwa zehn Jahren veranlasste, Vollzeit zu arbeiten. Dabei verbirgt sich hinter dem Wunsch nach höherem Verdienst nichts anderes als der Wunsch nach einer Ausweitung der familiären Konsummöglichkeiten („si quieres vivir bien“); dieser wurde bereits primär auf Gruppendruck und Prestigedenken zurückgeführt. Der soziale Wettbewerb äußert sich dabei in einer Vielzahl von Ausprägungen, u.a. auch im intrafamiliären Bereich. Mehrere Gesprächspartner weisen darauf hin, dass Männer sich in ihrer traditionellen Rolle als „Versorger“ verletzt fühlten, wenn die Ehepartnerin ein höheres Einkommen erziele. Pedro, der deutlich jünger ist als seine Ehefrau und weniger verdient, bestätigt, dass ihm hieraus ein großer Anreiz erwachsen sei, Überstunden zu leisten und einen besser bezahlten Arbeitsplatz zu finden.[260]

Mehrere Gesprächspartner argumentieren damit, dass das Leben heute mit höheren Kosten verbunden sei als früher und es deshalb wichtiger sei, eine gute Stelle zu haben bzw. dass beide Elternteile arbeiten.[261] In der Wahrnehmung vieler Gesprächspartner sind die Preise stärker gestiegen als die Löhne.[262] Mitunter wird dies als Grund für den erhöhten Arbeitsansporn wahrgenommen:

“Lo que pasa es que todo sube, todo sube, sube el precio, sube ... nuevamente si te suben el precio de la comida, te suben el sueldo pero es más caro todavía, los precios de la canasta básica que son ... lo que es la comida, leche, pan, tortilla ... que te suban el sueldo. En los último 18 años ha subido mucho más el precio de esas cosas que el sueldo.” (30/53)

Abbildung 11: Reallöhne in Handel (Área Metroplitana) und Baugewerbe (Nuevo León)2001-2007 (Index 2003=100)

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Quelle: Eigene Darstellung nach INEGI, Encuesta Nacional de Empresas
Constructoras und Encuesta Mensual sobre Establecimientos Comerciales.

Äußerungen zu konkreten Gütern relativieren diese Aussagen jedoch. Autos seien heute deutlich billiger, meint Elí und der Jugendarbeiter Daniel, von dem auch obiges Zitat stammt, weist darauf hin, dass die Unterschicht heute im Gegensatz zu früher sehr günstig gebrauchte Waren kaufen kann.[263] Der Fotograf Eduardo erläutert, dass der vermehrte Wettbewerb im Dienstleistungsgewerbe die Preise gedrückt habe:

“Hay un boom muy grande de competencia y una guerra de precios hacia la baja, con mucha gente en el mercado que tenemos aquí en San Pedro. No sé en nivel México ni en nivel mundial, cómo estemos; pero aquí en nivel local, Monterrey, sí veo mucha, mucha diferencia.” (27/1)

Auch die offiziellen Statistiken zur Entwicklung der Reallöhne in Handel und Baugewerbe lassen entgegen der Wahrnehmung vieler Gesprächspartner einen klaren Aufwärtstrend erkennen (vgl. Abbildung 11). Demnach handelt es sich bei der als negativ wahrgenommene Reallohnentwicklung um eine Diskrepanz zwischen der gemessenen Preiswertstabilität und der wahrgenommenen Inflation, also um ein psychologisches Phänomen.[264]

Von Seiten der Regierung wird die Förderung des Humankapitals als wichtiger Standortfaktor für Nuevo León gewertet und entsprechend forciert. Gerade im Bereich Bildung wird das Wachstumscredo der Bevölkerung so auch von Förderprogrammen und Programmen zur öffentlichen Meinungsbildung gespeist. Ein aktuelles Beispiel hierfür ist das Programm „Internationale Stadt des Wissens“(„Ciudad Internacional del Conocimiento“).[265] Auch die Universitäten Monterreys sehen es als oberste Priorität an, ihre Studenten zu verantwortungsvollen Personen zu erziehen, die die Entwicklung des Landes vorantreiben.[266] Die politische Promotion von (wirtschaftlichem) Wachstum und Fortschritt ist dabei, wie bereits im Kapitel 3.3.1 erwähnt, eine mexikanische Tradition, die bereits zu Zeiten des Protektionismus intensiv betrieben wurde. Durch die wirtschaftliche Öffnung hat sie neue Impulse und eine internationale Ausrichtung erfahren. Wie stark diese Tradition gerade in Monterrey ausgeprägt ist, lässt sich am Wahlspruch des Staates Nuevo León ablesen. Dieser stammt aus den vierziger Jahren des zwanzigsten Jahrhunderts und lautet „Semper Ascendens“ (vgl. Abbildung 12).[267] Es verwundert daher nicht, dass ein Großteil der Bevölkerung den Wachstumswunsch als Credo verinnerlicht hat.

b) Veränderungen am Arbeitsmarkt

Wichtige Motivationen stellen auch die wahrgenommenen Veränderungen am Arbeitsmarkt dar. Bereits ausführlich behandelt wurde, dass aus Sicht der Gesprächspartner die Anforderungen an die Bewerber stark gestiegen sind. Dabei gibt es jedoch große Meinungsunterschiede hinsichtlich der Einkommensentwicklung für hoch qualifizierte Berufstätige. Auf die Frage, weshalb sie nach ihrem Studium in Monterrey geblieben sei, argumentiert eine junge Angestellte im Finanzministerium unter anderem mit den beruflichen Wachstumschancen:

“Porque es una ciudad más productiva. Yo soy de Monclova, o Castañas, Coahuila, y allá casi no hay trabajo, es difícil encontrar trabajo y ... que te pagan bien, ¿no?, más o menos. Entonces aquí tampoco pagan los millones, pero, digo, puedes vivir un poco mejor. A parte es una ciudad bonita, con muchas oportunidades de crecer personalmente y profesionalmente.” (18/20)

In einem anderen Gespräch wird die Anekdote von einem Manager erzählt, der aus privaten Gründen kündigen wollte, jedoch durch enorme Gehaltserhöhungen seit vier Jahren immer wieder von diesem Vorhaben abgebracht wurde.[268] Häufig wird die große Zahl an sehr gut bezahlten Stellen auf die wirtschaftliche Öffnung zurückgeführt.[269] In anderen Bereichen herrschen dagegen sehr niedrige Einkommen auch bei hoher Qualifikation vor. Eine Studentin sieht die Ursache hierfür in dem Überangebot an hoch qualifizierten Arbeitskräften:

“En cuanto a salarios, ahorita no es ... Como hay mucha demanda de la gente que vive aquí que está bien estudiada, por ejemplo, tú te vas a una empresa, y te dicen: ‘Te pago ocho.’ Y tú dices: ‘No, mira, yo sé inglés, tengo mi carrera, en el Tec...’ ‘No, pero te pago ocho. ¿Quieres o no quieres?’ Y tú de que, ay no. ‘Ah, bueno.’ ‘Ok, adiós.’ ¿Porqué? Porque hay mucha gente que ha estudiado, que está preparada, de veinte va a haber uno que sí va a aceptar.“ (12/154)

Entsprechend dieser starken Lohndifferenzen kommt es bei den gut bezahlten Arbeitsplätzen zu hohen Bewerberzahlen, auf die viele Arbeitgeber mit steigenden Anforderungen reagieren. Die geforderten Qualifikationen liegen dabei mitunter weit über den für die Ausführung der Tätigkeit tatsächlich benötigten. Ein Beispiel hierfür gibt ein Manager eines privaten Krankenhauses:

“[P]ara este puesto [de representante farmacéutico], que en el sur son [...] obreros, [...] en Monterrey querían profesionistas. Y fueron 200 profesionistas titulados para un puesto de representante farmacéutico. [...]
Y laboratorio, por ejemplo, les pedían que hablaran inglés, supieron computación. Tuvieron una carrera y si era posible una maestría. Y se dieron el lujo, nada más contratar a tres personas.” (04/36-40)

Wie Jorge Meléndez Barrón anhand einer Untersuchung für Nordmexiko bereits im Zeitraum 1984-1998 feststellte, ist der Anteil an hochqualifizierten Beschäftigten entgegen den Erwartungen, die aus der neoklassischen Außenhandelstheorie resultieren, stark angestiegen.[270] Meléndez führt diese Entwicklung auf den technischen Wandel zurück.[271] Wie bereits erwähnt, bestätigt sich dieser Erklärungsansatz auch in der qualitativen Untersuchung. Der Ansatz Meléndez erklärt jedoch nicht, weshalb trotz der Schaffung hoch qualifizierter Arbeitsplätze ein Überangebot an hoch qualifizierten Arbeitskräften herrscht. Anhand der bereits herausgearbeiteten Argumente erscheinen folgende Erklärungen plausibel:

(1) Aufgrund der staatlichen Propagierung der Notwendigkeit, international wettbewerbsfähig zu werden, wird der steigende Bedarf an hoch qualifizierten Arbeitskräften von der Bevölkerung Monterreys und Binnenmigranten[272] höher eingeschätzt als er in Wirklichkeit ist.
(2) Der zunehmende Wunsch der Bevölkerung nach höherer Bildung erklärt sich auch durch nicht-monetäre Anreize. Neben intrinsischer Motivation[273] ist hierbei insbesondere der steigende soziale Wettbewerb zu nennen. Wie bereits im Kapitel 5.1.1 erwähnt, ist Bildung in Monterrey ein wichtiges Statussymbol.
(3) Da der reale Arbeitsmarkt aufgrund verschiedener Unvollkommenheiten[274] nur begrenzt den Gesetzen des neoklassischen Arbeitsmarktmodells folgt, kommt es nur bedingt zu einer Anpassung der Löhne an das Überangebot an qualifizierten Arbeitskräften in Monterrey. Die empirische Forschung legt nahe, dass branchen- bzw. unternehmensspezifisch das neoklassische Modell durchaus zum Tragen kommt.[275] Es existiert jedoch auch ein Sektor, in dem Arbeitgeber auf das Überangebot an Arbeitskräften nicht mit sinkenden Löhnen sondern mit höheren Anforderungen reagieren.[276] Aus den folgenden Äußerungen Eduardos, der ein exklusives Fotostudio für die Oberschicht betreibt, geht hervor, dass er nach dem Prinzip des verantwortungsbewussten Unternehmers vorgeht:

“[Y]o veo mucha gente estudiando, mucha gente sale de estudiar y no tiene trabajo. Y ahora, ya también hay mucha gente que quiere trabajar. Gente joven, niños, niñas, hombres y mujeres jóvenes que quieren trabajar. A mí, mucha gente me pide trabajo [...]
Yo, los sueldos, nunca los he bajado, los he subido. Yo, cada año, yo subo a mis empleados su sueldo. No hay ningún año de que tenga conocimiento, de que me acuerde, se ha quedado igual, pero he ajustado cada año los sueldos. [...]
No, hay gente ahorita, si yo quisiera ahorita conseguirme otros empleados para pagarles menos, ahorita los conseguiré muy fácil. Pero si estoy con mi gente contento y si estoy pagando ... para mí, se me hace justo, y no me preocupe que en mis gastos ... yo no quiero cambiar un empleado que está trabajando bien para pagarle a otro más barato.” (27/22-28)

Die parallele Existenz eines neoklassischen Lohnsektors und eines Effizienzlohnsektors im Bereich hoch qualifizierter Beschäftigter führen dabei u.a. zu einer zunehmenden Lohndiskrepanz bei vergleichbaren Tätigkeiten, die auch in der Wahrnehmung der Interviewpartner Bestätigung findet.[277] Abbildung 13 stellt den Zusammenhang schematisch dar. Die sich öffnende „Lohnschere“ verstärkt dabei den sozialen Druck, nicht hinter den im Effizienzlohnsektor Tätigen zurückzubleiben. Der untere Teil der Abbildung veranschaulicht diesen zirkulären Prozess, der das Eintreten eines Marktgleichgewichts verhindert.

Die qualitative Forschung gibt Hinweise darauf, dass die Ausbildung zweier Lohnsektoren im Bereich hoch qualifizierter Arbeitskräfte teilweise durch die wirtschaftliche Öffnung begünstigt wurde. So haben die Arbeitskräfte aufgrund ihrer zunehmenden internationalen Wettbewerbsfähigkeit und aufgrund der zunehmenden Internationalisierung vermehrt die Möglichkeit, auf den internationalen Arbeitsmarkt auszuweichen:[278]

“Por eso, mi novio se fue a Canadá. ¿Porqué? Porque el sabe inglés, 100%, tiene su carrera, es muy inteligente, pero aquí, en empresas buenas, lo más que te ofrecieran eran 10.000 pesos. Y el dijo, no es justo; que tengan más conocimiento, que sepan más, que vayan a una escuela cara y no poder ganar más dinero.” (12/154)

Abbildung 13: Kombiniertes Arbeitsmarktmodell
(Neoklassischer Lohnsektor und Effizienzlohnsektor)[279]

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Eigener Entwurf

Ein Grund, aus dem Unternehmen Löhne zahlen, die weit über dem national markträumenden Marktlohn liegen, besteht vermutlich darin, diesen brain drain zu verhindern. Dem gegenüber steht die zunehmende Tendenz zum Outsourcing, deren Auswirkungen ein Gesprächspartner wie folgt beschreibt:

“Y bueno, lo más fuerte de todo es el trabajo de estas empresas de recursos humanos que son los outsourcings, que no nos permiten a veces contemplar el mañana porque este tipo de empresas hacen que las personas no tengan algo que nosotros aquí en México estábamos acostumbrados, que era tener un especie de respaldo para la vejez. Las antiguas empresas te iban ofreciendo una pensión cuando te jubilabas. A la entra a trabajar por medio de las empresas outsourcings ya no te ofrecen esto porque tú ya no adquieres antigüedad. El outsourcing se convierte en tu intermediado con tu empresa y la empresa ya no adquiere ningún compromiso social ni laboral con nadie.” (28/3)

Während die traditionellen Unternehmen sich ihren Arbeitern auch sozial verpflichtet zeigten, seien die Outsourcing-Betriebe nicht bereit, ihren Bediensteten eine Rente zu zahlen. Leitet man hiervon generell eine verstärkte Kostenorientierung im Personalbereich ab, so ist zu erwarten, dass gerade in diesem Sektor auf zunehmende Bewerberzahlen strikt mit Lohnsenkungen reagiert wird.[280]

5.4 Ursachen für den Wandel der Familien

5.4.1 Permissiver Erziehungsstil und sexuelle Liberalisierung

Die qualitative Forschung gibt Hinweise darauf, dass wichtige Impulse für eine zunehmend permissive Erziehung und die Liberalisierung der partnerschaftlichen Beziehungen bereits vor der wirtschaftlichen Öffnung Mexikos gesetzt wurden, beispielsweise im Rahmen der 68er-Bewegung.[281] Seit der wirtschaftlichen Öffnung scheint sich dieser Transformationsprozess jedoch beschleunigt zu haben. Im folgenden wird untersucht, wie die beiden Entwicklungen – wirtschaftliche Öffnung und Wandel in der Erziehung – miteinander in Zusammenhang stehen.

