Analyse der filmischen Umsetzung des Romans von C. S. Lewis: Narnia. Der König von Narnia


Seminararbeit, 2007

48 Seiten, Note: 1,5


Leseprobe


Inhalt

I. Fachwissenschaftlicher Teil
1. Inhalt/Analyse
1.1 Einleitung
1.2 Filmgeschichte und Adaptationsproblematik
1.3 Die Geschichte von Narnia
1.4 Analyse der Literaturverfilmung
1.4.1 Filmsprachliche Mittel
1.4.1.1 Perspektive
1.4.1.2 Einstellung
1.4.1.3 Filmmusik
1.5 Vergleich von Buch und Film
1.5.1 Die Erzählhaltung
1.5.2 Vergleich von Handlungsverlauf und Struktur
1.5.3 Der Ort
1.5.4 Die Zeit
1.5.5 Die Personen und Charaktere
1.5.5.1 Die Guten
1.5.5.2 Die Bösen
1.5.5.3 Der Konflikt zwischen Gut und Böse

II. Fachdidaktischer Teil
2. Allgemeine didaktisch-methodische Überlegungen
2.1 Einsatz von Narnia und Literaturverfilmungen allgemein im Unterricht
2.2 Fächerspezifische Zuordnung
2.2.1 Narnia im Deutschunterricht
2.2.1.1 Unterrichtsvorschlag für den Deutschunterricht
2.2.2 Narnia im Religionsunterricht
2.2.2.1 Unterrichtsvorschlag für den Religionsunterricht

Fazit

Quellen

Anlagen

Die Chroniken von Narnia – Der König von Narnia

I. Fachwissenschaftlicher Teil

1. Inhalt/Analyse

1.1 Einleitung

Spielfilme sind längst nicht mehr reines Unterhaltungsprogramm, sondern eignen sich in vielen Fällen zur Behandlung und Diskussion allgemeiner Medienfragen sowie gesellschaftlicher Themenbereiche und Problemfelder (Ammann/Ernst 2000, S.7).

Die Einbindung von Filmen in den Schulunterricht bietet unter anderem die Möglichkeit, multimedial an die zu behandelnde Thematik heranzugehen und die Eindrücke nicht nur durch das Lesen von Texten sondern auch audiovisuell aufzunehmen und zu verarbeiten.

Gerade in dieser Zeit der Multimedialität, in der die heutige Gesellschaft aufwächst, und in der das interaktive Medium Internet eine immer größere Rolle spielt, ist eine genauere Betrachtung unterschiedlicher Medien und ihrer Darstellung des selben Themas interessant und birgt möglicherweise Erkenntnisse, die erst im direkten Vergleich zum Vorschein kommen.

Filme lassen sich aus der heutigen Gesellschaft nur schwer wegdenken, denn nicht ohne Grund haben sie sich im Laufe des vergangenen Jahrhunderts zu einem bedeutenden Medium etabliert. Dass die Literatur am Anfang steht, ist ohne Zweifel, und wenn heute auch nicht alle Filme auf einer literarischen Vorlage beruhen, womit nicht das Drehbuch gemeint ist, so gab und gibt es doch eine beachtliche Menge an Literaturverfilmungen. Bei einem Blick in die Geschichte erkennt man, dass Literaturverfilmungen der Vorreiter für die Filme sind, wie wir sie heute kennen.

In dieser Arbeit soll die zweite Verfilmung des Romans „ Die Chroniken von Narnia – der König von Narnia “ genauer analysiert und die beiden Medien Buch und Film miteinander verglichen werden. Wie sieht die filmische Umsetzung der literarischen Vorlage aus? Wo sind die Grenzen des einen Mediums, wo die des anderen? Ist eine zufriedenstellende Umsetzung der Thematik im Zuge eines Medienwechsels möglich? Am Beispiel von Narnia soll der Medienwechsel von Literaturvorlage zu Kino-Verfilmung dargestellt und analysiert werden.

