Ludwig Börne und die französische Julirevolution von 1830

Eine Analyse der "Briefe aus Paris"


Hausarbeit, 2008

17 Seiten, Note: 1,0


Leseprobe


INHALLTSVERZEICHNIS

1. Einleitung

2. Die französische Julirevolution von

3. Über die »Briefe aus Paris«

4. Börnes Berichterstattung zur Julirevolution aus Paris
4.1 Die Phase der Begeisterung
4.2 Die Phase der Enttäuschung

5. Fazit

Literaturverzeichnis

Primärliteratur

Sekundärliteratur

Abbildungszeichnis

1. EINLEITUNG

Ludwig Börne (1789-1837) setzt sich in seinem Werk »Briefe aus Paris« mit den politischen und sozialen Ereignissen in Frankreich zwischen 1830 und 1833 auseinander. Er kommentiert anschaulich und kritisch die politischen Veränderungen und macht Vorschläge zur Verbesserung der Lage zu Gunsten des Volkes.

In dieser Hausarbeit werden Börnes Briefe in Hinsicht auf seine Ansichten zur Julirevolution in Paris 1830 analysiert, welche sich zwischen 1830 und 1833 von einer Phase der Begeisterung bis hin zu einer Phase der Enttäuschung entwickelten. Aus dem Zitat von Willi Jasper: „Die Briefe sind Chiffren für das sich verändernde politische Bewußtsein des Verfassers“[1], welches als Aufhänger dieser Arbeit dient, ergibt sich die folgende Forschungsfrage: Wie, warum und unter welchen Umständen hat sich Börnes Bild der französischen Julirevolution von 1830 während seines Exils verändert? Dieses Untersuchungsfeld ist bisher wenig erforscht und weckte dadurch meine Motivation, mich mit diesem Thema auseinanderzusetzen.[2]

Um der Forschungsfrage nachzugehen, ist die Hausarbeit im Hauptteil in »Die Phase der Begeisterung« und »Die Phase der Enttäuschung« aufgegliedert. Zuvor soll im 2. Kapitel ein knapper Überblick über die Geschehnisse im Jahr 1830 in Paris sowie über deren Auswirkungen auf Deutschland gegeben werden. Im 3. Kapitel wird kurz auf die Entstehung und Publikation der Briefe eingegangen, um dem Leser Hintergrundwissen für die Analyse zu vermitteln. Im Fazit werde ich schließlich die Ergebnisse meiner Arbeit zusammenfassen und einen Forschungsausblick geben.

Als Primärliteratur dient mir die Ausgabe der »Briefe aus Paris« von Alfred Estermann[3], im Folgenden in runden Klammern mit dem Kürzel BaP und der Seitenzahl im Fließtext gekennzeichnet. Der Zitationsstil folgt den Angaben des Instituts für Germanistische und Allgemeine Literaturwissenschaft der RWTH Aachen.

2. DIE FRANZÖSISCHE JULIREVOLUTION VON 1830

Nachdem es 1789 bereits eine Revolution in Frankreich gegeben hatte, kam es in der Hauptstadt Paris vom 27. bis 29. Juli 1830 erneut zu einer Revolution. Die schlechte wirtschaftliche Lage aufgrund der Missernten in den vorherigen zwei Jahren sowie die politischen Spannungen aufgrund der Uneinigkeit über eine „anzustrebende politische Herrschaftsordnung“[4] führten zu Missstimmung in der Bevölkerung.[5]

Die Straßenkämpfe trugen vor allem Arbeiter und Handwerker aus. Durch interne Meutereien in der Nationalgarde verlor König Karl X. einen Großteil seiner Autorität und versuchte vergebens, das Volk durch sein Entgegenkommen zu beruhigen.[6]

