Aristotelische Theorien in neuzeitlichen und modernen Theorien


Wissenschaftlicher Aufsatz, 2008

14 Seiten


Leseprobe


Gliederung

1. Einleitung: Anlass, Relevanz, Auffassung des Themas

2. Die Aristotelische Lehre
2.1 Der Staat bei Aristoteles
2.2 Der Mensch bei Aristoteles
2.3 Die Gerechtigkeit bei Aristoteles

3. Der Liberalismus
3.1 Der Staat im Liberalismus
3.2 Der Mensch im Liberalismus
3.3 Die Gerechtigkeit im Liberalismus

4. Der Kommunitarismus
4.1 Gemeinschaft vs. Gesellschaft im Kommunitarismus
4.2 Der Mensch im Kommunitarismus

5. Der Theorievergleich: Die Begriffe
5.1 Die Methoden der einzelnen Denkschulen
5.2 Der Sinn des Staates
5.3 Das Menschenbild in den drei Theorien

6. Fazit

Literatur

1. Einleitung: Anlass, Relevanz, Auffassung des Themas

Global rückt die Suche nach einer gerechten Ordnung immer mehr ins Zentrum der politischen Philosophie. Vor allem seit der in den 80ziger Jahren aufgetauchten Liberalismus- Kommunitarismus Debatte stellt sich dabei zunehmend die Frage eines gerechten Umgangs der Bürger untereinander. Zur theoretischen Reife gelangte der Zusammenhang zwischen sozialen und politischen Formen des bürgerlichen Zusammenlebens bereits in den Werken von Aristoteles. Anthropologische Annahmen außerhalb des Nationalstaates als Grundlage der Gemeinschaft, die Politisierung des Selbst und die Problematisierung von Gerechtigkeit, bilden die Grundlage eines Theorievergleichs zwischen Aristoteles, dem Liberalismus und dem Kommunitarismus. Im Mittelpunkt stehen dabei die zentralen aristotelischen Begriffe des Staates, des Menschen und der Gerechtigkeit und es wird untersucht, inwieweit sich diese Begriffe in den Theorien des Liberalismus und Kommunitarismus wieder finden.

2. Die Aristotelische Lehre

Aristoteles wurde 384 in Stageira auf der Insel Chalkidike geboren. Er schloss sich der Akademie Platons an, wurde nach dessen Tod jedoch nicht sein Nachfolger sondern gründete seine eigene Schule (Peripatos). Aristoteles ist der Begründer der exakten Wissenschaften. Er unterscheidet dabei zwischen der Theoria, die auf Wahrheit abzielt, der Praxis, die aus dem gemeinsamen Tun besteht und der Poiosis, die sich auf das Werk bezieht. Ähnlich wie Platon unterscheidet er zwischen verschiedenen Verfassungsformen, entwirft jedoch ein differenzierteres Bild des Menschen als tugendhaftes Wesen. Der Menschen erwirbt dabei nicht die Tugenden durch Geburt, sondern sie entstehen durch das tätige Leben.

2.1 Der Staat bei Aristoteles

Die antiken Denker (Platon, Aristoteles) haben im Rahmen der Polis erstmals diese politische Form hinterfragt uns analysiert. Der Begriff „polis“, von dem unser heutiger Begriff „Politik“ abstammt, bezeichnete das Gemeinwesen der Bürger, d. h. unseren heutigen Staat. Zentral in Aristoteles Werk ist die dort zum ersten Mal eingeführte Trennung zwischen dem öffentlich und dem privaten Leben: „Die Gemeinschaft der Menschen gliedert sich von der kleineren zur größeren Gemeinschaft. Erst kommt das Haus mit der Familie, dann das Dorf, danach die Polis, darüber der Staat und dann schließlich die ganze Welt.“ (Blum et. al., 1997: 38). Alle wirtschaftlichen Belange wurden dabei der Hausgemeinschaft zugeordnet, die Politik umfasst nur das politische Zusammenwirken der gleichgestellten Bürger. Die Polis bestand aus einer Verfassung und den Ämtern und die Bürger dieser Ordnung hatten an der beratenden, regierenden oder richterlichen Gewaltteil.

Die Politik gehört für Aristoteles zum Bereich der praktischen Philosophie und ist zugleich eine Fortsetzung der Ethik. Ziel seiner Ethik ist, herauszufinden, was für den Menschen das Gute ist. Das Gute ist dabei für den Menschen die Glückseligkeit. Diese Glückseligkeit ist jedoch keine abstrakte Idee, sondern ergibt sich aus den richtigen Formen und Normen des Zusammenlebens: „Die Polis verfolgt einen genuin-sittlichen Zweck: das gute Leben, das gelungen- geglückte Dasein ihrer Mitglieder. Zweck der Polis ist es, den Menschen zu seiner höchsten Verwirklichung zu bringen, zur Glückseligkeit.“ (Waschkuhn, 1998: 183).

