Auswirkungen des Leitmediums Fernsehen auf Individuum und Gesellschaft

Eine kritische Bestandsaufnahme


Bachelorarbeit, 2008

46 Seiten, Note: 1.0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

Vorbemerkung

Einleitung

1. Klassische Medienkritik
1.1 Postman: Fernsehen desinformiert und infantilisiert
1.1.1 Folgen des Übergangs in eine visuell geprägte Gesellschaft
1.1.2 Auswirkungen der Informationsflut auf die Individuen
1.1.3 Infantilisierung: Auch die Erwachsenen verschwinden
1.2 Bourdieu: Fernsehen ist „symbolische Gewalt“
1.2.1 Tendenzielle Polarisation der Gesellschaft
1.2.2 Die „banalisierende Kraft“ des Fernsehens
1.2.3 Fernsehen bewirkt Politikverdrossenheit
1.3 Kritik

2. Der bildungswissenschaftliche „Mainstream“
2.1 Bachmair: Aneignung von Fernsehinhalten durch Subjekte
2.2 Mikos: Präsentative und visuelle Kompetenz
2.3 Kritik

3. Fernsehen & Ökonomisierung: systemtheoretische Perspektive
3.1 Luhmanns Systemtheorie: Grundbegriffe
3.2 Ökonomische Infiltration der Kommunikation
3.2.1 durch Individuen („Trojanische Pferde“)
3.2.2 durch die Orientierung des Fernsehens an der Einschaltquote
3.2.3 durch Ökonomisierung der „Hintergrundmentalität“

4. Barber: Infantilisierung & Ökonomisierung
4.1 Das infantilistische Ethos
4.2 Fernsehen als Einfallstor der Ökonomisierung
4.3 Kritik

5. KELLNER: synthese zwischen Frankfurter schule & cultural studies
5.1 Critical Media Literacy
5.2 Rückbesinnung auf medienkritische Anteile der Cultural Studies
5.3 Kritik

6. Kinder und Fernsehen
6.1 Fernsehen für Babies und Kleinkinder
6.2 Die Wissenskluft-Hypothese
6.2.1 Ist Fernsehen ein Bildungsmedium?
6.2.2 Beeinträchtigungskluft statt Wissenskluft

7. Aktuelle Trends und Zukunftsprognosen
7.1 Das Internet als konkurrierendes Massenmedium
7.1.1 Textbasierte Internet-Inhalte als Chance für die Schriftkultur
7.1.2 Digitale Bildungskluft
7.1.3 Visuelle Prägung des Internets im Gefolge technischen Fortschritts
7.2 Medienkonvergenz
7.2.1 Chancen und Risiken der Medienkonvergenz
7.2.2 IPTV, das Fernsehen der Zukunft?

Fazit

Literaturverzeichnis

Vorbemerkung

Wenn im vorliegenden Text die männliche Form eines Wortes in einem Kontext auftaucht, in dem ebensogut bzw. zusätzlich die weibliche Form verwendet werden könnte, so geschieht dies ausschließlich der besseren Lesbarkeit wegen. Beispiels­weise wird „Verfasser“ verwendet werden und nicht „Verfasser und Verfasserinnen“ bzw. „VerfasserInnen“. Eine wie auch immer geartete Diskriminierung ist damit nicht beabsichtigt.

Einleitung

Der Rang des Fernsehens als gesellschaftliches Leitmedium ist nach wie vor un­umstritten, wenngleich mit dem Internet inzwischen ein neues Massenmedium mit rasch steigenden Nutzerzahlen hervorgetreten ist. Bezüglich der Resultate der in fünfjährigen Intervallen aktualisierten Langzeitstudie von ARD und ZDF des Jahres 2005 kommen RIDDER und ENGEL zu der Aussage: „Fernsehen, Hörfunk und Tageszeitung sind wie vor fünf Jahren die aktuellen Medien, die pro Tag die meisten Menschen erreichen. Daran hat die Verbreitung des Internets (noch) nichts geändert. 89 Prozent der Bevölkerung sehen täglich fern, 84 Prozent hören täglich Radio und zur Tageszeitung greift immer noch die Hälfte der erwachsenen Bevölkerung (51 %). Täglich das Internet nutzen inzwischen 28 Prozent der Befragten, das sind fast dreimal mehr als noch im Jahr 2000.“ (S. 424)

Die vorliegende Arbeit soll nun die sozialen und individuellen Auswirkungen dieses gesellschaftlichen Leitmediums darstellen, mit einem erklärtermaßen kritischen Erkenntnisinteresse. Hierzu werden zunächst „klassische Werke“ insbesondere von Neil Postman und Pierre Bourdieu ausgewertet. Die Entscheidung, gerade diese beiden Autoren ausführlich betrachten zu wollen, ist naturgemäß subjektiv, zumal bei einem solchen Thema, das bereits in breiter Form von einer Vielzahl prominenter Verfasser diskutiert worden ist.

Postman wurde u.a. ausgewählt, weil seine Arbeiten sehr häufig zitiert werden und eine breite Öffentlichkeitswirkung erzielt haben. Bourdieu wiederum wurde ausgewählt, weil er außerhalb Frankreichs mit seinen Aussagen zum Fernsehen wesentlich weniger stark rezipiert wurde als etwa mit seinen Konzepten des „kulturellen Kapitals“ und des „sozialen Habitus“. Anschließend wird die derzeit in Deutschland offenbar vorherrschende bildungswissenschaftliche Meinung reflektiert, die im Medienverwender besonders das autonome subjekt betont und dabei die „klassische“ Medienkritik stark in Frage stellt.

Aus einer ebenfalls großen Anzahl möglicher Protagonisten wurden hierzu schwerpunktmäßig Lothar Mikos und Ben Bachmair ausgewählt. Bachmair ist Professor für Erziehungswissenschaft und Medienpädagogik an der Universität Kassel; Mikos ist Professor für Fernsehwissenschaft an der Hochschule für Film und Fernsehen "Konrad Wolf" in Potsdam-Babelsberg und als solcher prädestiniert, qualifizierte - wenn auch wohl tendenziell nicht so arg kritische - Aussagen über Fernsehwirkungen zu machen.

Nach einem kurzen Exkurs in Niklas Luhmanns Systemtheorie zum Zweck der Aufzeigung einer Verbindung zwischen dem Fernsehen als Leitmedium und der Ökonomisierung der Gesellschaft schließt sich eine Betrachtung der Auswirkungen der Ökonomisierung nach Benjamin R. Barber an. Er ist Professor für Civil Society an der University of Maryland und einer der einflussreichsten Politikwissenschaftler der USA. Es folgt darauf ein Blick erneut aus bildungswissenschaftlicher Perspektive auf den Zusammenhang zwischen Medien, Ökonomisierung, individuum und Gesellschaft von Douglas Kellner. Er ist Professor für Social Sciences and Comparative Education an der University of California. Eine Reihe von Arbeiten diverser Autoren zu Fernsehwirkungen insbesondere auf Kinder und zu aktuellen Trends und Zukunftsprognosen vervollständigen und ergänzen abschließend das zuvor Dargestellte.

1. Klassische Medienkritik

Schon lange vor Postman hat es natürlich Kritik an den Massenmedien bzw. am Fernsehen gegeben. Insbesondere in Deutschland wäre hier die Frankfurter Schule zu nennen (vgl. Horkheimer/Adorno (1947), Adorno (1963) sowie Habermas (1981)) , deren Kernaussagen sinngemäß lauten: Die Massenmedien manipulieren die Medienkonsumenten, machen sie unmündig und apolitisch und ermöglichen ihre ökonomische Ausbeutung durch Sedierung. Sie sind ein wichtiges Instrument zur Aufrechterhaltung der kapitalistischen Herrschaft. Postmans Darlegungen sind demgegenüber weniger politisch akzentuiert und hauptsächlich auf das Fernsehen als Medium fokussiert. Er teilt allerdings mit der Frankfurter Schule die Einschätzung hinsichtlich der negativen Auswirkungen in Bezug auf Mündigkeit und politischen Interesses der Medienkonsumenten.

1.1 Postman: Fernsehen desinformiert und infantiliseert

In seinem wohl bekanntesten Werk Das Verschwinden der Kindheit führt Postman zunächst einmal aus, daß „Kindheit“ ein verhältnismäßig neues soziales Konstrukt sei, das so in älteren Kulturen, etwa im Griechenland der Antike, noch nicht existierte. Ermöglicht wurde „Kindheit“ durch die Erfindung des Buchdrucks und die daraufhin einsetzende massenhafte Verbreitung, Aneignung und nicht zu letzt auch Produktion von Wissen, zu dem ein Zugang nur durch den relativ langwierigen Erwerb von Lesefähigkeit möglich war. Die Periode von der Geburt bis zu dem Zeitpunkt, an dem die Heranwachsenden diese Fähigkeit vollständig - es gehört mehr dazu, als die bloße Kenntnis des Alphabets, insbesondere Reflexionsfähigkeit, Analysefähigkeit, Geduld und Aufnahmebereitschaft (Postman 1982, S. 91) - erworben haben, ist die Kindheit. Kindheit in diesem und weniger in biologischem Sinne wird durch die Existenz verborgenen Wissens - von Geheimnissen in der literarisch geprägten Welt der Erwachsenen konstituiert.

Genau diese literarisch geprägte Welt, die „Gutenberg-Galaxis“ (vgl. McLuhan 1962) wird durch die nunmehr vom Fernsehen visuell geprägte Welt abgelöst. Weil zur Nutzung des Mediums Fernsehen keine besonderen Fähigkeiten erforderlich sind (Postman 1982, S. 92), Kinder also ohne weiteres Zugang zu sämtlichen vormaligen „Geheimnissen“ der Erwachsenenwelt haben, verschwindet die Kindheit.

Nun könnte man dieses vorhergesagte Verschwinden der Kindheit mit einem gewissen nostalgischen Bedauern zur Kenntnis nehmen und zur Tagesordnung übergehen, wären nicht die weiteren von Postman beschriebenen Folgen des massenhaften Fernsehkonsums so außerordentlich gravierend.

1.1.1 Folgen des Übergangs in eine visuell geprägte Gesellschaft

Postman baut hierbei auf McLuhan auf, der bereits 1964 in seiner Schrift „Under­standing Media“ auf die totale Bedrohung der auf Literalität beruhenden Bereiche u.a. Bildung, Regierung und soziales Leben durch elektronische Medien hingewiesen hatte (nach Glameyer 2007, S. 87). 18 Jahre später spricht Postman von einer „elektronischen und optischen Revolution“ (1982, S. 87) , die eine „mächtige Bedrohung von Sprache und Literatur dar[stellt]“ (ebd.). Insbesondere kritisch sei dabei der Wechsel „vom Diskursiven zum Nicht-Diskursiven, von der Satzform zur Bildform, vom Intellektuellen zum Emotionalen“ (ebd.).

Bewirkt wird dieser Wandel durch das neue (Leit-)Medium selbst und dessen Einfluß auf gesellschaftliche Bedingungen und weniger durch den durch es übertragenen Inhalt, was McLuhan durch seinen berühmten Satz „The medium is the message“ in prägnanter Form ausdrückt (s. Glameyer 2007, S. 76 ff.).

Durch den Übergang von einer literarisch geprägten Gesellschaft in eine visuell geprägte Gesellschaft - man könnte in diesem Fall auch von einer Regression sprechen - verlieren die in der literarisch geprägten Gesellschaft relevanten Fähigkeiten und Dispositionen an Bedeutung und nehmen tendenziell ab.

Es sind dies u.a. Reflexivität, folgerichtiges Denken, Fähigkeit und Bereitschaft zum Diskurs, analytische Fähigkeiten, Rationalität und die Bereitschaft zum Aufschub von Gratifikation, also die Grundpfeiler der Zivilisation seit der Aufklärung. Exemplarisch führt Postman die USA als die Gesellschaft an, die den Fernseh­wirkungen intensiver und länger als jede andere ausgesetzt gewesen ist und sich so von ihrem - durchaus stark durch Literalität geprägten - Ausgangszustand, dem „Zeitalter der Erörterung“ , zu ihrem jetzigen Zustand, dem „Zeitalter des Showbusiness“ entwickelt hat (Postman 1985, S. 56 - 82).

Dieses Zeitalter des Showbusiness bzw. eine durch das Fernsehen geprägte Gesell­schaft ist dadurch gekennzeichnet, daß die Darstellungswürdigkeit jeglichen Gegen­standes durch seinen Unterhaltungswert bestimmt wird. Folglich richten sämtliche Gesellschaftsbereiche, die auf eine öffentliche Darstellung angewiesen sind, beispiels­weise die Politik, ihren zu veröffentlichenden Output am Unterhaltungswert aus, während argumentative Diskurse und Erörterungen an Bedeutung verlieren.

