Antike Kommentierung der aristotelischen Schrift Peri Hermeneias am Beispiel der Kommentare von Ammonius und Stephanos


Seminararbeit, 2008

18 Seiten, Note: 2,0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Aristoteles und sein Werk Peri Hermeneias

3. Kommentierung der Schrift Peri Hermeneias in der Antike

4. Die Autoren der zu analysierenden Kommentare
4.1 Ammonius
4.2 Stephanos

5. Der Kommentar von Ammonius 5.1 Kapitel 1 bei Ammonius

6. Kommentar von Stephanos im Vergleich zu Ammonius' Kommentar
6.1. Kapitel 1 bei Stephanos

7. Fazit

Bibliographie

1 Einleitung

Die aristotelische Schrift Peri Hermeneias[1] ist sicherlich eines der bekanntesten und wichtigsten Werke des antiken Philosophen. Bis heute ist sie Gegenstand von wissenschaftlichen Untersuchungen, Seminaren an Universitäten oder Diskussionen um ihre Authentizität, den Zeitraum ihrer Abfassung oder die Auslegung des Textes.

Aber nicht nur gegenwärtig, sondern auch schon in der Antike setzen sich zahlreiche Philosophen mit der Hermeneutik, wie die Abhandlung im Deutschen oft betitelt wird, auseinander und kommentieren sie.

Eben die Kommentierung der Schrift in der Antike ist denn auch Thema dieser Arbeit. Anhand zweier ausgewählter Kommentare soll gezeigt werden, wie Peri Hermeneias in frühen Jahrhunderten verstanden und interpretiert wurde.

Als Grundlage sollen hierfür zunächst Aristoteles und Peri Hermeneias selbst Erwähnung finden. Nach einer kurzen Biographie des Autors sollen Fragen bezüglich Thema, Abfassungszeitraum, Authentizität usw. der Schrift beantwortet werden. Anschließend werden dann alle belegten antiken Kommentare und deren Autoren erläutert, bevor mit Ammonius Hermeiu und Stephanos speziell die beiden Autoren der näher zu betrachtenden Kommentare vorgestellt werden. Schließlich werden im letzten Teil der Arbeit die Interpretationen von Ammonius und Stephanos analysiert. Aus Platzgründen werden allerdings nur jeweils die wichtigsten Punkte der Analysen zum 1. Kapitel der Schrift erläutert. Aufgezeigt werden soll zum einen, wie Ammonius und Stephanos die aristotelischen Anmerkungen verstehen, gleichzeitig sollen aber auch Gemeinsamkeiten oder Differenzen in den Interpretationen herausgearbeitet werden. In einem Fazit werden abschließend die Ergebnisse zusammengefasst und bewertet.

2 Aristoteles und sein Werk Peri Hermeneias

Aristoteles wird 384 vor Christus in Stagira geboren. Nach dem Tod seiner Eltern Nikomachos und Phaestis, kommt er in Obhut von Proxenos bevor er im Alter von 17 Jahren nach Athen geht und Platons Akademie beitritt. In ihr lernt er in den nächsten 20 Jahren neben der Philosophie Platons auch die sokratischen und vorsokratischen Lehren kennen, entwickelt gleichzeitig jedoch auch seine eigenen Standpunkte. Nach Platons Tod, im Jahr 347 vor Chr., geht Aristoteles aus Athen fort. Zum einen, weil nicht er, Platons bester Schüler, dessen Nachfolger wird, zum anderen, da die politische Situation in Athen sehr angespannt ist. Zunächst reist er für einige Zeit nach Atarneus und Assos, dann nach Mytilene, bevor er 343/342 Erzieher des dreizehnjährigen Thronfolgers Alexander[2] am makedonischen Hof wird. Zwischen 335 und 334 kehrt er zurück nach Athen, wo er sich endgültig von Platons Akademie lossagt und stattdessen im Lykeion[3] selbständig lehrt und forscht. Erneut sind politische Spannungen der Grund, warum Aristoteles Athen 323 ein zweites Mal verlässt. Er begibt sich nun in das Haus seiner Mutter nach Chalkis. Hier stirbt er im Jahr 322 im Alter von 62 Jahren.[4]

Noch heute, Jahrtausende nach seinem Tod, sind Aristoteles' Lehren bedeutend für die Philosophie. Die von ihm begründete Logik beispielsweise, wird bis ins 20. Jahrhundert, in dem Frege die moderne Logik entwickelt, nicht entscheidend verändert. Aber auch in anderen Bereichen der Philosophie haben seine Werke bis in die heutige Zeit großen Einfluss.[5]