Die Gesprächspartner sehen den Wandel in der Erziehung oftmals in der zunehmenden Absenz der Eltern begründet:

“Al niño o a la niña realmente ya no le interesa tanto que su papá sepa que tiene novio porque al final de cuenta el papá siempre está en el trabajo, ella siempre estuvo solita y pues, ¿qué importa?” (34/63)

“[L]os hijos más olvidados, los hijos menos atendidos son los de las grandes clases económicas. Y esto genera en ellos personas resentidas con la sociedad, personas que se le dan mecanismos de compensación para tratar de aliviar mi ausencia, se les compra todo, se les manda a donde quieran viajar, se les da el carro que quieran, se les cambia cada año el carro si gustan, pero son digamos, el sector más desfavorecido en cuanto a atención de familia también, y en este aspecto, los valores están muy por debajo.” (28/11)

Im Rahmen der Internationalisierung der Unterhaltungsmedien werden hierbei immer mehr westliche, insbesondere US-amerikanische Lebensweisen, vermittelt (vgl. Kapitel 5.1.2). Als wichtige Vermittler von Lebensweisen hinsichtlich der sexuellen Liberalisierung bzw. dem wahrgenommenen „Werteverfall“ allgemein werden zudem studentische Austauschprogramme aufgeführt. Dies betrifft sowohl die mexikanischen Studenten, die eine Zeit im Ausland verbringen, als auch die steigende Anzahl von ausländischen Studenten in Monterrey.[282] Auf die Frage, worin er die von ihm wahrgenommene Liberalisierung der Jugendlichen begründet sieht, antwortet ein Vierzigjähriger:[283]

“Pues, gusto cultural, yo creo. Lo que ven en internet, lo que ven en películas. La mujer de ahora se va a estudiar a fuera. Antes las mujeres ... Era muy raro, contada. Y le levaran a una escuela en Europa de monjas. Yo tengo amigas que se fueran a estudiar a Suissa, a Montreux, a estudiar, pero era un convento. [...]
Y ahorita, las niñas de prepa o de carrera, se van a estudiar un año a escuelas en Paris, en Barcelona, en Madrid. Una escuela, donde tú vas a la escuela y de noche tú haces lo que haces, quién sabe qué haces y qué no haces. Y luego llegan aquí en Monterrey y ven que ... y quieren hacer lo de allá. Todos estos cambios que han visto, allá se metieron mucho alcohol, allá se metieron drogas, allá se metieron con quien sea. Llegan aquí y pues es muy fácil hacer lo mismo que allá. Porque te acostumbras a lo de allá, ¿no?” (27/47)

Eine Studentin zeigt auf, dass mitunter die veränderte Wahrnehmung im Rahmen des internationalen Wettbewerbs und der Bildungsvorsprung der jüngeren Generationen den jungen Frauen ermögliche, beispielsweise ihre Wünsche nach einem Auslandsaufenthalt gegenüber ihren Eltern durchzusetzen und somit traditionelle Erziehungsmuster zu überwinden:

“El crecimiento de la ciudad, el crecimiento de la ciudad hace que la gente va a ir cambiando de idea. De decir ‘No, es que si yo detengo a mi hijo, a que no se vaya a ir a estudiar a España, pues no va a tener las mismas oportunidades que va a tener el hijo de mi vecina.’ Y por eso le van cambiando las ideas, por lo mismo que la ciudad va creciendo, el nivel económico crece. [...] [H]ay padres que todavía se quedaron de que ... no estudiaron o llegaron a estudiar, pero no siguieron con su carrera o no siguieron aprendiendo, y a veces les tienes que decir, ‘Mira, papá, es que, mira. Ya, la situación de ahorita, de la ciudad, del país está así. Tengo que irme a estudiar otro idioma, tengo que irme a trabajar en otra empresa que está en otro lugar, porque lo necesito. Para ya mañana tengo un buen trabajo.’ Y necesitas decirles a tus papás, porque hay gente que no sabe aún.” (12/145-147)

Der rasche Wandel in der Erziehung und die zunehmende sexuelle Liberalisierung stehen demnach auf zweierlei Arten mit der wirtschaftlichen Öffnung in Zusammenhang. Zum einen hinsichtlich der zunehmenden Absenz der Eltern, zum anderen hinsichtlich der Vermittlung westlicher Lebensweisen im Rahmen der Internationalisierung.

5.4.2 Individualisierung auf Mexikanisch

Die Äußerungen der Gesprächspartner hinsichtlich der Ursachen für den Wandel der Familienstrukturen lassen sich auf zwei Kernaussagen verdichten: zunehmende räumliche Distanz und eine Werteverschiebung in der Gesellschaft.

Claudia M.: “La familia ... sí, está muy lejos para mí. La familia es Navidad y ... ¡ya!”

A. M.: “¿Te gustaría tener familia? ¿Tener un marido y hijos?”

Claudia M.: “Sí, tal vez en el futuro. [ Lacht ] Sí, ahora no es algo que busque porque estoy desarrollando mi persona. Estoy creciendo yo, estoy logrando mis objetivos yo y pienso que si tuviera ahorita familia ya no pudiera hacer muchas cosas. [...]
Como mi carrera, como mis gustos de seguir viajando, de comprarme el carro que quiero. Si ya tengo familia, aquí la familia es muy cara. Los hijos son muy caros, las escuelas son muy caras. Las medicinas son caras, todo es caro. Nadie te ayuda, como que el gobierno no te da nada, entonces es mucho dinero y además como mujer tienes que dejar el trabajo para poder estar con los niños. Entonces es un poco difícil, no creo que podría tener familia ahorita. [Pause] Digamos que la soltería está muy divertida.” (33/74-79)

Claudia ist nach dem Studium aus Mexiko-Stadt nach Monterrey gezogen. Andere Gesprächspartner weisen darauf hin, dass auch innerhalb der Stadt die wachsenden Distanzen und der beschleunigte Lebensrhythmus die familiären Bindungen schwächen.[284] Stadtwachstum und steigende Mobilität aus beruflichen Gründen wurden bereits angesprochen (vgl. Kapitel 2.2, 3.3.1 und 5.3.1). In diesem Kapitel soll das Augenmerk auf die Veränderungen der Werte gerichtet werden. Obiges Zitat zeigt, dass persönliche Entfaltung und Befriedigung der Konsumbedürfnisse neuerdings im Vordergrund stehen und die Familienplanung stark eingrenzen. Der Zusammenspiel zwischen veränderten Werten und dem Wandel der Familienstrukturen wird auch an den Zukunftsplänen des „Studenten-Arbeiters“ Alejandro deutlich:

Alejandro: Tengo una idea, nada más una idea, así de que progresar bastante. Formar un futuro muy prometedor. No tengo la idea exacta, por ejemplo, hoy tengo 22 y no sé ... dentro hace como dos años dije: “Voy a vivir solo.” ... y vivo solo. Dentro de cinco años voy a empezar estar pagando mi casa. Dentro de seis años voy a tener mi carro. Dentro de ocho años, diez años, me voy a casar. Así, de este tiempo, planeo pequeño pero en años muy lejanos, que son veinte años, tener todo lo que yo pienso pero de mejor calidad. Entonces siempre se va cortando el plazo y quedan más cerca, son más lejos a veces. Eso es lo que yo estoy haciendo. Por eso me esfuerzo.

A. M.: ¿Qué importante ... o sea, tú sí quieres casarte y tener hijos?

Alejandro: No, no son importantes. No, del momento no. Tengo 22 años. Pero en ocho años, tal vez diez ... tal vez sí. A lo mejor ... a lo mejor sí. Casarme, no – pero tener hijos, sí. (31/134-136)

A. M.: No sé si alguna vez te lo hayas imaginado pero te gustaría que tu esposa trabajara? [...]

Alejandro: [ Mit Nachdruck ] ¡Que trabajara! No, debe que trabajar. Porque somos dos para llegar a ... a mejor No uno y el otro no, ¿verdad? (31/147-148)

Auf Makroebene und mitunter sogar auf individueller Ebene offenbart sich dabei eine Koexistenz von traditionellen und neuen Wertmustern. Ein Beispiel hierfür ist der selbstständige Fotograf Eduardo. Hinsichtlich des Stellenwerts der Familie vertritt er überzeugt traditionelle Werte:

“[La familia es] todo [...], la familia es número uno [...] La familia es la familia, aquí, ricos y pobres.” (27/99)

Handlungsweisend sind für ihn dagegen die „neuen“ Werte; deutlich wird dies an seinen Äußerungen hinsichtlich seiner persönlichen Familienplanung: Der erfolgreiche Geschäftsmann ist mit 40 Jahren noch immer ledig; zu heiraten ziehe er in absehbarer Zeit nicht in Erwägung.[285]

In der Fremdwahrnehmung sprechen die Gesprächspartner häufig von zunehmenden Egoismus.[286] Ein Freiberufler mittleren Alters geht so weit, sich selbst in Hinsicht Familienplanung als Egoisten zu bezeichnen.[287] Die Beobachtung bei jungen Familien zeigt jedoch, dass der Begriff „Egoismus“ den Nagel nicht auf den Kopf trifft. Dort findet oftmals die gleiche Entwicklung statt, wobei jedoch nicht das Interesse des Individuums sondern das Interesse der Kernfamilie gegenüber traditionellen Werten zunehmend in den Vordergrund gerückt ist. Die folgenden Beispiele zeigen diesen Bedeutungsrückgang der Institution Großfamilie aufgrund der Wachstums- und Konsumwünsche der Kernfamilie auf:

(1) Pedro, der genau wie seine Frau aus Ciudad Victoria nach Monterrey gezogen ist, macht die Entscheidung, ob er mit seiner Frau und seiner dreijährigen Tochter bei seinen Eltern in Ciudad Victoria[288] wohnen sollen oder in Monterrey, einzig von den (ökonomischen) Wachstumschancen der Kernfamilie abhängig.[289]

(2) Fernando, der im Süden Mexikos aufgewachsen ist, betrachtet kritisch, dass es in Monterrey viele Personen nicht als wichtig erachten, zu einem Treffen der (Groß-)Familie zu gehen; von großer Wichtigkeit sei dagegen der wirtschaftliche Status der Kernfamilie:

“En mi casa, por ejemplo, te hablo de este tío político que es director internacional de [una empresa japonesa]. Él sostiene muy bien a su familia. No les falta nada. [...] Pero el problema es de que su familia, lo ven como él es que les provee, el dinero, el bienestar, y cuando hay una reunión familiar, si quieren van, si quieren no van. Porque no tienen ese arraigo familiar. Eso es lo que pasa mucho en Monterrey.” (04/46)

Der beschriebene Wertewandel ist eng mit vielen der bereits analysierten Wandlungsprozesse verflochten. Der Bedeutungsgewinn des Individuums und der Kernfamilie gegenüber traditionellen familiären Werten einerseits und der zunehmende Wunsch nach Konsum sowie dem Streben nach beruflichem Erfolg andererseits sind zwei Seiten ein und derselben Medaille. Es handelt sich gewissermaßen um verschiedene Dimensionen einer „Individualisierung auf Mexikanisch“, im Sinne einer Befreiung aus traditionellen Kontrollen bzw. eines Verlusts traditioneller Stabilitäten der katholizistisch-patriarchalisch geprägten Großfamilie und im Sinne des Entstehens neuer (gefühlter) Bindungen und Zwänge hinsichtlich Berufswahl und Konsum.[290]

Ähnlich wie bei der Dimension Berufswahl lassen sich auch anhand der Dimension der gewandelten Familienstrukturen zirkuläre Wirkungszusammenhänge feststellen. Der Pfarrer Rogelio sieht die Kernursachen für den gesellschaftlichen Wandel in der zunehmenden Einsamkeit und Verinselung, sowie in fehlendem Selbstvertrauen. Er leitet diese Veränderungen aus dem Verlust von (traditionellen[291] ) Werten ab, der mit der Fragmentierung der Familien und der zunehmenden Absenz der Eltern einhergehe. Es handle sich um eine Entwicklung, die vom Ausland auf die Oberschicht und über die Mittelschicht auf die Unterschicht übergehe. Die innere Unzufriedenheit versuchten die Personen durch Konsum zu kompensieren, erreichten hierdurch jedoch keine dauerhafte Zufriedenheit. Ständig neue Konsumwünsche seien die Folge:

“A no ver valores auténticos donde efectivamente haya elemento que a mí me alimentan la autoestima, la persona busca a reforzar su autoestima en elementos superficiales. Esa es la razón. Ahora, no es más que el espectro de la soledad, espectro de personas que se sienten solas, que se sienten no queridas, se sienten no aceptadas y no sé, aceptan tampoco a si mismos y entonces un mecanismo para esta sensación de soledad, de abandono, de aislamiento es ese recorrido a las herramientas que desde afuera pueden hacerme más valioso pero como es una sensación interna, la persona nunca va a estar satisfecha. Hay problemas muy serios en los cirujanos plásticas que han tenido que hacer en un año diez cirugías a una misma persona porque la insatisfacción no se sana con una cirugía plástica que no hacen faltas los valores, hacen falta las convicciones internas, hace falta tener una justa autoestima. Pero como la persona viven en la soledad, como todo el mundo vive en su egoísmo, la persona tiene una necesidad de esto, los papás ofrecen el dinero para este tipo de situaciones con tal de compensar sus ausencias, su estar metido en un negocio, estar metido en lo que tiene que hacer y lo hace así.
Pero como la persona viven en la soledad, como todo el mundo vive en su egoísmo, la persona tiene una necesidad de esto, los papá ofrecen el dinero para este tipo de situaciones con tal de compensar sus ausencias, su estar metido en un negocio, estar metido en lo que tiene que hacer y lo hace así.
Ahora te decía que esto va desplazándose de los modelos extranjeros a las clases altas con solvencia, de las clases altas a la clase media y de la clase media a la clase baja. [...]
Veo el panorama muy complejo, sobre todo porque la familias siguen fragmentándose.“ (28/19)[292]

Indizien, die die Theorie Regelios hinsichtlich des konkreten Wandlungsprozesses in Monterrey bestätigen, finden sich zum einen bezüglich auf die zunehmende innere Unzufriedenheit der Personen, insbesondere der Mittelschicht.[293] Eine Schulpsychologin bestätigt auch, dass die materiellen Wünsche der Kinder heute in einer oft ausufernden Art und Weise erfüllt werden. Den steigenden Egoismus sieht sie hierdurch insofern gestärkt, da es heute nicht mehr wie früher nötig sei, Kompromisse einzugehen, beispielsweise indem man mit seinen Geschwistern um ein gemeinsames Spielzeug verhandle:

“Antes, los papás tenían cuatro, cinco hijos y nos pasábamos la ropa ... Te daban un juguete para esos cuatro, y tú sabías negociar, sabías ... Ahorita, le dan un juguete del mismo a cada hijo. Para no tener pleitos y para no estorbar al otro. Las fiestas de cumpleaños, pasaron un pastelito en la casa y se acabó. Y ahora parecen quinceaños las fiestas. Te gastas ... una amiga mía le hace una fiesta de 10.000 pesos, en un salón, para unas niñas de cuatro años.” (05/23)

Die eigentlichen, auslösenden Ursachen für den vielschichtigen Individualisierungsprozess sind dabei schwer greifbar. Bereits im Kapitel 5.3.2 wurde jedoch deutlich, dass dieser nicht zufällig in zeitlichem Zusammenhang mit der wirtschaftlichen Öffnung Mexikos statt gefunden hat, sondern kausal eng mit dieser verflochten ist. Auch die Individualisierungstheorie stützt diese These insofern, als sie die Individualisierung häufig auf Veränderungen im Wirtschaftssystem (z.B. Industrialisierung) zurückführt:

„Die beginnende Industrialisierung, das Anwachsen der Städte, die zunehmende Mobilität – solche und ähnliche Entwicklungen leiten eine Herauslösung des Menschen aus traditionell gewachsenen Bindungen, Glaubenssystemen, Sozialbeziehungen ein. Damit zugleich entstehen neue Formen des Lebenslaufs, neue Denk- und Verhaltensweisen, neue Anforderungen, Erwartungen, Ziele.” (BECK-GERNSHEIM 1994, S. 125)

Teil III: Auswertung der Ergebnisse

6. Synthese und Konzeptualisierung

6.1 Wirkungszusammenhänge zwischen wirtschaftlicher Öffnung und veränderten Lebenswirklichkeiten in Monterrey

a) Direkte Auswirkungen der wirtschaftlichen Öffnung

Das vorangehende Kapitel konnte zeigen, dass die veränderten Lebenswirklichkeiten der Bevölkerung in einigen Fällen unmittelbar durch die wirtschaftliche Öffnung bedingt sind. Die Wirtschaftskrise in den achtziger Jahren und der Kurswechsel der Wirtschaftspolitik führten zu einer frühzeitigen internationalen Ausrichtung der großen Unternehmen, die oftmals durch Kooperationen mit internationalen Marktführern umgesetzt wurde. Die Anpassung der Produktionsverfahren an internationale Standards, der darin implizierte technische Fortschritt und der Einfluss ausländischer Management-Modelle auf Organisation und Personalführung veränderten – mit entsprechender zeitlicher Verzögerung – den Berufsalltag selbst bei einfachen Fabrikarbeitern. Beispiele hierfür sind strengere Sicherheitsbestimmungen, ein qualitäts- und kundenorientierter Sprachgebrauch, flachere Hierarchien und Gruppenarbeit. Diese Wandlungsprozesse in Unternehmen und Berufsalltag sind in einer Vielzahl von Unternehmen auch heute, über zwanzig Jahre nach der neoliberalen Wende, noch intensiv in Gange.