1.1.2 Auswirkungen der Informationsflutauf die Individuen

Die durch das Fernsehen auf die Individuen einströmende kontext- und geschichtslose Informationsflut bewirkt bei diesen Orientierungslosigkeit und ein Gefühl der eigenen Ohnmacht und Irrelevanz gegenüber dem in hoher Geschwindigkeit fragmentarisch abgebildeten Weltgeschehen. Dazu Postman (1985, S. 169): „Mit dem Fernsehen hüllen wir uns in eine kontinuierliche, inkohärente Gegenwart“ und (ebd., S. 173): „[...] das Fernsehen ist ein Medium, das uns Informationen in einer Form präsentiert, die sie versimpelt, die sie substanzlos und unhistorisch macht und ihres Kontextes beraubt“

Durch eine Fülle von Nachrichtensendungen, ja sogar mittels dedizierter Nachrichten­kanäle, werden Fernsehkonsumenten mit Neuigkeiten aus der ganzen Welt - auf Wunsch permanent - versorgt. Allerdings haben diese „Nachrichten“ nur in den seltensten Fällen einen direkten Bezug zur Lebenswelt der Rezipienten und sie erfordern ebenso in den seltensten Fälle irgendeine Handlung von ihnen.

Da die einzelnen Nachrichten außerdem jeweils sehr kurz, weder vor einem historischen Hintergrund noch untereinander im Zusammenhang dargestellt werden, wird es den Zuschauern extrem erschwert, dem Gesehenen einen für sie bedeutsamen Sinn zu entnehmen, ja sich nur wenig später überhaupt an den gerade gesehenen Inhalt zu erinnern. Dennoch sind sie größtenteils der Ansicht, gut informiert zu sein! Postman (1985, S. 133 ff.) führt dazu aus, daß das Fernsehen die Bedeutung von „Informiertsein“ verändert habe und eine neue Spielart von Information hervor­gebracht habe, die in Wirklichkeit Desinformation sei, also irreführende, unangebrachte, irrelevante, fragmentarische und oberflächliche Information. Der Gebrauchswert dieser Pseudo-Information besteht in der Möglichkeit, sich damit zu amüsieren, sei es in Form von Smalltalk, bei Kreuzworträtseln oder Spielen wie Trivial Pursuit und den entsprechenden Fernsehshows, z.B. in Deutschland „Wer wird Millionär“.

Diese Art „Information“ übt eine die Individuen narkotisierende, wenn nicht gar verdummende Wirkung aus und erschwert ihnen die kritische Hinterfragung des Handelns der Machtausübenden. Ganz im Sinne der bereits erwähnten Auffassung der Frankfurter Schule sieht Postman also eine die Herrschaftsstrukturen stabilisierende Wirkung des Massenmediums Fernsehen.

1.1.3 Infantilisierung: Auch die Erwachsenen verschwinden

In Das Verschwinden der Kindheit thematisiert Postman zunächst ausführlich, wie und warum Kinder sich im Fernsehzeitalter den Erwachsenen angleichen. Mindestens genau so Besorgnis erregend ist aber der des weiteren konstatierte Umstand, daß die Erwachsenen sich - von der anderen Seite des Spektrums her - den Kindern an­gleichen. Ebenso wie die Kinder verschwinden nämlich auch die Erwachsenen und beide werden zu „Kind-Erwachsenen“. Die (normativen) Eigenschaften eines in einer Schriftkultur groß gewordenen Erwachsenen sind laut Postman (1982, S. 116): „die

Fähigkeit zur Selbstbeherrschung und zum Aufschub unmittelbarer Bedürfnisbefriedigung, ein differenziertes Vermögen, begrifflich und logisch zu denken, ein besonderes Interesse sowohl für die historische Kontinuität als auch für die Zukunft, die Wertschätzung von Vernunft und gesellschaftlicher Gliederung“. Dagegen (ebd.) „Der Kind-Erwachsene ist ein Mensch, dessen intellektuelle und emotionale Fähigkeiten sich im Laufe seiner Geschichte nicht entfaltet haben und sich insbesondere von denen der Kinder nicht sonderlich abheben. [...] Im Mittelalter war der Kind­Erwachsene gleichsam der Regelfall, vor allem, weil es in einer Welt ohne Literalität [...] keiner besonderen Disziplin und Unterweisung bedurfte, um Erwachsen zu werden. Aus ähnlichen Gründen wird der Kind-Erwachsene auch in unserer Kultur wieder zum Regelfall.“ 25 Jahre später schließt Barber hier an und greift das Thema Infantilisierung in breitem Rahmen auf. Postmans Begründung der Entstehung des Kind-Erwachsenen lautet im Wesent­lichen, daß die Kerneigenschaften des neuen, das Buch als Leitmedium ablösenden Mediums Fernsehen - nämlich Gegenwartszentrismus statt Geschichtlichkeit, Vorliebe für Simplizität statt für komplexe Kausalzusammenhänge, Geschwindigkeit statt Langsamkeit bzw. Bedachtsamkeit, Emotionalität statt Rationalität - eben diese, zuvor nur für Kinder kennzeichnenden Eigenschaften, bei den biologisch älteren Mediennutzern evozieren und die entsprechenden antagonistischen Eigenschaften, die in der Buchwelt für Erwachsene signifikant waren, obsolet machen:

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Tab. 1 Signifikante Eigenschaften von Kindern bzw. von Erwachsenen nach Postman

Gleichzeitig ermöglicht das Fernsehen den Kindern Zugang zu allen Informationen auf die auch die Erwachsenen Zugriff haben, so daß die Erwachsenen den Kindern nur noch in körperlicher, nicht aber in geistiger Hinsicht voraus sind. Auf diese Weise verschwinden mit dem Unterschied zwischen Kind und Erwachsenem sowohl Kindheit als auch „Erwachsenheit“ zugunsten des Kind-Erwachsenen.

Es gibt also in POSTMANS Erklärungsansatz niemanden, der Infantilismus gezielt herbeiführt, sondern er emergiert einfach aufgrund des bevorzugten Einsatzes des neuen Mediums.

1.2 Bourdieu: Fernsehen ist „symbolische Gewalt“

Pierre Bourdieus kritische Analyse von 1996 „Über das Fernsehen“ erfolgte kurioserweise in Form zweier Fernsehausstrahlungen - allerdings unter von ihm durchgesetzten Restriktionen, wie Vermeidung von Auf- und Abzoomen, von Schnit­ten, von Einspielungen und Einblendungen, so daß die Sendungen möglichst genauso vom Fernsehpublikum rezipiert werden konnten, wie Studenten einer Vorlesung im Hörsaal zuhören. Erklärtes Ziel dieser Vorgehensweise war das Bestreben, mithilfe des Fernsehens eine möglichst starke Breitenwirkung zu erzielen, aber ohne dem Medium die Kontrolle über das Format der Darstellung zu überlassen, so daß zum einen dem Publikum die Konzentration auf den Inhalt ermöglicht wird und zum anderen ein Kontrast zu den sonst üblichen Sendungen erkennbar ist.

Um es vorweg zu nehmen: Die Kritik Bourdieus am Fernsehen ist vernichtend. An einigen Stellen gibt es Übereinstimmungen mit Postman, auf den allerdings zu keinem Zeitpunkt Bezug genommen wird, wie überhaupt Bourdieu - zumindest was die betreffende Arbeit angeht - in einer nur aus Frankreich bestehenden Welt zu leben scheint. Wenig überraschend ist ihm folglich auch Polemik und Frankozentrismus vorgeworfen worden. Bourdieu ist der Ansicht, daß „das Fernsehen eine besonders schädliche Form symbolischer Gewalt darstellt“ (BOURDIEU 1996, S. 21) Diese Gewalt ist insofern symbolisch, als sie sowohl den Ausübenden wie den Erleidenden nicht bewußt ist und sich „der stillschweigenden Komplizität“ (ebd.) beider bedient. Die Mechanismen dieser symbolischen Gewalt sollen im folgenden erläutert werden.

1.2.1 Tendenzielle Polarisation derGesellschaft

Wie Postman vertritt Bourdieu die Meinung, daß die Fernsehnachrichten eher Desinformation als Information sind (1996, S. 22 ff.) und die Konsumenten dieser „Nachrichten“ damit vom Wesentlichen abgelenkt werden. Im Unterschied zu Postman postuliert er aber eine (elitäre) Gruppe von Mediennutzern, die echte Informationen zusätzlich aus anderen Quellen zu beziehen und zu verstehen willens und in der Lage sind (1996, S. 23, Hervorh. durch den Verf.): „Das Fernsehen hat eine Art faktisches Monopol bei der Bildung der Hirne eines Großteils der Menschen [...] Damit ist die Tendenz einer Spaltung gegeben [...] zwischen denen, die die sogenannte seriöse Presse lesen können, die zur internationalen Presse, zu fremdsprachigen Rundfunknachrichten Zugang haben auf der einen Seite - und auf der anderen Seite denen, deren ganzes politisches Rüstzeug in den vom Fernsehen gelieferten Nachrichten, also in fast gar nichts besteht [...]“ Allerdings relativiert er diese Polarisierungs­tendenz später insofern wieder, als er einen starken Einfluß des Fernsehens - und damit eine Ausweitung der Desinformation - auf das „gesamte journalistische Feld“ (ebd., S. 72) konstatiert.

1.2.2 Die „banalisierende Kraft“ des Fernsehens

Laut Bourdieu (1996, S. 62) muß ein Kommunikationsmedium, je breiter das anvisierte Zielpublikum ist, seine Inhalte desto „stromlinienförmiger“ gestalten, muß Kontroversen und Probleme vermeiden, darf „höchstens Scheinprobleme“ (ebd.) aufwerfen. Das verblüfft zunächst, und scheinbar widerspricht er sich hier selbst, heißt es doch (ebd., S. 25) „Das Auswahlprinzip [des Darstellungswürdigen, d. Verf.] ist die Suche nach dem Sensationellen, dem Spektakulären.“ Aber der Widerspruch ist eben nur scheinbar, denn die Inhalte sind in dem Sinne „stromlinienförmig“, als der Zuschauer von ihnen nicht irritiert und vor allem nicht zum reflektierenden Nachdenken gebracht wird. Und dank der zuvor schon bei Postman erläuterten narkotisiernden Wirkung der „Nachrichten“, ist das auch nicht der Fall, sie sind vielmehr:

„[...] ein Produkt für den Durchschnittsgeschmack, das Altbekanntes bestätigt und vor allem die mentalen Strukturen unangetastet läßt.“ (ebd., S. 63, Hervorh. durch den Verf.)

Eine weitere Quelle der Banalisierung der im Fernsehen gezeigten Inhalte ist der relative Zeitdruck, unter dem alle Sendungen stehen, was für die sorgsame Darlegung (oder gar zuvor die eigene Entwicklung) eines Gedankengangs, beispielsweise in einer Talkshow oder einem Interview, extrem ungünstig ist. Den deshalb einsetzenden Effekt bezeichnet Bourdieu (1996, S. 37 ff.) als „Fast-Thinking“, ein Ausdruck, der im Deutschen eine besondere ironische Qualität gewinnt.

Gemeint ist, daß Personen, die sich im Fernsehen zu Sachthemen äußern sollen, aufgrund der dabei i.d.R. stark limitierten Redezeit dazu neigen, in Gemeinplätzen (banalen, konventionellen Vorstellungen, die jeder kennt) zu denken und sich in eben­solchen Gemeinplätzen zu äußern. Das vereinfacht die Kommunikation außer­ordentlich, denn eine Kommunikation erfolgt eigentlich gar nicht und ist auch nicht erforderlich, weil der Kommunikationspartner - sei es das Publikum, der Interviewer oder Co-Talkshowteilnehmer - den geäußerten Gemeinplatz schon zuvor verinner­licht hatte. Für die Entwicklung oder Darlegung eines originellen Gedankens aber ist die Redezeit zu knapp.

Außerdem bevorzugen die Redaktionen der Sender bereits „bewährte“ Interview­partner und Talkshowteilnehmer, also die „Fast-Thinkers“, was die Wahr­scheinlichkeit des Auftretens eines originellen Gedankens ebenfalls reduziert. Es ist daher auch keineswegs ausgemacht, daß die für ein bestimmtes Fachgebiet als Experten eingeladen Gesprächspartner in ihrem jeweiligen Fachgebiet besonders kompetent sein müssen. Selektionskriterium ist vielmehr ihre Fähigkeit zu schnellen, das Publikum nicht irritierenden Redebeiträgen und ihre Passung in die Wahr- nehmungs- und Erwartungskategorien der Redaktion, mit anderen Worten: ihre Banalität.

