Die Tagespresse und der Rundfunk im Nationalsozialismus und im italienischen Faschismus im Vergleich


Magisterarbeit, 2000

142 Seiten, Note: 1,8 (gut)


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

Zusammenfassung

Abstract

1 Einleitung
1.1 Vom typologischen Faschismusvergleich zu einer vergleichenden Faschismusforschung
1.2 Gegenstand des Vergleiches: Die Tagespresse und der Rundfunk
1.3 Einführung in den Forschungsstand
1.4 Vergleichs- und Arbeitshypothesen

2 Die Tagespresse im Nationalsozialismus und im italienischen Faschismus
2.1 Chaotische Überorganisation der Presselenkung im Nationalsozialismus
2.2 Entwicklungsdiktatorische Presselenkung im italienischen Faschismus
2.3 Vom Vorbild zum konkurrierenden Imitator: Vergleich und Beziehungen

3 Der Rundfunk im Nationalsozialismus und im italienischen Faschismus
3.1 Der Mythos einer Rundfunkrevolution: Fortgesetzte Zentralisierung und anhaltender Aufstieg des Rundfunks im Nationalsozialismus
3.2 Entwicklungsdiktatorische Instrumentalisierung des Rundfunks im italienischen Faschismus
3.3 Ideologische Rigorosität als Trennlinie zwischen Faschismus und Nationalsozialismus: Vergleich und Beziehungen

4 Ergebnisse und Forschungsdesiderate

Abbildung 1: Die Organisation der nationalsozialistischen Presse- und Rundfunklenkung in Staat, Partei und Berufsstand Ende der 30er Jahre

Abbildung 2: Die Organisation der faschistischen Presse- und Rundfunklenkung in Staat, Partei und Berufsstand Ende der 20er Jahre

Abbildung 3: Die Organisation der faschistischen Presse- und Rundfunklenkung in Staat, Partei und Berufsstand Ende der 30er Jahre

Tabelle 1: Die Tageszeitungen im Nationalsozialismus

Tabelle 2: Die Tageszeitungen im italienischen Faschismus

Tabelle 3: Die Reichweite des Radios im Nationalsozialismus

Tabelle 4: Die Reichweite des Radios im italienischen Faschismus

Abkürzungsverzeichnis

Glossar (italienisch-deutsch)

Literaturliste

Zusammenfassung

Wie konnte der Nationalsozialismus die Zustimmung der Massen zu seiner Politik gewinnen und langfristig sichern, welche Mittel und Maßnahmen musste er nach seiner "Machtergreifung" einsetzen, um seine ideologischen Vorstellungen und Paradigmen gegenüber der Gesellschaft durchzusetzen? Inwieweit war er auf systematische Manipulationen der öffentlichen Meinung angewiesen? Oder auf welche Selbstanpassungsmechanismen und Selbstzensurmaßnahmen der Bevölkerung konnte er bauen, um seine politische Linie durchzusetzen?

Die vorliegende Magisterarbeit versucht diese Frage anhand eines historischen Vergleiches zu beantworten, indem sie die institutionellen, ökonomischen und inhaltlichen Lenkungsversuche des deutschen Nationalsozialismus und des italienischen Faschismus gegenüber der Tagespresse und gegenüber dem Radio vergleicht und entsprechend historisch einordnet.

Dem methodischen Ansatz des Vergleiches folgend, der darüber hinaus auch theoretisch eingehend beleuchtet wird, geht die Arbeit dabei über einen rein parallel beschreibenden Ansatz hinaus, indem sie wechselseitige Impulse, ideologische Transformationen und technisch-materielle Transferleistungen der beiden diktatorischen Systeme aufzeigt.

Die Arbeit gelangt dabei zu dem Ergebnis, dass die tiefgreifenden inhaltlichen und institutionellen Zensurmaßnahmen des italienischen Faschismus gegenüber der Tagespresse die Politik des deutschen Nationalsozialismus im Prinzip vorwegnahmen und in weiten Teilen in seiner Entstehung sogar beeinflussten, aber selbst erst durch die zeitlich spätere "Machtergreifung" des Nationalsozialismus erheblich radikalisiert wurden. Der Versuch, einen möglichst effizienten staatlichen Zensur- und Überwachungsapparat aufzubauen, geriet schließlich sogar zu einem innerfaschistischen Wettlauf, aus dem der Nationalsozialismus freilich als zweifelhafter Sieger hervorging. Am Ende der nationalsozialistischen Herrschaft hatte das Regime die traditionell liberale Zeitungslandschaft in Deutschland so grundlegend zerschlagen, dass die Auswirkungen bis heute zu erkennen sind.

Auch in den Maßnahmen zur Rundfunkpolitik ist dieses grundlegende Strukturmuster gegenseitiger Beeinflussung und Radikalisierung zwischen italienischem Faschismus und deutschem Nationalsozialismus zu erkennen, auch wenn der italienische Faschismus die Bedeutung des Radios als hoch emotionalisierendes Propagandamittel zunächst unterschätzte. Erst nach den erfolgreichen radiopolitischen Maßnahmen des unter Goebbels in Deutschland neu geschaffenen Reichsministeriums für Volksaufklärung und Propaganda setzte der italienische Faschismus zu einer ähnlich gearteten Radiopolitik an, die es sich zum erklärten Ziel gesetzt hatte, das ganze Volk in einen ideologischen "Klangkörper" zu verwandeln.

Die Arbeit wurde als Forschungsüberblick angelegt und trägt alle einschlägigen Forschungsergebnisse der italienischen und deutschen historischen Forschung aus 50 Jahren zusammen, wobei sie insbesondere auch die Ergebnisse aus den einschlägigen Nachbardisziplinen wie der Publizistik und der Kulturwissenschaften miteinbezieht.

Schlagwörter:

Nationalsozialismus, Faschismus, Pressegeschichte, Rundfunkgeschichte, Deutsche Geschichte, Italienische Geschichte, Geschichte des 20. Jahrhunderts, Massenmedien, Propaganda, Zensur

Abstract

How could the German National Socialism and the Italian Fascism win the consent of the masses to their politics, how did they carry their ideological ideas and paradigms into the society? How far were the systematically manipulations of the public opinion? Or where could we draw the line between conformity and censorship to understand this part of history?

This work tries to answer this questions with a historical comparison of two dictatorial systems - Nazi Germany and Mussolini's Italy - and their propaganda politics in the field of daily press and early radio.

The work comes to the conclusion, that the far-reaching institutional and economic censorship in Italy was a direct model for the German National Socialism. But after establishing the dictatorship in Germany the radicalization of the politics against the daily press and the radio increased, not only in Germany but also in Italy as a direct result of the "seizure of power" of Adolf Hitler. So that the model "Italian Fascism" turned into an imitation of Nazi Germany.

In the end there was a fully controlled daily press and radio in both countries, radicalized by the war and with little spaces for opposing opinions. We can see some of this structural results even today.

Keywords:

National Socialism, Fascism, Press, Radio, German History, Italian History, 20th Century, Propaganda, Mass Media, Censorship

1 Einleitung

Die hier vorliegende Arbeit wird die Tagespresse und den Rundfunk im italienischen Faschismus und im deutschen Nationalsozialismus hinsichtlich ihrer staatlichen und wirtschaftlichen Organisation und ihrer ideologischen, gesellschaftlichen und propagandistischen Instrumentalisierung in vergleichender Perspektive darstellen.

Dabei wird die Einleitung der Arbeit die Aufgabe haben zu begründen, warum sich nach sechs Jahrzehnten der wissenschaftlichen Beschäftigung mit dem Nationalsozialismus und dem italienischen Faschismus eine weitere Erforschung des Phänomens des Faschismus nach wie vor lohnt und warum der methodische Zugriff des Vergleichs dabei von zentraler Bedeutung ist. Dies soll in Kapitel 1.1 geleistet werden.

Die Einleitung wird aber auch der Frage nachzugehen haben, warum für den Vergleich zwischen italienischem Faschismus und Nationalsozialismus zwei spezielle, aber für das

»erkenntnisleitende Interesse« zentrale Themen ausgewählt wurden, nämlich die Tagespresse und der Rundfunk. Kapitel 1.2 wird daher den Untersuchungsgegenstand der Arbeit hinsichtlich dieser Fragestellung transparent machen.

Kapitel 1.3. und 1.4 werden die vergleichende Darstellung des Rundfunk- und Pressewesens unter faschistischer bzw. nationalsozialistischer Herrschaft insofern vorbereiten, als daß hier sowohl eine Einführung in den Forschungsstand gegeben wird (Kapitel 1.3), als auch die der Arbeit zugrunde liegenden Vergleichs- und Arbeitshypothesen dargestellt werden (Kapitel 1.4).

Die Kapitel 2 und 3 schließlich beinhalten die eigentliche Darstellung der Presse- und Rundfunkentwicklung unter faschistischer bzw. nationalsozialistischer Herrschaft, wobei der Vergleich, der zum Teil auch immer schon in der Darstellung selber präsent sein wird, in je eigenen Kapiteln behandelt und bewertet werden wird.

Eine abschließende Zusammenfassung wird das vierte Kapitel enthalten, das neben einer Bewertung der Vergleichsergebnisse auch die aus der vergleichenden Darstellung gewonnenen Forschungsdesiderate aufzeigen wird.

1.1 Vom typologischen Faschismusvergleich zu einer vergleichenden Faschismusforschung

Die Bemühungen in der Geschichtswissenschaft, vergleichende Arbeiten anzufertigen, haben in der Vergangenheit eine verstärkte Konjunktur erlebt. Zahlreiche Arbeiten sind dabei gerade in jüngster Zeit entstanden, wobei sich das theoretische und methodische

»Rüstzeug« des Historikers in dieser Hinsicht zunehmend geschärft hat.1 Das trifft gerade

auch für die vergleichende Faschismusforschung zu, innerhalb derer es in den letzten Jahren vermehrt zu Forschungsergebnissen gekommen ist.2

Diese Konjunktur ist nicht selbstverständlich, schienen doch noch in den 80er Jahren zumindest für die Zeit des Nationalsozialismus vergleichende Ansätze als wenig fruchtbar, jedenfalls so weit sie totalitarismustheoretische3 oder faschismustheoretische4 Ansätze betrafen. Der Historikerstreit von 1986ff hatte daher noch mit der eindeutigen Meinung in der Öffentlichkeit geendet, daß die Singularität der nationalsozialistischen Judenvernichtung letztlich einen Vergleich des Nationalsozialismus mit anderen

historischen Epochen oder Staaten prinzipiell verbiete, obwohl sich die eigentliche Debatte des Historikerstreits an einer ganz anderen Frage entzündet hatte.5

Auch Renzo De Felice, der noch 1969 in seiner vergleichend angelegten Faschismusanalyse aus italienischer Sicht ebenso wie Ernst Nolte6 trotz aller nationalen Eigenheiten von einem europäisch benenn- und vergleichbaren Phänomen des Faschismus ausgegangen war und hierzu eine nach Ländern- und Herrschaftsformen unterscheidende

„doppelte Typologie“7 entwickelt hatte, entfernte sich in den 70er Jahren zunehmend von seiner eigenen Konzeption.8 Unter Hinweis auf den Genozid schloß De Felice schließlich sogar jeden übergreifenden Faschismusbegriff9 aus und meinte, daß es sich bei Nationalsozialismus und italienischem Faschismus um „zwei Welten, zwei Traditionen, zwei Nationalgeschichten“10 handeln würde. Im gleichen Maße also wie Ernst Nolte im Historikerstreit einen Ausnahmecharakter des Nationalsozialismus auch noch in seiner vernichtungspolitischen Dimension verneinte, begann De Felice – letztlich aus einer politisch ähnlich motivierten Sicht heraus – eine „Singularität des Italofaschismus“11 zu konstatieren.

Das methodische Problem jedoch, das sich an dieser Art eines typologischen Vergleiches zeigt, ist seine Neigung, tendenziell die historischen Gemeinsamkeiten überzubetonen12 bzw. überall dort, wo sich beim näheren Hinsehen äußere Gemeinsamkeiten als Unterschiede herausstellen, einen Vergleich prinzipiell in Frage zu stellen. Dahinter steht

oft eine Verwechslung der historischen Methodik des Vergleichs mit dem alltagssprachlichen »Gleichsetzen« von historischen Prozessen, Strukturen oder Personen.13 Für die moderne komparatistische Methodik aber kommt es gerade darauf an,

„mehrere historische Phänomene systematisch nach Ähnlichkeiten und Unterschieden“14

zu befragen, also die Unterschiede nicht zum Anlaß einer prinzipiellen Unvergleichbarkeit zweier historischer Prozesse zu nehmen.

