Alternative Magazinkonzepte im Zeitalter der Digitalisierung

Individualisierter Content vs. Refinanzierung


Bachelorarbeit, 2007

54 Seiten, Note: 1,0


Leseprobe


Inhalt

Abbildungsverzeichnis

Vorwort

Einleitung

1 Analyse des Publikumszeitschriftenmarktes
1.1 Allgemeines
1.1.1 Definition Publikumszeitschriften
1.1.2 Marktanteile
1.1.3 Auflagen und Werbeeinahmen
1.2 Die Dotcom-Blase und ihre Folgen für die Medien
1.2.1 Ein Boom ohne Grundlage
1.2.2 Das Platzen der Dotcom-Blase
1.2.3 Folgen für den Wirtschaftsmarkt
1.2.4 Auswirkungen auf den Publikumszeitschriftenmarkt
1.3 Fazit

2 Digitalisierung und Medienkonvergenz
2.1 Technische Voraussetzungen
2.2 Die Theorie des Long Tail
2.2.1 Hintergründe zur Theorie
2.2.2 Das Aussterben der „Hit-Kultur“
2.2.3 Erschließung neuer Märkte - Erweitern der Bisherigen
2.2.4 Ändert sich die Nachfrage oder die Mediennutzung?
2.2.5 Wie ein Long Tail entsteht
2.2.6 Filter
2.2.7 Preisbildung im Long Tail
2.2.8 Der Long Tail und sein Effekt auf die etablierten Medien
2.2.9 Der Long Tail und seine Folgen auf die Gemeinschaft
2.3 Das Internet als Werbeträger
2.4 Das Internet als Produktdiversifizierung und Vertriebskanal von Publikumszeitschriften
2.4.1 Das Verhältnis von Online- und Printmedien
2.4.2 NEON - online und offline erfolgreich
2.5 Innovative Onlinemagazine
2.5.1 Jetzt.de
2.5.2 ZUENDER
2.5.3 Mindestens haltbar
2.5.4 Daheim Magazin
2.6 Das grundlegende Problem der Finanzierung

3 Eigene Magazinskizze
3.1 Idee
3.2 Konzept
3.2.1 Publikationsform
3.2.2 Analyse von Leserschaft, Werbemarkt und Wettbewerb
3.2.3 Themenmix und journalistische Gestaltung
3.2.4 Struktur und Technologien des Magazins
3.3 Vermarktung und Vertrieb
3.4 Anmerkungen

Schluss

Literaturverzeichnis

Selbstständigkeitserklärung

8 Alternative Magazinkonzepte

Abbildungsverzeichnis

Abbildung 1: Auflagenentwicklung Publikumszeitschriften

Abbildung 2: Entwicklung der Onlinenutzung

Abbildung 3: Der Long Tail

Vorwort

Die vorliegende Arbeit dient vor allem meinem persönlichen Ziel mit dem Konzept eines individualisierten Magazins später an diverse Verlage heranzutreten und dieses hoffentlich zu verwirklichen. Auch allein die Idee könnte möglicherweise für Verlage von Interesse sein.

Dank gilt an dieser Stelle den Kommilitonen, die mich während den ersten Ansätzen, der Ideenfindung und des Verfassens dieser Arbeit immer wieder motiviert und unterstützt haben.

Ebenso möchte ich Prof. Andreas Wrobel-Leipold für seine kreativen Denkanstöße, seine unendliche Geduld und seine Rolle als persönlicher Berater außerhalb seiner reinen Lehrtätigkeit danken.

Einleitung

Das Zeitalter der Medienkonvergenz und die Integrierung der Medien in den Alltag des Menschen brachte nicht nur eine Reihe einschneidender Veränderungen für bestehende Publikationsformen mit sich, sondern machte es aus dem bis dato Informationen konsumierenden Rezipienten einen mittlerweile selbstbewussten, anspruchsvollen, technisch versierten und gut gebildeten Medienkonsumenten, der genau weiß was er konsumieren will und vor allem, wie er konsumieren will.

