Marktanalyse zur Vorbereitung einer Markteintrittsstrategie für die VR China


Seminararbeit, 2007

87 Seiten, Note: 1,3


Leseprobe


Gliederung

TABELLENVERZEICHNIS

ABBILDUNGSVERZEICHNIS

1. EINLEITUNG

2. MARKTANALYSE DER VOLKSREPUBLIK CHINA
2.1 Geografische und demografische Betrachtung
2.1.1 Geografische F ak to ren
2.1.2 Klimaverhältnisse
2.1.3 Infrastruktur
2.1.4 Roh stoffvorkommen
2.1.5 Bevölkerung
2.2 Sozio-kulturelle Betrachtung
2.2.1 Kultur
2.2.2 Mentalität
2.2.3 Guanxi – das Beziehungsnetzwerk
2.3 Politische Betrachtung
2.3.1 Politisches System
2.3.2 Staatsorgane und Regierungsstruktur
2.3.3 Außenpolitik
2.4 Rechtliche Betrachtung
2.4.1 Rechtssystem
2.4.2 Schutzrechte für Marken und Patente
2.4.4 Korruption
2.4.5 Arbeitsrecht
2.5 Wirtschaftliche Betrachtung
2.5.1 W irtschaftsstruktur
2.5.2 Außenhandel
2.5.3 China und die World Trade Organization (WTO)
2.5.4 Steuer- und Zollsystem
2.5.5 Direktinvestitionen
2.5.6 A rbeitskräftepotential
2.5.7 Technologiestand
2.5.8 Marktpotential

3. VORBEREITUNG EINER MARKTEINTRITTSSTRATEGIE IN CHINA
3.1 Einflussfaktoren und Vorüberlegungen bezüglich des Markteintritts
3.1.1 Marktzugang
3.1.2 Kapitalbedarf
3.1.3 Standortwahl
3.1.4 Partnerwahl
3.1.5 Handelsbräuche
3.1.6 Zusammenarbeit mit chinesischen Geschäftspartnern
3.2 Mögliche Markteintrittsstrategien
3.2 1 Repräsentanz
3.2.2 Joint Venture
3.2.3 Wholly Foreign Owned Enterprise (WFOE)
3.2.4 Handelsgesellschaften
3.2.5 Mergers & Acquisitions

4. CHANCEN UND RISIKEN EINES MARKTEINTRITTS IN CHINA

5. BEISPIELE FÜR EINTRITTSSTRATEGIEN INTERNATIONALER UNTERNEHMEN IN DEN CHINESISCHEN MARKT

6. AUSBLICK

ANHÄNGE

LITERATUR- UND INTERNETQUELLENVERZEICHNIS

Tabellenverzeichnis

Tabelle 1: Temperaturtabelle China

Tabelle 2: Entwicklung des Außenhandels in China

Tabelle 3: Die wichtigsten Handelspartner Chinas

Abbildungsverzeichnis

Abbildung 1: Landkarte der Volksrepublik China

Abbildung 2: Chinas Städte, Provinzen, autonome Gebiete und Sonderverwaltungszonen im Überblick

Abbildung 3: Bevölkerungsentwicklung in China

Abbildung 4: Bevölkerungsdichte in China

Abbildung 5: Sekundärtugenden im Konfuzianismus

Abbildung 6: Jährliche reale Wachstumsrate des BIP in China

Abbildung 7: Entwicklung des Bruttoinlandsproduktes in China

Abbildung 8: Sonderwirtschaftszonen sowie Wirtschaftliche und Technische Entwicklungszonen

