Medien und Filme im Geschichtsunterricht. Schwerpunkt Film


Referat (Ausarbeitung), 2008

13 Seiten


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Medien im Geschichtsunterricht
1.1 Zum Begriff ´Medium´
1.2 Aufgaben von Medien im (Geschichts-)Unterricht
1.3 Typologie der wichtigsten Medien im Geschichtsunterricht

2. Der Film im Geschichtsunterricht
2.1 Filmgattungen
2.1.1 Das Filmdokument
2.1.2 Der Dokumentarfilm
2.1.3 Der Spielfilm
2.1.4 Der Unterrichtsfilm
2.2 Der Film als Lernmedium (Lernvorteile)
2.3 Unterrichtspraktische Aspekte
2.3.1 Filmauswahl und Zeitpunkt des Filmeinsatzes
2.3.2 Filmanalyse und Filminterpretation

1. Medien im Geschichtsunterricht

1.1 Zum Begriff ´Medium´

Die Begriffe ´Medium´ und ´Quelle´ werden oft – fälschlicherweise - synonym verwendet.

´Medium´ ist der breitere Begriff, der alles enthält, was primäre und sekundäre Aussagen über Geschichte beinhaltet. Quellen sind dagegen nur solche Medien, die in der Vergangenheit entstanden sind und uns heute vorliegen. Ihr Kennzeichen ist eine signifikante zeitliche Differenz zwischen ihrer Entstehungszeit und der gegenwärtigen Nutzung.[1] Zudem lassen sich Quellen in Überreste (= absichtslose Überlieferungen) und Tradition (= beabsichtigte Überlieferungen)[2] bzw. in Dokumente und Monumente unterscheiden.[3]

Jede Quelle ist ein Medium historischen Lernens, aber nicht jedes Medium ist darum schon eine Quelle. Entsprechend wir auch in den Schulbüchern vor den verschiedenen Medien vermerkt, was als Quelle und was als Material oder Darstellung zu gelten hat.[4]

1.2 Aufgaben von Medien im (Geschichts-)Unterricht

Medien haben in erster Linie die Aufgabe, Informationen zu übermitteln. Sie sind Informationsträger und Kommunikationsmittel, ohne die Lehr- und Lernprozesse nicht durchgeführt werden können.[5]

Bei der Unterrichtsplanung nimmt die Entscheidung, welche Medien eingesetzt werden sollen, in der Regel eine nachgeordnete Stellung ein. Die Auswahl der Medien erfolgt häufig erst, wenn Intention, Thema und Verfahren der Unterrichtstunde feststehen. Nichtsdestotrotz sind alle Entscheidungsfelder eng miteinander verknüpft (> Interdependenz). Die Festlegung in einem der Entscheidungsfelder hat Auswirkungen auf die anderen Entscheidungsfelder. Bei Einsatz eines Films z.B. sind die Intentionen weitgehend durch diesen bzw. dessen „Machern“ bestimmt. Dies gilt in besonderem Maße auch für die Themen/Inhalte: der Lehrer muss das, was der Film zeigt, berücksichtigen. Genauso ergeben sich die methodischen Alternativen, zumindest teil- und zeitweise, aus der Festlegung für ein bestimmtes Medium.[6]

Auf dem intentionalen Sektor sind Medien zur Erreichung kognitiver (Denken), affektiver (Erlebnis) und pragmatischer Ziele (Übung) einsetzbar und lassen in der Regel mehrere Verwendungszwecke zu. Ein Arbeitsbogen mit Lückentext kann z.B. zur Festigung oder Leistungsmessung verwendet werden. Im thematischen Bereich können Medien Inhalte abbilden (Gemälde, Foto, ...) und symbolisieren (Skizze, Schrift, ...), aber auch als Muster (Münze, Feuerstein, ...) oder Modell (Belagerungsturm, ...) eine Rolle spielen. Darüber hinaus sind sie in der Lage, Inhalte zu intensivieren, zu konkretisieren, zu abstrahieren usw.

Im Bereich der Methodik lassen sich Medien in allen Verlaufsphasen des Unterrichts einsetzen. Dabei haben sie Einfluss auf die Sozialform insofern, als bestimmte Medien Frontalunterricht erfordern (wie z.B. der Film), andere Individualisierung oder Differenzierung begünstigen (Arbeitsbögen z.B.). Grundsätzlich haben Medien drei unterschiedliche methodische Funktionen: Als Lehrmittel dienen sie dem Lehrer zur Veranschaulichung, Illustration oder Demonstration des Lerngegenstandes. Als Lehrsystem nehmen sie dem Lehrer die steuernde Funktion ab und entlasten ihn zugunsten anderer Aufgaben. Als Lernmaterialien dienen sie dem Lernenden als Arbeits- und Übungsmittel im Lernprozess.[7]

