Archon eponymos, archon basileus und Thesmotheten (AP 56-57; 59)


Seminararbeit, 2008

15 Seiten, Note: 2,3


Leseprobe


Inhaltverzeichnis

Einleitung

1. Die Geschichte des athenischen Archontats
1.1 Von den Anfängen bis Solon
1.2 Das Archontat nach Solon
1.3 Niedergang nach Kleisthenes

2. Archon eponymos, archon basileus, Thesmotheten
2.1 eponymos
2.2 basileus
2.3 Thesmotheten

3. Zusammenfassung

Quellen- und Literaturverzeichnis

Einleitung

In dieser Hausarbeit werde ich mich gemäß dem Titel mit der Geschichte des Archontats und dessen einzelnen Protagonisten beschäftigen. Ich werde versuchen darzulegen, wie das Archontat aus mystischer Vorzeit zum ranghöchsten Amt des attischen Staates wachsen sollte und auch wie es nach seinem Höhepunkt vor Solon langsam aber stetig sowohl durch äußere, als auch durch innere Begebenheiten an Macht und Einfluss verlor.

Der erste Teil meiner Arbeit soll das Archontat als ein Spiegel der Geschichte vom Aufstieg der Demokratie im antiken Athen darstellen. Ich werde gemäß der Chronologie bei den mystischen Anfängen des Archontats beginnen und werde über die solonischen Reformen bis hin zum Niedergang nach Kleisthenes und Themistokles seinen Werdegang anhand der Geschehnisse im antiken Athen deutlich machen. Ich werde mich in der chronologischen Abhandlung weitestgehend auf diejenigen Ereignisse in der attischen Polis beschränken, die auch wirklich einen Einfluss auf das Archontat hatten, sonst würde dies den Rahmen meiner Hausarbeit sprengen und wäre auch dem Anspruch meiner Arbeit nicht angemessen.

Im zweiten Teil werde ich gemäß mit den einzelnen Archonten selber beschäftigen, zunächst dem eponymos, dann dem basileus und zum Schluss den sechs Thesmoteten. Ich werde ihre Aufgaben nennen und beschreiben und ihre Stellung im attischen Staate darlegen. Abschließen werde ich meine Hausarbeit mit einer Zusammenfassung.

Grundlage meiner Arbeit sind die beiden Übersetzungen von Aristoteles’ Athenaion Politeia von Mortimer Chambers und Martin Dreher. Geholfen haben mir bei meiner Zusammenstellung von Fakten, Daten und Ereignissen aber auch die Abhandlung über die griechische Geschichte von Wolfgang Schuller und im besonderen die Darstellungen der griechischen, bzw. attischen Polis von Jochen Bleicken, Mogens Herman Hansen und Karl-Wilhelm Welwei. Natürlich habe ich auch andere antike Autoren zur Hand genommen, um ein differenziertes Bild der attischen Geschichte zu erhalten, zu nennen wären Thukydides, Pausanias, Herodot und Strabo.

1. Die Geschichte des athenischen Archontats

1.1 Von den Anfägen bis Solon

Bevor ich auch die Geschichte des attischen Archontenwesens eingehe, möchte ich zunächst die Bedeutung des Namens Archons geben. Der Begriff Archon bezeichnet zunächst einmal nichts anderes als „der erste zu sein“, bzw. „der Herrschende“, also hier im politischen Sinne eine führende Stellung (im Staat, bzw. im Gemeinwesen) inne zuhaben. Spezifisch sind unter dem Titel Archon die obersten Beamten Athens zu verstehen. Das Kollegium der neun Archonten (welches ich später eingehender erklären werde) bestand aus dem Archon eponymus (dem namensgebenden), dem Archon Basileus, dem Archon Polemarchos und den Sechs Thesmotheten.[1]

