Rekonstruktion des Konzeptes der „entfremdeten Arbeit“ - Inwiefern kritisiert Marx später diese Vorstellung?


Seminararbeit, 2006

13 Seiten, Note: 1,7


Leseprobe


Gliederung

1 Einleitung

2 Hauptteil
2.1 Ökonomisch – philosophische Manuskripte
2.2 Entfremdung von dem Produkt der Arbeit
2.3 Entfremdung von dem Produktionsprozess
2.4 Entfremdung von der Natur und der Gattung
2.5 Entfremdung von sich selbst

3 Thesen über Feuerbach ( Die deutsche Ideologie)
3.1 Historischer Materialismus als Geschichte der Gesellschaft
3.2 Weiterentwicklung der Entfremdungstheorie – die Arbeitsteilung

4 Das Kapital
4.1 Die Ausbeutung der Arbeiter im Kapitalismus
4.2 Das Herrschaft-Knechtschaftsverhältnis
4.3 Die Aufhebung der Entfremdung

5 Fazit

6 Literaturverzeichnis

1 Einleitung

Das grundlegende Ziel dieser Hausarbeit ist es das Konzept der „entfremdeten Arbeit“ von Karl Marx vorzustellen und nach Kontinuitäten und Brüche seiner Theorie in den späteren Werken zu suchen. Im Laufe der Ausführung werden drei ausgewählte Werke von Marx auf die Entwicklung des Entfremdungsgedanken untersucht und zwar: die Ökonomisch-philosophischen Manuskripte, die Deutsche Ideologie, insbesondere den Teil I. Feuerbach und das Kapital. Der Auswahl ist durch die Teilung in zwei Phasen, in Früh- und Spätschriften der Marxschen Werke bestimmt, wobei das Konzept der „entfremdeten Arbeit“ in den Pariser Manuskripten von 1844 enthalten ist.

Besonders interessant für das Erklärungsvermögen der Arbeit sind auch die Auseinandersetzungen und die Anlehnungen der Marxschen Theorie an den Philosophen Hegel und Feuerbach, die zum Ausdruck kommen werden. Die Selbstkritik und der Vergleich zwischen den Denkern helfen dabei, Marx von seinen Zeitgenossen auszugrenzen und das Neue und Besonderen nicht nur an seiner Entfremdungstheorie, sondern im gesamten Gefüge der Gesellschafts- und Revolutionstheorie zu finden. Es wird auch danach gefragt welche Rolle die Entfremdung überhaupt für Marx spielt und zu welcher Zwecke er von der „entfremdeten Arbeit“ auch Gebrauch macht.

In drei Schritten wird auf die einzelnen Texte eingegangen und die wichtigsten Stellen analysiert und verglichen. Am Ende der Arbeit wird auch ein Fazit über die Kritik und die Weiterentwicklung der Theorie der Entfremdung gezogen.

2 Hauptteil

2.1 Ökonomisch – philosophische Manuskripte

Gerade in den Ökonomisch-philosophischen Manuskripten ist der entscheidende Kernteil des Konzepts der „entfremdeten Arbeit“ zu finden. Dieser markiert die wichtigsten Momente bei der Herausbildung der Entfremdungstheorie. Der Ansatz trägt bei Marx dazu bei, eine kritische Gesellschaftsanalyse durchzuführen, indem er die Produktionsverhältnisse unter den kapitalistischen Bedingungen aufdeckt und seine Kritik ausübt. Der Leitfaden in seinen Werken ist die Untersuchung der Beziehungen zwischen den Arbeitern und der Arbeit, die Entfremdung

und ihre Konsequenzen für die gesellschaftliche Entwicklung. Schon der Titel lässt den spezifischen Charakter dieses Werkes erkennen: Marx agiert als Vermittler zwischen der Nationalökonomie und er Philosophie. Er untersucht die gegebenen ökonomischen Verhältnisse aus seinem philosophischen Blickwinkel, er such nach dem Zusammenhang zwischen Konkurrenz, Arbeitsteilung, Privateigentum und Kapital. Hier findet man auch die bewusste Abgrenzung zu Hegel, weil Marx sich erst für die materiellen Bedingungen interessiert und danach seine Schlüsse für den menschlichen Geist zieht. Es geht nicht vom Bewusstsein der Menschen aus, sondern von den materiellen und natürlichen Gegebenheiten.

Im Zentrum der marxschen Analyse befindet sich der tätige, der schaffende Mansch, der bestimmte Bedürfnisse hat und darunter leidet. Der Mensch ist demzufolge ein tätiges Lebewesen, das sich nur durch die Vergegenständlichung der Natur als wahre Bestätigung seines Lebens wieder erkennt. Also kommt Marx zu dem Schluss, dass der Mensch sich durch seine aktive Tätigkeit, seine Arbeit, sich verwirklicht und als Mensch definiert wird.