So kann die moderne vergleichende Faschismusforschung durchaus wieder von einer

„Epoche des Faschismus“ sprechen und auf den zahlreichen politik- wie sozialgeschichtlichen Forschungsergebnissen der letzten 60 Jahre aufbauend neue Fragestellungen entwickeln, ohne freilich die gravierenden Unterschiede der einzelnen faschistischen Staaten Europas15 zu übersehen: „Im Zentrum stehen die unterschiedlichen Formen und Wirkungen faschistischer Herrschaft sowie die Funktion und Vermittlung von Weltanschauung und anderen Techniken der Sinnstiftung“ erklärten dazu noch jüngst

Christof Dipper, Rainer Hudemann und Jens Petersen anläßlich der Veröffentlichung eines Tagungssammelbandes zur vergleichenden Faschismusforschung.16

Daher ist es denn auch nicht verwunderlich, daß heute selbst eher marxistisch orientierte Historiker die Unterschiede und Gemeinsamkeiten der faschistischen Bewegungen in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts als Chance begreifen, „comparisons and contrasts between Fascist Italy and Nazi Germany“17 herauszuarbeiten, ohne den übergreifenden

Begriff des Faschismus als jenen Kampfbegriff zu verstehen, der er einmal war.18

Die hier vorliegende Arbeit möchte sich den Desideraten der modernen vergleichenden Faschismusforschung anschließen und den italienischen Faschismus mit dem deutschen Nationalsozialismus „unter neuen Fragestellungen“19 vergleichen, so wie dies Jürgen Kocka in seinem Forschungsüberblick über historische Komparatistik in Deutschland gefordert hatte, die seiner Meinung nach in jüngster Zeit eine zu scharfe Westorientierung aufgewiesen habe.

Der Typologie Hartmut Kaelbles folgend, soll dabei ein generalisierender

„Spezialvergleich“20 durch Aufarbeitung des Forschungsstandes vorbereitet werden, der die Tagespresse und den Rundfunk im Nationalsozialismus und im italienischen Faschismus21 im Vergleich und in Beziehung zueinander behandelt. Als Ausgangsbasis hat dabei die Frage im Vordergrund zu stehen, inwieweit die lenkungspolitischen, propagandistischen und meinungsmanipulatorischen Maßnahmen der beiden Regime als genuin autoritär-faschistisch bezeichnet werden können und inwieweit ihre Maßnahmen daher auf eine ideologische Prädisposition zurückzuführen sind. Diese Fragestellung deutet

auch an, warum der Vergleich an zwei autoritären Regimen wie dem faschistischen Italien und dem nationalsozialistischen Deutschland vorgenommen wird, da ihre Ähnlichkeiten und Unterschiede über den phänomenologischen Ansatz hinaus, den Blick auf einen über den Spezialfall hinausweisenden Idealtypus autoritär-faschistischer Herrschaft eröffnen können, wobei es weniger darum geht, eine möglichst genaue Definition »des Faschismus«

zu erlangen,22 als vielmehr das Wesen dieser Herrschaftsform an einem möglichst

aussagekräftigen Beispiel zu beschreiben.23

Ermuntert wurde der Vergleich u.a. dadurch, daß sich in letzter Zeit neben den alltagsgeschichtlichen Untersuchungen und ihrer Frage nach der „Herrschaft im individuellen Erlebensraum“24 vor allem jene Fragestellung von den „Konflikte(n) der

modernen Massengesellschaft“25 für die vergleichende Faschismusforschung

herauskristallisiert hat, wie sie Emilio Gentile exemplarisch zum Gegenstand seiner Forschung gemacht hat. Denn trotz der bereits zahlreich existierenden Forschungsergebnisse sowohl in Italien als auch in Deutschland zu diesem Thema bleibt

die Frage nach der Konsensbildung und der Meinungsmanipulierung oder prinzipieller ausgedrückt: der „Regie des öffentlichen Lebens“26 ein zentraler Untersuchungsgegenstand, der jenseits apologetischer Relativierungen eigentlich nur in einem genügend großen Vergleichsrahmen beantwortet werden kann.

1.2 Gegenstand des Vergleiches: Die Tagespresse und der Rundfunk

In dieser Arbeit soll es daher um den Einfluß der Massenmedien, speziell der Tageszeitung und des Radios als die zentralen Medien der Meinungsbeeinflussung und der Propaganda der 20er, 30er und frühen 40er Jahre im Vergleich von deutschem Nationalsozialismus und italienischem Faschismus gehen. Für die Auswahl der Medien stand dabei im Vordergrund, daß es sich bei der Tagespresse um ein sekundäres, beim Rundfunk aber um

ein für den Untersuchungszeitraum neues, tertiäres Medium handelt,27 bei dem davon

ausgegangen werden kann, daß es in seiner Anwendung und seiner Benutzung qualitativ andere Reaktionen und Möglichkeiten hervorrufen kann, als es die Tagespresse vermochte.

Die Tageszeitung wurde deshalb als Vergleichsobjekt ausgewählt, da sie speziell in den Augen der Nationalsozialisten und Faschisten als traditioneller Vertreter der vorangegangenen liberalen Epoche galt28 und gerade im Kampf gegen ihre Freiheitsideale die meinungspolitischen Maßnahmen und Vorstellungen des Nationalsozialismus und Faschismus am schärfsten zum Vorschein kommen. Das Rundfunkwesen wurde in den Vergleich miteinbezogen, da es als das modernste Kommunikationsmedium galt und für den Faschismus, aber auch für den Nationalsozialismus zum Beweis seiner »Modernität« wurde.29

Die politischen Lenkungsmaßnahmen gegenüber Tagespresse und Rundfunk belegen nicht nur die Versuche der beiden Regime, die Gleichschaltung aller Lebensbereiche innerhalb der Gesellschaft und damit die Aufhebung von Öffentlichem und Privatem zu betreiben,30 sondern zeigen auch gerade exemplarisch den verschobenen Fokus der öffentlichen Aufmerksamkeit, die sich am Ende der 30er und zu Beginn der 40er Jahre von den

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

bei den tertiären Medien auch auf der Empfängerseite ein technisches Hilfsmittel benötigt wird, bei den sekundären Medien aber nur auf der Sender- bzw. Verlegerseite ein technisches Hilfsmittel eingesetzt wird. Primäre Medien kommen nach dieser Einteilung gänzlich ohne technische Hilfsmittel aus. Nach: Maletzke, Gerhard 1998: Kommunikationswissenschaften im Überblick, Opladen, hier S. 50ff.

Thompson, Doug 1991: State control in fascist Italy. Culture and conformity, 1925-43, Manchester, New York, hier: S. 123 und zur Unterhaltungsorientierung in Deutschland: Reichel, Peter 1994: Der schöne Schein des Dritten Reiches. Faszination und Gewalt des Faschismus, Frankfurt a.M., hier: S. 181. Anders: Spagnoletti, Giovanni 1995: "Gott gib uns Brot - Er bereitet es uns und verteidigt es", in: Loiperdinger, Martin; Herz, Rudolf; Pohlmann, Ulrich (Hrsg.), Führerbilder. Hitler, Mussolini, Roosevelt, Stalin in Fotografie und Film, München, S. 111-134.

traditionellen Druckerzeugnissen ab- und den »zeitnahen« Medien wie dem Radio zuwandte.31 Sowohl für die Nationalsozialisten als auch für die Faschisten waren die Tagespresse und der Rundfunk Transmissionsriemen ihres Herrschaftsanspruches und ihrer Herrschaftssicherung, derer sie sich nicht nur bedienen konnten, sondern derer sie sich um den Preis ihres politischen Bestehens bedienen mußten. In den Entwicklungen der Tagespresse und des Rundfunks unter nationalsozialistischer wie faschistischer Herrschaft

zeigt sich daher der Anspruch beider Regime als »omnipräsente Aufmerksamkeitsdiktatu- ren«32 gleichermaßen in der Öffentlichkeit und der Privatheit der Menschen präsent zu sein.

Bevor man jedoch einen historischen Vergleich durchführen kann, ist es von zentraler Bedeutung, den Forschungsstand der zu untersuchenden Länder herauszuarbeiten. Das soll auch hier zunächst von vorrangiger Aufgabe sein. Denn erst wenn man einen möglichst umfassenden Überblick gewonnen hat, ist eine Formulierung der Fragestellung möglich.33 Aus diesem Grund soll eine möglichst konzise Zusammenstellung der reichhaltigen Fachliteratur zu dem Thema Tagespresse und Rundfunk im italienischen Faschismus und

im Nationalsozialismus gegeben werden. Dabei Berücksichtigung finden soll auch jene aktuelle Literatur, die sowohl in politik- wie sozialgeschichtlicher Perspektive Erhellendes für die Forschung über den italienischen Faschismus sowie über den Nationalsozialismus geleistet hat.

Vor diesem Hintergrund können Tagespresse und Rundfunk34 unter einem möglichst weit gefaßten Zugriff behandelt werden. Der Forderung und den Kategorien Bernd Sösemanns und Jürgen Michael Schulz’ folgend, soll die vorliegende Literatur zum institutionell-

organisatorischen und inhaltlich-formalen Rahmen, zur wirtschaftlich-finanziellen, ideologisch-politischen und gesetzlich-rechtlichen Durchdringung, sowie zu den Fragen der technischen Entwicklung der Tagespresse und des Rundfunks bearbeitet werden,35 wobei im Schlußkapitel zu berücksichtigen sein wird, was die Kategorien hinsichtlich des Vergleiches zu leisten vermochten und was nicht. Literatur zu den sozial- und wirtschaftlichen Bedingungen einer umfassenden Presse- und Rundfunkgeschichte, so wie sie im Rahmen einer Gesellschaftsgeschichte behandelt werden müßte,36 konnte hier jedoch nur am Rande Berücksichtigung finden.

Abschließend Beachtung finden soll auch jene Literatur, die sich mit dem Vergleich von Nationalsozialismus und italienischem Faschismus in allgemein-generalisierender Weise beschäftigt, sowie jene Literatur, die sich auf Spezialvergleiche bezieht und die vielfältigen Beziehungen der beiden Staaten, den Transfer und die Zirkulation von Ideen, Symbolen und kulturellen Gütern beschreibt.

1.3 Einführung in den Forschungsstand

Die in diese Arbeit eingegangene Literatur – der Forschungsstand – läßt sich grob in drei Kategorien einteilen, wobei diese quer durch die verschiedensten wissenschaftlichen Disziplinen verlaufen.37 Zur ersten Kategorie gehören Veröffentlichungen, die sich mit der institutionell-organisatorischen Meinungsmanipulation für die Zeit des italienischen Faschismus und des deutschen Nationalsozialismus38 im allgemeinen, sowie der

inhaltlichen Propagandaführung im besonderen beschäftigen. Zur zweiten Kategorie zählt die Literatur sowohl zur Pressegeschichte, soweit sie sich mit der Tagespresse beschäftigt, als auch zur Rundfunkgeschichte, soweit sie sich mit dem Hörfunk39 in den beiden Regimen beschäftigt. Zur dritten Kategorie gehört schließlich die Vergleichsliteratur, sofern sie für das hier vorliegende Thema von Bedeutung schien. Bearbeitet wurde jedoch, mit wenigen Ausnahmen, nur solche Literatur, die nach 1945 erschienen ist.40 Publizierte Quellen wurden nur in ganz wenigen Ausnahmefällen behandelt und unveröffentlichtes Material wurde aufgrund des Charakters dieser Arbeit als vergleichender Forschungsüberblick überhaupt nicht berücksichtigt. Geschrieben wurde die Einführung in den Forschungsstand, die zudem auch eine Würdigung der verwendeten Methoden und Arbeitsweisen vornehmen möchte, ausgehend von der deutschsprachigen Literatursituation.

In Deutschland begann eine Aufarbeitung der „Regie des öffentlichen Lebens“ schon früh. Bereits 1956 erschien die Dissertation Karlheinz Schmeers41 mit dem gleichlautenden Titel, die eine Erweiterung der Arbeiten Walter Hagemanns darstellte, der sich bereits 1948 mit der Publizistik im Dritten Reich42 auseinandergesetzt hatte. Unter Hagemanns Anleitung erschienen daneben zahlreiche weitere Arbeiten, die sich u.a., wie Hagemanns Arbeit selbst, mit der Rundfunkpolitik und -propaganda beschäftigten.43

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

jeweilige Herrschaftsperiode eingegrenzt, da sich ansonsten die Fragestellung extrem ausgeweitet hätte. In Einzelfällen wurde jedoch besonders wegweisende Literatur für die Bewegungszeit wie die von Gerhard Paul miteinbezogen: Paul, Gerhard 1990: Aufstand der Bilder. Die NS-Propaganda vor 1933, Bonn.

In der Folgezeit schlossen sich Untersuchungen, wie die Klaus Vondungs zur Magie und Manipulation im Dritten Reich an,44 die sich eher auf die religiöse Symbolsprache nationalsozialistischer Propaganda konzentrierte, wohingegen Ernest Kohn Bramsteds Arbeit45 einen eindeutigen Akzent auf die Staatspropaganda legte, speziell in ihrer publizistischen Ausprägung. Bei Bramsted findet sich auch eine erste systematische Darstellung des »sonderbaren Falles« der Frankfurter Zeitung,46 die trotz ihres dezidiert liberalen Standpunktes noch bis zum Jahr 1943 erscheinen konnte.

Ab Mitte der 60er Jahre erlebte die Aufarbeitung der Presselenkung dann eine verstärkte Aufmerksamkeit, zum einen bedingt durch die Arbeit des amerikanischen Vernehmungsoffiziers Oron James Hale,47 der sich um die Darstellung der wirtschaftlichen Macht des Amann-Konzerns verdient gemacht hatte, und zum anderen durch die Arbeit

Karl-Dietrich Abels,48 dessen Versäumnis, nicht die in Koblenz lagernden Presseanweisungen herangezogen zu haben, durch die Arbeit Jürgen Hagemanns49 ausgeglichen werden konnte, der zudem an zahlreichen Beispielen der überlieferten Presseanweisungen eine Typologie der inhaltlichen Lenkung entwickelte.