1.2.3 Fernsehen bewirkt Politikverdrossenheit

Durch das Bestreben, möglichst unterhaltsame Inhalte anzubieten, um die Aufmerksamkeit des Zuschauers zu gewinnen bzw. aufrechtzuerhalten, werden politische Themen im Fernsehen häufig personalisiert bzw. emotionalisiert und der Fokus wird statt auf die (langweiligen) Inhalte auf die (unterhaltsamen) Aspekte des Taktierens, der Machtkämpfe und Skandälchen gelegt. „In einem Universum, das von der Furcht beherrscht ist, zu langweilen, und von der Bemühung, um jeden Preis unterhaltsam zu sein, muß die Politik als undankbares Thema erscheinen“ (BOURDIEU 1996, S. 131). Auf diese Weise wird eine zynische Sicht der politischen Szene verbreitet, die Politikverdrossenheit erzeugt bzw. fördert. Zusammen mit dem, wie bereits bei POSTMAN, so auch ähnlich von BOURDIEU (1996, S. 139) beschriebenen Gefühl der eigenen Ohnmacht gegenüber dem im Fernsehen abgebildeten (politischen) Geschehen ergibt sich daraus

„[...] die fatalistische Ablehnung jeden Engagements, die natürlich der Konservierung der bestehenden Verhältnisse dient.“ (ebd.)

1.3 Kritik

Die wesentlichen Kritikpunkte an den Thesen POSTMANS und BOURDIEUS über das Fernsehen gleichen der Kritik, die auch schon an den Stellungnahmen zu den gesellschaftlichen Auswirkungen der Massenmedien der Frankfurter Schule erhoben worden ist:

Sie überbewerten den Einfluß der Massenmedien bzw. des Fernsehens auf die Rezipienten. Sie gehen von einem elitären Kulturbegriff aus. Sie unterstellen die Existenz einer weitgehend homogenen und passiven Gruppe von Medien­konsumenten. Sie vertreten eine kulturpessimistische Haltung.

Beispielsweise lautet eine der zurückhaltenderen Aussagen über POSTMAN: „Postman sieht in seiner Analyse die Medien zu stark als verursachenden Faktor gesellschaftlichen Wandels.“

(Moser 2000, S. 71). Dieser Kritik ist zuzustimmen; allerdings sind m.E. die Thesen der klassischen Medienkritik deshalb nicht sämtlich obsolet; sie müssen nur teilweise relativiert und ergänzt werden.

2. Der bildungswissenschaftliche „Mainstream“

Das weite Feld der Bildungswissenschaften in Deutschland, zu dem im folgenden umstandslos Medienpädagogik, Medienpsychologie, Erziehungswissenschaft sowie Teilbereiche der Soziologie als konstituierend angesehen werden, ist sicherlich sehr vielfältig und uneinheitlich. Dennoch scheint ein Trend in der herrschenden bzw. bevorzugt veröffentlichten Meinung dieses Feldes innerhalb der letzten 10-15 Jahre erkennbar, und dieser „Mainstream“ hat seine Wurzeln offenbar in den, im

Birmingham der 1960er Jahre unter Leitung von Stuart Hall entstandenen Cultural Studies.

In Abgrenzung zur Frankfurter Schule erweitern die Cultural Studies deren als elitär und bildungsbürgerlich eingeschätzten Kulturbegriff um den Bereich des „Populären“ und richten den Blick auf das Subjekt - den einzelnen Menschen aus der „Masse“ - und seine aktive Teilnahme und Beeinflussung des kulturellen Prozesses.

Insbesondere werden also die Medienrezipienten nicht als homogen und passiv den sie prägenden bzw. manipulierenden Wirkungen der Massenmedien ausgeliefert an­gesehen, sondern als aktive Subjekte, die sich selektiv Medienangebote aneignen und mit ihrer Hilfe ihre Lebenswelt konstruieren.

Die Vertreter der Cultural Studies gehen also „[...] nicht davon aus Menschen würden generell durch Medien 'manipuliert', seien von den Ideologien einer 'Bewußtseinsindustrie' gefangen.“ Sie versuchen vielmehr „[...] in Abgrenzung zu solchen einfachen Manipulationsthesen zu zeigen, dass die gerade in der deutschsprachigen Kritischen Theorie von Theodor W. Adorno und Max Horkheimer vorschnell kritisierten 'populären Medien' auch Potenzial für eine produktive Lebensgestaltung bieten und damit Orte der Auseinandersetzung um Wirklichkeitsdefinitionen sind.“

(HEPP/WINTER 1997, S. 11)

Für den Untersuchungsgegenstand dieser Arbeit heißt das also, daß Vertreter dieser Standpunkte die Wirkungsmacht des Massenmediums Fernsehen erheblich weniger kritisch beurteilen.

2.1 Bachmair: Aneignung von Fernsehinhalten durch Subjekte

Wie bereits die Autoren der Cultural Studies betont Bachmair in seinen Arbeiten die entscheidende Rolle des Subjektes und seines Handelns im Alltagsleben in Fragen der Sozialisation und relativiert den prägenden Einfluß von Medien bzw. des Fernsehens. So sei es in Fragen der Mediensozialisation „[...] nicht vorrangig[,] die Frage nach den Medien als ,wirkmächtige’ Instanzen zu stellen [...] Wesentlich wichtiger wäre die Frage, an welchem gesellschaftlichen Ort - das ist für unsere Gesellschaft das Alltagsleben - sich Mediensozialisation ereignet.“ (BACHMAIR 2007b, S. 68 - 69).

Mediensozialisation solle sich „[...] mit dem Verhältnis der Menschen als Subjekt zu ihrer gesellschaftlich konstruierten Wirklichkeit“ (ebd.) befassen.

Häufig bezieht sich Bachmair auf Stuart Hall und sein Encoding/Decoding­Modell (vgl. Bachmair 2007a und 2007b), um zu verdeutlichen, daß insbesondere fernsehen eben kein ausschließlich passiver Konsum ist, sondern (Decoding-)Hand- lungen erforderlich macht. Beispielsweise würden moderne Werbesendungen aufgrund ihrer Uneindeutigkeit den Zuschauer häufig nötigen „[...] eine bequeme, passiv rezeptive Rolle aufzugeben und sich in einen aufwändigen Prozess der ständigen Deutung dessen einzulassen, was da zu sehen und zu hören war.“ (BACHMAIR 2007a, S. 129).

Für die Zuordnung bzw.

Erzeugung von Sinnzu­sammenhängen sind nach Bachmair individuelle und

subjektive Kategorien entscheidend. Das Subjekt konstruiert seine persönliche Lebenswirklichkeit in diskursiver Interaktion mit anderen Subjekten anhand dieser Kategorien aus den Medienangeboten. „Und weil dies der vorrangige Modus der Aneignung ist, wird subjektive und Bedeutung konstituierende Aneignung zum [...] allgemeinen Modus, eine subjektive gesellschaftliche Wirklichkeit herzustellen.“ (2007a, S. 131).

Aneignung ist ein zentraler Begriff bei Bachmair, der klarstellen soll, daß die Inhalte u.a. des Fernsehens nicht bloß konsumiert werden, sondern in einem Vorgang der Bedeutungskonstitution selektiv verarbeitet und individuell verändert werden: „Mediennutzer geben den symbolischen Angeboten Bedeutung, indem sie sie in ihre Handlungsmuster und in ihre Sozialwelt einbinden. Bedeutungskonstitution macht aus einem Konglomerat von Medien, Situationen und Konsumgütern einen persönlich bedeutsamen Text, der für den jeweiligen Nutzer und in seiner Welt lesbar ist.” (s. 2007a, S. 130, Hervorh. im Orig. Zur Bedeutung des Begriffs Text in diesem Zusammenhang s.u. ). Weder wird eine prägende bzw. manipulierende Wirkung u.a. des Fernsehens angenommen, noch ist für Bachmair die aus den Geräten quillende Informationsflut problematisch, weil die Medienverwender - insbesondere auch Kinder - sich selektiv für sie Brauchbares entnehmen. Kinder würden sich das aus dem Fernsehen „[...] herausbrechen, was sie zur symbolischen Bearbeitung ihrer handlungsleitenden Themen brauchen.“ (BACHMAIR, zitiert nach MOSER 2000, S. 120)

In Kombination mit anderen Medien und Ereignissen wird das Fernsehen ein Lieferant „symbolischer Materialien“ zur Gestaltung des Alltags.

„Die Menschen konstruieren sich also ihren Alltag, organisieren ihr Sozialleben und grenzen sich voneinander ab bzw. ordnen sich einander zu mittels den ihnen verfügbaren symbolischen Materialien, die von Medien, Konsumobjekten und aus Situationen stammen.“ (BACHMAIR 2007b, S. 86). Medien und Ereignisse werden so zu Bestandteilen alltagsästhetischer Arrangements, wie Bachmair am Beispiel der Vermischung von Live-Events und Fernseh­übertragungen beim Wrestling verdeutlicht (s. Bachmair 1996, S. 19 ff.). Ein weiteres Beispiel nennt er (2007a, S. 131 ff.) mit dem Medien- und Ereignis­arrangement Yu-Gi-Oh, das aus Fernsehsendungen, Internetseiten und Spiel- bzw. Tauschkarten besteht.

Grob zusammenfassend gesagt geht es Bachmair offenbar primär um die Beschrei­bung dessen, was die Menschen mit und aus den Medien machen, unter starker Betonung der Selektions- und Gestaltungsmacht des aktiv handelnden Subjekts. Ähnliches kann, mit allerdings im Detail leicht unterschiedlicher Akzentuierung, über den nächsten Protagonisten des „Mainstreams“ gesagt werden.

2.2 Mikos: Präsentative und visuelle Kompetenz

Auch Mikos steht mit seinen Publikationen in der Tradition der Cultural Studies, insbesondere ist er John Fiske verpflichtet - ein weiterer bedeutender Autor der Cultural Studies - den er häufig zitiert und über den er sogar ein Buch herausgegeben hat (Winter/Mikos 2002).

Er teilt also u.a. mit Bachmair die Einschätzung über die bedeutende Rolle des Subjekts und seine Aneignungs- und Gestaltungsmacht im medialen Kontext, während ein prägender bzw. gar negativer Einfluß u.a. des Fernsehens weitgehend negiert wird. So ist es nach Mikos (2003, S. 21) nicht der Fall „[...] dass Film- und

Fernsehtexte die Rezeption durch die Zuschauer determinieren. Sie machen lediglich Angebote, die von den Zuschauern genutzt werden können, indem sie sich auf eine Interaktion mit dem jeweiligen Text einlassen.“.

Der Begriff „Text“ wird hier von Mikos in enger Anlehnung an die Cultural Studies bzw. Fiske sehr weit gefaßt und bezieht sich nicht auf ein in herkömmlicher Weise aus Buchstaben und Worten zusammengesetztes Schrift-Stück, sondern auf jegliches Bedeutung enthaltendes Artefakt. in diesem Fall sind Filme und Fernsehsendungen gemeint (vgl. Bachmair 2007a, S. 119 ff.).

Der Zuschauer ist nach dieser Auffassung also keineswegs passiv, sondern permanent äußerst aktiv, und zwar nicht nur bei der Rekonstruktion der gesehenen Inhalte gemäß eigener subjektiver Kategorien, sondern auch in Form sozialer Interaktion: „Filme und Fernsehsendungen sind nicht nur zum Wissen der Zuschauer hin geöffnet, sondern auch zur sozialen Kommunikation. [...] Das wird als kommunikative Aneignung bezeichnet. [...] Im Rahmen der Kommunikation wird auch ihre Bedeutung [die der Filme und Fernsehsendungen, d. Verf.] ausgehandelt.“ (ebd., S. 26). Wie auch Bachmair sieht Mikos den Fernsehzuschauer als aktives Subjekt, daß sich Medieninhalte „im Rahmen alltäglicher Relevanzstrukturen“ in sozialer Interaktion mittels kommunikativen Handelns aneignet (2007, S. 37). So wie Bachmair vom Fernsehen als „Lieferant symbolischer Materialien“ spricht (s.o.), heißt es analog bei MIKOS: „Allseits verfügbare Medien wie das Fernsehen liefern nicht nur Normen und Werte, die angeeignet werden und im Alltag Verwendung finden, sie liefern auch Lebensmodelle und Zielvorstellungen, Präsentationsmuster und Rollenbilder, ja Muster der Verständigung und Koordinierung von Handlungsplänen“ (ebd.).

Teilweise kann die Einstellung dieses Autors gegenüber dem Fernsehen als geradezu apologetisch bezeichnet werden (vgl. MIKOS 1994), während sich seiner Ansicht nach hinter dem von einem medienkritischen Bewußtsein getragenen Bemühen um die Förderung von Medienkompetenz „[...] nichts weiter als kulturpessimistische Ängste verbergen, die einen negativen Einfluß der Medien befürchten“ (2007, S. 41).

Nach MIKOS ist es ein grundsätzlicher Fehler der Medienpädagogik, sich hauptsächlich an der Lesekompetenz zu orientieren und nicht an einer „audiovisuellen Kompetenz“ (ebd.).

Er widerspricht hier also Postman insofern, als nach dieser Sichtweise fernsehen sehr wohl kognitive Fähigkeiten erfordert, allerdings solche, „[...] die nicht den linearen, an Sprachstrukturen orientierten Denkprozessen entsprechen.“ (MIKOS 2000, S. 10).

