Endometriose als komplexe Erkrankung


Wissenschaftlicher Aufsatz, 2007

34 Seiten, Note: Sehr Gut


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

2. Vorwort

3. Einleitung

4. Das Krankheitsbild der Endometriose
4.1. Symptome

5. Ätiologie

6. Behandlung der Endometriose
6.1. Schmerztherapie
6.2. Methoden zur symptomatischen Schmerzbehandlung
6.3. Physikalische Therapie
6.4. Bewegung bringt positive Sinneserfahrung
6.5. Massagen

7. Die klassische Homöopathie – Aktivierung körpereigener Kräfte

8. Pflanzentherapie oder Phytotherapie

9. QI Gong als Therapie

10. Visualisierung

11. Autogenes Training als Therapieansatz

12. Resümee

13. Literatur

2. Vorwort

Im Jahre 1997 wurde in Österreich mit der Einführung des Gesundheits- und Krankenpflegegesetzes die Berufsbezeichnung der diplomierten Krankenschwestern und –pfleger geändert auf diplomierte Gesundheits- und Krankenpfleger (Steinbach 2004, 116). Das Gesetz sieht für diese Berufsgruppe die Durchführung gesundheitsfördernder Präventivmaßnahmen vor, für Menschen allen Alters mit körperlichen und psychischen Erkrankungen - sowohl in einem Setting wie dem Krankenhaus, als auch außerhalb dieses Umfeldes (Steinbach 2004, 116: Gesundheits- und Krankenpflegegesetz, BGBl I 1997/108 idF BGBl 1998/95). Rahmenbedingungen sollen ermöglicht werden, um Gesundheitsförderung zu erfüllen.

Pathogenese versus Salutogenese:

Das Konzept nach Aaron Antonovsky, Sozialforscher und Begründer der Salutogenese, fußt auf dem Paradigmenwechsel und stellt für die Pflege eine neue Herausforderung dar (Steinbach 2004, 106). Die zentrale Frage „Was hält Menschen gesund?“ löst die Fragestellung „Was macht den Menschen krank?“ ab. Salutogenese bedeutet Entstehung von Gesundheit. Der Ansatz von Antonovsky beschäftigt sich mit den Fähigkeiten unterschiedlichster Art, die Menschen besitzen, um Probleme, Belastungen oder Krankheiten zu bewältigen (ebda.). Antonovsky bezeichnete diese Bewältigung mit dem Kohärenzgefühl, die besagt, mit den vorhandenen Ressourcen Anforderungen des Lebens durch Zuversicht bewältigen zu können (Steinbach 2004, 107/108).

In der Pflegepraxis bedeutet die Gesundheitsförderung, welche als Ziel der Salutogenese angestrebt wird, die „… Haltung dem Patienten gegenüber sowie unsere Handlungen zur Förderung seiner Gesundheit neu zu überdenken und, wenn nötig, verändern.“ (Steinbach 2004, 109). Dies wurde auch von Frank in ihrer Arbeit über Gesundheitsförderung im Rahmen der Salutogenese verdeutlicht. Dass Gesundheit von Pflegenden durch Rahmenbedingungen ermöglicht wird und nicht wie eine Ware hergestellt. Die zentrale Arbeit zur Gesundheit leistet der Patient selbst (ebda.).

Die Pflegeperson soll weiters die positiven vorhandenen Ressourcen erkennen und bestärken (Steinbach 2004, 110). Dadurch wird auch die pflegerische Haltung dem Patienten gegenüber gewahrt. Die Funktion der Pflegeperson ist auf die Begleitung und Beratung beschränkt, der Patient ist Experte für seine Gesundheit und soll in der Rolle des Selbstverantwortlichen, Selbstentscheidenden gesehen werden. Im Vordergrund steht für die Pflegeperson die Ressourcenerkennung und Aktivierung, die in der Gesundheitsförderung des Patienten zur Eigeninitiative in seiner Gesundheit befähigt (ebda.).