Der stufenweise Zollabbau im Rahmen von GATT, NAFTA und weiteren Handelsabkommen führte zu entsprechenden Friktionen und Stellenabbau in Branchen mit komparativen Nachteilen gegenüber dem Ausland. Aus Sicht der Arbeitnehmer bedeutet dies Arbeitsplatz-Unsicherheit und den Zwang zu Flexibilität und Umschulung, um ohne nennenswerte Einkommenseinbußen in anderen Branchen unterzukommen. Ziel der stufenweisen, vierzehn Jahre dauernden Zollsenkung im Rahmen der NAFTA war es, diese Friktionen möglichst gering zu halten. Auch die frühzeitige Anpassung der Monterreyer Unternehmen an das internationale Umfeld und zahlreiche Regierungsprogramme, beispielsweise im Bildungsbereich, trugen zu einem vergleichsweise reibungslosen Ablauf der Umstrukturierungsprozesse und einem stetigen, starken wirtschaftlichen Wachstum in der Region bei. Der WTO-Beitritt Chinas 2001 und die damit verbundenen starken Friktionen zeigten jedoch, dass mitunter auch Faktoren ins Spiel kommen können, die von der mexikanischen Regierung zum Zeitpunkt der Gründung der NAFTA weder vorhergesehen noch maßgeblich beeinflusst werden konnten.

Außerhalb des Berufslebens machte sich die wirtschaftliche Öffnung für die Bevölkerung unmittelbar über die rasche Erweiterung der Produktpalette im Einzelhandel bemerkbar. Auch die vermehrte Zuwanderung ausländischer Unternehmen äußerte sich für die breite Bevölkerung am deutlichsten durch die US-amerikanischen Einzelhandels- und Restaurantketten. Am Beispiel der durchgehenden Öffnungszeiten Wal-Marts wurde deutlich, dass hierbei auch ausländische Geschäftsmodelle erfolgreich eingeführt und von mexikanischen Konkurrenten übernommen wurden. Auch das in den USA bereits Jahre zuvor eingeführte Hypermarkt-Modell und die beobachtete Ähnlichkeit der privaten Kredit- und Finanzierungsmöglichkeiten mit denen der USA sprechen für einen direkten oder indirekten Import des Geschäftsmodells aus dem Nachbarland.

In Monterrey hat sich historisch eine Kultur herausgebildet, die der US-amerikanischen sehr ähnlich ist.[294] Ähnliche Werte und Lebensweisen wie in den USA stehen also nur bedingt mit der wirtschaftlichen Öffnung in Zusammenhang. Die direkte Konfrontation mit der Kultur, der aktuellen Lebensweise und den aktuellen gesellschaftlichen Herausforderungen des nördlichen Nachbarn und anderen westlichen Ländern nahm jedoch im Rahmen der Wirtschaftsabkommen stark zu. Hinsichtlich der wachsenden wirtschaftlichen Verflechtung betrifft dies in erster Linie diejenigen Angestellten in international operierenden Unternehmen, die in ständigem Kontakt mit ausländischen Kollegen, Zulieferern oder Kunden stehen und häufig auf Geschäftsreise im Ausland sind. Große Bereiche der Bevölkerung werden dagegen durch die Anwesenheit ausländischer Geschäftsleute und Studenten, vor allem aber durch die Unterhaltungsmedien erreicht. Am Beispiel des Fernsehens wurde aufgezeigt, dass im Zuge der NAFTA der Anteil US-amerikanischer Sende­inhalte stark zugenommen hat. Eine Neigung zur Bewunderung und Imitation ausländischer Kulturen ist in Monterrey historisch gegeben und stellt die Voraussetzung für deren starken Einfluss dar. Ermöglicht wurde die Imitation westlicher Lebensweisen in vielen Bereichen dabei erst, als aufgrund der Handelsliberalisierung internationale Produkte in großen Mengen und somit auch für alle Teile der Mittelschicht in einem realistischen Preisrahmen zur Verfügung standen.

b) Wertewandel[295] als Kernursache der veränderten Lebenswirklichkeiten

Für viele der behandelten Aspekte des gesellschaftlichen Wandels ist eine Werteverschiebung von zentraler Bedeutung. Das traditionelle katholizistisch-patriarchalische Wertsystem ist einem Wertsystem gewichen, in dem persönliche Bedürfnisse bzw. die Bedürfnisse der Kernfamilie, insbesondere materielle Bedürfnisse stark an Bedeutung gewonnen haben. Diese Entwicklung kann auch als Individualisierung im Sinne einer „Herauslösung des Menschen aus traditionell gewachsenen Bindungen, Glaubenssystemen, Sozialbeziehungen“[296] verstanden werden. Sowohl die alltägliche Entscheidungsfindung als auch die mittel- und langfristige Lebensplanung folgen maßgeblich den Motiven, die aus dem gewandelten Wertesystem resultieren. Dies äußert sich deutlich im Konsum- und Freizeitverhalten sowie in der Familien- und Karriereplanung. Konkrete Ausprägungen des Wertewandels, die von der Bevölkerung beobachtet werden, sind Hedonismus, Egoismus und ein „Verfall“ moralischer Werte.

Auf die Ausprägungen der einzelnen Transformationsprozesse, die maßgeblich mit der Werteverschiebung in Zusammenhang stehen, und weitere Faktoren, die den jeweiligen Prozess bedingen, wird nun im Einzelnen kurz eingegangen.

Konsum- und Freizeitverhalten

Die Explosion der Nachfrage nach Konsum und kommerzieller Freizeitgestaltung steht in engem Zusammenhang mit Gruppendruck und Prestigedenken in der stark stratifizierten Gesellschaft Monterreys. Produktvielfalt, Kreditmöglichkeiten, Werbung und die stärkere Vermittlung westlicher Lebensweisen im Rahmen der NAFTA hatten eine Katalysator- und Verstärkungswirkung in diesem Prozess. Hinsichtlich des gewandelten Freizeitverhaltens sind zusätzlich Veränderungen in Erziehung, Familienstrukturen und der sozialen Rolle von Mann und Frau von Bedeutung. Während diese Faktoren nur bedingt mit der wirtschaftlichen Öffnung in Zusammenhang stehen, kam im kulturellen Freizeitbereich eine zunehmende Förderung durch die Regierung zum Tragen, die darauf abzielt, Monterrey als Standort für ausländische Investoren attraktiver zu gestalten.

Karriereplanung und Arbeitsanstrengung

Einher mit der Konsumexplosion geht der Zwang, diese durch höhere Einkünfte zu kompensieren. Dies fördert das Streben nach einem immer höheren Ausbildungsniveau. Weitere Gründe hierfür sind die Propagierung von Seiten der Regierung und insbesondere, dass Bildung in Monterrey als wichtiges Statussymbol und Bildungseinrichtungen als Marktplatz für zukünftige Geschäftskontakte gelten. Bildung wird so als unerlässliche Investition in die Zukunft gesehen, exorbitante Gebühren privater Bildungseinrichtungen werden in Kauf genommen.

Aufgrund der veränderten Arbeitsmarktsituation und anderen Faktoren wie Internationalisierung und veränderte Familienstrukturen hat sich ein Wandel in den Anforderungen und Prioritäten der Personalbüros vollzogen. Die Anforderungen haben sich an die Internationalität der Unternehmen und die Technisierung angepasst und sind im hochvergüteten Effizienzlohnsektor stark gestiegen. Persönliche Charakteristika wie zum Beispiel der Familienstand des Bewerbers haben an Priorität verloren, Qualifikation und Berufserfahrung sind dagegen in den Vordergrund gerückt. Der gefühlte Zwang nach immer höherer Qualifikation wird durch diese Veränderungen im Bewerbungsvorgang verstärkt.

Marktunvollkommenheiten, insbesondere die Koexistenz eines neoklassischen Lohnsektors und eines Effizienzlohnsektors, verhindern, dass über den Preismechanismus die Rendite der Investition in Bildung gedämpft wird und ein Marktgleichgewicht zustande kommt. Stattdessen werden die Teilnehmer am Bildungs-Wettlauf durch die hohe Lohndifferenz bei vergleichbarer Tätigkeit zu ständig neuen Höchstleistungen motiviert.

Eine weitere Maßnahme zur Erhöhung des Haushaltseinkommens, die auch aus der veränderten Rolle der Frau resultiert, ist die Berufstätigkeit beider Elternteile. Auch ein regelmäßiger Wechsel des Arbeitgebers wird von den Gesprächspartnern als Mittel zur Einkommenserhöhung angesehen. Häufige Wechsel des Wohnorts werden dabei genauso in Kauf genommen wie längere Arbeitszeiten oder fehlende Sozialversicherung.

Familienplanung

Die tiefgreifenden Wandlungsprozesse in den familiären Beziehungen und Familienstrukturen lassen sich fast gänzlich auf den Wertewandel zurückführen. Der Bedeutungsverlust familiärer Bindungen gegenüber persönlichen Wachstumszielen bzw. Wachstumszielen der Kernfamilie bedingt die Desintegration der (Groß-)Familien, sinkende Kinderzahlen, Single-Haushalte und steigende Scheidungszahlen. Unmittelbar mit der Werteverschiebung einher geht des Weiteren die Emanzipationsbewegung von Familienmitgliedern, die sich traditionell untergeordnet hatten: Frauen gegenüber ihrem Mann und Kinder gegenüber ihren Eltern. Der Bildungsvorsprung der jüngeren Generationen sowie der gefühlte Zwang nach höherem Haushaltseinkommen und die daraus resultierende zunehmende Berufstätigkeit der Frauen kommen diesem Prozess zugute. Mitunter wird die wirtschaftliche Öffnung dabei instrumentalisiert, um eine Durchsetzung gegen die traditionellen Autoritäten zu erleichtern.

In vielerlei Hinsicht haben die erörterten Folgen des Wertewandels durch die neoliberale Außenhandelspolitik an Fahrt gewonnen oder sind gar erst durch diese angestoßen worden.[297] Offen bleibt jedoch die Frage, wie der Wertewandel selbst mit der wirtschaftlichen Liberalisierung in Zusammenhang steht. Zwei mögliche Szenarien sollen an dieser Stelle kurz diskutiert werden.

Szenario 1: Durch die in den achtziger Jahren begonnene Anpassung der Unternehmen an das internationale Umfeld, die Abkehr von der traditionellen Ideologie der Unterordnung und Enthaltsamkeit zugunsten von Leistungs- und Wettbewerbsorientierung, Übernahme von Verantwortung etc. wurden neue Werte geschaffen und an die Beschäftigten vermittelt. Von dort breiteten sie sich über das soziale Umfeld schnell in der gesamten Mittelschicht aus.

Szenario 2: Der Wertewandel hat deutlich vor der wirtschaftlichen Liberalisierung eingesetzt. In diesem Fall ist nicht die Werteverschiebung eine Folge der wirtschaftlichen Öffnung, sondern umgekehrt die neoliberale Wende eine Konsequenz der veränderten Werte. Die Gründung der NAFTA stellt in diesem Szenario sozusagen einen Meilenstein hinsichtlich des auf die Werteverschiebung beruhenden Systemwandels dar.

Das stärkste Argument, das für das erste Szenario spricht, ist, dass der Wertewandel und seine Folgen von der Bevölkerung in zeitlichem Zusammenhang mit der wirtschaftlichen Öffnung, vor allem ab der zweiten Hälfte der neunziger Jahre beobachtet wurde. Geht man dagegen gemäß der Sozialisationshypothese davon aus, dass die Werthaltung einer Person sich in der Kindheit und Jugend herausbildet und weitgehend konstant ist,[298] so wäre ein grundlegender Wertewandel, wie er in Monterrey statt gefunden hat, erst mit einem Generationenwechsel möglich. Ein Indiz für die Richtigkeit dieser These ist, dass unterschiedliche Generationen unterschiedliche Wertvorstellungen äußern.[299] Dabei widersprechen sich die beiden Szenarien nicht gegenseitig. Es ist durchaus möglich, dass der Wertewandel vor der wirtschaftlichen Liberalisierung eingesetzt hat (Szenario 1) und im Anschluss durch diese eine Stärkung erfahren hat (Szenario 2).

Festzuhalten ist, dass ein deutlicher Wirkungszusammenhang zwischen dem beobachteten Wertewandel und der wirtschaftlichen Liberalisierung besteht, wenn auch die Feststellung der Wirkrichtung weiterer Untersuchungen bedarf.

c) Katalysatoren des sozialen Wandels

Diejenigen statischen bzw. latenten Rahmenbedingungen, die den Wandel des sozialen Systems ermöglichten, beschleunigten oder in eine bestimmte Richtung gelenkt haben, sollen im Folgenden als Katalysatoren bezeichnet werden.[300] Zu den Katalysatoren des sozialen Wandels in Monterrey zählen einerseits die geographischen und wirtschaftlichen Voraussetzungen. Erwähnenswert sind hierbei die Nähe zu den USA, die hohe Konzentration an wirtschaftlichem Kapital in der lokalen Industrie, und günstige harte und weiche Standortfaktoren für internationale Direktinvestoren. Eine wichtige Rolle kommt daneben dem technischen Fortschritt zu. Dies äußert sich in der Verlagerung des sozialen Lebens von der Straße in die Wohnungen, die auch auf die zunehmende Attraktivität und die sinkenden Anschaffungs- bzw. Nutzungskosten von Unterhaltungsmedien im Zuge des technischen Fortschritts zurückzuführen ist. Ein weiteres Beispiel liegt in der kontinuierlichen Modernisierung der Produktionsprozesse begriffen, die eine höhere Flexibilität und Qualifikation der Arbeiter erfordert.

Ein wichtiges Ergebnis dieser Arbeit ist jedoch, dass gerade soziokulturelle Katalysatoren in Monterrey eine wichtige Rolle gespielt haben. Hier sind zum einen die zunehmende Wahrnehmung der Welt als Ganzes im Rahmen der Globalisierung und die Modernisierungsbemühungen und -propagierung von Seiten der Regierung zu nennen. Das Ziel der internationalen Wettbewerbsfähigkeit wurde auf diese Weise fest in die Wahrnehmung der Bevölkerung verankert. Die traditionelle Affinität zu westlichen Lebensweisen, vor allem aber die auf Stratifikation beruhende Logik aus Status, Prestige und Gruppendruck sind maßgebliche Faktoren für die veränderten Konsumgewohnheiten, die einen der Kernfaktoren des sozialen Wandels darstellen.

6.2 Konzeptualisierung und Anregungen für die weitere Forschung

Da die empirische Forschung, die dieser Arbeit zugrunde liegt, lediglich aus einer Momentaufnahme besteht, war es nur begrenzt möglich, Rückschlüsse über den zeitlichen Verlauf der Wandlungsprozesse zu ziehen. Die zeitliche Heterogenität wurde dennoch deutlich. So hat die Anpassung der Unternehmen an das internationale Umfeld teilweise bereits in Antizipation der NAFTA stattgefunden, dauert jedoch bis heute an.[301] Unmittelbar im Anschluss an das Inkrafttreten des Abkommens kam es zu einer Erweiterung der Produktpalette. Dem gegenüber stehen langfristige Effekte wie die vorsichtig prognostizierte zunehmende Rationalität infolge des steigenden Bildungsniveaus oder die unterschiedliche Prägung von Verhaltensmustern aufgrund des veränderten Lebensraums kleiner Kinder, die die Weichen für die Verhaltensmuster der zukünftigen Gesellschaft stellt. Äußerst interessant wäre deshalb eine Dauerbeobachtung des sozialen Wandels, die bereits vor Abschluss eines bevorstehenden Handelsabkommens beginnen und etwa 20 bis 30 Jahre andauern sollte.

Hervorgehoben wurde der hohe Stellenwert des Wertewandels für viele der beobachteten Wandlungsprozesse in Monterrey. Die engen kausalen Verflechtungen mit der wirtschaftlichen Öffnung lassen den Wertewandel als interessanten Untersuchungsgegenstand für komparative Arbeiten erscheinen. Zunächst wäre zu prüfen, ob auch in anderen südlichen Regionen, die wirtschaftliche Kooperationen mit nördlichen Partnern eingegangen sind, ein starker Wertewandel stattgefunden hat und ob dieser mit der wirtschaftlichen Öffnung in Verbindung steht. Durch einen Vergleich (1) der Manifestationen des Systemwandels in Beziehungen und Aktionen der gesellschaftlichen Akteure und (2) der Gestalt des ihnen zugrunde liegenden Wertewandels mit der jeweiligen Entwicklung in einer vergleichbaren Region können vermutlich auch Rückschlüsse auf die Situation in Monterrey gezogen werden, etwa hinsichtlich der geäußerten Vermutung, dass der Wertewandel als langfristige Antriebskraft des sozialen Wandels gelten kann und dabei auch die wirtschaftliche Öffnung wesentlich begünstigt.