Um das allgemeine Filmverständnis zu fördern, werden auch filmsprachliche Mittel wie z. B. Musik und Kameraführung und noch weitere genauer untersucht und beschrieben, genauso wie die einzelnen Charaktere selbst und die Begebenheiten, wie sie in der Verfilmung zum Tragen kommen und warum sie für das Verständnis der Geschichte unabdingbar sind.

Zum Schluss der Arbeit werden Einsatzmöglichkeiten von „ Narnia “ im Deutsch- und Religionsunterricht untersucht und mögliche Herangehensweisen ergründet. Dabei werden allgemeine didaktische Überlegungen ebenso wie ganz konkrete Unterrichtsvorschläge zum Tragen kommen.

1.2 Filmgeschichte und Adaptationsproblematik

Die Anfänge der Literaturverfilmung liegen weit zurück. Schon nach Entdeckung der Projektionstechnik Ende des 19. Jahrhunderts, bei der eine Abfolge von projizierten Bildern die Illusion einer kontinuierlichen Bewegung erzeugte, griffen die „Filmemacher“ auf literarische Vorlagen wie z. B. Goethes „Faust“ zurück. Das war notwendig, da die ersten Filme anfangs noch ohne Ton und Text auskommen mussten. Diese Anleihen an literarischen Klassikern dienten somit dem besseren Verständnis der filmischen Handlung. (Vgl. Volk 2004, S.5)

Eine große filmische Weiterentwicklung war das Einblenden von Zwischentiteln und bereits „ um 1910 bestanden die Filme teilweise bis zur Hälfte aus schriftlichem Text. “ (Volk/Diekhans 2004, S.5)

Doch allgemeine Zustimmung gab es nicht. Schon seit Beginn gab es eine Kulturdebatte über das Verhältnis von Literatur und Film und es wurden kritische Stimmen laut.

Sie lehnten jede Verfilmung als „Verrat“ am Erbe der Literatur ab, während die etwas aufgeschlosseneren Traditionalisten die „Werk-‚ oder Originaltreue“ als Grundvoraussetzung für filmische Adaptionen postulierten.[…] Lange Zeit wurden Literaturverfilmungen entweder rundweg als Verstümmelungen des Originals abgelehnt oder aber sie fanden, solange sie um Werktreue bemüht waren, bestenfalls als gelungene Illustration Anerkennung. (Volk/Diekhans 2004, S.6f)

Ende der 1920er-Jahre, mit der Einführung des Tons, begann der eigentliche Vormarsch des Filmes und es kam erneut zu Kritik, denn die anfangs noch an den Drehbüchern beteiligten Schriftsteller mussten sehen, wie der Bezug zur literarischen Vorlage durch die Präsenz der Hauptdarsteller und die kraftvolle Wirkung des Tons in den Hintergrund gerückt wurde. Vor allem in Frankreich und den USA wurden von Anfang an viele Filme produziert, die mit der Zeit auch Deutschland hinter sich lassen würden.

Durch die Zeit des Nationalsozialismus und die damit verbundene Gleichschaltung auch der Kultur kam die Filmproduktion in Deutschland bis ca. 1950 beinahe zum Erliegen.

In der Nachkriegszeit entstanden hauptsächlich Unterhaltungs-, Kinder- und Heimatfilme, die „ in der ‚guten alten Zeit’ vor Beginn der nationalsozialistischen Herrschaft spielten “ (Volk/Diekhans 2004, S.9) und ab Anfang der 1950er bereits in Farbe zu sehen waren.

Mit der Etablierung des deutschen Films in den 1960ern nahm die Verfilmung von Literatur leicht ab, und angesichts der emanzipatorischen Tendenz der deutschen Filmemacher erhoben auch die Literaturverfilmer nicht mehr „ den Anspruch einer möglichst analogen filmischen Übersetzung, sondern lösten sich selbstbewusst von der Vorlage oder gaben sich als eigenwillige Interpretation zu erkennen “ (Volk/Diekhans 2004, S.8f), was den öffentlichen Diskurs weiter anheizte.