Durch die Revolution wurde er schließlich gestürzt und floh nach England. Die Liberalen übernahmen die Macht, gründeten eine Munizipalkommission und bildeten eine Zentralregierung. Die Nationalgarde wurde wiederbelebt und die „Garde nationale mobile“ ins Leben gerufen. Das Parlament wählte Louis-Philippe zum neuen Monarchen, der, anders als die vorherigen Monarchen, nicht kirchlich vereidigt wurde und einen Vertrag auf Basis der Verfassung zwischen ihm und den Abgeordneten unterzeichnete. Zudem wurde die Pressezensur aufgehoben und das Wahlgesetz ge- ändert. Aufgrund der anhaltenden sozialen Trennung von Armen und Reichen und der Enttäuschung über die Ergebnisse der Julirevolution, kam es in den folgenden Jahren zu weiteren Aufständen bis zur erneuten Revolution 1848.[7]

Die französische Julirevolution wirkte sich unter anderem auf Belgien, Spanien, England und Deutschland aus.[8] Dort motivierten die Resultate der Revolution die Deutschen, ebenfalls Aufstände zu organisieren. Diese führten zwar zu Ergebnissen innerhalb einiger Fürstentümer, es konnten jedoch keine bedeutenden Resultate im gesamten Deutschen Reich erzielt werden. Mit der „1835 erfolgten Zerschlagung einer revolutionären Untergrundbewegung […] endeten schließlich die deutschen Unruhen im Umkreis der französischen Juli-Revolution.“[9] [10]

3. ÜBER DIE »BRIEFE AUS PARIS «

Die 115 »Briefe aus Paris« beginnen am 5. September 1830 und setzen sich in insgesamt sechs Bänden bis zum 19. März 1833 fort.

Börnes langjährige Freundin Jeanette Wohl brachte ihn auf die Idee, seine Prinzipien in Briefform bekanntzumachen, denn „Briefe liest jedermann, und Sie könnten ihre Grundsätze darin wie durch Zeitungen verbreiten“.[11] Daraufhin schickte Börne die Briefe an seinen Verleger Campe, der sie kürzte und redigierte. Die »Briefe aus Paris« wurden dann zwischen 1831 und 1833 mit großem Erfolg veröffentlicht.[12]

Die Briefe sind an Jeanette Wohl adressiert.[13] Darin berichtet Börne über die politischen Ereignisse unter anderem in Frankreich, Polen und Deutschland. Er schreibt ferner über persönliche Erlebnisse, Literatur und Theater. Mittels der »Briefe aus Paris« beabsichtigt Börne die Deutschen an den Erfolgen der Julirevolution teilhaben zu lassen, um sie auf ihre eigenen Missstände aufmerksam zu machen und sie zum Widerstand gegen die Aristokratie zu ermutigen.[14]

Die Briefe lösten verschiedenste Reaktionen aus, von Anerkennung bis hin zu Beschimpfungen.[15] Selbst Börnes Konkurrent Heinrich Heine fand anerkennende Worte für die »Briefe aus Paris«.[16] Aufgrund der Zensurmaßnahmen wurde Börnes Werk in diversen Regionen verboten.[17] In Deutschland wurden ebenfalls einige Stellen zensiert und Börnes Verleger Campe musste sich vor Gericht für die Publikation verantworten.[18]

4. BÖRNES BERICHTERSTATTUNG ZUR JULIREVOLUTION AUS PARIS

Ludwig Börne erfuhr während seines Kuraufenthaltes in Bad Soden im August 1830 von der Julirevolution und begab sich unverzüglich auf den Weg nach Paris. Dort kommt er am 16. September 1830 an.[19]

4.1 Die Phase der Begeisterung

Zu Beginn der »Briefe aus Paris« ist Börnes Freude, nach Paris zu kommen, deutlich spürbar. Diese begründet sich in dreierlei Hinsichten.

Erstens ist Börne froh wieder nach Frankreich zu kommen und Deutschland zu verlassen (vgl. BaP, 10). Bereits zweimal zuvor hatte Börne Paris besucht und seine Beobachtungen in den »Schilderungen aus Paris«[20] festgehalten. Die Sympathie, welcher er Frankreich gegenüber empfand, wird dort bereits deutlich und setzt sich in den Anfängen der »Briefe aus Paris« fort, in denen er schildert: „Das moralische Klima von Paris tat mir immer wohl, ich atme freier, und meine deutsche Engbrüstigkeit verließ mich schon in Bondy.“ (BaP, 24) Weiterhin:

Ich war seit Jahren nicht so heiter, so nervenfroh, als seit ich hier bin. […] hier erst bekam ich wieder Herz zu leben. Die geistige Atmosphäre, die freie Luft, […] die Lebhaftigkeit der Unterhaltung und der ewig wechselnde Stoff wirken vorteilhaft auf mich. […] Das Ausruhen von der Logik – das ist's vor allem, was meine Nerven liebkost. (BaP, 59f.)