Diese Fähigkeiten „[...] dürfen nicht der Lesekompetenz nachgeordnet sein.“ (ebd., S. 11). Explizit heißt es: „[...] neben die diskursive, bürgerliche Lesekompetenz [muß] die präsentative, visuelle Kompetenz treten“ (ebd., S. 12, Hervorh. durch den Verf.).

Überspitzt formuliert: Die Fähigkeit, das Fernsehen in angemessener Form verwenden zu können wird damit von Mikos also auf die gleiche Ebene gehoben wie die von Postman der Schriftkultur zugeschriebenen - von Mikos als „bürgerlich“ ab­gewerteten - diskursiven Fähigkeiten, auf denen allerdings vermutlich die gesamte neuzeitliche Zivilisation beruht.

2.3 Kritik

Die hauptsächliche Kritik am zuvor dargestellten Mainstream der Bildungs­wissenschaften lautet, daß er den Einfluß der Medien inklusive des Fernsehens unterschätzt und die Rolle des Subjekts im medialen Kontext überbewertet. In der Konsequenz ergibt sich daraus eine eher affirmative Haltung unter Verzicht auf strukturelle Kritik.

Die ältere Fragestellung „Was machen die Medien mit den Menschen? “ wurde zugunsten der Frage „Was machen die Menschen mit den Medien?“ vernachlässigt, wie Horst Niesyto (2007, S. 40) als einer der Vertreter der Kritik am Mainstream prägnant formuliert. Er führt dies auf eine „[...] einseitige Rezeption der Cultural Studies in Deutschland“ (ebd., S. 50) zurück, die Phänomene wie gleichförmige, personalisierende und emotionalisierende Mediengestaltung ebenso ignoriere wie die individuell ungleich verteilten kulturellen, bildungsmäßigen und sozialen Voraussetzungen.

Zwar sieht er ebenfalls einen bürgerlich-elitären Kulturbegriff und eine Unterschätzung des Einflusses des Subjekts auf Seiten der klassischen Medienkritik, konstatiert aber zugleich: „Heute mangelt es an überzeugenden Theorieangeboten, die einen kritischen Blick auf wesentliche Strukturmuster der gesellschaftlich-medialen Entwicklung nicht verlieren.“ (Niesyto 2006, S. 57, Hervorh. im Orig.).

In direkter Bezugnahme auf Mikos spricht er von einer Verkürzung auf die „[...] Beschreibung jugendlicher Ausdrucks- und Aneignungsformen“ und einer Vernachlässigung von „[...] Analyse und Reflexion medien-struktureller Rahmenbedingungen.“ (ebd., Hervorh. im Orig.).

Ebenso wie Postman und Bourdieu sieht Niesyto eine Beeinträchtigung des Denkens in Zusammenhängen und der Diskursfähigkeit durch Medien wie das Fernsehen, die zur Erringung von Aufmerksamkeit auf Personalisierung, Effekt­hascherei und Emotionalisierung setzen (2006, S. 64). Derartige Strategien „[...]zielen einseitig auf die affektiv-emotionale Dimension von Menschsein ab. Unter dem Primat hoher Einschaltquoten und damit verbundener ökonomischer Interessen wirken diese Strategien einem Zusammenspiel von Fühlen und Denken, von sinnlichem Genuss und reflexiver Verarbeitung entgegen.“ (Niesyto 2005, Hervorh. durch den Verf.). Den Apologeten des Subjekts rät er, nicht Wunschvorstellungen für Realität zu halten: „Das Postulat vom autonomen Rezipienten’ und die damit verbundenen Attribute (Selbststeuerung, Selbstverortung, Wahlfreiheit etc.) sind im Sinne eines auf Emanzipation orientierten Persönlichkeits- und Gesellschaftverständnisses als anthropologisch-normative Orientierung wichtig und unterstützenswert - sie sollten aber nicht mit der empirischen Wirklichkeit verwechselt werden.“ (2006, S. 61).

Niesytos Kritik ist m.E. zuzustimmen. Zwar hatten die Vertreter der klassischen Medienkritik eine zu einseitige Vorstellung bezüglich der starken Wirkungsmacht von Massenmedien, in der Gegenbewegung hat aber zumindest das deutsche bildungs­wissenschaftliche Feld die an sich richtige Erkenntnis der Bedeutung des Subjektes bis hin zur Vernachlässigung sozialstrukturaler und medienkritischer Fragen überbewertet. Das Pendel ist gewissermaßen zu stark in die andere Richtung geschwungen.

3. Fernsehen & Ökonomisierung: systemtheoretische Perspektive

Die - weltweit zu beobachtende - Ökonomisierung der Gesellschaft ist ein Phänomen unserer Zeit, das evident zu sein scheint, und es gibt eine Reihe aktueller Publikationen, die es beschreiben.

Selten allerdings wird ein kausaler Zusammenhang dieses Phänomens mit dem gesell­schaftlichen Leitmedium Fernsehen aufgezeigt, so daß das folgende so etwas wie den originären Kern dieser Arbeit darstellt.

Ich beginne dazu mit einer (grob verkürzten und simplifizierten) Darstellung Luhmanns Systemtheorie, um anschließend den wachsenden Einfluß des wirtschaftlichen Teilsystems mithilfe einiger Argumente u.a. Bourdieus zu be­gründen.

3.1 Luhmanns Systemtheorie: Grundbegriffe

Nach Luhmann (vgl. Luhmann (1984), Schimank (1997), Schützeichel (2003)), sind soziale Systeme aus autopoietischen Teil-Systemen aufgebaut, wobei der basale soziale Vorgang aus Kommunikation besteht. Kommunikation erzeugt (bei vor­handener Anschlußfähigkeit) weitere Kommunikation und dieser fortwährend auf­rechterhaltene Prozess erhält seinerseits das (Teil-)System.

Autopoietische Systeme sind selbstreferenziell geschlossen und transitorisch. Der selbstreferenzielle charakter der Teilsysteme basiert auf deren ausschließlicher Verwendung jeweils eigener symbolisch generalisierter Kommunikationsmedien, die binär codiert sind. Die beiden Pole der binären Codierung sind ungleichwertig; einer ist jeweils präferiert.

Die Codes bilden so die Leitdifferenzen, auf die hin sich die Kommunikation orientieren kann. Dadurch entsteht ein je Teilsystem unterschiedlicher Orientierungs­konsens. In diesem Sinne sind moderne Gesellschaften polykontextural.

Der transitorische Charakter der Teilsysteme basiert auf deren Evolution nach den drei Mechanismen Variation - Sprache ermöglicht dabei die Konstruktion neuer Sinn­zusammenhänge, Selektion - der erfolgreiche Einsatz der Kommunikationsmedien durch die Variation bewirkt ihre Selektion. Die Selektion erfolgt also entlang des prä- ferierten Pols des binären Codes des Teilsystems. Schließlich, als dritter Mecha­nismus Retention - die Selektion führt ggf. zu Strukturänderungen, die in das Teilsystem integrierbar sein müssen.

Auf induktiver Basis findet Luhmann u.a. folgende Teilsysteme des sozialen Systems: Wirtschaft, mit dem Code Zahlungsfähigkeit bzw. Zahlungsunfähigkeit,

Wissenschaft, mit dem Code Wahrheit bzw. Unwahrheit und Politik, mit dem Code Macht bzw. Ohnmacht. Autonom ist ein Teilsystem dann, wenn die selbstrefrenzielle Geschlossenheit seines Codes gewahrt bleibt.

3.2 Ökonomische Infiltration der Kommunikation

Genau diese Autonomie aber ist im Rahmen der Ökonomisierung der Gesellschaft gefährdet; es gelingt offenbar dem wirtschaftlichen Teilsystem, die Kommunikation der anderen gesellschaftlichen Teilsysteme zu infiltrieren und diese so zu dominieren. Die Frage ist also: Auf welche Weise gelingt diese Infiltration? Antwort: Über das gesellschaftliche Leitmedium Fernsehen, das von allen Teilsystemen zur Meta­kommunikation verwendet wird.

In ziemlich offensichtlicher Form ist dies z.B. am politischen Teilsystem des Gesellschaftssystems der USA zu beobachten. Allein für den Vorwahlkampf haben die Anwärter der beiden Parteien auf die Präsidentschaftskandidatur die unvor­stellbare Summe von über 695 Millionen Dollar an Spenden gesammelt, um damit vor allem Wahlwerbesendungen im Fernsehen finanzieren zu können. Es wäre naiv, anzunehmen, daß die Unternehmen, die für einen großen Teil dieser Spenden auf­gekommen sind, auf diese Weise nicht auch einen Einfluß auf die politischen Akteure ausüben. (s. The Campaign Finance Institute 2008).

3.2.1 durch Individuen („Trojanische Pferde“)

Bourdieu weist bereits 1996 auf zwei Arten der gesellschaftlichen Einwirkung der Wirtschaft durch das Fernsehen hin: Zum einen gibt es Individuen, die zwar eine Zugehörigkeit zu nicht-wirtschaftlichen Teilsystemen - namentlich Wissenschaft, Politik und Literatur - aufweisen; es handelt sich jedoch um „von außen bestimmte, von den spezifischen Werten des Feldes nicht ganz durchdrungene Personen“ (BOURDIEU 1996, S. 90). Diese Personen sind bereit, im bereits durch die Einschaltquote ökonomisierten Fernsehen aufzutreten - es handelt sich wohl größtenteils um die bereits oben be­schriebenen „Fast-Thinkers“. Hier agieren sie als „das Trojanische Pferd [...] durch das die Gesetze des Kommerzes, der Ökonomie, in das Feld [aus dem die Individuen stammen, der Verf.] Einzug halten.“ (ebd.)

Dies kann, muß aber nicht in Form von beabsichtigtem Lobbyismus stattfinden, wenn z.B. Wissenschaftler, die Zuwendungen großer Konzerne erhalten, in Talkshows als unvoreingenommene Fachleute auftreten und dort unternehmensnahe Standpunkte vertreten, so wie es etwa in der langjährig ausgestrahlten Sendung „Sabine Christiansen “ in Deutschland geschehen ist, zu der eine Studie von LobbyControl feststellt: „Die Priorität für neoliberale Positionen wird verborgen, indem ihre Vertreter neutral und sachlich als „Experten“ vorgestellt werden“ (2006, S. 16), mit dem Fazit: „Insgesamt präsentierte sich ,Sabine Christiansen’ von Januar 2005 bis Juni 2006 als Schaubühne der Einflussreichen und Meinungsmacher - und bot vor allem denjenigen ein Forum, die sich für eine neoliberal geprägte Reform des Sozialstaats einsetzen.“ (ebd., S. 17), das wiederum die These einer Ökonomisierung der Gesellschaft mithilfe des Fernsehens stützt.

3.2.2 durch die Orientierung des Fernsehens an der Einschaltquote

Ein weiterer, von Bourdieu noch stärker betonter Infiltrationsweg führt über die Einschaltquotenorientierung des Fernsehens: „Durch den von der Einschaltquote ausgehenden Druck wirkt die Wirtschaft auf das Fernsehen ein und durch die Bedeutung des Fernsehens [...] auf alle Presseerzeugnisse, auch auf die ,reinsten’“ (1996, S. 80), so daß sich die Verlautbarungen aller Teilsysteme ebenfalls diesem wirtschaftlichen Druck ausgesetzt sehen, sofern sie gesamtgesellschaftlich wahrgenommen werden wollen. „Die Einschaltquote ist die Sanktion des Marktes, der Wirtschaft, das heißt einer externen und rein kommerziellen Legalität“ (ebd., S. 95), während „[...] interne Sanktionen [des jeweiligen Teilsystems, d. Verf.] ihre symbolische Macht tendenziell verlieren“ (ebd., S. 113).

Am Endpunkt dieser Entwicklung hieße das, daß beispielsweise bei einer wissenschaftlichen Publikation der Wahrheitsgehalt irrelevant würde - und zwar auch was die wissenschaftsinterne Kommunikation betrifft, während ihre mediale Verbreitung insbesondere durch das Fernsehen und der daraus resultierende öko­nomische Nutzen entscheidend wäre.

3.2.3 durch Ökonomisierung der „Hintergrundmentalität“

Ein dritter vorhandener Infiltrationsweg begründet sich folgendermaßen:

Nach Luhmann besteht die Funktion der Massenmedien im „Dirigieren der Selbst­beobachtung des Gesellschaftssystems“ (1995, S. 173), sie reimprägnieren permanent das „[...] Systemgedächtnis,[...] das für alle weiteren Kommunikationen eine Hintergrundmentalität bereitstellt“. Sämtliche Teilsysteme konstituieren sich nun letztlich aus Individuen, die sich nahezu ausnahmslos des Metamediums Fernsehen bedienen.

Welche Art von Sendung wird dort am häufigsten ausgestrahlt? Auch ohne empirische Untersuchung ist die Antwort m.E. evident: Werbespots. Dadurch werden Denkgewohnheiten der Zuschauer nachhaltig geprägt, wie Postman es für die USA schon früh aufzeigte (1985, S. 156), wo seiner Ansicht nach Fernsehwerbung „[...] zu einem wichtigen Modell für die Struktur von öffentlichen Diskursen jeder Art geworden ist“ (ebd.)