Nicht zuletzt sind Medien vor allem für den Geschichtsunterricht von besonderer Bedeutung. Denn im Unterschied zu den naturwissenschaftlichen Fächern, den Sprachen oder den musischen Fächern kann der Geschichtsunterricht seine Gegenstände nicht unmittelbar mit den Lernenden in Kontakt bringen. Geschichtliche Ereignisse sind unwiederholbar vergangen und nicht reproduzierbar. Somit haben Medien die Aufgabe, für die Schüler Vergangenheit zu rekonstruieren und mittelbar erfahrbar zu machen.[8]

1.3 Typologie der wichtigsten Medien im Geschichtsunterricht

Es sind immer wieder Versuche unternommen worden, Unterrichtsmittel zu typologisieren. Kriterien hierfür können der Grad der Wirklichkeitsnähe, die unterrichtlichen Einsatzmöglichkeiten und ihre Folgen (z. B. die Sozialformen betreffend) oder die Sinnesorgane sein, mit denen sie aufgenommen werden. Trennscharfe Unterscheidungen gibt es dabei allerdings nicht immer.

Wenn man ein Gliederungsprinzip zugrunde legt, das sich an der Form orientiert, in der die Schüler im Unterricht mit den jeweiligen Lehrmitteln und Lernmaterialien konfrontiert werden, lassen sich die wichtigsten Medien im Geschichtsunterricht folgendermaßen kategorisieren[9]:

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

2. Der Film im Geschichtsunterricht

Grundsätzlich muss vorausgeschickt werden, dass der Film im Geschichtsunterricht eine wichtige Rolle spielen und nicht nur kurz vor den Ferien als „Ausklang“ eingesetzt werden sollte. Tatsache ist, dass Film und Fernsehen[10] heutzutage in erheblichem Maße das Freizeitverhalten bei Kindern und Jugendlichen bestimmen. „Die Zeit, die Kinder und Jugendliche vor dem Bildschirm verbringen, ist lang und nimmt weiterhin zu. 74 Prozent aller Kinder sehen täglich fern“, „13-18-Jährige verbringen bis zu 3 und 3,5 Stunden am Tag [...] vor dem Fernseher.“[11]

Entsprechend ist Bodo von Borries (bereits 1983) der Meinung, „[...] dass das Fernsehen „historisches und politisches Interesse, Wissen, Verständnis und Bewusstsein mehr als die Schule beeinflusst.“[12] Ein solcher Einfluss auf das Geschichtsbewusstsein der Schüler macht eine (v.a. auch kritische) Auseinandersetzung mit diesem Medium im Geschichtsunterricht notwendig. Daneben gibt es aber auch zahlreiche Lernvorteile, die für einen angemessenen Einsatz des Film im Geschichtsunterricht sprechen.[13]

2.1 Filmgattungen

Es gibt verschiedene Ansätze, wie Filme klassifiziert, differenziert und benannt werden.

Eine Möglichkeit ist z.B. Filme entsprechend ihres Authentizitätsgrades einzuteilen (> Trickfilme mit dem geringsten, Zufallsaufnahmen mit dem höchsten Authentizitätsgrad).[14]

Die nachfolgend gewählte Einteilung in Filmdokument, Dokumentarfilm, Spielfilm und Unterrichtsfilm findet in der Fachliteratur (wenn teilweise auch in etwas abgewandelter Form) häufiger Verwendung.[15]

2.1.1 Das Filmdokument

Das Quellenmaterial des Filmdokumentes ist durch den höchst möglichen Authentizitätsgrad gekennzeichnet. Bilder von Personen, Gegenständen und Ereignissen müssen original und dürfen nicht nachträglich, durch zusätzlichen Ton, gesprochenen Text etc. und schon gar nicht durch Montage kommentiert sein. Grundsätzlich aber kann das Filmdokument, wie auch alle übrigen Gattungen, keinen Anspruch auf absolute Objektivität und Unmittelbarkeit erheben.[16] Das Filmmaterial/jedes einzelne Bild ist durch die Filmapparatur (> Perspektive, Wahl des Objektives etc.) und durch bestimmte Einstellungen mehr oder weniger geformt. Selbst anerkannte Filmdokumente beinhalten ein gewisses Maß an Inszenierung. Sie sind somit kein Abbild der Realität, sondern können allenfalls die Frage nach der Faktizität eines Ereignisses beantworten.[17] Vertreter dieser Kategorie sind z.B. gefilmte Interviews.