Die vorliegende Bachelorarbeit soll einen Gesamtüberblick über die redaktionellen, technischen und finanziellen Veränderungen bei Publikumszeitschriften in Zeiten voranschreitender Digitalisierung geben, sowie Möglichkeiten und Grenzen dieser Entwicklungen aufzeigen.

Aus den Erkenntnissen wird ein Magazinkonzept entwickelt, welches den individuellen Ansprüchen der potenziellen Leserschaft, ihrem Drang zur aktiven Mitgestaltung und Partizipation während des Konsums, den finanziellen Aufwendungen der Produktion sowie den technischen Neuerungen Rechnung tragen soll.

Kapitel 1 widmet sich der Analyse des Publikumszeitschriftenmarktes auf der Printebene, sowie seinen wirtschaftlichen Veränderungen mit dem Platzen Dotcom-Blase im Jahr 2001.

Kapitel 2 zeigt ausführlich alle Entwicklungen, die in der Digitalisierung und der darauf folgenden Konvergenz der Medien ihren Ursprung haben. Es werden die technischen Voraussetzungen beleuchtet, die Theorie des Long Tail erläutert und das Verhältnis von Print- und Onlinemedien geklärt. Das Internet wird als Werbeträger, Produktdiversifikation und Vertriebskanal am Beispiel der NEON vorgestellt und bewertet. Danach folgen einige Beispiele von Onlinemagazinen, deren Zielgruppen mit denen der NEON vergleichbar ist und die doch auf so unterschiedliche Weise publiziert werden. Am Ende des Kapitels werden ein paar grundlegende Fragen der Finanzierung geklärt.

Kapitel 3 zeichnet das Magazinkonzept aus den Erkenntnissen der vorangegangen Kapitel.

Für die Analyse wurde Wirtschaftsliteratur aus dem Medienmanagementbereich herangezogen, sowie aktuelle Forschungsberichte, MedienFachzeitschriften sowie Gesellschafts- und Wirtschaftszeitschriften, deren Publikation nicht länger als zwei Jahre zurückliegt. So trägt die zu Grunde liegende Literatur den vorläufigen Trends und Entwicklungen, ferner der Aktualität, die dieses Thema erfordert, Rechnung.

Schriftlicher Kontakt mit Hauptverantwortlichen sollte eine besondere praktische Nähe zum untersuchten Gegenstand schaffen und erleichtern, diesen in den wissenschaftlichen Kontext einzuordnen.

1 Analyse des Publikumszeitschriftenmarktes

Das erste Kapitel widmet sich ausführlich dem Publikumszeitschriftenmarkt, seinem derzeitigen Stand und Entwicklungen der letzten Jahre. Dabei soll es weniger um Inhalte, als vielmehr um Zahlen und Fakten gehen.

Um einen groben Überblick zu erhalten, wird das Magazingenre zunächst von anderen abgegrenzt und mittels Auflagen und Werbeeinnahmen vorgestellt. Darauf folgt ein Abriss des wichtigsten wirtschaftlichen Ereignisses für die Medienwelt - dem Platzen der Dotcom-Blase.

Abschließend werden Folgen für die allgemeine Wirtschaft und insbesondere für den Publikumszeitschriftenmarkt beleuchtet.

1.1 Allgemeines

1.1.1 Definition Publikumszeitschriften

Allgemein werden unter Publikumszeitschriften diejenigen periodisch erscheinenden Zeitschriften zusammengefasst, die sich an eine breite Zielgruppe wenden. Publikumszeitschriften erscheinen mindestens viermal im Jahr und erreichen eine vergleichsweise hohe Auflage und Reichweite[1].