Börne schließt sich der allgemeinen Euphorie der Deutschen an, welche zahlreich nach Paris reisten, um direkt an den Erfolgen der Revolution teilzunehmen (vgl. BaP, 11) oder als Daheimgebliebene hofften, dass sie einen Teil des Ruhms der Julirevolution abbekommen würden:

Wie die Kunde vom Julisieg des Pariser Volkes sich wie ein Lauffeuer durch Europa verbreitet, blickt auch die Jugend Deutschlands gebannt nach Paris in der Hoffnung, daß die Freiheit der Franzosen diesmal wirklich, wie Börne es aus der franzö- sischen Hauptstadt schrieb, ‚die Freiheit aller Völker‘ werde.[21]

Ebenso wie sie sieht Börne zweitens, obzwar am Anfang noch gegenteiliger Meinung (vgl. BaP, 15), als er in Paris ankommt, die Chance Deutschlands, sich ein Beispiel an Frankreich zu nehmen und sich gleichfalls gegen die Aristokratie aufzuleh-nen.[22]

[...]


[1] Jasper, Willi: Keinem Vaterland geboren. Ludwig Börne - eine Biographie. Hamburg: Hoffmann u. Campe 1989, S. 188. Nachfolgend zitiert als: Jasper, Willi: Keinem Vaterland geboren.

[2] Die derzeitigste Sekundärliteratur ist die Analyse des Briefwechsels zwischen Jeanette Wohl und Ludwig Börne von Christa Walz aus dem Jahr 2001. Sie verdeutlicht hierin Börnes Forderungen nach einem Zusammenschluss aller Völker und seine Enttäuschung über die Julirevolution. Die aktuellste detaillierte Analyse bietet Willi Jasper in seinem 1989 erschienenen Buch »Keinem Vaterland geboren«, in welchem er ausführlich sowohl auf die von Börne beschriebenen politischen Ereignisse zu dieser Zeit, als auch auf Börnes Wandel eingeht. Als Basisliteratur in diesem Forschungsgebiet darf das Nachwort in der Ausgabe der »Briefe aus Paris« von Inge und Peter Rippmann nicht fehlen, welches zum einen wesentliche Hintergrundinformationen zu den politischen Verhältnissen, den Rezensionen und Börnes Leben gibt, und zum anderen die Briefe kommentiert und erläutert.

[3] Börne, Ludwig: Briefe aus Paris, hg. von Alfred Estermann. Frankfurt a.M.: Insel 1986 (= Insel-Taschenbuch, Bd. 924). Nachfolgend zitiert als: Börne, Ludwig: Briefe aus Paris (in Fußnoten) / BaP (im Fließtext).

[4] Langewiesche, Dieter: Europa zwischen Restauration und Revolution 1815-1849. 4. Aufl. München: Oldenbourg 2004 (= Oldenbourg-Grundriss der Geschichte, Bd. 13), S. 48. Nachfolgend zitiert als: Langewiesche, Dieter: Europa zwischen Restauration und Revolution 1815-1849.

[5] Vgl. ebd.

[6] Vgl. ebd., S. 49.

[7] Vgl. ebd., S. 49-54.

[8] Siehe hierzu Manfred Kossok; Werner Loch: Die französische Revolution von 1830 und Europa. Vaduz: Topos 1985 (= Studien zur Revolutionsgeschichte).

[9] Langewiesche, Dieter: Europa zwischen Restauration und Revolution 1815-1849, S. 66.

[10] Zur Entstehung und Entwicklung der »Briefe aus Paris« vgl. ebenfalls Rutger Booß: Ansichten der Revolution. Paris-Berichte deutscher Schriftsteller nach der Juli-Revolution 1830. Köln: Pahl-Rugenstein 1977 (= Sammlung Junge Wissenschaft), S. 46-53. Nachfolgend zitiert als: Booß, Rutger: Ansichten der Revolution.