Ein weiterer interessanter Ansatzpunkt liegt in den Katalysatoren des sozialen Wandels begriffen. Durch vergleichende Untersuchungen kann herausgefunden werden, welche Dispositionen im Zusammenspiel mit wirtschaftlicher Öffnung essentiell sind, um einen konkreten, häufig in Zusammenhang mit Handelsliberalisierung zu beobachtenden Aspekt des sozialen Wandels herbeizuführen. Vielversprechend erscheint auch die Fragestellung, ob bzw. welche konkreten Katalysatoren bzw. welche Ausprägungen der Katalysatoren tendenziell einen Richtungswechsel oder eher einen Intensitätswechsel des sozialen Wandels zur Folge haben. Eine wichtige Rolle scheint dabei auch den zirkulären Wirkungszusammenhängen zuzukommen, d.h. Entwicklungen, die sich gegenseitig bedingen, und – einmal ausgelöst – spiralförmig verstärken. Konkret gezeigt wurde dies am Beispiel des steigenden Bildungsniveaus. Dieses hat höhere Anforderungen im Effizienzlohnsektor und niedrigere Entlohnung im neoklassischen Sektor zur Folge, während das Zusammenspiel dieser beiden Faktoren umgekehrt die Motivation zu immer höherer Bildung fördert. Auch bei längeren Wirkungsketten lassen sich zirkuläre Bezüge feststellen. So fördert Einsamkeit nach der Theorie des Pfarrers Rogelio den Konsum, andererseits bedingt der Konsum eine höhere Arbeitsanstrengung und fördert somit die Desintegration der Familien und die Einsamkeit der Kinder und Jugendlichen. Ein verstärkter Fokus auf zirkuläre Wirkungszusammenhänge erscheint deshalb durchaus lohnenswert.

Indem man Modernisierung als einen möglichen Entwicklungspfad begreift und zu verstehen versucht, warum dieser Pfad in manchen Fällen eingeschlagen wird, könnte schließlich sogar die von vielen Wissenschaftlern diskreditierte Modernisierungstheorie eine neue Ausrichtung bekommen.[302] Dass die Hypothese, wirtschaftliche Öffnung führe zu Modernisierung bzw. Individualisierung der Gesellschaft, unter bestimmten Voraussetzungen durchaus zur gelebten Realität werden kann, hat das Beispiel Monterrey eindrucksvoll unter Beweis gestellt.

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Ziehr, Wilhelm (Hg.) (1974), Die grosse Enzyklopädie der Erde, Alles über Staaten, Völker und Kulturen von den ersten Spuren der Geschichte bis zur Gegenwart, 12. Band, Nordamerika, München.

Anhang

A. Liste der Interviews

Vorbemerkungen

a Nummer Hervorhebung durch Fettschrift bezeichnet diejenigen Interviews, die in Auszügen als Transkriptionsprotokoll vorliegen. Audioaufnahmen und Transkriptionsprotokoll befinden sich in digitaler Form auf CD im Anhang; die Dateinamen beginnen dabei jeweils mit der Interviewnummer.

b Gesprächspartner Bei den Namen in Klammern handelt es sich um Personen, die während des Interviews anwesend waren und sich teilweise beteiligten.

c Ort Sämtliche Angaben, bei denen nicht explizit ein anderes Municipio (eine andere Stadt) genannt wird, beziehen sich auf das Municipio Monterrey (auf die Stadt Monterrey). Die Abkürzung Col. steht für Colonia (Stadtviertel), Mun. für Municipio (Verwaltungsbezirk/ Stadtteil).

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

B. Liste der Gesprächspartner (alphabetisch)

Vorbemerkungen

d Name Gesprächspartner, mit denen längere Interviews (über 30 Minuten) geführt wurden, sind durch Fettschrift hervorgehoben.

e Alter Steht die Angabe in Klammern, so handelt es sich um eine Schätzung, die von den Äußerungen im Interview abgeleitet wurde. Bei fehlenden Hinweisen erfolgte eine grobe Einschätzung anhand der äußerlichen Erscheinung.

f Bildungsgrad Die Angaben in Klammern beziehen sich auf den angestrebten Abschluss. Die Entsprechungen in Deutschland wären in etwa:
Primaria: Grundschule
Segundaria: Hauptschule
Preparatoria: Gymnasium
Licenciatura: Hochschulstudium
Maestría: Aufbaustudium (Master)

g Foráneo Zweck dieser Aufstellung ist die Abgrenzung von Migranten, die erst seit einer begrenzten Zeit in Monterrey wohnen. Ihre Aussagen über die Wandlungsprozesse in Monterrey basieren i.d.R. weniger auf eigene Erfahrung. Foráneo (wörtlich: Fremder) ist der Gegenbegriff zu regio, er bezeichnet Personen, die nicht aus Monterrey stammen. Ausschlaggebendes Kriterium ist hierbei nicht der Geburtsort, sondern das Zugehörigkeitsgefühl. Jedoch werden typische Migranten, also Personen, die weder in Monterrey geboren noch ihre Kindheit dort verbrachten, häufig aber angaben, sich voll und ganz als regio zu fühlen, in dieser Aufstellung als foráneos ausgewiesen.

h Clase social Es handelt sich um die soziale Klasse, der sich die Gsprächspartner selbst zugehörig fühlen. Die Spalte wurde bewusst in Spanisch belassen, um Assoziationen zu vermeiden, die auf das deutsche Selbstverständnis des Klassenbegriffs zurückzuführen sind und im Bezug auf Monterrey leicht zu Missverständnissen führen könnten.[306] Steht die Klassenzugehörigkeit in Klammern, so wurde sie nicht explizit erfragt sondern ließ sich implizit durch die Äußerungen bzw. das soziale Umfeld des Gesprächspartners ableiten.

Hinweis: Im digitalen Anhang (CD) findet sich im Ordner <E Gesprächspartner> eine Liste mit Detailinformationen.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Eidesstattliche Erklärung

Hiermit versichere ich, dass die Diplomarbeit selbständig und ohne Benutzung anderer als der angegebenen Quellen und Hilfsmittel angefertigt wurde und alle Ausführungen, die wörtlich oder sinngemäß übernommen wurden, als solche gekennzeichnet sind, sowie dass die Diplomarbeit in gleicher oder ähnlicher Form noch keiner anderen Prüfungsbehörde vorgelegt wurde.

Passau, den

(Andreas Meyer)

[...]


[1] Zur stufenweisen Erweiterung der Área Metropolitana seit 1940, vgl. GARZA 1994, S. 2.

[2] Vgl. HAAS/ REHNER 2007, S. 32; BERNDT 2004, S. 12.

[3] Bei den Einwohnerzahlen handelt es sich um Schätzungen des CONAPO für 2008.

[4] Vgl. 61/53-54; CLASIFICADOR PARA LA CODIFICACIÓN, S. 1.

[5] “En nuestros días, en cambio, nadie sabe qué es un antro; puede ser una discoteca, un bar o una cochera en tinieblas donde se respira humo y se oye música de metales definitivos.“ (PÉREZ GAY 2006)

[6] Norden und Süden bezieht sich dabei nicht auf die geographische Lage, sondern auf die wirtschaftlichen, sozialen und kulturellen Gegebenheiten, entspricht also weitgehend dem Begriffspaar Industrieland – Entwicklungsland.

[7] Vgl. MEYER 2005, S. 2-5. Das Modell geht dabei von den Prämissen vollkommener Märkte, kon­stanter Beschäftigungsvolumina (Vollbeschäftigung) aus. Des weiteren beinhaltet das Modell keine wirtschaftlichen Beziehungen zu Drittländern. Überlegungen anderer Ökonomen entwickelten Modelle, die die Ricardo-Theorien um weitere Einflussfaktoren erweiterten und zeigten auf, dass regionaler Freihandel mitunter sogar zu Wohlfahrtsverlusten führen kann. Maßgeblich waren u.a. Überlegungen von Eli Heckscher, Bertil Ohlin, Jacob Viner, James Meade, Richard Lipsey, Bela Balassa und Michael Porter (vgl. Ammon 1998: S. 22-51).

[8] Ricardo 1972, S. 111.

[9] Vgl. MEYER 2005, S. 7-9. Die große Bedeutung äußerst sich einerseits in dem hohen Stellenwert, die das Abkommen in der wissenschaftlichen Forschung einnimmt und andererseits in den zahlreichen Folgeabkommen zwischen den USA und anderen lateinamerikanischen Ländern, denen die NAFTA als Vorbild diente.

[10] Vgl. MEYER 2005, S. 15.

[11] Vgl. Abbildung 4.

[12] Der steigende materielle Wohlstand der marginalisierten Unterschicht war eines der überraschendsten Ergebnisse der empirischen Forschung. Aufgrund der weitgehenden Separation dieser Bevölkerungsgruppen und ihrer Zurückhaltung, den Wohlstand nach außen zu zeigen, blieb dieser auch in der lokalen Bevölkerung weitgehend unbemerkt. Dieser äußert sich am deutlichsten in der Bemerkung eines Gesprächspartners über das steigende Parkplatzproblem in der Marginalsiedlung Cerro de la Campana (vgl. Foto 6). Für frühere Generationen bestand das „Kriterium bescheidenen Wohlstands“ dagegen nicht im Besitz eines eigenen Kraftfahrzeugs, sondern im Besitz von Schuhen [sic!] (vgl. 42/Audio; 45/Audio; 46/Audio; 05/12-13). Auch aus statistischen Erhebungen wird der zunehmende materielle Wohlstand deutlich. Beispielsweise gaben 2005 98% der Haushalte an, einen Fernseher, 87% eine Waschmaschine zu besitzen (die Angaben beziehen sich auf das Municipio Monterrey, Quelle: INEGI, II Conteo de Población y Vivienda 2005).

Hinweis zur Zitierweise: Interview-Passagen werden durchgehend mit dem Kürzel xx/y zitiert, wobei xx die Nummer des Interviews angibt, y den Absatz. Insofern keine Transkription der entsprechenden Passagen vorliegt, erfolgt ein Verweis auf die Audio-Aufnahme (xx/Audio). Das Transkriptionsprotokoll und die Audio-Aufnahmen finden sich in Anhang C und D auf der beigefügten CD.

[13] Regierungsvertreter in Monterrey sind sich hierüber durchaus bewusst und zeigen sich bemüht, dies zu ändern (vgl. 40/18; 40/27-28).

[14] Vgl. Ziehr 1974, S. 395-514.

[15] Die Suche wurde am 12.09.2008 durchgeführt.

[16] Vgl. z.B. SCHIRM 2003; ARROYO PICARD 2002; FINN 2003; SANGMEISTER 2004.

[17] Vgl. z.B. den Sammelband „Monterrey 400: Estudios históricos y sociales“ (CEBALLOS 1998). Gleichzeitig erschien auch „Nuevo León, hoy. Diez estudios sociopolíticos“ (Garza 1998), eine Sammlung von soziologischen Studien zu Nuevo León.

[18] „La Globalización en Nuevo León“ (GUTIERREZ GARZA 1999) und „Del mercado protegido al mercado global. Monterrey (1925-2000)“ (CERUTTI 2003 ).

[19] „Respuestas regionales a la globalización: capitalismo familiar y cambios en las relaciones laborales en Monterrey“ (PALACIOS 2004).

[20] Regionalisierung meint im folgenden die regionale Blockbildung auf supranationaler Ebene – von manchen Autoren wird diese zur Abgrenzung gegenüber Regionalisierung auf subnationaler Ebene auch als Makro-Regionalisierung bezeichnet.

[21] An der Ausarbeitung beteiligt waren Fredrik Söderbaum, Michael Schulz, Joakim Öjendal und Rodrigo Tavares, vgl. SÖDERBAUM 2007.

[22] Vgl. HETTNE/ SÖDERBAUM 1998, S. 6-14.

[23] Vgl. DUINA 2006, S. 27.

[24] Vgl. DUINA 2006, S. 208.

[25] Vgl. DUINA 2006, S. 185.

[26] Eine Definition oder Diskussion der Bedeutung des Begriffs findet dabei nicht statt. In einem Sammelband mit dem Titel „La Globalización en Nuevo León“ wird weder in dem Vorwort der Herausgeberin, noch in den einzelnen Beiträgen auf den Titelbegriff eingegangen (vgl. GUTIERREZ GARZA 1999).

[27] “[G]lobalization can be thought of as a process (or set of processes) which embodies a transformation in the spatial organization of social relations and transactions - assessed in terms of their extensity, intensity, velocity and impact - generating transcontinental or inter-regional flows and networks of activity, interaction, and the exercise of power.“ (HELD 1999, S. 16)

[28] Vgl. Steger 2003, S. 9.

[29] „Definieren lässt sich der Begriff der Globalisierung demnach im Sinne einer Intensivierung weltweiter sozialer Beziehungen, durch die entfernte Orte in solcher Weise miteinander verbunden werden, daß Ereignisse am einen Ort durch Vorgänge geprägt werden, die sich an einem viele Kilometer entfernten Ort abspielen, und umgekehrt.“ (Giddens 1995, S. 85).

[30] “[Globalization entails a] reconfiguration of geography, so that social space is no longer wholly mapped in terms of territorial places, territorial distances and territorial borders.“ (Scholte 2000, S. 16)

„[Durch die] vielfältigen Prozesse, durch die sich die ökonomische Globalisierung vollzieht [...] entstehen auch neue Dimensionen von Raum und Zeit.“ (Sassen 2000, S. 173)

[31] Saskia Sassen spricht hier vom elektronischen Raum, der aber in den geographischen Raum eingebettet ist (vgl. Sassen 2000, S. 143-153): „Es gibt keine vollständig virtualisierte Firma und keine vollständig digitalisierte Industrie. Selbst die avanciertesten Informationsindustrien wie die Finanzwelt sind nur teilweise auf elektronischen Raum errichtet.“ (Sassen 2000, S. 147) Auch die Virtualisierung führt nach Sassen letztlich wieder zu einer geographischen Rekonfiguration im Sinne einer Zentralisierung auf globale Orte. „Wir können eine Verrräumlichung der Ungleichheit beobachten, die sich sowohl in der Geografie der Kommunikationsinfrastruktrur als auch in den entstehenden Geografien des elektronischen Raums zeigen.“ (Sassen 2000, S. 150)

[32] “Globalization as a concept refers both to the compression of the world and the intensification of conciousness of the world as a whole.“ (Robertson 1992, S. 8)

[33] Zur Überlegung, dass Regionalisierung eine Folge der Globalisierung darstellt, vgl. Nederveen Pieterse 1998, S. 94-96.

[34] Klar wird dies auch an der erwähnten Definition des Begriffes regionness.

[35] Dies bezieht sich beispielsweise auf die Systemtheorie von Talcott Parsons (vgl. LUHMANN 2004, S. 33f.)

[36] Deutlich äußert sich der Wandel beispielsweise in der Beziehungsstruktur sozialer Akteure und ihren Handlungen, aber auch in der Systemumwelt – so könnte etwa über eine Untersuchung der Stadtentwicklung Rückschlüsse auf den sozialen Wandel gezogen werden.

[37] Der Begriff Kultur wird hierbei im weitesten Sinne von Kultur. Die Kultur eines Menschen kann dabei definiert werden als eine bestimmte Teilmenge jener von ihm internalisierten Regeln und Mustern, die sein Verhalten, seine Aktivitäten bestimmen und/ oder die Ausführung dieser Aktivitäten möglich machen. Kultur versetzt den Menschen somit in die Lage, Dinge hervorzubringen, die Umwelt zu kategorisieren, zu interpretieren und zu evaluieren (vgl. HANSEN 32003). Der Begriff kulturelle Konfiguration zielt somit auf eine Momentaufnahme der latenten Faktoren des sozialen Systems in ihrer Ganzheit ab.

