Qualitätsmanagement in der Software-Entwicklung

Six Sigma und RUP im Vergleich


Hausarbeit, 2008

48 Seiten, Note: 1,7


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

Abkürzungen

Abbildungsverzeichnis

1 Einleitung
1.1 Zielsetzung
1.2 Aufbau der Arbeit.

2 Software-Qualitätsmanagement
2.1 Definition der Qualität
2.2 Sichtweisen zur Qualität
2.3 Qualitätsmodelle - Operationalisierung von Qualität
2.4 Definition des Qualitätsmanagements
2.4.1 Maßnahmen zur Umsetzung des Qualitätsmanagements
2.4.2 Aktivitäten des Qualitätsmanagements

3 Die Rahmenkonzepte im Überblick
3.1 Six Sigma im Überblick
3.2 RUP im Überblick

4 Das Qualitätsmanagement der Konzepte
4.1 Six Sigma Qualitätsmanagement
4.1.1 Das Six Sigma Qualitätsverständnis
4.1.2 Six Sigma Qualitätsmanagement-Aktivitäten
4.1.3 Six Sigma Ansätze zur Operationalisierung von Qualität
4.1.4 Six Sigma Qualitätsmanagement-Instrumente
4.2 RUP Qualitätsmanagement
4.2.1 Das RUP Qualitätsverständnis
4.2.2 RUP Qualitätsmanagement-Aktivitäten
4.2.3 RUP Ansätze zur Operationalisierung von Qualität
4.2.4 RUP Qualitätsmanagement-Instrumente

5 Vergleich der Qualitätsmanagement-Konzepte
5.1.1 Gemeinsamkeiten und Unterschiede
5.1.2 Fazit

Anhang

Glossar

Literaturverzeichnis

Anlage

Abkürzungen

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildungsverzeichnis

Abbildung 1 Überschneidung der Qualitätsmerkmale

Abbildung 2 Die Six Sigma Verteilung (nach der Definition von Motorola)

Abbildung 3 Six Sigma auf der Organisationsebene

Abbildung 4 Six Sigma auf Projektebene

Abbildung 5 Rational Unified Process

Abbildung 6 Anforderungmodell des RUP

Abbildung 7: Beispiel des Aufbaus einer Iteration im RUP

Tabelle 1 Six Sigma DMAIC-Zyklus

Tabelle 2 Six Sigma DMADV-Zyklus

Tabelle 3 RUP Essenzielle Prozesselemente

1 Einleitung

Die Anforderungen an die Software-Entwicklung sind in den letzten Jahren immer mehr gestiegen. Software hat möglichst schnell und kostengünstig auf dem Markt und damit beim Kunden zu sein. Die Erfüllung der Schlagwörter in time und in budget wird heute wie selbstverständlich von den Kunden erwartet. Sie ist daher ein wichtiger Faktor für den Erfolg eines Unternehmens geworden1.

Software ist in der aktuellen Zeit wieder mehr in das strategische Zentrum der Unternehmen gerückt: „Die Unternehmenslenker sehen in der IT wieder stärker den Hebel, um Wachstum zu erreichen. Dabei geht es vor allem darum, neue Geschäftsmodelle und -ideen schnell auf der IT-Seite umzusetzen.“2 Dies stellte in jüngster Zeit das Handelsblatt fest und betont damit noch einmal den Faktor Zeit als einen wesentlichen für den Geschäftserfolg.

Da Kunden fehlerhafte Software immer weniger akzeptieren, ist vor allem Qualität neben Innovation ein weiterer entscheidender Erfolgsfaktor in der Softwareentwicklung3.

Die notwendigen Zeitersparungen können nicht ohne signifikanten Einfluss auf die Software-Entwicklungszyklen bleiben. Diese müssen der Situation gerecht werden, ohne dass sich dabei die Qualität der Software verschlechtert.

Ziel der Software-Entwicklung muss daher immer das Erreichen eines zuverlässigen und qualitativen Ergebnisses trotz angespannter Zeitpläne und begrenzter Budgets4 sein, denn der „Hebel“ für Wachstum wird nicht durch qualitativ schlechte Software erreicht, die die Kunden verärgert.

