Steuerwettbewerb und Unternehmensstruktur


Seminararbeit, 2008

24 Seiten, Note: 1,3


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

Abkürzungsverzeichnis

Einleitung

1. Unternehmensstruktur und Besteuerung
1.1. Kapitalmobilität und internationale Kapitaltransfers
1.1.1 Direkt- versus Portfolioinvestition
1.1.2 Arten grenzüberschreitender Direktinvestitionen
1.1.3 Motivation für grenzüberschreitende Direktinvestitionen
1.2. Grenzüberschreitende Direktinvestitionen und Besteuerung
1.2.1 Steuerliche Beweggründe für grenzüberschreitende Direktinvestitionen
1.2.2 Steuervorteile ausländischer Niederlassungen im Verhältnis zu lokalen Unternehmen

2. Steuerwettbewerb und steuerpolitische Gegenmaßnahmen
2.1 Internationale ökonomische Integration und Steuerwettbewerb
2.2 Gefahren des Steuerwettbewerbs
2.3 Fiskalische Maßnahmen gegen schädlichen Steuerwettbewerb

3. Steuervorteile für MNU in der modelanalytischen Betrachtung
3.1 Modellaufbau
3.2 Benchmark-Modell
3.2 Wahl des Steuersatzes
3.3 Wahl der Unternehmensstruktur
3.4. Wahl des Diskriminierungsgrades
3.4.1 Nicht-kooperative Lösung
3.4.2 Kooperative Lösung

4 Fazit

Literaturverzeichnis

Abkürzungsverzeichnis

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Einleitung

Die Unternehmensform und -struktur hat einen weitreichenden Einfluss auf sämtliche be- triebswirtschaftliche Bereiche und Funktionen. Gerade im Bereich des internationalen Han- dels kann eine entsprechende Modifizierung der Unternehmensstruktur in ein multinationa- les Unternehmen (MNU) zu einer Transaktionskostensenkung und somit zu Wettbewerbs- vorteilen führen. Ein in der Literatur bisher kaum behandelter Beweggrund für multinatio- nales Engagement sind Steuerspareffekte, die sich aus dem internationalen Steuerwettbe- werb unter den Staaten ergeben. So offerieren Regierungen und fiskalische Behörden in ihrem Kampf um international mobiles Kapital und das sich daraus ergebende Steuerauf- kommen neben niedrigen Steuersätzen auch Steuerschlupflöcher, speziell für MNU. Orga- nisationen wie die EU und OECD sehen in diesem diskriminierenden Verhalten einen schädlichen Steuerwettbewerb und fordern deshalb einen koordinierten, weltweiten Abbau der Steuerbegünstigungen für MNU.

Im Rahmen dieser Arbeit wird nun u.a. modelltheoretisch analysiert, ob die von der OECD und EU postulierte Reduzierung der internationalen Steuerschlupflöcher zu Wohlfahrtsge- winnen führt und somit weiterzuverfolgen ist. Dazu wird im ersten Teil der Zusammenhang zwischen Unternehmensstruktur und Besteuerung verdeutlicht. Im zweiten Abschnitt wer- den der internationale Steuerwettbewerb und mögliche sich daraus ergebende Gefahren charakterisiert. Anschließend wird mithilfe eines Steuerwettbewerbsmodells analysiert, inwieweit die Schließung internationaler Steuerschlupflöcher wohlfahrtsfördernd ist. Ab- schließend werden die hergeleiteten Ergebnisse in einem Fazit zusammengefasst.

1. Unternehmensstruktur und Besteuerung

1.1. Kapitalmobilität und internationale Kapitaltransfers

Wenn sich Unternehmen entscheiden, ihre Organisations- und Unternehmensstruktur mul- tinational auszurichten, setzt dieses Vorhaben internationale Kapitaltransfers voraus, um ein wirtschaftliches Engagement im Ausland gleich in welcher Form zu begründen. Der Trans- fer des mobilen Kapitals ins Ausland kann auf zwei Arten erfolgen, nämlich als grenzüber- schreitende Direktinvestition (FDI) oder als sog. Portfolioinvestition (FPI), welche im fol- genden Abschnitt charakterisiert und voneinander abgegrenzt werden.

1.1.1 Direkt- versus Portfolioinvestition

Die gängige Abgrenzung zwischen FDI und FPI stellt vor allem auf die Anlageninteressen des jeweiligen Investors und auf die Nachhaltigkeit des Engagements ab. Internationale Portfolioinvestitionen sind kurzfristige und spekulative Entscheidungen, bei denen reine Einkommensinteressen dominieren und keine Beeinflussung der Entscheidungen des aus- ländischen Unternehmens angestrebt werden. Typische Beispiele sind kurzfristig handelba- re Kredite wie Staatspapiere, Investmentzertifikate, festverzinsliche Wertpapiere, Unter- nehmensanleihen und Geldmarktpapiere sowie Beteiligungen an ausländischen Unterneh- men ohne Mitbestimmungsrecht1.