[38] Vgl. PARSONS 1977, S. 178. Die These, dass die selben Wandlungsimpulse aufgrund unterschiedlicher gesellschaftlicher bzw. kultureller Gegebenheiten unterschiedliche Auswirkungen haben können, findet sich bei verschiedenen Autoren, so z.B. bei Ludger Pries in Hinsicht auf die Globalisierung:

„Selbstverständlich können wir in Rechnung stellen, daß es generelle und gleichsam universell auf dem ganzen Erdball wirksame soziale Wandlungsimpulse gibt [...] Diese universellen Tendenzen werden aber in unterschiedlichen Gesellschaftskonfigurationen auch jeweils sehr spezifisch aufgenommen, gefiltert und gebrochen. Da sie auf völlig unterschiedliche soziale Konfigurationen stoßen, sind auch ihre Wirkungen nicht unbedingt gleich und nicht notwendigerweise vereinheitlichend. “ (Pries 1997, S. 370)

Auf Mikroebene liegt dem die Theorie zugrunde, dass ein gleiches Ereignis abhängig von Person und Kontext unterschiedlich perzipiert wird und unterschiedliches Handeln zur Folge hat. Diese findet sich bezogen auf kommunikatives Handeln im Kommunikationsmodell von Roman Jakobson und in ähnlicher Form allgemein im Konstruktivismus wieder. (vgl. JAKOBSON 1971; WASSER 2007, S. 4f). Die Erkenntnis, das gerade die kulturellen Rahmenbedingungen in Monterrey eine große Rolle spielen ist ein vorweggenommenes Ergebnis dieser Arbeit, auf das in Kapitel 6.1 noch näher eingegangen wird.

[39] Dies ist insofern durchaus berechtigt, da erstens ca. 86 Prozent der Bevölkerung Nuevo Leóns in der Área Metropolitana wohnen und zweitens stets nur der Entwicklungstrend, mitunter nur dessen Vorzeichen, nicht aber absolute Zahlen von Interesse sind (Quelle: Hochrechnungen des CONAPO für 2008).

[40] Der Begriff Ursache findet dabei durchgehend im normalsprachlichen Gebrauch Verwendung. Gemäß des Ansatzes des Philosophen John Mackie wäre der Begriff „INUS-Bedingung“ bzw. ein „als INUS-Bedingung wahrgenommenes Ereignis“ nötig. INUS steht dabei für „an insufficient but non-redundant part of a condition which is itself unnecessary but sufficient for the result“ (MACKIE 1974, S. 62). Es ist leicht nachzuvollziehen, dass stets weitere Bedingungen, etwa kulturelle Rahmenbedingungen, erfüllt sein müssen, damit ein bestimmtes Ereignis (mit hoher Wahrscheinlichkeit) eintritt. Auf die philosophische Diskussion, ob deterministische Wirkungszusammenhänge existieren oder Kausalität stets nur einem Wahrscheinlichkeitsschema folgt, kann im Rahmen dieser Arbeit nicht weiter eingegangen werden (vgl. hierzu z.B. HITCHCOCK 2002, Kapitel 1.3).

[41] Die steigende Kriminalität und auch das Bevölkerungswachstum in Monterrey finden daher keine Erwähnung. Erstere beruht nach Ansicht der Bevölkerung hauptsächlich auf der zunehmenden Drogenkriminalität. Ein lokaler Experte in Sicherheitsfragen bestätigte dies und führte den Anstieg der Drogenkriminalität auf die strengeren Grenzkontrollen der USA seit dem Anschlag auf das World Trade Center 2001 zurück (vgl. 56/Audio). Das Stadtwachstum wird von Seiten der Bevölkerung mitunter auf die Arbeitsmigration im Zuge der wirtschaftlichen Öffnung zurückgeführt. Tatsächlich ist das durchschnittliche jährliche Bevölkerungswachstum seit 1980 jedoch stark zurückgegangen (vgl. Tabelle 2).

[42] Diese These lässt sich aus der biologischen und neurologischen Forschung ableiten und findet sich in verschiedenen wissenschaftlichen Disziplinen wieder. Beispielsweise ist sie Ausgangspunkt für den Behaviorismus (vgl. GRAHAM 2007).

[43] In Parsons Systemtheorie wird Handeln als Grundlage des sozialen Systems angesehen (vgl. LUHMANN 2004, S. 18f.)

[44] Besonders gut eignet sie sich dabei für die Erforschung der bewussten Handlungsentscheidungen, auf die diese Arbeit überwiegend abzielt. Auch eine Aussage über unbewusste Reaktionen wäre jedoch durch sogenannte Tiefeninterviews durchaus möglich.

[45] Mit 47 der 65 Gesprächspartner wurden dabei längere Interviews zwischen 30 und 120 Minuten geführt.

[46] Vgl. Megee 1958, S. 65.

[47] Am TEC studiert haben beispielsweise Elí, Mónica B. und Sofía.

[48] Vgl. LAMNEK 1989, S. 65-67.

[49] Der Autor war 2001 drei Monate in Mexiko, zwei davon in Monterrey. Dem folgten weitere Aufenthalte 2002 (zwei Monate), 2004 (zwei Monate und einen Monat), 2006 (ein Monat) und für die Durchführung der Forschung 2008 (zwei Monate). Eine teilweise Sozialisierung und Adaption an kulturelle Muster erfolgte während der ersten beiden Aufenthalte 2001 und 2002. Im Anschluss begann der Autor ein Studium der Sprachen, Wirtschafts- und Kulturraumstudien mit Schwerpunkt Iberoamerika an der Universität Passau.

[50] Auch für Einwohner Monterreys, die nicht mit Personen der Unterschicht vertraut sind, scheitert die Kommunikation häufig:

“En ese sentido, por ejemplo, yo, una chava de Monterrey, a veces me es mucho más fácil platicar con una chava de la India o de Japón o de Francia que es de mi mismo nivel educativo, que tratar con una persona que es de mi misma cultura, de mi mismo idioma, pero que vive en la pobreza, con la que no tienes nada en común.“ (40/86)

[51] Vgl. 25/Audio; 26/Audio.

[52] Daniel und Luis A. sind Jugendarbeiter, Elí Bauingenieur.

[53] Vgl. vor allem Interview 30.

[54] Beispiele hierfür sind historische Ereignisse wie Wahlen oder Währungsumstellung oder persönliche Ereignisse wie ein Wechsel der Arbeitsstelle oder des Wohnorts.

[55] Gefragt wurde häufig unter Verwendung der Floskel: „als deine Eltern so alt waren wie du jetzt“. Der Umstand, dass der zu rekonstruierende Zeitabschnitt 15-22 Jahre zurückliegt und somit in etwa der Zeitspanne einer Generation entspricht, kam diesem Vorgehen zugute.

[56] Vgl. Kapitel 6.1.

[57] Angetestet wurden außer MaxQDA die Programme Qualrus, Weft, HyperResearch, NVivo und Atlas.ti. Zu kritisieren ist an der Benutzeroberfläche von MaxQDA vor allem, dass eine horizontale Textlaufleiste fehlt, breitere Elemente wie Tabellen werden deshalb auf kleineren Bildschirmen abgeschnitten. Des weiteren sind Short Cuts nur für eine sehr geringe Zahl von Funktionen verfügbar und nicht individualisierbar. Besonders zeitaufwändig ist dabei, dass für so grundlegende Funktionen wie das Aktivieren eines Textes oder Codes oder die Gewichtung von Codings mehrere Mausklicks/ Tastatureingaben erforderlich sind. Funktional wäre in erster Linie eine erweiterte Suchfunktion, die auch eine individuelle Mustersuche (Reguläre Ausdrücke) zulässt, wünschenswert.

[58] Offensichtlich wurde hier von den QDA Software-Entwicklern der Versuch unternommen, das Rad neu zu erfinden, anstatt auf die Erfahrung dieser älteren Software-Gattung aufzubauen.

[59] Streng genommen handelt es sich bei der NAFTA nicht um ein Freihandelsabkommen, sondern um ein regionales Präferenzhandelsabkommen (vgl. MEYER 2005, S.3).

[60] Vgl. SCHÄFER 1997.

[61] Vgl. MEYER 2005, S. 4.

[62] vgl. VOGLER 2004, S. 17-20; NAFTA SECRETARIAT 2003, Art. 102.

[63] Vgl. JAHN 2005, S. 21-28. Von Kritikern wird dieses Kapitel als Gefahr für Staatshoheit und Demokratie angesehen (vgl. PUBLIC CITIZEN 2005, S. 1-8).

[64] Vgl. VOGLER 2004, S. 27; JAHN 2005, S. 4.

[65] Vgl. DUINA 2006, S. 185-187.

[66] Diese Feststellung machte u.a. Stefan Schirm, der Mexiko zum Zeitpunkt des NAFTA-Abkommens als Newly Industrializing Country bezeichnet (vgl. SCHIRM 2003, S. 25f).

[67] Ursula Stiegler vom Lateinamerika-Institut der FU Berlin spricht in diesem Zusammenhang gar von „zwei Mexikos“, der Titel eines Resümees zu den Präsidentschaftswahlen 2006 lautet: „Ein Präsident – zwei Mexikos. Herausforderungen für die neue Regierung angesichts der Polarisierung des Landes.“ (STIEGLER 2006). Zu den bereits in den neunziger Jahren vorhandenen Disparitäten in den Bereichen Entwicklung und Wählerverhalten vgl. MEYER 2003, S. 3; zu den wirtschaftlichen Disparitäten vgl. SCHWERTNER 2003.

[68] Das durchschnittliche Pro-Kopf-Einkommen betrug in der Área Metropolitana de Monterrey 1993 25.360 Pesos, in Mexiko gesamt 14.150 Pesos (vgl. auch Abbildung 4). Der Human Development Index betrug 2002 in Nuevo León 0,85, landesweit nur 0,80 (vgl. UNDP 2002, S. 34). Für weitere Entwicklungsindikatoren vgl. z.B. INEGI 2008; UNDP 2004.

[69] Vgl. SCHIRM 2003, S. 26.

[70] Eine Konsolidierung der Demokratie wurde zwar in den Jahren 1988-2000 bereits eingeleitet, fand aber für viele Beobachter erst 2000 mit dem Ende der 71-jährigen PRI-Regierung ihren Abschluss. Politische Instabilität ging insbesondere von der wachsenden Unzufriedenheit großer Teile der Bevölkerung mit der PRI-Regierung hervor, die in den siebziger und achtziger Jahren regelmäßig aufgrund des offensichtlichen Wahlbetrugs kulminierten. Diese Entwicklung fand in den Präsidentschaftswahlen 1988 ihren Höhepunkt. Vgl. MEYER 2003, S. 1, 6-10, 15; CARBONELL 2002, S. 130-142.

[71] Vgl. MEYER 2003, S. 2-10; REISS 1999, S. 36-82. Stefanie Reiss betont zudem, dass die „historischen Gegebenheiten in Mexiko [...] entscheidend für den Handlungskorridor [der zivilgesellschaftlichen] Akteure [sind].“ (REISS 1999, S. 36).

[72] Vgl. MEYER 2003, S. 2-5; SCHWERTNER 2003; CARBONELL 2002, S. 130.

[73] Die häufig zu findende Darstellung der Schuldenkrise als alleinige Ursache für die wirtschaftliche Öffnung (z.B. bei PALACIOS 2003, S. 140f; PARNREITER 2002) greift hier eindeutig zu kurz.

[74] Mexikanische Präsidenten: Carlos Salinas de Gortari (PRI, 1988-1994), Ernesto Zedillo Ponce de León (PRI, 1994-2000), Vicente Fox Quesada (PAN, 2000-2006), Felipe de Jesús Calderón Hinojosa (PAN, seit 2006).

[75] Vgl. DUSSEL 2001, S. 224-226; MEYER 2003, S. 8f; SCHWERTNER 2003.

[76] Vgl. DUSSEL 2001, S. 224-226; SCHIRM 2003, S. 34. Es verwundert daher nicht, dass gerade in der Industriehochburg Monterrey große Teile der Bevölkerung den Wunsch nach Wachstum und Modernisierung verinnerlicht haben, wie an späterer Stelle noch gezeigt wird; vgl. Kapitel 5.3.2.

[77] Vgl. DUSSEL 2001, S. 226f.

[78] Vgl. VOGLER 2004, S. 7f; SCHÄFER 1997.

[79] Enrique Dussel spricht in den Achtzigern von Zollsätzen von mehr als 100% für viele Produkte, Stefan Schirm verweist dagegen unter Einbeziehung von Daten der US International Trade Commission für das Jahr 1993 auf einen durchschnittlichen Zollsatz von 10% bezogen auf die USA (vgl. DUSSEL 2001, S. 228; SCHIRM 2003, S. 31).

[80] Lohnveredelungsindustrie (siehe Glossar).

[81] Bereits 1965 initiierte Mexiko in der nördlichen Grenzregion ein Maquiladora-Programm, das US-Unternehmen erlaubte, Güter für den nicht-mexikanischen Markt ohne Zollbarrieren in Mexiko zu fertigen. Im Zeitrahmen der wirtschaftlichen Öffnung erfuhr die Maquiladora-Industrie einen erheblichen Aufschwung, vgl. BERNDT 2004, S. 12, GARZA/ FILION/ SANDS 2003, S. 153f.

[82] Vgl. SCHIRM 2003, S. 26, 30. Zur Antizipation der NAFTA durch das US-Unternehmen Wal-Mart, vgl. auch Kapitel 5.2.

[83] Vgl. SCHIRM 2003, S. 32f.

[84] Quelle: Banco de México/ INEGI/ Servicio de Administración Tributaria/ Secretaría de Economía, Zonas geoeconómicas 1998-2007 und Resumen del comercio exterior, vgl. auch Tabelle 1. Der Anteil Kanadas am mexikanischen Außenhandelsvolumen ist dabei verglichen mit dem der USA verschwindend gering, er betrug 2006 lediglich 2,9%/ 2,0% (Import/ Export).

[85] Vgl. GARZA/ FILION/ SANDS 2003, S. 138; Megee 1958, S. 5-7. Bei der Einwohnerzahl handelt es sich um die Prognose für 2008 des Consejo Nacional de Población (CONAPO), vgl. Tabelle 2.

[86] Vgl. Megee 1958, S. 17.

[87] Vgl. Balán 1973, S. 36; Cerutti 1992, S. 255.

[88] Vgl. Megee 1958, S. 21f.

[89] Megee 1958, S. 23.

[90] Vgl. Bennett 1995, S. 12.

[91] Vgl. Bennett 1995, S. 14-16; Vellinga 1979, S. 7. Ein Interviewpartner beschreibt ausführlich die Duldung und spätere Legalisierung der illegalen Siedlungen am Cerro de la Campana (vgl. 01/Audio).

[92] Das nominale Pro-Kopf-Einkommen ist dabei in Nuevo León (Mexiko) - von 21.800 (14.200) Pesos bzw. 7.000 (4.560) US-Dollar im Jahr 1993 - auf 145.900 (87.300) Pesos bzw. 13.400 (8.020) US-Dollar im Jahr 2006 gestiegen. Zum Vergleich: In der USA war das nominale BIP pro Kopf 1998 (2003) um einen Faktor von 3,84 (4,10) größer als das von Mexiko (Quelle: Eigene Berechnungen nach obigen Daten und INEGI, México en el Mundo 2001/ 2006).

[93] Vgl. Megee 1958, S. 65; WEBSITE ITESM.

[94] Vgl. CERUTTI/ ORTEGA/ PALACIOS 1999, S. 69-75.

[95] María de los Ángeles stellt anhand einer Untersuchung der großen Unternehmenskonglomerate in Monterrey fest, dass von 1988-1993 die meisten Unternehmen Joint Ventures mit internationalen Marktführern aus Nordamerika und Europa schlossen (Vgl. DE LOS ÁNGELES 1999, S. 122). Vgl. auch PALACIOS 2003, S.146-149; MCCARTHY 1993.

[96] „La ciudad más optimista“ (PALACIOS 2003, S.146)

[97] Vgl. CEDEM 2002, S. 12.

[98] Quelle: SE, Inversión Extranjera Directa por lugar de origen, Nuevo León 1997-2007.

[99] Vgl. GARZA/ FILION/ SANDS 2003, S. 153f.

[100] Quelle: Eigene Berechnungen nach INEGI, Estadística de la Industria Maquiladora de Exportación und Anuario Estadístico de Nuevo León 2003.; SE/ SEDEC, Balanza Comercial Total, Nuevo León y Nacional, 2000-2008. Zahlen für das Exportvolumen der Maquiladora-Industrie in Nuevo León liegen nicht vor.

[101] In Nuevo León hatten sich historisch politisch unabhängige Gewerkschaften herausgebildet, sogenannte sindicatos blancos. Palacios stellt fest, dass eine Grundprinzipienerklärung dieser sindicatos blancos von 1964 mit den Inhalten der Nueva Cultura Laboral von 2001 weitgehend deckungsgleich sind. Die wirtschaftsliberalen Beziehungen zwischen Arbeitern und Arbeitgebern sind in Monterrey noch deutlich früher entstanden, nach Einschätzung Palacios bereits in den ersten Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts (vgl. PALACIOS 2003, S. 135-139).