Die beste Staatsform ist für ihn die, die dem Gemeinwohl dient und an der alle Bürger beim politischen Partizipationsprozess beteiligt sind: „Aristoteles unterscheidet im dritten Buch seiner Politica nach der Anzahl der Herrschenden zwischen Alleinherrschaft, der Herrschaft weniger und der Herrschaft vieler. Neben dem quantitativen Kriterium führte er ein qualitatives ein – ob die Herrschaft dem Gemeinwohl oder dem Eigennutz der Herrschenden diene.“ (Gallus et al., 2004: 25).Aristoteles unterscheidet dabei drei verschiedene Staatesformen, die Monarchie, mit ihrer Entartung der Tyrannis, die Aristokratie mit ihrer Entartung der Ochlogarchie und die Politie mit ihrer Entartung der Demokratie. Für ihn ist nicht die Struktur des Staates verantwortlich für das menschliche bzw. politische Handeln, sondern die Bürger müssen selbst spezifische Tugenden entwickeln, damit das Zusammenleben funktioniert.

2.2 Der Mensch bei Aristoteles

Diese Tugenden sind für Aristoteles dabei keine Charaktereigenschaften, sondern sittliche Grundhaltungen, die man durch praktisches Tun erwirbt. Motivationsgrundlage für die Entwicklung dieser Tugenden ist das menschliche Streben nach Glück. Er nimmt dabei das Gesamtspektrum alle möglichen Tugenden und bestimmt daraus das Mittelmaß zwischen zwei Extremen als die Tugenden: Somit ist Tapferkeit das Mittelmaß zwischen den Extremen Tollkühnheit und Feigheit, Freigebigkeit und Stolz als Mitte zwischen Geiz und Verschwendung bzw. Eitelkeit und Kleinmut. Die Gerechtigkeit ist die Mitte zwischen Unrecht tun und Unrechtleiden: „Aristoteles ist der Ansicht, dass bei allen Dingen die Mitte das eigentlich lobenswerte ist, die Mitte ist das ethische Ideal dieses Denkers, denn für ihn gilt: die Tugend liegt in der Mitte, in der Mitte nämlich zwischen zwei Extremen.“ (Blum et al., 1997: 42). Der Mensch ist für ihn ein zoon politikon, d. h. ein politisches Wesen, das seinen Sinn und Zweck nur in Interaktion und Kooperation untereinander findet. Die Polis ist dabei für ihn die Ordnung, die das gute und richtige Leben garantieren soll.

2.3 Die Gerechtigkeit bei Aristoteles

Die Gerechtigkeit bedeutet bei Aristoteles „das jeder das seine tut“, d. h. nicht die Gleichheit aller Menschen, sondern das tugendhafte Handeln Dieses Handeln ist jedoch eingebettet in die sozialen Beziehungen des Menschen: „Den Begriff wenden wir aber nicht auf das von allen Bindungen gelöste Ich, auf das ichbeschränkte Leben, sondern auf das Leben in der Verflochtenheit mit Eltern, Kindern, der Frau, überhaupt den Freunden und Mitbürgern; denn der Mensch ist von Natur aus bestimmt für die Gemeinschaft“. (Helferich, 1998: 49). Die Gerechtigkeit setzt demnach genau die Ungleichheit der Menschen in der Gemeinschaft voraus.

3. Der Liberalismus

Der Liberalismus ist eine der großen Strömungen des 19. Jahrhunderts. In Europa erhielten die liberalistischen Ideen früh eine nationale Färbung und haben als einheitliche Strömung selten eine Geschlossenheit dargestellt. Die Wurzeln des Liberalismus liegen bei den beiden Philosophen Hobbes und Locke. Hobbes und Locke haben für ihre politische Theorie die gleichen Strukturprinzipien zur Erklärung des Gemeinwesens entwickelt: es gibt einen Naturzustand, einen Vertrag und einen Staat. Bei beiden Theoretikern hat jedoch die politische Theorie eine andere Funktion: während Hobbes nach den Erfahrungen der Bürgerkriege für einen absoluten Staat eintrat, befürwortet Locke aufgrund der Erfahrung der absolutistischen Gewaltherrschaft des Staates in England, einen Staat, der die Freiheitsrechte des Menschen gewährleistet.

Der Liberalismus im 20. Jahrhundert zeichnete sich durch zwei Hauptströmungen aus, zum einen dem Ordo-Liberalismus (Eucken) und zum anderen dem Neoliberalismus (Mises, Hayek). Der Hauptunterschied zwischen diesen beiden Strömungen ist dabei die unterschiedliche Bewertung des Staates: nach Eucken ist des Aufgabe des Staates, spezifische Rahmenbedingungen zu schaffen, beispielsweise die Verhinderung von Monopolen. Nach Mises/ Hayek ist es Aufgabe des Staates, lediglich Rahmenbedingungen zu schaffen, sonst jedoch keine weiteren Eingriffe vorzunehmen.

[...]

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Details

Titel
Aristotelische Theorien in neuzeitlichen und modernen Theorien
Autor
Jahr
2008
Seiten
14
Katalognummer
V116745
ISBN (eBook)
9783640184866
ISBN (Buch)
9783640184972
Dateigröße
419 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Aristotelische, Theorien
Arbeit zitieren
Birgit Schröer (Autor:in), 2008, Aristotelische Theorien in neuzeitlichen und modernen Theorien, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/116745

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