Die Qualität der hierfür notwendigen Software-Kontrolle ist daher von hohem Interesse für eine Organisation. Voraussetzung dafür ist das Verständnis für die vorhandenen Wahlmöglichkeiten bei Anpassungen des Prozesses.

Malich führt hierzu ergänzend in der Einleitung seiner Dissertation aus, dass es grundsätzlich Ziel sein sollte, die Auswirkungen aller Entscheidungen während einer Software-Entwicklung, die die Qualität betreffen „systematisch zu untersuchen, zu verstehen und zu bewerten“5. Soviel vorweggenommen, ist dieses Vorgehen Teil des Qualitätsmanagements in der Softwareentwicklung.

1.1 Zielsetzung

In dieser Hausarbeit wird beispielhaft das Qualitätsmanagement des Rational Unified Process (RUP) Software-Entwicklungsprozesses mit Six Sigma verglichen.

Zentrale Frage bei der Betrachtung von Qualitätsmanagement-Ansätzen in der Software-Entwicklung ist: Welche Techniken werden zur Entwicklung qualitativer Software zur Verfügung gestellt?

Aus der Antwort auf diese Frage ergibt sich das Qualitätsverständnis des jeweiligen Ansatzes, welches zugleich Ausgangspunkt des hier durchzuführenden Vergleiches ist. Dieser Vergleich gibt einen Überblick über die Konzepte und Prinzipien.

Ziel dieser Hausarbeit ist es, die Unterschiede der beiden Ansätze Six Sigma und RUP herauszuarbeiten.

Verglichen werden die allgemeinen häufig verwendeten Konzepte der Software des Qualitätsmanagements und der Software-Qualität beider Ansätze. Ein Vergleich einzelner Konzepte und Modelle der Software-Qualität im RUP und Six Sigma, z.B. zur qualitativen Analyse, Planung und Bewertung der Software-Architektur würde über den gesetzten Rahmen dieser Arbeit hinausgehen.

Der Vergleich stellt dabei folgende Fragen voran: Was ist Software-Qualität und was ist Qualitätsmanagement?

Was sind die unterschiedlichen Sichtweisen beider Ansätze auf Qualität? Welchen Prinzipien folgen sie? Wo ist der jeweilige Schwerpunkt? Welche Bedeutung hat die allgemeine Qualitätsdefinition auf die einzelnen Aufgaben in beiden Ansätzen, um ein Qualitätsmanagement durchzuführen?

Welche Techniken zur Sicherstellung der Qualität in den beiden Ansätzen werden präferiert?

1.2 Aufbau der Arbeit

Zuerst werden die allgemeinen Vergleichskriterien im Sinne eines Vergleichsmodells auf Basis der Definition des Qualitätsmanagements aufgestellt und erläutert.

Anschließend werden Six Sigma und der RUP überblickartig vorgestellt. Im nächsten Schritt werden die verschiedenen Vergleichskriterien in Six Sigma untersucht und mit dem Vergleichsmodell in Bezug gesetzt.

Danach wird der RUP nach den verschiedenen Kriterien untersucht.

Die Gemeinsamkeiten und Unterschiede werden in einem dritten Schritt zusammengefasst.

Zur Untersuchung werden die Fragestellungen aus der Zielsetzung herangezogen.

Der Vergleich hat sich demzufolge an diesen Definitionen zu orientieren. Dabei werden zunächst allgemeine Kriterien, die unabhängig von einer Methode oder einem eingesetzten Prozess sind, auf Basis der verwendeten Literatur ermittelt.

2 Software-Qualitätsmanagement

Um den Qualitätsansatz im RUP mit Six Sigma vergleichen zu können, ist es zunächst einmal erforderlich, den Begriff der Software-Qualität und des Qualitätsmanagements zu klären. Ebenso notwendig ist es, die unterschiedlichen Sichtweisen, die Qualität haben kann, und die allgemeinen Modelle zur Operationalisierung zu erläutern.

2.1 Definition der Qualität

Software-Qualität ist ein schwer fassbarer Begriff6. Es verwundet daher nicht, dass in der Literatur zahlreiche Definitionen zur Qualität existieren, die je nach Sichtweise von einem unterschiedlichen Verständnis ausgehen.