[102] Dies wird auch in den Gesprächen mit Sofía und Samuel, Angestellten des Ministeriums für wirtschaftliche Entwicklung, deutlich:

“Sabes qué, lo que ha marcado mucho, esas iniciativas, ya sea de parte del mismo gobierno o como resultado de la trayectoria natural que lleva la industria local, o sea, también los empresarios han marcado mucho esa pauta de fomentar la competitividad y entre empresarios y gobierno siempre ha habido una relación muy estrecha.“ (40/71)

Vgl. auch 40/10-22.

[103] Das Centro Internacional de Negocios (CINTERMEX) verfügt dabei über eine Ausstellungsfläche von 18.380 m², vgl. WEBSITE CINTERMEX.

[104] Vgl. Corporación para el Desarrollo Turístico de Nuevo León sowie die offiziellen Websites der Ereignisse: <http://www.un.org/esa/ffd/>, <http://www.summit-americas.org/eng-2002/summit-process.htm>, <http://asociacioninternacionaldehispanistas.org/congresos.htm>, <http://www.wkf.net/html/results.html>, <http://portal.unesco.org/fr/ev.php-URL_ID=31764&URL_DO=DO_TOPIC&URL_SECTION=201.html> (06.07.2008).

[105] Bereits zu Beginn der 1980er erfolgte im Rahmen des Baus der sog. Macroplaza eine Komplett-Erneuerung eines 40 Hektar großen Gebiets im Zentrum (vgl. CROWLEY 1984). Ein aktuelles Sanierungsprojekt stellt der Bau eines Kanals mit Grünanlagen (Paseo de Santa Lucía) dar, der seit 2007 das Zentrum mit dem Geschäfts- und Messezentrum verbindet. Dass bei der Stadtplanung der letzten Jahre die Attraktivität für Investoren eine große Rolle spielte, wird z.B. im langfristigen Stadtplanungsprojekt „Monterrey 2030“ erwähnt (vgl. APDUNL/ CEDEM 2007, S. 8).

[106] Vgl. SEDEC, S. 37-40.

[107] Vgl. SOLÍS 2007, S. 71-75.

[108] Vgl. Cerutti 1992, S. 108-110.

[109] Vgl. Vellinga 1979, S. 60-62, 80-85.

[110] Als Sepharden werden konvertierte bzw. zwangskonvertierte Juden bezeichnet, die mitunter heimlich weiter ihre jüdische Religion ausübten. Die Gründung und frühe Besiedelung Monterreys geschah zu einem großen Teil durch Sepharden. Diese pflegten noch bis Ende des 17. Jahrhunderts ihre kulturellen Eigenheiten (vgl. CADENA 2007). Einen Hinweis, dass bis weit ins 18. Jahrhundert noch jüdische Elemente in den Familien Monterreys vorhanden waren, gibt die häufige jüdische Namensgebung. Ein Beispiel hierfür ist Isaac Garza, Gründer der Cervecería Cuauhtemoc und Begründer der Familie Garza Sada, einer wirtschaftlich und politisch in Monterrey sehr einflussreichen Großfamilie (vgl. ISAAC GARZA; 04/134).

[111] Vgl. 04/117-134.

[112] Vgl. CADENA 2007.

[113] Maximo de León Garza schätzte die Anzahl der Großfamilien, die den Industrialisierungsprozess dominierten, auf etwa 50 (De León 1968, S. 67, zit. nach Vellinga 1979, S. 71). Zur historischen Stratifikation der Gesellschaft in Monterrey vgl. auch VEllinga 1979, S. 74-80.

[114] Vgl. Vellinga 1979, S. 93-96.

[115] Das Wort patrón (auf deutsch: Chef, Arbeitgeber; Patron, Herr, Beschützer) ist in Mexiko die gebräuchliche Anrede für den direkten Vorgesetzten. Die im deutschen je nach Kontext stark unterschiedlichen Entsprechungen des Wortes zeigen die intensiven persönlichen Beziehungen auf, die hiermit konnotiert werden.

[116] Vgl. PALACIOS 2004, S. 309-314, 326-330; Vellinga 1979, S. 93-96; Megee 1958, S. 46.

[117] Das hieraus hervorgegangene Unternehmensmodell, das von Christian Berndt als „Familie Unternehmung“ bezeichnet wurde, ist bis heute in abgeschwächter Form im Norden Mexikos anzutreffen. Teile des Modells werden dabei auch von ausländischen Unternehmen in Mexiko adaptiert, Berndt beschreibt dies am Beispiel von Ciudad Juárez. In seinen Ausführungen wird jedoch nicht deutlich, dass es sich hierbei keineswegs um eine Innovation der Maquiladora-Industrie, sondern um Relikte eines traditionellen Unternehmensmodells handelt (vgl. BERNDT 2004, S. 45-52).

[118] Vgl. Cerutti 1992, S. 157f; Megee 1958, S. 71; 27/22-28.

[119] Vgl. Vellinga 1979, S. 71f; Megee 1958, S. 71f.

[120] Zum Vergleich: Nach Daten der Weltbank betrug der Gini-Koeffizient 2000 für Mexiko 54,6, für die USA 40,8 und für Deutschland 28,3 (vgl. UNDP 2005, S. 270).

[121] Auch die unterschiedlichen Erhebungsgebiete geben hierfür keine Erklärung. Im Gegenteil wäre zu erwarten, dass die Einkommensverteilung innerhalb des städtischen Siedlungsraums homogener ist als in Nuevo León, da sich letzteres sowohl aus städtischen als auch aus ländlichen Siedlungsgebieten zusammensetzt.

[122] La becada: Ein Mädchen aus der Unterschicht, das nur aufgrund eines Stipendiums auf eine Privatschule der Oberschicht gehen kann.

[123] “Creo, no estoy segura, pero creo que lamentablemente, no ha cambiado mucho. Los antros eran así antes, y este sábado que salí hace cuenta que uno de mis amigos estaba afuera, esperando y yo, me pasaron, y le pregunté al de la cadena que si por favor le dejan entrar porque era mi amigo. Y me dijo: ‘Es que no estamos dejando entrar.’ O sea, te dejábamos entrar porque eras una excepción. ¡Y no es cierto! Estaban entrando miles de personas, llegan y entran. Pero no querían dejar a él, porque era morenito, tenía el pelo lacio y ... estaba bien vestido y todo, pero tenía la piel morena. Y no muy oscura. Creo que no ha cambiado eso. Sigue igual.” (36/151) Vgl. auch 30/94.

[124] Vgl. auch 27/19-25.

[125] Güero: wörtlich: blond; das Adjektiv wird in Mexiko für alle Personen verwendet, die keine schwarzen Haare haben.

[126] Vgl. VELLINGA 1979, S. 32-41.

[127] Zur kulturellen Unterscheidung der Unterschicht vgl. Kapitel

[128] Bereits Vellinga weist 1979 auf die große Heterogenität beider Klassen hin. Gerade hinsichtlich des Proletariats sei diese stark angestiegen.

[129] Vgl. 12/84-87.

[130] Vgl. Anhang B.

[131] “Y yo creo que eso, la innovación tecnológica te hace querer tener algo nuevo, lo más nuevo. Y la verdad, no hay necesidad.“ (12/94) Vgl. auch 34/95-98; 17/66-68.

[132] Vgl. auch 12/37-42.

[133] Unter den Gesprächspartnern befinden sich vier Personen, die oder deren Ehepartner ein familienbetriebenes Geschäft besitzen (Brenda, Mónica N., „Ladenbesitzer“, „Peluche“). Brenda kommt im Laufe des Gesprächs auf zunehmende finanzielle Schwierigkeiten während der letzten Jahre zu sprechen, die sich durch Nachfragen auf die zunehmende Internationalisierung zurückführen lassen (vgl. 17/7-20).

[134] “Van abriendo también muchas autoservicios. Muchas tiendas grandes. Como Sorianas, Wal-Mart [...] Quedan un poquito más barato mientras las tienditas de las esquinas van cerrando. Van cerrando porque no tienen la capacidad de comparar. No pueden compartir con el Oxxo...“ (66/36)

[135] „Súper Siete“ war früher der Name der mexikanischen Zweigstellen der US-Einzelhandelskette 7 Eleven. In der gesprochenen Sprache wird dieser in Monterrey bis heute bevorzugt verwendet. Oxxo ist das mexikanische Pendant zu 7 Eleven; beide Einzelhandelsketten zeichnen sich durch durchgehende Öffnungszeiten aus.

[136] Vgl. auch SOLÍS 2007, S. 71f.

[137] vgl. 61/11-13; 57/Audio.

[138] Die steigende Anonymität geht nicht nur auf die zunehmende Größe der Supermärkte (23 Kassen, vgl. Foto 10), sondern auch auf die Selbstbedienung und die steigende Fluktuation der Verkäufer zurück. Manuela, Verkäuferin bei Oxxo, beschreibt es angesichts der ihrer Meinung nach kaum zumutbaren Arbeitsbedingungen als Ausnahme, dass eine ihrer Kolleginnen bereits seit einem Jahr und fünf Monaten dort als Verkäuferin arbeitet (vgl. 66/113-134). Zur zunehmenden Selbstbedienung vgl. 66/36.

[139] “Te lo mandan, el pinche [pinche (ugs.): scheiß, verdammt] crédito, como en Estados Unidos. Y la tarjeta de crédito es el mejor negocio que existe.“ (04/20), vgl. auch 12/103-104; 12/107-110.

[140] “No. No, pues no. Yo compro lo que puedo. Comprar ni carro ... si podía, me lo compro. Pero si no tengo dinero, para que me voy a querer comprar, o querer aparentar algo que no soy.“ (12/102) Vgl. auch den kompletten Abschnitt 12/99-102 sowie zum Eingeständnis, selbst einen Kredit aufgenommen zu haben, 12/124.

[141] Perla weist in diesem Zusammenhang auf die schwierige Situation der Frauen, die vor ca. 30 Jahren ein Hochschulstudium abschließen wollten, vgl. 53/83-88. Dies hat sich heute stark geändert.

[142] Vgl. CARRERAS INTERNACIONALES 2007; vgl. auch 31/217-219; 12/27; RUIZ 2005, S. 1.

[143] Vgl. JURADO 2001. Diese Zahlen beinhalten auch Erwachsene, die einen höheren Bildungsgrad anstreben. Laura A. erwähnt, dass sie ihr Studium zu einem späteren Zeitpunkt nachgeholt hat „Mujer 1“ und „Mujer 2“ wurden in Anschluss an einen Grundschulen-Unterricht für Erwachsene interviewt. Erwachsenenbildung ist in Monterrey demnach weit verbreitet (vgl. 57/Audio; 48/Audio).

[144] Vgl. 51/38-41. Es sei weit verbreitet, sich die knappen niedrig qualifizierten Arbeitskräfte gegenseitig durch Lohnerhöhung oder bessere Arbeitsbedingungen abzuwerben. Sie selbst greife dagegen auf externe Personaldienstleister zurück, die in anderen Staaten Mexikos Arbeitskräfte für das Unternehmen anwerben (51/14-22). Zur Knappheit an Fachkräften vgl. auch PALACIOS 2004, S. 270.

[145] Bereits heute bescheinigt ein Pfarrer der Mittelschicht eine ausgesprochen kritische Haltung gegenüber der Politik, die unter Umständen als Indiz für zunehmende Rationalität gelten kann (vgl. 28/7).

[146] Vgl. auch 31/131-134.

[147] Auch von den Eltern werden Töchter heute mitunter angeregt, zu studieren und zu arbeiten. Auf die Frage, was die Eltern seinen Schwestern antworten würde, wenn sie in einer eigenen Wohnung leben möchte, antwortet Alejandro: “Yo creo que también les dirían que sí. Prefieren que vivan solas y trabajen y todo ese asunto a que se casen ahorita. Son muy chicas. Ahorita, supongo que la edad para casarse sería de 27 para arriba, 28 para arriba ... estándar, el promedio. Es una buena edad para casarte y el desarrollo profesional.” (31/163)

[148] Vgl. JURADO 2001.

[149] “Y ahora es así como que requisito súper mínimo hablar inglés, ¿no? Ya no te piden 80%, te piden 100% y dominarlo y así...” (18/44) Vgl. auch 04/36-40.

[150] Vgl. 04/64-72.

[151] Vgl. 57/33-35.

[152] Vgl. 43/52-59.

[153] Für andere, auch jüngere Gesprächspartner ist der Rückgriff auf persönliche Beziehungen dagegen das gewöhnliche Vorgehen bei der Jobsuche:

“Este trabajo, lo conseguí porque el dueño de la mueblería conocía a mi suegra. Y tenían buenas referencias de ellos, entonces a mí, en realidad, me pidieron unos requisitos, pero ya no me pidieron más. Ya entré directo.“ (64/54)

Vgl. auch 36/49-51.

[154] Vgl. auch 36/36-59; 53/61-65.

[155] Vgl. beispielsweise PALACIOS 2004, S. 176-234; CERUTTI/ ORTEGA/ PALACIOS 1999; DE LOS ÁNGELES 1999; DE LOS ÁNGELES 2003.

[156] Eine genauere Definition des kulturellen Wandels (cambios culturales) fehlt dabei in den Ausführungen Palacios (vgl. PALACIOS 2004, S. 229).

[157] „las propias resistencias del personal hacia un cambio cultural“ (PALACIOS 2004, S. 229).

[158] Vgl. PALACIOS 2004, S. 228f.

[159] Vgl. PALACIOS 2004, S. 198.

[160] Vgl. auch 31/101; 31/115-128; 52/Audio.

[161] “[E]s una ventaja de estos tipos de nuevos empleos, es que le dan permiso al estudiante de entrar y tener disposiciones de las horas de trabajo como tú crees convenientes, mientras termines lo que te encargó.” (31/84)

[162] In den meisten Fällen wird bei diesem Punkt auf andere Untersuchungen referenziert, mitunter fehlt die Angabe einer Quelle (vgl. JURADO 2002, S. 87, 100) oder es wird eine Quelle angegeben, die sich nicht auf den regionalen sondern auf den nationalen Arbeitsmarkt bezieht (vgl. PALACIOS 2003, S. 169; SOTELO VALENCIA 1999).

[163] Vgl. JURADO 2002, S. 86.

[164] Vgl. JURADO 2003, S. 109-112, zit. nach PALACIOS 2004, S. 273. Eine genaue Angabe, wie stark der Anstieg ausgefallen ist und über welchen Zeitraum dieser beobachtet wurde, fehlt bei Palacios leider.

[165] „Rock‘n‘roll“ meint hier nicht die Musikrichtung, sondern greift eine der unzähligen umgangssprachlichen Redewendung für den abendlichen Gang in die Disco auf. „Ir de rock‘n‘roll“ oder kurz „ir de roll“ (etwa: „Party machen“, „einen drauf machen“) ist dabei im Gegensatz zu anderen, in ganz Mexiko gebräuchlichen Ausdrücken, wie „ir de fiesta“, „ir de pachanga“ eine regionale Redensart der Bewohner Monterreys.

[166] Vgl.

[167] Vgl. Inicia la fiesta del Barrio 2003; Website Festival Internacional de Cine; FÓRUM MONTERREY 2007, S. 1; Fórum Universal de las Culturas.

[168] “Sí, dicen que Monterrey es uno de los lugares donde más teatros va a haber. Yo, la verdad, es que casi no voy al teatro porque a mi marido no le gusta salir. Pero ahora sí hay mucho evento y muchos conciertos. Por ejemplo, cuando pusieron el auditorio de Coca Cola y el de Tele Azteca, ¿cómo se llama? ... la arena. Antes, no más en los palenques de ...” (17/91) Vgl. auch 40/22; 33/32; SOLÍS 2007, S. 73f.

[169] Das Barrio Antiguo ist ein weitgehend erhaltener Teil des historischen Stadtkerns. Es war das erste und lange Zeit einzige Kneipenviertel Monterreys (vgl. ZAPATA PACHECO 2008; MANUAL PARA ESTUDIANTES DE INTERCAMBIO 2006, S. 24).

[170] Vgl. 02/84-87.

[171] No manches, güey (ugs.): Ausruf der Ungläubigkeit. Etwa: Vergiss es, Alter.

