Die Kinderbetreuung im Vorschulalter im Spiegel der Sozialpolitik von Österreich, Frankreich und Ungarn

Eine Analyse der familienpolitischen Leistungen und Maßnahmen zur besseren Vereinbarkeit von Familie und Beruf in drei ausgewählten EU-Staaten


Diplomarbeit, 2006

186 Seiten, Note: Sehr Gut


Leseprobe


INHALTSVERZEICHNIS

VORWORT

KAPITEL I - FAMILIE IM WANDEL DER ZEIT
1 Einleitung
1.1 Die Norm der Kernfamilie als gesellschaftliches Leitbild?
1.2 Familienbeziehung und Familienformen
1.3 Das Geschlechterverhältnis im Wandel
2 Familie Heute
2.1 Die Definition von Familie
2.2 Pluralisierung familialer Lebensformen
2.3 Kinderhaben
2.3.1 Der Kinderwunsch
2.3.2 Veränderungen in den familialen Interaktionsbeziehungen bei Geburt des Kindes
2.3.3 Kinderhaben - ein Existenzrisiko?
2.3.4 Erwerbstrategien, Beschäftigungspolitik und Auswirkungen auf die Fertilität
2.4 Kinderbetreuung
2.4.1 Zur Diskussion der Kinderbetreuung im Vorschulalter
2.4.2 Kinderbetreuung und geschlechtsspezifische Maßnahmen: Frauen zwischen Beruf und Familie
2.4.3 Kinderbetreuung und der Generationsvertrag
2.4.4 Beziehungen zwischen den Generationen

KAPITEL II - FAMILIE IN AUSGEWÄHLTEN STAATEN- DIE ZAHLEN
1 Fertilität
1.1 Fertilitätsraten in Österreich, Frankreich und Ungarn
1.1.1 Warum verfügt Frankreich über eine höhere Geburtenrate als die anderen beiden Vergleichsstaaten bzw. die EU -25?
1.1.2 Wodurch wird die künftige Fertilität beeinflusst werden?
1.2 Fertilität nach Stand der Mütter
2 Scheidungsraten im Vergleich
3 Erwerbstätigkeit von Müttern im Vergleich
4 Kinderbetreuungseinrichtungen- Betreuungsformen und Betreuungsquoten
4.1 Österreich
4.2 Frankreich
4.3 Ungarn
4.4 Zusammenfassung

KAPITEL III - NATIONALE FAMILIENPOLITIKEN IM EUROPÄISCHEN VERGLEICH- ÖSTERREICH, FRANKREICH, UNGARN
1 Einleitung
2 Familienpolitische Traditionen in Europa und den Vergleichsstaaten
2.1 Familienpolitische Tradition in Österreich
2.2 Familienpoltische Tradition in Frankreich
2.3 Familienpolitische Tradition in Ungarn
3 Komparative Ansätze in der Wohlfahrsstaatsforschung
3.1 Die Wohlfahrtsstaatskonzeption nach Esping-Andersen
3.2 Weitere Typologien der Wohlfahrtsstaatenforschung
4 Die Hauptentwicklungen der Familienpolitik in Österreich, Frankreich und Ungarn seit den 90er Jahren 83
4.1 Allgemeine Familientypen
4.1.1 Österreich
4.1.2 Frankreich
4.1.3 Ungarn
4.2 Familien und Politik : die Politischen Akteure der Familienpolitik in den Vergleichsstaaten
4.2.1 Österreich
4.2.2 Frankreich
4.2.3 Ungarn

KAPITEL IV - FAMILIENPOLITISCHE LEISTUNGEN IN ÖSTERREICH, FRANKREICH UND UNGARN
1 Der Fall Österreich
1.1 Träger der Familienpolitik in Österreich
1.2 Die direkten und indirekten monetären Familienleistungen
2 Der Fall Frankreich
2.1 Träger der Familienpolitik in Frankreich
2.2 Die direkten und indirekten monetären Leistungen
3 Der Fall Ungarn
3.1 Träger der Familienpolitik in Ungarn
3.2 Die direkten und indirekten monetären Leistungen
4 Monetäre Leistungen der Staaten im Vergleich
5 Familienpolitik und Vereinbarkeit von Familie und Beruf
5.1 Politische Initiativen in Österreich
5.2 Politische Initiativen in Frankreich
5.3 Politische Initiativen in Ungarn
5.4 Analyse der familienpolitischen Maßnahmen zur besseren Vereinbarkeit von Beruf und Familie der Staaten im Vergleich

KAPITEL V - VERGLEICH UND WERTUNG DER FAMILIENPOLITISCHEN MAßNAHMEN IN DEN STAATEN

KAPITEL VI - ANNEX DIE FAMILIENPOLITIK DER EUROPÄISCHEN UNION

SCHLUSSWORT

LITERATURVERZEICHNIS

ABBILDUNGSVERZEICHNIS

TABELLENVERZEICHNIS

VORWORT

Die Familie war in den letzten Jahrzehnten gravierenden Änderungen unterworfen. Das Verschwinden der so genannten Kernfamilie als Monopol und die Entstehung neuer Familienformen haben immer wieder zu Debatten rund um die Familie geführt. Ausgehend von der sinkenden Fertilität, den hohen Scheidungsraten und der Zunahme der nicht – ehelichen Lebensgemeinschaften wird immer wieder behauptet die traditionelle Familie befände sich in einer Krise.

In der Wissenschaft herrscht heute weitgehend Konsens darüber, dass eine Familie aus zumindest zwei Generationen besteht: im Wesentlichen sind dies Eltern mit ihren minderjährigen Kindern. In den letzten Jahrzehnten ist die Lebenserwartung jedoch kontinuierlich gestiegen, was zu einer Vielfalt von familialer Beziehungsmöglichkeiten geführt hat. Es ist zu erwarten, dass zwei „Senioren-generationen“ einer mittleren und einer jungen Generation gegenüberstehen. Das schafft unter anderem eine neue familiäre Situation. Das Verhältnis der jüngeren zur älteren Seniorengesellschaft wird neu definiert werden müssen, vor allem im Hinblick auf den „Generationenvertrag“.

Die Familienpolitik schafft die Rahmenbedingungen, in denen Familien in der Gesellschaft leben. Eines der wesentlichen Themen der politischen Diskussion besteht heute in der Frage nach der Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Derzeit wird diese Debatte hauptsächlich unter dem Aspekt von Vereinbarkeit für Frauen behandelt, prinzipiell stellt sich diese Frage jedoch auch für Männer. Die Vereinbarkeit von Familie und Beruf ist wiederum stark Kinderbetreuungseinrichtungen abhängig. Die Entwicklung und der Ausbau von Kinderbetreuungseinrichtungen ist eine der wichtigsten Aufgaben der Familienpolitik, zumal die Vereinbarkeit von Familie und Beruf bei Alleinerziehenden aber auch bei vielen Paaren eine Notwendigkeit darstellt.

In den europäischen Verträgen wird die Familienpolitik nicht als Gegenstand gemeinsamer Zielsetzung berücksichtigt. Die Europäische Union verfügt über keinerlei Zuständigkeit im Bereich der „Familienpolitik“; sie ist vielmehr auf der nationalen Ebene angesiedelt, wobei die Definition von Familie und Familienpolitik allein in der Verantwortung der Mitgliedsstaaten liegt. Fragen bezüglich der Familie und der Familienpolitik werden auf EU- Ebene überwiegend der Sozialpolitik zugeordnet.

Der europäische Vergleich ist eines der wenigen Instrumente, mit dem die Wirksamkeit sozialpolitischer Maßnahmen gemessen werden kann. Zahlreiche Formen europäischer Kooperationen streben genau das an: Lernen durch internationalen Vergleich. Dafür werden im Kontext der europäischen Politik zwei Methoden angewandt: zum einen das so genannte „Benchmarking“ (d.h. die Kategorienbildung für Erfolgsfaktoren) und zum anderen die Identifizierung von „Best Practice“ (d.h. von nationalen Praktiken, die sich als besonders effektiv erwiesen haben Best Practice ist ein praktischer Zugang zum Gesellschaftsvergleich, der gerade in der Familienpolitik gern angewandt wird. Bei diesem Vergleich muss jedoch auch der sozialpolitische Rahmen, das Geflecht aller familienbezogenen Maßnahmen und die Besonderheiten nationaler Stile berücksichtigt werden.

In der vorliegenden Diplomarbeit wird das Hauptaugenmerk auf die Familienpolitik dreier EU-Staaten (Österreich, Frankreich und Ungarn) gelegt. Ziel dieses Vergleichs war es die Besonderheiten der unterschiedlichen familienpolitischen Leistungen für Kinder unter 6 Jahren aufzuzeigen. Ausgegangen wird dabei vom idealtypischen Schemas Österreich, dass mit dem immer wieder als Best Practice –Beispiel für eine vorbildliche Familienpolitik, Frankreich und dem sehr jungen EU-Mitglied Ungarn verglichen wird. Die untersuchten Themenfelder werden jeweils unter dem Aspekt der übergeordneten Fragestellung: Wie kann Familie und Beruf besser vereinbar gemacht werden? analysiert. Eine weitere Fragestellung ist jene: Warum weniger Kinder geboren werden und welche Maßnahmen bestehen bzw. nötig sind, damit die Fertilität nicht weiter sinkt ? Auch diese Fragestellung bezieht sich auf alle Kapitel.

Im Rahmen der Analyse wurden jedoch bestimmte Familienformen wie z.B. AlleinerzieherInnen, Familien mit einem behinderten Kind bzw. auch MigrantInnenfamilien nicht näher beleuchtet, zumal dies wohl den Rahmen der Arbeit gesprengt hätte.

Das Thema meiner Diplomarbeit stand schon lange vor Beginn der Arbeit fest. Anfangs wollte ich noch eine viel umfangreichere Arbeit, deren Schwerpunkt sich vor allem auf parteipolitische Ideologien beschränkt schreiben. Im Zuge der Recherchen und des Schreibens an sich hat sich jedoch der Schwerpunkt auf die familienpolitischen Leistungen verlagert. Das Thema selbst ist aus meinem großen Interesse für EU-Politik und hier wiederum für die Sozialpolitik entstanden. Bereits nach Absolvierung der VOSE Familiensoziologie bei Fr. Dr. Supper und Hrn. Prof. Dr. Richter, wo ich schon über die damals österreichische Familienpolitik gearbeitet habe, war mit klar, dass ich mich dieser Thematik weiterhin widmen möchte. Das überwiegende Interesse für die französische Familienpolitik und den Ländervergleich an sich kristallisierte sich im Zuge meines Auslandssemesters an der Universität ST. Denis in Paris heraus. Dort hatte ich im Rahmen verschiedener Lehrveranstaltung der Studienrichtung „Etudés Européennes“ (Europastudien) Gelegenheit mich näher mit EU-Politik und natürlich auch der französischen Politik zu beschäftigen. Ungarn als drittes Vergleichsland, habe ich vor allem deshalb gewählt, weil es zum einen eine historische Vergangenheit mit Österreich hat (k.u.k. Monarchie) und zum anderen ein neues Mitglied der EU ist und deshalb, wie ich meinte, einen neuen, aktuelleren Forschungsbereich liefert. Weiters fand ich Interesse an der kommunistischen Vergangenheit Ungarns und den seit der Wende stattfindenden gesellschaftlichen Veränderungen.