Abbildung 9: Wirtschaftsregionen nach Industrie in China

Abbildung 10: Übersicht über die Wirtschaftszonen Chinas

Abbildung 11: Chancen und Risiken des Markteintritts in China

1. Einleitung

Während in Europa und den USA die Wirtschaft stagniert, öffnen sich der Weltwirtschaft immer neue Märkte – Mexiko, Indien, Brasilien, Russland, Südafrika. Aber besonders China wird als Supermacht des 21. Jahrhunderts gehandelt. Während die VR vor einigen Jahren noch als exotisches Wirtschaftsland galt, das bestenfalls für global agierende Konzerne von Interesse schien, zieht das Land seit geraumer Zeit auch immer mehr kleine und mittelständische Unternehmen an. Schon seit einigen Jahren weist die Volksrepublik China beachtliche Wachstumsraten auf. Aber nicht nur die gedeihende Volkswirtschaft, sondern auch die gigantische Größe des Absatzmarktes sowie günstige Produktionsbedingungen machen China als Wirtschaftsstandort sehr attraktiv. Es ist also kein Wunder, dass immer mehr ausländische Unternehmen in China Fuß fassen wollen.

Doch wie attraktiv ist China wirklich? Mit der schrittweisen Öffnung des Marktes, den attraktiven Wirtschaftszonen, der blühenden Konjunktur und dem Beitritt zur WTO wird China ein immer ernster zu nehmender Partner und auch Konkurrent in der Welt. Trotzdem gibt es auch eine Reihe schwer wiegender Probleme, denen sich China in Zukunft noch stellen muss, um wirklich „ganz oben mitmischen“ zu können: Mangelhafte Durchsetzung von Gesetzen bieten kaum Rechtssicherheit, Heerscharen von Wanderarbeitern irren durch das Land, ein gewaltiges Wohlstandsgefälle zwischen Stadt und Land ist gegeben, geistiges Eigentum wird immer noch unzureichend geschützt.

Ist die Entscheidung FÜR China gefallen, sollte man beachten, dass ein solcher Markteintritt akribisch vorbereitet werden muss, um keine bösen Überraschungen zu erleben. Aber was sind eigentlich die Besonderheiten des chinesischen Marktes, mit welchen Chancen und Risiken hat ein ausländisches Unternehmen in diesem Land zu rechnen, welche ist die beste Eintrittsstrategie in den fremden Markt, wie findet man den richtigen Partner und welcher Standort ist in welcher Branche optimal?

2. Marktanalyse der Volksrepublik China

2.1 Geografische und demografische Betrachtung

2.1.1 Geografische Faktoren

Zhonghua Renmin Gongheguo, die Volksrepublik China, ist mit ihrer Landesfläche von 9.596.960 km2 nach Russland und Kanada das drittgrößte Land der Erde – ein Land mit kontinentalen Ausmaßen: Im Osten Asiens zwischen dem 54. und 18. Breitengrad gelegen misst China von Nord nach Süd 5500 km; von West nach Ost erstreckt sich das Land über 5200 km. Dies entspricht einer Flugstrecke von Kiel nach Lagos, der Hauptstadt Nigerias. Umgeben von 14 Nachbarstaaten haben die Landesgrenzen insgesamt eine Länge von ungefähr 25.000 km, während die Küstenlinie zum Bohai-Meer, dem Gelben Meer, dem Ost- und Südchinesischen Meer etwa 18.000 km beträgt.1 Die Hauptstadt Chinas ist Peking.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb.1: Landkarte der Volksrepublik China Quelle: http://www.universes-in-universe.de

China ist unterteilt in 21 Provinzen, fünf autonome Gebiete und vier direkt an die Regierung berichtende Städte. Die Provinzen und autonomen Gebiete sind ihrerseits wieder in Städte, Bezirke und Kreise untergliedert, welche sich wiederum in Gemeinden und Städte aufteilen. Darüber hinaus gibt es in China zwei Sonderverwaltungszonen, nämlich Hongkong (seit 1997) sowie Macao (seit 1999).