Bis in die 1980er-Jahre hinein ging die filmische Weiterentwicklung weitere große Schritte und die Filmproduktionen wurden zunehmend teurer. Literaturverfilmungen gab es weiterhin viele, mit dem Unterschied, dass der allgemeine Anspruch der Werk- und Originaltreue auch im allgemeinen kulturellen Diskurs nahezu überholt war. In dieser Zeit entstand auch die erste Literaturverfilmung von Die Chroniken von Narnia, die weiter unten genauer betrachtet wird.

Um den Sprung aus der Geschichte in die Betrachtungsebene zu schaffen, soll nun der Blick zuerst auf die Adaptationsproblematik gerichtet werden, die bei der Verfilmung eines Romans automatisch auftaucht. Adaptation bedeutet nichts anderes als ‚Verfilmung von Literatur’.

Die Problematik einer Adaptation spielt angesichts des medialen Wandels zwar keine entscheidende Rolle mehr, sie soll aber dennoch erwähnt werden und den bis vor kurzem noch bestehenden Kulturkampf andeuten, der nach Volk bis heute noch nicht ganz überwunden ist. (Vgl. Volk/Diekhans 2004, S.6)

Die nachfolgend erwähnte Verfilmung wird herangezogen, da sie aufgrund ihres Entstehungsdatums mehr in diese Kulturdebatte verwickelt war, als es die neue Verfilmung heute ist.

In den Jahren 1988 bis 1990 wurden die ersten Realverfilmungen von Die Chroniken von Narnia als TV-Serie von BBC (British Broadcasting Corporation) produziert. Aus Budgetgründen wurden aber nur die ersten drei Teile des siebenteiligen Romans von C. S. Lewis verfilmt. In einer Internetkritik aus dem Jahr 2006 schreibt der Autor, dass z. B. Spezialeffekte verwendet wurden, „ die gar nicht so spezial sind, weil sie so schlecht sind, dass sie schon wieder begeistern! Allen voran die animierten Fabelwesen.[1] Der Kritiker spottet weiter:

Lachen musste ich auch beim Anblick der Kostüme, die bestenfalls für eine Schulaufführung Genüge tragen. Schaut man sich Herrn Biber an, glaubt man, dass der Schauspieler in eine mit Pelz beklebte Mülltonne gesteckt wurde, dazu die dickliche Bibermaske, klobige Kunstlederhandschuhe und ein paar dunkelbraune Stiefel, täuschend echt …

Die amateurhaften Schauspieler von damals geben der BBC-Verfilmung den Rest. Man glaubt, dass die Produzenten ihr ganzes Geld in den mechanischen Aslan gesteckt haben, der für damalige Verhältnisse wirklich gut animiert wurde. Aslans Schauspielkünste übersteigen an dieser Stelle oftmals die der Kinder. [2]

Albersmeier schreibt dazu in einer Ausführung zur Adaptationsproblematik:

Traditionelles Wirtschaftsverständnis beruht auf der Überzeugung, dass das »alte« Medium Literatur dem »neuen« Medium Film als etwas qualitativ Anderes, Besseres gegenüberstehe, dass folglich die Verfilmung von Literatur nur eine Degradierung des literarischen Originals nach sich ziehen könne. (1989, S.15)

Dabei muss beachtet werden, dass eine Verfilmung nicht immer den Anspruch hat, das passende Pendant zur Literatur zu sein, sondern dass sie als Film auch alleine stehen möchte und kann bzw. eine eigene Interpretation der Literatur darstellt. In solchen Fällen muss dann zu Werbezwecken oft „ weniger der literarische Text als der Autor […] als Aushängeschild herhalten.“ (Albersmeier/Roloff 1989, S.16)

Wie bereits erwähnt, ist eine weitere Problematisierung weniger relevant, da in der heutigen Zeit eine freie Interpretation durch den Regisseur keinen Kulturstreit mehr auslösen würde. Eine völlig wertungsfreie Untersuchung ist dennoch nur schwer möglich.

