Unterrichtsstunde: Den ersten Christen auf der Spur

Paulus - Mit Liebe auf Kundenfang


Unterrichtsentwurf, 2008

24 Seiten, Note: 1,0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1 Bedingungsanalyse
1.1 Schulsituation
1.2 Situation der Lerngruppe

2 Begründung des Themas
2.1 Lernbereichsplanung
2.2 Sachanalyse
2.2.1 Korinth
2.2.2 Paulus und die korinthische Gemeinde
2.2.3 Das Doppelgebot der Liebe und das Hohelied der Liebe

3 Didaktische Analyse
3.1 Beitrag des Faches evangelische Religion zur allgemeinen Bildung
3.2 Richtziele – Jahrgangsstufe 9
3.3 Grobziele der Unterrichtseinheit
3.4 Teilziele der einzelnen Stunden
3.5 Feinziele der Unterrichtsstunde

4 Problemorientierung
4.1 Lernvoraussetzungen der Schüler im Bezug zum Thema
4.2 Entwicklungspsychologische Voraussetzungen
4.3 Methodisches Vorgehen
4.3.1 Motivation
4.3.2 Hinführung und Zielorientierung
4.3.3 Erarbeitung
4.3.4 Präsentation
4.3.5 Ergebnissicherung

5 Unterrichtsverlauf

6 Literaturverzeichnis

1 Bedingungsanalyse

1.1 Schulsituation

Der Religionsunterricht findet von der Klasse 5-8 zweistündig und von der Klassenstufe 9 und 10 einstündig statt. Bei der Klasse 9 handelt es sich mittwochs um die erste Unterrichtsstunde.

Das „Religionszimmer“ ist relativ klein. Dies ist jedoch von Vorteil, da die Religionsgruppen nicht sehr groß sind. Die räumliche Situation lässt die Verwendung der gängigsten Sozialformen und Unterrichtsmethoden zu, so ist der Raum z.B. groß genug, um Arbeiten in Kleingruppen zu ermöglichen, ohne dass diese sich gegenseitig stören. Aufgrund der niedrigen Schülerzahl sind zahlreiche Bänke und Stühle unbesetzt, die zu offeneren Arbeitsformen genutzt werden können. So können Tische bzw. Sitzkreise bereits vor der Stunde arrangiert werden, ohne den Schülern ihren „Platz“ wegzunehmen.

Negativ ist jedoch die Anordnung der Tische. So ist die Aufteilung der Schüler sehr auseinander gezogen, sodass man Schwierigkeiten hat immer alle Schüler im Blick zu haben. Außerdem befindet sich ein Waschbecken im Zimmer, sodass auch kreative Arbeiten durchgeführt werden können, ohne das Zimmer zu verlassen. Weiterhin sind verschiedene Medien, wie Tafel, Overheadprojektor, Rekorder etc. vorhanden. Die großen Wandflächen bieten sich außerdem für kreative Arbeiten von Schülern an.

Für den Religionsunterricht steht als Klassensatz lediglich das Lehrbuch „Das neue Kursbuch Religion 9/10“ des Calwer/Diesterweg Verlags aus dem Jahr 1988 zur Verfügung, das kaum Inhalte des neuen Lehrplans thematisiert. Außerdem steht eine ausreichende Anzahl Bibeln (Luthertext) zur Verfügung.

1.2 Situation der Lerngruppe

Die Religionsgruppe der Jahrgangsstufe 9 unterrichte ich seit Beginn des Schuljahres. Die Schüler der Klasse 9a unterrichte ich seit dem vorigen Schuljahr auch in Deutsch, die Schüler der Klasse 9b kenne ich erst seit diesem Schuljahr.

Die Lerngruppe besteht aus zwölf Schülern aus den zwei Parallelklassen der 9. Jahrgangsstufe. Es handelt sich um vier Mädchen und acht Jungen. Dabei handelt es sich um zehn Realund zwei Hauptschüler. Einer der Hauptschüler, R, besucht erst seit diesem Schuljahr die Schule und ist neu hinzugekommen.

Die kleine Gruppe ist von Vorteil, da so die Möglichkeit besteht auf jeden Schüler individuell einzugehen.