Die Geschichte des attischen Archontenwesens begann, wenn man Aristoteles und Pausanias Glauben schenken darf, bei Medon, dem Sohn des Kodros.[2] Dieser hatte den Titel des Königs von seinem Vater übernommen, aber nach dem Freitod des selbigen, der dadurch Athen vor einer Invasion der Dorer bewahrte, wurde der Titel des Königs aus Respekt vor Kodros nicht mehr vergeben.[3] Damit endete auch die Königsherrschaft über Athen und die Archonten bildeten sich mit der Zeit zur behehrrschenden politischen Führung heraus. Wenn Medon der erste aus Lebenszeit gerwählte Archon war, war Alkmeon der letzte, denn nach ihm ging man dazu über, die Führung der Polis den Archonten nur noch auf zehn Jahre anzuvertrauen.[4] Diese Begrenzung der Herrschaft der Archonten auf zehn Jahre ist allerdings in der Forschung stark umstritten. Mortimer Chambers etwa nimmt an, dass die Listen der ersten lebenslangen und später der zehnjährigen Archonten erfunden worden seien, und es auch nicht einleuchtend erscheine, dass die Athener, die sich gerade erst der Königsherrschaft entledigt hatten, nun wieder die Macht für zehn Jahre oder mehr in die Hände eines Einzelnen geben wollten.[5] Es gibt im Endeffekt keine endgültigen Quellen, die den Übergang von der Königsherrschaft auf das Archontat definitiv belegen können. Gesichert ist jedoch, dass der erste einjährige Archon, der auch der erste eponyme, also namengebende Archon, Kreon war, dessen Amtszeit 682/681 v. Chr. war.[6] Der Grund, das Amt des Archon nach nur einem Jahr wieder abzugeben, könnte schlicht damit zusammenhängen, eine große Machtfülle in der Hand eines einzelnen, womöglich für eine längere Zeit von vornherein zu unterbinden.

Diejenigen Bürger der Polis, welche sich zum Archon wählen lassen konnten, waren ausnahmslos die Adligen, somit waren die anderen sozialen Schichten Athens ausgenommen. Die Herrschaft des Archontenkollegiums kann also durchaus mit dem Wort Aristokratie, also die Herrschaft der Besten bezeichnet werden. Dem Archon eponymos oblag der Vorsitz des Kollegiums und er war auch der oberste Beamte Athens, gleichzeitig wurde nach ihm das jeweilige Jahr benannt. Der Archon basileus war eine Art oberster Sakralbeamter (der Beiname „basileus“ bedeutet „königlich“), der Polemarchos war der militärische Führer und die sechs Thesmotheten waren Rechtspfleger und Gehilfen der Archonten.[7]

Vor den solonischen Reformen, die gleich noch näher betrachet werden, war das Kollegium die oberste Körperschaft des aristokratischen Staates. Da die Adligen unter sich blieben, sicherten sie auch damit ihre Herrschaft für die Zukunft. Nach Beendigung der einjährigen Herrschaft gingen die Ex-Archonten in den Areopag über, welcher eine Art Adelsrat war. Der Areopag stand formal noch über dem Kollegium, er kontrollierte das Kollegium und hatte den Vorsitz über die Blutgerichtsbarkeit.[8] Der Areopag selber galt als ein Relikt aus mythischer Vorzeit und war dementsprechend hoch angesehen, im Endeffekt wussten die Bürger der Polis nicht, wie lange er schon existiert hatte.[9]

Halten wir also fest, Athen war vor Solon ein aristokratisch geführtes Gebilde, in welchem die Herrschaftsschicht nur unter sich selber wechselte, sich selber kontrollierte und die restlichen Bürger der Polis unterdrückte.[10] Als Solon als der große Versöhner zwischen der Aristokratie, also den Archonten und Areopagiten und den Bürgern auftrat, sollte sich die Struktur des attischen Staates grundlegend ändern.

1.2 Das Archontat nach Solon

Solon (wir befinden uns im jahr 594 v. Chr.) wurde als Vermittler zwischen den hoffnungslos verfeindeten Parteien der Polis gewählt und ging sofort an sein Werk, welches später als die Solonischen Reformen bekannt werden sollten. Ich werde mich jedoch nur auf den Teil der Reformen beschränken, der konkret Auswirkungen auf das Archontenwesen hatte.

Solon, der selber Archon war, und ein großes Ansehen in Athen genoss, suchte durch eine Neuordnung der sozialen Klassen den drohenden Niedergang Athens abzuwenden.[11] Neben die bestehenden Eigentumsklassen der Hippeis (Reiter), der Zeugitai (Eigentümer eines Jochs Ochsen) und der Thetes („Knechte“) stellte er noch eine vierte Klasse der Pentakosiomedimnoi (s.g. 500-Scheffler).[12] Die Archonten konnten nun lediglich aus der obersten Klasse (Pentakosiomedimnoi) gewählt werden und nach Ablauf der einjährigen Dienstzeit in den Areopag aufrücken. Gleichzeitig wurde aber ein „Rat der 400“ (Bule) eingerichtet, in dem neben den Pentakosiomedimnoi auch die Hippeis und die Zeugitai vertreten waren und nun auch politische Macht erhielten (den Thetes hingegen blieben bloß Sitze im Volksgericht, ihnen wird erst ab 457/6 der Zugang zum Archontat gewährt[13] ).[14] Die Macht der Archonten verschwand nun zwar nicht, aber die alleinige Macht, die sie vor Solon innehatten, fiel nun weg, da sich so etwas wie eine frühe Demokratie in der Polis zu entwickeln begann. Die Reformen Solons sollten dann auch einen Übergang von der Aristokratie zur Timokratie („Herrschaft der Angesehensten“, was im Endeffekt „Herrschaft der Reichsten“ bedeutete) einleiten.