Wie nun Bachmair am Beispiel der Benetton-Werbung verdeutlicht (2007a, S. 129), sind moderne Werbespots durchaus uneindeutig und von einer unüberschaubaren Themenvielfalt und Unvorhersagbarkeit geprägt. Es gibt eigentlich nur eine Konstante: Letztlich geht es darum, etwas zu kaufen.

Diese Botschaft wird allen Fernsehnutzern tagtäglich viele Dutzend Male vermittelt: Egal ob das Thema vordergründig Kunst, Liebe, Technik, Natur etc. zu sein scheint, also unabhängig von der Einbettung des Gezeigten in den Kontext irgendeines anderen gesellschaftlichen Teilsystems, am Ende geht es um Zahlungsfähigkeit.

Auf diese Weise bestimmt der Code des wirtschaftlichen Teilsystems die Hintergrundmentalität des gesellschaftlichen Systemgedächtnisses und infiltriert so schleichend die Kommunikation aller anderen gesellschaftlichen Teilsysteme, mit der Gefahr des Autonomieverlustes dieser Teilsysteme und damit der Gefahr des Zu­sammenbruchs des Gesellschaftssystems als Ganzes.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb. 4 Der Einfluß des wirtschaftlichen Teilsystems auf die anderen Teilsysteme (beispielhaft Politik und Wissenschaft) mittels des Fernsehens via Einschaltquote, Trojanische Pferde und Werbespots

4. Barber: Infantilisierung & Ökonomisierung

Das Problem der Ökonomisierung der Gesellschaft thematisiert Benjamin R. Barber im Zusammenhang mit Infantilisierung und Medieneinfluß. Nach seiner Auffassung hat es zunächst eine produktivistische Form von Kapitalismus, mit einem damit verbundenen „kapitalistischen Ethos“ gegeben, welches bereits von Max Weber in seinem Werk Die protestantische Ethik und der Geist des Kapitalismus beschrieben worden sei.

4.1 Das infantilistische Ethos

Da nun aber die Märkte der entwickelten Länder mit Produkten gesättigt sind, mußte der „produktivistische Kapitalismus“ dem „Konsumkapitalismus“ weichen, der die Verbraucher trotz eines gesättigten Marktes dazu bringen muß, weiterhin Produkte zu kaufen, zu welchem Zweck er das „infantilistische Ethos“ evoziert: „Die Infantilisierung sieht im ungestümen, zugreifenden Kind den idealen Shopper und im Shopper den idealen Bürger und stärkt deshalb die Präferenz für das Private und das Kindliche. [...] Kindlichkeit ist mehr als nur eine Option, sie ist eine Notwendigkeit fürs Überleben des Kapitalismus und daher ein Gebot des Zeitgeistes - und der besteht natürlich im Ethos der Infantilisierung.“ (BARBER 2007, S. 137). Wie bereits bei Postman beschrieben, nähern sich dabei Kinder und Erwachsene von beiden Seiten des Spektrums einander an: „Damit der Konsumkapitalismus erhalten bleibt, muß man Kinder zu Verbrauchern oder die Verbraucher zu Kindern machen. Das heißt für Kinder, sie schlauer zu machen, sie als Geldausgebende zu ,ermächtigen’, und für die Erwachsenen, sie zu verdummen, sie als Bürger zu entmachten.“ (ebd., S. 28).

Im Unterschied zu Postman sieht Barber also hier Akteure - nämlich die von den Unternehmen beauftragten Marketingexperten - die ein Interesse an der Infantilisierung haben und sie herbeiführen. Wichtigstes Instrument sind hierzu Werbesendungen, die neben den - zu infantilisierenden - Abb. 5 Kind-Erwachsener als „idealer Shopper" Erwachsenen auch möglichst frühzeitig und umfassend gerade Kinder erreichen sollen, um aus ihnen markenloyale Verbraucher zu formen.

4.2 Fernsehen als Einfallstor der Ökonomisierung

Barber führt dazu ein Beispiel an (ebd., S. 148), das gleichzeitig das Eindringen der Wirtschaft in andere Gesellschaftsbereiche illustriert: Der private Fernsehsender Channel One News hat über 12000 öffentliche Schulen der USA kostenlos mit Fernsehgeräten ausgestattet, um damit während des Unterrichts Werbesendungen ausstrahlen zu können.

Nach BARBER ist das Fernsehen „[...] zum Medium einer Pararealität geworden, das ,parasoziale’ und ,pseudopersönliche’ Beziehungen mit Showmastern von Shoppingsendern, Nachrichtenmoderatoren, Wahlkampf machenden Politikern und Reality-TV-Persönlichkeiten fördert [...] in der das Sein an sich von seinem Ursprungsort in eine simulierte Darstellung auf dem Bildschirm verlegt wird.“ (2007, S. 193) Als weiteres Beispiel für das mittels des Fernsehens erfolgende Eindringen von Marktmechanismen, diesmal in das politische Feld, nennt BARBER den Präsidentschaftswahlkampf der USA, der seit den Fernsehduellen zwischen Nixon und Kennedy von 1960 seiner Meinung nach ebenso wie „[...] das Politische insgesamt nur noch Gegenstand der Vermarktung ist, [...] angesichts derer die Öffentlichkeit über den Charakter und die Fähigkeit ihrer Führer nur noch zynisch urteilen kann.“ (ebd. S. 162).

Ebenso wie Bourdieu vor ihm sieht Barber also eine Verbindung zwischen Politikverdrossenheit und Fernsehen. Letztlich führt die ausufernde Ökonomisierung für ihn zu einer Gefährdung der demokratischen Struktur der Gesellschaft.

4.3 Kritik

Kritisch zu beurteilen ist m.E. an Barbers Arbeit zunächst die doch sehr idealisierte Darstellung des „kapitalistischen Ethos“, die hin und wieder die wissenschaftliche Distanz vermissen läßt (s. 2007, S. 46). Die Beschreibung der Mechanismen der Öko­nomisierung ist wohl zutreffend, wenn sie auch teilweise etwas überspitzt formuliert sein mag.

Größtes Manko ist jedoch m.E. das Fehlen eines überzeugenden Vorschlags, wie den aufgezeigten, die demokratischen Strukturen der Gesellschaft gefährdenden Mech­anismen der Ökonomisierung entgegenzutreten sei.

Möglicherweise ist dazu ein politikwissenschaftlicher Ansatz auch weniger geeignet, weil hierzu mittels einer bildungswissenschaftlichen Perspektive beim Adressaten der ökonomisierenden Medienbotschaften angesetzt werden muß: Dem Subjekt. Genau das tut unser nächster Protagonist.

5. Kellner: Synthese zwischen Frankfurter Schule & Cultural Studies

Douglas Kellner hatte sich zunächst während seines Studienaufenthalts in Deutschland mit der Gesellschafts- und Medienkritik der Frankfurter Schule aus­einandergesetzt, bevor er sich anschließend mit den Cultural Studies beschäftigte, und in gewisser Weise stellen seine Arbeiten den Versuch einer Synthese dieser beiden bedeutenden Ansätze dar. Allerdings liegen die beiden Richtungen gar nicht so weit auseinander, wie es die deutsche Rezeption der Cultural Studies vermuten lassen könnte, denn auch in ihnen ist von Beginn an ein wesentlicher gesellschaftskritischer Anteil enthalten gewesen.

Ein bereits in den Cultural Studies thematisiertes Konzept ist das der Media Literacy, das den Begriff der Literalität auf Objekte außerhalb der Schriftkultur ausweitet, wie etwa Filme und Fernsehsendungen. Im Deutschen wird dafür der Begriff Medienkompetenz verwendet, allerdings sind die damit - bereits in den Cultural Studies - verbundenen gesellschaftskritischen Konnotationen ein wenig zugunsten der Beschreibung der faszinierenden Aktivitäten des autonomen Subjekts in den

Hintergrund geraten (s.o.). Eine häufig zitierte Operationalisierung dieses in der deutschen Bildungswissenschaft durchaus beliebten Begriffs „Medienkompetenz“ stammt von Dieter Baacke (s. URL von 2008), der dazu die vier Dimensionen Medienkritik, Medienkunde, Mediennutzung und Mediengestaltung anführt (vgl. Bachmair 2007a, S. 56). Die von Baacke angegebene Erläuterung zur Dimension

Medienkritk - „Problematische gesellschaftliche Prozesse, etwa Konzentrationsbewegungen, sollten angemessen erfaßt werden können.“ - bleibt allerdings hinter dem zurück, was von Kellner als Medienkritik verstanden wird.

5.1 Critical Media Literacy

Kellner stellt klar, daß Critical Media Literacy ein Instrument der Emanzipation des Subjekts von manipulativen - insbesondere also auch ökonomisierenden - Medien­inhalten sein kann. Diese Manipulation erfolgt sonst oft unbemerkt: „Individuals are often not aware that they are being educated and constructed by media culture, as its pedagogy is frequently invisible and subliminal.“ (Kellner (2005) S. 5) Wenn etwa Mikos von audiovisuellen bzw. präsentativen Fähigkeiten spricht, bleibt ein wenig unklar, wozu diese Fähigkeiten dienen sollen. Im Unterschied dazu macht Kellner deutlich, daß Critical Media Literacy zu einem kritischen Umgang mit Medien, insbesondere zu der Erkenntnis ihrer Einsatzmöglichkeit als Instrument im Ringen um gesellschaftliche Macht, befähigen sollen (vgl. Kellner (2008)). Er betont außerdem ihre Bedeutung für die Möglichkeit zur Persönlichkeits-Entfaltung in einer medialen Gesellschaft, sowie für die Entwicklung gesellschaftlichen Engagements, gesellschaftlicher Teilhabe und Stärkung der Demokratie: „critical media literacy, as outlined here, goes further still [als Media Literacy, d. Verf.] in its call for the analysis of media culture as technologies of social production and struggle, thereby teaching students to be critical of media representations and discourses, as it stresses the importance of learning to use media technologies as modes of self­expression and social activism wherever appropriate [...] Critical media literacy not only teaches students to learn from media, to resist media manipulation, and to use media materials in constructive ways, but it is also concerned with developing skills that will help create good citizens and make them more motivated and competent participants in social life. [...] it is concerned to develop technologies that will enhance democratization and participation.“ (ebd.).

Diese kritischen Medienkompetenzen sollen die Subjekte also dazu befähigen, der Manipulation durch Medien zu widerstehen und Demokratie und gesellschaftliche Teilhabe zu fördern.

Fünf Kernkonzepte konstituieren die Critical Media Literacy: Das Konzept der Intransparenz; es besagt, daß sämtliche Medienbotschaften konstruiert sind, das Konzept der Kodes und Konventionen; es besagt, daß Medienbotschaften in einer Sprache mit eigenen Regeln konstruiert sind, das Konzept des decodierenden Publikums; es besagt, daß unterschiedliche Rezipienten dieselbe Botschaft unterschiedlich erleben, das Konzept von Inhalt und Botschaft; es besagt, daß in Medienbotschaften eingebettete Werte und Standpunkte enthalten sind, sowie das Konzept der Motivation; es besagt, daß das Ziel von Medieneinsatz darin besteht, Gewinn und/oder Macht zu erlangen.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Tab. 2 Kernkonzepte der Critical Media Literacy

Gerade auch das fünfte Kernkonzept weist eine direkte Verbindung zum Thema Ökonomisierung der Gesellschaft mithilfe des Fernsehens auf, zumal einige große Konzerne die Mehrzahl aller Fernsehsender kontrollieren: „The consolidation of ownership of the mass media has given control of the public airwaves to a few multinational oligopolies to determine who and what is represented and how. This concentration of ownership threatens the independence and diversity of information and creates the possibility for the global colonization of culture and knowledge.“ (KELLNER (2005) S. 12).

KELLNER konkretisiert das am Beispiel von Fox Televison Network: „Certain media corporations, like Rupert Murdoch’s Fox television network, pursue aggressively rightwing agendas in line with the corporate interests of its owner“ (ebd.) Er weist ebenso auf den vermutlich entscheidenden Einfluß hin, den die Wirtschaft durch die „Corporate Media“ - also insbesondere durch Fernsehsendungen privater Sender - auf die Präsidentschaftswahl der USA 2004 genommen habe (s. Kellner (2006)).

5.2 Rückbesinnung aufmedienkritische Anteile der Cultural Studies

Die medienkritischen Aspekte der Cultural Studies sind in der Vergangenheit auch nach Kellners Wahrnehmung zu sehr in den Hintergrund getreten und sollten wieder stärker betont werden: „Media literacy and pedagogy should teach how to read and critically dissect newspapers, TV, radio, the Internet, and other media of news and information to enable students to become active and engaged democratic citizens. While early cultural studies by the Birmingham school included a focus on critically reading newspapers, TV news and information programs, and the images of politics, much cultural studies of the past decades has focused on media entertainment, consumption, and audience response to specific media programs. This enterprise is valuable and important, but it should not replace or marginalize taking on the system of media news and information as well.“ (KELLNER (2006) S. 14).