Kernpunkt meiner Recherchen als Krankenschwester gilt dem Zusammenhang zwischen Befindlichkeit und Lebensstil mit Endometriose. Eine gutartige Erkrankung mit einem diffusen Krankheitsbild, deren Behandlung der Schulmedizin Grenzen aufzeigt, bewog mein Interesse zum Recherchieren, z.B. welche Ressourcen für die Frauen vorhanden sind, selbst bestimmend Einfluss auf die Lebensqualität zu nehmen.

Können Ernährung, Bewegung, Umwelt und Umfeld positiv auf die Erkrankung wirken, sind meine zentralen Fragestellungen. Ein fundiertes Wissen über die Krankheit ist für Pflege und Beratung notwendig.

Literaturempfehlungen erwarb ich dankender weise vom Frauenzentrum ISIS Salzburg, der Salzburger Gebietskrankenkasse und der Selbsthilfegruppe für Endometriose in Salzburg.

Mein besonderer Dank gilt meiner Betreuerin Frau Mag. Maria Krischkowsky, welche mir auch bei der Literaturrecherche zur Seite stand.

3. Einleitung

Das Thema der Endometriose habe ich auserwählt, da ich auf einer gynäkologischen Abteilung arbeite und das Krankheitsbild beinahe täglich präsent ist.

Die Erkrankung, sowohl in der Medizin, als auch in der Bevölkerung, ist wenig bekannt, es vergehen durchschnittlich sieben Jahre im Leben der betroffenen Frauen, bevor die Krankheit den Namen Endometriose erhält. Doch damit sind das Leid und die Schmerzen nicht gebannt. Betroffene Frauen sind auch autonom gefordert, für sich Therapien zu suchen, die viel Geduld benötigen und manchmal nicht Ziel führend sind, da sie auf bestimmte Therapien nicht ansprechen.

Auch eine gutartige Erkrankung kann die Lebensqualität in einem hohen Maß einschränken.

Meine Arbeit sehe ich in Beratung, Aufklärung und Information über Möglichkeiten der Therapieanwendungen, welche die Frauen für sich am besten nützen können, sowie einem respektvollen Umgang mit der Thematik.

In meiner Arbeit sehe ich die Möglichkeit zur Gesundheitsförderung, bezogen auf die Erkrankung der Endometriose im partizipatorischen sowie ganzheitlichen Ansatz und deren Methode.

Im partizipatorischen Ansatz ist das Ziel der Gesundheitsförderung, Frauen bei der Selbstbestimmung über die persönliche Gesundheit, Bedingungen einer autonom geschaffenen Lebensumwelt und selbständigen Entscheidungen für das eigene Wohlbefinden zu unterstützen.

Der ganzheitliche Ansatz versteht Gesundheit als Teil der gesamten Umwelt des Menschen, als Teil seiner Lebensbedingungen.“ (Steinbach 2004, 48). Die Gesundheitsförderung obliegt neben der sozialen Berufsgruppe dem gesundheitspolitischen Ressort, dem Wirtschaftsressort sowie Bildungswesen und der Politik im Allgemeinen. Grundlagen von elementaren Prozessen zu schaffen wie Arbeit, Wohnen, Bildung und Umwelt, damit Ressourcen für Gesundheit und –förderung für jede einzelne Person zugänglich sind und in den jeweiligen Bedürfnissen wahrgenommen und respektiert werden können.

Eine verantwortungsbewusste Politik plant langfristig ein gesundheitsförderndes Konzept, das einer raschen Umsetzung von Entscheidungen, die nachweislich gesundheitsschädigend sind, entgegenwirkt, wie z.B. Transfette, die in skandinavischen Ländern verboten sind oder Umweltgifte, welche das Immunsystem schwächen und dadurch auch auf die Endometriose einwirken.