Der Adel hatte damit seine Vormachtstellung im politischen System der Polis verloren, das Amt des Archons war zwar immer noch das höchste, aber es wurde nun nicht mehr nach Abstammung, sondern nach Besitz vergeben, darüber hinaus wurden die Archonten immer noch gewählt, und nicht gelost, was gewandte Redner oder reiche Athener zum Archontat natürlich prädestinierte. Solon hingegen wurde zum Geburtshelfer der Demokratie in Athen.

1.3 Niedergang nach Kleisthenes

Nach dem Tode Solons, dem Bürgerkrieg und der Tyrannis der Peisistratiden ergriff schließlich der Mann die Macht in Athen, der für den Niedergang des Archontenwesens verantwortlich werden sollte: Kleisthenes von Athen. Nach der Verbannung des Isagoras nahm Kleisthenes, vom Volk dazu berufen, seine Reformen in Angriff um der Gefahr einer Wiedererstarkung des Adels und/oder sogar einer Tyrannis entgegenzuwirken.[15] Er reformierte sogleich die Reformen des Solon, indem er ein Mehrheitswahlrecht anstatt des alten Zensuswahlrechts einführte, wobei er jedoch die Klasseneinteilung unberührt ließ. Damit wurden alle sozialen Schranken aufgehoben Archon zu werden, denn eine Beschränkung gab es nun nicht mehr. Die Volksversammlung, die nun auf 500 Mann aufgestockt wurde, sollte die Archonten wählen.[16] Auch durch die Neueinteilung der attischen Bevölkerung in zehn Phylen (hier hatten alle Bürger gleiches Stimmrecht) sollte Kleisthenes die Reformen Solons weiter ausbauen und den Schritt von der demokratischen Aristokratie hin zur vollen Demokratie vollziehen.[17]

[...]


[1] Schuller, Wolfgang: Griechische Geschichte, München 2002, S.11f.; Dreher, Martin (Hrsg.): Aristoteles. Der Staat der Athener, Stuttgart 1993, S.114.

[2] Aristot. Ath. pol. 3,3; Paus. 7,2,1.

[3] Strab. 633.

[4] Aristot. Ath. pol. 3,1.

[5] Chambers, Mortimer: (Hrsg.): Aristoteles. Staat der Athener, Berlin 1990, S.149; siehe auch Dreher, Martin (Hrsg.): Aristoteles. Der Staat der Athener, Stuttgart 1993, S.24, und Welwei, Karl-Wilhelm: Die griechische Polis. Verfassung und Gesellschaft in archaischer und klassischer Zeit, Stuttgart 1998, S.60.

[6] Bleicken, Jochen: Die athenische Demokratie, Paderborn [u.a] 1994, S.15.

[7] Bleicken: Die athenische Demokratie, S.15.

[8] Aristot. Ath. pol. 3,6.

[9] Hansen, Mogens Herman: Die athenische Demokratie im Zeitalter des Demosthenes. Struktur, Prinzip und Selbstverständnis, Berlin 1995, S.26.

[10] Aristot. Ath. pol. 4,4, 5,1; Thuk. I 126.

[11] Aristot. Ath. pol. 5,1, 5,3.

[12] Hansen: Athenische Demokratie im Zeitalter Demosthenes, S.29; Aristot. Ath. pol. 7,3.

[13] Hansen: S. 44.

[14] Aristot. Ath. pol. 8.; Hansen: S.29f.

[15] Aristot. Ath. pol. 20.

[16] Aristot. Ath. pol.

[17] Aristot. Ath. pol. 22,1: „Infolge dieser Maßnahmen wurde die Verfassung viel demokratischer als die Solons“. (Dreher).

Ende der Leseprobe aus 15 Seiten

Details

Titel
Archon eponymos, archon basileus und Thesmotheten (AP 56-57; 59)
Hochschule
Friedrich-Schiller-Universität Jena  (Institut für Altertumswissenschaften)
Veranstaltung
Aristoteles’ Athenaion Politeia
Note
2,3
Autor
Jahr
2008
Seiten
15
Katalognummer
V116994
ISBN (eBook)
9783640193646
ISBN (Buch)
9783640193684
Dateigröße
412 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Archon, Thesmotheten, Aristoteles’, Athenaion, Politeia
Arbeit zitieren
Christian Pötsch (Autor:in), 2008, Archon eponymos, archon basileus und Thesmotheten (AP 56-57; 59), München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/116994

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