Seitdem von Gabriele Toepser-Ziegert und Hans Bohrmann die NS-Presseanweisungen der Vorkriegszeit – die sogenannten Sammlungen Brammer und Sänger – herausgegeben werden,50 haben die Veröffentlichungen erstaunlicherweise auf diesem Gebiet etwas

NS-Presseanweisungen der Vorkriegszeit: Eine Einführug in ihre Edition, München, New York, hier: S. 47, Anmerkung 112.

nachgelassen, auch wenn mit der Arbeit Pürers und Raabes eine recht aktuelle Überblicksdarstellung vorliegt51 und erst seit der Arbeit von Norbert Frei und Johannes Schmitz zum ersten mal eine umfassende und systematische Übersicht über die einzelnen Tageszeitungen und ihre politische Orientierung im Ditten Reich vorliegt.52 In letzter Zeit sind eher Spezialstudien erschienen, die jedoch empfindliche Lücken geschlossen haben. Zu nennen ist die Analyse Doris Kohlmann-Viands,53 die versucht hatte, die inhaltliche Presselenkung während des Krieges einmal in kriegsbedingte und einmal in ideologisch überformte Anweisungen zu unterteilen. Doris Kohlmann-Viand hatte dazu eine weitere Sammlung von Presseanweisungen untersucht,54 namentlich die Sammlung Oberheitmann.55

Zu nennen ist unter den jüngsten Untersuchungen aber auch die Darstellung André Uzulis’,56 der einen bisher vernachlässigten, jedoch gar nicht hoch genug zu bewertenden

München, New York. Bisher ist die Reihe bis 1937 vorangekommen. In der Einleitung von Gabriele Toepser-Ziegert findet sich auch ein detaillierter Forschungsüberblick bis 1984: Toepser-Ziegert, Gabriele 1984: NS-Presseanweisungen, München, New York, hier: S. 44ff. Für aktuellere Forschungsüberblicke siehe die Anmerkungen 53 und 56.

Bereich des Presselenkungssystems im Dritten Reich dargestellt hat, nämlich den der keineswegs monopolistisch organisierten deutschen Nachrichtenagenturen. Die ausländischen Nachrichtenagenturen sind mittlerweile von Martina Schumacher untersucht worden, der es um die Frage der nationalsozialistischen Pressekontrolle in bezug auf die ausländische Presse in Deutschland ging.57 Als Spezialuntersuchung ist auch die

Darstellung Wolfgang Müsses zur Reichspresseschule zu nennen,58 die als

Berufsgeschichte des Journalismus im Dritten Reich gelten kann. Die Studie ist aber auch für den Vergleich wertvoll gewesen, da sie den Vorbildcharakter der italienischen Presseschule in Rom für die nationalsozialistische Reichspresseschule detailliert beschreibt. Als letzte der aktuelleren Spezialuntersuchungen sei noch die Abhandlung Uwe Julius Faustmanns genannt,59 die Aufbau und Funktion der Reichskulturkammer aus rechtswissenschaftlicher Perspektive behandelt und insbesondere den juristischen Rahmen der Reichspresse-, aber auch der Reichsrundfunkkammer schildert und bewertet.

Auch auf dem Gebiet der Rundfunkgeschichte begann die Aufarbeitung der lenkungspolitischen Maßnahmen sowohl für den institutionellen als auch für den inhaltlichen Bereich schon sehr früh durch die 1955 für das Hans Bredow Institut in Hamburg angefertigte Arbeit Karl-Heinz Pohles,60 die aus italienischer Sicht später auch entsprechend gewürdigt wurde.61 Die Publikationen auf dem Gebiet des Rundfunks waren

Forschungsüberblick über das NS-Presselenkungssystem.

in der Folgezeit nicht ganz so dicht wie auf dem Gebiet der Presse, wenn auch mittlerweile eine ganze Reihe regionaler Studien62 und Spezialuntersuchungen63 vorliegen. Wegen ihres systematischen Ansatzes sind vor allem die Arbeit Ansgar Dillers von 1980,64 die Dissertation Walther Klinglers von 198365 und die aufgrund ihrer europäisch vergleichenden Ausrichtung äußerst wichtige Darstellung zum Auslandsrundfunk von Willi A. Boelcke66 zu nennen. Die Arbeit Klaus Scheels besitzt neben ihrem eher historiographischen Wert67 vor allem den Vorzug, die Verbindungen von Wirtschaftsinteressen und Rundfunkpolitik im Dritten Reich herausgearbeitet zu haben. Mit den Arbeiten Dussels68 und Stuibers69 liegen darüber hinaus zwei sehr aktuelle Überblicksdarstellungen vor, die den Forschungsstand beispielhaft zusammengetragen

haben.

Eine auffällige Forschungslücke versuchte 1983 Peter Dahl mit seiner Sozialgeschichte des

Heimann, Dieter 1975: NS-Rundfunkführung am Beispiel des westdeutschen Rundfunks, in: Lerg, Winfried B. (Hrsg.), Rundfunk und Politik 1923 bis 1973, Berlin, S. 153-178. Und: Nink, Christa 1993: Folgen nationalsozialistischer Personalpolitik im Westdeutschen Rundfunk 1933. Biographische Notizen - Ein Arbeitsbericht, in: Mitteilungen des Studienkreises Rundfunk und Geschichte (4) 1993, S. 176-191.

Rundfunks für Sender und Empfänger70 zu schließen, in der er u.a. für die Zeit des Nationalsozialismus der Frage nachzugehen versuchte, wie sich die Geschichte des Hörers auf die institutionell-organisatorische Seite der Sender ausgewirkt habe.71 Eine Fragestellung, die trotz der Veröffentlichung der SD-Berichte und der ebenfalls publizierten Deutschlandberichte der SPD nach wie vor ein großes Quellenproblem darstellt, da die Rundfunkwirkungsforschung im heutigen Sinne für die Zeit des Nationalsozialismus noch nicht bzw. nur in ihrer sicherheitsdienstlichen Funktion existierte.72 Ein Problem, das im übrigen auch auf die Wirkungsforschung des gesamten Medienspektrums zutrifft, wie etwa Gerhard Paul in seiner Studie klar machte, in dem er die nicht näher quantifizierbare emotionale Anziehungskraft der Konstruktion von NS- Bilderwelten darstellte.73

Eine qualitativ-quantitative Auswertung des Hörfunkprogrammes, so wie sie detailliert mit der umfassenden „Programmgeschichte des Weimarer Hörfunks“ vorliegt, gibt es bislang für das Dritte Reich noch nicht.74 Jedoch liegt mit dem von Inge Marßolek und Adelheid

von Saldern herausgegebenen Sammelband zum Radio im Nationalsozialismus eine Studie vor, die sich durch ihren breit gefaßten methodischen Zugang auszeichnet. In ihr werden nicht nur detaillierte Analysen von Einzelprogrammen und eine alltagsgeschichtliche Beschreibung der »Radioaneignung« geliefert, die sich in der Tradition der jüngeren

»cultural studies« versteht, sondern es wird auch, in Methodik der »gender studies« etwa die geschlechtsspezifische Aufgabenverteilung im nationalsozialistischen Rundfunk untersucht, um damit ein umfassendes „Soziogramm kultureller Codes“ für den Nationalsozialismus zu beschreiben.75

Von zentraler Bedeutung für den hier vorliegenden Vergleich war außerdem die instruktive Darstellung Peter Reichels von 1994, der gezeigt hatte, daß das Verständnis der Wirkmächtigkeit der nationalsozialistischen Propaganda nicht nur über die Aspekte von

„Verführung und Gewalt“76 führt, sondern auch durch das Verständnis der durch die

Nationalsozialisten auf eine ganz bestimmte Art und Weise produzierten »Faszination«.77

In der italienischen Historiographie78 ist man auf eine solche Fragestellung überhaupt erst durch die Arbeiten Renzo De Felices gekommen, dessen achtbändige Mussolinibiographie längst weit über einen biographischen Ansatz hinausgeht.79 Wenngleich De Felices Thesen zur Massenmobilisierung und zur Modernisierung Italiens, die der Autor durch das faschistische Regime vorbereitet worden sieht, auch kritisiert wurden und sicher auch kritisierbare Schlußfolgerungen in ihrer relativierenden und den Faschismus rehabilitierenden Tendenz enthielten, so ergab sich aus seinen Thesen aber dennoch „eine durchaus fruchtbare Debatte über die Fragen der propagandistischen und manipulatorischen Herstellung von Konsens in einem Diktaturregime wie dem

faschistischen“,80 wie Wolfgang Schieder im Rückblick feststellte. Mit der fruchtbaren Debatte war dabei vor allem die Arbeit des amerikanischen Historikers Philip Cannistraro81 gemeint, die auch hier in die Darstellung zu großen Teilen eingegangen ist, da sie nicht nur die organisatorische Entwicklung des Mussolinischen Pressebüros bis hin zum Ministero della Cultura Popolare (im folgenden kurz: Minculpop) beschreibt, sondern auch mit eigenen Kapiteln auf die Entwicklungen von Presse und Rundfunk im faschistischen Italien eingeht.

Deutschsprachige Darstellungen zur italienischen Presse- oder Rundfunkgeschichte gibt es so gut wie nicht,82 weshalb hier – der Anlage eines Vergleiches entsprechend – vornehmlich die italienische Literatur Verwendung gefunden hat. Für die Darstellung der italienischen Presse- und Rundfunkgeschichte wurden vornehmlich die eher politikgeschichtlich orientierten Arbeiten Murialdis,83 Monticones84, Papas85 und Monteleones86 herangezogen, über deren Arbeiten hinaus es zu diesem Fragenkomplex

nach wie vor kaum Literatur aus Italien selbst gibt.87 Zusätzlich zur italienischen Literatur existieren jedoch auch noch einige anglo-amerikanische Studien wie die Lytteltons, Thompsons, Whittams und Edward R. Tannenbaums,88 die nicht nur für einen ersten Überblick hilfreich sind, sondern auch zur Bewertung und Einschätzung der Presse- und Rundfunkgeschichte unerläßlich sind.

Für die Beziehungen zwischen italienischem Faschismus und nationalsozialistischem Deutschland gibt es mittlerweile auch eine sehr umfangreiche und gute Studie von Andrea Hoffend,89 die hier mit Gewinn eingegangen ist.

Abschließend seien noch jene Untersuchungen genannt, die herangezogen wurden, um eine Vorstellung von der Reichweite und Wirkmächtigkeit der pressepolitischen und rundfunkpropagandistischen Anstrengungen von italienischem Faschismus und deutschem

Nationalsozialismus zu bekommen. Hier wurde die Untersuchung Thompsons für den italienischen Faschismus benutzt90 und die in ihrer Argumentationsschärfe noch darüber hinausgehende, sehr kritische Beleuchtung der Propagandaeffektivität von Ian Kershaw.91

Daneben ist für diesen Fragenkomplex auch die Regionalstudie Norbert Freis benutzt worden, da sie exemplarisch die Verbindung von „Presse(struktur)geschichte“ und „NS- Wirkungsgeschichte“ verdeutlichen konnte.92 Die alltagsgeschichtlichen Betrachtungen Detlef Peukerts93 und die psychologischen Überlegungen Jacques Elluls94 waren diesbezüglich ebenfalls hilfreich.

Kurz sei auch noch auf die kommunikationswissenschaftliche, medientheoretische und kulturwissenschaftliche Fachliteratur verwiesen, die für den hier vorliegenden historischen Vergleich bei Begriffsklärungen, der methodischen Einordnung und als Ideengeber für die Vergleichshypothesen von Bedeutung war.95 Zu nennen sind dabei die einführenden Arbeiten Gerhard Maletzkes96 und Werner Faulstichs,97 sowie die mittlerweile zum Klassiker avancierte Arbeit Marshall McLuhans98 und die von Jürgen Wilke weitergeführte

Einführung in die Zeitungslehre von Emil Dovifat.99 Weiterführende Spezialliteratur wird

in die Darstellung des Vergleiches immer dann eingeführt werden, wenn es für das historische Verständnis sinnvoll erscheint.

Rundfunkgeschichte, Konstanz, hier: S. 113ff. Die Reichweite der NS-Pressepolitik am Beispiel der Sudetenkrise behandelt: Schwarzenbeck, Engelbert 1979: Nationalsozialistische Pressepolitik und die Sudetenkrise 1938, München.

1.4 Vergleichs- und Arbeitshypothesen

Aus der vorgenannten Literatur läßt sich nun eine erste Tendenz der faschistischen wie nationalsozialistischen Presse- und Rundfunkpolitik formulieren, die Ausgangspunkt der Arbeits- und Vergleichshypothesen sein wird.