Generell kann diese Art von Magazin in vier Typen unterteil werden:

- General-Interest-Zeitschriften (breites Publikum, allgemeine, überwie gend politische und/oder universelle Information)
- Zielgruppenzeitschriften (spezielle Zielgruppe)
- Special-Interest-Zeitschriften (inhaltlich sachbezogen, Leser übernimmt die Rolle des Konsumenten)
- Very-Special-Interest-Zeitschriften (spezielle Informationen für eine spezielle Zielgruppe)[2]

1.1.2 Marktanteile

Publikumszeitschriften hielten im Jahr 2006 rund 20 Prozent Marktanteil an den Brutto-Werbeumsätzen der klassischen Medien und sind damit hinter dem Fernsehen (42 Prozent) und Zeitungen (27 Prozent) das drittwerbekräftigste Medium.[3]

Vier der größten Verlage im deutschsprachigen Raum hielten 2006 rund 60 Prozent Marktanteil am gesamten Publikumszeitschriftenmarkt: Heinrich Bauer Verlag, Axel Springer AG, Hubert Burda Media und Gruner + Jahr AG & Co. KG.[4]

1.1.3 Auflagen und Werbeeinahmen

Im zweiten Quartal 2007 lag die durchschnittlich verkaufte Auflage der Publikumszeitschriften bei 118,35 Mio. Sie ging damit um 1,84 Mio. zurück im Vergleich zum Quartal davor und lag ebenso um 1,15 Mio. Stück unter dem Vorjahresquartal.

Ursache war ein deutlicher Rückgang der Einzelverkäufe um rund 3,76 Mio. Stück auf 45,01 Mio. im Vergleich zum ersten Quartal 2007, während die Abonnements um 1,15 Mio. auf 53,67 Mio. zulegen konnten. Die Sparten Bordexemplare (3,30 Mio.), Lesezirkel (5,54 Mio.) und Sonstige Verkäufe (10,83 Mio.) hatten geringfügige Zuwächse zu verzeichnen.[5]

Insgesamt zeichnet sich ein Bild von sinkenden Verkaufsauflagen. Im Jahr 2004 konnten Publikumszeitschriften noch eine Auflage von etwa 124,5 Mio. Stück absetzen. Innerhalb von zwei Jahren ging die Auflage also um mehr als sechs Mio. zurück.

Die Anzahl der IVW gemeldeten Titel stieg dagegen in den letzten Jahren kontinuierlich an und liegt mittlerweile bei 899 Titeln.[6]

Nur etwa ein Drittel aller Publikumszeitschriftentitel sind bei der IVW gemeldet und lassen ihre Angaben auch regelmäßig neutral überprüfen. Insgesamt verfügt der Markt jedoch über 2.340 Titel. Auch diese Zahl stieg in den letzten Jahren stetig.[7]

Für das Jahr 2007 verzeichneten Publikumszeitschriften bisher einen Bruttowerbeumsatz von etwa 2,52 Mrd. Euro. Damit liegen sie einen Prozent unter dem Wert des Vorjahreszeitraumes (2,54 Mrd. Euro). Publikumszeitschriften waren neben den Fachzeitschriften die einzigen klassischen Mediengattungen, deren Bruttowerbeumsatz im Vergleich zum Vorjahr sank. [8]

Wie die Bruttowerbeumsätze für das Jahr 2007 ausfallen werden, kann deshalb noch nicht prognostiziert werden, auch wenn bisher alle zwischenzeitlichen Messungen unter dem Vorjahresniveau lagen.

Für das Jahr 2006 verzeichneten die Publikumszeitschriften Nettowerbeeinnahmen von etwa 1,86 Mrd. Euro. Das entspricht einem Zuwachs von etwa 3,6 Prozent gegenüber den Nettowerbeeinnahmen von 2005. [9]

1.2 Die Dotcom-Blase und ihre Folgen für die Medien

1.2.1 Ein Boom ohne Grundlage

Als nahezu wichtigstes „Ereignis“ der letzten Jahre für die Wirtschaft gilt das Platzen der „Dotcom-Blase“ im Jahr 2000, dass die damalige New Economy zum Scheitern brachte. Die sich daraus ergebenen Folgen haben besonders für die Medienwirtschaft tief greifende Veränderungen hervorgebracht, die im Nachhinein gesehen, allerdings nötig waren, um eine solide wirtschaftliche Grundlage zu bilden und ein gesundes Bewusstsein für Unternehmungen in den Neuen Medien zu schaffen.