Eine geeignete häufige Definition der Software-Qualität wird neben vielen anderen Autoren u.a. auch von Balzert mit Bezug zur DIN ISO 9126 verwendet. Software- Qualität ist demnach „die Gesamtheit der Merkmale und Merkmalswerte eines Software-Produktes, die sich auf dessen Eignung beziehen, festgelegte und vorausgesetzte Erfordernisse zu erfüllen"7.

Merkmale von Qualität sind Eigenschaften einer Funktionseinheit, mit deren Hilfe die Qualität beschrieben und letztendlich auch beurteilt werden kann8. Der Grad der Ausprägung der Qualität wird durch den Merkmalswert bestimmt.

Qualität wird grundsätzlich unterschieden in Produktund Prozessqualität. Dazu gehören auch Methoden, Werkzeuge, Richtlinien und Standards9.

Weitere Softwarequalitäts-Definitionen hat u.a. das IEEE aufgestellt und werden auch von O'Regan erwähnt10.

Die von Balzert verwendete DIN ISO 9126 Definition für Qualität hat sich bei der in dieser Arbeit zugrundeliegenden Literatur als am häufigsten verwendete herauskristallisiert und wird deshalb zum Vergleich der beiden Qualitätsansätze Six Sigma und RUP herangezogen.

2.2 Sichtweisen zur Qualität

Software-Qualität hat verschiedene Sichtweisen auf die Software. So unterscheidet Garvin11 zwischen dem transzendentalen, den benutzerbasierten, den produktbezogenen, den prozessbezogenen sowie den wertbasierten Ansatz.

Bei der transzendentalen Sichtweise können die Qualitätsmerkmale nicht beschrieben werden, hier kann Qualität nur subjektiv als Erfahrungswert wahrgenommen werden. Qualität ist hier absolut. Jeder Benutzer empfindet die Qualität eines Produktes und einer Software unterschiedlich. Sollte dieser Ansatz richtig sein, so wäre Qualität objektiv nicht messbar. Diese Sichtweise macht Qualität sehr individuell und damit wenig vergleichbar.

Die benutzerorientierte Sichtweise betrachtet den Grad der Erfüllung der Bedürfnisse des Benutzers an eine Software. Je höher der Grad, desto höher die Qualität aus Sicht des Benutzers. Die Messbarkeit ist hier deshalb schwierig, weil Benutzer häufig Schwierigkeiten haben, Werte der Qualitätsmerkmale zu Beginn einer Software- Entwicklung zu bestimmen12. Dies trifft insbesondere bei 'latenten Wünschen' zu. Benutzer können bei einigen Merkmalen die Verbindung zwischen Produkt und ihren Zielen nicht erkennen13. Nicht selten versagen Benutzer in der Erwartung, ob ihnen dieses oder jenes gefallen werde oder nicht. Die wirklichen Einflüsse auf das Verhalten sind nicht bekannt, so dass auf Nachfrage nur mit dem geantwortet wird, was plausibel erscheint.14

Die produktbezogene Sichtweise berücksichtigt Qualität als eine Vielzahl eindeutiger messbarer Attribute von Software. Die Software wird in Qualitätsattribute zerlegt, anschließend werden den Attributen Werte zugeordnet. Diese unterschiedlichen Ausprägungen gleicher Attribute stellen somit die Vergleichbarkeit von Qualität her. Eine mögliche Eigenschaft kann z. B. die Eigenschaft Antwortzeit sein. Die Antwortzeit bestimmt die Zeit zwischen dem Auslösen einer Funktion und der Rückgabe des Ergebnisses15.

Die prozessbezogene Sichtweise geht davon aus, dass Qualität durch den Erstellungsprozess entsteht. Qualität wird hier gewissermaßen in die Software hinein entwickelt bzw. produziert. Voraussetzung dafür ist, dass ein geeigneter Software- Entwicklungsprozess zugrunde liegt, der Qualität durch so genannte Qualitätsmaß- nahmen sicherstellt. Solche Qualitätsmaßnahmen können Meilenstein-Assessments16, Regressionstests17 oder Reviews sein.

Die wertebasierte Sichtweise stellt das Kosten-Nutzen-Verhältnis heraus. Qualität ergibt sich aus einem bestimmten Nutzen zu einem bestimmten akzeptablen Preis.