[172] ¿Qué onda? (ugs.): Was geht?

[173] “Bueno, cuando yo llegué [en el 2002], en el Barrio [Antiguo] había contado ocho antros. Y ahorita ya hay quince, ya aumentó. [...] Siempre están llenos. Siempre hay demasiada gente, demasiada. En cada antro. Hay antros para diferente tipos de personas [...] Hay muchos antros [para gente de bajos recursos], lo que es el Antrópolis, el Exxis, son para gente de bajo nivel. El monasterio, es uno.” (64/57-61)

Seit sie aus Mexiko-Stadt nach Monterrey kam, also von 2002 bis 2008, sei die Zahl an antros in Monterrey insgesamt etwa von 15 auf 40 gestiegen, meint auch Claudia M. (vgl. 33/34-36).

[174] Vgl. auch 27/45; 17/22-35; 36/82.

[175] Antro (ugs.): Überbegriff für Discos, Clubs und Bars (siehe Glossar).

[176] Chupar (ugs.): saufen, wörtlich: schnullen. Es handelt sich in diesem Satz um eine der für Mexiko typischen Doppeldeutigkeiten (albures). Durch den Ausdruck „anda chupando [...] con todo el mundo“ klingt für den mexikanischen Rezipienten hintergründig die Bedeutung „sie macht mit jedem herum“ an.

[177] “Antes, los antros, pues no eran antros, eran discos y cerraban a las ... yo nunca fui, yo creo que fui dos veces. [...] Las chavas no tomaban. Y si tomaban eran las que ... estás bien loca, ¿me entiendes?“ (17/80-82)

[178] Vgl. auch 04/52-55.

[179] Der fünfzehnjährige Geburtstag von Mädchen (quinceaños) ist in Mexiko ein besonderer Anlass und wird mit Feierlichkeiten etwa in der Größenordnung deutscher Hochzeiten begangen, vgl. 36/82.

[180] Auf die Grundschule (primaria) gehen in Mexiko i.d.R. Kinder im Alter von 6 bis 12 Jahren.

[181] Vgl. BAUTISTA/ RODRIGUEZ 2003, S. 507.

[182] Die streng katholische Erziehung, die besonders Mädchen früher zuteil wurde, lässt sich z.B. an einer Äußerung Eduardos erkennen: Früher, vor etwa 20 Jahren, seien die wenigen Mädchen, die im Rahmen ihres Studiums einen Auslandsaufenthalt machen durften, von ihren Eltern auf Klosterschulen geschickt worden (vgl. 27/47).

[183] Motel de paso: Hotelartige Einrichtungen, in denen unverheiratete Paare diskret ein Zimmer mieten können.

[184] Vgl. NÚÑEZ 2008, S. 12. Der Artikel entstammt einer kostenlosen Boulevard-Zeitung für Jugendliche (La Rocka), als Quelle nennt Núñez u.a. verschiedene Artikel aus großen Tageszeitungen und statistische Erhebungen des regionalen Gesundheitsministeriums.

[185] Caguama (ugs.): eine große Bierflasche (940 ml).

[186] Huerco cabrón (ugs): Abfällige Bemerkung über einen kleinen Jungen, etwa: kleiner Dreckskerl.

[187] Les vale (ugs.): Es ist ihnen egal.

[188] Vgl. PRADO 2004, S. 1f.

[189] Beispielsweise veränderte gesetzliche Vorgaben, für die allerdings keine Indizien gefunden wurden.

[190] Zum Vergleich: In Mexiko betrug die Fertilitätsrate 2005 etwa 2,5; in den USA 2,1 und in Deutschland 1,4 (Quelle: The World Factbook 2005). Die Anzahl an Eheschließungen pro 1000 Einwohner betrug in Deutschland 2005 4,7, die Anzahl der Scheidungen 2,5 (Quelle: Statistisches Bundesamt).

[191] Von 2000 bis 2005 ist diese von 4,36 auf 4,20 zurückgegangen (Quelle: CEDEM 2002, S. 16; INEGI, II Conteo de Población y Vivienda 2005).

[192] Beispiele sind Alejandro, Perla und Alejandra. Die Eltern verhalten sich diesen Wünschen ihrer erwachsenen Kinder gegenüber sehr verschieden, mitunter jedoch keinesfalls ablehnend (vgl. 31/160-163). Früher war dies gerade bei Frauen undenkbar (vgl. 53/84).

[193] Vgl. 36/265.

[194] Vgl. auch 34/15.

[195] Vgl. 36/128.

[196] Vgl. 37/1-25; 61/39-48. Zur überschlägigen Berechnung der Uhrzeiten wurde für die Fahrtzeiten Arbeitsplatz Pedros – Kinderkrippe und Arbeitsplatz Pedro – Wohnung in der Colonia Contry von jeweils 30 Minuten ausgegangen. Diese Zeitspanne konnte aus den Äußerungen Lauras und Pedros und den eigenen Beobachtungen während des Interviews (Fahrt zu Pedros Arbeitsplatz) erschlossen werden. (Laura verbringt nach eigener Angabe täglich drei Stunden im Auto.)

[197] “Si es el fin de semana, todo el día. Ahorita, por ejemplo, empezamos desde la mañana y salimos y todo el día en el carro, la verdad.“ (61/40); vgl. auch 61/2-3.

[198] “Ya, los niños ya no juegan. Hace diez años jugábamos, bueno, un poquito más, jugábamos a los quemados y jugábamos al bote y que a las escondidas. [...] Y ahorita te encuentras jugando a las escondidas de repente a un grupo de chavos de 25 años que andan medio jarras ... nada más. El chavito, si no está en un deporte, está cañón que le veas en la calle como antes. Ni siquiera a la bicicleta. Yo me acordaba que una de las aventuritas más chidas de cuando estaba chavo, o chiquito, yo me iba a la otra colonia en bicicleta. Y ahorita la aventurita más chida es que ya te compraste el juego de video.” (34/37-42)

Hinweis: Die Übersetzung bestimmter Zitate erfolgt aufgrund der schweren Verständlichkeit für nicht mit der mexikanischen Sprachkultur vertrauten Personen (z.B. Umgangssprache).

[199] “[S]implemente salíamos, a veces salíamos a caminar, íbamos con un helado, así aunque sea en la colonia estábamos a fuera en la calle, donde veas gente, conoces amigos. Y a veces no tenías ningún propósito, pero nada más estabas caminando, dando la vuelta así alrededor.“ (36/88)

[200] Die secundaria besuchen in Mexiko i.d.R. Jugendliche von 12 bis 15 Jahren.

[201] “Pero como que mis amigas iban al mall, a dar la vuelta ... Así era común, ir a una plaza comercial y caminar y comprar una nieve y ya. Eso era la diversión.“ (36/74) Vgl. auch 05/82.

[202] Eigene Beobachtung, vgl. auch die Internet-Auftritte der Einkaufszentren: <http://www.galeriasvalleoriente.com/index.php?option=com_content&task=section&id=8&Itemid=20>, <http://www.plazafiestasanagustin.com.mx>, <http://www.galeriasmonterrey.com.mx>, <http://www.plazamexico.com.mx/directorio.htm>, <http://www.paseosanpedro.com.mx> (27.06.2008).

[203] Vgl. 36/94.

[204] Vgl. 02/159-161.

[205] Klientelismus bezeichnet ein wechselseitiges Tauschverhältnis, das auf dem Prinzip Leistung/ Gegenleistung funktioniert. Die beteiligten Akteure gehören dabei i.d.R. unterschiedlichen Hierarchieebenen an. Obgleich der Begriff eigentlich aus der Politikwissenschaft stammt, bezeichnet er äußerst treffend das Gefälligkeitssystem, das traditionell in vielen Unternehmen Monterreys zu finden war. Zur genaueren Erläuterung des Begriffs, vgl. JOUANNET VALDERRAMA 2004, S. 41-44.

[206] ”El regiomontano de finales del siglo XX se desliza al XXI pasando de lo codo al dispendio, de la templanza al hedonismo.“ (ZAPATA GUEVARA 1998)

[207] Vgl. auch 34/99-116.

[208] Buena onda (wörtlich „gute Welle“) ist ein geläufiges Attribut für Personen, die einem sympathisch sind, die mit einem „auf der gleichen Wellenlänge“ liegen. Mit „vivir en buenas ondas“ meint Sofía vermutlich, von sympathischen Menschen umgeben zu sein, in einem positiven Umfeld zu leben.

[209] Neben Sofía bestätigt dies auch eine Ballettlehrerin, die nach dem Studium aus Mexiko-Stadt nach Monterrey gezogen ist. Sie erzählt, dass sie in Monterrey erst von ihren Arbeitskollegen integriert wurde, als diese sie einem vergleichbaren sozioökonomischen Niveau zuordneten, vgl. 33/120-130.

[210] La banda (ugs.): Meine Freunde, meine Kumpels.

[211] Ein ähnliches Beispiel beschreibt Eduardo hinsichtlich der Auslandsaufenthalte von Studenten: “[A]hora se están yendo todos, muchos del Tec, se van a Barcelona, a Madrid, a Paris cuando antes iban a Estados Unidos. Como que ahora es la moda, más ‘in’, lo más moderno es ir a Europa, ‘¿A dónde vas a estudiar, a Estados Unidos?’ ‘No, me quiero ir a Europa mejor.’” (27/55)

[212] „También dan muy buenas propinas“ (27/75). VIP steht dabei für very important person.

[213] Dass die Nutzer dieses Systems mitunter gar nicht das Bedürfnis haben, eine komplette Flasche hochprozentigen Alkohols zu konsumieren, geht aus dem weiteren Verlauf des Interviews hervor (vgl. 27/75).

[214] Vgl. auch 28-22.

[215] Vgl. 27/10-19.

[216] Vgl. KNOBLOCH 1994, S. 64-70; auf die Beobachtungen Veblens gründen viele der sog. kulturellen Konsumtheorien, die seit den 1980er Jahren immer mehr ins Blickfeld der Wissenschaft gerieten, vgl. KNOBLOCH 1994, S. 64, 109-128; VEBLEN 2008, Kapitel 3-4.

[217] Beispiele hierfür sind Theater, Tanzveranstaltungen, Pferderennen oder das Lesen von fiktionalen Texten (vgl. CAMPBELL 1987, S. 24-28; KNOBLOCH 1994, S. 28).

[218] Vgl. CAMPBELL 1987, S. 212-227; KNOBLOCH 1994, S. 25-31.

[219] Der zunehmende Hedonismus geht klar aus der empirischen Forschung hervor. Auf die Frage, weshalb sie freiwillig 12 Stunden am Tag arbeite, antwortet Claudia M.: „Porque me gusta vivir bien.“ (33/63). Auf die Frage, was sie mit ihrem Geld mache, meint sie: „De eso vivo, de eso como, de eso viajo, de eso me divierto.“ (33/69) Die Frage, weshalb sie keine Familie möchte, beantwortet sie zuerst aus ökonomischen Gesichtspunkten. Nach kurzer Pause fügt sie hinzu: „Digamos que la soltería está muy divertida.“ (33/79)

[220] Kulturelle Säkularisierung wird dabei als Prozess verstanden, der bewirkt, dass eine Gesellschaft zunehmend rationaler und analytischer denkt, pluralistische Strukturen entwickelt und das politische System hinterfragt (vgl. MEYER 2003, S. 2f.

[221] Auch die Großunternehmen Monterreys sind noch immer fast durchgehend in Familienbesitz (vgl. PALACIOS 2004).

[222] Vgl. z.B. die bereits in Kapitel 4.3 und 4.2.2 zitierten Äußerungen von Brenda (17/23) und Sofía (40/76).

[223] Vgl. MCKENDRICK 1982, S. 19-23; KNOBLOCH 1994, S. 26f.

[224] “[La relación de la clase alta hacia la clase baja es:] ‘Tú trabajas conmigo y se acabó.‘” (30/88) Vgl. auch 30/83-94; 36/197-201.

[225] “Y de la baja a la media, ¡no! ¡Nada que ver! Ellos están como ... ¿cómo te diré? ... como es tan caos que se sienten deprimidos, no es como que quieren imitar. Quieren salir, pero no imitar porque es muy difícil.“ (30/82)

[226] Vgl. 64/7-22.

[227] MEYER 2003, S. 7.

[228] Vgl. z.B. 28/11; 36/147; 36/153.

[229] Gringo (ugs.): US-amerikanisch, US-Amerikaner.

[230] Megee schildert darin die Ähnlichkeiten der industriellen Anlagen der Großindustrie mit denen der USA (vgl. MEGEE 1958).

[231] Vgl. UMANN 2007; 66/27-37; 64/7-22.

[232] Ein weiteres Beispiel gibt Verónica. Sie arbeitete selbst im Außenwirtschaftsministerium Nuevo Leóns, bevor sie beschloss, einen familienbetriebenen internationalen Großhandel zu eröffnen. Obwohl sie über beste Informationen und Kontakte verfügte, gestaltete sich die Erledigung sämtlicher Formalitäten bei der ersten Geschäftseröffnung Mitte der Neunziger äußerst schwierig. Anfang des ersten Jahrzehnts des 21. Jahrhunderts habe Verónica das Geschäft in der Textilsparte aufgrund steigender Konkurrenz schließen müssen und habe sodann ein neues im Nischenbereich Haustierbedarf . Hierbei habe sich der internationale Handel nicht nur aufgrund der bestehenden Erfahrungen sondern auch wegen der inzwischen geringeren bürokratischen Barrieren etwas einfacher gestaltet. (vgl. 11/Audio).

[233] Bronca (ugs.): Ärger, Problem.

[234] Era mucho lío (ugs.): Es war (zu)viel Aufwand.

[235] Vgl. 04/137.

[236] Carlos Salinas de Gortari war von 1988 bis 1994 Inhaber des mexikanischen Präsidentenamtes.

[237] Es handelt sich somit um ein Beispiel der erwähnten Antizipation der NAFTA (vgl. Kapitel 3.2).

[238] Diese Aussagen beziehen sich auf die ersten Jahre der Präsenz Wal-Marts in Mexiko (vgl. HILL/ JONES 62003, S. 515-517).

[239] Vgl. HILL/ JONES 62003, S. 517.

[240] In einer Umfrage anlässlich des 400-jährigen Jubiläums Monterreys gaben 12 Prozent der 713 Befragten an, regelmäßig an die US-mexikanische Grenze (nach Laredo oder McAllen) zu fahren (vgl. RANGEL/ PÉREZ 1998, S. 270). Anhand der eigenen empirischen Forschung wird deutlich, dass diese Tendenz auch schon vor Gründung der NAFTA bestanden hat (vgl. 12/42-52). Von Seiten des US-Konsulats in Monterrey wurde keine Auskunft über die Quantität der vergebenen Visa gegeben.

[241] “[A]ntes [...] mi abuelita trabajaba; iba para allá [a Estados Unidos] y traía cosas para vender aquí.“ (12/46) Vgl. auch SOLÍS 2007, S. 72.

[242] Aus den Äußerungen Brendas geht hervor, dass reiche Leute auch heute noch demonstrativ Waren konsumieren, die es nur in den USA zu kaufen gibt (vgl. 17/99-105).

[243] Vgl. 12/42-48; 17/99-103.

[244] Dabei wird im Gegenzug der US-amerikanische Markt mitunter aus Mexiko versorgt (vgl. HILL/ JONES 62003, S. 515-517).

[245] Vgl. WAL-MART'S HYPERMARKET 1987; WAL-MART LAUNCHES HYPERMART USA 1988; WAL-MART MEXICO TO OPEN THIRD MONTERREY SUPERCENTER 2001.

[246] Vgl. DE LOS ÁNGELES 2003, S. 24.

[247] Vgl. auch DE LOS ÁNGELES 2003, S. 23-25; BERNDT 2004, S. 45-52.

[248] In Deutschland wurden die gesellschaftlichen Auswirkungen steigender Mobilität u.a. von Norbert Schneider intensiv erforscht, vgl. z.B. SCHNEIDER/ LIMMER/ RUCKDESCHEL 2002, S. 117-189.

[249] Genau genommen spricht Jurado von „zunehmender Flexibilität“. Dazu rechnet er neben befristeten Arbeitsverhältnissen auch flexible Arbeitszeitmodelle.

[250] Jurado nennt dabei die Gewerkschaft der Banken sowie die Gewerkschaften von Telmex und Volkswagen. (vgl. JURADO 2001).

[251] Vgl. JURADO 2001.