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb.2: Chinas Städte, Provinzen, autonome Gebiete & Sonderverwaltungszonen im Überblick Quelle: Eigene Darstellung2

2.1.2 Klimaverhältnisse

Ein Land von derartiger Größe, wie China es ist, birgt ohne Frage die unterschiedlichsten klimatischen Bedingungen in sich. Generell lässt sich China in vier Klimazonen unterteilen: in zwei westliche, kontinental geprägte, und zwei östliche, vom Monsun geprägte Zonen.3

Nordchina (Hebei, Shandong, Henan) und Nordostchina haben größtenteils ein halbfeuchtes-warmgemäßigtes Klima, welches durch den Wintermonsun beeinflusst wird. Der „sibirische Monsun“ ist der Grund dafür, dass die Winter für diesen geografische Breite oft zu kalt ausfallen und zu geringe Niederschläge mit sich bringen.4 Nicht selten treten Temperaturunterschiede von bis zu 50°C auf. Der hohe Norden, die Wüsten und Steppen Xinjiangs sind geprägt von karger Landschaft. Durch das vorherrschende kontinental geprägte Klima herrscht ein ständiger Wechsel zwischen langen, sehr kalten Wintern und kurzen, sehr heißen Sommern. Der Südwesten (Tibet und Qinghai) hat ein dauerkaltes Hochklima.5

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Tab.1: Temperaturtabelle China Quelle: http://www.chinareise.com

Während der Norden, Osten und Westen Chinas starke Schwankungen in den Temperaturen aufweisen, herrscht im Süden das ganze Jahr ein subtropisches Klima. Dieses ist im Sommer bedeutend durch den Sommermonsun beeinflusst und bringt in der Zeit von Mai bis September reichlich Niederschlag.

Durch die klimatischen Gegebenheiten werden weite Landflächen Chinas als Anbau- und Ernteflächen genutzt. Einen großen Teil des Landes machen trockene und halbtrockene Gebiete aus. Grasflächen lassen sich vorwiegend auf den Hochplateaus finden, Forstflächen im Nordosten und Südwesten. Die Ackerböden in den östlichen Ebenen gehören zu den größten der Welt.6

Die Grasflächen werden als Weideland für die berühmten Sanhe-Rinder und Sanhe-Pferde sowie für die Xingjiang-Feinwollschafe genutzt. Die Wälder Chinas bringen unterschiedliche Baumarten hervor. Während die Wälder im Norden vorrangig aus Kiefern, Eiche, Lärche, Pappel, Esche und Ulme bestehen, findet man im Süden unter anderem Tanne, Yunnan-Kiefer, Rotsandelholzbäume, Mahagoni und Teakholzbäume.7

Im Nordosten des Landes werden Weizen, Mais, Sorghum, Sojabohnen, Flachs und Zuckerrüben angebaut; im hohen Norden Baumwolle, Äpfel, Birnen, Dattelpflaumen und Hirse.8 Ihre Fruchtbarkeit verdankt die nordchinesische Ebene zum Einen dem Fluß Huang He („Gelber Fluß“), zum Anderen dem Löß, der gelben Erde. Der Huang He birgt jedoch auch sehr große Gefahren. Er ist nämlich nicht nur Schauplatz der ärgsten Überschwemmungen Chinas, sondern gleichzeitig auch eines der größten und gefährlichsten Erosionsgebiete der Erde.

Im Südosten im Gebiet des niedrig gelegenen Yangtsekiang (Chang Jiang) werden Wasserreis und Sojabohnen angepflanzt. Auch für die Fischzucht und den Anbau von Orangen, Raps und Puffbohnen ist das Gebiet ideal gelegen.9 Der Chang Jiang ist mit 5800 km der längste Fluss der Volksrepublik. Sein Einzugsgebiet umfasst fast ein Fünftes der gesamten Landesfläche Chinas (1,8 Mio. km2) und man sagt ihm nach, dass er neun Provinzen mit etwa 400 Mio. Menschen ernährt.10 Dieses Gebiet wird nicht nur von den Chinesen „Land von Fisch und Reise“ oder „Reiskammer Chinas“ genannt. Denn fast jeder Meter wird hier für den Anbau von Reis genutzt, so dass das Bild der Landschaft hier von malerischen Reisterassen geprägt ist. Besonders nennenswert im westlichen Sichuan-Becken ist die Seidenspinnerzucht, die dort neben dem Anbau von Pampelmusen, Tee, Wasserreis und Mandarinen betrieben wird.

