Das stehengebliebene Heer


Seminar Paper, 2003

16 Pages, Grade: 2,1


Excerpt


INHALTVERZEICHNIS

1. Einleitung

2. 1. These: Das Heer ist „stehengeblieben“

3. 2. These: Das stehende Heer hat sich neu entwickelt

4. Abschließende Betrachtung

5. Tabellen

6. Quellen und Literaturverzeichnis

1. Einleitung

Beim Studieren der Heeresorganisationen zur Zeit des Endes des „Dreißigjährigen Krieges“ wird deutlich, dass sich ein großer Wandel vollzogen hat. Dieser Wandel hat in allen Bereichen der Truppen angesetzt: vom Organisatorischen bis hin zur inneren Struktur.

Die so veränderten Truppen wurden dann auch nicht mehr als Söldnerheere bezeichnet, sondern fanden mit der Terminologie der „Stehenden Heere“ Eingang in die Literatur.

Wie sich nun der Umbruch in den Truppen vollzogen hat, in welchen Etappen und in welcher Zeit, ist die Frage, die sich diese Arbeit im Grundsätzlichen gestellt hat.

Dabei kann man zwischen zwei gegensätzlichen Positionen unterscheiden:

Die eine Position geht davon aus, dass das stehende Heer ein stehengebliebenes Heer ist, das in seinem Kern aus den Söldnerheeren des Dreißigjährigen Krieges gebildet wurde.

Die andere Position geht eher davon aus, dass es einen nahezu vollständigen Bruch in der Armeeorganisation gegeben hat, u.a. bedingt durch einen Generationswechsel in der militärischen Elite, und dass die stehenden Heere des Absolutismus klar abzugrenzen sind von den ehemaligen Söldnertruppen.

Es sollen nun beide Positionen vorgestellt werden, und anschließend, in einer abschließenden Betrachtung soll versucht werden, zu einem Urteil zu kommen.

Begonnen wird mit der ersten Position der stehengebliebenen Heere.

2. 1. These: Das Heer ist „stehengeblieben“

In der Regel bestanden die Heere des Dreißigjährigen Krieges aus angeworbenen Söldnern.

Ursprünglich wurden sie für jeweils einen Feldzug aufgestellt und lösten sich nach Beendigung desselben wieder auf.

Dabei war das Schema der Anwerbung auf allen Gebieten des Krieges fast identisch:

Die (fürstlichen) Kriegsherren beauftragten Kriegsunternehmer. Diese finanzierten und organisierten die Anwerbung.

Dabei spielten patriotische Motive bei den Wenigsten eine Rolle. Es wurde ‚Kriegsvolk‘ von beliebiger Herkunft geworben.

Die Kriegsunternehmer fungierten dann als Anführer der Heere und konnten sich so bei den unterschiedlichsten Plünderungen ihr eingesetztes Kapital plus Zinsen ‚zurückholen‘[1].

So sah die Praxis der Söldnerheere aus.

Faßt man nun noch einmal die Eigenschaften des Söldnerheeres zusammen, so kommt man zu folgendem Ergebnis:

Organisatorisch kämpften die Söldner für ihren Kriegsunternehmer, nicht für ein Land oder eine Ideologie. Sie folgten ihm zu den unterschiedlichsten Kriegsschauplätzen und in die verschiedensten Kriege. Es spielte keine Rolle ,für welche Kriegspartei sie kämpften.

Diese Heere wurden nach dem Feldzug aufgelöst und die Söldner kämpften in einem anderen Krieg weiter. Sie erhielten ihren Sold von dem Kriegsunternehmer. Dabei war es eine gängige Methode, sich den benötigten Unterhalt aus den Gebieten zu erpressen, in denen man lagerte[2].

Daher werden die Söldnerheere häufig in der Literatur auch als „marodierende Soldateska“[3] bezeichnet, die anscheinend keine Moral gehabt hat. Ob man das so drastisch auf die Spitze treiben kann und sich verallgemeinernd auf alle Söldner beziehen kann, ist eher fragwürdig, muß aber an anderer Stelle untersucht werden.

Die Frage, die sich nun stellt, ist die, wie es zu der Entwicklung während des Dreißigjährigen Krieges vom Söldnerheer zum stehenden Heer kam, bzw. ob diese Entwicklung überhaupt nicht erst nach dem Dreißigjährigen Krieg begann?

Als wichtigster Punkt dafür ist die reine Masse an Soldaten zu nennen, die während des Krieges unter Waffen stand.