2.3 Qualitätsmodelle - Operationalisierung von Qualität

Die Qualitätsdefinitionen, auch die nach DIN ISO, sind zu allgemein, um die Qualität von Software bestimmen und bewerten bzw. vergleichen zu können. Hierfür ist eine Präzisierung notwendig, die durch das Aufstellen von Qualitätsmodellen erreicht wird.

Ein Qualitätsmodell ist eine Zergliederung des Begriffes Qualität in Unterbegriffe. Eines der am meisten zitierten Qualitätsmodelle ist das von McCall18, der elf Qualitätsmerkmale, die wiederum in Qualitätskriterien unterteilt werden, verwendet. Die DIN ISO 9126 empfiehlt hingegen nur sechs Qualitätsattribute19. Der so genannte FURPS- Ansatz von Hewlett-Packard besteht aus lediglich vier Faktoren20. FURPS ist eine Abkürzung für Functionality, Usability, Reliability, Performance und Supportability. Die DIN ISO 9126 bietet die größte Übereinstimmung bei den Qualitätsmerkmalen der einzelnen Modelle21.

Es existieren noch weitere Qualitätsmodelle, so z. B. von Boehm und der Deutschen Gesellschaft für Qualität. Aufgrund ihrer geringen Relevanz in der hier verwendeten Literatur werden diese Modelle nicht weiter erläutert.

Qualitätsmodelle lassen sich noch weiter verfeinern. Die systematische Zergliederung führt dann abschließend zu einem Qualitätsmodell, das den praktischen Umgang mit Qualität im Hinblick auf die Bewertbarkeit und Vergleichbarkeit erst ermöglicht22.

Dieser praktische Umgang mit Qualität, also das Qualitätsmanagement, wird wesentlich bestimmt durch den Software-Entwicklungsprozess.

2.4 Definition des Qualitätsmanagements

Das Qualitätsmanagement umfasst gemäß der DIN EN ISO 9000 „aufeinander abgestimmte Tätigkeiten zum Leiten und Lenken einer Organisation bzgl. Qualität". Dies beinhaltet "das Festlegen der Qualitätspolitik und -ziele, die Qualitätsplanung, - lenkung, -sicherung und -verbesserung"23.

Um die Tätigkeiten des Qualitätsmanagements ausführen zu können, werden eine Infrastruktur und ein Rahmenwerk benötigt. Diese notwendige Infrastruktur und das Rahmenwerk werden unter dem Begriff des Qualitätsmanagementsystems (QM- System) zusammengefasst.

Ein QM-System beschreibt den Prozess, der die Qualität eines Softwareproduktes sicherstellt und nachweist24. Hierzu gehören neben einer Organisationsstruktur auch die Verfahren und Mittel25.

Das QM-System bildet damit die Grundlage für ein funktionierendes Qualitätsmanagement. Die DIN ISO EN 9000-Norm formuliert ergänzend noch acht Grundsätze zur Verbesserung der Leistungsfähigkeit einer Organisation, die im Nachfolgenden kurz erläutert werden sollen:

Kundenorientierung bedeutet die Ausrichtung der Organisationsstruktur, der Verfahren und Mittel auf den Kunden. Aufgrund der Abhängigkeit einer Organisation vom Kunden erfordert dies die Ausrichtung auf eben diesen. Eine Umsetzung der Kundenerwartungen erhöht daher den Geschäftserfolg.

Die Führung gibt Absichten und Ziele vor und setzt, allgemein gesagt, unternehmerische Zielsetzungen in Weisungen und Verfahren für die operativen Hierarchie- Ebenen um. Qualitätsmanagement ist eine Managementaufgabe und muss als solche wahrgenommen werden. Es ist daher im Unternehmensmanagement integriert und keine gesonderte Teilaufgabe26. Die Führung entwickelt ein operatives Konzept für das Qualitätsmanagement27 und ermöglicht so das Einsetzen der Mitarbeiter für die Ziele eines Unternehmens.

Qualitätsmanagement ist aber auch eine Teamaufgabe und ist daher von allen Beteiligten wahrzunehmen. Nach Ansicht von Balzert sollen Mitarbeiter ein Qualitätsbewusstsein entwickeln, das den Erstellungsprozess hin zu einer optimalen Qualität verändert28. Dabei sind alle beteiligten Personen mit einzubeziehen.