2.1.3 Infrastruktur

Obwohl die Verkehrsinfrastruktur Chinas von Jahr zu Jahr verbessert wird, befindet sich das Verkehrs- und Transportwesen in einem Zustand, der bisher insgesamt nur als unzureichend beurteilt werden kann. Es werden jährlich hohe Summen in den Bau von Straßen, Eisenbahnlinien und Flughäfen investiert. Von 1998 bis 2001 wurden bspw. vier Jahre in Folge mehr als 200 Mrd. Yuan RMB in den Straßenbau investiert. Im Jahr 2002 wurden diese Investitionen sogar auf 300 Mrd. Yuan aufgestockt.11 Speziell in den Ballungsräumen im Osten Chinas entsprechen viele Verkehrsverbindungen schon westlichen Standards. Bereits jetzt hat China jedoch vor Indien das längste Eisenbahnnetz der Welt, das alle Provinzen abdeckt. Seit Inbetriebnahme des Transrapids im Jahr 2003 verkehrt in China der erste Hochgeschwindigkeitszug mit einer Geschwindigkeit von 431 km/h auf der Strecke Pudong International Airport – Long Yang Lu Bahnhof. Seitdem wird auf dem Gelände der Tongji-Universität an der Entwicklung einer eigenen Magnetschwebenbahn gearbeitet, die den Transrapid in seiner Geschwindigkeit um mehr als 100 km/h übertreffen soll. Geplant ist ab 2009 der Bau einer 170 km langen Strecke von Shanghai nach Hangzhou.12

Neben den Eisenbahnlinien sind die Ballungszentren auch durch gut ausgebaute Straßen und Autobahnen miteinander verbunden. Ebenso sollen bis zum kommenden Jahr alle Nationalstraßen fertiggestellt werden. Bis dahin werden alle Hauptstädte der verschiedenen Provinzen an das nationale Autobahnnetz angeschlossen und mit den Großstädten wie Shanghai und Beijing sowie anderen regierungsunmittelbaren Städten verbunden sein.

Auch der Flugverkehr befindet sich weiterhin im Wachstum. Es gibt eine große Anzahl von Fluggesellschaften, von denen jedoch nur wenige internationale tätig sind und sich stattdessen auf den innerchinesischen Flugverkehr beschränken. Die Anzahl der Flugverbindungen wächst stetig. Immer mehr chinesische Großstädte werden von Europa über die momentan fünfzehn verfügbaren Airports in China direkt angeflogen. Ende 2003 verfügte die chinesische Fluggesellschaft AirChina über mehr als 140 Zielflughäfen mit über 1000 festen Fluglinien. Dadurch war China bereits vor vier Jahren mit mehr als 60 Städten in 30 Ländern verbunden.13

Die Häfen Chinas in Shanghai, Shenzhen, Qingdao, Hongkong, Tianjin, Guangzhou und Xiamen zählen weltweit zu den 50 stärksten Container- Häfen.14 Ende 2003 gab es in den wichtigsten chinesischen Häfen insgesamt 1800 Ankerplätze, von denen 530 für Schiffe mit einer Tonnage von 10.000 Tonnen geeignet waren. Aber auch innerhalb Chinas wurde ein gigantisches Bauprojekt u.a. für die Schifffahrt in Angriff genommen: der Drei-Schluchten- Staudamm. Für den 2006 fertiggestellten Staudamm, der zum Einen zur Energiegewinnung dienen, zum Andern den Schiffsverkehr auf dem Chang Jiang erleichtern soll, musste China jedoch einen hohen Preis zahlen: Neben den fatalen Folgen für Flora und Fauna (u.a. wird der einzigartige Yangzi- Delfin bedroht) mussten fast zwei Mio. Menschen umgesiedelt werden, von denen immer noch ein Großteil auf seine Entschädigung wartet. Mittlerweile hat der Staudamm mit dem Erreichen seines endgültigen Pegelstandes 13 Städte sowie 4000 kleinere Dörfer verschlungen.15