Der Begriff „Dotcom“ bezeichnet Unternehmen, die sich hauptsächlich dem e-commerce als Geschäftsquelle widmen bzw. die Dienstleistungen im Zusammenhang mit dem Internet anbieten. „Dotcom“-Unternehmen und die so genannte New Economy hatten zum Ende des letzten Jahrtausends ihre Blütezeit.

Man ging davon aus, dass sich mit dem aufkommenden Zeitalter der Digitalisierung und der Revolution der Kommunikationswelt die bis dato gängige Wirtschaftsform radikal ändern würde. Viele Unternehmen sahen in dieser Entwicklung jedoch zu früh eine finanzielle „Goldgrube“. Die Technik zur Umsetzung neuer Ideen im Internet war zwar ausgereift, stieß aber nicht auf große Resonanz unter den Verbrauchern. Die Reichweite des Internets lag zur Jahrtausendwende in Deutschland gerade mal bei zirka 18 Mio. Menschen. Das entspricht einer Reichweite von 25 Prozent. Seit dem Jahr 2000 hat sich die Reichweite mehr als verdoppelt und liegt heute weit über 50 Prozent.[10]

Auch im Bewusstsein derer, die damals bereits online waren, war noch nicht wie heute verankert, das Internet als Plattform für die Entstehung, Verkauf, Vertrieb und Weiterempfehlung neuer Produkte und Dienstleistungen anzusehen. Die technischen Entwicklungen und der damit verbundene Boom um das Medium Internet war allerdings nicht nur auf Deutschland beschränkt, sondern spiegelte sich im weltweit wieder.

Also ein Vorstoß, der jeder Grundlage entbehrte, weil weder die inhaltlichen Konzepte für die unzähligen neu gegründeten Start-up-Firmen ausgereift waren, noch hätten diese ein größeres Publikum erreichen können.

Auslöser des Booms waren die hohen Gewinnerwartungen, die durch neue technologische Entwicklungen entfacht wurden. So fand das Internet seine Verbreitung in weiten Kreisen der Bevölkerung der Industriestaaten, das Mobiltelefon zog in den Alltag ein, Handheld-Computer wurden entwickelt usw. Daher kam es ab 1995 zu einer Vielzahl von Neugründungen von den bereits angesprochenen Dotcom-Unternehmen und durch das große Anlegerinteresse vermehrt zu Börsengängen. Viele Anleger schöpften die Hoffnung, dass die in diesen Märkten operierenden Unternehmen „Zukunftsunternehmen“ seien und wollten über einen Aktienkauf an vermeintlichen zukünftigen Gewinnen teilhaben.

Zudem führte insbesondere in Deutschland der von umfangreichen Werbemaßnahmen begleitete Börsengang der Deutschen Telekom zu einer stark gestiegenen Popularität des Investmentobjekts Aktie. Ab Mitte 1999 vervielfachte sich innerhalb weniger Monate die Börsenbewertung zahlreicher Unternehmen durch eine deutlich erhöhte Nachfrage der vormals am Aktienmarkt nicht aktiven Neuanleger. Weiter verstärkt wurde dieser Effekt durch den starken Expansionsdrang vieler Unternehmen; die durch die Börsengänge erzielte Liquidität wurde in den Aufkauf weiterer börsennotierter Unternehmen investiert. Andere Anleger wurden von den häufig prozentual zweistelligen Kurssteigerungen selbst angezogen, die sie zwar für teilweise übertrieben hielten, von denen sie aber dennoch profitieren wollten. Auch Investmentfonds verstärkten die Spekulationsblase, indem sie ihren Kunden immer höhere Gewinne in Aussicht stellten. Es wurde eine Vielzahl von „Neue-Markt“-, Internet-, Telekommunikations- und Technologiefonds gegründet, die reißenden Absatz fanden.