5.3 Kritik

Den hier dargestellten Thesen Kellners ist m.E. zuzustimmen. Allerdings stimmt bedenklich, daß er in seinen Arbeiten stets eine explizit linke politische Position ein­nimmt und insbesondere die derzeitige Us-amerikanische Regierung aufs schärfste angreift, was unabhängig von der etwaigen Legitimität dieser Angriffe mit einer neutralen wissenschaftlichen Haltung schwer vereinbar ist. Dies könnte auch der Grund der nur zögerlichen Rezeption seiner Arbeiten in Deutschland sein. Ander­erseits haben die Geisteswissenschaften unabweisbar einen normativen, also eben nicht neutralen Anteil (vgl. Baumgartner/Glameyer/Piecha/de Witt 2005), und eine Ausrichtung an humanistischen und demokratischen Idealen ist zwar objektiv nicht begründbar, hat aber nichtsdestoweniger die sympathie des Verfassers.

6. Kinder und Fernsehen

Die bisherigen Ausführungen waren größtenteils nicht nur auf die Auswirkungen des Fernsehens auf Kinder bezogen. Das war durchaus intendiert, da die bildungs­wissenschaftliche Perspektive m.E. die Erwachsenen gelegentlich aus dem Blick verliert. Dennoch sind Kinder als Mediennutzer natürlich von großem interesse und die Auswirkungen, die das Fernsehen insbesondere auf sie hat, sollen nun betrachtet werden.

6.1 Fernsehen fürBabies und Kleinkinder

Kinder haben heute auch schon in sehr frühen Jahren Zugang zum Fernsehen, was einige aktuelle Studien belegen. So haben in den USA bereits 79 % der Kinder vor ihrem zweiten Geburtstag ferngesehen (s. Rideout/Hamel 2006). In Deutschland ist der prozentuale Anteil von Kindern, die schon in sehr frühem Alter fernsehen, ebenfalls erheblich, so sind etwa bereits 60% der Zweijährigen Fernsehkonsumenten (s. GÖTZ 2007).

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb. 7 Anteil des Fernsehkonsums von Kindern im Alter bis zu fünf Jahren. Aus: Götz (2007)

Relativ homogen ist die wissenschaftliche Beurteilung dieses Fernsehkonsums im Baby- bzw. Kleinkind-Alter: Es ist zumindest kein positiver Effekt zu verzeichnen. So sagt etwa die Neurobiologin Fabienne Becker-Stoll (2007 S. 20) „Das Kind braucht

keinen Fernseher [...] Natürlich müssen Kinder irgendwann lernen mit den Medien, die es in unserer Gesellschaft gibt, umzugehen. Aber das kindliche Gehirn ist nicht so angelegt, dass es die besten Reize für seine Entwicklung von einem Fernseher kriegt [...] Alles Artifizielle, [...] was dem Kind an Reizen geboten wird und was nicht im Kontext der Eltern-Kind-Beziehung geschieht, ist wenig sinnvoll.“

Zum gleichen Schluß kommt 2006 auch Gangloff, nämlich daß Angebote wie Baby- TV oder Teletubbies „völlig sinnlos“ sind, was die Entwicklungsförderung von Babies bzw. Kleinkindern betrifft.

Sehr frühes Fernsehen ist nicht nur sinnlos, sondern sogar potenziell schädlich argu­mentiert dagegen Spitzer (2005) , der frühkindliches Fernsehen für die Behinderung der Verknüpfung von Gehirnverbindungen verantwortlich macht, die für komplexe Denkvorgänge erforderlich sind. Christakis, Zimmerman, DiGiuseppe und McCarty (2004) sehen einen signifikanten Zusammenhang zwischen frühkindlichem Fernsehen und dem späteren Auftreten eines Aufmerksamkeits-Defizit-Syndroms und empfehlen, die Fernsehdauer von Babies bzw. Kleinkindern möglichst einzu­schränken: „Limiting young children’s exposure to television as a medium during formative years of brain development consistent with the American Academy of Pediatrics’ recommendations may reduce children’s subsequent risk of developing ADHD [= attention-deficit/hyperactivity disorder, d. Verf.]“

(S. 712)

6.2 Die Wissenskluft-Hypothese

Die Wissenskluft-Hypothese geht davon aus, „[...] dass bei wachsendem Informationszufluß in ein Sozialsystem die Bevölkerungssegmente mit höherem sozioökonomischen Status oder höherer formaler Bildung zu einer rascheren Aneignung dieser Information tendieren als die status- und bildungsniederen Segmente.“ (NIESYTO (2007) S. 55).

6.2.1 Ist Fernsehen ein Bildungsmedium?

Wäre das Fernsehen ein informierendes Medium, von dem es etwas zu Lernen gäbe, so hieße das gemäß dieser Hypothese, daß vor allem die Zuschauer mit hohem Bildungsniveau vom Fernsehen profitieren. Genau das ist aber für die Fernsehnutzung nicht nachweisbar, sehr wohl aber für die Verwendung des Mediums Buch, was ver­mutlich Postman nicht im geringsten gewundert hätte.

So führt Moser (2000, S. 140) eine Studie von Bonfadelli und Saxer aus dem Jahr 1986 an, wonach Jugendliche aus höheren Schulformen deutlich mehr lesen als Jugendliche aus niedrigeren Schulformen, aber gleichzeitig weniger fernsehen. „Das habituelle Lesen scheint einen signifikanten Einfluß auf die informationsaufnahme und die damit einhergehenden Lernprozesse zu haben. Für das Lernen beim Fernsehen aber ist es offenbar unwichtig, ob jemand regelmäßig oder weniger regelmäßig fernsieht. Habituelle Fernsehnutzung scheint demnach weder die Fähigkeiten im Umgang mit dem Medium Fernsehen zu verbessern, noch zu einer informationsbetonten Sehmotivation beizutragen.“ (BONFADELLI/SAXER zitiert nach MOSER ebd.). Moser erwidert darauf geradezu entwaffnend, daß die Autoren der Studie fälschlicherweise voraussetzten „[...] dass das Fernsehen ein Bildungsmedium darstellt, bzw. dass Lesen und Fernsehen letztlich beide darauf abstellen, informationen zu vermitteln“ (ebd. S. 141). Dem ist seiner Ansicht nach nicht so, vielmehr schließt er sich offenbar der Argumentation Joshua Meyrowitzs an, der der Auffassung sei, „[...] für die Art, wie elektronische Medien ihre Botschaften präsentieren, gebe es kein Äquivalent in der linguistischen Grammatik oder der syllogistischen Logik“. (ebd. S. 142)

Wolle man diesen Botschaften gerecht werden, so seien dazu „[...] Fähigkeiten, die nicht im Rahmen eines Modells literarischer Bildung verankert sind“ erforderlich (ebd. S. 142). Diese Fähigkeiten werden allerdings von Moser ebensowenig präzisiert wie die (möglicherweise identischen?) audiovisuellen bzw. präsentativen Fähigkeiten, die zuvor bei Mikos genannt wurden. Eine Präzisierung ist nach Mosers Ansicht auch schwierig, weil sich diese Fähigkeiten literarisch-diskursiv nicht beschreiben ließen. (In diesem Fall können solche „unbeschreibbaren“ Fähigkeiten allerdings m.E. auch nicht Gegenstand einer wissenschaftlichen Betrachtung - die nun einmal literarisch­diskursiv sein muß - sein.)

6.2.2 Beeinträchtigungskluft statt Wissenskluft

Nicht nur ist das Fernsehen dem Lernen nicht förderlich, sondern der Zusammenhang von Fernsehnutzungsdauer und Bildungsniveau ist sogar reziprok:

Sowohl Pfeiffer, MÖßLE, Kleimann und Rehbein (2007) als auch die KIM-Studie von 2006 belegen, daß die Fernsehnutzungsdauer von Kindern um so geringer ist, je höher das Bildungsniveau des Haupterziehers ist.

Die wichtigste Information, die es im Zusammenhang mit dem Fernsehen anzueignen gilt, ist offenbar die, es im Interesse eines höheren Lernerfolges möglichst zu vermeiden, und die „Bevölkerungssegmente mit höherem sozioökonomischen Status oder höherer formaler Bildung“ haben das vermehrt getan. Das auch umzusetzen ist allerdings nicht leicht, denn die beliebteste Freizeitbeschäftigung der 6 bis 13-jährigen Kinder ist laut KIM-Studie (2006) fernsehen, und das tun sie zum überwiegenden Teil allein und nicht mit den Eltern oder mit Freunden.

Mit steigendem Alter der Kinder steigt ebenfalls der Anteil derer, die allein fernsehen, was im übrigen der These zu widersprechen scheint, daß fernsehen zu sozialer Interaktion zwecks Aushandelns von Bedeutung des Gesehenen führt.

Wenn Kinder einen Fernseher im Kinderzimmer zur Verfügung haben, ist die Kontrolle der Nutzungsdauer und -Art naturgemäß schwieriger. Die Wahrscheinlichkeit des Vorhandenseins eines Fernsehers im Kinderzimmer ist nach Pfeiffer, MÖßLE, Kleimann und Rehbein (2007) umso höher, je geringer das Bildungsniveau der Eltern ist, und Paus-Hasebrink, Bichler und Wijnen konstatieren: „Heranwachsende aus sozial benachteiligten Familien sehen etwa tendenziell länger und häufiger fern als Kinder aus einem sozial gesicherten Elternhaus.“ (2007, S. 6) und kommen zu der Erkenntnis, daß Kinder von Eltern in sozialen Problemlagen viel und häufig allein fernsehen (ebd., S. 10).

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb. 9 Anteil der allein fernsehenden Kinder steigt mit steigendem Alter

Eine Studie von Ennemoser aus dem Jahr 2003 zum Einfluß des Fernsehens auf die Entwicklung von Sprach- und Lesekompetenz bei Kleinkindern zeigt auf, daß „[...]eine Gruppe von Kindern mit besonders hohem Fernsehkonsum (sog. Vielseher) in der Regel die schwächsten Leistungen in den durchgeführten Sprach- und Lesetests erbrachte. In einzelnen Teilbereichen verfügten „vielsehende“ Kinder nicht nur über eine ungünstigere Ausgangslage, sondern sie zeigten im Verlauf eines Jahres auch deutlich geringere Leistungszuwächse als ihre Altersgenossen.“ Zudem sind nach seinen Erkenntnissen die negativen Auswirkungen hohen Fernsehkonsums umso stärker, je geringer die Intelligenz der fernsehenden Kinder ist.

Insgesamt sprechen die dargestellten Erkenntnisse für einen tendenziell eher negativen Einfluß der Fernsehnutzung auf die kindliche Entwicklung. Gleichzeitig ist die Bereitschaft der Eltern, diesen Einfluß zu reduzieren oder durch gemeinsame Reflexion des (eventuell ebenfalls gemeinsam) Gesehenen abzumildern bzw. die Fernsehinhalte mit förderlichen Informationen anzureichern schichtspezifisch unterschiedlich stark ausgeprägt. Die Eltern aus gehobeneren sozialen Verhältnissen sind dazu eher bereit und in der Lage als die aus niedrigeren Gesellschaftsschichten:

„Von ihren Müttern und Vätern erfahren sie [die fernsehenden Kinder aus unteren sozialen Schichten, d. Verf.] nur wenig Unterstützung, etwa durch eine kommunikative Begleitung ihres täglichen

Medienumgangs.“ (Paus-Hasebrink/Bichler/Wijnen 2007, S. 10). Dieser schicht­spezifisch ungleichartige Umgang mit dem Fernsehen trägt zur Aufrechterhaltung der Ungleichheit der sozialen Verhältnisse bei.

Es handelt sich - jedenfalls was das Medium Fernsehen betrifft - wohl weniger um eine Xissenskluft als um eine Beeinträchtigungskluft. Für andere Medien, wie Buch und Computer bzw. internet könnte besagte Wissenskluft-Hypothese jedoch zutreffen, was etwa Abb. 8 nahelegt. Bezüglich des Mediums Buch wurde bereits auf eine Studie von Bonfadelli/Saxer hingewiesen, die auf eine Wissenskluft hindeutet. Im weiteren wird noch auf eine mögliche Wissenskluft im Bezug auf die Computer- bzw. internetverwendung eingegangen.

Eine Betrachtung der gesellschaftlichen und individuellen Auswirkungen des Fernsehens wäre ohne die Berücksichtigung aktueller Trends wie etwa der zunehmenden Verwendung des internets oder der Medienkonvergenz unvollständig, wenngleich eine ausführliche Analyse des Themenfeldes „Neue Medien“ den Rahmen dieser Arbeit bei weitem überschreiten würde.