Das erste Kapitel der Arbeit liefert eine historische und soziologische Darstellung über den Wandel der Familie. Dabei wird auf die Definition der Familie von heute eingegangen. Weiters wird die Familie auch im Zusammenhang mit dem Generationenvertrag und dem Geschlechterverhältnis fokussiert. Im Zweiten Kapitel, wo es um die demographische Darstellung der drei Länder geht, werden vor allem Familien einer Paarbeziehung beleuchtet. Im dritten Kapitel werden die nationalen Familienpolitiken aufgrund ihrer Traditionen und anhand von verschiedenen Wohlfahrtsstaatskonzeptionen miteinander verglichen. Es wird auch auf die Hauptentwicklungen der verschiedenen Familienpolitiken seit den 90er Jahren und die politischen Akteure in Form von Parteien und Regierungen eingegange n. Im vierten Kapitel werden die konkreten Maßnahmen der Familienpolitik in den Vergleichsstaaten dargestellt. Hierbei wird zwischen monetären Leistungen, z.B. in Form von Karenzgeld, Beihilfen und der Berücksichtigung der Familien im Steuersystem und den Leistungen für eine bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf unterschieden.

Das Fünfte und letzte Kapitel beinhaltet eine Zusammenfassung und gleichzeitige Beurteilung der Familienpolitischen Maßnahmen in den ausgewählten Staaten.

Das sechste Kapitel ist gibt einen kurzen Überblick über die Familienpolitik der Europäischen Union.

KAPITEL I - Familie im Wandel der Zeit

1 Einleitung

Während der letzten Jahrzehnte, die unter dem Aspekt stärker werdender Individualisierung standen, verlieren nicht nur normative Strukturen, Vorgaben und Regeln, sondern auch die Beziehungen in der Familie an Bedeutung. Ein gesellschaftlicher Konsens darüber, wie eine Familie gelebt werden soll, findet sich in der Öffentlichkeit immer weniger. Folglich entscheiden die Familienglieder künftig immer individueller über Formen und Strukturen. Dies geschieht jedoch nicht völlig unabhängig von gesamtgesellschaftlichen Entwicklungen. Politik und Recht schaffen Rahmenbedingungen, unter denen Familie gelebt wird. Familie erscheint in der Gesellschaft jedoch immer komplex und vielfältig.[1]

Die Diskussion über Familienformen folgt häufig einem Muster, das als „Degenerations- Mythos“ bezeichnet werden kann. Familienformen der Vergangenheit werden als heiles Idealbild geschildert, gegenwärtige Entwicklungstrends als Verfalls- oder Auflösungserscheinungen. Für das Verständnis moderner Familie ist es aber wichtig, Einsicht in die grundsätzliche Vielfalt vom Familienformen zu gewinnen.[2]

Weder lässt sich historisch nachweisen, dass etwa die Zahl Alleinerziehender heute größer ist als „früher“, wobei hier die traditionelle, vorindustrielle Lebensweise verstanden werden soll; noch ist die Zahl Unverheirateter „früher“ kleiner als heute gewesen. Im Gegenteil: In den traditionellen europäischen Gesellschaften vor der industriellen Revolution finden wir sehr vielfältige Familienformen.[3]

Sehr viel seltener als man es gemeinhin vermuten möchte, war hingegen die Großfamilie oder Mehrgenerationenfamilie. Schon angesichts der niedrigen durchschnittlichen Lebenserwartung lernten sich viele Großeltern und Enkel nicht kennen und deshalb war das Zusammenleben vom drei Generationen in einem Haushalt eher selten und wenn, dann nur über einen kurzen Zeitraum möglich.[4]

Schließlich ist es auch historisch nicht nachvollziehbar, dass Familien naturgemäß auf bestimmte emotionale Beziehungen zwischen Eltern und Kindern sowie zwischen den Ehegatten gebaut sein mussten. Die Liebe als Grundlage einer Ehe wurde in der modernen historischen Forschung als Erfindung des 18. Jahrhunderts dargestellt, während sie bis dahin ein künstlerisch beschworenes Ideal war. Liebe und Ehe gemeinsam waren eine bürgerliche Erfindung, die sich erst im Laufe des 19. Jahrhunderts in alle Schichten ausbreitete.[5]

Gleiches gilt auch für das Eltern -Kind –Verhä ltnis. Der französische Historiker Philippe Ariès hat gezeigt, wie erst mit der Aufklärung überhaupt eine Konzept von Kindheit entwickelt wurde, das den Kindern eine von den Erwachsenen unabhängige Identität zuordnete und somit eine entsprechende emotionale Unterstützung von den Eltern verlangte.[6] Diese „Entdeckung der Kindheit“ am Übergang zur modernen Gesellschaft war der Beginn einer neuen Ära in der Geschichte der Eltern. Die neue Einstellung zum Kind bedeutet, dass die Eltern durch angemessene Pflege und Erziehung zum gesunden Gedeihen des Kindes beitragen können und somit auch den Grundstock für das spätere Leben legen. Eine wichtige Rolle in dieser Entwicklung spielt der Bildungsanspruch, der von der Philosophie der Aufklärung ausgeht: Schon Kant sagte: „ Der Mensch kann nur werden durch die Erziehung. Er ist nichts, als was die Erziehung macht “.[7]

Je mehr diese Maxime den Charakter eines kulturellen Leitbildes gewann, desto mehr wuchsen die pädagogischen Aufgaben an. Das Wissen, die Sprache und Bildung des Kindes, seine Moral und sein Seelenheil wurden zu Pflichten der Eltern. Dieser Förderungsanspruch, der in der Modere einsetzt, wird in der Folgezeit immer mehr vorangetrieben. Gerade in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhundert gewinnt er noch zusätzlich an Bedeutung. Die „fürsorgliche Belagerung“ der Eltern wird auf vielen Ebenen betrieben. Das Gedeihen des Kindes wird als private Aufgabe und persönliche Verantwortung der Eltern/der Mutter/ des Vaters definiert. Überall ist der Auftrag ein ähnlicher: die Eltern sollen alles tun, um dem Kind „optimale Startchancen“ zu geben. Heute verhält es sich so, dass in der hochindustriellen Gesellschaft zwar die physische Versorgung des Kindes in mancher Hinsicht einfacher geworden, aber dafür sind mit der Entdeckung der Kindheit zunehmend neue Themen und Aufgaben entstanden, die sich in wachsende Anforderungen an die Eltern umsetzten. Die ethische und soziale Verantwortung der Eltern hat heute ein historisch ungeahntes Ausmaß erreicht.[8]

Eine objektive und allgeme in verbindliche Definition des Begriffs „Familie“ ist nicht möglich. Die Definition des Begriffs hängt einerseits stark von der Wissenschaftsdisziplin und andererseits von der Weltanschauung als, von der aus man sich der Fragestellung nähert. In der Soziologie bezeichnet der Begriff „Familie“ unterschiedliche Aspekte und Konstellationen einer sozialen Lebensform, die mindestens Kinder und Eltern (bzw. einen Elternteil) umfasst und auf Verwandtschaft beruht. Sie weist einen dauerhaft und im Inneren durch Solidarität und persönliche Verbundenheit- und nicht durch Vertrag –charakterisierten Zusammenhang auf. Viele andere Merkmale dessen, was gemeinhin als Familie gilt, sind hingegen soziokulturell variabel (gemeinsame Wohnform, Zugehörigkeit zu einer gemeinsamen Verwandtschaftslinie, gemeinsame Produktion, gemeinsame Konsumption etc.)[9]

Familie gestaltet sich vielfältig und diese Vielfältigkeit wird gerade unter dem Gesichtspunkt der Partner und der Generation zueinander sichtbar. Es wird daher nicht immer bei der Beschreibung auf die Kerndefinition von Familie (Eltern und ihre Kinder) Rücksicht genommen und deshalb scheint es so, dass manchmal viele verschiedene Arten von Beziehungen unter dem Stichwort „Familie“ abgehandelt werden. Um aber unterschiedliche Lebenssituationen differieren zu können, verwendet die Soziologie den Begriff „Lebensformen“ und grenzt solche von Familie ab.[10]

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Familie der Vergangenheit, bis Mitte des 19. Jahrhunderts, war außerordentlich vielfältig, von zahlreichen harten Konflikten geprägt, jederzeit in Gefahr, durch Tod und Widerheirat ihre Zusammensetzung zu ändern und beruhte mehr auf einer wirtschaftlichen und sozialen, als auf einer emotionalen Basis. Ebenso gilt, dass die durchschnittliche Kinderzahl pro Familie niedriger war als allgemein hin angenommen wird. Zwar hatten Frauen in der Regel mehr Geburten als heute, aber wegen der enormen Kindersterblichkeit war die endgültige Kinderzahl pro Familie nur selten höher als drei oder vier. Zudem sorgte in Europa ein fein ausbalanciertes System von Heiratshemmnissen –geheiratet werden konnte erst, wenn eine bestimmte soziale Position erreicht war- für ein generell hohes Heiratsalter bei Frauen und Männern und reduzierte damit die Kinderzahl weiter.[11]

1.1 Die Norm der Kernfamilie als gesellschaftliches Leitbild?

Als Kennzeichen des Modernisierungsprozesses, der sich auf der strukturellen Ebene als Pluralisierung von Lebensformen ausdrückt, wird auf der kulturellen Ebene vielfach ein weltanschaulicher Pluralismus geortet, der sich in einer Vielfalt von Werten und Zielen zeigt. Auf den ersten Blick scheinen diese kulturellen Entwicklungen dazu zu führen, dass die Kernfamilie als Leitbild und Ideal ihre Bedeutung eingebüßt hat. Die Orientierung der Norm der Kernfamilie mit zwei Kindern wird von einem Großteil der Bevölkerung als ideal gesehen. Dieses Leitbild der monogamen Dauerbeziehung mit eigenen Kindern, das den Kern der europäischen Familienvorstellung definiert, wird selten in Frage gestellt. So orientierten sich an diesem Leitbild letztendlich alle Lebensformen mit Kindern, seien es Stieffamilien, Pflegefamilien oder Kinderheime. Selbst die meisten der allein erziehenden Elternteile haben dieses Ideal verinnerlicht und sind oft der Meinung, dass es für einen Elternteil allein kaum möglich ist, allen Bedürfnissen des Kindes gerecht zu werden. Geht man nun davon aus, dass solch ein Idealbild von Familie beim Großteil der Bevölkerung vorhanden ist, so drückt die Pluralisierung von Familienformen in der alltäglichen Realität nicht eine neue Auffassung von Familie aus, sondern ist Ausdruck der zunehmenden Schwierigkeiten, den Kompromiss zwischen Wunsch und Lebbarkeit zu finden.[12]