1.2.2 Das Platzen der Dotcom-Blase

Gegen Ende des Booms zeichnete sich ab, dass die hoch bewerteten Unternehmen die Gewinnerwartungen nicht in absehbarer Zeit würden erfüllen können. Ihr Börsenwert war zumeist nicht durch materielle Gegenwerte gedeckt, da das Kapital eines IT-Unternehmens weniger in materiellen Gütern als vielmehr in den geistigen Leistungen seiner Mitarbeiter zu finden ist. Oftmals bestand der Buchwert der Unternehmen aus nicht viel mehr als einigen Gebäuden und der IT-Infrastruktur, die im Expansionsdrang zugekauften Unternehmen waren zudem meist nicht profitabel.

Die Zweifel wurden lauter, als die ersten der vermeintlichen Hoffnungsträger Insolvenz anmelden mussten. Zudem stellte sich heraus, dass in einigen Fällen die ausgewiesenen Umsätze nur fingiert waren. Als im März 2000 die Kurse zu sinken begannen und vermehrt Verkäufe getätigt wurden, brach der Markt vollends in sich zusammen. Als die ersten Anzeichen eines Kursverfalls erkennbar wurden, zogen erfahrene Börsianer ihr Kapital aus dem Markt ab. Durch den anhaltenden Kursabfall gerieten die häufig neuen, unerfahrenen Kleinanleger in Panik und verkauften „um jeden Preis“, um ihre Verluste in Grenzen zu halten. Der Kursverfall verwandelte sich in einen Kurssturz.

Als Anlegerfehler sind vor allem überhöhte Gewinnerwartungen, das Ignorieren der fundamentalen Unternehmensbewertung und die Missachtung der Jahresabschlüsse zu nennen. Gier und Unerfahrenheit trugen zusätzlich zur Krise bei. Die Alleinschuld darf jedoch nicht nur bei den Anlegern gesucht werden.

Besonders in Deutschland, wo die Aktie mit dem Marktgang der Deutschen Telekom einige Jahre zuvor erst "volksfähig" gemacht wurde, kannte die Euphorie der Medien, vornehmlich gegenüber den Emissionen des Neuen Marktes, keine Grenzen. Damit wurde dem noch unerfahrenen Anleger der irrige Eindruck vermittelt, die Börse sei eine Einbahnstraße - mit fatalen Folgen für die Vermögen vieler Kleinanleger.

1.2.3 Folgen für den Wirtschaftsmarkt

Die noch Jahre zuvor teuer zugekauften Tochterunternehmen waren meist Sanierungsfälle und daher in der Krise unverkäuflich, so dass nur der Gang in die Insolvenz übrig blieb. Einige Unternehmen hatten nach dem Börsengang durch unüberlegte Aufkäufe ihre gesamte Liquidität verloren und wurden nun teilweise selbst zu Insolvenzkandidaten.

Bei einigen Unternehmen fiel der Kurs tiefer als der Buchwert und bewirkte eine massive Unterbewertung der entsprechenden Aktien. Die Folge war, dass einige Unternehmen mit dem Ziel der Liquidierung aufgekauft wurden, um wenigstens die Buchwerte (z. B. Bürogebäude und Patente) noch gewinnbringend verkaufen zu können. Der verwöhnte IT-Arbeitsmarkt musste sich binnen eines Jahres mit der Arbeitslosigkeit vertraut machen. Der Abwärtstrend der New Economy hielt noch mehrere Jahre an und wurde durch die Attentate des 11. Septembers 2001 und der weltweiten wirtschaftlichen Rezession weiter angetrieben. Noch weit im Jahre 2002 und 2003 brachen Unternehmen zusammen, die die Durststrecke trotz hartem Konsolidierungskurs nicht überlebten. Die entlassenen Mitarbeiter hatten es oft schwer eine neue Anstellung zu finden, da es sich bei Ihnen auf grund des Arbeitskräftemangels in der Boom-Phase häufig um Quereinsteiger aus anderen Branchen gehandelt hatte.

