Eisen – Blei – Kupfer: Der Metallbergbau in Germanien in römischer Zeit


Seminararbeit, 2006

12 Seiten


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

Der Metallbergbau in Germanien in römischer Zeit

1. Eisen

2. Blei

3. Kupfer

4. weitere Metalle

Literaturverzeichnis

Anhang: Arbeitspapier zur Seminarsitzung

Der Metallbergbau in Germanien in römischer Zeit

Von Bedeutung für die wirtschaftliche Entwicklung Germaniens in römischer Zeit war sicher auch die Ausbeutung der vorhandenen Bodenschätze. „Generell ist seit Beginn der Stationierung mannschaftsstarker Truppenverbände von einem hohen Bedarf vor allem an Eisen und Blei auszugehen. Allein um die militärische Logistik von aufwendigen Ferntransporten zu entlasten, dürfte es im Interesse der verantwortlichen Befehlshaber gewesen sein, wenn möglichst rasch die Nutzung regionaler Rohstoffe einsetzte.“[1]

Dazu kommt, dass die Ausnutzung heimischer Rohstoffe die einzelnen Provinzen nicht nur unabhängig von Einfuhren machte; durch den Abbau und die Weiterverarbeitung wurde auch die weitere wirtschaftliche Entwicklung positiv beeinflusst, „da sich außer den Tätigkeiten in Zusammenhang mit Abbau und Verhüttung zahlreiche neue Erwerbsmöglichkeiten im Dienstleistungs- und Kleingewerbe durch Transport, Verarbeitung und Handel ergaben.“[2]

Vor den Römern betrieben bereits die Kelten Bergbau. Sie galten als großes Bergbauvolk und so verwundert es nicht, dass etliche Begriffe des Bergbauwesens von ihnen geprägt worden sind, wie z.B. „isarno“ (= Eisen), „scagadt“ (= Schacht), „mina“ (Mine) oder „clocca“ (= Glocke). Sie verfügten über einen für die damalige Zeit bergbautechnisch hohen Standart. Ihr Siedlungsgebiet und ihre Bergbaukenntnisse bildeten u.a. die Grundlage der Waffenindustrie der römischen Weltmacht. Archäologische Zeugnisse aus dieser Zeit finden sich jedoch nur spärlich.

Vor allem im 1.-3. Jahrhundert wurden Eisen-, Zink- und Bleierze aber bereits in erheblichem Maße abgebaut und zur Metallverarbeitung genutzt. Das Land befand sich als Domäne in kaiserlichem Besitz. Es wurde von römischen Staatsdienern verwaltet oder auch an private Bergbauunternehmer und -gesellschaften verpachtet.[3]

Dennoch sind Zeugnisse über den Bergbau aus römischer Zeit rar. Es gibt kaum schriftliche Quellen. Zudem wurden die meisten Abbaustätten, die uns heute noch Auskunft geben könnten, auch in späterer Zeit weiter genutzt, so dass es dadurch zur Zerstörung oder Überlagerung der Überreste aus römischer Zeit kam. Auch ist es schwer, reelle Angaben über die damaligen Produktionsmengen zu machen. Eventuell vorhandene Schlackenreste, aus denen man Schlüsse ziehen könnte, wurden in späterer Zeit oftmals nochmals verhüttet, da man dank modernerer Technologien besser in der Lage war, auch aus diesen Abfällen noch Gewinn zu erzielen.

Abgebaut wurden hauptsächlich Eisen, Blei, Kupfer, Silber und Zink als Galmei. Die Erzvorkommen fanden sich hauptsächlich in den Mittelgebirgsregionen von Eifel, Hohen Venn, Siebengebirge und Westerwald sowie den Übergangszonen zum Tiefland. Die meisten Vorkommen wurden dabei in der bis in die römische Zeit hinein kaum besiedelten Eifel nachgewiesen. Für die in der Nähe eines Abbauplatzes befindlichen villa rustica ist dabei davon auszugehen, dass auf ihnen nicht nur Landwirtschaft betrieben wurde, sondern dass sie daneben auch als Spezialbetriebe fungierten, in denen die jeweiligen Bodenvorkommen bearbeitet bzw. für den Weitertransport vorbereitet wurden.

1. Eisen

„Eisenerze verschiedener Variationen – Brauneisenstein, Roteisenstein und Raseneisenerz – wurden an zahlreichen Orten im südlichen Niedergermanien wie in den umliegenden Regionen in römischer Zeit zur Produktion von Eisen genutzt. Von der Gewinnung dieser Erze zeugen ... zum Teil noch sichtbare Bergbauspuren wie Pingen und Schürfgräben, von ihrer Verhüttung zuweilen Schlackenhalden und Ofenreste.“[4]

„Schon in vorrömischer Zeit sind linksrheinische Eisenerze in großem Umfang abgebaut worden und lieferten die Basis für beträchtlichen Wohlstand keltischer Stämme. In römischer Zeit setzte sich der Abbau fort.“[5] Archäologisch belegt werden kann die Nutzung germanischer Eisenerzvorkommen durch die Römer bis zurück ins 1. Jh. n.Chr. Die meisten Belege finden wir aus dem 2. und 3. Jh., aber auch in späterer Zeit kam der Abbau „keineswegs zum Erliegen. Infolge der wiederholten Frankeneinfälle und kriegerischen Ereignisse dürfte vor allem in der Waffenproduktion ein beständiger Bedarf an hochwertigem Eisen bestanden haben.“[6]

Der Abbau der Eisenerze erfolgte obertägig, d.h. man grub oberflächennahen Eisenerzflözen nach. Erwies sich ein Gang als nicht mehr ergiebig, versuchte man diesen an anderer Stelle zu erweitern. Auf diese Weise entstanden zum Teil ausgedehnte Grabensysteme.