Für manche scheinen die Zeichen der Zeit gegen die Familie zu sprechen. „Familie“ wird immer noch mit der Zweigenerationen-Kernfamilie assoziiert. Dieses Modell der Kernfamilie hat in den 60er Jahren seine Blütezeit erlebt und wurde von den meisten der heutigen Erwachsenen unmittelbar erlebt. Für viele sind damit positive Konnotatione n verbunden (z.B. persönlicher und allgemeiner Aufschwung, soziale Sicherheit, Geborgenheit. Wohlbefinden etc.). Diese Vorstellungen steuern unsere Erwartungen an die Familie von heute. Die typische Kernfamilie macht heute etwa 2/3 aller Familien aus, wenngleich sie sich einer großen Wertschätzung bei alten, jungen und jüngeren Menschen erfreut. Allerdings gibt es viele Hindernisse persönlicher und gesellschaftlicher Art, die einem harmonischen und glücklichen Familienleben entgegenstehen. Die Erwartungen junger Menschen an eine Partnerschaft und an das Familienleben sind sehr hoch, da sich Toleranz und Solidarität zwar leicht aussprechen, aber im Alltag schwer zu verwirklichen sind. Mit der eigenen Unvollkommenheit und der des Partners zu leben und erfolgreich ein gemeinsames Ziel anzustreben, ist nicht einfach. Denn unbestritten ist, dass Kinder und Jugendliche, um optimale Aufwachsbedingungen vorzufinden, stabile, kontinuierliche und intensive emotionale Zuwendung seitens Erwachsener benötigen. In den meisten Fällen wir dies durch die Eltern gewährleistet.[13] Die Lebensumstände und die Lebensperspektiven heutiger Familien lassen sich nur schwer mit denjenigen vorangegangener Generationen vergleichen und vor allem nicht mit den damals vorherrschenden Kategorien beurteilen. Ziel ist es, neue Kategorien zu finden, die den gegenwärtigen und zukünftigen Gegebenheiten angepasst sind. Die Lebensumstände sind in materieller Hinsicht sicher leichter geworden. Es steht außer Zweifel, dass die finanzielle Unterstützung von spezifischen Familienformen aufgrund von erhöhten Belastungen oder angespannter Erwerbseinkommenssituation als zentrales familienpolitisches Thema seine Berechtigung hat. Die scheinbare Sorge um die materielle und finanzielle Sicherung der Familien innerhalb der familienpolitischen Maßnahmen nur aus der tatsächlich gegebenen finanziell angespannten Lage vieler Familien verständlich. Denn die strukturellen Veränderungen der Familiensituation und die Außenbedingungen der Familie –sowohl in lokaler als auch in globaler Perspektive- lassen die Frage berechtigt erscheinen, ob es nicht angebracht ist die familienpolitische Perspektive zu erweitern.[14]

Die seit den 60er Jahren feststellbaren Veränderungen im Bereich der Familie werden von der Soziologie in einigen Theorien zusammengefasst. In welche Richtung sich die Lebenswelten der Menschen entwickeln werden, kann heute noch nicht eindeutig vorhergesagt werden. Es gibt jedoch mehrere Erklärungsansätze:

Mit der Polarisierung wird die Spannung der Lebensformen zwischen traditionell familienorientierten und berufs- bzw. karriereorientierten Teilen der Bevölkerung beschrieben. Zunehmend wird festgestellt, dass eine solche Spaltung nicht generell in allen Schichten festzustellen ist. So wird angenommen, dass z.B. der Verzicht auf Kinder in erster Linie im Akademikermilieu weiter ansteigen wird.

Als Pluralisierung wird die Zunahme der von der Kernfamilie abweichenden Lebensformen bezeichnet. Ein generelles Abgehen von der traditionellen Familie wird heute eher ausgeschlossen –und festgestellt, dass „alternative“ Lebensformen meist nur in der Phase des jungen Erwachsenenalters und in urbanen Regionen gewählt werden.

Die Individualisierung beschreibt das Abgehen von traditionellen Lebensformen. Dass die Familie verschwindet, wird nicht angenommen –aber dass eine „andere, mehr, bessere“ Familie entsteht sehr wohl. Eine der möglichen Zukunftsperspektiven für Familie ist: Die Verwandtschaft wird kein Kriterium mehr sein, es wird um „Wahlverwandtschaft“ gehen, die durch Auflösung von Beziehungen wieder beendet wird.[15]

Die Pluralisierung der neuen Lebensformen bedeutet auch zunehmende Schwierigkeiten im Hinblick auf den rechtlichen Bereich. Schon jetzt wird ein vielfältiges Spektrum von familialen Lebensformen erfasst. Da man davon ausgehen muss, dass es auch in Zukunft mehr pluralisierte Lebensformen geben wird, soll darauf mehr Rücksicht genommen werden. Ob die Gesetzgebung eine Vorreiterrolle einnehmen soll, indem es im Entstehen begriffene Lebensformen schon gesetzlich zu regeln versucht, oder diese durch Nicht-Kenntnisnahme eher ausblendet, ist eine Frage der Politik. Sie wird auf die unterschiedlichen Ansätze der Familienpolitik eingehen müssen.[16]

1.2 Familienbeziehung und Familienformen

Familienformen haben sich innerhalb der letzten Jahrzehnte nachhaltig verändert. Indizien für diesen Wandel innerhalb der Familienstrukturen sind u.a. ein deutlicher Rückgang der Eheschließungen und die hohen Scheidungsraten.[17]

Hinter der Diskussion um nichteheliche bzw. eingetragene Partnerschaften verbirgt sich eine Vielzahl von Wertediskussionen. Aus einer Metasicht gibt es in modernen säkularisierten Gesellschaften keinen Grund, traditionelle Beziehungsformen nicht zu überprüfen und gegebenenfalls bessere und andere Rahmenbedingungen zu schaffen, insbesondere dann, wenn die Tradition andere gelebte Partnerschaften, wie z.B. nichteheliche Lebensgemeinschaften oder im Lauf des Lebens auftretende Veränderungen wie Trennung oder Scheidung nicht einbezieht. Mit der gestiegenen Lebenserwartung bedeutet die eheliche Bindung („bis dass der Tod euch scheidet“) heute etwas ganz anderes, als dies noch vor ein paar Jahrzehnten der Fall war. Heute gehört es zur Realität, dass viele Menschen zeitlich begrenzte Partnerschaften vor und nach einer Phase mit Kindern eingehen, unabhängig von ehelichen Bedingungen. Dies bedeutet jedoch nicht, dass das Partnerschaftsmodell der Ehe in allen oder der Mehrzahl der Länder weniger Bedeutung hätte oder gar abgelöst worden wäre. Die meisten Jugendstudien und Untersuchungen über die Bedingungen für die Realisierung eines Kinderwunsches zeigen, dass eine verlässliche Partnerschaft das wesentliche Ziel und die Voraussetzung für ein erfülltes Leben darstellen. In Frankreich gibt es seit 1999 die Möglichkeit des pacte civil de solidarité (PACS) als Partnerschaftsform für hetero- und homosexuelle Paare. Bis 2003 wurden etwa 100 000 PACS registriert. Als Folge davon haben die Paare ohne Trauschein mit Kindern zugenommen, Heirat ist in Frankreich nicht länger Voraussetzung, wenn man Kinder haben will. Folglich steigen auch die Geburtenraten.[18]

Auch nach dem französischen Demografen Le Bras ist die Bereitschaft der Frauen, Kinder zu bekommen umso höher, je schwächer die klassische Familie als Referenzmodell existiert.[19] Nicht nur die Größe der Familie hat sich verändert, sondern auch die Lebensformen der Eltern, in denen Kinder aufwachsen. Die traditionelle Form von Familie –bestehend aus Mutter, Vater und einem oder mehreren Kind(ern)- ist in Österreich nach wie vor vorherrschend. Dennoch zeigt sich, dass sich Familien und Partnerschaften im Wandel befinden. In Österreich zählen heute Familiengründungen ohne Heirat zu ebenso einer häufig praktizierten Verhaltensform wie das Zuwarten mit einer ersten Schwangerschaft bis nach der Eheschließung. Die Institution Ehe hat somit ihre Monopolstellung eingebüßt, zumal auch andere Formen des Zusammenlebens von Erwachsenen und Kindern gesellschaftlich akzeptiert sind.[20]

In Ungarn gingen die veränderten Familienformen mit der Änderung der Wirtscha ft einher. Die sich verschlechternde wirtschaftliche Situation im ersten Jahrzehnt nach der Wende, erhöhte die Haushaltskosten. Die Größe des Haushalts änderte sich mit den generellen demographischen Änderungen. Während des Sozialismus waren alleinerziehende Mütter ein eher seltenes Phänomen. Unter unsicheren ökonomischen Bedingungen stieg die Zahl der nichtehelichen Lebensgemeinschaften mit Kindern an. Hinzu kamen noch weitere gesellschaftliche Veränderungen, wie die zunehmende Individualisierung, die Bestrebungen zur Gleichstellung der Geschlechter, die gestiegene weibliche Autonomie und die Akzeptanz und Toleranz gegenüber anderen Einstellungen und Lebensformen. Während des sozialistischen Regimes waren zwar die weiblichen Emanzipationsbestrebungen unterstützt, gesellschaftliche Veränderungen aber nur begrenzt toleriert worden. Mit dem Zusammenbruch des sozialistischen Regimes wurden die Veränderungen in der Einstellung zu neuen Werten und Normen beschleunigt. Die Zahl neuer Lebensformen, wie nichteheliche Lebensgemeinschaften, Ein-Eltern-Familien oder Kinderlosigkeit als Ausdruck eines toleranten Regimes, war rapide gestiegen. Im Gegensatz zu Westeuropa, wo derartige gesellschaftliche Veränderungen kontinuierlich stattfanden, veränderten sich in Mittel- und Osteuropa Normen und Werte binnen weniger Jahre.[21]