Andererseits sorgte die „Dotcom-Blase“ dafür, dass die InternetBranche grundlegend eine Säuberung erhielt und nun auch hier Konzepte objektiv betrachtet wurden. Die Branche war befreit von vielen Schaumschlägern und Trittbrettfahrern, die nur auf der Suche nach dem schnellen Geld waren und oft jegliche Vernunft dabei ablegten.

1.2.4 Auswirkungen auf den Publikumszeitschriftenmarkt

Für die Medienwirtschaft hatte das Platzen der „Dotcom-Blase“ weitreichende Folgen, denn bedingt durch die damalige Konjunkturlage kam es zu enormen Werbeeinbußen, aufgrund ausbleibender Anzeigenbuchungen.

Für die Publikumszeitschriften, deren Anzeigenanteil im Heft fast ein Viertel beträgt[11] und die sich zur Hälfte über Einnahmen aus dem Anzeigengeschäft und finanzieren[12] und sich deshalb nicht - wie Tageszeitungen - auf einen hohen Abonnementanteil stützen können, ein herber Rückschlag. Dies hatte einerseits einen Rückgang der Titelentwicklung im Jahr 2001 zur Folge, der allerdings nur von kurzer Dauer war. Bereits ein Jahr später konnte ein Aufwärtstrend verzeichnet werden und 2004 lag die Anzahl der IVW angemeldeten Titel wieder über dem Stand von 2000.[13]

Kaufentscheidungen für Medienprodukte sind nicht nur von Freizeitaktivitäten und Erwartungen an den Inhalt abhängig, sondern auch von der Liquidität des jeweiligen Lesers.[14] Die nach dem Börsencrash schwache Konjunkturlage der Jahre 2000 bis 2005 und schlechte Arbeitsmarktsituation verringerte die Liquidität der potenziellen Käufergruppen und verursachte bei den Verbrauchern ein neues Bewusstsein zum Sparen. Woraus besonders die Branche der Consumer Electronics ihr Kapital schlagen konnte („Geiz ist geil“), traf für Printmedien nicht zu. Denn deren größtes Kapital sind nicht etwa technische Geräte, sondern die redaktionellen Inhalte, also ein immaterielles Gut. Diese lassen sich aber besonders schwer vermarkten, da Medienleistungen öffentliche Güter sind, die sich nicht durch Nutzung verbrauchen und von einer unbegrenzten Personenmenge zur gleichen Zeit genutzt werden können. Medien sind Vertrauensgüter, ihr Wert für den Rezipienten eröffnet sich diesem erst nach deren Benutzung. Zudem bedingt der zusätzliche Output eines Medienproduktes, die öffentliche Meinungsbildung, ein Verhalten im Konsumenten, dass er nicht unbedingt für seine Meinungsvielfalt bezahlen möchte.[15]

Auch wenn Publikumszeitschriften im Gegensatz zu Tageszeitungen meist exklusivere und umfangreichere Hintergrundthemen bieten, bleibt der Status des Vertrauensgutes erhalten und somit sind auch Publikumszeitschriften auf die Gunst des Käufers zum Zeitpunkt seiner Konsumentscheidung angewiesen. Diese hat jedoch in Zeiten wirtschaftlicher Flaute nicht sonderlich viel Spielraum. Die logische Folge war, dass weniger Zeitschriften gekauft wurden. Die Verkaufsauflagen der Publikumszeitschriften sanken kontinuierlich und konnten sich auch bis heute nicht erholen. In den vergangenen fünf Jahren sank die Auflage um fast acht Mio. Stück.[16]

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 1: Auflagenentwicklung Publikumszeitschriften[17]