Sowohl für den italienischen Faschismus als auch für den deutschen Nationalsozialismus stellte die oppositionelle Tagespresse zum Zeitpunkt der Machtübernahme eine existentielle Bedrohung dar, was sich in Italien besonders markant im Laufe der Matteotikrise zeigte.100 Beide Regime sahen sich etwa vergleichbaren Ausgangssituationen gegenüber, in denen sowohl die konservativ-liberalen als auch die sozialistischen Tageszeitungen einen nicht unerheblichen Einfluß auf die Meinungsbildung innerhalb der Gesellschaft hatten,101 wohingegen die Parteiorgane der Faschisten und die der

Nationalsozialisten tendenziell nur eine innerparteiliche Integrationskraft besaßen.102

Trotz dieser ähnlichen Ausgangslagen verliefen die Prozesse der Gleichschaltung und Meinungsmanipulation in beiden Regime grundlegend verschieden. Während für den italienischen Faschismus auch für den Bereich der Pressepolitik eine

„Entwicklungsdiktatur“103 konstatiert werden muß und von einer vollständig kontrollierten

Presse überhaupt erst ab den 30er Jahren gesprochen werden sollte,104 kann für den

Nationalsozialismus gelten, daß von einer nahezu totalen Gleichschaltung der Presselandschaft bereits für Oktober 1933,105 also schon für das erste Jahr nationalsozialistischer Herrschaft gesprochen werden kann.106

Eine ähnliche Ausgangslage und unterschiedliche Entwicklungen führten dennoch, besonders durch innen- wie außenpolitische Konflikte und schubweise Radikalisierungen des Krieges bedingt, im faschistischen Italien und im nationalsozialistischen Deutschland zu einer vergleichbar gestalteten Presseanweisungspolitik, die nicht nur bei den Tageszeitungen selber ansetzte und eine inhaltliche wie formelle Lenkung bedingte, sondern das gesamte Pressewesen durchdrungen hatte.

Auf dem Gebiet des Rundfunkwesens dagegen konnte die Ausgangslage nicht unterschiedlicher sein. Während die Nationalsozialisten zur Zeit ihrer zur

»Machtergreifung« stilisierten Regierungsübernahme nicht nur auf ein bereits vollständig funktionstüchtiges und überdies auch schon seit 1932 in Ansätzen zentralisiertes Rundfunkwesen gebieten konnten, die »nationalsozialistische Rundfunkrevolution« mithin in den Bereich der Mythen gehört,107 gab es in Italien 1922 bei der zum »Marsch auf Rom« aufgebauschten Regierungsbeauftragung Mussolinis108 lediglich rudimentäre Ansätze eines Rundfunkwesens, das maximal auf die funktechnischen Errungenschaften des I.

gewerkschaftlichen Tageszeitungen 1925 und der Faschisierung des „Corriere della Sera“ bereits 1926 eine weitgehende Gleichschaltung vollzogen war: Cannistraro, Philip V. 1975: consenso, Roma, Bari, hier: 182ff. Davon ausgenommen blieb jedoch bis zuletzt die katholische Vatikanpresse.

Weltkrieges zurückgreifen konnte.

Darüber hinaus entwickelte sich das Rundfunkwesen in Italien im Gegensatz zu anderen europäischen Ländern zunächst nur schleppend. Denn die Reichweite und propagandistische Effektivität des Radiomediums wurde durch den »Journalisten« Mussolini anfänglich unterschätzt,109 der weiterhin die Presse als das zentrale Lenkungsinstrument der öffentlichen Meinung betrachtete. Anders als etwa in Deutschland setzte sich daher zunächst eine starke privatwirtschaftliche Ausrichtung des Rundfunkwesens in Italien durch, das in seinen Anfängen maßgeblich durch die Gruppe Marconi110 beeinflußt wurde, was – paradoxerweise – eine Instrumentalisierung des Rundfunks zu politischen Zwecken behinderte.

Trotz der anfänglichen Gleichgültigkeit des faschistischen Regimes gegenüber einer staatlichen Rundfunkpolitik begann zu Beginn der 30er Jahre, nachdem das Potential des Radios erkannt worden war, eine nachholende Intensivierungs-, Zentralisierungs- und Modernisierungsphase des italienischen Rundfunks, die zugleich eine Politisierung und Propagandisierung des neuen Mediums bedeutete. Getragen wurde diese Entwicklung vor

allem von dem neugeschaffenen Minculpop, das nach dem deutschen Vorbild des Reichsministeriums für Volksaufklärung und Propaganda arbeiten sollte.111 Innenpolitische Entwicklung und kriegsbedingte Radikalisierung näherten den faschistischen Rundfunkeinsatz schließlich der nationalsozialistischen Instrumentalisierung des Radios so weit an, daß – ähnlich wie auf dem Pressesektor – Unterschiede nur noch hinsichtlich der ideologischen Rigorosität, nicht aber hinsichtlich eines effizienten Einsatzes112 wahrgenommen werden können.

Arbeitshypothese und mithin »erkenntnisleitendes Interesse«113 soll daher sein, daß sich die parallelen Entwicklungen autoritärer Meinungsmanipulation und -organisation in Italien wie in Deutschland durch einen der faschistischen Ideologie zugrunde liegenden totalen Herrschaftsanspruch begründen lassen, ihre je eigenen Ausprägungen jedoch mit den politisch-sozialen Entwicklungen der beiden Regime korrespondierten und dadurch nicht unerhebliche Unterschiede vor allem hinsichtlich ihrer gesellschaftlichen Durchdringung und hinsichtlich ihrer ideologischen Rigorosität aufwiesen.

Darüber hinaus kann zudem als Vergleichshypothese gelten, daß sich die unterschiedlichen Ausprägungen faschistischer wie nationalsozialistischer Presse- und Rundfunkpolitik im Verlaufe der Beziehungen der beiden Regime wechselseitig radikalisierten und dadurch sukzessive anglichen, wobei das faschistische Italien seine Vorbildfunktion für den Nationalsozialismus immer mehr verlor114 und in die Rolle eines Schülers schlüpfte. Das

»Italia docet« der 20er Jahre115 hatte sich bedingt durch die propagandistischen Erfolge des

nationalsozialistischen Deutschlands in ein »Germania docet« gewandelt, wobei sich der Charakter der Imitation und der Übernahme erfolgreicher Konzepte oder Ideen Ende der 30er Jahre längst in einen innerfaschistischen Kulturkampf verwandelt hatte.116

2 Die Tagespresse im Nationalsozialismus und im italienischen Faschismus

Im folgenden soll nun die Organisation der Tagespresse im Nationalsozialismus und im Faschismus anhand der in der Einleitung entwickelten Kategorien der institutionellen, ökonomischen und inhaltlichen Ebene dargestellt und verglichen werden.117 Da die Ausgangsbedingungen der beiden Regime auf dem Gebiet der Tagespresse ähnlich, auf dem Gebiet des Rundfunks jedoch verschiedenen waren, wie es aus den Vergleichs- und Arbeitshypothesen hervorgegangen ist, werden die beiden Themen separat in zwei eigenen Kapiteln behandelt werden und erst im Schlußkapitel eine spezielle Würdigung erfahren. Auf die Darstellung des zeithistorischen Hintergrundes des Nationalsozialismus wie des Faschismus wurde ausdrücklich verzichtet, um mehr Raum für die Darstellung der Presse-

und Rundfunkgeschichte und für den Vergleich der beiden Länder zu bekommen. Überall dort jedoch, wo der zeithistorische Hintergrund von besonderer Bedeutung für das Verständnis der Pressepolitik ist, wird dieser kurz erläutert und auf weiterführende Literatur verwiesen werden.

Die Darstellung der nationalsozialistischen Presselenkung wird grundsätzlich Ausgangspunkt des Vergleiches sein, wohingegen in die Darstellung der faschistischen Presselenkung bereits immer dort, wo es gegeben erscheint, Vergleichspunkte einfließen sollen. Dieses Vorgehen bietet sich aus zweierlei Gründen an. Zum einen ergibt sich durch die reichhaltige Forschungsliteratur zur NS-Pressepolitik eine gute Ausgangsbasis für die Darstellung und den sich anschließenden Vergleich mit der faschistischen Pressepolitik und zum anderen kann durch die vergleichende Perspektive innerhalb der Darstellung die Fragestellung der Arbeit auch am Einzelfall überprüft werden, auch wenn die Aufgabe einer ausführlichen Vergleichswürdigung erst in einem abschließenden Kapitel behandelt werden soll.

2.1 Chaotische Überorganisation der Presselenkung im Nationalsozialismus

Bereits seit den 60er Jahren kursiert in der wissenschaftlichen Debatte über den Nationalsozialismus die These totalitärer Polykratie,118 wobei sich zwei Richtungen gegenüberstehen. Die eine geht davon aus, daß die vielfältigen Machtstrukturen innerhalb der nationalsozialistischen Herrschaftsausübung letztlich auf einer Kalkulation Hitlers beruhten, durch möglichst viele Kompetenzstreitigkeiten seine eigene Machtposition zu festigen, die andere dagegen nimmt an, daß der Streit um Einfluß und Macht innerhalb des

NS-Staates und nicht Hitlers Machtwille zur inneren Selbstzerstörung und Handlungslähmung der nationalsozialistischen Herrschaft führten.119

Für den Bereich der Tagespressepolitik im Dritten Reich stellt sich die aus dieser Debatte hervorgehende Frage in hohem Maße.120 Wenn auch die hier vorliegende Arbeit diese Debatte nicht in allen ihren Details verfolgen wird, so ist dennoch festzuhalten, daß die Kompetenzprobleme innerhalb der nationalsozialistischen Presseführung so ausgeprägt waren, daß man durchaus von einer „chaotische(n) Überorganisation“121 bzw. einem

„wuchernde(n) Ämter- und Kompetenzchaos“122 der institutionellen Pressekontrolle des

Nationalsozialismus sprechen kann, das einer effektiven Presselenkung eher hinderlich denn hilfreich war.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

der Rundfunkzeitschriften, München, London, New York, hier: S. 246ff.

Neben der institutionellen Presselenkung existierten jedoch im Nationalsozialismus auch noch eine ökonomische und eine inhaltliche Lenkung der Tageszeitungen, die von herausragender Bedeutung waren und die die durch die Kompetenzprobleme hervorgerufenen Ineffizienzen zumindest teilweise ausgleichen konnten. Die hier vorliegende Arbeit wird daher auf alle drei Ebenen der nationalsozialistischen Presselenkung in einzelnen Kapiteln eingehen.

Die institutionelle Presselenkung

Die institutionelle Presselenkung im Dritten Reich vollzog sich im Prinzip auf drei Ebenen. Zum ersten auf der Ebene des Staates, zum zweiten auf der Ebene der Partei und zum dritten auf der Ebene des sog. »Berufsstandes«.123 Die Ebenen selbst waren streng vertikal ausgerichtet, aber nicht strikt voneinander getrennt, sondern im Gegenteil in zentralen Positionen miteinander verwoben. So stand Joseph Goebbels als Reichspropagandaminister, Reichspropagandaleiter der NSDAP und als Präsident der Reichskulturkammer formell allen drei Ebenen vor, wobei er selbst natürlich noch Adolf Hitler als Führer und Reichskanzler unterstellt blieb.

Neben dieser eindeutig hierarchischen Gliederung erwuchsen jedoch vielfältige Kompetenzprobleme, sowohl innerhalb der einzelnen vertikalen Gliederungen als auch zu anderen Ministerien und Organisationen der Partei, was insbesondere ein Ergebnis der Neugründung des Reichsministeriums für Volksaufklärung und Propaganda (im folgenden kurz: RMVP) gewesen war. Denn das seit dem 13. März 1933 eingerichtete RMVP hatte

eine ganze Reihe an Aufgaben von anderen Ministerien und Ämtern geerbt.124 So ging

nicht nur der gesamte Mitarbeiterstab des Preußischen Presseamtes in das neue

Ministerium ein, sondern auch die Presseabteilung des Innenministeriums. Darüber hinaus erhielt das Ministerium die Hoheit über all jene Wirtschaftsfragen, die mit den originären Belangen der Propagandatätigkeit zu tun hatten. Nicht umsonst hatte Goebbels damit geprahlt, daß die gesamte Finanzierung des neu geschaffenen Ministeriums alleine aus den Rundfunkgebühren bestritten werden könne,125 eine Hoheitskompetenz, über die zuvor noch das Reichspostministerium zu entscheiden hatte, das jetzt nur noch mit den technischen Fragen betraut war (siehe hierzu Kapitel 3).

Der größte Widerstand jedoch erwuchs dem RMVP einerseits aus den rivalisierenden Abteilungen des Auswärtigen Amtes (im folgenden kurz: AA), insbesondere ab 1938 unter der Leitung des Außenministers Joachim von Ribbentrop,126 und andererseits von den neben Goebbels ebenfalls im Rang eines »Reichsleiters« stehenden Max Amann und Otto Dietrich. Der vertikalen Gliederung des Presselenkungssystems folgend, waren zwar sowohl Amann als »Reichsleiter für die Presse« und »Präsident der Reichspressekammer«

als auch Dietrich als »Reichspressechef der NSDAP« und ab 1937 als »Pressechef der Reichsregierung« Goebbels de jure unterstellt, de facto aber konnten sie eine eigene Pressepolitik betreiben. Amanns Einfluß auf die Tagespresse erstreckte sich vor allem auf die ökonomische Kontrolle durch die Zerschlagung und den Besitz größerer und kleinerer Zeitungsverlage (siehe hierzu den Abschnitt über die ökonomische Lenkung der Tagespresse), und Dietrich konnte durch sein besonders enges Verhältnis zu Hitler immer

wieder Politik über »Führerentscheide«127 machen, da Dietrich während der Kriegsjahre –

anders als Goebbels – stets im ständig wechselnden Führerhauptquartier anwesend war. Mit seiner »Tagesparole des Reichspressechefs«, die ab 1940 parallel zu den Pressekonferenzen des RMVP und des AA als eine weitere Presseanweisungsform eingeführt wurde, hatte Dietrich schließlich einen nicht geringen Einfluß auf die täglich in den Tageszeitungen veröffentlichte Meinung (siehe hierzu auch den Abschnitt zur inhaltlichen Lenkung).