Qualitätsmanagement hat immer einen prozessorientierten Ansatz. Qualitätsmanagement hat sich auf den gesamten Produktentstehungsprozess zu beziehen, um volle Wirkung hinsichtlich der Kosten zu entfalten.

Qualitätsmanagement ist ein systemorientierter Managementansatz. Das Qualitätsmanagement hat das gesamte QM-System zu betrachten. Nur, wenn das Management alle Aspekte im QM-System berücksichtigt, kann Qualität umfassend sichergestellt werden. Anderenfalls besteht die Gefahr, dass einzelne Qualitätsrisiken oder negative Wechselwirkungen zu anderen Prozessen, wie z. B. dem Software-Wartungsprozess, zu wenig berücksichtigt oder völlig unbeachtet bleiben können.

Fehler im Ablauf werden durch den ständigen Abgleich der Absichten und Qualitätsziele mit dem tatsächlichen Prozess erkannt, so dass die damit verbundene Identifikation des Verbesserungspotenzials zu einer ständigen Verbesserung des Qualitätsmanagements führt.

Für eine sachbezogene Entscheidungsfindung ist neben der Analyse des Istund Soll- Zustandes das Abwägen der Möglichkeiten des Handelns ausschlaggebend.

Sachbezogen ist die Entscheidungsfindung, wenn sie auf ein entsprechendes praktisches Handeln ausgerichtet ist.

Durch die gegenseitige Abhängigkeit zwischen Lieferant und Auftraggeber kann die Wertschöpfung beider erhöht werden, wenn sie zum gegenseitigen Nutzen ist.

Fasst man die acht Grundsätze zur Verbesserung der Leistungsfähigkeit einer Organisation zusammen, so beinhaltet das Qualitätsmanagement die Ebenen Produkt, Prozess und System.

2.4.1 Maßnahmen zur Umsetzung des Qualitätsmanagements

Qualitätsmanagement kann mit konstruktiven und analytischen Maßnahmen umgesetzt werden.

Bei konstruktiven Qualitätsmanagement-Maßnahmen wird davon ausgegangen, dass ein Produkt durch den Entwurf und das Design bestimmte Eigenschaften von vornherein besitzt. Ziel des konstruktiven Qualitätsmanagements ist es, den Prozess zur Erstellung des Produktes möglichst fehlerfrei durchzuführen29.

Konstruktive Maßnahmen, werden unterteilt in technische Maßnahmen, wie z. B. Methoden und Werkzeuge, sowie organisatorische Maßnahmen, wie z. B. Richtlinien, Standards und Checklisten30.

Maßnahmen, die dem Produkt direkt keine Qualität bringen, werden als analytische Maßnahmen bezeichnet. In diagnostischen Verfahren wird der Grad der Qualität lediglich gemessen. Analytische Verfahren, werden ebenfalls zweifach unterschieden. Zum Einen in analysierende Verfahren wie z. B. Reviews, Audits und Programmverifikationen und zum Anderen in testende Verfahren. Beispielhaft angeführt werden kann der dynamische Test und die Simulation31.

2.4.2 Aktivitäten des Qualitätsmanagements

Die Tätigkeiten zum Leiten und Lenken einer Organisation bezüglich der Qualität sind in der Definition zum Qualitätsmanagement ausgeführt worden.

Die Qualitätspolitik korrespondiert mit dem, was bereits unter dem Stichwort "Führung" als ein Grundsatz zur Leistungsfähigkeitsverbesserung in Kapitel 2.4 erläutert worden ist.

Die Qualitätspolitik gibt die Absicht des Managements zur Qualität wieder und formuliert diese in Qualitätsziele. Die Qualitätspolitik ist folglich Teil der langfristigen strategischen Unternehmenspolitik. Hingegen werden die Qualitätsziele kurzfristiger für das operative Vorgehen hinsichtlich der Qualität bestimmt. Da das QM-System die Grundlage für das Qualitätsmanagement bildet, bestimmen die Qualitätsziele das QM- System hinsichtlich Produkt-, Prozessund Systemqualität.

Bei der Qualitätsplanung werden die Qualitätsanforderungen des Kunden analysiert und die Zielwerte für die Entwicklung des Produktes unter Berücksichtigung der Qualitätsziele festgelegt. Dabei gilt, dass nicht Qualität geplant wird, sondern die Anforderungen an die Beschaffenheit einzelner Merkmale32.