2.1.4 Rohstoffvorkommen

Neben den unterschiedlichen Bebauungsmöglichkeiten, die Chinas Böden in den unterschiedlichen Regionen ermöglichen, bieten sie noch weitere Schätze. Alle bisher auf der Erde entdeckten Bodenschätze (z.B. Eisen und Titan) sind auch in China vorhanden. Seine Gesamtvorräte liegen an dritter Stelle der Weltstatistik. Zur Energiegewinnung werden Kohle (ein Drittel der Weltreserve), Erdöl, Schieferöl, Erdgas und radioaktive Erze verwendet.16

Eisenerz wird hierzu in Anshan (Provinz Lianing), Ma’ashan (Provinz Anhui), Panzhihua (Provinz Sichuan), Dawu (Provinz Hubei), Qian’an (Provinz Hebei) und Baotou (Innere Mongolei) gefördert. Kohle wird in Yinjiang, Shandong, Ningxia, Anhui, der Inneren Mongolei, Shanxi, Guizhou und Heilongjiang abgebaut.17 Mit den Vorräten an Blei, Zink, Wolfram, Zinn, Antimon, Quecksilber und Molybdan zählt China zu den führenden Nationen der Welt.18

Probleme bereiten jedoch die ungenügende Infrastruktur sowie die Förderung, ganz abgesehen vom Mangel an Know-how und Investitionsmitteln.

2.1.5 Bevölkerung

China ist mit einer Einwohnerzahl von 1,306 Mrd. Menschen das bevölkerungsreichste Land der Welt. Bei einem derzeitigen Bevölkerungs- wachstum von 0,6 Prozent schätzen Experten die Einwohnerzahl für das Jahr 2015 auf ca. 1,393 Mrd..19 Die Lebenserwartung liegt durchschnittlich bei 72,3 Jahren.

Die chinesische Bevölkerung besteht zu 52 Prozent aus Männern und zu 48 Prozent aus Frauen. Dies hat seine Ursache vor allem in der Ein-Kind-Politik, aufgrund derer viele weibliche Föten bis vor einigen Jahren noch vorsätzlich abgetrieben wurden, da Jungen als wertvoller gelten als Mädchen. Denn Mädchen heiraten und gehen in die Familie des Mannes, während in Junge die Familie unterstützt. Im Jahr 2005 kamen auf 100 Mädchen 118 Jungen.20 Weltweit beträgt das Verhältnis 100:105. Aufgrund dessen ist das Feststellen des Geschlechts per Ultraschall seit 2005 in China strafbar, um das natürliche Gleichgewicht zwischen den Geschlechtern wieder herzustellen. Allerdings wird diese Maßnahme immer noch allzu oft von bestechlichen Ärzten untergraben. Das Durchschnittsalter in China beträgt 32,7 Jahre, wobei von 20,8 Prozent der Bevölkerung 0-14 Jahre ist, 71,4 Prozent 15-64 Jahre und 7,7 Prozent über 65 Jahre. Die Geburtenrate lag im Jahr 2006 bei 1,33 Prozent. Demgegenüber standen eine Sterberate von 0,69 Prozent und eine Kindersterblichkeitsrate von 2,42 Prozent.21

Das Bildungssystem in China ist unterteilt in Vorschul-, Grundschul-, Mittelschul- und Hochschulbildung. Die neunjährige Schulpflicht wurde 1996 eingeführt. Sie gilt von der Grundschule bis zur Mittelschule und ist schulgeldfrei.22 Allerdings greift sie bis heute nicht landesweit. Ursache hierfür sind einerseits die erheblichen sozialen Unterschiede der Stadt- und Landbevölkerung sowie andererseits die schlechte infrastrukturelle Versorgung unterentwickelter Regionen. Da viele Eltern in China davon träumen, ihre Kinder auf eine Universität zu schicken, herrscht in der Schule ein enormer Leistungsdruck. Denn um die Kinder auf eine gute Universität schicken zu können, müssen sie vorher eine gute Oberschule besuchen. Um dorthin zu gehen, müssen sie eine gute Mittelschule besuchen usw..