Das RMVP selbst war streng hierarchisch gegliedert und besaß neben den horizontal arbeitenden Hauptabteilungen für Propaganda, Bildende Kunst, Schrifttum, Sport, Rundfunk (siehe dazu das Kapitel 3) und Presse noch 32 bzw. 42 regional arbeitende Reichspropagandaämter,128 mit denen wiederum die Vermengung von Partei, Staat und Berufsstand deutlich wird, die sich nicht selten in personeller Doppelbesetzung niederschlug. Denn die Pressereferenten in den Reichspropagandaämtern waren oft auch

Leiter des Gaupresseamtes und damit neben der Tätigkeit als Pressechef des Gauleiters zusätzlich noch »Hauptschriftleiter« einer regionalen Parteizeitung.129 Außerdem vereinigte der Leiter des Reichspropagandaamtes bzw. des Gaupropagandaamtes noch das Amt des Landeskulturverwalters, das heißt der lokalen Aufsichtsbehörde der Reichskulturkammer, in seiner Person,130 so daß durch die staatliche, parteiliche und berufsständische Ämterhäufung nicht selten Kompetenzprobleme auftraten. Denn der Gaupropagandaleiter war eben nicht nur dem Gauleiter verantwortlich, sondern durchaus in Konkurrenz dazu auch in seiner Funktion als Leiter des Reichspropagandaamtes Goebbels. Durch diese Konstellation konnte es innerhalb der Nachrichtenhierarchie und damit der öffentlichen Meinungslenkung im Dritten Reich zu ungewöhnlichen Situationen kommen, in denen etwa den Gauleitern Informationen des Deutsches Nachrichtenbüros (im folgenden kurz: DNB) verwehrt wurden, die den Reichspropagandaämtern standardmäßig zugänglich waren.131

Die Hauptaufgabe des Presselenkungssystems innerhalb des RMVP wurde überwiegend durch die zentrale Abteilung »Presse« geleistet, die wiederum in die Abteilung »Deutsche Presse« und »Auslandspresse« aufgespalten war, wobei die Abteilung »Auslandspresse«

Boelcke, Willi A. 1966: Kriegspropaganda 1939-1941. Geheime Ministerkonferenzen im Reichspropagandaministerium, Stuttgart, hier: S. 185. Für eine graphische Übersicht des RMVP siehe: Sösemann, Bernd 1999: Stichwort: Nationalsozialismus, in: Corsten, Severin (Hrsg.), Lexikon des gesamten Buchwesens, Stuttgart, S. 307-319, hier: S. 308 und 312.

„vertrauenswürdigen Schriftleitern“ zugänglich waren und lediglich die fünft höchste Geheimhaltungsstufe darstellten. Vgl. Uzulis, André 1995: Nachrichtenagenturen, Frankfurt a. M., New York, hier: S. 205f.

am häufigsten mit der entsprechenden Abteilung des AA in Konflikt kam. Die beiden Abteilungen des Ministeriums standen in direkter Verbindung mit den Reichspropagandaämtern und mit dem DNB, das nach der „Zwangsfusionierung“132 von Wollfs Telegraphischem Bureau und der Telegraphen-Union eines der zentralsten Instrumente der inhaltlichen Lenkung wurde.

[...]


1 Einen Überblick über den europäischen sozialgeschichtlichen Vergleich und die steigende Anzahl von komparatistischen Arbeiten bietet: Kaelble, Hartmut 1996: Vergleichende Sozialgeschichte des 19. und 20. Jahrhunderts: Forschungen europäischer Historiker, in: Haupt, Heinz-Gerhard; Kocka, Jürgen (Hrsg.), Geschichte und Vergleich. Ansätze und Ergebnisse international vergleichender Geschichtsschreibung, Frankfurt, New York, S. 91-130, hier S. 94ff. Eine Typologie des Vergleichs findet sich in: Kaelble, Hartmut 1999: Der historische Vergleich. Eine Einführung zum 19. und 20. Jahrhundert, Frankfurt, speziell S. 35ff.

2 Darunter nicht nur in der deutschen, sondern auch in der traditionell auf diesem Gebiet stark vertretenen anglo-amerikanischen Geschichtswissenschaft. Vgl. hierzu die jüngst erschienenen Arbeiten von: De Grand, Alexander J. 1995: Fascist Italy and Nazi Germany. The "fascist" style of rule, New York. Daneben: Bessel, Richard 1996: Fascist Italy and Nazi Germany. Comparisons and contrasts, Cambridge, New York. Einen allgemeinen Forschungsüberblick zur anglo-amerikanischen Faschismusforschung bietet: Blinkhorn, Martin 1994: Mussolini und das faschistische Italien, Mainz, hier: S. 65ff, speziell: S. 73f. Daneben: Coppa, Frank J.; Roberts, William 1990: Modern Italian History. An Annotated Bibliography, New York, London, hier: S. 148ff.

3 Der totalitarismustheoretische Ansatz galt, trotz seiner z.T. auch gewinnbringenden Ergebnisse, als ideologisch dem Kalten Krieg verdächtiges Vergleichsinstrument. Eine aktuelle Übersicht bietet: Wippermann, Wolfgang 1997b: Totalitarismustheorien. Die Entwicklung der Diskussion von den Anfängen bis heute, Darmstadt. Für einen sehr frühen, aber durchaus anregenden typologischen und totalitarismustheoretischen Vergleich siehe: Germino, Dante 1984: Der italienische Faschismus in vergleichender Perspektive, in: Nolte, Ernst (Hrsg.), Theorien über den Faschismus, Königstein, S. 426- 448. Im Original: Germino, Dante L. 1959: The Italian Fascist Party In Power, Minnesota.

4 Faschismustheoretische Vergleiche galten als zu einseitig dem marxistischen Weltbild verhaftet, siehe: Wippermann, Wolfgang 1997a: Faschismustheorien. Die Entwicklung der Diskussion von den Anfängen bis heute, Darmstadt 7, hier: S. 7ff.

5 Vgl. 1995: Historikerstreit. Die Dokumentation der Kontroverse um die Einzigartigkeit der nationalsozialistischen Judenvernichtung, München9, hier S. 45ff. Eigentlich ging es lediglich um die Fragestellung Noltes, ob Hitler eine „asiatische Tat“ vollbracht habe, Auschwitz mithin als eine Reaktion auf den Archipel GULag zu verstehen sei.

6 Vgl. Nolte, Ernst 1963: Der Faschismus in seiner Epoche. Die Action française, der italienische Faschismus, der Nationalsozialismus, München.

7 De Felice, Renzo 1980: Die Deutungen des Faschismus, Göttingen, hier S. 18. Im italienischen Original: De Felice, Renzo 1969: Le interpretazioni del fascismo, Bari.

8 Vgl. De Felice, Renzo 1977: Der Faschismus. Ein Interview von Michael A. Ledeen, Stuttgart, hier: S. 30.

9 Zum Forschungsstand der vergleichenden Faschismusforschung siehe: Dipper, Christof; Hudemann, Rainer; Petersen, Jens 1998: Vergleichende Faschismusforschung - Schwerpunkt, Tendenzen, Hypothesen, in: Dipper, Christof; Hudemann, Rainer; Petersen, Jens (Hrsg.), Faschismus und Faschismen im Vergleich. Wolfgang Schieder zum 60. Geburtstag, Köln, S. 9-21, hier: S. 12.

10 De Felice, Renzo 1977: Der Faschismus, Stuttgart, hier: S. 30.

11 Zu dem aus De Felices Thesen in Italien entstandenen Historikerstreit siehe: Schieder, Wolfgang 1990: Faschismus als Vergangenheit. Streit der Historiker in Italien und Deutschland, in: Pehle, Walter H. (Hrsg.), Der historische Ort des Nationalsozialismus, Frankfurt, S. 135-154, hier. S. 145.

12 Diese Tendenz bemängelt auch: De Grand, Alexander J. 1995: Fascist Italy, New York, hier S. 2.

13 Dies taten im übrigen weder De Felice noch Nolte, aber wie Wolfgang Wippermann zu Recht bemerkt, geriet die Faschismusforschung in den 70er Jahren zunehmend in den Sog eines medienwirksamen Diskurses, in dem der Begriff des Faschismus zu einem reinen Schlagwort degenerierte: Wippermann, Wolfgang 1997a: Faschismustheorien, Darmstadt 7, hier: S. 8.

14 Haupt, Heinz-Gerhard; Kocka, Jürgen 1996: Geschichte und Vergleich. Ansätze und Ergebnisse international vergleichender Geschichtsschreibung, Frankfurt, New York, hier: S 9.

15 Den wohl besten Zugriff auf das Phänomen des europäischen Faschismus bietet: Schieder, Wolfgang 1968: Stichwort: Faschismus, in: Kernig, C. D. (Hrsg.), Sowjetsystem und demokratische Gesellschaft. Eine vergleichende Enzyklopädie, Freiburg, S. 438-478.

16 Dipper, Christof; Hudemann, Rainer; Petersen, Jens 1998: Faschismusforschung, in: Dipper, Christof; Hudemann, Rainer; Petersen, Jens (Hrsg.), Faschismus und Faschismen im Vergleich. Wolfgang Schieder zum 60. Geburtstag, Köln, S. 9-21, hier: S. 15.

17 So Richard Bessel in seinem Vorwort zu einem Tagungsband in Andenken an Tim Mason: Bessel, Richard 1996: Fascist Italy, Cambridge, New York, hier: S. 5.

18 Vgl. Wippermann, Wolfgang 1997a: Faschismustheorien, Darmstadt 7, hier: S. 11ff. So auch: Martin, Bernd 1981: Zur Tauglichkeit eines übergreifenden Faschismus-Begriffes, Ein Vergleich zwischen Japan, Italien und Deutschland, in: Vierteljahreshefte für Zeitgeschichte (29) 1981, S. 48-73, hier: S. 49f.

19 Kocka, Jürgen 1996: Historische Komparatistik in Deutschland, in: Haupt, Heinz-Gerhard; Kocka, Jürgen (Hrsg.), Geschichte und Vergleich. Ansätze und Ergebnisse international vergleichender Geschichtsschreibung, Frankfurt, New York, S. 47-60, hier: S. 57.

20 Kaelble, Hartmut 1999: Vergleich, Frankfurt, hier: S. 36ff.

21 Dem Vorschlag Bernd Martins folgend soll hier und im folgenden durchaus zur begrifflichen Klarheit der Terminus faschistisch für die Regierungszeit der italienischen Faschisten und der Terminus nationalsozialistisch für die Regierungszeit der deutschen Nationalsozialisten Verwendung finden, das hindert uns jedoch keineswegs unter den oben genannten Vorüberlegungen daran, von einer Epoche des Faschismus auszugehen: Martin, Bernd 1981: Tauglichkeit, in: Vierteljahreshefte für Zeitgeschichte (29) 1981, S. 48-73, hier: S. 73.

22 Diese Definitionen gibt es zur Genüge, siehe: Wippermann, Wolfgang 1997a: Faschismustheorien, Darmstadt 7, hier: S 58ff.

23 So schon Angelo Tasca in: Tasca, Angelo 1969: Glauben, gehorchen, kämpfen. Aufstieg des Faschismus in Italien, Wien, hier: S. 374.

24 Dipper, Christof; Hudemann, Rainer; Petersen, Jens 1998: Faschismusforschung, Köln, S. 9-21, hier:

S. 9.

25 Gentile, Emilio 1991: Partei, Staat und Duce in der Mythologie und der Organisation des Faschismus, in: Bracher, Karl Dietrich; Valiani, Leo (Hrsg.), Faschismus und Nationalsozialismus, Berlin, S. 195-216, hier: S. 196. Zuletzt: Gentile, Emilio 1998: Der Liktorenkult, in: Dipper, Christof; Hudemann, Rainer; Petersen, Jens (Hrsg.), Faschismus und Faschismen im Vergleich. Wolfgang Schieder zum 60. Geburtstag, Köln, S. 247-262.

26 So der Titel einer recht frühen Dissertation bei und in Ergänzung der Thesen Walter Hagemanns: Schmeer, Karlheinz 1956: Die Regie des öffentlichen Lebens im Dritten Reich, München.

27 Diese Einteilung der Massenkommunikationsmedien bietet sich vor allem für synchrone und einseitig wirkende Medien an. Der qualitative Unterschied der tertiären zu den sekundären Medien besteht darin, daß

28 Zur Zeitungslandschaft am Ende der Weimarer Republik siehe: Friedrich, Thomas 1992: Die Berliner Zeitungslandschaft am Ende der Weimarer Republik, in: Kerb, Diethart; Stahr, Heinrich (Hrsg.), Das letzte Jahr der Weimarer Republik, Berlin, S. 56-67. Zur Pressevielfalt: De Mendelssohn, Peter 1982: Zeitungsstadt Berlin. Menschen und Mächte in der Geschichte der deutschen Presse, Frankfurt, Berlin, Wien.

29 Diese Modernität stand - für den Nationalsozialismus mehr noch als für den Faschismus - in einem merkwürdigen Widerspruch von atavistischer Ideologie und einer modernistischen Revolution der Zwecke und Mittel, wie David Schoenbaum an der Sozialordnung des Dritten Reiches zeigen konnte: Schoenbaum, David 1999: Die braune Revolution. Eine Sozialgeschichte des Dritten Reiches, Berlin.