Gesundheitspolitik, die das Wohl der Menschen zum Ziel hat, benötigt BeraterInnen, die im Umgang mit Gesundheit keinen monetären Hintergrund sehen.

Folgende Fragen sollen im Laufe meiner Arbeit beantwortet werden:

- Das Krankheitsbild der Endometriose
- Welche Symptome kann sie hervorrufen?
- Welche Verbindung besteht zwischen der Erkrankung Endometriose und dem Immunsystem?
- Die Psyche und der soziale Aspekt von Endometriose
- Welche Möglichkeiten bieten sich für betroffene Frauen neben der schulmedizinischen Behandlung?
- Kann eine ganzheitliche Behandlung für betroffene Frauen zu einer besseren Lebensqualität führen?
- Wann ist eine Nahrungsumstellung sinnvoll?
- Was erwarten die Frauen von einer Selbsthilfegruppe?

4. Das Krankheitsbild der Endometriose

Die Schulmedizin definiert Endometriose als sichtbare Absiedelungen von Knötchen, Herden oder Geschwülsten, dem Gewebe der Gebärmutterschleimhaut ähnlich – jedoch außerhalb dieses Organs vorkommend (Feministisches Frauen Gesundheits Zentrum 2006, 12). Am häufigsten sind diese Herde im kleinen Becken, zum Beispiel an den Adnexen, den Haltebändern der Gebärmutter, dem tiefsten Punkt zwischen Gebärmutter und Dickdarm, dem so genannten Douglas-Raum, an der äußeren Oberfläche der Gebärmutter, deren Muskulatur und dem Bauchfell. Auch Organe wie Blase, Darm, Lunge und Haut können betroffen sein.

„Der Aufbau der Gebärmutterschleimhaut wird durch Östrogen und Progesteron gesteuert. Diese Hormone werden hauptsächlich in den Eierstöcken gebildet und sind auch in den Herden wirksam.“ (ebda.). Abhängig vom Monatszyklus baut sich das Gewebe der Endometrioseherde ähnlich der Gebärmutterschleimhaut auf und blutet in die Bauchhöhle ab, da es den Körper nicht verlassen kann (ebda.). Durch die Blutansammlung im Körper können Reizungen, Zysten und schmerzhafte Entzündungen entstehen, welche Narbenbildung zur Folge haben (ORF 2005, 10). Eine ungünstige Lokalisation der Endometrioseherde kann zu einer Ruptur und dadurch Streuung von Zellen im Körper führen. „Beginnen die Herde zu wuchern und wachsen in das umliegende Gewebe hinein, kommt es zu Knotenbildungen im Becken, …“, und dadurch kann es zu Lageveränderungen der Organe kommen (Feministisches Frauen Gesundheitszentrum 2006, 12).

Neueste Forschungen schließen auf eine komplexe Erkrankung (ebda.). „Das Wachstum von Endometrioseherden, die von Frau zu Frau individuelle Ausbreitungsgeschwindigkeit und auch mehr oder weniger spontan ausgeprägte Rückbildungsvorgänge haben, werden entscheidend von den Hormonen der Eierstöcke beeinflusst.“ (Keckstein 2005, 10). Neben dem Einfluss der Hormone durch die Eierstöcke sind auch die Blutgefäßversorgung, Vernarbungen, Abkapselungen, lokale Ernährungsbedingungen und das Immunsystem von Bedeutung für den Verlauf der Erkrankung und Erfolg der Behandlung (ebda.).