[252] “Muchos negocios han tronado, por ejemplo muchas mueblerías, por ejemplo, que antes fabricaron aquí los muebles, pues les vaya mejor si cierran la fábrica, porque sale más barato traer un mueble de China y venderlo que tener aquí carpinteros, pagar servicio social, vacaciones, aguinaldos ... empleados, impuestos y contadores y renta que mejor este mueble lo compro para 100 dólares en China y aquí lo vendo a 200 y no tengo que tener cinco trabajadores para hacer los muebles. Sí, se les ha pegado a ellos. También negocios de ropa, también han tronado. Ropa, negocios de muebles, fabricación de cosas, muchas cosas son importadas ya.“ (27/8) Vgl. auch 36/181; 37a/80-88.

[253] Zu den schwerwiegenden Folgen des WTO-Beitritts Chinas für Mexiko, vgl. beispielsweise VIGNA 2008.

[254] Als Grund für die Umstrukturierung gibt Laura die geringe Wettbewerbsfähigkeit gegenüber China im Textilbereich an, vgl. 37/77-82.

[255] Ein Gesprächspartner verweist zudem darauf, dass Entlassungen heute aufgrund der steigenden Regulierung deutlich besser begründet sein müssen als früher, eine grundlose Entlassung sei oftmals nicht mehr möglich (vgl. 31/101).

[256] “En personal de planta [...], se ha venido presentando un nivel de rotación mucho mayor que el que tenía en otros años. En el norte, o siendo específico, aquí en Nuevo León, hemos tenido un impulso muy fuerte de contratación de empresas americanas o de muchos otra nacionalidades [...] Hay mucho pirateo organizacional en cuanto a gente de planta, entonces tenemos obradores que a lo mejor duran una semana en una empresa, duran una semana en otra, un mes a lo mucho ...” (51/6) Vgl. auch 51/26-32; 43/25; 36/251.

[257] Vgl. 53/39-42; 12/154.

[258] Vgl. z.B. MATT 2003.

[259] Sprich: den durchschnittlichen Mitbürger und Nachbarn. (Hernandez ist im Norden Mexikos einer der gebräuchlichsten Nachnamen).

[260] „Ahorita Laura es la que gana más, gana más que yo, pero yo apenas estoy empezando en mi trabajo. Entonces, yo estoy en esa prueba, aprendes, es a prueba, hasta que no tenga yo mi planta. Ya teniendo yo mi planta, yo voy a ganar igual que Laura.“ (61/26) Vgl. auch den kompletten Abschnitt 61/21-30.

[261] Vgl. 66/93-98; 61/36-38.

[262] Vgl. auch 05/10-11. Als Beispiele für die steigenden Preise nennen die Gesprächspartner Grundstücke (vgl. 40/34), Lebensmittel (66/98) und den öffentlichen Nahverkehr (05/30).

[263] Vgl. 17/49; 30/59-62.

[264] Auch in Deutschland wurde nach der Euro-Einführung eine entsprechende Diskrepanz festgestellt. Diese konnte auf eine selektive Wahrnehmung der Konsumenten zurückgeführt werden. Güter des täglichen Bedarfs waren stärker von der Preissteigerung betroffen, als andere Güter und aufgrund der Kaufhäufigkeit wurde dies stärker wahrgenommen. Das Statistische Bundesamt weist deshalb heute eine wahrgenommene Inflation aus, in deren Berechnung die Kaufhäufigkeit mit einbezogen wird (vgl. BRACHINGER 2005, S. 1012f; BECHTOLD/ ELBEL/ HANNAPPEL 2005, S. 997f). Da sich auch in Monterrey Güter des täglichen Bedarfs, beispielsweise Lebensmittel und öffentlicher Nahverkehr, stark verteuert haben, ist naheliegend, dass es sich hier um den gleichen Effekt handelt.

[265] Vgl. RUIZ 2005, S. 1f.

[266] “[L]os egresados de nuestra instituciones educativas deben sentirse responsables de aportar su mejor esfuerzo para contribuir al desarrollo del País.” (RANGEL 1998; Rafael Rangel ist Rektor des ITESM.)

[267] Das offizielle Wappen Nuevo Leóns wurde 1943 entworfen. Symbolisch steht es nach offiziellen Angaben für Arbeitsamkeit und Fortschritt („laboriosidad, progreso“), an den Fabriken im rechts unteren Viertel lässt sich erkennen, dass dieser in Zusammenhang mit Industrialisierung gesehen wird. In die gleiche Richtung geht auch das Logo der Regierung Nuevo Leóns, es enthält den Schriftzug „GOBIERNO DE NUEVO LEÓN, ESTADO DE PROGRESO“ (vgl. HISTORIA DEL ESCUDO DE NUEVO LEÓN).

[268] Vgl. 04/41.

[269] “Ventajas que yo veo, es de que hay mejor oportunidad. Hay mejor oportunidad en cuanto a ... Profesional y personalmente. [...] Pero hablando profesionalmente, hay más oportunidad, porque te dan más oportunidad de crecer, de conocer, de irte a otros países, convenios de irte a otros países de estudiar, de exportar. Si tienes una empresa, tienes más oportunidad de dar a conocer tus productos en otros países, lo que antes, no tenías esa ventaja.” (12/27)

[270] In der neoklassischen Außenhandelstheorie führt der freie Handel zwischen einem hochindustrialisierten und einem wenig industrialisierten Land in letzterem aufgrund der geringeren Opportunitätskosten zu einer erhöhten Nachfrage nach niedrig qualifizierten Arbeitskräften (vgl. MELÉNDEZ 2003, S. 179f).

[271] Vgl. MELÉNDEZ 2003, S. 188-195. Informationen, dass ein Überangebot an hochqualifizierten Erwerbspersonen existiert, liegen ihm offensichtlich nicht vor. Unter Umständen handelt es sich hierbei um ein Phänomen, das nur in Monterrey, nicht aber in anderen Teilen Nordmexikos zu beobachten ist oder das erst nach 1998 eingetreten ist.

[272] “No es migración, porque es dentro del mismo país. Pero tenemos muchas profesionistas de Tamaulipas que vienen a Monterrey por las oportunidades laborales aquí en Monterrey. De Coahuila también, mucha gente de Coahuila, que viene a Monterrey y se queda en Monterrey.” (51/49)

[273] Intrinsische Motivation wurde in der bereits zitierten Äußerung Alejandras (12/21) ersichtlich, sie spricht wörtlich davon, „als Person zu wachsen“ („[crecer] como persona“).

[274] Beispielsweise asymmetrische Information und Heterogenität der Arbeitskräfte.

[275] Im neoklassischen Arbeitsmarktmodell führt ein Angebotsschock zu sinkenden Löhnen. Dass dies in vielen Bereichen beobachtet wird, wurde bereits gezeigt (vgl. z.B.12/154).

[276] Eine wirtschaftswissenschaftliche Erklärung hierfür geben u.a. die Effizienzlohntheorien und die Insider-Outsider-Theorie. Sie zeigen, dass es für Arbeitgeber aus verschiedenen Gründen von Vorteil sein kann, einen Lohn zu zahlen, der über dem markträumenden Reallohn liegt. Ihnen zufolge führen Effizienzlöhne zu einer höheren Arbeitsproduktivität. Als Effizienzlohnsektor werden im folgenden vereinfacht sämtliche Arbeitsplätze bezeichnet, für die ein Lohn bezahlt wird, der über dem markträumender Reallohn liegt; eine Differenzierung zwischen Effizienzlohntheorie, Insider-Outsider-Theorie und weiteren Erklärungsansätzen ist an dieser Stelle nicht relevant. Eine Einführung in die verschiedenen Arbeitsmarkttheorien findet sich z.B. SESSELMEIER/ BLAUERMEL 21997, S. 153-182.

[277] “La carrera [de contador público] tiene mucha demanda. Por lo mismo como que sí, es un poquito mal pagado. Yo digo que las personas de antes que lograron tener un buen puesto como mi familia, mi tío, que tiene un buen puesto, sí le va bien. Pero sí, se batalla mucho en el campo de contador.” (53/27) Vgl. auch 12/157.

[278] Im Rahmen der Globalisierung wird diese Möglichkeit zudem vermehrt wahrgenommen.

[279] In einem rein neoklassischen Modell mit der Arbeitsnachfrage NO und dem Arbeitsangebot AO führt der Reallohn wO zur Markträumung. Gibt es Arbeitsplätze, für die aus Effizienzgründen ein Lohn wB > wO bezahlt wird, so greifen sie LB Arbeiter ab. Der hieraus resultierende Arbeitsangebot-Effekt für die verbleibenden Arbeitsplätze (Nachfrage NB) kann durch eine Rechtsverschiebung der Angebotskurve um LB veranschaulicht werden. Im neoklassischen Lohnsektor arbeiten bei Markträumung LA (= LA+B - LB) Arbeiter zu einem Lohn von wA < wO. Ein Angebotsschock, wie er derzeit im Bereich hochqualifizierter Arbeitskräfte in Monterrey zu beobachten ist, würde durch eine Rechtsverschiebung der Angebotskurven A und A‘ in der Grafik ersichtlich werden, die Folge wäre ein sinkender markträumenden Reallohn im neoklassischen Sektor.

[280] Vgl. auch die bereits zitierte Äußerung Alejandras (12/154).

[281] Das Gespräch mit einer 48-Jährigen deutet darauf hin, dass diese Impulse bereits von ihrer Generation ausgingen, vgl. 17/23. Zur 68er-Bewegung in Mexiko vgl. MARTÍNEZ 2007.

[282] “Pero también, gracias a dios también, ha habido mucha abertura hacia las otras culturas; con el crecimiento del Tec ... el Tec siempre ha sido muy importante, pero han hecho un esfuerzo muy grande por internacionalizarse, dentro del Tec. Entonces, tienen 300, 400 convenios con universidades extranjeras y muchas veces la gente se queda.“ (40/10) Zum wahrgenommenen kulturellen Einfluss ausländischer Studenten, vgl. z.B. 66/83-91.

[283] Im weiteren Gesprächsverlauf weist Eduardo auf eine zunehmende Diversifizierung der Auslandsprogramme hin. War vor ca. 20 Jahren die USA das Modeland für Auslandsaufenthalte, so sei es heute vermehrt Europa. auch andere Gesprächspartner bestätigen diese Entwicklung, vgl. 27/54-55; 31/218-227.

[284] “Porque la vida cotidiana, la vida actual de estos últimos años no nos deja hacer ... no nos permite convivir con la familia mucho. Porque te tienes que ir al trabajo, porque cuando regresas, tus hermanas ya se salieron o se fueron a otra parte. Ya no tienes mucha comunicación. Por lo mismo que ha crecido mucho todo. Tu ritmo de vida, las distancias de recorrido que si tienes que irte hasta la escuela te avienta casi todo el día.” (12/5)

[285] Vgl. 27/Audio. Auch in Alejandros Aussagen lassen sich in Bezug auf die Familienplanung Widersprüche erkennen. Er möchte Kinder, jedoch ohne sich durch eine Heirat an eine Partnerin zu binden. Auf der anderen Seite sieht er es als wichtig an, dass Kinder mit beiden Elternteilen aufwachsen (vgl. 31/134; 31/141-144).

[286] “Pero como las personas viven en la soledad, como todo el mundo vive en su egoísmo, la persona tiene una necesidad de esto, los papás ofrecen el dinero para este tipo de situaciones con tal de compensar sus ausencias, su estar metido en un negocio, estar metido en lo que tiene que hacer y lo hace así.” (28/19)

[287] „Y como yo no tengo más que mantenerme a mí, porque no quiero mantener a nadie más que a mí, yo trabajo cuatro horas y ¡a la verga! [¡A la verga!: Vulgärer Kraftausdruck] Disfruto mi vida, me voy de viaje, me compro un carro nuevo. Egoísta, si tú quieres.“ (04/9) Vgl. auch 31/141-148; 36/171-179, 16/37.

[288] Ciudad Victoria, Tamaulipas ist ca. 300 km von Monterrey entfernt.

[289] Vgl. 61/26; 61/38.

[290] Zum Individualisierungsbegriff in der Soziologie vgl. BECK-GERNSHEIM 1994, S. 125-140. Beck-Gernsheim definiert Individualisierung als Konzept, das abzielt auf „das Zerbrechen traditioneller Lebensformen und die damit verbundene Herauslösung des Menschen aus normativen Bindungen, sozialen Abhängigkeiten, materiellen Versorgungsbezügen, auf die damit einhergehenden sozialen Konflikte, Chancen, Reintegrationsprobleme. “ (BECK-GERNSHEIM 1994, S. 136)

[291] Padre Rogelio spricht wörtlich von „authentischen Werten“ („valores auténticos“). Da er in seiner weiteren Argumentation die Sichtweise der Kirche vertritt, sind hiermit vermutlich die traditionellen christlichen Werte gemeint.

[292] Vgl. auch den kompletten Abschnitt 28/16-21.

[293] Vgl. 34/131; 34/140-144.

[294] Wie erwähnt, wurden große kulturelle Ähnlichkeiten u.a. bereits 1958 von Mary Megee beobachtet (vgl. MEGEE 1958). Die Ursachen hierfür sind vermutlich in den bereits erläuterten Parallelen der frühen Siedlungsgeschichte und den engen Handelsbeziehungen im 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts zu suchen.

[295] Wertewandel meint hierbei nicht das Verschwinden von Werten und das Entstehen neuer Werte, sondern vielmehr einen Wandel in der Priorisierung verschiedener Werte. Der Begriff „Werteverschiebung“ findet daher als Synonym Verwendung. Wert wird dabei definiert als „an enduring belief that a specific mode of conduct or end-state of existence is personally or socially preferable to an opposite or converse mode or end-state of existence." (Rokeach 1973, S. 5).

[296] BECK-GERNSHEIM 1994, S. 125.

[297] Ein Beispiel für letzteres ist das veränderte Konsumverhalten.

[298] Diese Überlegung geht zurück auf den US-amerikanischer Politikwissenschaftler Ronald Inglehart (vgl. INGLEHART 1977).

[299] Dies wurde bereits im empirischen Teil der Arbeit deutlich. Beispiele, auf deren Zitate näher eingegangen wurde, waren z.B. Eduardo und Elí (40 und 48 Jahre) und Alejandra und Alejandro (22 und 24 Jahre). Erste vertreten überwiegend traditionelle Werte, für letztere sind persönliche und materielle Bedürfnisse von essentieller Bedeutung.

[300] Durch die Vermeidung des Begriffs Determinanten soll der Assoziation eines durch kulturelle Rahmenbedingungen determinierter Wandlungsprozess entgegengewirkt werden. Der aus der Chemie entlehnte Begriff Katalysator bezeichnet dort Stoffe, die durch Herabsetzung der Aktivierungsenergie eine chemische Reaktion ermöglichen, beschleunigen, oder in eine bestimmte Richtung lenken (vgl. KATALYSATOR 2007).

[301] Dies wird aus der Beobachtung Alejandros ersichtlich, der seit vier Jahren in einer Unternehmensberatung arbeitet (vgl. Kapitel 4.2.2, Zitat 31/95-97).

[302] Zu den Inhalten und Kritik der Modernisierungstheorie als Methode zur Erforschung des sozialen Wandels vgl. POLLACK 2001, S. 1-11.

[303] Siehe Anhang F, <Meyer Andreas 2003.pdf>.

[304] Siehe Anhang F, <Meyer Andreas 2005.pdf>.

[305] Siehe Anhang F, <SEDEC.pdf>.

[306] Zum Klassenbegriff in Monterrey vgl. Kapitel 3.3.2.

Ende der Leseprobe aus 114 Seiten

Details

Titel
Wirkungszusammenhänge zwischen wirtschaftlicher Öffnung nach Norden und veränderten Lebenswirklichkeiten im Süden
Untertitel
Eine qualitative Untersuchung am Beispiel des Stadtgebietes Monterrey(Mexiko) fünfzehn Jahre nach Gründung der NAFTA
Hochschule
Universität Passau
Note
1,3
Autor
Jahr
2008
Seiten
114
Katalognummer
V117824
ISBN (eBook)
9783640218653
Dateigröße
5033 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Wirkungszusammenhänge, Norden, Lebenswirklichkeiten, Süden
Arbeit zitieren
Andreas Meyer (Autor:in), 2008, Wirkungszusammenhänge zwischen wirtschaftlicher Öffnung nach Norden und veränderten Lebenswirklichkeiten im Süden, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/117824

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