Trennung und Scheidung

Trennung und Scheidung werden in Europa unterschiedlich häufig realisiert, sind gesellschaftlich unterschiedlich anerkannt und die rechtliche Akzeptanz bzw. die Ausgestaltung des Trennungs- und Scheidungsverfahren hat sich über die letzten Jahrzehnte in den verschiedenen Ländern unterschiedlich entwickelt. Generell ist in ganz Europa Trennung und Scheidung als Realität anerkannt und die entsprechenden Raten nehmen kontinuierlich zu. Ein Grund dafür wird in der gestiegenen Lebenserwartung vermutet, die allein über die längeren gelebten Zeiträume Scheidungen und Trennungen wahrscheinlicher macht.[22] Zum anderen sind Ehen in erhöhtem Maß wirtschaftlich lösbar geworden. Immer weniger Menschen leben und arbeiten unter Bedingungen, bei denen der gemeinsame Besitz der Produktionsmittel eine starke Motivation darstellt, eine Ehe aufrechtzuerhalten, auch wenn sie den Partnern vielleicht nicht mehr viel an persönlich emotionaler Erfüllung zu bieten hat. Eine wesentliche Ursache für die Zunahme der Scheidungsraten dürfte auch sein, dass Ehen primär kein wirtschaftliches Zweckbündnis darstellen, sondern auf dem Anspruch einer Liebesbeziehung zwischen den Ehepartnern beruhen. Ein weiterer Grund für die Zunahme der Scheidungsraten liegt schließlich in der abnehmenden Diskriminierung der Scheidung und der Geschiedenen. Dadurch, dass die Mehrzahl der Scheidungen „einvernehmlich“ geschieden wird, entfallen rechtlich- normative Barrieren weitgehend. Die Leichtigkeit der Ehescheidung führt auch dazu, dass die Bereitschaft zum Durchstehen ehelicher Konflikte gesunken ist und Ehen, die früher weiter bestanden hätten, heute geschieden werden.[23]

Zum Erwachsenwerden gehört das Einlassen auf Partnerschaften, die nicht in lebenslange Verbindungen münden müssen. Die Auflösung solcher Partnerschaften ist zwar für die Betroffenen manchmal schmerzhaft, aber nicht unbedingt für das Weiterleben gefährdend und in den meisten Fällen auch gesellschaftlich akzeptiert. Schwieriger wird es, wenn die Partnerschaften sich zur Familie weiterentwickeln und somit zu Solidargemeinschaften werden, mit Erwartungen an verlässliche Unterstützung innerhalb der Partnerschaft, zwischen Eltern und noch nicht erwachsenen Kindern und zwischen Großeltern und Enkeln. Familie als verlässliche Solidargemeinschaft ist für die meisten Europäer fest mit einer lebenswerten und gewünschten Zukunft verbunden. Wenn solche Systeme jedoch zerbrechen und der Zugang zu Ressourcen für zerbrochene Familien sehr viel schwieriger ist als für intakte, stellen sich im Rahmen einer Wertediskussion lebenspraktische Fragen, sowohl hinsichtlich Unterstützungsmaßnahmen für Betroffene als auch hinsichtlich Präventionsmaßnahmen für den Erhalt von Beziehungen bzw. für die Ze iten nach deren Zerbrechen. Prävention bedeutet hier jedoch, den Wunsch nach verlässlicher Partnerschaft ernst zu nehmen und damit einem vermeidbaren Trennungspotential vorzubeugen, das durch mangelndes Wissen im Umgang mit Konflikten entsteht. Prävention für die Zeit nach der Trennung meint u.a. Geschlechtergerechtigkeit beim Zugang zu Bildung, Aus- und Fortbildung, Erwerbstätigkeit und Karrieremöglichkeit sowie Geschlechterbalance in Erwerbs- und Familienarbeit. Nur so kann sichergestellt werden, dass nach einer Trennung nicht geschlechtsspezifische Armutsrisiken auftreten.[24]

1.3 Das Geschlechterverhältnis im Wandel

Nach der bekannten Definition von Dahrendorf sind: „Soziale Rollen ein Bündel von Erwartungen, die sich in einer gegebenen Gesellschaft an das Verhalten der Träger von Positionen knüpfen.“[25]

Der Rollenbegriff setzt somit typifizierte Erwartungen voraus, d.h. dass über den Weg der Entindividualisierung Einstellungs- -und Verhaltensmuster zu „Rollen“ herausgehoben und stilisiert werden. Durch die sozialen Rollen „Mutter und Vater“, einer zunächst biologischen Tatschache, erhält die Gesellschaft eine soziale Differenzierung, die normativ abgesichert ist. Denn die biologischen Unterschiede werden als Rechtfertigung dieser sozialen Differenzierung durch die Zuschreibung von geschlechtsspezifischen Eigenschaften und Fähigkeiten genommen. Daraus erfolgte früher auch die Legitimation der geschlechtsspezifischen Arbeitsteilung. Diese Arbeitsteilung beinhaltete, dass der Mann in seiner Vater-Rolle die Zuständigkeit für den familialen Außenbereich und die ökonomische Versorgung der Familie zugewiesen bekam, während die Frau in ihrer Mutter-Rolle mit dem familialen Innenbereich und somit der Pflege und Erziehung der Kinder beauftragt wurde. Dieses strukturbedingte Tauschverhältnis zwischen den Eltern hat jedoch seit den 1970er Jahren nach und nach an Akzeptanz eingebüßt.[26]

In den hoch industrialisierten Gesellschaften des Westens verhält es sich heute so, dass Gleichberechtigung zu einem allgemein anerkannten Leitwert für das Geschlechterverhältnis geworden ist. Dennoch ist in der gesellschaftlichen Realität dieser Leitwert der Gleichberechtigung noch nicht befriedigend eingelöst worden. Frauen haben zwar heute eine deutliche Berufsorientierung, dennoch können sie diese oft nur in zweiter Linie leben.[27]

Aus der Sicht der meisten Frauen und auch aus der gesellschaftlichen Sicht besteht der Anspruch, die Bereiche Beruf und Familie zu vereinbaren. Heute fordert die Gesellschaft in der Arbeitswelt Rahmenbedingungen ein, die Frauen die Möglichkeit bietet, diesen Ansprüchen gerecht zu werden. Besonders Mütter mit Kleinkindern geraten oft in ein Spannungsverhältnis zwischen eigenen Lebensplänen und Verwirklichungschancen, wenn sie Familie und Beruf verbinden wollen. Oft kommt es vor, dass Mütter, die sich ganz dem Kind und der Familie widmen, mit dem Vorwurf konfrontiert werden, die Familie als Vorwand zu benutzen, um nicht arbeiten gehen zu müssen. Andererseits werden berufstätige Frauen mit Kleinkindern vielfach als Rabenmütter bezeichnet, die ihre persönlichen Interessen über das Wohl des Kindes und der Familie stellen.[28] Es ist jedoch auch anzumerken, dass sich die Männer der jüngeren Generation bei der Kindererziehung weit mehr als ihre Väter und Großväter engagieren. Dennoch ist es auch richtig zu sagen, dass selbst in dieser Generation die Frauen bei der Kinderversorgung präsenter sind. Somit ist die Erziehungsarbeit immer noch vorrangig Aufgabe der Frauen, vor allem der Mütter beziehungsweise der Großmütter. Die Kinderbetreuung erfolgt nämlich häufig in der Solidaritätsverknüpfung von drei Generationen: - Kind-Mutter und Großmutter. Wie eine EU- Studie zeigt, sind es in vielen Ländern der Europäischen Union zumeist die Großmütter, die die Kinder betreuen, wenn Frauen mit Kleinkindern berufstätig sind oder zumindest bei Versorgungslücken einspringen.[29]

Wenn heute auf die Veränderung der Vaterrolle und den damit verbundenen Funktionen (biologische, psychologische, rechtliche, soziologische) innerhalb der Familie hingewiesen wird, darf nicht vergessen werden, dass diese Rolle je nach kulturellem und historischem Kontext in der Vergangenheit immer unterschiedlich gestaltet wurde. Aus der familialen Hausgemeinschaft des frühen 19. Jahrhunderts wurde im ausgehenden 19. Jahrhundert die Repräsentationsfamilie mit einem damit verbundenen Wandel der Geschlechterrollen. Die Frau verlor durch den Verlust der häuslichen Produktion an Macht, gewannt aber gleichzeitig einen neuen Verantwortungsbereich, da sie nun de facto allein für die Pflege und Erziehung der Kinder zuständig ist. Die Vaterpflichten treten demgegenüber in den Hintergrund. Der Vater wird von der täglichen „Mühe“ mit den Kindern entbunden. Innerhalb der Familie tritt er noch als übergeordnete, moralische und disziplinierende Instanz auf, um die immer bedeutender werdenden Erziehungsziele wie Leistungsbereitschaft, Disziplin und Gehorsam durchzusetzen. Die gesellschaftlichen Umbrüche des 20. Jahrhundert ließen das Rollenbild wanken. Die allgemeine Demokratisierung und damit einhergehend die zunehmende Gleichberechtigung von Mann und Frau; veränderte Erwartungshaltung der Wirtschaft, die auf weibliche Arbeitskräfte nicht mehr verzichten kann ; die Entwicklung der Kleinfamilie mit geringer Kinderzahl, in der die Vormachtstellung des Mannes zurückgedrängt wird, führen u.a. zur Annäherung der Geschlechterrollen. Im Zuge der Gleichbehandlung entsteht der Begriff der „neuen Männer“. In der Diskussion um elterliche Sorge tauchen „neuen Väter“ auf, die um Gleichberechtigung bei der elterlichen Sorge nach Trennung und Scheidung kämpfen.[30]

Die Europäische Union erlebte in den letzten 30 Jahren eine beträchtliche demographische Entwicklung. Die Fertilität ist dramatisch zurückgegangen und hat extrem niedrige Werte erreicht, aber auch die Mortalität ist weiter gesunken und sämtliche EU-Mitgliedsstaaten sind zu Einwanderungsländern geworden. Ähnliche Fertilitäts- und Mortalitätsmuster sind in den meisten Industriestaaten zu finden. Diese Entwicklungen werfen drei wesentliche Fragen für die Zukunft auf:

- die Beschleunigung des demographischen Alterungsprozess und seine sozioökonomische Aspekte,
- den möglichen Rückgang im Arbeitskräfteangebot und seine Auswirkungen auf das weitere Wirtschaftswachstum
- sowie die Aussicht auf eine Abnahme der Gesamtbevölkerung.