Der einstündige Unterricht findet mittwochs in der zweiten Unterrichtsstunde von 7.55-8.40 Uhr statt. Dabei handelt es sich für die Schüler um die erste Unterrichtsstunde. Dadurch sind sie sehr gut aufnahmefähig und motiviert.

Die Schüler sind sehr motiviert und haben eine positive Arbeitseinstellung. Sie sind sehr interessiert, wissbegierig und stellen gute Nachfragen. Das Leistungsvermögen ist überdurchschnittlich. Gestellte Aufgaben werden schnell und den Anforderungen entsprechend erledigt. Die Schüler sind für verschiedene Methoden offen und arbeiten besonders in Gruppen effektiv. Außerdem habe ich festgestellt, dass sie sehr selbstständig arbeiten können.

Lediglich die beiden Hauptschüler S und R haben bei einzelnen Ansätzen Schwierigkeiten. Aufgaben, die auf Fakten beruhen, machen ihnen keine Probleme. Die beiden haben jedoch Schwierigkeiten eigene Emotionen und Einstellungen vor den anderen zu äußern und halten sich hier gerne zurück.

Das Engagement der Schüler bezieht sich jedoch bei der Hälfte der Schüler nur auf den Unterricht selbst. So bereiten sich zu Hause kaum für den Unterricht vor. Dies betrifft das Erledigen von Hausaufgaben und das Lernen für Leistungsüberprüfungen. So werden diese Schüler trotz guter Voraussetzungen nur ausreichende Leistungen auf dem Endjahreszeugnis erhalten.

Das Sozialverhalten der Gruppe ist im Großen und Ganzen gut. Bei Gruppenarbeiten können fast alle miteinander arbeiten. Es gibt lediglich zwischen N und E Probleme, die einmal Freundinnen waren und sich seit Beginn des Schuljahres zerstritten haben. Bei diesen beiden ist Mobbing mit im Spiel, was N psychisch und physisch belastet. Aus diesem Grund sind ihre Leistungen schlechter geworden und sie nimmt aufgrund von „Krankheiten“ immer weniger am Unterricht teil.

Auffällig ist weiterhin J. Im ersten Halbjahr nahm sie aufgrund von „Krankheit“ kaum am Unterricht teil. Auffällig war, dass sie vor allem fehlte, wenn eine Leistungsüberprüfung anstand. Seit Beginn des zweiten Halbjahres ist sie regelmäßig anwesend, stärt jedoch bewusst den Unterricht, da sie zu Beginn des Schuljahres zum Ethikunterricht wechseln wollte, was jedoch von der Schulleitung abgelehnt wurde. Aus diesem Grund ist sie eher negativ eingestellt und bringt Unruhe in die Gruppe. Obwohl sie versucht das Arbeiten zu stören hat sie damit weniger Erfolge. So wenden sich die anderen Schüler von ihr ab und lassen sich nicht ablenken.

Die religiöse Sozialisation der Schüler ist unterschiedlich. Die beiden russischen Mädchen N und E sind katholisch erzogen worden und stehen zu ihrem Glauben. E hat außerdem ein sehr gutes biblisches Grundwissen. Die anderen Schüler haben angegeben, dass sie evangelisch sind und im letzten Jahr konformiert wurden. Trotzdem gibt es hier unterschiedliche Auffassungen. M ist kirchlich sehr engagiert und eingebunden. Er besucht regelmäßig die Junge

Gemeinde und fährt in den Ferien zu Rüstzeiten. Er interessiert sich sehr für den christlichen Glauben und kommt oft mit Fragen in den Unterricht, die ihn die Woche über beschäftigt haben. P und T sind ebenfalls christlich geprägt und stehen zu ihrem Glauben. Bei verschiedenen Aufgaben habe ich festgestellt, dass sie sich bereits viele Gedanken über den christlichen Glauben gemacht haben und bereits viele Dinge übertragen können. Toni zeichnet sich durch ein sehr gutes religiöses Grundwissen aus. So kann er bei vielen Themen Zusatzinformationen einbringen. C, K, S und J sind zwar getauft und konfirmiert, geben aber offen zu, dass sie nicht an Gott glauben. Während Jeannine abweisend reagiert, kann man mit den anderen jedoch gut über ihre Ansichten diskutieren. Vor allem mit S habe ich schon mehrere Gespräche über Religion vs. Wissenschaft geführt und ich glaube auch, dass ich ihn bei bestimmten Sachen zum Nachdenken gebracht habe. Über die religiöse Einstellung der beiden Hauptschüler R und S kann ich kaum Aussagen machen. So hat sich gezeigt, dass sie christliches Grundwissen haben. Sie äußern sich jedoch kaum zu persönlichen Einstellungen.