Die zweite, aktuelle Verfilmung von Narnia – Der König von Narnia, die im Jahr 2005 in die Kinos kam, soll im weiteren Verlauf genauer untersucht werden und als Pool für anstehende Vergleiche mit der Literatur dienen. Angesichts der bereits erwähnten medialen Veränderung der letzten zwei Jahrzehnte, die zwischen den beiden Verfilmungen und darüber hinaus liegen, soll diese Arbeit aber nicht eine Wertung bzw. Abwertung der Verfilmung gegenüber ihrer literarischen Vorlage aufweisen, sondern lediglich die Gemeinsamkeiten und Unterschiede zwischen Buch und Film herausarbeiten; eine Beurteilung obliegt letzten Endes doch dem einzelnen Leser bzw. Zuschauer.

Auf einfache Weise werden zeitlos relevante Themen wie Treue, Freundschaft, Schuld, Sühne, Rache und Tod erklärt und veranschaulicht. C. S. Lewis hat sich als Publikum seiner fantastischen Erzählung hauptsächlich Kinder und Jugendliche ausgesucht. Diese Tatsache wird im weiteren Verlauf noch genauer beleuchtet. Ein Beispiel vorab: trotz der vielen Toten und Verwundeten wirkt vor allem die unblutige Schlacht sehr kindgerecht. Die Fronten sind geklärt, man weiß bei allen Charakteren, Edmund ausgenommen, auf welcher Seite sie stehen. Ein zu starkes Mitdenken ist nicht zwingend erforderlich. Gut und Böse sind wie Schwarz und Weiß klar voneinander getrennt und unterscheidbar.

Nun ist es bei Narnia so, dass sich Regisseur Andrew Adamson fast peinlich genau an die Romanvorlage Lewis’ gehalten hat. Das gilt natürlich nicht für den ganzen Film, da die Wahl der Charaktere und der heutige Stand der Technik, der in Spezialeffekten und Computeranimationen sichtbar wird, eine entscheidende Rolle in der Umsetzung des Romans spielen. Beim Lesen des Buches ist der Leser auf seine Vorstellungskraft und Fantasie angewiesen, und je weniger der Autor die einzelnen Figuren im Detail beschreibt, umso mehr ist die Fantasie des Lesers gefragt. Beim Film jedoch steht ganz stark die Vorstellung des Regisseurs im Vordergrund, da ihm die Wahl und Umsetzung der Szenen und der Charaktere obliegt. Im weiteren Verlauf der Arbeit wird dieses Thema noch stärker beleuchtet.

Wie Volk es in seinem Buch „Filmanalyse im Unterricht“ treffend beschreibt, ist es immer schwierig, zwei unterschiedliche Medien im direkten Vergleich gegenüberzustellen, denn gerade Literatur und Film haben grundlegende mediale Unterschiede. Volk benutzt dabei das Bild von Äpfeln und Birnen, die trotz ihrer offensichtlichen Unterschiede dennoch in Relation zueinander gesetzt werden können. Man muss seiner Meinung nach den Vergleich auf entsprechende Kriterien reduzieren.

Ebenso wenig, wie man von einer Birne erwarten darf, dass sie wie ein Apfel schmeckt, sollten an Filme die ästhetischen Maßstäbe von Literatur angelegt werden. Bei grundlegenden medienübergreifenden Vergleichen ist es also sinnvoll, auf normative Wertungen zunächst zu verzichten. (Volk/Diekhans 2004, S.44)

Diese Aussage unterstreicht die aktuelle Haltung gegenüber Literaturverfilmungen.

Um einen Film richtig analysieren und bewerten zu können, sind eine genauere Betrachtung der filmsprachlichen Mittel und die Abgrenzung der Literaturgattung notwendig.

Regisseur Andrew Adamsons Der König von Narnia ist bereits die zweite Verfilmung der Chroniken von Narnia von C. S. Lewis. Diese Arbeit beschränkt sich hauptsächlich auf die neueste Verfilmung von 2005.

Im Resümee einer Filmkritik im Internet beschreibt der Kritiker den Film Der König von Narnia als „ ein Fantasy-Spektakel mit Schlachtengetümmel im Stile von Peter Jacksons Herr der Ringe. Hierzu muss jedoch von vornherein gesagt werden, dass der Film vor allem eins ist: ein Märchen. [3]

Dieses Zitat gibt Anlass zur Unterscheidung zwischen Märchen und fantastischer Literatur, die notwendig ist, da Narnia in der Literatur seinen Ursprung hat.