Begünstigte Milieuverhältnisse im kleinen Becken sind die Voraussetzungen für die Entwicklung der Endometriose, einer rätselhaften Erkrankung, die bei sieben bis fünfzehn Prozent der Frauen im fortpflanzungsfähigen Alter nachgewiesen werden konnte (Keckstein 2005, 9). Von diesen Frauen werden etwa fünfzig Prozent durch Beschwerden belastet (ebda.). Die zweite Hälfte wird zufällig bei Untersuchungen oder unerfülltem Kinderwunsch erkannt, verursacht keine oder geringe Symptome, da die Erkrankung durch ein möglicherweise intaktes Immunsystem keine Aktivität zulässt. Die Erkrankung der Endometriose ist noch ein häufig verkanntes Krankheitsbild (ebda.). Durchschnittlich vergehen bis zu sieben Jahre vom Auftreten der Symptome bis zur Diagnosestellung (ORF 2005, 6).

Bei der Endometriose unterscheiden wir drei Formen:

- Endometriose genitalis interna: Die Endometriose befindet sich an den inneren Geschlechtsorganen in der Muskelschicht der Gebärmutter.
- Endometriose genitalis externa: Die Herde sind an den Eierstöcken, dem Halteapparat der Gebärmutter, Blase oder Douglas-Raum vorhanden.
- Endometriose extragenitalis: Herde befinden sich in den Organen von Darm, Lunge, Herz und auch im Umfeld des kleinen Beckens (ORF 2005, 10-11).

„Die z.Zt. weltweit angewandte Standardmethode, um eine Endometriose zu diagnostizieren, beschränkt sich auf die makroskopische Beschreibung der Lokalisation und der Ausdehnung der Absiedelungen und Zysten.“ (Keckstein 2005, 18). Identische Klassifikationen erbrachte die American Fertility Society (ebda.).

Das Score-System basiert auf der revidierten Fassung, die neben Ort und Ausdehnung auch Folgeschäden erfasst. Eine spezielle Gruppe von Experten der American Fertility Society entwickelte ein Schema, welches neben dem makroskopischen Bild und Histologie auch die Beschreibung der Schäden, Schmerzsymptomatik und Sterilität berücksichtigt (ebda.). Ein Punktesystem, das bei wissenschaftlichen Untersuchungen und klinisch weltweit Akzeptanz findet, das neben Lokalisation und Ausdehnung therapeutische Maßnahmen in den verschiedenen Stadien, Behandlungen und das Risiko von Rezidiven beinhaltet (Keckstein 2005, 19). Auch dieses System wird bei den letzten vier Weltkongressen der American Fertility Society nicht ausnahmslos angenommen. Doch konnte keine bessere Lösung gefunden werden.

Dazu genommen wurden die subjektiven Symptome der Beschwerden, gemessen an den Erkrankungsstadien, nach der RAFS[1] -Klassifikation festgelegt:

- mild: dieses Stadium benötigt keine Medikation
- mäßig: Schmerzen mit Anwendung von Schmerzmitteln
- schwer: Schmerzmittel unabdingbar und Beeinträchtigungen bis Arbeitsunfähigkeit (Keckstein 2005, 19)

Daneben gibt es die endoskopische Endometrioseklassifikation EEC nach Semm (Internet: Dissertation Kundisch), von Stufe I bis IV eingeteilt, die sich nicht auf den Schmerzzustand und die soziale Beeinträchtigung bezieht (Keckstein 2005, 134).

[...]


[1] RAFS: revidiert American Fertility Society

Ende der Leseprobe aus 34 Seiten

Details

Titel
Endometriose als komplexe Erkrankung
Hochschule
Universität Salzburg
Veranstaltung
Abschlussarbeit des Universitätslehrganges für Gesundheitsbildung
Note
Sehr Gut
Autor
Jahr
2007
Seiten
34
Katalognummer
V117161
ISBN (eBook)
9783640191819
ISBN (Buch)
9783640191956
Dateigröße
478 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Endometriose, Erkrankung, Abschlussarbeit, Gesundheitsbildung, Universitätslehrgang, Frauengesundheit, Behandlung, Diagnose
Arbeit zitieren
Akademische Gesundheitsbildnerin Anneliese Winkler (Autor:in), 2007, Endometriose als komplexe Erkrankung, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/117161

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