30 Zwei andere Massemedien - das Fernsehen und das Kino - wurden absichtlich nicht in den Vergleich miteinbezogen, da im Falle des Fernsehens in Italien noch gar nicht, in Deutschland nur mit sehr beschränkter Breitenwirkung gesendet wurde (150.000 Zuschauer zu den Olympischen Spielen in Berlin und Leipzig) und im Falle des Kinos zwar in beiden Ländern eine beachtliche Popularität u.a. durch die Wochenschauen erzielt wurde, aber anders als beim Radio nicht von einer omnipräsenten, politischen Durchdringung gesprochen werden kann. Das Kino war vornehmlich auf die Städte beschränkt. Vgl.

31 Diese Entwicklung ist auch als eine zunehmende Konkurrenzsituation beschrieben worden, vgl: Kohlmann-Viand, Doris 1991: NS-Pressepolitik im Zweiten Weltkrieg. Die "Vertraulichen Informationen" als Mittel der Presselenkung, München, New York, hier: S. 123ff.

32 Der Begriff der »omnipräsenten Aufmerksamkeitsdiktatur« soll im abschließenden Kapitel wieder aufgenommen und anhand des Vergleiches verifiziert werden.

33 Kaelble, Hartmut 1999: Vergleich, Frankfurt, hier: S. 115.

34 In medienwissenschaftlicher Diktion ist diese Definition des Begriffes Rundfunk nicht zutreffend, da Rundfunk den Bereich des Fernsehens mitmeint. Der Bereich des Radios wird dagegen als Hörfunk bezeichnet. Unter Berücksichtigung des historischen Kontextes aber, in dem vom Radio ausschließlich als Rundfunk die Rede war, soll im folgenden von Rundfunk immer im Sinne des Radios gesprochen werden. Vgl. Faulstich, Werner; Rückert, Corinna 1993: Mediengeschichte in tabellarischem Überblick von den Anfängen bis heute, Bardowick, hier: S. 445. Und: Faulstich, Werner 1991: Medientheorien, Göttingen, hier: S. 253.

35 Nach: Sösemann, Bernd; Schulz, Jürgen Michael 1994: Nationalsozialismus und Propaganda. Das Konzentrationslager Oranienburg in der Anfangsphase totalitärer Herrschaft, in: Mosch, Günter (Hrsg.), Konzentrationslager Oranienburg, Oranienburg, S. 78-94, hier: S. 81.

36 So etwa für das Deutsche Kaiserreich: Wehler, Hans-Ulrich 1996c: Deutsche Gesellschaftsgeschichte. Band 3: Von der »Deutschen Doppelrevolution« bis zum Beginn des Ersten Weltkrieges 1849-1914, München, hier: S. 1232ff.

37 Neben der Geschichtswissenschaft sind dies vornehmlich die Publizistik und die Kommunikationswissenschaft, die Sozialwissenschaft und die Kulturwissenschaft, aber auch die Rechtswissenschaft und die Psychologie, wobei die Trennlinien zwischen den Disziplinen oft unscharf sind, was sich auch in der über viele Bibliotheken verstreuten Literatur widerspiegelt. Für den Rundfunk detailliert beschrieben bei: Dussel, Konrad 1999: Deutsche Rundfunkgeschichte. Eine Einführung, Konstanz, hier: S. 12ff.

38 Der Untersuchungszeitraum wurde für den Nationalsozialismus wie für den Faschismus strikt auf seine

39 Zum Begriff des Hör- bzw. Rundfunks vgl. Anmerkung: 34.

40 Eine Bibliographie hierzu und zur Literatur bis 1969 findet sich in: Heimpel, Hermann; Guess, Herbert 1969: Dahlmann-Waitz. Quellenkunde der deutschen Geschichte. Bibliographie der Quellen und der Literatur zur deutschen Geschichte, Stuttgart 10, hier: Abschnitt 36, 1-396 und Abschnitt 55, 1-114. Daneben: Hagelweide, Gert 1993: Literatur zur deutschsprachigen Presse. Eine Bibliographie. Band 4: 33165-47705, München, hier: S. 414ff. Hilfreich, auch zur Weltpresse: Holtz-Bacha, Christina 1985: Publizistik-Bibliographie, Konstanz, hier: S. 156ff.

41 Schmeer, Karlheinz 1956: Regie, München.

42 Hagemann, Walter 1948: Publizistik im Dritten Reich. Ein Beitrag zur Methode der Massenführung, Hamburg.

43 So u.a.: Kessemeier, Carin 1967: Der Leitartikler Goebbels in den NS-Organen "Der Angriff" und "Das Reich", Münster. Wittek, Bernhard 1962: Der britische Ätherkrieg gegen das Dritte Reich. Die deutschsprachigen Kriegssendungen der British Broadcasting Corporation, Münster. Epping, Heinz 1954: Die NS-Rhetorik als politisches Kampf- und Führungsmittel. Ihre organisatorische Entwicklung, Bedeutung und Wirkung. Ein Beitrag zur Publizistik im Dritten Reich, Münster. Koerner, Ralf Richard 1955: Die publizistische Behandlung der Österreichfrage und die Anschlußvorbereitungen in der Tagespresse des Dritten Reiches, Münster. Für weitere Arbeiten siehe: Toepser-Ziegert, Gabriele 1984:

44 siehe: Vondung, Klaus 1971: Magie und Manipulation. Ideologischer Kult und politische Religion des Nationalsozialismus, Göttingen.

45 Bramsted, Ernest Kohn 1971: Goebbels und die nationalsozialistische Propaganda 1924-1945, Frankfurt a.M.

46 Zuletzt: Gillessen, Günther 1986: Auf verlorenem Posten. Die Frankfurter Zeitung im Dritten Reich, Berlin. Aber auch folgende Dissertationen: Diel, Helmut 1960: Grenzen der Presselenkung und Pressefreiheit im Dritten Reich untersucht am Beispiel der 'Frankfurter Zeitung', Freiburg i.Br. Sowie: Hepp, Fred 1950: Der geistige Widerstand im Kulturteil der Frankfurter Zeitung gegen die Diktatur des totalen Staates, München.

47 Hale konnte u.a. Max Amann vernehmen. Hale, Oron James 1965: Presse in der Zwangsjacke 1933-1945, Düsseldorf. Im Original: Hale, Oron James 1964: The captive press in the Third Reich, Princeton.

48 Abel, Karl-Dietrich 1968: Presselenkung im NS-Staat. Eine Studie zur Lenkung der Publizistik in der nationalsozialistischen Zeit, Berlin.

49 Hagemanns Arbeit enthält einen sehr großen Anmerkungsapparat, der anschauliche Beispiele der Presseanweisungen liefert; allerdings liegt der Schwerpunkt eher auf der Zeit des Krieges. Hagemann, Jürgen 1970: Die Presselenkung im Dritten Reich, Bonn.

50 Siehe: Bohrmann, Hans 1984: NS-Presseanweisungen der Vorkriegszeit. Edition und Dokumentation,

51 Die Arbeit ist eher medienwissenschaftlich orientiert, enthält dafür jedoch eine in dezidiert historischen Studien seltener anzutreffende Zusammenfassung der ökonomischen Presselenkung: Pürer, Heinz; Raabe, Johannes 1994: Medien in Deutschland. Band 1: Presse, München. Einen eher journalistisch ausgerichteten, aber aktuellen Überblick liefert auch: Pross, Harry 2000: Zeitungsreport: Deutsche Presse im 20. Jahrhundert, Weimar, hier: S. 77ff.

52 Die Arbeit gliedert die reichsdeutschen Tageszeitungen auf in: demokratische, bürgerlich-konservative, konfessionelle Zeitungen und in die Parteipresse: Frei, Norbert; Schmitz, Johannes 1989: Journalismus im Dritten Reich, München.

53 Kohlmann-Viand, Doris 1991: NS-Pressepolitik, München, New York. Ab den Seiten 20ff. findet sich zudem ein recht aktueller Forschungsüberblick, der allerdings ein wenig durch den scharfen Ton gegenüber den besprochenen Arbeiten geschmälert wird. Von der gleichen Autorin: Kohlmann, Doris 1983: Die Endphase der "Machtergreifung" und die nationalsozialistische Presselenkung, Münster.

54 Die Anweisungen wurden entgegen dem ausdrücklichen Vernichtungsbefehl aufbewahrt. Vgl. die Schilderung Sängers in: Wulf, Joseph 1983: Presse und Funk im Dritten Reich. Eine Dokumentation, Frankfurt a.M., hier: S. 81ff.

55 Der Unterschied der Sammlung Oberheitmann zu der von Brammer und Sänger besteht darin, daß in der Sammlung Brammer und Sänger Anweisungen zusammen kommen, die auf der Reichspressekonferenz erteilt wurden, in der Sammlung Oberheitmann sich jedoch die sogenannten Vertraulichen Informationen (V.I.) befinden, die über die Gaupropagandaämter an jene regionalen Tageszeitungen, hier an das Weilburger Tageblatt, verteilt wurden, die sich keinen eigenen Korrespondenten in Berlin leisten konnten. Vgl. Kohlmann-Viand, Doris 1991: NS-Pressepolitik, München, New York, hier: S. 89ff. Allgemeiner: Toepser-Ziegert, Gabriele 1984: NS-Presseanweisungen, München, New York, hier: S. 53ff. Eine Übersicht über sonst noch relevante Sammlungen aus dem RMVP: Boberach, Heinz 1991: Inventar archivalischer Quellen des NS-Staates. Die Überlieferung von Behörden und Einrichtungen des Reichs, der Länder und der NSDAP, München, New York, hier: S. 261ff.

56 Uzulis, André 1995: Nachrichtenagenturen im Nationalsozialismus. Propagandainstrumente und Mittel der Presselenkung, Frankfurt a. M., New York. Hier findet sich zugleich auch der aktuellste

57 Schumacher, Martina 1998: Ausländische Nachrichtenagenturen in Deutschland vor und nach 1945, Köln, hier: S. 27ff. Dem Thema der ausländischen Journalisten im Dritten Reich hatte sich zuvor auch schon Bramsted angenommen: Bramsted, Ernest Kohn 1971: Goebbels, Frankfurt a.M., hier: S. 175ff. Speziell zu den amerikanischen Korrespondenten in Berlin: Müller, Carmen 1997: Weimar im Blick der USA. Amerikanische Auslandskorrespondenten und öffentliche Meinung zwischen Perzeption und Realität, Münster, hier: S. 371ff.

58 Müsse, Wolfgang 1995: Die Reichspresseschule. Journalisten für die Diktatur? Ein Beitrag zur Geschichte des Journalismus im Dritten Reich, München.

59 Faustmann, Uwe Julius 1990: Die Reichskulturkammer. Aufbau, Funktion und rechtliche Grundlagen einer Körperschaft des öffentlichen Rechts im nationalsozialistischen Regime, Bonn.

60 Pohle, Heinz 1955: Der Rundfunk als Instrument der Politik. Zur Geschichte des deutschen Rundfunks von 1923/38, Hamburg. Pohle hatte auch schon sehr früh über den NS-Pressetrust geschrieben: Pohle, Heinz 1947: Presse in Fesseln. Eine Schilderung des NS-Pressetrusts, Berlin. Es ist damit die erste Veröffentlichung zu diesem Thema. Die anonym veröffentlichte Arbeit Fritz Schmidts, Verantwortlicher für die Papierrationierung im Verwaltungsamt Max Amanns, folgte erst ein Jahr später. Siehe: Schmidt, Fritz (anonym) 1948: Presse in Fesseln. Gemeinschaftsarbeit des Verlages auf Grund authentischen Materials, Berlin.

61 Monticone, Alberto; Parola, Luigi 1978: Il fascismo al microfono. Radio e politica in Italia (1924-1945), Roma, hier: S. VIII, Anmerkung 2.

62 Vgl. Rimmele, Dorette 1975: Anspruch und Realität nationalsozialistischer Rundfunkarbeit vor 1933 in Hamburg, in: Lerg, Winfried B. (Hrsg.), Rundfunk und Politik 1923 bis 1973, Berlin, S. 135-157.

63 Hier vor allem die Arbeit Schüttes, die sich dezidiert mit der Gleichschaltung der Länder und der Zentralisierung des Rundfunks beschäftigt: Schütte, Wolfgang 1971: Regionalität und Föderalismus im Rundfunk. Die geschichtliche Entwicklung in Deutschland 1923-1945, Frankfurt a.M.

64 Diller, Ansgar 1980: Rundfunkpolitik im Dritten Reich, München.

65 Speziell für die Kriegsjahre: Klingler, Walther 1983: Nationalsozialistische Rundfunkpolitik 1942-1945. Organisation, Programm und die Hörer, Mannheim.

66 Boelcke, Willi A. 1977: Die Macht des Radios. Weltpolitik und Auslandsrundfunk 1924-1976, Frankfurt a.M., Berlin, Wien.