Seinen Wirkungen entsprechend umfangreich ist denn auch das aristotelische Gesamtwerk. Es ist in der Ausgabe des Andronikos, die etwa 30 vor Chr. entsteht, weitestgehend erhalten. Die überlieferten Schriften sind zu einem großen Teil Vorlesungsskripte oder Notizen, die von Aristoteles nicht unbedingt zur Publikation vorgesehen waren. Sie beschäftigen sich unter anderem mit Logik, Metaphysik, als deren Begründer er und Platon gelten, Ethik, Staatslehre, Naturlehre, Rhetorik und Dichtung.[6]

Eines der erhaltenen Werke des Aristoteles ist Peri Hermeneias. Diese Schrift ist eine von sechs Einzelschriften, die im so genannten Organon[7] zusammengefasst sind.

In Peri Hermeneias beschreibt und erklärt Aristoteles die Grundbestandteile eines Textes, Aussage- und Behauptungssätze, teils unter grammatikalisch-syntaktischen, teils unter logisch-semantischen Gesichtspunkten, weshalb die Schrift auch als „eine Art logische[r] Grammatik“ bezeichnet werden kann.[8] Weiterführend schreibt Braun, Thema der Hermeneutik, sei „[...] die Relation von Seiendem, innerseelischen Eindrücken sowie gesprochener und geschriebener Sprache.[9]

Heute wird Peri Hermeneias in 14 Kapitel eingeteilt. Diese Gliederung gab es bei Aristoteles jedoch noch nicht. Während spätantike und mittelalterliche Kommentatoren das Werk entweder in zwei, fünf oder sechs Abschnitte unterteilen, ist die heute gängige Kapitelgliederung vermutlich erst im 16. Jh. durch Julius Pacius eingeführt worden.[10]

Bezüglich Titel, Authentizität und Abfassungszeitraum der Schrift gibt es zahlreiche Meinungen.

Heute gilt es laut zahlreicher Quellen als sehr wahrscheinlich oder sogar sicher[11], dass der Titel Peri Hermeneias nicht von Aristoteles stammt, auch wenn einige, größtenteils antike Philosophen diesen Titel dem Autor selbst zuschreiben. Wann genau die Schrift Peri Hermeneias genannt wurde ist unklar, einig ist man sich jedoch darüber, dass sie diesen Namen vor allem aufgrund des ersten Kapitels bekommen hat.[12]

Hinsichtlich der Authentizität der Hermeneutik werden frühe Auffassungen (zum Beispiel Andronikos von Rhodos im 1. Jh. vor Chr.), die Schrift sei unecht und stamme nicht von Aristoteles schon in der Spätantike als falsch zurückgewiesen. Allerdings gibt es bis heute Zweifel an der Echtheit von Teilen des 13. und des gesamten 14. Kapitels.[13]

Vor allem die Frage nach dem Abfassungszeitraum des aristotelischen Werkes wird bis heute diskutiert. So sind einige Philosophen und Wissenschaftler der Meinung, dass Peri Hermeneias einer der späteren Schriften des Aristoteles sein muss, da in ihr zwar Verweise auf andere seiner Werke zu finden sind, in keinem von diesen wiederum aber ein Hinweis auf die Hermeneutik angedeutet wird. Im Gegensatz dazu stehen Ansichten, die hermeneutische Abhandlung sei mit den Kategorien eine der ersten aristotelischen Schriften. Begründet wird dies damit, dass sie nur deshalb später keine Erwähnung mehr fand, weil sie bis dahin bereits veraltet war. Offensichtlich gibt es sowohl für die eine, als auch für die andere Meinung vertretbare Argumente, auf die jedoch aus Platzgründen an dieser Stelle nicht näher eingegangen werden kann.[14]

3 Kommentierung der Schrift Peri Hermeneias in der Antike

Aristoteles' Schrift Peri Hermeneias wurde bereits in der Antike häufig kommentiert. Diese Kommentare sind noch heute wichtig für die Interpretation der Abhandlung, aber auch unabdingbar für das Verständnis von aristotelischen Schriften im Allgemeinen.[15]