Obwohl die Nähe des Märchens zur phantastischen Literatur auf den ersten Blick augenfällig erscheint, erweist es sich bei näherer Betrachtung als grundverschieden. […] Das Märchen spielt sich mit seiner ersten Zeile „Es war einmal…“ in einer anderen Welt ab, die mit unserer Alltagsrealität nichts gemein hat und in der das Wunderbare seinen angestammten Platz besitzt. Da aber die Wirkung der phantastischen Literatur gerade auf Konfrontation dieser Realität mit einer anderen bzw. auf der Veränderung des Vertrauten in das Fremde, Unerklärliche beruht, sind die Ausgangspunkte der beiden Genres absolut konträr. (Zondergeld/Wiedenstreit 1998, S.402)

Die Geschichte von Narnia wird eher der literarischen Gattung Fantastik zuordnet und hebt sich vom Märchen ab. Anna Krüger und Ruth Koch unterscheiden wie folgt:

In jenen [fantastischen] Erzählungen bestehen Wunderwelt und Wirklichkeit in einem oft merkwürdigen Gegensatz nebeneinander. Eine alltägliche Begebenheit erhält durch die plötzliche Wendung ins Phantastische ihr eigentümliches Gepräge. Die Personen bieten sich uns als ein seltsames Gemisch verschiedenartiger Wesen dar, die in starkem Kontrast zueinander stehen. Neben die Vertreter des Alltags […] treten die Gestalten aus dem Reich der Phantasie, die über geheimnisvolle Mittel und Kräfte verfügen. Die Kinder zeigen sich zum Teil vom Wunder, zum Teil von der Wirklichkeit befangen. Im Märchen kennen wir den Gegensatz der aus verschiedenen Welten kommenden Wesen nicht. In ihm gehören sie alle dem Wunderland an, denn im Märchen ist das Unwirkliche selbstverständlich. Hier aber wird es besonders und fällt als phantastisch im Vergleich zu den gewöhnlichen Geschehen auf. (zit. nach Meißner 1989, S.19)

In Narnia ist es genau so wie Krüger und Koch es beschreiben. Narnia ist eine Parallelwelt zur „wirklichen“ Welt, die durch einen Schrank mit dieser verbunden ist. Die Geschichte, sowohl im Roman als auch im Film, spricht aber nicht nur Kinder, sondern Jung und Alt an, und es werden genug Identifikationsmöglichkeiten für jeden Leser bzw. Zuschauer geboten. Es sprechen noch weitere Argumente für die genannte Zuordnung.

Tzvetan Todorov beschreibt in seiner »Introduction à la littérature fantastique« [4] das Phantastische als die Unschlüssigkeit, die ein Mensch empfindet, der nur die natürlichen Gesetze kennt und sich einem Ereignis gegenübersieht, das den Anschein des Übernatürlichen hat “ (zit. nach Meißner 1989, S.10). Ausgehend von einer natürlichen und einer übernatürlichen Ordnung will Todorov den Begriff der Phantastik nur dann angewandt sehen, wenn unterschieden bleibt, ob ein dargestelltes Ereignis einer der beiden Ordnungen zugehört, denn sobald es sich als »natürlich« erweist, ist das Ereignis im besten Falle »unheimlich«, während es, gehört die Erklärung dem Bereich des »Übernatürlichen« an, »wunderbar« ist“ (zit. nach Zondergeld/Wiedenstreit 1998, S.13).