In diesen drei Bereichen wirken sich Fertilitätsentwicklungen zeitlich unterschiedlich aus. Da der Arbeitsmarkt im Mittelpunkt politischer Überlegungen steht, werden Änderungen in den Geburtenraten in den nächsten zehn bis 20 Jahren kaum spürbar sein. Wenn sich aber die Fertilität auf einem niedrigen Niveau einpendelt, kommt es zu einer ständig sinkenden arbeitsfähigen Bevölkerung, selbst wenn die Erwerbsquoten und die Immigrationszuflüsse steigen. Niedrige Fertilität scheint sich erst über einen gewissen Zeithorizont hinauszuwirken. Da aber auch politische Maßnahmen einige Zeit brauchen, um bei der Fertilität spürbare Wirkungen zu erzielen, müssen politische Reaktionen und Entscheidungen früh erfolgen.[31] Auf der individuellen Ebene gibt es keine Reproduktion: Selbst durch unsere eigenen Kinder leben wir nicht ewig. Auf der gesellschaftlichen Ebene garantieren Kinder jedoch das Überleben und die Weiterentwicklung der Bevölkerung. In einer Bevölkerung ohne Migration nimmt eine Bevölkerung langfristig signifikant ab altert und stirbt, wenn die Reproduktion unter dem so genannten Bestanderhaltungsniveau liegt (und die Lebenserwartung nach oben begrenzt ist) Je geringer die mit Hilfe von Fertilitätsraten gemessene Reproduktion ist, desto schneller läuft dieser Prozess ab. Es wird zwar noch Jahrhunderte dauern, bevor Europa vom Aussterben bedroht ist und selbst mit einem starken Rückgang der Bevölkerung ist in den nächsten 50 Jahren kaum zu rechnen, doch das Altern der europäischen Bevölkerung wird in den nächsten Jahrhunderten ein wesentliches Problem darstellen.[32]

2 Familie Heute

2.1 Die Definition von Familie

Fast jeder hat Familie. Immer noch leben die meisten Menschen in einer Familie. Familie wird unterstützt und gefördert. Es wird Familienforschung betrieben und Familiepolitik gemacht. Aber: was ist Familie? Es gibt unterschiedliche Definitionen von Familie, jedoch keine allgemein verbindliche. Auf alle Fälle ist Familie ein Subsystem der Gesellschaft, mit bestimmten Rollen, Aufgaben und Funktionen (Fortpflanzung, Kindererziehung, Haushaltsführung, wechselseitige Hilfe etc.). Der zweite wichtige Aspekt ist, dass sich Familien aus (mindestens) zwei Generationen zusammensetzen- nämlich Eltern und Kindern. Familie ist aber nicht immer Familie. So wird in der Statistik Familie als Ehepaare oder Lebensgemeinschaften mit Kindern oder ohne Kinder sowie AlleinerzieherInnen mit Kindern definiert. Die Statistiker setzten nämlich beim „Haushalt“ an- und so gelten z.B. Eltern deren, Kinder bereits ausgezogen sind, weiter als Familie, aber als kinderlose. Die „klassische“ Familie -Vater, Mutter (verheiratet) und Kind(er)- wird von den Soziologen als „Kernfamilie“ bezeichnet. Sie ist nach wie vor die weitaus häufigste Form der Familie. Aber auch nicht- eheliche Lebensgemeinschaften oder AlleinerzieherInnen mit Kindern gelten heute als Familien.[33]

Die nach wie vor vorherrschende Vorstellung der Kernfamilie bzw. der Normalfamilie, gebildet aus miteinander verheirateten Männern und Frauen mit ihren leiblichen Kindern, die zusammen wohnen und emotional eng miteinander verbunden sind, findet ihren Ursprung in der bürgerlichen Familie. Die Struktur dieser Familienform ist gekennzeichnet durch die Trennung von Erwerbsarbeit und Familie, durch eine geschlechtsspezifische Arbeitsteilung (Mann als Alleinverdiener, Frau als Hausfrau) und Sozialisation der Kinder. Dieses Familienmodell stellt jedoch bedingt einem einzelnen, im 19. Jahrhundert von den oberen Schichten her langsam, aber nie vollständig in mittlere und untere Schic hten vordringenden Typus dar, der die Besonderheiten des sich industrialisierenden und prosperierenden 19. Jahrhunderts widerspiegelt.[34]

2.2 Pluralisierung familialer Lebensformen

Die Standarderklärung für die Pluralisierung ist die zunehmende Individualisierung. Dieser Begriff ist jedoch sehr verschwommen. Viele verstehen darunter eine abnehmende Orientierung der Individuen an gesellschaftlich vorgegebenen Werten und Normen. Demnach hätten sich die Entscheidungsspielräume erweitert und folglich entstehe eine Pluralisierung. In direkter Konkurrenz dazu steht die These des Wertewandels: Die Individuen orientieren sich zwar nach wie vor an Werten, aber deren Inhalt habe sich geändert. Eine alternative Erklärung verweist auf den steigenden Wohlstand in westlichen Gesellschaften. Mit der Wohlstandsentwicklung können Individuen eine Wahl treffen und tun dies auch. Beispielsweise werden „neue“ Lebensformen oft erst dann möglich, wenn man sich eine eignen Wohnung leisten kann. Die gestiegene Erwerbsbeteiligung der Fraue n macht diese materiell unabhängiger, Alternativen zur Ehe werden möglich. Eine weitere, nahe liegende Erklärung für die Pluralisierung ist die Bildungsexpansion: Zunehmende Bildung eröffnet größere Möglichkeiten; Menschen mit höherer Bildung haben vielfältigere Lebensverläufe.[35]

Ist von der „Geburt der modernen Familie“ die Rede, so bezeichnet dieser Begriff „modern“ die Vorstellung einer Lebensform der Familie, die bis in unsere Gegenwart tatsächlich als vorherrschend gelten kann: die in einem (Privat-) Haushalt lebende Gemeinschaft von Eltern bzw. einem Elternteil und Kindern bzw. einem Kind, deren Grundlage die (monogame) Ehe darstellt. Modernisierung in diesem Sinne kann theoretisch erklärt werden als Prozess der funktionalen Differenzierung : die Erfüllung bestimmter Aufgaben wird zunehmend aus dem komplexen Gesamtzusammenhang sozialer Beziehungen ausgegrenzt und in die Verantwortung je spezifischer Akteure/Instanzen/ Systeme gestellt: für die Familie bedeutet dies die tendenziell ausschließliche Zuständigkeit für Intimität, Alltagsleben und frühkindliche Sozialisation/ Erziehung, was jedoch häufig den Frauen zugeteilt wird. Die historische Entwicklung familialer Lebensformen steht daher im Zeichen der Dialektik der Aufklärung und Modernisierung. Als befreiende Wirkungen der Modernisierung gelten unter anderem: die Befreiung der Individualität, die Verbreitung der Liebesheirat und partnerschaftlicher Ehe, die Befreiung der Kinder von Lohnarbeit und zur Teilnahme an Bildung sowie die Achtung vor der Eigenart und dem Eigenrecht der Kinder. Dieser Typus der modernen Familie, der Kernfamilie mit eigenem Haushalt galt lange Zeit in den Untersuchungen der Familienwissenschaft als vorherrschend. Bei der Pluralisierung von familialen Lebensformen handelt es sich wieder um Variationen der Kernfamilie mit eigenem Haushalt. Auf dieser Linie der Entwicklung bzw. der soziologischen Analyse der Entwicklung müssen als Anzeichen der „Postmodernität“ all jene Beziehungsmuster gelten, von welchen gesagt werden kann, dass sie bislang als konstitutiv geltende Elemente der modernen Familie zur Disposition stehen. Demnach sind „postmoderne“ Lebensformen konsequente Fortentwicklungen „moderner“ familialer Lebensformen.[36]

Im Rahmen der gegenwärtigen familiensoziologischen Diskussion über Ursachen und Auswirkungen des familialen Wandels besteht nicht nur zunehmend Deutungsbedarf hinsichtlich der familialen Entwicklungen, sondern auch ein Orientierungsbedarf hinsichtlich eines theoretischen Deutungsinstrumentariums. Familialer Wandel steht erneut im Blickfeld einer Reorganisation des Privaten, die weit über das hinauszureichen scheint, was europäische Familien an Veränderungen bisher erlebten.[37]

Was sind nun typische Ausprägungen der sich wandelnden Familienrealitäten, die als neue Lebensformen begriffen werden können?

Zum einen gibt es eine Zunahme an nichtehelichen Partnerschaften, die unterschiedliche Typen umfassen. Am häufigsten treten ein voreheliches Zusammenleben bzw. eine Ehe auf Probe auf. Durch die Egalisierung der familiären Arbeitsteilung ist man vom Modell der bürgerlichen Familie, die eine geschlechtspezifische Arbeitsteilung vorsah, etwas abgerückt. Heute beginnen Väter, wenn auch nur zögerlich, einen Teil der vormals streng weiblichen Aufgaben im Haushalt zu übernehmen. Umgekehrt haben mit der Egalisierung der Berufstätigkeit Frauen vormals männliche Rollen übernommen und realisieren Parallelmodelle von außerhäuslichen Erwerbstätigkeit und Familienarbeit, was zu einer Doppelorientierung von Familie und Beruf führt. Weiters entstehen heute im Unterschied zu den Stieffamilien früherer Jahre, die vor allem durch den Tod eines Partners und die Widerheirat eines Elternteils gekennzeichnet waren, moderne Fortpflanzungsfamilien zumeist durch Scheidung. Sie sind durch die Dynamik des Weiterlebens unterschiedlicher Familienbedingungen gekennzeichnet: zu den eignen Kindern kommen die des Partners hinzu, alle Kinder unterhalten Beziehungen zu ihren leiblichen Eltern, deren neuen Partnern und ihren (Halb-) Geschwistern sowie den unterschiedlichen Großelternkonstellationen, was mit dem Begriff „Patchwork“ – Familie“ bezeichnet wird.[38]

Lebensformen können aber auch unabhängig von Familie gelebt werden, etwa wenn man bewusst Single bleibt, oder sie ergeben sind im Zusammenhang mit einem Lebenslauf, der in einer bestimmten Phase mit Familie verbunden ist. Diese bezeichnet man als „außerfamiliale“ Lebensform. Zum Großteil sind dies die Einpersonenhaushalte in jungen Jahren, die später zu Familienhaushalten werden. Eine weite Lebensform, die in den letzten Jahren ins Blickfeld getreten ist, bedeutet das so genannte LAT (living apart together), also Partnerschaften, die zwar auf Dauer eingereichtet sind, wo aber die Partner nicht in einem gemeinsamen Haushalt leben wollen.[39] Wurden allein erziehende Frauen und Männer in den 50er Jahren als unvollständige Familien bezeichnet, so sind sie inzwischen keine Randgruppe mehr.[40]