Die Überwachung der Tätigkeiten und angewendeten Techniken gehört zur Qualitätslenkung33. Ziel ist die Einhaltung der Qualitätsanforderungen aus der Qualitätsplanung. Erreicht wird dieses durch den Einsatz von Methoden und Werkzeugen sowie analysierender und testender Verfahren.

Zunächst werden die analytische Maßnahmen, z. B. Audits, als Qualitätsprüfung durchgeführt und durch konstruktive Maßnahmen, z. B. das Risikomanagement, bestätigt. Die Auswertung erfolgt auf Basis eines Soll-Ist-Vergleiches. Die Soll-Werte aus der Qualitätsplanung werden dafür herangezogen34.

Zur Etablierung von Vertrauen zwischen allen Beteiligen in das QM-System und somit auch in die Umsetzung der Qualitätsanforderungen werden Tätigkeiten der Qualitätssicherung durchgeführt.

Geiger hebt hervor, dass Qualitätssicherung, z. B. nach der Norm ISO 9001, eine Qualitätsdarlegung ist, die durch vornehmlich Qualitäts-Audits erfolgt35. Ein Qualitäts- Audit dient der systematischen, unabhängigen Untersuchung, ob qualitätsbezogene Tätigkeiten bestehen, angewandt und geeignet sind, die Qualitätsziele zu erreichen36. Qualitäts-Audits schaffen bei dieser Art der Qualitätssicherung Vertrauen durch eine unabhängige Begutachtung der Tätigkeiten.

Unter der Qualitätsverbesserung wird das Verbessern der Fähigkeiten hinsichtlich der Qualität, infolgedessen die Steigerung der Qualität eines Produktes sowie die Sicherung des durch die Verbesserung Erlernten verstanden. Die Fähigkeit bezieht sich auf die Eignung einer Organisation, eines QM-Systems oder eines Prozesses für die Entwicklung eines Software-Produktes.

3 Die Rahmenkonzepte im Überblick

3.1 Six Sigma im Überblick

Six Sigma ist ein Methodenansatz zur kontinuierlichen Prozessverbesserung. Ziel ist die Steigerung der Kundenzufriedenheit und des Gewinns. Zollondz geht in der Six Sigma Zielsetzung weiter. Für ihn ist es Ziel, "die Wertschöpfungskette vom Unterlieferanten bis zum Kunden so zu strukturieren, dass sich immer weniger Fehler einstellen können"37. Als Folge stellen sich kürzere Durchlaufzeiten, ein reduzierter Prüfaufwand, weniger Reparaturen und Reklamationen und ein geringerer Ressourcenverbrauch ein38. Erreicht wird dies durch die Reduzierung von Fehlern und Kosten.

Ursprünglich von und für Motorola in den 1980er Jahren entwickelt, wird Six Sigma mittlerweile weltweit vorwiegend in der produzierenden Industrie39, aber auch in der Software-Entwicklung eingesetzt.

Kernkonzept von Six Sigma ist die Verbesserung der Profitabilität eines Unternehmens. Nach der Philosophie von Six Sigma wird diese maßgeblich durch Kundenzufriedenheit erreicht. Obwohl diese einen schwer zu messenden Faktor darstellt, ist die Grundidee von Six Sigma, messbare Ergebnisse mittels Metriken und statistischen Auswertungen zu liefern. Ein umfangreicher Werkzeugkasten an Analysemethoden, das so genannte Six Sigma toolkit, bildet hierfür die Grundlage. Aus Sicht von Six Sigma wird Kundenzufriedenheit vornehmlich durch Fehlerreduzierung und Fehlervermeidung eines Produktes erreicht.

Das griechische Sigma o steht für das Maß der Streubreite der Normalverteilung.

Sigma misst die Abweichung von der Zielvorgabe. Die Grundannahme ist, dass jedes Produktmerkmal in einem Produktionsprozess um den Mittelwert streut. Die Verteilung kann mit einer Normalverteilung beschrieben werden40.

Grundlegende Vorgehensweise zur Umsetzung von Six Sigma ist der Define- Measure-Analyse-Improve-Control (DMAIC)-Zyklus41.