7. Aktuelle Trends und Zukunftsprognosen

Schon seit einiger Zeit ist mit dem Internet ein mit dem Fernsehen konkurrierendes Massenmedium aufgetreten, und die Frage, die hier zunächst betrachtet werden soll ist, inwiefern die Verwendung dieses noch relativ neuen Mediums Internet den bislang konstatierten tendenziell eher negativen Auswirkungen des Fernsehens entgegentreten kann. Nun wird zur Verwendung des Internets notwendigerweise ein Gerät - typischerweise ein Computer - benötigt. In dieser Arbeit wird das - gleichwohl zu seiner Zeit revolutionäre und zweifellos wissenschaftlich interessante - Medium Computer nicht separat, sondern nur im Zusammenhang mit seinem Einsatz als Zugangsgerät zum Internet betrachtet, da dies m.E. die momentan und vermutlich auch künftig dominierende Form seiner Verwendung ist und jedenfalls die für den Betrachtungsgegenstand wichtigste.

7.1 Das Internet als konkurrierendes Massenmedium

Die Verwendung des Internets nimmt u.a. in Deutschland stetig zu. Spricht die Kim­Studie 2006 noch von 81% der Haushalte, in denen es verfügbar sei, so kommen Schorb, Keilhauer, Würfel und Kiebling 2008 für Jugendliche zu der Erkenntnis:

„Die Integration des Computers in private Medienhaushalte verlief in den letzten Jahren rasant. Insbesondere die Angebote des Internets rücken den Computer immer weiter in den Mittelpunkt. Innerhalb eines Jahrzehnts hat sich die jugendliche Nutzung von onlineangeboten von einer Beschäftigung für eine Randgruppe hin zu einer Medienaktivität fast aller Heranwachsenden entwickelt. Ähnlich wie für das Fernsehen kann man für die Nutzung von Computer und Internet [...] von einer nahezu vollversorgten Jugend ausgehen.” (S. 8).

7.1.1 Textbasierte Internet-Inhalte als Chance für die Schriftkultur

Zumindest derzeit besteht der überwiegende Teil der Internet-Inhalte aus miteinander verlinkten Textseiten. Literalität im ursprünglichen Sinne ist also vonnöten, um diese Seiten zu verstehen oder gar zu verfassen. Damit könnte bereits eine Bewegung im Gang sein, die der u.a. von Postman befürchteten Regression in eine visuell geprägte Gesellschaft und dem Verlust der Errungenschaften der Schriftkultur entgegenwirkt. In diesem Sinne äußert sich bspw. Kellner (2005, S. 2):” Indeed, in the new information- communication technology environment, traditional print literacy takes on increasing importance in the computer-mediated cyberworld as people need to critically scrutinize and scroll tremendous amounts of information, putting new emphasis on developing reading and writing abilities”. Des weiteren ist das Internet im Unterschied zum unidirektionalen Medium Fernsehen ein wenigstens potenziell multidirektionales Medium, das vielfältige - gleichfalls derzeit noch zumeist schriftliche - Aktivitäten und Reaktionen der Verwender ermöglicht, was von vielen Autoren, u.a. auch Kellner konstatiert worden ist: “For instance, Internet discussion groups, chat rooms, e-mail, blogs, wikis, and various Internet forums require writing skills in which a new emphasis on the importance of clarity and precision is emerging.” (ebd.).

7.1.2 Digitale Bildungskluft

Es spricht allerdings einiges dafür, das die Voraussetzungen, das Medium auf diese informations- bzw. bildungsaneignende sowie interaktive Weise zu verwenden, unter den Nutzern des Internets ungleich verteilt sind, was wiederum unter dem Begriff “Wissenskluft” oder “Digitale Bildungskluft” gefaßt wird.

Das Bildungsniveau der Internetverwender ist laut Otto, Kutscher und Cleppien dabei ein entscheidender Faktor für die erfolgreiche “Teilhabe an der Internet­Bildungsgesellschaft”, welcher sich in jeweils ungleichartiger Kompetenz im Sinne von Auffindung, Bewertung und Einordnung von Informationen im Gefolge ungleichartiger Lesekompetenz auswirkt (2003 S. 269). Sie kommen zu der Schluß­folgerung: “Die neue Benachteiligung ist [...] vor allem in den Bereichen des Zugangs zu Informationen, der Relevanz von Informationen und des Umgangs mit der Ungewissheit von Wissen zu sehen” (ebd. S. 273). Diese Bildungskluft wird also im Wesentlichen durch die ungleichartig ausgeprägte Fähigkeit, mit den Textinhalten (im Wortsinne) des Internet umzugehen, konstituiert. Sollte der derzeit überwiegend textuelle Charakter des Internet zukünftig durch einen eher visuell geprägten Charakter abgelöst werden, wovon Barber im folgenden ausgeht, so könnte sich auch diese Bildungskluft verringern.

7.1.3 Visuelle Prägung des Internets im Gefolge technischen Fortschritts

Auch abgesehen von einer vermutlich bestehenden Wissenskluft im Umgang mit dem Internet ist Barber wenig optimistisch, was dessen - die tendenziell negativen Auswirkungen des Fernsehens abmildernden - Wirkungspotenziale betrifft. So weist er zunächst einmal sicherlich korrekterweise darauf hin, daß die wissenschaftliche Diskussion um die neuen Medien größtenteils ignoriert, daß der in weniger weit entwickelten Ländern lebende, also überwiegende Teil der Menschheit, gar keinen Zugang zu ihnen hat: “It is still newspapers and radio and television and government propaganda that for most people constitute the informational framework of their lives.” (BARBER 2002, S. 1). BARBER stimmt zwar der Einschätzung zu, daß der derzeitig (bzw. im Jahr 2002) überwiegend textbasierte Inhalt des Internets und der ebenso textbasierte interaktive Umgang mit ihm tendenziell gesellschaftlich positive Auswirkungen im Sinne von Teilhabe und Stärkung der Demokratie hat, hält dies aber nur für ein technologisch bedingtes Übergangsstadium, nach dem visuell geprägte Inhalte das Internet dominieren werden: “The word-centered character of the technology is good for democratic politics, good for participation and good for deliberation [...] Yet, this focus on the word is but a matter of technological lag-time. The Net is faster and getting faster. Streaming video is the wave of the future, allowing moving pictures to displace text. Moreover, the generation being trained in computers today is a television educated, picture-inundated generation that prefers ‘moving pictures.’”

(ebd. S. 7). Seiner Ansicht nach ist die Nachfrage nach textuellen bzw. visuellen Inhalten generationsspezifisch unterschiedlich: “Growing up in a text based, word centered culture, we see the Internet as a place to use words and text. But our children and grandchildren who grow up in a television world of images and pictures, may see the Web as a source primarily of pictures and images, especially as broadband facilitates the flow of images. They may see in scrolling text a rather primitive use of the new technology” (ebd. S. 2). Mit dieser Einschätzung wird er von Schorb/Keilhauer/WÜrfel/Kiebling (2008) unterstützt, die zu der Erkenntnis kommen, daß 92% der 5053 von ihnen befragten Jugendlichen im Internet Online­Videos sehen, während partizipative “[...] Formen der Internetkommunikation wie das Schrei­ben in Weblogs oder in Foren [.] von den Jugendlichen deutlich seltener genutzt [werden]” (S. 13)

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb. 10 Verstärkte Rezeption visueller Inhalte aus dem Internet Aus: Schorb/Keiuhauer/Würfel/Koling (2008)

Obige Grafik bietet mit der Darstellung des Online-Fernsehens denn auch gleich die Gelegenheit zur Überleitung auf das nächste Thema: Der zunehmende Trend zur kon­vergenten Mediennutzung.

7.2 Medienkonvergenz

Der Begriff „Medienkonvergenz“ ist noch verhältnismäßig neu im bildungs­wissenschaftlichen Diskurs, weshalb an dieser Stelle eine Definition angemessen erscheint. Sie stammt aus dem Medienkonvergenz Monitoring Report 2008 von SCHORL, KEILHAUER, WÜRFEL und KIEßLING: „Medienkonvergenz beschreibt das Zusammen­wachsen ehemals getrennter Medienbereiche und findet auf zwei Ebenen statt, die als technische und als inhaltliche Konvergenz bezeichnet werden. Technische Konvergenz bezieht sich auf das Zusammenlaufen von Übertragungswegen auf Basis der Digitalisierung medialer Daten [...] Inhaltliche Konvergenz bezieht sich auf die Möglichkeit, einen Inhalt über verschiedenste Medien und mediale Tätigkeiten zu verfolgen.“ (S. 4, Hervorh. durch d. Verf.) Online-Fernsehen im Internet wäre also ein Beispiel für technische Medienkonvergenz, während etwa das, was Bachmair „Medien- und Ereignisarrangement“ nennt, ein Beispiel für inhaltliche Medienkonvergenz wäre: „Im aktuellen Alltagsleben treffen heute Mediennutzer zunehmend öfter auf Medien- und Ereignisarrangements, die nicht mehr auf Einzelmedien basieren, die nacheinander im Sinne eines Werkes anzueignen wären. So bieten Fernsehsender seit geraumer Zeit in einer Art von Medienverbund mit Buch, Spiel oder Life-Event Teile ihres Programms an [...]Im Kern geht es bei medialen und situativen Verbindungen im Sinne der Medien- und Ereignisarrangements in einem ersten Entwicklungsschritt um das Phänomen der Intertextualität, also um die Verbindung medialer

Angebote.“ (2007a, S. 72) Für den Untersuchungsgegenstand dieser Arbeit bedeutet dies, daß das Fernsehen nicht (mehr) als separates Medium, sondern eingebunden in einen vielfältigen medialen Kontext bzw. Verwendungsverbund betrachtet werden muß. Die technische Ebene, auf der Medienkonvergenz praktiziert wird - also die Hardware - ist zumeist, aber nicht ausschließlich, der an das Internet angeschlossene Computer, und die Praktizierenden sind derzeit (noch) überwiegend Jugendliche. So konstatieren SCHORB/KEILHAUER/WÜRFEL/KlEßLING (2008) etwa: „Wenn Jugendliche auditive oder audiovisuelle Inhalte rezipieren wollen, führt sie der Weg häufig zum Computer [...]Dabei ist festzustellen, dass vor allem neuartige Nutzungskontexte, wie der individualisierte, programmunabhängige Zugriff und die Einbettung in kommunikative Strukturen den Zugriff auf Internetinhalte erklären. All diese Aspekte machen den Computer zu einem wichtigen Abspielmedium für auditive und audiovisuelle Inhalte. Anzunehmen ist, dass Jugendliche zugunsten der Internet-PCs immer weniger auf die herkömmlichen Mediengeräte [...] zugreifen.“ (S. 13)

7.2.1 Chancen und Risiken der Medienkonvergenz

In einer qualitativen Untersuchung über 59 Fallstudien haben Theunert/Wagner (2007) fünf Muster konvergenzbezogener Medienaneignung entdeckt: Die

Außengeleiteten, die Medien als Konsumraum verwenden, die Integrierenden, die Medien als Spezialisierungsraum verwenden, die Expandierenden, die Medien als Lebensraum verwenden, die Missionierenden, die Medien als Präsentationsraum verwenden und die Kreativen, die Medien als Gestaltungsraum verwenden (S. 45-46). Die „Außengeleiteten“ konzentrieren sich auf rezipierende Tätigkeiten wie Fernsehschauen und Musikhören und bestehen größtenteils aus jüngeren Befragten bzw. solchen mit niedrigem Bildungshintergrund. „Das Fernsehen ist für fast alle das zentrale Medium, sei es als Ausgangsmedium oder als Verweisgeber auf andere, leicht zugängliche Angebote“ (ebd.) Diese Gruppe, nämlich jüngere Medienverwender und solche mit niedrigem Bildungsniveau ist auch am ehesten geneigt, auf crossmediale Produktvermarktung zu reagieren.

Gerade in dieser Gruppe kann also das Fernsehen seine dominierende Position auch im medienkonvergenten Kontext behaupten, was auch von Mikos/TÖPPER (2007) bestätigt wird: „Sie [Kinder mit niedrigerem Bildungshintergrund, d. Verf.] lassen sich lieber durch (Fernseh-)Werbung leiten und nutzen die vom Markt offerierten Internetangebote, die für sie bequem zu erreichen sind. Ihr Interesse gilt eher den leicht zugänglichen und konsumierbaren Bestandteilen der konvergenten Medienwelt“ (S. 10)

Die „Kreativen“ aus der Studie von Theunert/Wagner (2007) dagegen, die selb­ständig originelle Internetinhalte erstellen, entstammen einem hohen Bildungsniveau (S. 46). Die Autoren betonen andererseits aber auch die Chancen, die in der Medienkonvergenz begründet sind: „Konvergenzbezogene Medienaneignung folgt verstärkt subjektiven Strukturen“ (S. 49). Wie schon zuvor zur Aneignungs- und Gestaltungsmacht des Subjekts ausgeführt, handelt es sich also nicht um eine einseitig von den (konvergierenden) Medien ausgehende Beeinflussung der ohnmächtigen Rezipienten. Außerdem sind Theunert und Wagner der Ansicht, daß die konvergente Medienwelt die Möglichkeiten zur Identitätsarbeit erweitert, „[...] und zwar vorrangig durch virtuelle Kommunikation und Interaktion sowie deren Kopplung mit anderen medialen Aktivitäten“ (ebd.)