67 Als DDR-Historiker vertrat Klaus Scheel wohl am deutlichsten die These einer allmächtigen Propagandamaschinerie, die zudem im Dienste der „Monopole“ gestanden habe: Scheel, Klaus 1970: Krieg über Ätherwellen. NS-Rundfunk und Monopole 1933-1945, Berlin. Daneben: Scheel, Klaus 1969: Meinungsmanipulierung im Faschismus, in: Zeitschrift für Geschichtswissenschaft (17) 1969, S. 1283- 1303. Und: Scheel, Klaus 1979: Faschistische Kulturpropaganda im zweiten Weltkrieg. Ihr Einsatz zur Irreführung des deutschen Volkes während der ersten Kriegsjahre (1939-1941), in: Jahrbuch für Volkskunde und Kulturgeschichte (21) 1979, S. 99-119. Neuerdings: Scheel, Klaus 1993: Quellen zur Geschichte des nationalsozialistischen Rundfunks im "Sonderarchiv" Moskau, in: Mitteilungen Studienkreis Rundfunk und Geschichte (19) 1993, S. 192-200.

68 Dussel, Konrad 1999: Rundfunkgeschichte, Konstanz. Vom gleichen Autor liegt zudem eine Quellenedition zur Programmgeschichte des Rundfunks vor: Dussel, Konrad; Lersch, Edgar 1999: Quellen zur Programmgeschichte des deutschen Rundfunks und Fernsehens, Göttingen.

69 Die Arbeit ist medienwissenschaftlich konzipiert, beinhaltet dafür jedoch ein in historischen Arbeiten schwerer zu findendes Kapitel zur technischen Entwicklung bis 1945: Stuiber, Heinz-Werner 1998: Medien in Deutschland. Band 2: Rundfunk, Konstanz, hier: S. 46-68.

70 Dahl, Peter 1983: Sozialgeschichte des Rundfunks für Sender und Empfänger, Hamburg. Vgl. auch vom selben Autor: Dahl, Peter 1978: Arbeitersender und Volksempfänger. Proletarische Radio-Bewegung und bürgerlicher Rundfunk bis 1945, Frankfurt a. M., hier: S: 105ff. Daß es bisher wenig auf diesem Gebiet gibt, zeigt auch eine 1994 in der Schweiz organisierte internationale Konferenz, auf der es dezidiert um sozial- und kulturhistorische Zugänge zur Radiogeschichte ging, vgl. Mäusli, Theo 1996: Schallwellen. Zur Sozialgeschichte des Radios, Zürich.

71 Dahl kam zu dem Ergebnis, daß die Hörer lediglich als „Störfaktor“ im deutschen Rundfunk betrachtet wurden und auf ihre Wünsche kaum eingegangen wurde. Allerdings gab es durchaus eine nationalsozialistische Erhebung der eigenen Propagandaffektivität, die die Stimmung unter den Hörern zusammentrug. Ihr Einfluß auf die NS-Rundfunkpolitik ist allerdings noch nicht systematisch untersucht worden. Vgl. Pohle, Heinz 1955: Rundfunk, Hamburg, S. 330ff. Zur den Ursprüngen der Rundfunkwirkungsforschung siehe: Prokop, Dieter 1995: Medien-Macht und Massen-Wirkung. Ein geschichtlicher Überblick, Freiburg im Breisgau, hier: S. 147ff.

72 Zur sicherheitsdienstlichen Erkundung der Hörermeinung im Dritten Reich vgl. Bessler, Hansjörg 1980: Hörer- und Zuschauerforschung, München, hier S. 34ff.

73 Paul, Gerhard 1990: Bilder, Bonn.

74 Gerade das Hörfunkprogramm eignet sich besonders gut zu einer datenbankgestützten Auswertung, erfordert jedoch wegen der Fülle des vorhandenen Materials in Form von mehreren tausend Programmheften einen außerordentlichen Arbeitsaufwand. Vgl. hierzu, insbesondere auch für die zur Auswertung gewählten Kategorien von Reante Schumacher: Leonhard, Joachim-Felix 1997: Programmgeschichte des Hörfunks in der Weimarer Republik, München, hier: S. 340ff. Daneben läßt sich eine Programmgeschichte des Hörfunks aber auch umfassender verstehen, wie sie in Form einer zeitgeschichtlichen Einbettung immer wieder gefordert wird, vgl. Abich, Hans 1988: Der große Bausch hat seine Programmgeschichte noch nicht hergegeben. Erinnerungen an Personen als Versuch einer Bilanz, in: Reimers, Karl Friedrich; Steinmetz, Rüdiger (Hrsg.), Rundfunk in Deutschland - Entwicklungen und Standpunkte, München, S. 41-56. Einen ersten Ansatz für das Dritte Reich bietet: Münkel, Daniela 1998: Produktionssphäre, in: Marßolek, Inge; Saldern, Adelheid von (Hrsg.), Zuhören und Gehörtwerden I: Radio im Nationalsozialismus. Zwischen Lenkung und Ablenkung, Tübingen, S. 45-128, hier: S: 96ff.

75 Marßolek, Inge; Saldern, Adelheid von (Hrsg.) 1998: Zuhören und Gehörtwerden I: Radio im Nationalsozialismus. Zwischen Lenkung und Ablenkung, Tübingen, hier: S. 21.

76 So der Titel Hans-Ulrich Thamers, der sich in einem Kapitel ebenfalls mit den Propagandamethoden der Nationalsozialisten beschäftigt: Thamer, Hans-Ulrich 1994: Verführung und Gewalt. Deutschland 1933- 1945, Berlin.

77 Reichel, Peter 1994: Schein, Frankfurt a.M. Mit dem Begriff der Faszination sollte man freilich spätestens seit der Rede Philip Jenningers auch als Historiker mit Vorsicht umgehen.

78 Als aktuellsten Forschungsüberblick siehe: Petersen, Jens; Schieder, Wolfgang 1998: Das faschistische Italien als Gegenstand der Forschung, in: Petersen, Jens; Schieder, Wolfgang (Hrsg.), Faschismus und Gesellschaft in Italien. Staat, Wirtschaft, Kultur, Köln, S. 9-19. Vgl. auch Anmerkungen: 9 und 11.

79 Vgl. hierzu die Besprechung Jens Petersens: Petersen, Jens 1997a : Die Axt an den Mythos legen, Italiens überschätzte "Resistenza": Das zeitgeschichtliche Erbe von Renzo De Felice, in: Frankfurter Allgemeine Zeitung, vom: 24.12.1997, S. 24.

80 Schieder, Wolfgang 1990: Vergangenheit, in: Pehle, Walter H. (Hrsg.), Der historische Ort des Nationalsozialismus, Frankfurt, S. 135-154, hier: S. 144.

81 Cannistraro, Philip V. 1975: La fabbrica del consenso. Fascismo e mass media, Roma, Bari. Vgl. auch vom selben Autor: Cannistraro, Philip 1970: Burocrazia e politica culturale nello stato fascista: Il Ministero della cultura popolare, in: Storia contemporanea I (2) 1970, S. 273-298.

82 Einen wirklich nur kursorischen Überblick bietet: Dickmann, Elisabeth 1982: Die Rezeption Giuseppe Mazzinis im italienischen Faschismus, Frankfurt a. M., hier: S. 1-6, 16-17 und 33-38. Außerdem geht Jens Petersen auf das Presseanweisungssystem ein, um den Aufbau des »Duce«-Mythos zu beschreiben: Petersen, Jens 2000: Mussolini - der Mythos des allgegenwärtigen Diktators, in: Nippel, Wilfried (Hrsg.), Virtuosen der Macht. Herrschaft und Charisma von Perikles bis Mao, München, S. 155-170, hier: S. 161ff. Darüber hinaus kann zudem mit entsprechender Vorsicht die während der NS-Zeit entstandene Darstellung des Amtsleiters der Reichspressestelle der NSDAP Adolf Dresler herangezogen werden, für die Dresler von Mussolini die Auszeichnung eines »Cavaliere della Corona d’Italia« erhalten hatte und die einen historisch weit gefaßten Überblick über die italienische Pressegeschichte bis 1935 bietet: Dresler, Adolf 1934: Geschichte der italienischen Presse. Teil 3: Von 1900-1935, München. Ansonsten schwer zu findende quantitative Angaben sowie eine Kurzbewertung einzelner Zeitungen bietet: Zeitungswissenschaft, Institut für 1937b: Handbuch der Weltpresse, Berlin, hier: S. 228-243.

83 Murialdi, Paolo 1986: La stampa del regime fascista, Roma. Zuletzt: Murialdi, Paolo 1996: Storia del giornalismo italiano, Bologna, hier vor allem das Kapitel 6: La stampa e la radio del regime fascista, S. 141-184.

84 Monticone, Alberto; Parola, Luigi 1978: fascismo, Roma.

85 Papa, Antonio 1978: Storia politica della radio in Italia, Napoli.

86 Monteleone, Franco 1976: La radio italiana nel periodo fascista. Studio e documenti: 1922-1945, Venezia. Im Nachdruck und in erweiterter Form: Monteleone, Franco 1992: Storia della radio e della televisione in Italia. Societa, politica, strategie, programmi 1922-1992, Venezia. Zur Situation der Rundfunkforschung in Italien, verbunden mit der Forderung nach einer vergleichenden Rundfunkgeschichte: Monteleone, Franco 1996: Criteri per una storia della radio in Italia, in: Mäusli, Theo (Hrsg.), Schallwellen. Zur Sozialgeschichte des Radios, Zürich, S. 109-117.

87 Eine Bibliographie mit weiterer Spezialliteratur findet sich in: De Felice, Renzo 1991: Bibliografia orientativa del fascismo, Roma, hier: S. 32, 213f, 290ff und 473ff. Daneben: Hagelweide, Gert 1998: Literatur zur deutschsprachigen Presse. Band 9: Länder außerhalb des deutschen Sprachraums, München, hier: S: 126ff.

88 Tannenbaums Studie war zudem Vorbild für Cannistraros Darstellung: Tannenbaum, Edward, R. 1972: The Fascist experience. Italian society and culture, 1922-1945, New York. Lytteltons Untersuchung zum Aufstieg des Faschismus behandelt nur den Zeitraum bis 1930, enthält dafür jedoch ein Kapitel zur Pressegeschichte: Lyttelton, Adrian 1987: The seizure of power. Fascism in Italy, 1919-1929, Princeton 2, hier: S. 394-415. Am aktuellsten: Thompson, Doug 1991: State control, Manchester, New York, der sich zumeist auf Cannistraro stützt, hier: S. 117-131. Genereller zur Propaganda, einschließlich der Sportpropaganda: Whittam, John 1995: Fascist Italy, Manchester, New York, hier: S. 88ff.

89 Allerdings ist ein echter Transfervergleich auch bei Andrea Hoffend nicht zu finden, es geht eher um die personellen Beziehungen zwischen Italien und Deutschland: Hoffend, Andrea 1998: Zwischen Kultur- Achse und Kulturkampf. Die Beziehungen zwischen "Drittem Reich" und faschistischem Italien in den Bereichen Medien, Kunst, Wissenschaft und Rassenfragen, Frankfurt a. M., New York. Als gekürzter Artikel enthalten in: Hoffend, Andrea 1999: "Verteidigung des Humanismus"?. Der italienische Faschismus vor der kulturellen Herausforderung durch den Nationalsozialismus, in: Petersen, Jens, Schieder, Wolfgang (Hrsg.), Faschismus und Gesellschaft in Italien. Staat, Wirtschaft, Kultur, Köln, S. 177-199. Ein Beispiel für einen sehr gelungen Transfervergleich: Liebscher, Daniela Giovanna 1999: Organisierte Freizeit als Sozialpolitik, Die faschistische Opera Nazionale Dopolavora und die NS- Gemeinschaft Kraft durch Freude 1925-1939, in: Petersen, Jens, Schieder, Wolfgang (Hrsg.), Faschismus und Gesellschaft in Italien. Staat, Wirtschaft, Kultur, Köln, S. 67-90.

90 Thompson, Doug 1991: State control, Manchester, New York, hier: S. 140-152.

91 Vor allem: Kershaw, Ian 1983: How Effective was Nazi Propaganda?, in: Welch, David (Hrsg.), Nazi Propaganda. The Power and the Limitations, London, S. 180-205, aber auch: Kershaw, Ian 1980: Der Hitler-Mythos. Volksmeinung und Propaganda im Dritten Reich, Stuttgart. Nicht ganz so materialreich, dafür jedoch speziell auf den Rundfunkbereich bezogen argumentiert: Dussel, Konrad 1999:

92 Frei, Norbert 1980: Nationalsozialistische Eroberung der Provinzpresse. Gleichschaltung, Selbstanpassung und Resistenz in Bayern, Stuttgart, hier: S. 11.

93 Vgl. Peukert, Detlev 1981: Alltag unterm Nationalsozialismus, Berlin.

94 Ellul, Jacques 1973: Propaganda. The formation of men's attitudes, New York, hier besonders: S. 277ff.

95 Weiterführende Literatur dazu: Dussel, Konrad 1999: Rundfunkgeschichte, Konstanz, hier: S. 17f. 96 Für die Kommunikationswissenschaft: Maletzke, Gerhard 1998: Kommunikationswissenschaften, Opladen. Für die Medienwirkungsforschung: Maletzke, Gerhard 1981: Medienwirkungsforschung.

Grundlagen, Möglichkeiten, Grenzen, Tübingen.

97 Faulstich, Werner 1991: Medientheorien. Einführung und Überblick, Göttingen. Aktueller: Faulstich, Werner 1998: Grundwissen Medien, München.