Marx geht über zu der Untersuchung eines bestimmten Moments in der Geschichte der Menschheit, um seine Entfremdungsthese zu entwickeln und zwar die Industrialisierung. „ Der Arbeiter wird um so ärmer, je mehr Reichtum er produziert, je mehr seiner Produktion an Macht und Umfang zunimmt. Der Arbeiter wird eine um so wohlfeilere Ware, je mehr Ware er schafft. Mit der Verwertung der Sachenwelt nimmt die Entwertung der Menschenwelt in direktem Verhältnis zu. Die Arbeit produziert nicht nur Waren; sie produziert sich selbst und den Arbeiter als eine Ware, und zwar in dem Verhältnis, in welchem sie überhaupt Waren produziert.“ ( MEW EB 1, S. 511)

Im Prozess der kapitalistischen Produktion werden die natürlichen menschlichen Bedürfnisse zur Ware umgewandelt und noch schlimmer, der Arbeiter selbes wird seiner Freiheit beraubt und selbst zur Ware herabsinkt. Die schaffende menschliche Tätigkeit wird zu Ware, die Bedürfnisse werden nicht mehr durch Verdinglichung befriedigt, weil die Produkte von den Menschen weggenommen werden. Der Sinn der Arbeit verliert an Bedeutung, weil sie nicht mehr ihre Aufgabe erfüllen kann. Der Mensch wird also seiner menschlichen Bestimmung beraubt und er kann sich nicht mehr äußern und verwirklichen. Der Arbeiter ist als ein entfremdeter Mensch, entfremdet von seiner Tätigkeit, zu verstehen. Diese Situation führt zu den Entfremdungseffekten der Arbeit, die von der kapitalistischen Produktion verursacht wurden.

2.2 Entfremdung von dem Produkt der Arbeit

Das Konzept der „entfremdeten Arbeit“ wird durch insgesamt vier Bestimmungen oder Rückwirkungen ergänzt. Der erste Entfremdungseffekt ist die Entfremdung von dem Produkt der Arbeit. Der Produkt ist das vergegenständliche Ergebnis der Arbeit des Menschen, da der Mensch aber seiner Arbeit fremd ist, kann das Produkt auch nur ihm entfremdet sein. Der Arbeiter schafft durch die Arbeit Gegenstände, die nicht mehr ihm gehören, die in dieser Welt unabhängig von ihm existieren und nicht zur Befriedigung der Bedürfnisse der jeweiligen Menschen geschaffen sind. Diese Produkte sind dem Arbeiter fremde Produkte, die ihm als selbständige Waren gegenübertreten. So wird die Beziehung zwischen Arbeiter und Produkt zerstört und der arbeitende Mensch wird zur gleichen Ware, die er selbst produziert. Der Arbeiter wird dadurch, wie obern schon angedeutet, immer ärmer, unglücklicher und leidender, weil er seines Verlangen nicht mehr nachkommen kann.

Die Arbeit hat für den Menschen zweierlei Zwecke zu erfüllen. Einerseits ist die Arbeit dadurch gekennzeichnet, dass sie den Prozess antreibt, der für das materielle Leben notwendige Lebensmittel beschafft. Ergebnis dieses Prozesses ist das Produkt der Arbeit wie z.B. Essen, Trinken oder Kleidung. Andererseits spielt die Arbeit eine wichtige Rolle für das psychische Gleichgewicht der Menschen. Durch die Arbeit entfaltet jeder Mensch das Schöpferische in sich und so wird das Produkt der Arbeit nicht nur ein bloßes lebensnotwendige Mittel, sondern trägt bei der Befriedigung der sinnlichen Bedürfnisse der Menschen bei. Nur wenn die beiden Zwecke der Arbeit erfüllt sind ist der Mensch vollendet und verwirklicht in seiner Wesensbestimmung.

Wenn aber das Produkt seiner Arbeit von ihm entfremdet ist, wird es zu einer äußeren Macht. Diese Entäußerung kann dazu führen, dass sich das Produkt als Herr seiner Schöpfer gegenüberstellt und sich ein neues Verhältnis zwischen Produkt und Produzent herausbildet. Der Verlust des Arbeitsprodukts ist für den Menschen gleich ein Verlust von sich selbst. Diese Verbindung und der Doppelcharakter der Arbeit werden auch im Spätwerk wieder aufgenommen und noch ausführlicher behandelt.