Die Anfänge der Kommentierung aristotelischer Schriften liegen in der so genannten „Renaissance des Aristotelismus“, die etwa vom 1. Jh. vor Chr. bis Ende des 2. Jh. nach Chr. dauerte. Die Interpretationen von Peri Hermeneias sind in dieser Epoche relativ einheitlich. Heute sind noch drei Kommentare zu Aristoteles' Hermeneutik aus dieser Zeit bekannt, welche allerdings nicht als Originale erhalten, sondern nur durch spätere Zitate und Zusammenfassungen belegt sind. Zum einen sind hier die Anmerkungen des Aspasios zu nennen, die etwa in der ersten Hälfte des 2. Jh. nach Chr. geschrieben wurden. Sie gelten als erste Interpretation der aristotelischen Abhandlung und bilden damit die Grundlage für nachfolgende Analysen. Die beiden anderen Kommentare dieser Epoche stammen von Herminos, etwa aus der Mitte des 2. Jh. nach Chr. und Alexander von Aphrodisias, einem Schüler des Herminos, aus dem Ende des 2. nachchristlichen Jahrhunderts. Alexander scheint sich in seiner Analyse vor allem auf die Interpretationen von Aspasios zu stützen, während er die seines Lehrers größtenteils kritisiert.[16]

Nach Alexander von Aphrodisias beginnt eine neue Phase der Kommentierung aristotelischer Schriften. In ihr sind die meisten Interpreten nicht mehr Aristoteliker, sondern Neu-Platoniker.

Als erster dieser neuen Phase kommentiert Porphyrios Peri Hermeneias im 3. Jh. nach Chr.. Er versucht damit Teile der Philosophie Aristoteles' für Platoniker nutzbar zu machen. Seine Interpretation ist jedoch ebenso verschollen, wie die Kommentare zur Hermeneutik, die für Jamblichos (3./4. Jh. nach Chr.), Syrianos (4./5. Jh. nach Chr.), Johannes Philoponos (6. Jh. nach Chr.) und Olympiodoros (6. Jh. nach Chr.) belegt sind.[17]

[...]


[1] Gr. Peri Hermeneias, lat.: De Interpretatione, dt. Über die Sprachform der Sätze: Braun, E.: Art.: Aristoteles, in: Franco Volpi (Hrsg.): Großes Werklexikon der Philosophie, Bd. 1, Stuttgart: Alfred Kröner Verlag, 2004, S. 76.

[2] Später: Alexander der Große: Horster, Detlef: Art.: Aristoteles, in: Oliver Schütze (Hrsg.): Metzler Lexikon Antiker Autoren, Stuttgart und Weimar: Metzler, 1997, S. 100.

[3] Ein öffentliches Gymnasium: Braun, S. 65.

[4] Braun, S. 65. & Horster, S. 100.

[5] Horster, S. 98-99.

[6] Vgl. ebd.

[7] Organon: Sammlung aus sechs Einzelschriften des Aristoteles (Die Kategorien, Peri Hermeneias, Erste und Zweite Analytik, Topik, Sopistische Widerlegungen), die jedoch wahrscheinlich nicht vom Autor selbst benannt und als Sammlung zusammengestellt wurde: Aristoteles: Peri Hermeneias, übersetzt und erläutert von Hermann Weidemann, herausgegeben von Hellmut Flashar, Berlin: Akademie Verlag, 2002, S. 47.

[8] Aristoteles, S. 39.

[9] Braun, S. 76.

[10] Aristoteles, S. 55-59.

[11] Mehr dazu: siehe Aristoteles, S. 40.

[12] Aristoteles, S. 40-41.

[13] Vgl. ebd., S. 43-44.

[14] Vgl ebd., S.45-51. (Hier auch weitere Argumente für frühe bzw. späte Schrift.)

[15] Aristoteles, S. 73.

[16] Vgl. ebd., S. 69-70.

[17] Vgl. ebd., S. 70-71.

Ende der Leseprobe aus 18 Seiten

Details

Titel
Antike Kommentierung der aristotelischen Schrift Peri Hermeneias am Beispiel der Kommentare von Ammonius und Stephanos
Hochschule
Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg  (Institut für Philosophie)
Veranstaltung
Aristoteles "Peri Hermeneias"
Note
2,0
Autor
Jahr
2008
Seiten
18
Katalognummer
V117393
ISBN (eBook)
9783640199570
ISBN (Buch)
9783640205486
Dateigröße
449 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Antike, Kommentierung, Schrift, Peri, Hermeneias, Beispiel, Kommentare, Ammonius, Stephanos, Aristoteles, Peri, Hermeneias
Arbeit zitieren
Elisabeth Adam (Autor:in), 2008, Antike Kommentierung der aristotelischen Schrift Peri Hermeneias am Beispiel der Kommentare von Ammonius und Stephanos, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/117393

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