Meißner beschreibt eine weitere Abgrenzung der fantastischen Erzählung, z. B. von der Fantasy-Literatur, zu der auch Tolkiens Meisterwerk Herr der Ringe gehört. So werden nach Meißner als grundlegendes Merkmal des Phantastischen verschiedene Wirklichkeitsstufen unterschieden. Meißner reduziert seine Aussage auf das Wesentliche:

Im phantastischen Jugendbuch ist es nur der Held selbst, der die verschiedenen Wirklichkeitsebenen miteinander verbindet; er ist es, der beide Welten zu durchschreiten hat. Um die Anbindung der unterschiedlichen Ebenen zu gewährleisten, darf er deshalb bei seinem Aufenthalt in der imaginären Welt die Erinnerung an jene, der er entstammt, nicht verlieren. (Meißner 1989, S.124)

In Narnia sind es vier Helden, die aus der wirklichen Welt fliehen, um in der anderen Welt ihr Abenteuer zu erleben. Allerdings stellt sich die Frage, was die Wirklichkeit ist, denn auch in Narnia erleben die Kinder wirkliche Schmerzen, Angst, Kälte, Freundschaft und Feindschaft. Das ist auch ein weiteres wichtiges Merkmal der Phantastik: Sie bleibt immer mit einem Teil ihrer Substanz an die Wirklichkeit gebunden (vgl. Bausinger 1987, S.161).

Trotz vieler sich anbietenden Parallelen würde ein Vergleich zum bereits erwähnten Herr der Ringe den Rahmen dieser Arbeit sprengen, daher wird nur sehr knapp an manchen Stellen darauf eingegangen und die hauptsächliche Konzentration auf Narnias eigenes Potenzial gerichtet.

1.3 Die Geschichte von Narnia

London im Zweiten Weltkrieg. Flugzeuge fliegen bei Nacht über die Stadt und lassen Bomben auf die Häuser herunterregnen.[5]

Eine junge Mutter bringt ihre vier Kinder Peter, Susan, Edmund und Lucy im Luftschutzbunker vor dem Haus in Sicherheit. Edmund rennt noch einmal zurück ins Haus und wird bei dem Versuch, einen Bilderrahmen mit dem Foto seines Vaters zu holen, beinahe von Bombensplittern getroffen. Peter, sein älterer Bruder, zieht ihn aber gerade noch rechtzeitig vom gefährlichen Fenster weg. Der Mutter bleibt nichts anderes übrig, als ihre Kinder mit dem Zug aus der Stadt herauszuschicken, um bei einem alten Professor auf dem Land zu wohnen, bis der Krieg vorbei ist.

So beginnt die neueste Verfilmung des Romans Die Chroniken von Narnia – Der König von Narnia von C. S. Lewis.

Lucy, die jüngste der vier Geschwister, findet beim Versteckspielen in einem Zimmer einen seltsamen Schrank, der die Tür zu einer anderen, einer magischen Welt ist: zum Land Narnia. Nachdem ihre Geschwister ihr erst nicht glauben wollen, bekommen sie den Beweis bei einem Fluchtversuch vor der Haushälterin, als sie sich alle zusammen in eben diesem Schrank verstecken und plötzlich in Narnia wiederfinden. Und hier beginnt das Abenteuer erst richtig.

In Narnia können Tiere sprechen und es ist immer Winter ohne Weihnachten, weil eine böse Hexe das Land beherrscht. Aber es gibt Hoffnung für die Bewohner Narnias, denn durch die Ankunft der Kinder soll sich einiges ändern. Ohne es zu wissen, sind sie Teil einer sehr alten Prophezeiung, die besagt, dass vier Menschen, zwei männliche und zwei weibliche, das Land von der Herrschaft der Hexe befreien werden.

Die Hexe möchte die vier Kinder töten, damit sich diese Prophezeiung nicht erfüllt, und setzt alles daran, ihren Plan zu verwirklichen.

Der Löwe Aslan, der eigentliche König des Landes, hat bereits Vorkehrungen getroffen und eine Armee aufgestellt, um die böse Hexe endgültig zu besiegen, und die Kinder sollen dabei eine Schlüsselrolle spielen. Zuerst wollen diese ihr Schicksal nicht annehmen, als aber Edmund in den Bann der bösen Hexe gerät, beschließen die anderen drei, zu Aslan zu gehen und ihn zu bitten, Edmund zu befreien.

Was sie nicht wissen ist, dass Edmund sie aus kindlicher Einfalt verraten hat, sie und noch viele andere, in der Hoffnung, von der selbst ernannten Königin Narnias, die in Wirklichkeit die böse Hexe ist, Süßigkeiten zu bekommen.