Als Besonderheit ist zu nennen, dass heute Abend Höhenfeuer und morgen Himmelfahrt bzw. Männertag ist. Die Schüler planen schon seit Beginn der Woche ihre Aktivitäten an diesen beiden Tagen. Weiterhin befinden sich die beiden Hauptschüler gerade in der Vorprüfungsphase die letzte Woche begonnen hat und nächste Woche enden wird.

2 Begründung des Themas

2.1 Lernbereichsplanung

Die Unterrichtseinheit: „Den ersten Christen auf der Spur“ ist in den Kontext des Lernbereichs 1: „Die Botschaft der Bibel“ einzuordnen. Der Lernbereich beinhaltet: das „Kennen der Anfänge der christlichen Kirche“, das „Kennen der Bergpredigt und der Feldpredigt in Auszügen“, das „Positionieren zu Aussagen der Bergpredigt“ und das „Kennen verschiedener Deutungen des Geschehens am Kreuz und wichtiger neutestamentarischer Aussagen über Jesu Kreuzigung und Auferstehung“.1

Da der Unterricht nur einstündig stattfindet, muss eine Auswahl getroffen werden. Ich habe mir für die Behandlung den ersten Themenbereich ausgesucht, da der Bereich der Kirchengeschichte nur sehr wenig thematisiert wird. Während im Geschichtsunterricht kirchengeschichtliche Themen überhaupt nicht vorkommen, werden im Religionsunterricht lediglich die „Ursachen, Umstände und Auswirkungen der Reformation“2 in Klasse 8, die „Anfänge der christlichen Gemeinde“ in Klasse 9 und das „Verhältnis von Juden und Christen in Geschichte und Gegenwart“ in Klasse 103 verpflichtend in den Lehrplan aufgenommen worden. Ich bin dabei der Auffassung, dass es zum christlichen Grundwissen gehört, zu wissen, wie der eigene Glaube entstanden ist und sich etabliert hat. Des Weiteren kann beim Thema Urchristentum genauso wie bei der Bergpredigt darauf eingegangen werden, was Christsein bedeutet. Genau diese Fragen haben sich nämlich auch die ersten Christen gestellt und für sich antworten gefunden. Bei der Gruppenbildung waren ebenfalls Werte wie Toleranz und Rücksicht von großer Bedeutung.

Aufgrund der thematischen und terminlichen (Ostern) Nähe habe ich die Kreuzesdeutungen bereits in die zuvor behandelte Unterrichtseinheit „Sterben, Tod und Auferstehung“ aus dem Lernbereich 4: „Das eigene Leben und unsere Welt“4 einbezogen.

Die Vorgaben für die Behandlung der „Anfänge der christlichen Kirche“ sind relativ offen gehalten. Als Empfehlung werden jedoch Paulus, die Missionsreisen, die Urgemeinde, die Christenverfolgung und die Konstantinische Wende genannt.

Die geplante Unterrichtseinheit umfasst insgesamt sieben Unterrichtsstunden und ist in folgende Einzelthemen untergliedert:

1. Stunde: Ein berauschender Neuanfang
2. Stunde: Die Stunde Null – eine einmalige Chance
3. Stunde: Paulus – Weltreisender aus Überzeugung
4. Stunde: Mit Liebe auf Kundenfang
5. Stunde: Bekennen ohne erkannt zu werden
6. Stunde: Treu bis in den Tod?
7. Stunde: Mit Konstantin kam die Wende

Nachdem ich in der letzten Stunde die Missionsreisen des Paulus im Überblick thematisiert habe, wird in dieser Stunde Paulus Missionstätigkeit am Beispiel der Situation in Korinth in den Mittelpunkt gestellt.