In China existieren ca. 2230 Hochschulen und Universitäten. Derzeit studieren ca. 23 Mio. Chinesen, von denen in diesem Jahr etwa vier Mio. Studenten ihren Abschluss gemacht haben. Von Chinas Studenten studiert jeder vierte im Ausland. Dies erfolgt im Interesse des Staates, insofern die Studierenden auch ins Land zurückkehren (brain gain), wobei gerade dies jedoch auch ein gewisser Teil nicht tut (brain drain).23 Zu den bekanntesten und renommiertesten Universitäten des Landes zählen bspw. die Peking-Universität, die Fudan-Universität in Shanghai, die Universität in Nanjing sowie die Universität in Wuhan. Trotz beachtlicher Steigerungsraten in den Ausgaben für Bildung liegen diese mit nur 3,4 Prozent des BIP auf dem Niveau von Entwicklungsländern (Indonesien: zwei Prozent, Nordkorea: 4,2 Prozent).24

Insgesamt ist also der Bildungsgrad der Chinesen noch sehr niedrig. Eine Volksbefragung von 2003 hat ergeben, dass 32,7 Prozent der Bevölkerung nur über den Bildungsstand eines Grundschülers verfügen. Zwar hat sich auch die Analphabetenrate in den letzten Jahren auf etwa neun Prozent rückläufig entwickelt. Dennoch war sie im Jahr 2003 auf dem Land doppelt so hoch wie in den Städten. Die Daten aus dem Jahr 2000 weisen bezüglich des Bildungsstandes folgende Informationen auf: einen Hochschulabschluss erreichten 3,6 Prozent der Bevölkerung, die Sekundarstufe II schlossen 33,9 Prozent ab, die Grundschule 37 Prozent.25 Aktuelle Beschäftigungszahlen für die Volksrepublik sind ein rares Gut und kaum zu finden. Ende der Neunziger Jahre waren jedoch etwa 650 Mio. Menschen beschäftigt; davon waren 71 Prozent in der Landwirtschaft tätig, 15 Prozent in Industrie- und Transportwesen, fünf Prozent ans Fachkräfte, 3,5 Prozent in Verwaltungen, drei Prozent im Handel und 2,5 Prozent in der Dienstleistungsbranche. Die Arbeitslosenquote liegt bei 4,6 Prozent – so jedenfalls die Aussage der chinesischen Regierung. Allerdings schätzen Experten jedoch, dass diese Zahl doppelt so hoch sei soll, wie von der Regierung angegeben.26 Bei allen Zahlen sind Abweichungen und je nach Quelle Unterschiede möglich, die oft durch das Verschweigen möglicher Zweit- und Drittkinder vorwiegend in den ländlichen Regionen entstehen.

In der Geschichte Chinas war Überbevölkerung von Beginn an Ursache für schwere politische Krisen und Hungersnöte. Nach Gründung der Volksrepublik lebten etwa 560 Mio. Menschen in China. Da unter Mao Zhedong jeder Mensch in erster Linie als Produzent galt, stieg die Bevölkerungszahl in den Fünfziger Jahren trotz niedriger Lebenserwartung stark an. Während des Großen Sprungs nach vorn Anfang der Sechziger Jahre, der eine verheerende Hungernot auslöste und 20 bis 40 Mio. Menschen das Leben kostete, sank die Zahl der Gesamtbevölkerung vorübergehend. Insgesamt jedoch stieg die Bevölkerungszahl von 1950 bis 1980 von 560 Mio. auf eine Mrd. Menschen.27

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb.3: Bevölkerungsentwicklung in China Quelle: http://www.datenbank-europa.de