So rüsteten die Kriegsparteien während des Dreißigjährigen Krieges ihre Armeen von einigen tausend auf über 100 000 Mann auf. Weiterhin muß man zu den ‚reinen‘ Soldaten immer noch einen Troß von Menschen hinzurechnen, die ebenfalls vom Kriegshandwerk gelebt haben, indem sie den Armeen ihre Dienstleistungen angeboten habe (z.B. Handwerker), und die Familien der Soldaten, die ebenfalls mit im Troß unterwegs waren[4].

Geoffrey Parker, ein international angesehener Militärhistoriker schätzt die Zahl der am Kriegsdienst teilgenommen habenden Menschen auf ca. eine Million, von denen am Ende des Krieges noch mindestens eine viertel Million unter Waffen stand[5].

Diese Masse an Bewaffneten über den langen Zeitraum des Krieges hinweg ebnete dann den Weg zu den stehenden Heeren des Absolutismus.

Es führte nämlich dazu, dass es zu einer Gewöhnung an die Heerespräsenz kam, es eine Herausforderung zur Verstaatlichung gab und letztendlich noch eine Einübungsgelegenheit für ein neues Kriegsbild gegeben wurde[6].

Es trat nun das Problem auf, die große Masse von Soldaten nach dem Friedensschluß von Westfalen loszuwerden. Zum einen sträubten sich anfangs die hohen Militärs gegen eine Abdankung der Truppen aus Mißtrauen vor den noch militärisch stark präsenten Feinden, und zum anderen ließen sich viele Einheiten nicht so einfach auflösen, da sie noch rückständige Soldzahlungen und Abfindungen beanspruchten.

Ein weiteres Indiz dafür, dass das stehende Heer des Absolutismus ein Produkt des Dreißigjährigen Krieges war und damit als „stehengebliebenes Heer“ bezeichnet werden kann, ist auch darin zu sehen, dass sich bereits in der Endphase des Krieges die Truppenorganisation änderte.

So ist zum einen die nun einsetzende staatlich Anbindung der Armeen zu nennen, und andererseits erlangten die militärischen Verbände schon während des Ende des Krieges Permanenz.

So galt ihre Anwerbung nicht mehr nur für den jeweiligen kommenden Feldzug, sondern für den gesamten restlichen Krieg.

Auch ist es als Bruch mit der alten Organisationsform zu sehen, dass die Heere nicht mehr im Winter entlassen wurden, sondern im Dienst blieben[7].

Weiterhin ist zu beobachten, dass es nach dem Krieg zwar zu einer beträchtlichen Reduzierung der Truppen kam, es allerdings bei einer Grundorganisation blieb, womit die Stamm- oder Kadertruppen gemeint sind, d.h. es war jederzeit schnell möglich, durch Aufstockung die Truppen mit gleicher Effektivität wieder aufzubauen.

Diese Tatsachen unterstützen die These, dass die stehenden Heere der Nachkriegszeit im Kern stehengebliebene Heere aus der Kriegszeit sind.

Nun gilt es sich zu vergegenwärtigen, was es für ein Land bedeutete, ein Stehendes Heer zu unterhalten.

[...]


[1] Vgl. Parker, G. Der Soldat. S. 48 ff.

[2] Eine schöne Übersicht über das Leben der Söldner und die Umstände der Zeit des dreißigjährigen Krieges erhält man im Aufsatz von Parker, G. Der Soldat. S.47 – 81.

[3] Vgl. z.B. in Fiedler S. Kriegswesen. S. 157 – 161.

[4] Vgl. Kroener, B. Kriegsgurgeln. S. 51 ff.

[5] Vgl. Burkhardt, J. Der Dreißigjährige Krieg. S. 215.

[6] Vgl. Burkhardt, J. Der Dreißigjährige Krieg. S. 215.

[7] Vgl. Fiedler, S. Kriegswesen. S.178.

Excerpt out of 16 pages

Details

Title
Das stehengebliebene Heer
College
Humboldt-University of Berlin
Course
Proseminar Stadt und Militär in Brandenburg im 18. Jh.
Grade
2,1
Author
Year
2003
Pages
16
Catalog Number
V117601
ISBN (eBook)
9783640207732
ISBN (Book)
9783640207800
File size
407 KB
Language
German
Keywords
Heer, Proseminar, Stadt, Militär, Brandenburg
Quote paper
Paul Rosen (Author), 2003, Das stehengebliebene Heer, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/117601

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