2.2 Sachanalyse

Paulus Vorgehen bei seinen Missionsreisen bzw. der Erfolg/Misserfolg soll in dieser Stunde am Beispiel der Stadt Korinth aufgezeigt werden. Die Missionsumstände auf die Paulus in Korinth trifft verdeutlichen die Bedingungen, die Paulus bei seiner Mission in den verschiedenen Städten vorfand.

2.2.1 Korinth

Nach der Zerstörung des dorischen Korinths im Jahr 146 v. Chr. durch die Römer wurde Korinth erst 44 v. Chr. von Cäsar wieder aufgebaut. Die Stadt wurde zu einer der wichtigsten Städte Griechenlands und wurde 27. v. Chr. von Augustus zur Hauptstadt der römischen Provinz Achaja erklärt. Dadurch wurde sie ebenfalls zur Residenz des Prokonsuls. Während der Missionsreisen des Paulus war hier Gallio Prokonsul (Apg. 18,12).5

Korinth ist eine Hafenstadt und liegt an der Landenge zwischen dem nördlichen Griechenland und der Peloponnes. Durch den Hafen Lechäon am Golf von Korinth war die Stadt Richtung Westen mit dem Ionischen Meer verbunden. Nach Osten war es ebenfalls mit dem Ägaischen Meer durch die Hafenstadt Kenchreä (Apg. 18,8) verbunden. Durch diese günstige Lage war Korinth ein Umschlagplatz des Handels und Knotenpunkt für Reisen zwischen Spanien, Italien und Sizilien sowie zwischen Kleinasien und Ägypten. Um die gefährliche Seereise um die Südspitze des Peloponnes zu vermeiden, wurden die Schiffe auf der Bahn dolkios über die Landenge geschafft.

Zur Zeit des Neuen Testaments war Korinth eine Weltstadt, die durch extreme soziale Gegensätze geprägt war. Zwei Drittel der Bevölkerung bestand aus Sklaven. Diese waren meist entflohen und versteckten sich in Korinth vor ihren Verfolgern.

Es drängten sich jedoch auch Kaufleute und Großunternehmer aus Rom, Griechenland, Palästina, Syrien und Ägypten in den Straßen. Der Unterschied zwischen der armen und reichen Bevölkerung führte immer wieder zu sozialen Spannungen. Diese wird auch in den christlichen Gemeinden zum Problem (z.B. 1 Kor 11).

Weiterhin war die Stadt durch Sittenlosigkeit geprägt, die sprichwörtlich war. So bedeutete z.B. die Bezeichnung „Korinthiazesthei“, dass man ein ausschweifendes Leben führte. Die Bezeichnung „korinthisches Mädchen“ bezeichnete außerdem eine Frau mit anstößiger Lebensführung. Korinth galt im Allgemeinen als „Sündenpfuhl Griechenlands“6. Ein weiterer Brennpunkt war die Tempelprostitution in Verbindung mit der Verehrung der Aphrodite.

[...]


1 LP MS: Evangelische Religion, S. 20.

2 LP MS: Evangelische Religion, S. 18.

3 LP MS: Evangelische Religion, S. 25.

4 LP MS: Evangelische Religion, S. 22.

5 Im Folgenden beziehe ich mich auf Rienecker, Sp. 924-925.

6 Bauer/Hecht/Kaiser, S. 48.

Ende der Leseprobe aus 24 Seiten

Details

Titel
Unterrichtsstunde: Den ersten Christen auf der Spur
Untertitel
Paulus - Mit Liebe auf Kundenfang
Hochschule
Staatliches Seminar für das Lehramt an Mittelschulen Leipzig
Veranstaltung
Religionsdidaktik
Note
1,0
Autor
Jahr
2008
Seiten
24
Katalognummer
V116473
ISBN (eBook)
9783640190348
ISBN (Buch)
9783640190584
Dateigröße
460 KB
Sprache
Deutsch
Anmerkungen
Meine Lehrprobe im Fach evangelische Religion. Entwurf wurde bei der Auswertung besonders gelobt.
Schlagworte
Unterrichtsstunde, Christen, Spur, Staatliches, Mittelschulseminar, Relgionsdidaktik, Paulus, Korinth, Urchristen, Missionsreisen
Arbeit zitieren
Doreen Oelmann (Autor:in), 2008, Unterrichtsstunde: Den ersten Christen auf der Spur, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/116473

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