Die Regierung entschloss sich in der Bevölkerungspolitik daher für einen weltweit einzigartigen und heftig diskutierten Weg, der dieses Problem lösen sollte. 1979/80 reagierte die chinesische Regierung mit Einführung der Ein- Kind-Politik auf die steigende Bevölkerungszahl. Gerade zu Beginn wurde die Politik rigide durchgesetzt, wobei Zwangabtreibungen an der Tagesordnung standen. Zwar ist dieser Weg auch in China umstritten, allerdings ist das Problem auch heute noch so gravierend, dass über eine Milderung des Gesetzes hinaus keine anderen Maßnahmen in Frage kommen. Trotzdem wird die Ein- Kind-Politik gerade in den ländlichen Gebieten Chinas, in denen aus wirtschaftlichen Gründen der (männliche) Nachwuchs unentbehrlich ist und Kontrollen schwierig sind, unterlaufen28. Zur Lösung des Problems erhalten chinesische Familien Vergünstigungen, werden kinderreichen Paaren gegen- über steuerlich günstiger gestellt, was als eine Möglichkeit zur Vorbeugung gegen die sich bereits abzeichnende Überalterung der Bevölkerung gesehen wird. Des Weiteren erhalten Eltern besseren Wohnraum, Kindergeld und für den Nachwuchs kostenlosen Schulbesuch, wenn sie nur ein Kind bekommen.

China ist ein Vielvölkerstaat. Seine Bevölkerung besteht zu 92 Prozent aus den eigentlichen Chinesen, den Han-Chinesen. Den übrigen Prozentsatz machen die über 50 Minderheiten des Landes aus. Zu den großen Minderheiten mit über einer Mio. Menschen zählen die Zhuang (15,5 Mio.), Manjuren (9,8 Mio.), Hui (8,6 Mio.), Uiguren (7,2 Mio.),Yi (6,5 Mio.), Miao (6 Mio.), Mongolen (4,8 Mio.), Tibeter (4,6 Mio.), Buyi (2,5 Mio.), Koreaner(2 Mio.), Hakka (1,5 Mio.) und die Kasachen (1,1 Mio.)29 Als Amtssprache gilt das Hochchinesisch (Mandarin). Weitere Sprachen sind Yue (Kantonesisch in Hongkong und Macao), Wu (Shanghai), Minbei (Fuzhou), Minnan (Hokkien-Taiwanesisch) sowie diverse Sprachen nationaler Minderheiten wie z.B. Mongolisch und Tibetisch.

Große Kontraste ergeben sich auch bei der Betrachtung der Bevölkerungsdichte. Im Durchschnitt ergibt sich eine Dichte von 135 Einwohnern pro Quadratkilometer (Deutschland: 231 Einwohner pro Quadratkilometer). Diese Zahl erscheint auf den ersten Blick sehr gering, ist aber sehr einfach zu erklären. Während sie im Westen des Landes u.a aufgrund der klimatischen Bedingungen nur 10 bis 20 Einwohner pro Quadratkilometer aufweist, drängen sich in anderen Regionen nicht selten 1000 Menschen auf einem Quadratkilometer. Vorwiegend ist dies in den Ballungszentren an den Küsten der Fall. 90 Prozent der Bevölkerung lebt hier auf einem Drittel der gesamten Landesfläche. Etwa die Hälfte der Einwohner kann sogar auf 10 Prozent der Landesfläche zusammengefasst werden.30 Der am dünnsten besiedelte Teil Chinas ist Tibet, in dem nur zwei Menschen auf einem Quadratkilometer leben, während die Städte Shanghai, Macao, Hongkong und Tianjin zu den am dichtesten bevölkerten Regionen gehören (ca. 740 Einwohner pro Quadratmeter).31

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb.4: Bevölkerungsdichte in China Quelle: http://de.wikipedia.org