Abbauorte finden sich besonders in der Nordeifel und im Venn, dabei vor allem dort, wo durch geologische Umbrüche die Erzflöze zu Tage traten und so obertägig abbaubar waren. Gut möglich war dies z.B. an den Rändern der Mittelgebirge wie im unteren Ahrtal (bei Ahrweiler), an den Rändern der Eifel-Kalkmulden bei Dollendorf, Lommerdorf und Blankenheim, auf der Hütgener Hochfläche und im Hütgenwald sowie im Montanbezirk südlich von Aachen und Stolberg.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Der Abbau des Eisenerzes und dessen erste Verarbeitung erfolgte wohl durch zahlreiche kleine und mittlere Betriebe bzw. Bewohner der in der Nähe befindlichen villae rusticae. Um Transportkosten und -wege zu sparen, geschah die Verhüttung der abgebauten Eisenerze oft in unmittelbarer Nähe der Abbaustellen. Bei Ahrweiler wurde z.B. Brauneisen auf einer Fläche von ca. 20 km2 abgebaut. Alle 2-3 km konnte hier eine Siedlungsstelle mit Abbau und/oder Verhüttungsplatz festgestellt werden. Auch im Raum Eisenberg wurde Eisenerz abgebaut. „1883 wurde dort auch eine aus drei Öfen bestehende Anlage zum Verhütten von Eisenerz gefunden. Ein Ofen davon ist konserviert und im Historischen Museum der Pfalz in Speyer zu sehen. Er war rund und kuppelförmig. Oben hatte er eine zentrale Öffnung und seitlich einen Kanal, aus dem nach Abschluß des Verhüttungsprozesses die glühende Schlackenmischung abfloß. Sie wurde nach dem Erkalten mechanisch zertrümmert, die Eisenstücke ausgelesen und dann zusammengeschmiedet.“[7]

Daneben scheinen sich vor allem im Hürtgenwald sowie Aachen-Stolberger Raum auf die Erzeugung von Eisen spezialisierte Industriebezirke herausgebildet zu haben. Belegt wird dies durch zahlreiche Funde römischer Siedlungsstellen in relativer Nähe zu den Abbauarealen. Dazu finden sich in der Nähe auch Überreste von Meilerplätzen, in welchen die für die Verhüttung notwendige Holzkohle hergestellt wurde. Im Aachener Raum läßt sich aber neben der Erzgewinnung auch der Abbau von Steinkohle nachweisen.

Genauere Angaben über die Produktionsmengen lassen sich aber leider aufgrund fehlender Daten über die z.B. die Ergiebigkeit der Erzflöze sowie deren Eisengehalt für die römische Zeit kaum machen. Zwar lassen sich aus den vorgefundenen Schlackenresten Berechnungen darüber anstellen; da diese Schlackenreste aber wie bereits erwähnt, zu späterer Zeit oft nochmals verhüttet wurden, sind eindeutige Zuordnungen sehr schwierig.

[...]


[1] Peter Rothenhöfer: Die Wirtschaftsstrukturen im südlichen Niedergermanien, S. 99.

[2] Peter Rothenhöfer: Die Wirtschaftsstrukturen im südlichen Niedergermanien, S. 100.

[3] Dies gilt vor allem für die wichtigsten Bergbaubezirke Germaniens. Eisenerze waren fast überall zu finden und wurden häufig auch privat abgebaut.

[4] Peter Rothenhöfer: Die Wirtschaftsstrukturen im südlichen Niedergermanien, S. 77.

[5] Heinz Cüppers: Die Römer in Rheinland-Pfalz, S. 284.

[6] Peter Rothenhöfer: Die Wirtschaftsstrukturen im südlichen Niedergermanien, S. 86.

[7] Heinz Cüppers: Die Römer in Rheinland-Pfalz, S. 285.

Ende der Leseprobe aus 12 Seiten

Details

Titel
Eisen – Blei – Kupfer: Der Metallbergbau in Germanien in römischer Zeit
Hochschule
Universität Koblenz-Landau  (Institut für Geschichte)
Veranstaltung
Übung: Die Rheinlande in römischer Zeit
Autor
Jahr
2006
Seiten
12
Katalognummer
V117130
ISBN (eBook)
9783640191741
ISBN (Buch)
9783656280910
Dateigröße
1010 KB
Sprache
Deutsch
Anmerkungen
Kommentar des Dozenten: "Sie haben einen guten Überblick über den Abbau dieser Metalle in den römischen Provinzen Germaniens gegeben, wobei Sie auf die Schwierigkeiten der Quellenlage aufmerksam machen. Ein aufgrund der Quellen- und Forschungslage schwieriges Thema vermochten Sie so sehr instruktiv darzustellen."Kommentar des Dozenten: "Sie haben einen guten Überblick über den Abbau dieser Metalle in den römischen Provinzen Germaniens gegeben, wobei Sie auf die Schwierigkeiten der Quellenlage aufmerksam machen. Ein aufgrund der Quellen- und Forschungslage schwieriges Thema vermochten Sie so sehr instruktiv darzustellen."
Schlagworte
Eisen, Blei, Kupfer, Metallbergbau, Germanien, Rheinlande
Arbeit zitieren
Christiane Müller (Autor:in), 2006, Eisen – Blei – Kupfer: Der Metallbergbau in Germanien in römischer Zeit, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/117130

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