Die Entwicklung von Ehe und Familie stellt sich zugleich als ein Prozess der größeren Pluralisierung familialer Lebensform dar. So werden allein erziehende Eltern mehr und mehr zu einem die Strukturen des sozialen Zusammenlebens prägenden Faktor. Gleiches gilt für einen vermutlich noch steigenden Anteil von oft noch wenig beachteten „neuen“ Stieffamilien mit Scheidungsweisen. Schließlich kann man noch auf die unterschiedlichen kulturellen Lebensmuster eines wachsenden Anteils ausländischer Ehen und Familien verweisen, deren Anteil –angesichts des Rückgangs der einheimischen Bevölkerung weiter ansteigen wird.[41]

2.3 Kinderhaben

2.3.1 Der Kinderwunsch

Sich rational für Kinder zu entscheiden bedeutet, dass „Menschen überlegt kalkulieren, dass die Vorteile die Kosten eines Kindes überwiegen. Viele der Kosten sind zwar bezifferbar, nicht jedoch der Nutzen. Der Nutzen besteht vielfach aus nicht leicht qualifizierbaren psychologischen Aspekten, wie auch die längerfristigen ökonomischen Wirkungen (vgl. Ausbildung, Partnerschaft, Generationenvertrag, Beitrag zu Betreuung im Alter). Eine Möglichkeit, die Vorteile eines Kindes unter diesen Umständen zu beschreiben, sind die Schwellenwerte für den Nettonutzen (psychologischer Nutzen minus psychologische Kosten). Das bedeutet, dass Menschen in gewisser Weise kalkulieren, was sie psychologisch durch ein weiteres Kind gewinnen. Diese Rechnung sieht je nach Persönlichkeit ganz unterschiedlich aus. Wenn die von Kindern verursachten wirtschaftlichen Kosten steigen, dann werden individuelle psychologische Schwellen überschritten und die Entscheidung für ein weiteres Kind fällt negativ aus. Die Dimension des psyc hologischen Nutzens, den ein Kind bringt, hängt von seinem Platz in der Geburtenreihe ab. Die Vorteile des ersten Kindes sind: in den Elternstand treten; eine Familie sein; Nachkommenschaft haben; den Erwartungen anderer entsprechen; ein Baby haben, das Freude bringt, aufwächst und einen mag; Erfüllung von Kindheitsträumen oder Anteilnahme am Erfolg des Kindes. Die Entscheidung zu Gunsten eines zweiten Kindes ist wiederum mehr mit der Vorstellung verknüpft, dass ein Kind nicht ohne Geschwister aufwächst oder ein weiteres Kind anderen Geschlechts hinzukommen soll. Jene die ein drittes Kind in die Welt setzten, glauben vielleicht, dass erst drei Kinder eine „richtige Familie“ ausmachen, oder sie wollen nach den zwei Buben endlich ein Mädchen haben oder umgekehrt. Jene die sich für ein viertes Kind entschieden, sind vielleicht einfach kinderlieb. Tendenziell fällt der Schwellenwert für den psychologischen Nettonutzen mit der Zahl der Geburten. Außerdem sinkt dieser „Nutzen“ auch mit zunehmendem Alter. Wenn alle Ausgangsbedingungen gleich sind, ist eine 29-Jährige eher dazu bereit, ein zweites Kind zu haben als eine 39-Jährige. Politisch gesehen bedeutet der rational begründete Kinderwunsch, dass eine Fertilitätssteigerung insbesondere durch Hebung des psychologischen Nutzens oder durch Senkung der wirtschaftlichen Kosten von Kindern erzielt werden kann. Der psychologische Nutzen entsteht wenn gewisse Rahmenbedingungen vorhanden sind, zumal der Kinderwunsch ja mehrdimensional geprägt ist (z.B. eigene Familie, gesellschaftliches und soziales Umfeld, ökonomische Bedingungen, Wohnungsfeld). Ersteres ist politisch schwer durchführbar, auch wenn das Gefühl, in einer Kinderorientierten, kinderfreundlichen Gesellschaft zu leben, wahrscheinlich zur Hebung der Schwellenwerte beitragen kann. Wenn jedoch Kinder stets als etwas Negatives dargestellt werden oder wenn soziale Institutionen die Möglichkeit, Kinder zu haben, gar nicht in Betracht ziehen, dann werden die Schwellenwerte tendenziell niedriger sein.[42]

2.3.2 Veränderungen in den familialen Interaktionsbeziehungen bei Geburt des Kindes

Von der Ankunft des ersten Kindes ist immer schon eine „verändernde“ Wirkung auf die Eltern ausgegangen, heute ist dies noch massiver. Forschungsergebnissen aus dem angloamerikanischen Raum zufolge scheint die subjektive Zufriedenheit mit der Ehe nach Ankunft des ersten Kindes abzunehmen, wobei dies bei Männern stärker zutrifft als bei Frauen. Einerseits bereitet manchen Müttern und Vätern die eheliche Beziehung, die nun durch Elternschaft gekennze ichnet ist, Schwierigkeiten, da auf gemeinsame Aktivitäten wegen des Kindes nunmehr eher verzichtet werden muss, andererseits wird ein stärkeres Zusammengehörigkeitsgefühl empfunden. Außerdem sind junge Mütter und Väter nach der Geburt des Kindes häufig mit finanziellen Einbußen, der Verlust an individueller Freiheit und zum ersten Mal mit der Sorge um ein Kind konfrontiert. Dagegen erfahren junge Eltern den Umgang mit den Kindern zugleich als Persönlichkeitsbereicherung und ihr Selbstkonzept verändert sich. Diesen Rollenwandel scheinen zwar heute die meisten jungen Eltern gut zu bewältigen, dennoch kann es, wenn auch nur bei sehr wenigen, zu einem sich selbst verstärkenden Prozess einer negativen Eltern-Kind-Beziehung kommen.[43]

Laut Schülein setzt bei manche n Eltern nach der Geburt ein Prozess in der Eltern-Kind-Beziehung ein, bei dem sich negative und positive Stimmungslagen abwechseln. Hiervon ist vor allem die Gruppe der „modernen Eltern“ betroffen, die sich gegenüber dem Traditionellen durch ein hohes Maß an Reflexivität über ihr eigenes Verhalten und über die Entwicklung des Säuglings auszeichnen. Dieser „moderne Elterntyp“ ist bemüht, das Kind in eine umfassend versorgende, behütende, wärmende Situation aufzunehmen. Ihre Erwartungen an und ihre emotionale Beziehung zum Kind sind hoch. Dadurch entsteht ein auf sich selbst ausgerichteter Leistungsdruck, der wodurch Toleranzschwellen gegenüber Unmutsäußerungen des Säuglings absenken kann.[44]

Wenn der Wunsch nach Kindern bei immer mehr Eltern auf Selbstentfaltungs- und Wertorientierung beruht, wird von immer mehr Müttern und Vätern die Anforderung der Ausbalancierung zwischen diskrepanten Wertorientierung insofern abverlangt, als die Elternrolle heute noch in unserer Gesellschaft in hohem Maße mit Pflicht -und Akzeptanz- Werten gekoppelt ist, sowohl in der öffentlichen Meinung als auch juristisch. Der so genannte Erst-Kind-Schock bei einigen Eltern kann auf diesen Konflikt zwischen Selbstentfaltungswerten im Hinblick auf den Kinderwunsch und den Pflicht -und Akzeptanzwerten, mit denen die Elternrolle definiert wird, zurückgeführt werden.[45]

2.3.3 Kinderhaben - ein Existenzrisiko?

War früher die Versorgung der Kinder eine vergleichsweise einfache Aufgabe, die von der Mehrheit der verschiedenen Bevölkerungsgruppen ohne großen pädagogischen Aufwand betrieben wurde, so wird, je näher wir in die Gegenwart kommen, die Erziehungsarbeit vor immer höhere Herausforderungen und Ansprüche gestellt. Unter den heutigen Bedingungen der modernen, sozial mobilen Gesellschaft wird die optimale Förderung des Nachwuchses zum Leitmotiv. Gleichzeitig weist die moderne Gesellschaft in weiten Bereichen Züge struktureller Kinderfeindlichkeit auf, d.h. ihre Vorgaben passen nicht mit den Bedürfnissen, dem Bewegungsdrang und dem Zeitrhythmus von Heranwachsenden zusammen. Bisher waren für die Erziehung der Kinder vor allem Frauen zuständig. In den letzten Jahrzehnten haben aber Veränderungen bei Bildung, Beruf, Familienzyklus und Rechtssystem stattgefunden, die zum Wandel der weiblichen Normalbiographie geführt haben. Immer mehr Frauen werden aus der Familienbindung herausgelöst, wollen weniger Versorgung über den Mann erwarten und werden in freilich oft widersprüchlicher Form- auf Selbstständigkeit und Selbstversorgung verwiesen. Das heißt aber nicht, dass die eigene Emanzipation als Lebensziel den Kinderwunsch für Frauen unwichtiger macht. Im Gegenteil, unter den Bedingungen der individualisierten Gesellschaft kann sich der Kinderwunsch sogar verstärken und neue Bedeutung gewinnen, als Suche nach Sinn, Bestätigung und Verankerung. Dennoch geraten Frauen in ein größeres Spannungsverhältnis, wenn weiterhin die institutionellen Angebote zur Vereinbarkeit von Beruf und Familie unzuglänglich sind und die Hilfe der Männer bei der Kinderbetreuung beschränkt bleibt.[46].