[11] Zitiert nach Hinrich Siefken: "Ich weiß, ich stehe nicht allein". Ludwig Börne's "Briefe aus Paris" (1830- 1833). In: The modern language review 88 (1993), S. 354–362. Nachfolgend zitiert als: Siefken, Hinrich: "Ich weiß, ich stehe nicht allein".

[12] Vgl. Alfred Estermann: Katalog der Ausstellung »Ludwig Börne, 1786-1837« in Frankfurt am Main, 1986. In: Ludwig Börne: 1786-1837. Zum 200. Geburtstag des Frankfurter Schriftstellers. Freiheit, Recht und Menschenwürde, hg. von dems. Frankfurt a.M.: Buchhändler-Vereinigung 1986, S. 19–154, daraus S. 112.

[13] Vgl. ebd.

[14] Vgl. Christa Walz: Jeanette Wohl und Ludwig Börne. Dokumentation und Analyse des Briefwechsels. Frankfurt/Main: Campus 2001 (= Campus Judaica, Bd. 18), daraus S. 256. Nachfolgend zitiert als: Walz, Christa: Jeanette Wohl und Ludwig Börne. Zur Funktion der Briefe siehe auch Hinrich Siefken: "Ich weiß, ich stehe nicht allein".

[15] Vgl. Michaela Wirtz: Patriotismus und Weltbürgertum. Eine begriffsgeschichtliche Studie zur deutschjüdischen Literatur 1750-1850. Tübingen: Niemeyer 2006 (= Conditio Judaica, Bd. 59), S. 138.

[16] Vgl. Rutger Booß: Ansichten der Revolution, S. 28f.

[17] Vgl. Christa Walz: Jeanette Wohl und Ludwig Börne, S. 257-267.

[18] Vgl. Willi Jasper: Keinem Vaterland geboren, S. 194.

[19] Vgl. ebd., S. 145f.

[20] Börne, Ludwig: Schilderungen aus Paris [1822-1824]. In: Ludwig Börne. Sämtliche Schriften, hg. von Inge und Peter Rippmann. Bd. 2. Neu bearb. Aufl. Düsseldorf: Melzer 1964-1968, S. 3–190.

[21] Rippmann, Inge und Petern: Nachwort. In: Ludwig Börne. Sämtliche Schriften, hg. von dens. Bd. 3. Neu bearb. Aufl. Düsseldorf: Melzer 1964-1968, S. 1057–1137, daraus S. 1081. Nachfolgend zitiert als: Rippmann, Inge und Peter: Nachwort. Vgl. hierzu auch Ludwig Börne: Briefe aus Paris, S. 26.

[22] Vgl. Christa Walz: Jeanette Wohl und Ludwig Börne, S. 256.

Ende der Leseprobe aus 17 Seiten

Details

Titel
Ludwig Börne und die französische Julirevolution von 1830
Untertitel
Eine Analyse der "Briefe aus Paris"
Hochschule
Rheinisch-Westfälische Technische Hochschule Aachen  (Institut für Gemanistische und Allgemeine Literaturwissenschaft)
Veranstaltung
Seminar
Note
1,0
Autor
Jahr
2008
Seiten
17
Katalognummer
V116013
ISBN (eBook)
9783640175611
ISBN (Buch)
9783640179428
Dateigröße
542 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Ludwig, Börne, Julirevolution, Seminar
Arbeit zitieren
Stefanie Franke (Autor:in), 2008, Ludwig Börne und die französische Julirevolution von 1830, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/116013

Kommentare

  • Noch keine Kommentare.
Blick ins Buch
Titel: Ludwig Börne und die französische Julirevolution von 1830



Ihre Arbeit hochladen

Ihre Hausarbeit / Abschlussarbeit:

- Publikation als eBook und Buch
- Hohes Honorar auf die Verkäufe
- Für Sie komplett kostenlos – mit ISBN
- Es dauert nur 5 Minuten
- Jede Arbeit findet Leser

Kostenlos Autor werden