In jeder Phase kommen zahlreiche Methodenwerkzeuge zur Unterstützung der Produktund Prozessverbesserung zum Einsatz. So sind dies z. B. die Pareto-Analyse oder die Prozessfähigkeitsuntersuchung42. Auf diese Werkzeuge wird im Rahmen dieser Arbeit nicht näher eingegangen.

Six Sigma kann auf der Organisationsoder Projektebene umgesetzt werden. Auf der Organisationsebene ist es dann Ziel, den bestehenden Software-Entwicklungsprozess zu verbessern. Dabei werden auch die Schnittstellen des Prozesses zu anderen Prozessen in der Organisation betrachtet, um Wechselwirkungen der Interaktion von Prozessen zu erkennen und Fehler zu vermeiden. Six Sigma wird dann gewissermaßen von außen an die bestehenden Prozesse 'angelegt'. Six Sigma ist in diesem Fall ein Werkzeug zur Verbesserung des Prozesses. Hierfür wird der DMAIC-Zyklus am häufigsten eingesetzt43.

Auf der Projektebene ist Six Sigma in einen bestehenden Software- Entwicklungsprozess integriert. Six Sigma ist dann als Werkzeug Teil des Prozesses.44 Da die meisten Fehler zu Beginn einer Entwicklung auftreten, ist Six Sigma um das Konzept Design for Six Sigma (DFSS) erweitert worden. Ziel von DFSS ist es, bereits zu Beginn das Produkt und den Prozess so zu gestalten, dass die Erwartungen der Stakeholder45 erfüllt werden.46

Häufig eingesetzte Grundlage der DFSS Vorgehensweise ist der DMADV-Zyklus. Die Abkürzung steht für Define, Measure, Analyse, Design und Verify47.

3.2 RUP im Überblick

Der RUP in der Version 7.1, 2006, ist ein von IBM Rational kommerziell vertriebener Software-Entwicklungsprozess. Der RUP stellt ein Rahmenwerk von hauptsächlich Aktivitäten, Konzepten, Leitfäden und Dokumentenvorlagen zur Verfügung. Dieses Rahmenwerk muss an die jeweilige Organisation, die diesen Prozess einsetzt, angepasst werden48. Das Grundkonzept des RUP ist ein Use Case getriebener iterativer und inkrementeller Software-Entwicklungsprozess.

Der RUP ist zweidimensional49. Die horizontale Achse repräsentiert die dynamischen Aspekte des Prozesses. Dort werden die Phasen, Iterationen und Meilensteine beschrieben und abgebildet. Die vertikale Achse gibt die Disziplinen des Prozesses wieder. Sie bildet die statische Komponente in dem Modell.

Aus technischer Sicht wird in Iterationen vorgegangen. Am Ende jeder Iteration soll ein „lauffähiges“ Ergebnis zur Verfügung stehen. Demgegenüber steht die Managementperspektive, bei der sich ein Projekt in unterschiedliche Phasen unterteilt. Am Ende einer Phase befindet sich ein Major Milestone.50

In der Inception-Phase wird das Produkt definiert und der Umfang festgesetzt. Die Phase endet mit der Entscheidung, ob das Projekt umgesetzt oder eingestellt wird. Der Aufwand in dieser Phase beträgt etwa 10 % des Gesamtaufwandes. Die Inception- Phase endet mit dem Lifecycle Objectives Milestone.

[...]


1 Vgl. Damm, L., Lundberg, L., WoSQ 06, 2006, S. 15.

2 Koenen J., Handelsblatt.com, 2007.

3 Vgl. Wong, B., et.al., ICSE 05, 2005, S. 688.

4 Vgl. Rombach, H., ECSQ 2002, 2002, S. 1.

5 Malich, S., Qualität von Softwaresystemen, 2008, S. 1.

6 Vgl. Watson, H., ECSQ 2002, 2002, S. 36.

7 Balzert, H., Lehrbuch der Software Technik, 1998, Bd. 1, S. 257.

8 Vgl. Liggesmeyer, P., Software-Qualität, 2002, S. 5.

9 Vgl. Balzert, H., a. a. O., S. 279.

10 Vgl. Anhang 1.

11 Garvin, D., What does „product quality“ realy mean?, 1984, S. 25ff. Vgl. nach Ward, W., Some Observations on Software Quality, 1999, S. 2.