98 McLuhan, Marshall 1995: Die magischen Kanäle. Understanding Media, Basel.

99 Dovifat, Emil 1976: Zeitungslehre, Berlin, New York 6.

100 Zur Geschichte Italiens allgemein: Lill, Rudolf 1986: Geschichte Italiens in der Neuzeit, Darmstadt 3, aber auch: Nolte, Ernst 1963: Faschismus, München. Neuer, dafür im Ergebnis etwas dünner: Mantelli, Brunello 1998: Kurze Geschichte des italienischen Faschismus, Berlin. Aus englischer Sicht: Blinkhorn, Martin 1994: Mussolini, Mainz. Handbuchüberblick bietet: Cannistraro, Philip 1982: Historical dictionary of fascist Italy, Westport, London.

101 Ein Indikator hierfür, der sich nicht nur an den Auflagenzahlen der Tageszeitungen ablesen läßt, wie es Tabelle 1 und auch 2 zeigen, ist sicherlich auch die Präsenz der einzelnen Tageszeitungen etwa im Radio. Hier wurde der »Völkische Beobachter« zwar 1930 am 10. häufigsten im Radio zitiert, lag damit aber noch weit hinter den großen demokratischen Zeitungen und auch noch weit hinter anderen Parteipresseerzeugnissen zurück, wie etwa hinter der »Germania« (Zentrum) oder dem »Vorwärts« (SPD), die am häufigsten und am dritthäufigsten im Rundfunk genannt wurden. Vgl. Schumacher, Renate 1997: Programmgeschichte des Hörfunks in der Weimarer Republik, in: Leonhard, Joachim-Felix (Hrsg.), München, S. 423-622, hier: S. 449.

102 Vgl. Friedrich, Thomas 1992: Zeitungslandschaft, in: Kerb, Diethart; Stahr, Heinrich (Hrsg.), Das letzte Jahr der Weimarer Republik, Berlin, S. 56-67, hier: S. 66.

103 Vgl. Nolte, Ernst 1963: Faschismus, München, hier: S. 278.

104 Adrian Lyttelton verweist zu Recht darauf, daß vor allem die Provinzzeitungen erst in den Jahren 1926-28 unter die Kontrolle der Partei gebracht wurden, vgl: Lyttelton, Adrian 1987: power, Princeton 2. Auf der anderen Seite ist es auch richtig, wenn Cannistraro bemerkt, daß mit dem Ende der sozialistischen wie

105 Zu diesem Ergebnis kam die Stichtagsanalyse Karl Ludwig Günsches, der Nachrichten aus der

»Frankfurter Zeitung«, dem »Völkischen Beobachter« und den »Düsseldorfer Nachrichten« zu verschiedenen Anlässen miteinander verglichen hatte. Günsche konnte vor allem für den Oktober 1933 (Schriftleitergesetz) feststellen, daß Nachrichten und Kommentarteile der Zeitungen nicht mehr voneinander getrennt wurden und daß der »polyforme Dialog« der Tageszeitungen in einen »Monolog« übergegangen war. Vgl. Günsche, Karl-Ludwig 1970: Phasen der Gleichschaltung. Stichtags-Analyse deutscher Zeitungen 1933-1938, Osnabrück, hier: S. 88ff.

106 Vollkommen zu Recht bemerkt Bernd Sösemann, daß aufgrund der polykratischen Kompetenzstreitigkeiten in der nationalsozialistischen Staatsordnung von einer „totalen Kommunikationskontrolle“ recht eigentlich nicht gesprochen werden kann, vergessen werden darf dabei jedoch auch nicht, daß diese Kontrolle zumindest dem Anspruch nach existierte, vgl. Sösemann, Bernd 1999: Stichwort: Nationalsozialismus, in: Corsten, Severin (Hrsg.), Lexikon des gesamten Buchwesens, Stuttgart, S. 307-319. Anders: Scheel, Klaus 1979: Kulturpropaganda, in: Jahrbuch für Volkskunde und Kulturgeschichte (21) 1979, S. 99-119.

107 Vgl. Rimmele, Dorette 1975: Rundfunkarbeit, in: Lerg, Winfried B. (Hrsg.), Rundfunk und Politik 1923 bis 1973, Berlin, S. 135-157 und: Pohle, Heinz 1955: Rundfunk, Hamburg, hier: S. 158.

108 Vgl. hierzu die lesenswerte Einleitung Martin Broszats in: Zeitgeschichte, Kolloquien des Instituts für

1983: Der Italienische Faschismus. Probleme und Forschungstendenzen, München, hier: S. 7ff.

109 Vgl. Cannistraro, Philip V. 1975: consenso, Roma, Bari, hier: S. 225.

110 Guglielmo Marćoni (1874-1937) war nicht nur Erfinder zahlreicher radiotechnischer Errungenschaften, sondern unterhielt zudem auch zahlreiche privatwirtschaftliche Unternehmen, von denen eines später neben der amerikanischen „Western Electric“ zum maßgeblichen Träger der URI wurde, vgl. hierzu und die gesamte wirtschaftliche Lage des Radios in Italien der frühen 20er Jahre: Monteleone, Franco 1992: radio, Venezia, hier: S. 18ff.

111 Vgl. Cannistraro, Philip V. 1975: consenso, Roma, Bari, hier: S. 269. Weitere Belege liefert: Murialdi, Paolo 1986: stampa, Roma, hier: S. 116 und Anmerkung 4. Der Vorbildcharakter wird auch ganz besonders von dem Amtsleiter der Reichspressestelle der NSDAP hervorgehoben: Dresler, Adolf 1934: Presse, München, hier: S. 84ff.

112 Auf dem Gebiet der Auslandspropaganda entwickelte sich Italien in den 30er Jahren neben der Sowjetunion zu einer besonders wirksamen Macht: Boelcke, Willi A. 1977: Auslandsrundfunk, Frankfurt a.M., Berlin, Wien, hier: S. 36f.

113 Die Formulierung eines solchen Interesses wird als besonders wichtig hervorgehoben bei: Wehler, Hans- Ulrich 1996a: Deutsche Gesellschaftsgeschichte. Band 1: Vom Feudalismus des Alten Reiches bis zur Defensiven Modernisierung der Reformära 1700-1815, München 3, hier: S. 12ff.

114 Vorbild war der italienische Faschismus allerdings immer nur in seinem „werbenden Erfolg der Gewaltanwendung“ und nicht in einem geistigen Sinne gewesen, so: Hoepke, Klaus Peter 1968: Die deutsche Rechte und der italienische Faschismus. Ein Beitrag zum Selbstverständnis und zur Politik von Gruppen und Verbänden der deutschen Rechten, Düsseldorf, hier: S. 130. Dabei hat der italienische Faschismus wohl mehr durch sein realpolitisches Bestehen und seine theatralische Symbolik als durch seine praktischen Umsetzungsideen als Vorbild gedient. Siehe etwa Hermann Essers euphorische Mussolini-Hitler Parallele im vollbesetzten Hofbräuhaus 1922 oder Reichswehrkommandeur von Lossows Forderung nach einem »Marsch auf Berlin«, nach: Kershaw, Ian 1998: Hitler. 1889 - 1936, Stuttgart, hier:

S. 230 und S. 257. Zur symbolischen und metaphorischen Vorbildfunktion siehe etwa die zeitgenössische Einschätzung bei: Klemperer, Victor 1978: LTI. Notizbuch eines Philologen, Leipzig, hier: S. 55f.

115 Vgl. hierzu: Hoepke, Klaus Peter 1968: deutsche Rechte, Düsseldorf.

116 Hierzu: Hoffend, Andrea 1998: Beziehungen, Frankfurt a. M., New York, hier: S. 427ff.

117 Auf diese drei Felder beschränkt sich auch: Toepser-Ziegert, Gabriele 1984: NS-Presseanweisungen, München, New York, hier: S. 23. Der rechtliche Rahmen wird als Bestandteil des institutionellen Lenkungsapparates beschrieben, auch wenn man ihn durchaus davon getrennt behandeln kann, so: Pürer, Heinz; Raabe, Johannes 1994: Medien, München, hier: S. 68ff. Die von Thomas Bauer vorgeschlagene Kategorie der informellen Lenkung, etwa durch Kameradschaftsabende, wurde wegen der Bewertungsproblematik und fehlendem Material für den italienischen Fall dagegen ausgeklammert, vgl. Bauer, Thomas 1993: Deutsche Programmpresse 1923 bis 1941. Entstehung, Entwicklung und Kontinuität

118 Für eine zusammenfassende Darstellung: Ruck, Michael 1992: Führerabsolutismus und polykratisches Herrschaftsgefüge - Verfassungsstrukturen des NS-Staates, in: Bracher, Karl Dietrich; Funke, Manfred; Jacobsen, Hans Adolf (Hrsg.), Deutschland 1933-1945. Neue Studien zur nationalsozialistischen Herrschaft, Bonn, S. 32-56, hier: S. 39ff. Freilich kann man auch schon die zeitgenössischen Arbeiten Rauschnings und Neumanns als Frühformen dieser Debatte interpretieren. So: Herbst, Ludolf 2000: Der Fall Hitler - Inszenierungskunst und Charismapolitik, in: Nippel, Wilfried (Hrsg.), Virtuosen der Macht. Herrschaft und Charisma von Perikles bis Mao, München, S. 171-191, hier: S. 171.

119 So z.B.: Mommsen, Hans 1976: Stichwort: Der Nationalsozialismus. Kumulative Radikalisierung und Selbstzerstörung des Regimes, Meyers Enzyklopädisches Lexikon, Mannheim 9, S. 785-790, besonders: S. 788.

120 So auch konstatiert bei: Broszat, Martin 2000: Der Staat Hitlers. Grundlegung und Entwicklung seiner inneren Verfassung, München 15, hier: S. 70.

121 So: Longerich, Peter 1992: Nationalsozialistische Propaganda, in: Bracher, Karl Dietrich; Funke, Manfred; Jacobsen, Hans Adolf (Hrsg.), Deutschland 1933-1945. Neue Studien zur nationalsozialistischen Herrschaft, Bonn, S. 291-314, hier: S. 294.

122 Sösemann, Bernd 1999: Stichwort: Nationalsozialismus, in: Corsten, Severin (Hrsg.), Lexikon des gesamten Buchwesens, Stuttgart, S. 307-319, hier: S. 309.

123 Diese drei Ebenen skizzierte bereits Hans Frietzsche, ehemaliger Leiter der Abteilung ‚Deutsche Presse’, 1947 während seiner Haft in Nürnberg. Die Skizze fand im sog. »Wilhelmstraßen-Prozeß« Verwendung. Abgedruckt in: Abel, Karl-Dietrich 1968: Presselenkung, Berlin, hier: S. 108f. Siehe hierzu auch: Abbildung 1.

124 Vgl. exemplarisch: Bramsted, Ernest Kohn 1971: Goebbels, Frankfurt a.M., hier: S. 102. Einen knappen, dafür in den größeren Kontext einordnenden Überblick bietet: Herbst, Ludolf 1996: Das nationalsozialistische Deutschland 1933-1945. Die Entfesselung der Gewalt: Rassismus und Krieg, Frankfurt a. M., hier: S. 85ff.

125 Vgl. Pohle, Heinz 1955: Rundfunk, Hamburg, hier: S. 197. Siehe auch Kapitel 3.1 zur Rundfunkorganisation im Dritten Reich.

126 Am ausführlichsten behandelt bei: Longerich, Peter 1987: Propagandisten im Krieg. Die Presseabteilung des Auswärtigen Amtes unter Ribbentrop, München, hier: S. 126ff.

127 Die entscheidende Rolle von »Führerentscheiden«, »Führererlassen« und »Führerbefehlen« war zum einen Ausdruck einer „führerstaatlichen Verfassungstheorie“, zum anderen aber auch Ergebnis der Kriegsentwicklung. So: Broszat, Martin 2000: Staat Hitlers, München 15, hier: S. 355 und S. 389.

128 Durch die Erweiterung des Reichsgebietes und durch den Verlauf des Krieges bedingt wurde die Anzahl der Ämter permanent erhöht. Vgl. Thamer, Hans-Ulrich 1994: Verführung, Berlin, hier: S. 430 bzw.

129 Vgl. Boelcke, Willi A. 1966: Kriegspropaganda 1939-1941. Geheime Ministerkonferenzen im Reichspropagandaministerium, Stuttgart, hier: S. 152. Und: Bramsted, Ernest Kohn 1971: Goebbels, Frankfurt a.M., hier mit Beispielen: S. 124.

130 Nach: Kohlmann-Viand, Doris 1991: NS-Pressepolitik, München, New York, hier: S. 76ff.

131 So erhielten die Gauleiter ab 1940 keine blauen Informationsbriefe des DNB mehr, die sogar

Ende der Leseprobe aus 142 Seiten

Details

Titel
Die Tagespresse und der Rundfunk im Nationalsozialismus und im italienischen Faschismus im Vergleich
Hochschule
Humboldt-Universität zu Berlin  (Institut für Geschichtswissenschaft)
Note
1,8 (gut)
Autor
Jahr
2000
Seiten
142
Katalognummer
V1174
ISBN (eBook)
9783638107365
ISBN (Buch)
9783640133734
Dateigröße
1378 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Nationalsozialismus, Faschismus, Pressegeschichte, Rundfunkgeschichte, Deutsche Geschichte, Italienische Geschichte, Geschichte des 20. Jahrhunderts, Massenmedien, Propaganda, Zensur, National Sociali
Arbeit zitieren
Björn Hoffmann (Autor:in), 2000, Die Tagespresse und der Rundfunk im Nationalsozialismus und im italienischen Faschismus im Vergleich, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1174

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