2.1.2 Der Dokumentarfilm

Im Mittelpunkt des Dokumentarfilms steht (im Gegensatz zum Filmdokument) eine Reproduktion von Wirklichkeit. Man bedient sich der einzelnen Filmdokumente, welche je nach Zielsetzung des Filmemachers kommentierend oder interpretierend zusammengefasst werden. Es wird unterschieden zwischen den unmittelbaren Dokumentationen von Wirklich- keit (z.B. in Nachrichtensendungen) und den Dokumentarfilmen, die an bestimmte Ereignisse erinnern wollen, und nennt diese Form unter technischen Gesichtspunkten den „Kompilationsfilm“. Absicht eines Dokumentar- bzw. Kompilationsfilmes kann sowohl informativer als auch unterhaltender Natur sein.[18]

Häufig übernimmt ein gesprochener Kommentar die Rolle, den Dokumentarfilm zu deuten/zu erklären; aber auch andere filmische Mittel wie eingeblendete Texte, Schnitt, Musik, Fotos etc. können diese Funktion übernehmen. Zusätzliche Erklärungs- und Veranschaulichungs- möglichkeiten wie Karten, Schaubilder, Statistiken usw. werden ebenfalls genutzt. Auch Dokumentationen können nie manipulationsfrei sein. Mit Hilfe bestimmter Präsentationstechniken zeigt der Dokumentarfilm „nur“ eine Sicht von Wirklichkeit, entsprechend besteht auch lediglich ein gradueller Unterschied zwischen fiktiven und nicht-fiktiven Filmen. Im Gegensatz zum Konsumenten eines (fiktiven) Spielfilms aber ist der eines Dokumentarfilmes fälschlicherweise häufig der Meinung, völlig objektiv informiert worden zu sein.[19]

[...]


[1] Vgl. Pandel, Hans-Jürgen; Schneider, Gerhard: Einführung, in: Pandel, Hans-Jürgen; Schneider, Gerhard (Hg.): Handbuch Medien im Geschichtsunterricht, Schwalbach/Ts. 22002, S. 7-12, hier S. 7f.

[2] Vgl. Gies, Horst: Geschichtsunterricht. Ein Handbuch zur Unterrichtsplanung, Köln 2004, S. 221f.

[3] Vgl. Pandel, Einführung, S. 10.

[4] Vgl. ebd., S. 8.

[5] Vgl. Gies, Geschichtsunterricht, S. 213f.

[6] Vgl. Kiper, Hanna; Meyer, Hilbert; Topsch, Wilhelm: Einführung in die Schulpädagogik, Berlin 2002, S. 77-84.

[7] Vgl. Gies, Geschichtsunterricht, S. 217f.

[8] Vgl. ebd., S. 219f.

[9] Sowohl Gies als auch Pandel/Schneider wählen eine solche Einteilung. Vgl. dazu Gies, Geschichtsunterricht, S. 230-277 u. ähnlich bei Pandel, Handbuch, S. 5f.

[10] Und in zunehmenderem Maße das Internet.

[11] Baumann, Heidrun: Der Film, in: Schreiber, Waltraud (Hg.): Erste Begegnungen mit der Geschichte. Grundlagen historischen Lernens. Erster Teilband, Neuried 1999 (= Bayerische Studien zur Geschichtsdidaktik. 1), S. 527-543, hier S. 533.

[12] Borries, Bodo von: Geschichte im Fernsehen- und Geschichtsfernsehen in der Schule, in: Geschichtsdidaktik 8 (1983), S. 221-238, hier S. 221. Andere Geschichtsdidaktiker teilen diese Einschätzung.

[13] Dazu ausführlicher unter 2.2.

[14] Fledelius, Karsten: Der Platz des Spielfilms im Gesamtsystem der audiovisuellen Geschichtsquellen – und die Frage seiner Verwendbarkeit in historischer Forschung und im Unterricht, in: Kampen, Wilhelm van; Kirchhoff, Hans Georg (Hg.): Geschichte in der Öffentlichkeit, Stuttgart 1979, S. 295-305, hier S. 296.

[15] Vgl. Meyers, Peter: Film im Geschichtsunterricht. Realitätsprojektionen in deutschen Dokumentar- und Spielfilmen von der NS-Zeit bis zur Bundesrepublik. Geschichtsdidaktische und unterrichtspraktische Überlegungen, Frankfurt am Main 1998 (=Geschichte lehren und lernen. Schriftenreihe für Forschung und Unterricht).

[16] Ebd., S. 42f.

[17] Rother, Rainer: Geschichte im Film, in: Bergmann, Klaus; Fröhlich, Klaus; Kuhn, Annette (Hg.): Handbuch der Geschichtsdidaktik, 5. überarb. Aufl., Seelze-Velber 1997, S. 681-687, hier S. 681-683.

[18] Vgl. Meyers, S. 44.

[19] Vgl. ebd.

Ende der Leseprobe aus 13 Seiten

Details

Titel
Medien und Filme im Geschichtsunterricht. Schwerpunkt Film
Autor
Jahr
2008
Seiten
13
Katalognummer
V117231
ISBN (eBook)
9783640196364
ISBN (Buch)
9783668095649
Dateigröße
432 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Medien, Geschichtsunterricht, Film, Filme
Arbeit zitieren
Gunnar Norda (Autor:in), 2008, Medien und Filme im Geschichtsunterricht. Schwerpunkt Film, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/117231

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