2.3 Entfremdung von dem Produktionsprozess

Die „entfremdete Arbeit“ laut Marx äußert sich nicht nur in der Entfremdung vom Produkt der Arbeit, sondern auch im Prozess der Arbeit selbst, also erst in der Produktion. Wenn der Arbeiter seinem Produkt entfremdet ist, ist auch ein logischer Vorgang, dass auch der Produktionsprozess dem Arbeiter fremd erscheint. Der Mensch unterscheidet sich vom Tier dadurch, dass er selbst und bewusst seine Tätigkeit gestallten kann. Der Mensch hat also die Freiheit in seiner Tätigkeit als Bestimmungsfaktor seines Lebens. In der kapitalistischen Produktion werden aber die psychischen Bedürfnisse der Menschen nicht berücksichtigt und ihr geistiges Leben, mit der Arbeit verbunden, wird durch die Entfremdung ruiniert.

„ Seine Arbeit ist daher nicht freiwillig, sondern gezwungen, Zwangsarbeit. Sie ist daher nicht die Befriedigung eines Bedürfnisses, sondern sie ist nur ein Mittel, um Bedürfnisse außer ihr zu befriedigen.“ (MEW EB 1, S. 514) Der Mensch kann sich mit der Arbeit nicht mehr sinnlich und geistig fortentwickeln und dadurch ist ihm das Menschliche beraubt. Er ist wie die Tiere geworden. Der Mensch ist noch einer menschlichen Bestimmung arm geworden: seine Freiheit verliert er im Akt der Produktion, da er nicht mehr sich selbst verdinglicht, sonder das, was von ihm erwartet wird. Er ist nicht mehr Herr seines Lebens, weil seine Produkte, seine Zeit und seine Arbeit anderen gehören. „ Der Produktionsvorgang der kapitalistischen Gesellschaft ist für Marx ein ständiger Prozess der Entäußerung; er ist ein System, das die Erfahrung der Wahren Aneignung verhindert, …“ (Popitz, Heinrich: Der entfremdete Mensch, S. 125) Der Mensch entfremdet sich von seiner schöpferische Tätigkeit, die er als Zwangsarbeit empfindet und es führ zu eine Selbstentfremdung.

2.4 Entfremdung von der Natur und der Gattung

Kein einziges Wesen auf der Erde kann ohne die Natur existieren. Diese Natur liefert die lebensnotwendigen Mittel zur Existenz der Menschen wie Wasser, Essen, Holz und gleichzeitig auch die Materie für die menschliche Lebenstätigkeit. Der Mensch lebt innerhalb der Natur und macht sie auch zu Nutzen in seiner Arbeit. Er ist folgenderweise auch ein Teil der Natur. Der Mensch ist aber nicht nur ein Naturwesen, sondern auch ein Gattungswesen. „ …die freie bewusste Tätigkeit ist der Gattungscharakter des Menschen.“, „ Das produktive Leben ist aber das Gattungsleben.“ (MEW EB 1, S. 516) Diese Bestimmungen der Gattung lösen sich mit der Entfremdung auf. Indem der Mensch von seinem Produkt, vom Prozess der Arbeit und natürlich von der Arbeit selbst entfremdet ist, kann er seine Gattung auch nicht mehr angehören, weil er keine Freiheit mehr hat und die Arbeit nur zum Mittel der Existenz geworden ist. Da der Arbeiter die Natur aber nicht mehr im Sinne der Gattungsangehörigkeit bearbeitet, ist er auch der Natur fremd geworden. Er befindet sich nicht mehr in einer Interaktion mit der Natur und ihren Mitteln, weil er seiner Gattung fremd geworden ist. Die Produktion der menschlichen Arbeit widerspiegelt nicht mehr die Wesenskräft, sondern wird zu einer äußerliche, feindliche, fremde Macht. Das Gattungswesen hat sich im Mittel der menschlichen Existenz umgewandelt und ist in seiner „entfremdeten Arbeit“ nicht mehr von seiner eigenen Freiheit bewusst.

[...]

Ende der Leseprobe aus 13 Seiten

Details

Titel
Rekonstruktion des Konzeptes der „entfremdeten Arbeit“ - Inwiefern kritisiert Marx später diese Vorstellung?
Hochschule
Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg
Veranstaltung
Lektürekurs Karl Marx
Note
1,7
Autor
Jahr
2006
Seiten
13
Katalognummer
V117252
ISBN (eBook)
9783640196821
ISBN (Buch)
9783640196920
Dateigröße
428 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Rekonstruktion, Konzeptes, Arbeit“, Inwiefern, Marx, Vorstellung, Lektürekurs, Karl, Marx
Arbeit zitieren
MA Desislava Dimova (Autor:in), 2006, Rekonstruktion des Konzeptes der „entfremdeten Arbeit“ - Inwiefern kritisiert Marx später diese Vorstellung?, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/117252

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