Ein uraltes Gesetz besagt, dass das Leben oder Blut eines jeden Verräters der bösen Hexe gehört. Obwohl es Aslan und seinen Getreuen gelingt, Edmund aus ihrer Hand zu befreien, besteht sie auf ihr Recht und verhandelt mit Aslan über Edmunds Schicksal. Aslan hat keine Wahl und muss der Hexe ihr Recht zugestehen. Als Tausch für Edmunds Leben bietet Aslan aber sein eigenes an. Da kann die Hexe nicht widerstehen und Aslan wird unter Feuerschein und einer bitterbösen Demütigungszeremonie auf dem Steintisch von der Hexe durch einen Dolchstoß ins Herz getötet.

Der Hexe ist Aslans Tod nicht genug und so kommt es zur unausweichlichen Schlacht zwischen Gut und Böse, wobei Peter, der von Aslan zum Ritter geschlagen wurde, dessen Heer anführt. Die bösen Gegner sind zahlenmäßig weit überlegen und der Sieg scheint auf ihrer Seite zu sein, wenn da nicht ein alter Zauber, älter als die Welt selbst, bestehen würde, der besagt, dass ein unschuldiges, stellvertretendes Opfer sogar den Tod besiegen kann, und so kehrt Aslan lebendig wieder zurück. Und er bringt all diejenigen zur Schlacht mit, die die Hexe im Lauf der vergangenen hundert Jahre mit ihrem Zauberstab in Stein verwandelt hatte.

So verliert die böse Hexe den Kampf und dazu ihr Leben und die Prophezeiung wird letztlich dadurch erfüllt, dass die vier Kinder zu Königen und Königinnen gekrönt werden und das Land Narnia regieren.

Nach der Krönungszeremonie verschwindet Aslan spurlos, aber die Hoffnung bleibt bestehen, ihn einmal wiederzusehen.

Zu guter Letzt finden die jungen Könige und Königinnen, die mit den Jahren ihrer Herrschaft erwachsen geworden sind, bei der Jagd im Wald den Wandschrank wieder, der sie zurück in ihre eigene Welt bringt. Dort sind sie nicht einmal eine Stunde fort gewesen.

[...]


[1] http://www.fuenf-filmfreunde.de/2006/12/26/die-chroniken-von-narnia-eine-bbc-verfilmung/ [Stand: 14.11.07]

[2] http://www.fuenf-filmfreunde.de/2006/12/26/die-chroniken-von-narnia-eine-bbc-verfilmung/ [Stand: 14.11.07]

[3] http://www.moviegod.de/kino/kritik/der-koenig-von-narnia/1/ [Stand: 14.11.2007]

[4] Todorov, Tzvetan (1970): » Introduction à la littérature fantastique «, deutsch (1992): Einführung in die fantastische Literatur. Frankfurt a. M., S.26

[5] Die nachfolgende Zusammenfassung stützt sich auf den Originaltext sowie auf die Filmbeobachtungen durch

den Verfasser.

Ende der Leseprobe aus 48 Seiten

Details

Titel
Analyse der filmischen Umsetzung des Romans von C. S. Lewis: Narnia. Der König von Narnia
Hochschule
Pädagogische Hochschule Ludwigsburg
Veranstaltung
Kinder- und Jugendliteratur
Note
1,5
Autor
Jahr
2007
Seiten
48
Katalognummer
V117119
ISBN (eBook)
9783640195237
ISBN (Buch)
9783640195350
Dateigröße
6264 KB
Sprache
Deutsch
Anmerkungen
Unterrichtsrelevante Analyse eines verfilmten Kinderbuchs mit praktischen Anwendungsbeispielen
Schlagworte
Analyse, Umsetzung, Lewis, König, Kinder-, Jugendliteratur, Literaturverfilmung, Filmanalyse, Roman
Arbeit zitieren
Otto Zorn (Autor:in), 2007, Analyse der filmischen Umsetzung des Romans von C. S. Lewis: Narnia. Der König von Narnia, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/117119

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