Internationale Direktinvestitionen haben im Gegensatz hierzu anders gelagerte wirtschaftli- che Intentionen. Dieses längerfristige Engagement, „bei dem der Investor eine maßgebliche Kontrolle über das Investitionsprojekt erlangt [.]“2, zielt auf den Erwerb oder den Neubau von Realkapital im Ausland. Auf diese Weise will der Direktinvestor ein bestimmtes Aus- maß an Kontrolle über Produktionsanlagen und Produktionsaktivitäten im Ausland erlan- gen und eine dauerhafte Verbindung mit Mitbestimmungsrecht über das operative Geschäft zu einem ausländischen Unternehmen aufbauen. Der überwiegende Anteil der FDI besteht in der Kapitaltransaktion zwischen der Muttergesellschaft eines MNU und einer im Aus- land ansässigen Tochtergesellschaft, wobei neben den reinen Finanzkapitalströmen auch sog. „Managerial Inputs“3 in die ausländische Niederlassung fließen. Folglich umfassen FDI eben nicht nur Kapitalflüsse, sondern auch den Transfer von intangiblen Vermögens- gegenständen wie Organisations-, Marketing-, Technologie- und Managementkapazitäten4.

Wie bereits oben beschrieben können Beteiligungen an ausländischen Unternehmen sowohl als FDI und auch als FPI gehalten werden, so dass sich auf diesem Markt beide Arten von Investoren „treffen“ können. Hinsichtlich der Abgrenzung ist das Kriterium der Unterneh- menskontrolle maßgeblich, denn nur der Direktinvestor ist wie oben geschildert an einem nachhaltigen Engagement interessiert. Strittig ist jedoch, ab welcher Beteiligungsquote eine ausreichende Unternehmenskontrolle vorliegt und somit Unternehmensanteile als Direktin- vestition zu qualifizieren sind. Trotz fehlender einheitlicher quantitativer Abgrenzung hat sich international weitestgehend die Konvention durchgesetzt, dass ab einer Beteiligungs- quote an einem ausländischen Unternehmen von 10% eine gewisse Einflussmöglichkeit vorliegt und somit die Anteile eine FDI darstellen5.

1.1.2 Arten grenzüberschreitender Direktinvestitionen

Im vorherigen Abschnitt wurde bereits angedeutet, dass FDI auf verschiedene Weise erfol- gen können. In diesem Abschnitt werden nun die unterschiedlichen Arten von grenzüber- schreitenden Direktinvestitionen charakterisiert. Die Deutsche Bundesbank unterscheidet in ihrem Monatsbericht Nr. 12 (1999) aus einer Volkswirtschaft abfließende FDI in Zunahme von Anteilen an ausländischen Unternehmen (Beteiligungskapital), in Neugewährung von Krediten durch inländische Direktinvestoren an ausländische Niederlassungen (Kreditver- kehr deutscher Direktinvestoren) und in Reinvestition von Gewinnen der ausländischen Niederlassung im Ausland. Darüber hinaus gibt es den Auffangposten „Übrige Anlagen“.6 Aus der Perspektive der ausländischen Tochtergesellschaft sind FDI neues Eigen- oder Fremdkapital, das für den laufenden Geschäftsbetrieb und künftige Investitionsprojekte verwendet wird. Als Kompensation für die Kapitalisierung der Tochter- erhält die Mutter- gesellschaft vereinbarte Rückzahlungen wie z.B. Dividenden, Zinsen oder im Fall eines Gewinnabführungsvertrages, den abgetretenen Gewinn. Von der Finanzierungsseite her lassen sich ausländische Direktinvestitionen in Eigenkapital-FDI, bestehend aus Beteili- gungskapital und reinvestierten Gewinnen, oder in Fremdkapital-FDI (Kredite und Darle- hen) unterscheiden. Typische Eigenkapital-FDI sind die Neugründung und Errichtung aus- ländischer Niederlassungen, also sog. Greenfield Investments, sowie der Teil- oder Mehr- heitserwerb von bestehenden Unternehmen oder Produktionsanlagen im Ausland (Mergers & Aquisitions)7.