Der Urbanisierungsgrad Chinas liegt derzeit bei rund 43 Prozent. Zum Vergleich: Der Urbanisierungsgrad Deutschlands liegt bei etwa 75 Prozent.32 Nach Gründung der Volksrepublik lebten gerade einmal 10 Prozent der Chinesen in Städten. Aber schon damals fanden Umsiedlungen aus dicht bewohnten Regionen in ländliche Gebiete statt, teils aus wirtschaftlichen oder strategischen Gründen (Senkung der Arbeitslosigkeit in den Städten oder Erschließung neuen Wohnraumes), aber auch als Straf- und Erziehungs- maßnahmen für politische Kritiker und Gegner. Seit Ende der Siebziger Jahre werden keine Zwangsumsiedlungen mehr vorgenommen. Dennoch ist die Möglichkeit, Arbeits- und Wohnort frei zu wählen, durch ein strenges Meldesystem zur Wohnsitzkontrolle (Hukou-System) beschränkt.33 Ursache dieser Maßnahme ist der große Migrationsdruck der ländlichen Gebiete. Man befürchtet starke Landflucht, wenn man die Wahl des Wohnsitzes gänzlich liberalisieren würde, was zur Destabilisierung der Städte führen könnte. Schon jetzt leben Schätzungen zufolge mehrere Mio. Wanderarbeiter illegal und ungemeldet in den Städten Chinas.34

[...]


1 B. Zinzius (2002: 9).

2 In Anlehnung an K.-H. Zuerl (2006: 104).

3 Vgl. B. Zinzius (2002: 11).

4 Vgl. P. Hesp (2007: 308).

5 Vgl. P. Hesp (2007: 209).

6 Vgl. K.-H. Zürl (1999: 114).

7 Vgl. K.-H. Zürl (1999: 114).

8 Vgl. K.-H. Zürl (1999: 113).

9 Vgl. K.-H. Zürl (1999: 115).

10 Vgl. B. Zinzius (2002: 11).

11 Vgl. im Internet: http://www.china-guide.de (A).

12 Vgl. W. Schmitz (2007: 202).

13 Vgl. http://www.china-guide.de (A).

14 Vgl. ebd.

15 Vgl. W. Schmitz (2007: 206).

16 Vgl. K.-H. Zuerl (1999: 115).

17 Vgl. K.-H. Zuerl (1999: 116).

18 Vgl. K.-H. Zuerl (1999: 116).

19 Vgl. P. Hesp (2007: 307).

20 Vgl. im Internet: http://www.rp-online.de.

21 Vgl. im Internet: http://www.ipicture.de.

22 Vgl. im Internet: http://www.china-guide.de (B).

23 Vgl. im Internet: http://www.bpb.de (A)

24 Vgl. ebd.

25 Vgl. O. Weggel (2002: 27).

26 Vgl. im Internet: http://www.abendblatt.de.

27 Vgl. Wim Schmitz (2007: 194).

28 Vgl. Wim Schmitz (2007: 184).

29 Vgl. B. Zinzius (2002: 14).

30 Vgl. im Internet: http://www.china-guide.de (C).

31 Vgl. im Internet: http://www.china2day.de.

32 Vgl. im Internet: http://www.bpb.de (B).

33 Vgl. im Internet: http://www.china-guide.de (C).

34 Vgl. ebd.

Ende der Leseprobe aus 87 Seiten

Details

Titel
Marktanalyse zur Vorbereitung einer Markteintrittsstrategie für die VR China
Hochschule
Fachhochschule Kiel
Veranstaltung
Internationales Marketing/Außenhandel
Note
1,3
Autor
Jahr
2007
Seiten
87
Katalognummer
V117716
ISBN (eBook)
9783640200818
ISBN (Buch)
9783640207114
Dateigröße
1828 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Marktanalyse, Vorbereitung, Markteintrittsstrategie, China, Internationales, Marketing/Außenhandel
Arbeit zitieren
Nadine Kannwischer (Autor:in), 2007, Marktanalyse zur Vorbereitung einer Markteintrittsstrategie für die VR China, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/117716

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