Das wird so ebenfalls von Schorb, Keilhauer, Würfel und KIEßLING gesehen, die die besondere Rolle des Instant Messaging in diesem Zusammenhang hervorheben: „Die Kommunikation über das Internet ist fest in den Alltag der Jugendlichen eingebunden. Online führen sie die face-to-face-Kommunikation aus Schule und Freundeskreisen (ihre ,Offline-Gespräche’) weiter, halten mithin also den Kontakt zu direkten sozialen Bezugsgruppen aufrecht. Beim Instant Messaging als wichtigstem Kommunikationsmittel wird über eine Software in Echtzeit schriftlich mit anderen kommuniziert.“ (2008, S. 14)

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb. 11 Bedeutende Rolle des Instant Messaging in der virtuellen

Kommunikation Jugendlicher

Aus: SCHORB/KEILHAUER/WÜRFEL/KIEßLING (2008)

Allerdings weisen Theunert und Wagner darauf hin, daß ihrer Ansicht nach durch Medienkonvergenz die Bildungskluft verschärft würde (2007, S. 49) und schließen mit der Mahnung: „Mit dem Ausgangspunkt, ohnehin schon risikoreiche Medienpräferenzen zu verfolgen, stehen bildungsbenachteiligte Heranwachsende in der Gefahr, in der konvergenten Medienwelt noch intensiver in mediale Risikowelten involviert zu werden. Das markiert eine Gefahr, mit der sich wissenschaftliche, pädagogische und präventive Handlungsfelder nicht abfinden können“

(ebd. S. 50). Ebenso tritt deWitt (2000) einer einseitig optimistischen Einschätzung des Umgangs Jugendlicher mit den neuen Medien entgegen, indem sie auf die gleichzeitig vorhandenen Risiken hinweist. Nach ihrer Ansicht „[...]setzen die vielfältigen Möglichkeiten der neuen Medien mehr als zuvor die Fähigkeit voraus, Informationen kritisch zu hinterfragen.“ (S.9). Eine pragmatische Medienbildung sei daher erforderlich, die „[...]kreatives Experimentieren, Risikofreude genauso wie kontrollierende Reflexion ein[schließt]“

(ebd., S.10).

Eine Ausprägung technischer Medienkonvergenz ist die seit kurzem vorhandene Möglichkeit, Fernsehen auf dem Mobiltelefon zu empfangen. Hierzu vertritt Barber eine äußerst kritische Einstellung und stellt klar, daß hinter einer technischen Innovation zumeist auch ein, kritisch zu hinterfragendes, kommerzielles Interesse

steht: „Wenn neue Technologien eingeführt werden, dann deshalb, um in neuen Medien dieselben alten Werbebotschaften zu wiederholen und dieselben alten Botschaftsmonopole zu reproduzieren“

(Barber 2007, S. 233). In Ergänzung der Werbewirkung des traditionellen Fern­sehens, das einfach aufgrund seiner mangelnden Mobilität nicht ständig den potenziellen Kunden mit seinen Werbebotschaften erreichen kann, füllen die neuen mobilen Geräte nun auch noch die letzten verbleibenden - bislang Fernsehwerbungsfreien - Lücken im Tagesablauf: „Es gibt kein Entrinnen mehr: iPod und Mobiltelefon, drahtloses Netzwerk und Telekosmos verfolgen Sie überall hin; es gibt keinen Moment mehr, in den Sie sich zurückziehen können, die Zeit gehört dem Markt“ (ebd., S.234-235).

In analoger Weise stehen massive kommerzielle Interessen - insbesondere im Zusam­menhang mit neuen Werbe-Möglichkeiten - hinter der Einführung der im folgenden genannten technischen Innovation.

7.2.2 IPTV, das Fernsehen der Zukunft?

IPTV ist eine der derzeit aktuellsten Neuerungen im Bereich technischer Medien­konvergenz. Laut ARD-RATGEBER 2008 bedeutet IPTV „[...l’Internet Protocol Television’ und beschreibt die Verbreitung von digitalen Fernseh- und Videoprogrammen mit Hilfe der Internettechnologie. Dies geschieht kostenpflichtig in geschlossenen Netzen und zielt auf Fernsehapparate als Endgeräte ab.“ Es handelt sich also im Wesentlichen um das traditionelle Fernsehen - das allerdings über das Internet gesendet wird - mit einigen zusätzlichen Vorteilen, die für den Zuschauer im Vergleich zum herkömmlichen Fernsehen einen Mehrwert darstellen und ihn zum Wechsel motivieren sollen, bspw. Time-Shifting, integrierter Videorekorder, Video-on-Demand, elektronischer Pro­grammführer. Das derzeit in Deutschland bekannteste IPTV-Angebot ist vermutlich T-Home, das von der Deutschen Telekom breit vermarktet wird.

Der entscheidende Unterschied zum herkömmlichen Fernsehen ist bei IPTV der sogenannte „Rückkanal“, der den Inhaltsanbietern den Erhalt eines Feedbacks des Empfängers ermöglicht. Auf diese Weise wird z.B. sofort erkennbar, ob der Zuschauer bei einer (Werbe-)Sendung wegschaltet und welche Sendung er zu welcher Tageszeit wie lange sieht. Einschaltquoten und Statistiken über Werbe-Erfolge werden in bislang unerreichbarer Präzision möglich, ebenso wie personalisierte Werbung, wie man sie etwa von Amazon her kennt. Mit geringstem Aufwand können

Sendungen von Voting-Abfragen begleitet werden und kann die Bestellung von Produkten via Fernbedienung, unmittelbar im Anschluß an eine Werbesendung, ermöglicht werden.

Zwar ist die Marktdurchdringung dieses neuen Mediums u.a. aufgrund technischer Anlaufschwierigkeiten und mangelnder Bekanntheit bislang noch relativ gering; sollten diese Probleme jedoch gelöst werden, so rückt ein im Vergleich zur aktuellen Situation weitaus umfassenderer Zugriff des (Werbe-)Fernsehens auf personen- bzw. haushaltsbezogene Daten näher. Die Zukunftsprognosen für IPTV sind verhalten positiv, so äußert sich etwa Breunig (2007) hinsichtlich der Frage, ob das tra­ditionelle Fernsehen durch IPTV abgelöst werde: “Dennoch wird das lineare Fernsehen mit vorgegebenem Programmschema seine Funktion als Leitmedium auf absehbare Zeit behalten. Auch in fünf Jahren dürften mehr als 80 Prozent des Fernsehkonsums auf das Konto des klassischen Fernsehens gehen [...] IPTV [...] wird das klassische Fernsehen in Deutschland trotz optimistischer Prognosen nicht verdrängen“ (S. 490).

Fazit

Wenngleich die Aussagen von POSTMAN und BOURDIEU über die Auswirkungen des Fernsehens schon vor Jahrzehnten gemacht worden sind, haben sie von ihrer grundsätzlichen Relevanz und Aktualität nichts verloren, sondern sie bleiben auch für moderne Autoren wie BARBER und KELLNER anschlußfähig. Relativiert werden muß jedoch die klassische Ansicht, daß Massenmedien wie das Fernsehen auf ein passives und homogenes Publikum treffen, das ihren manipulativen Wirkungen hilflos und widerstandslos ausgeliefert ist.

Genau diese Auffassung bewirkt auch die zutiefst pessimistische Grundhaltung POSTMANS und BOURDIEUS bezüglich der künftigen gesellschaftlichen Entwicklung, ebenso wie sie es ihnen unmöglich macht, eine den negativen Auswirkungen des Fernsehens entgegenwirkende Perspektive aufzuzeigen.

Diese Perspektive läge in den Fähigkeiten der das Medium verwendenden Subjekte, sich Inhalte selektiv anzueignen, sie kritisch zu hinterfragen, sie gemäß eigener Kategorien zu rekonstruieren, Manipulationsversuche zu erkennen und ihnen zu widerstehen.

Auf diese Fähigkeiten vertrauen nun in der Gegenbewegung zur klassischen Medien­kritik die Vertreter des aktuellen bildungswissenschaftlichen Mainstreams; sie lösen gewissermaßen den tief greifenden, einen negativen gesellschaftlichen Einfluss des

Fernsehens als unausweichlich ansehenden Pessimismus ab durch einen ebenso bodenlosen Optimismus, der die Einflußmöglichkeiten des Fernsehens weitgehend negiert und die widerständige Autonomie des sich Inhalte aneignenden Subjektes quasi voraussetzungslos postuliert.

Dieser übergroße Optimismus ist jedoch aus mehreren Gründen verfehlt: Zum einen zeigen sich in den modernen Gesellschaften der entwickelten Länder bereits negative Tendenzen, die durch das Massenmedium Fernsehen zumindest unterstützt, wenn nicht gar hervorgerufen worden sind, insbesondere Politikverdrossenheit, Öko­nomisierung und Infantilisierung, worauf z.B. BARBER eindringlich hinweist.

Zum anderen ist es offenbar so, daß die Subjekte jeweils unterschiedlich gut mit (Bildungs-)Ressourcen ausgestattet sind und deshalb auch jeweils den negativen Einflüssen des Fernsehens unterschiedlich starken Widerstand entgegensetzen können.

Anstatt einfach auf die vorhandenen Fähigkeiten der Subjekte zu vertrauen, ist es also vielmehr erforderlich, ihnen zunächst die nötigen Kompetenzen zu vermitteln, um u.a. mit dem Medium Fernsehen in mündiger Form umgehen zu können. Dies gilt in keineswegs abgeschwächter Form auch dann, wenn man berücksichtigt, daß das Fern­sehen heutzutage in Form der Medienkonvergenz im Verbund mit anderen Medien - in erster Linie zusammen mit dem Internet - benutzt wird und auch teilweise durch es abgelöst wird.

Eine mögliche Ausprägung der hier angesprochenen erforderlichen Kompetenzen, die sich die Subjekte möglichst aneignen sollten, wäre die u.a. von Kellner propagierte Critical Media Literacy, die allerdings die Subjekte nicht „nur“ zur kritischen Hinterfragung von Medieninhalten ermächtigen soll, sondern sie ebenfalls in die Lage versetzen soll, aktiv Medieninhalte zu gestalten und die sozialen Strukturen in einem die Demokratie und gesellschaftliche Teilhabe fördernden Sinne zu verändern.

In jedem Fall zeigen die aktuellen Arbeiten zu Fernsehwirkungen auf Kinder und Jugendliche bzw. zum Umgang Jugendlicher mit den neuen Medien als gemeinsame Konstante die überragende Bedeutung des Faktors Bildung für einen sinnvollen Umgang auf. Dies bezieht sich aber nicht allein auf spezifisch technologische Kompe­tenzen, was AUFENANGER bereits 1997 unterstreicht: „Medienkompetenz wird aber oftmals [...] recht einseitig entweder unter einem medientechnologischen Aspekt betrachtet oder als eine Aufgabe der Menschen verstanden, sich in der Mediengesellschaft zurechtfinden zu müssen.“ (S.3). Er unterteilt diese Medienkompetenz in eine kognitive Dimension, eine Handlungs- dimension, eine moralische Dimension, eine soziale Dimension, eine affektive und eine ästhetische Dimension (Aufenanger 2001, S. 17 - 18). Wie Kellner betont auch Aufenanger die Notwendigkeit, mittels Bildung die Subjekte zu gesell­schaftlich gestaltender Tätigkeit und Teilhabe zu ermächtigen: „Medienkompetenz muß also zu einem selbstbestimmten Umgang mit Medien als auch zu medienpolitischen Aktivitäten im Sinne von Partizipation befähigen“ (1997, S. 6).

Sei es in der Form KELLNER’scher Critical Media Literacy oder etwa in Form AUFENANGER’scher Medienkompetenz: (Medien-)Bildung - auch für Erwachsene - tut Not, und es ist m.E. weiterhin erforderlich, auch unter einer gesellschaftskritischen Perspektive nach den angemessenen Bildungsinhalten und nach Medienwirkungen zu forschen.

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Ende der Leseprobe aus 46 Seiten

Details

Titel
Auswirkungen des Leitmediums Fernsehen auf Individuum und Gesellschaft
Untertitel
Eine kritische Bestandsaufnahme
Hochschule
FernUniversität Hagen  (Institut für Bildungswissenschaft und Medienforschung)
Note
1.0
Autor
Jahr
2008
Seiten
46
Katalognummer
V116858
ISBN (eBook)
9783640187393
ISBN (Buch)
9783640189618
Dateigröße
1287 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Auswirkungen, Leitmediums, Fernsehen, Individuum, Gesellschaft
Arbeit zitieren
Uwe Hesse (Autor:in), 2008, Auswirkungen des Leitmediums Fernsehen auf Individuum und Gesellschaft, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/116858

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