12 Vgl. Balzert, H. a. a. O., S. 256.

13 Vgl. Felser, G., Werbeund Konsumentenpsychologie, 2001, S. 50.

14 Vgl. Felser, G., a. a. O., S. 56.

15 Vgl. Anhang 2..

16 Meinstein-Beurteilungen, Ü. d. Verf.

17 Anm. d. Verf.: Hierbei wird die Unschädlichkeit von Änderungen geprüft.

18 McCall, J. et.al., Concepts and Definitions of Softwarequality, Factors in Software Quality, Vol. 1, 1977, vgl. nach Balzert, H., a. a. O., S. 262.

19 Vgl. Raghavan, G., ECSQ 2002, 2002, S. 96, zitiert nach ISO/IEC 9126, Information Technology - Software Product Quality, Part 1-4, ISO/IEJTCI/SC7/WG6/(1998).

20 Vgl. Balzert, H., a. a. O., S. 262.

21 Vgl. Anhang 3.

22 Vgl. Anhang 4.

23 Vgl. DIN EN ISO 9000:2000, S. 21, Abschnitt 3.2.8 zitiert nach Andernach, K., Modell zur Bewertung und Steuerung der Qualitätsverbesserung im Rahmen von Qualitätsmanagement Systemen, 2006, S. 5.

24 Vgl. Sanders, J., Software Quality, 1994, S. 11.

25 Vgl. Balzert, H., a. a. O., S. 294.

26 Vgl. Andernach, K., Modell zur Bewertung und Steuerung der Qualitätsverbesserung im Rahmen von Qualitätsmanagement Systemen, 2006, S. 6.

27 Anm. d. Verf.: Hierbei handelt es sich um allgemeine Führungsgrundsätze, die unabhängig vom Qualitätsmanagement und somit auf dieses übertragbar sind.

28 Vgl. Balzert, H., a. a. O., S. 279.

29 Vgl. Wallmüller, E., Software-Qualitätsmanagement in der Praxis, 2001, S.115.

30 Vgl. Balzert, H., a. a. O., S. 279.

31 Vgl. Balzert, H., a. a. O., S. 280f.

32 Vgl. Geiger, W., Kotte, W., Handbuch Qualität, 2008, S. VI.

33 Vgl. Anhang 5..

34 Vgl. Balzert, H., a. a. O., S. 283.

35 Vgl. Geiger, W., a. a. O., S. 204.

36 Vgl. Geiger, W, a. a. O., S. 113.

37 Zollondz, H., Grundlagen Qualitätsmanagement, 2006, S. 360.

38 Zollondz, H, a. a. O., S. 360.

39 Vgl. Anhang 6.

40 Vgl. Anhang 7.

41 Vgl. Anhang 8.

42 Vgl. Wappis, j., Jung,B., Taschenbuch Null-Fehler-Toleranz, 2006, S.3.

43 Vgl., Wappis, J., Jung, B., a. a. O., S. 331.

44 Vgl. Anhang 9.

45 Anm. d. Verf. Erläuterung des Begriffes "Stakeholder" siehe Glossar.

46 Vgl. Tayntor, C., Six Sigma Software Development, 2007, S. 11ff.

47 Vgl. Anhang 10.

48 Vgl. Kruchten, P., The Rational Unified Process. An Introduction. Second Edition, 2000, S. 17.

49 Vgl. Anhang 11..

50 Hauptmeilenstein, Ü. d. Verf.

Ende der Leseprobe aus 48 Seiten

Details

Titel
Qualitätsmanagement in der Software-Entwicklung
Untertitel
Six Sigma und RUP im Vergleich
Hochschule
Private Fachhochschule Göttingen
Note
1,7
Autor
Jahr
2008
Seiten
48
Katalognummer
V116479
ISBN (eBook)
9783640186440
ISBN (Buch)
9783640188260
Dateigröße
619 KB
Sprache
Deutsch
Anmerkungen
Note dieser Hausarbeit ist zu 24% Bestandteil der Diplom-Endnote
Schlagworte
Qualitätsmanagement, Software-Entwicklung, RUP, Six Sigma
Arbeit zitieren
Ralf Allroggen (Autor:in), 2008, Qualitätsmanagement in der Software-Entwicklung, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/116479

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