Fiktion und Emotion - Kendall L. Waltons `Quasi-Emotionen´


Seminararbeit, 2008

12 Seiten, Note: 1,3


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

Prolog

1. Fiktion in Philosophie und Literatur

2. Literarisch konstruierte Emotionen

3. Kendall L. Waltons „Quasi- Emotionen“

Epilog

Bibliographie

Prolog

„Der Dichter nehme nur soviel von einem Individuum, als notwendig ist, dem Gegenstand Leben und Wahrheit zu geben; das übrige hole er aus sich selbst.“[1]

(Johann Wolfgang von Goethe)

Wie ist es möglich, dass fiktionale Ereignisse emotionale Reaktionen hervorrufen können? Sind es dieselben emotionalen Reaktionen, die wir leben, wenn wir auf ein nicht fiktives Ereignis reagieren? Ist Kendall L. Waltons Theorie von sogenannten „Quasi- Emotionen“, einem „So- tun- als- ob“, in das sich der Rezipient fügt, tatsächlich haltbar? Empfinden wir beim Lesen fiktionaler Literatur nicht mehr als, um es mit Waltons Worten zu formulieren, „Quasi- Anteilnahme“[2] ? Oder hat sich der Rezipient mit Hilfe derartiger Empfindungen bereits innerhalb der Fiktion verloren und ist unfähig, Realität von Fiktion zu unterscheiden? - Die Philosophie der Literatur sucht nach klärenden Ansätzen. Meine Hausarbeit soll dazu beitragen, den Zusammenhang von Fiktion und Emotion näher zu erläutern. Außerdem untersucht sie den Lösungsansatz Waltons, der nicht von genuinen emotionalen Reaktionen, sondern von „Quasi- Emotionen“, ausgeht.

1. Fiktion in Philosophie und Literatur

„Wozu nützt denn die ganze Erdichtung?" Ich will es dir sagen, Leser, sagst du mir, wozu die Wirklichkeit nützt.“[3]

(Johann Wolfgang von Goethe)

Verfolgt man die Anfänge der Philosophie zurück, so erkennt man, dass die Philosophie aus dem Bruch mit dem Mythos hervorgegangen ist. Die Vorstellungen von Göttern wurden von Dichtern gebildet und sie lieferten die Antworten auf jedwede gestellte Frage. Nach Burckhardt jedoch hätten sich „Zeus und die übrigen Götter“[4] von Homer nicht mehr erholt. Die inkonsequenten Schwächen des mythologischen Weltbildes wurden nicht behoben, was eine wesentliche Voraussetzung für die Entstehung der Philosophie lieferte, die Philosophie entsteht aus einem Ungenügen des Mythos. Thales von Milet, beantwortete als erster die Frage nach der Ursache nicht länger mit einer mythologisch- theologischen Antwort, sondern lieferte eine sachliche Erklärung. Der Anfang der Philosophie beginnt mit dem Übergang vom „Mythos“ zum „Logos“.[5] “Die Dichter lügen zu viel!“ Die Dichtung (Literatur) dient der Verschleierung von Wahrheit, während die Philosophie einen Wahrheitsanspruch erhebt. Dennoch greift auch der moderne Philosoph spätestens dann auf fiktive Elemente zurück, wenn er etwas veranschaulichen will. Definiert man den Begriff der Fiktion ganz allgemein, so ist sie etwas Erdachtes, welches nur in der eigenen Vorstellung existiert.[6] Zieht man jedoch eine Definition innerhalb der Philosophie zu Rate, die den Begriff im engeren Sinne klärt, so stellt man unweigerlich fest, dass Fiktion eine Annahme ist, für die kein Wahrheits- oder Wahrscheinlichkeitsnachweis geführt werden kann. Dennoch wird der Fiktion die Fähigkeit zur Wahrheit nicht abgesprochen, denn innerhalb der Methodik erfüllt sie einen theoretischen und praktischen Zweck, indem sie einen möglichen oder gewünschten Zustand zur Veranschaulichung gewisser Problematiken impliziert.[7] Besonders in der Literatur ist die Fiktion Grundelement. Ihre Funktion in der Literatur ist darin begründet, reale und nichtreale (erfundene) Sachverhalte als wirklich darzustellen.[8] Die Veranschaulichung fiktiver Personen, Aktionen oder von Gegebenheiten erhöht ihre Wahrscheinlichkeit innerhalb ihrer literarisch konstruierten Welt. Je schlüssiger die Figuren innerhalb ihrer erdachten Welt fungieren, desto wahrscheinlicher ist es, dass der Rezipient emotional reagiert. Glaubwürdigkeit hängt somit nicht länger nur von mimetischer Richtigkeit oder dem Realismus des Abgebildeten ab, sondern vor allem davon, wie sie sich in die konstruierte fiktive Welt einfügt. Außerdem ist sie abhängig vom Grad ihrer Wahrscheinlichkeit. Wie bereits erwähnt, wird der Fiktion die Fähigkeit zu Wahrheit nicht abgesprochen, diese Eigenschaft ist von immenser Bedeutung für die Konstruktion phantastischer Literatur, denn der Rezipient erwartet auch vom Phantastischen ein gewisses Maß an Glaubwürdigkeit.[9]

[...]


[1] http://www.gutzitiert.de/zitat_thema_dichtung.html

[2] Vgl. Reicher, M. E.:“Fiktion, Wahrheit, Wirklichkeit“, S. 14

[3] Vgl. http://www.gutzitiert.de/zitat_thema_dichtung.html

[4] Vgl. Burckhardt, M.: „Die Scham der Philosophen“, S.87

[5] Vgl. Niehues- Pröbsting, H.: „Die antike Philosophie, S. 33 f

[6] Vgl. http://lexikon.meyers.de/meyers/Fiktion#Philosophie:_in_Erkenntnistheorie_und_Ontologie_

eine_Annahme.2C_...

[7] Vgl. Pluder, V.:„Großes Wörterbuch der Philosophie“, S. 103

[8] Vgl.http://lexikon.meyers.de/meyers/Fiktion#Philosophie:_in_Erkenntnistheorie_und_Ontologie_

eine_ Annahme.2C_...

[9] Vgl. Wirkus, B.: „Fiktion und Imaginäres in Kultur und Gesellschaft“, S. 175 ff

Ende der Leseprobe aus 12 Seiten

Details

Titel
Fiktion und Emotion - Kendall L. Waltons `Quasi-Emotionen´
Hochschule
Universität Erfurt
Veranstaltung
Philosophie der Literatur
Note
1,3
Autor
Jahr
2008
Seiten
12
Katalognummer
V116098
ISBN (eBook)
9783640182428
ISBN (Buch)
9783640182527
Dateigröße
386 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Fiktion, Emotion, Kendall, Waltons, Philosophie, Literatur
Arbeit zitieren
Julia Kulewatz (Autor:in), 2008, Fiktion und Emotion - Kendall L. Waltons `Quasi-Emotionen´, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/116098

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