1.1.3 Motivation für grenzüberschreitende Direktinvestitionen

Nachdem im vorherigen Abschnitt die unterschiedlichen Formen der FDI kurz beschrieben wurden, wird nun erläutert, aus welcher Motivation heraus sich Unternehmen durch physi- sche Präsenz und Einsatz eigener Kapitalmittel im Ausland wirtschaftlich engagieren. Be- weggründe für das Auslandsengagement mittels grenzüberschreitender Direktinvestitionen können unterschiedlicher Natur sein, wie in der ökonomischen Literatur bereits umfang- reich analysiert wurde. Im Folgenden werden nun allgemeine Motivationsgründe und Inten- tionen für FDI kurz aufgezeigt. Sofort ins Auge fallen Unterschiede in den Faktorpreisen in den beteiligten Ländern. Beispielsweise führt ein niedriger Preis für den Faktor Arbeit (=Lohnsatz) im Ausland dazu, dass inländische, arbeitsintensive Unternehmen ihre Produk- tion mittels FDI, z.B. in Form eines Greenfield Investments, ins Niedriglohnland verlagern. Ein weiterer Beweggrund kann der verbesserte Zugang zu lokalen und immobilen Ressour- cen sein. Durch die Niederlassung an der Quelle der Ressource, z.B. eines Rohstoffes wie Eisen, Gold oder Uran, kann eine Weiterverarbeitung vor Ort, eine höhere Planungssicher- heit hinsichtlich der rechtzeitigen Deckung des Bedarfs und eine Senkung der Transakti- onskosten sowie eine Erhöhung der Marktmacht gewährleistet werden. Die geringeren Transaktionskosten resultieren aus den durch die lokale Präsenz entfallenden oder verrin- gerten Transportkosten, Zöllen, nicht-tarifäre Handelshemmnissen und Wechselkursrisiken. Darüber hinaus führt die Produktion vor Ort zu einer verbesserten Kundennähe, die eine Anpassung der Produkte an individuelle Kundenwünsche deutlich erleichtert. Ebenfalls können firmenspezifische Vorteile gegenüber den lokalen Unternehmen Bewegrund für grenzüberschreitende Direktinvestitionen sein, da auf diese Weise die Vorteile auf fremden, somit zusätzlichen, Märkten verwertet werden können um somit die zur Erreichung der firmenspezifischen Vorteile eingesetzten Forschungs- und Entwicklungsaufwendungen zu kompensieren. Für diesen Bereich eignen sich FDI in Form von 100% beherrschten Toch- tergesellschaften hervorragend, da so die Kooperation mit lokalen Unternehmen und folg- lich die Gefahr der Diffusion des Know-hows minimiert wird8.

1.2. Grenzüberschreitende Direktinvestitionen und Besteuerung

Nachdem im vorangehenden Abschnitt die in der einschlägigen Literatur bereits breit dis- kutierten allgemeinen realwirtschaftlichen Beweggründe für FDI beschrieben wurden, wer- den in diesem Teil der Arbeit von der älteren Literatur bisher unbeachtete Motivations- gründe für ein Auslandsengagement betrachtet, nämlich steuerliche Aspekte.

[...]


1 Vgl. Schratzenstaller, Margit (2002): Internationale Mobilität von und internationaler fiskalischer Wett- bewerb um Direktinvestitionen; S. 28 f.

2 Weichenrieder, Alfons J. (1995): Besteuerung und Direktinvestition; S. 4

3 Razin, Sadka, Yuen (1998): A Pecking Order of Capital Inflows and International Tax Principles; S. 54

4 Vgl. Schratzenstaller, Margit (2002): Internationale Mobilität von und internationaler fiskalischer Wett- bewerb um Direktinvestitionen; S. 30

5 Vgl. Schratzenstaller, Margit (2002): Internationale Mobilität von und internationaler fiskalischer Wett- bewerb um Direktinvestitionen; S. 28 f.

6 Vgl. Deutsche Bundesbank (1999): Monatsbericht Nr. 12; S. 71

7 Vgl. Schratzenstaller, Margit (2002): Internationale Mobilität von und internationaler fiskalischer Wett- bewerb um Direktinvestitionen; S. 30 f.

8 Vgl. Weichenrieder, Alfons J. (1995): Besteuerung und Direktinvestition; S. 5-8

Ende der Leseprobe aus 24 Seiten

Details

Titel
Steuerwettbewerb und Unternehmensstruktur
Hochschule
Universität Paderborn  (Lehrstuhl für Finanzwissenschaften)
Veranstaltung
Games, Taxation, Information, Public Policy
Note
1,3
Autor
Jahr
2008
Seiten
24
Katalognummer
V117672
ISBN (eBook)
9783640198887
ISBN (Buch)
9783640199068
Dateigröße
468 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Steuerwettbewerb, Unternehmensstruktur, FDI, MNE, MNU, diskriminierende Steuervorteile
Arbeit zitieren
B.A. Economics Sven Wegener (Autor:in), 2008, Steuerwettbewerb und Unternehmensstruktur, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/117672

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