Was Kinder kosten

Die durch Kinder verursachten Kosten können in zwei Kategorien unterteilt werden, nämlich in die direkten und indirekten Kosten. Die direkten Kosten eines Kindes sind die eigentlichen bezifferbaren Ausgaben für das Kind abzüglich der finanziellen Vergütungen in Form von Transferleistungen. Kostenlose oder geförderte Dienstleistungen reduzieren ebenfalls die Ausgaben, die Eltern sonst zu begleichen hätten. Wenn Eltern das Gefühl haben, dass Kinder teurer geworden sind, erfährt auch deren psychologischer Nutzen eine Neubewertung. Die indirekten Kosten sind die durch Schwangerschaft und Betreuung entgangenen Einkünfte. Untersuchungen in mehreren Ländern haben gezeigt, dass die direkten Kosten für das erste Kind wesentlich höher sind als für später geborene Kinder. Auch die indirekten Kosten sind für das erste Kind höher für die nachgeborenen Kinder. Die indirekten Kosten verringern sich in einer Gesellschaft, in der Beruf und Familie weitgehend vereinbar sind. Dies mag auch bis zu einem gewissen Grad eine Erklärung sein, warum Länder mit einer hohen Erwerbsbeteiligung der Mütter auch eine relativ hohe Fertilität aufweisen, wie dies z.B. in Frankreich der Fall ist. Dagegen weisen Länder mit einer geringern Erwerbsbeteiligung der von Müttern auch eine relativ niedrige Fertilitätsrate (siehe Österreich und Ungarn) auf.[47]

2.3.4 Erwerbstrategien, Beschäftigungspolitik und Auswirkungen auf die Fertilität

Unverkennbar haben sich die Erwerbsmuster von Frauen in Europa seit den 60er Jahren gewandelt. Seit dieser Zeit ist die Zahl registrierter Beschäftigungsverhältnisse kontinuierlich gestiegen. Ulrich Beck spricht in diesem Zusammenhang von einem „Modernisierungsschub“. Für die Integration von Frauen in den Arbeitsmarkt kann eine Reihe von Gründen angeführt werden. So üben beispielsweise politische Ideologien, die ökonomische Entwicklung, religiöse Werthaltungen oder kulturelle Traditionen Einfluss aus.[48]

Die Veränderungen, die auf den nationalen Arbeitsmärkten stattgefunden haben, wie etwa die Entstehung eines stark feminisierten Dienstleistungssektors, wirken sich besonders auf die Familie aus. Ebenso wurde die innerhalb der europäischen Gesellschaft den Frauen und Männern zugewiesenen Stellung durch diesen Wandel beeinflusst, selbst wenn sein Rhyt hmus von Land zu Land unterschiedlich ist. Zwischen 1960 und 1990 stieg die Zahl der Beschäftigten in den westeuropäischen Ländern um insgesamt 30 Millionen; 25 Millionen davon waren Frauen. Es kam zu einer tief greifenden sozialen Umstrukturierung von einem Familienerhalter-Hausfrauen-Modell zu einem System, in dem es vor allem Doppelverdienerhaushalte gibt.[49] Eine andere Situation herrschte in den ehemaligen sozialistischen Ländern vor. In Ungarn galt bis in die 70er Jahre Vollzeiterwerbstätigkeit für Frauen als Pflicht. Privatleben und Familienleben hatten einen geringeren Stellenwert als die Ziele des Staatssozialismus. Nach der stagnierenden Entwicklung der Industrie in den 70er und 80er Jahren kam es zu wirtschaftlichen Schwierigkeiten und einer steil sinkenden Geburtenrate.[50]

Die Entwicklung der weiblichen Erwerbsbeteiligung sowie die Art und Weise, wie die Berufstätigkeit mit Familienplanung und Fertilität vereinbart wird, haben diverse Strategien entstehen lassen. Sie hängen vom gewünschten Ausmaß der Erwerbstätigkeit, der Zufriedenheit mit dem Beruf, den Aufstiegschancen und vor allem von den Betreuungsmöglichkeiten für Kleinkinder ab. Frauen, die gut verdienen, werden sich eher für eine kurze Erwerbsunterbrechung entscheiden und einen kontinuierlichen Erwerbsverlauf anstreben. Die Tendenz stärkerer und durchgängiger Erwerbsbeteiligung von Frauen hängt aber vor allem von Maßnahmen ab, die eine kontinuierliche weibliche Beschäftigung fördern. Frauen teilen ihre Zeit zwischen häuslicher Pflicht und Erwerbstätigkeit ganz anders ein als Männer. Selbst wenn Männer sich verstärkt an der Hausarbeit und Kinderbetreuung beteiligen –wobei dies von Land zu Land variiert- hat sich das gängige Bild der Frau und des Mannes nicht wirklich geändert: Frauen leisten nach wie vor mehr unbezahlte Arbeit und weniger bezahlte Arbeit als Männer. Generell nimmt die der Hausarbeit gewidmete Zeit ab, wenn Frauen berufstätig sind, wohingegen Männer ihre Mithilfe an der Hausarbeit nur geringfügig erhöhen, selbst wenn ihre Frau einer Vollzeitbeschäftigung nachgeht. Der Unterschied hat sich zwar verringert, aber nicht weil Männer umso viel mehr Hausarbeit erledigen, sondern weil Frauen weniger im Haushalt tun.“[51]

In der gesamten EU und damit auch in den Vergleichsstaaten sind die Phasen der Erwerbsunterbrechung bei Frauen kürzer geworden, die kontinuierliche Integration der Männer/Väter in das Erwerbssystem, unabhängig von Familienstand und Kinderzahl, gilt unverändert weiter. Das Erwerbsverhalten Frauen und Männern verändert sich mit der Geburt eines Kindes bzw. mit der Familiengründung: reduzierte bezahlte Beschäftigung von Müttern und verstärkte Beschäftigung von Vätern. Die Unterschiede im Erwerbsverhalten von Eltern sind folglich höher als jene von Frauen und Männern insgesamt. Gleichzeitig sind in allen EU-Ländern Zuwächse bei der Erwerbsbeteiligung vor allem bei Frauen mit Kind(ern), zu verzeichnen. Für Österreich ist allerdings zu berücksichtigen, dass die vergleichsweise hohe Erwerbsquote der Mütter auch als Ergebnis der Statistik zu interpretieren ist. KarenzgeldbezieherInnen, also Frauen, die nachweislich nicht aktiv berufstätig sind, sind in der Erwerbsquote enthalten.[52]

Teilzeitarbeit ist besonders in Österreich ein Mittel um Kinderbetreuung und Beruf zu vereinen. Oft wird argumentiert, dass Frauen dadurch die Chance haben, eine durchgehende Erwerbsbiographie aufzuweisen. Teilzeitarbeit und geringfügige Beschäftigung können Ausdruck des Bedürfnisses nach mehr Zeitsouveränität oder fehlender Vollbeschäftigungs- Alternative sein. Mit der Anzahl der Kinder steigt die Wahrscheinlichkeit, Teilzeit an Stelle von Vollzeit beschäftigt zu sein. Allerdings steigt damit auch die Wahrscheinlichkeit ganz aus dem Erwerbsleben auszuscheiden, weshalb die Arbeitszeitreduktion für viele Mütter die letzte Chance darstellt, noch mit einem Fuß im Erwerbsleben verankert zu bleiben Aus Sicht der Frauen mit Kindern ist Teilzeitbeschäftigung in Lebensphasen vorteilhaft, in denen die Kinder intensive Betreuung benötigen, da der Kontakt zum Berufsleben aufrechterhalten bleibt und eine Einbindung in das System staatlich geregelter sozialer Sicherheit, sowie ein eigenes Einkommen gewährleistet ist.[53]

In Österreich gibt es in gewissen Berufsgruppen (z.B. Handel)eine sehr ausgeprägte Flexibilität bei Teilzeitbeschäftigung. Zudem besteht kein rechtlicher Anspruch auf Teilzeitarbeit, weder im Arbeitsrecht noch im Zusammenhang mit Betreuungspflichten. Das Recht auf Teilzeitarbeit kann lediglich in konkreten Situationen vom Arbeitnehmer selbst eingeklagt werden, was jedoch äußerst problematisch ist.[54]

In Österreich sind Kinderbetreuung und Haushaltsführung überwiegend Frauensache. Karenz wird hauptsächlich von Frauen übernommen. Anders als in Frankreich sind Frauen in Österreich der Auffassung, dass Familie und Beruf sehr schwer zu vereinbaren sind, obwohl die Familienpolitik versucht, diese Situation teilweise zu verbessern. Aber auch eine bestimmte Mutterideologie, die verlangt, dass Mütter den Großteil des Tages ihren Kindern widmen, spielt eine Rolle.[55]

Der institutionellen Kinderbetreuung kommt im Zusammenhang mit der Vereinbarkeit von Beruf und Familie eine Schlüsselrolle zu, denn die Erwerbschancen von Eltern, insbesondere von Müttern, hängen besonders von den zur Verfügung stehenden Betreuungsangeboten ab. Durch Ausbauinitiativen von Ländern und Gemeinden sowie finanzielle Unterstützung durch den Bund konnten in den letzten Jahren zusätzliche Betreuungsplätze geschaffen werden und deren Öffnungszeiten verlängert werden.[56]

Anders als in Österreich steht Frankreich traditionell für eine hohe Erwerbsbeteiligung von Müttern und für eine Familienpolitik, die vollzeitige und kontinuierliche Erwerbsintegration von Frauen fördert. Zum einen gelingt dies durch eine neutrale Haltung gegenüber der Erwerbstätigkeit von Müttern und zum anderen durch ein ausgebautes öffentliches Kinderbetreuungsnetz. In Frankreich existiert kein traditionelles Mutterkonzept, das einer Vollzeiterwerbsarbeit von Müttern negativ gegenübersteht. Aufgrund seiner Tradition greift der französische Staat sowohl auf den Arbeitsmarkt als auch in die Familie bzw. in die Erziehung von Kindern aktiv ein. Die Verbindung von starkem Anstieg der Frauenerwerbstätigkeit und der Vollzeittätigkeit ist eine französische Besonderheit. In Frankreich nimmt zwar auch die Teilzeitarbeit zu, sie ist aber keinesfalls die dominante Erwerbsform von Müttern. Gegenwärtig lassen sich jedoch neue Formen der Regulierung von Erwerbsarbeit und eine verstärkte Verflechtung von Familien- und Arbeitsmarktpolitik beobachten. In Frankreich dominiert zwar nach wie vor das Leitbild der in Vollzeit berufstätigen Mutter, aber auf dem Arbeitsmarkt werden Frauen, die in bestimmten Dienstleistungsbereichen tätig sind, keine Vollzeitstelle bekommen. Die Folge der in Frankreich erst in den 80er Jahren vorgenommenen Arbeitszeitderegulierung sind weibliche Beschäftigungsmuster, die nicht auf Vollzeitbeschäftigung beruhen und somit neue Ungleichheiten zwischen Männern und Frauen begründen. Gleichzeitig entstehen auch neue Ungleichheiten zwischen den Frauen: Qualifizierte Frauen, vor allem im öffentlichen Dienst, verfügen über mehr Möglichkeiten, ihre Arbeitszeiten zu gestalten und so Familie und Beruf leichter zu vereinbaren. Gering qualifizierte Frauen hingegen wählen die Arbeitszeit nicht freiwillig, denn für sie reicht der durch Teilzeitarbeit erzielte Lohn nicht immer zur Existenzsicherung aus.[57]

In Frankreich wurden 1998 und 2000 Gesetzte erlassen, die eine Arbeitszeitverkürzung von 39 auf 35 Stunden pro Wochebegründen. Dieses Gesetz sollte die Vereinbarkeit von Familie und Beruf erleichtern, sowie die Unterschiede zwischen Männern und Frauen im Hinblick auf die Familie verringern. Damit können mehr Männer und Frauen einer Vollzeitbeschäftigung nachgehen, sie arbeiten aber weniger Stunden in der Woche als in den meisten anderen EU- Staaten. Gleichzeitig verringert sich die Spanne zwischen der durchschnittlichen Arbeitszeit von Männern und Frauen sowie zwischen Teilzeit- und Vollzeitbeschäftigten. Laut Fagnani und Letablier (2000) waren 60% der Eltern mit Kindern unter sechs Jahren zufrieden mit der Arbeitszeitverkürzung. Obwohl dieses Gesetz viel Anklang in der Bevölkerung fand, wurde es zwischenzeitlich wieder abgeschafft.[58]