Die Grafik zeigt zwischenzeitliche Anstiege und Abfälle der jeweiligen Quartalszahlen für die Jahre 2000 und 2001. Vom kurzzeitigen Einbrechen der Auflagen von 2001 zu bis zur zweiten Jahreshälfte 2002 konnte sich der Markt auch wieder erholen. Insgesamt blieben die Zahlen aber weitestgehend unter dem ersten Richtwert von 1997. Der VDZ nimmt als Maßstab für Entwicklung nur die jeweils letzten Quartalszahlen eines Jahres und macht damit folgendes deutlich: Die Auflagenzahlen sinken seit Beginn des Jahres 1997 stetig, konnten sich aber im Zeitraum 2000 bis 2002 wieder erholen, wenn auch nie zu den alten Werten zurückkehren.[18]

Das Platzen der „Dotcom-Blase“ und insbesondere die Folgen dessen kamen also in einer für den Publikumszeitschriftenmarkt denkbar ungünstigen Phase, nämlich in einer Phase der Konsolidierung. Die großen Verlage und Medienunternehmen hatten sicher die Möglichkeit, dieser Entwicklung mit der Senkung des Copypreises entgegenzuwirken. Was zwar nicht unbedingt zu einer Umsatzerhöhung geführt hätte, dennoch die Chance bot, die eigenen Magazinreichweiten zu halten.

Dennoch ist zu beobachten, dass die Copypreise in den letzten Jahren deutlich gestiegen sind, die Verlage also die Verluste durch die fehlenden Werbeeinnahmen durch höhere Verkaufseinnahmen versuchten auszugleichen. Durch die Erhöhung des Preisniveaus auf dem Publikumszeitschriftenmarkt ergaben sich in der Vergangenheit jedoch die belegbaren Reichweitenschwächen.[19] Ein Abwärtsspirale, der nur größere Verlage und Medienunternehmen durch ihre ausreichende Liquidität und Marktmacht gewachsen sind.

Nicht zuletzt führten die deutlichen Verluste der Werbeeinnahmen und Verkäufe dazu, dass die Zeitschriften kleinerer Verlage nicht den nötigen Gewinn erwirtschaften konnten, die Verlage somit nicht mehr profitabel waren und entweder Insolvenz anmelden mussten oder von größeren Verlagen aufgekauft wurden.

[...]


[1] vgl. Publikumszeitschrift, Artikel, http://de.wikipedia.org/wiki/Publikumszeitschrift, 04.07.07

[2] vgl. ebenda

[3] vgl. Marktanteile der klassichen Medien nach Brutto-Werbeumsatz, http://www.vdz.de/42.html, 04.07.07

[4] vgl. http://de.wikipedia.org/wiki/Publikumszeitschrift, 04.07.07

[5] vgl. IVW 2/2007

[6] vgl. VDZ Branchendaten 2006

[7] vgl. Anzahl Titel, http://www.vdz.de/42.html, 04.07.07

[8] vgl. Nielsen Media Research, Stand: August 2007

[9] vgl. Nettowerbeeinnahmen, http://www.vdz.de/42.html, 04.07.07

[10] vgl. Breyer-Mayländer/Seeger 2006, 93

[11] vgl. VDZ Branchendaten 2006

[12] ebenda

[13] ebenda

[14] vgl. Breyer-Mayländer/Seeger 2006, 90 f.

[15] vgl. Breyer-Mayländer/Seeger 2006, 16

[16] vgl. VDZ Branchendaten 2006

[17] IVW

[18] vgl. VDZ Branchendaten 2006

[19] vgl. Breyer-Mayländer/Seeger 2006, 20

Ende der Leseprobe aus 54 Seiten

Details

Titel
Alternative Magazinkonzepte im Zeitalter der Digitalisierung
Untertitel
Individualisierter Content vs. Refinanzierung
Hochschule
Hochschule Mittweida (FH)
Note
1,0
Autor
Jahr
2007
Seiten
54
Katalognummer
V116485
ISBN (eBook)
9783668338890
ISBN (Buch)
9783668338906
Dateigröße
654 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Alternative, Magazinkonzepte, Zeitalter, Digitalisierung
Arbeit zitieren
Bachelor of Arts Nadine Lantzsch (Autor:in), 2007, Alternative Magazinkonzepte im Zeitalter der Digitalisierung, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/116485

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