Bekanntlich war einer der politischen Grundpfeiler des sozialistischen Systems die Maxime der Vollbeschäftigung. Die Beteiligung der Frau am „Aufbau des Sozialismus“ galt als selbstverständlich. Zur Entlastung der Familien von zeitraubenden häuslichen Arbeiten stellte der ungarische Staat ein flächendeckendes System von Kinderkrippen und Kindergärten zur Verfügung.[59] Ungarns Gesellschaft wurde nach dem Zusammenbruch des schon gemäßigten Kommunistischen Regimes (1989-1990) radikal transformiert. Die Wirtschaft wurde liberalisiert und privatisiert und für Investitionen aus dem Westen geöffnet. Folglich gingen viele Jobs verloren und Arbeitslosigkeit- ein bis dahin eher unbekanntes Phänomen -trat auf. Das Lohnniveau verringerte sich, sozialpolitische Leistungen wurden stark gekürzt und soziale Ungleichheit wurde verstärkt. Am meisten davon betroffen waren die Frauen, da es zu einem Rückschritt gegenüber dem Emanzipationsprogramm des Kommunismus kam. Die neuen politischen Parteien ermutigten Frauen, sich um Haushalt und um die Kinderbetreuung zu kümmern und somit ihre vollzeitbeschäftigten Ehemänner zu unterstützen.[60] Viele Mütter in Ungarn fühlen sich entmutigt, einer Erwerbsarbeit nachzugehen. Die gegenwärtig niedrige Erwerbsquote der Frauen resultiert aus der häufig propagierten Kinderbetreuungspflicht der Frauen, der schwierigen Erwerbssituation und dem frühen Pensionsalter. Arbeitgeber zeigen auch wenig Bereitschaft Frauen einzustellen, dass die Konkurrenz am Arbeitsmarkt gestiegen, das Lohnniveau real aber gesunken ist. Auch im Kommunistischen System waren die Gehälter niedrig, aber die großteils staatlichen oder genossenschaftlichen Unternehmen zahlten Frauen einen Familienzuschuss und stellten kostenlose Kinderbetreuungsstätten zur Verfügung. Mit der Wende wurden viele dieser Einrichtungen abgeschafft, so dass gerade Mütter mit kleinen Kindern heute keine andere Alternative sehen, als zu Hause zu bleiben und diese selbst zu betreuen. Weiters haben sie auch geringere Chancen eine Teilzeitstelle zu finden, da sich der Arbeitsmarkt in den meisten postkommunistischen Ländern sich überwiegend in Vollzeitstellen gliedert.[61]

Lagen in den späten 80er und frühen 90er Jahren die Erwerbsquoten noch über jenen westeuropäischer Länder, so konstatierte man Anfang 2000 Frauenerwerbsquoten, die unter dem europäischen Durchschnitt lagen. Die niedrige Frauenerwerbsquote in Ungarn lässt sich unter anderem auch dadurch erklären, dass Frauen schon mit 55 Jahren einen Pensionsanspruch haben und eine großzügige Politik die Karenz begünstigt. In vielen Familien führt der Einkommensverlust der Frau zur Armut. Eine typisch arme Familie in Ungarn besteht aus einem vollerwerbstätigen Mann und einer nicht erwerbstätigen Frau, die die Kinderbetreuung für jüngere Kinder übernimmt. Aufgrund der hohen Scheidungsraten und der eher unstabilen sozialpolitischen Maßnahme n, befinden sich nicht erwerbstätige Frauen, die sehr stark vom Einkommen des Mannes abhängig sind, in einer prekären Lage.[62] In Ungarn ist Teilzeitarbeit wenig verbreitet und scheint sehr widersprüchlich. Während der 90er Jahre wurde von Seiten der Regierung vielen Frauen eine Teilzeitbeschäftigung empfohlen, da dies besser mit dem Familienleben zu vereinbaren sei. Aus Befragungen geht hervor, dass im Besonderen Frauen mit kleinen Kindern einer Teilzeitbeschäftigung nachgehen möchten. Tatsächlich gingen im Jahr 2003 nur 4% der Frauen einer Teilzeitbeschäftigung nach. Gründe dafür ist wohl das mangelnde Interesse der sowie auf der Arbeitgeber und die fehlende Bereitschaft der Arbeitnehmer, bei auf niedrigen Löhnen Teilzeitarbeit zu übernehmen. Bei der Arbeitgeberseite müssen für zwei TeilzeitmitarbeiterInnen höhere Arbeitgeberbeiträge als für eine(n) VollzeitmitarbeiterIn bezahlt werden.[63]

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass in den drei dargestellten Ländern ganz unterschiedliche Erwerbsformen, Einstellungen und Problematiken zur Vereinbarkeit existieren. Zwar herrscht in Österreich ein insgesamt hohe Erwerbsbeteiligung der Mütter vor, so wird jedoch bei einer nähern Betrachtung ersichtlich, dass es ich hier oftmals um eine Teilzeitarbeit handelt. In Frank reich wiederum dominiert das Modell der vollzeiterwerbstätigen Mutter, Teilzeitarbeit dient in Frankreich weniger der Vereinbarkeit zwischen Familie und Beruf, sondern eher als wirtschaftliche Maßnahme zur Bekämpfung der schlechten Arbeitsmarktsituation. In Ungarn hält sich Teilzeitarbeit überhaupt in Grenzen, was auch auf das generell niedrigere Lohnniveau zurückzuführen ist.

Während es in Frankreich von Seiten der Politik viele Bestrebungen zur Gleichstellung von Männern und Frauen bei Betreuungsaufgaben gibt, findet man in Ungarn eher das Modell eines vollzeiterwerbstätigen Mannes und der Frau, die sich überwiegend den Betreuungsaufgaben der Kinder (vor allem unter 6 Jahren) widmet. In Österreich existiert das Partnerschafts-Modell von vollzeiterwerbstätiger Mutter und vollzeiterwerbstätigen Vater ebenso wenig. Die Frau, die (kleine) Kinder versorgt, hat vielfach die Funktion einer Zuverdienerin die teilzeitbeschäftigt ist. Was nicht vergessen werden darf, aber hier nicht ausführlich behandelt wurde, ist die Tatsache, dass die Bildung der Mutter vor allem in Österreich und Ungarn eine wesentliche Rolle für das Arbeitausmaß spielen.

2.4 Kinderbetreuung

2.4.1 Zur Diskussion der Kinderbetreuung im Vorschulalter

Kinder leben mit einem Vater und einer Mutter, manchmal nur mit einem Elternteil, manchmal abwechselnd mit dem einen oder dem anderen zusammen. Sie haben keine, eine einziges und manchmal mehrere Geschwister. Ihre Mütter arbeiten die ganze Woche oder nur einzelne Tage oder an einzelnen Tagen nur stundenweise. Manche Kinder erfahren Wertschätzung und erleben in der Familie Situationen, in denen Konflikte angegangen und gelöst werden können. Bei anderen streiten ihre Eltern andauernd, Mutter oder Vater (oder beide) sind emotional nur beschränkt verfügbar. So heterogen und pluralistisch die heutigen Familienkonstellationen und so unterschiedlich die Situationen sind, so vielfältig ist auch der individuelle Bedarf von Eltern für die Betreuung und Erziehung ihres Kindes. Die eigenen Bedürfnisse, diejenigen des Kindes und die Anforderungen durch die Erwerbstätigkeit müssen dabei in Einklang gebracht werden. Die Frage ist nicht: Krippe oder Tagesmutter ja oder nein? Sondern: Welche Betreuungsform ist für welches Kind und welche Eltern in welcher Familienphase am besten geeignet? Wichtig ist: Die Betreuung, ob daheim oder in einer Kindertagesstätte, muss immer Qualität einer liebevollen und ermutigenden Zuwendung haben und sie muss durch ausgewählte „Sinnesnahrung“ und Orientierungshilfen ergänzt werden.[64]

Derzeit wird in vielen europäischen Ländern eine hitzige Debatte geführt über den Stellenwert familien –und vorschulergänzender Kinderbetreuung in Krippen, Tagesfamilien, Horten und anderen Einrichtungen. Die Betreuung, Erziehung und Bildung von Kindern ist ein gesellscha ftliches Thema, von dem alle Mitglieder betroffen sind und für das alle ein Stück Verantwortung zu übernehmen haben. Die Eigeninteressen der Betroffenen (Eltern, Kinder, Fachleute aus Wissenschaft und Pädagogik, Politikerinnen, Unternehmer und Steuerzahlende) erzeugen allerdings ein enormes Spannungsfeld, welches sich immer wieder an der Finanzierungsfrage auflädt. Diese kann aber nicht am Anfang der Debatte stehen, sondern muss sich aus der Notwendigkeit gesellschaftlicher Veränderung und den darauf angemessenen Antworten für das Zusammenleben und Aufwachsen für Kinder ergeben.[65]

Familienergänzende Betreuung – eine Kinderaufbewahrung?

Bei der Diskussion um die demografische Entwicklung kann es nicht einfach um die Erhöhung der Bevölkerungsqualität gehen, denn es sind die Qualität des Miteinander und die damit verbundenen sozialen Kosten, die maßgeblich unseren Alltag bestimmen. Ob die Kinder am besten nur von der Mutter betreut werden, ist eine Frage, die sich angesichts der bewusst geförderten und notwendigen Berufstätigkeit von Frauen gar nicht mehr stellt. Davon abgesehen belegen Studien, dass die Betreuung im familiären Rahmen oft weit unter der von qualitativ hoch stehenden Betreuungsinstitutionen liegt. Auch wenn wir davon ausgehen würden, dass eine Mutter als alleinige Betreuungsperson dem Kind die bestmögliche Rahmenbedingungen zu bieten hätte, so müssten sich sämtliche Gesellschaften der Europäischen Union diesen Luxus mit einem Leistungsauftrag an die Mütter erkaufen und ihnen diese Aufgabe entschädigen. Denn tatsächlich ist es so, dass immer weniger Familien ihre Existenz mit nur einem Einkommen sichern können und immer weniger Frauen können das Risiko eingehen, ihre Erwerbstätigkeit angesichts einer Scheidungsrate von über 40 Prozent zu verlieren. Ist es deshalb nicht Zeit für eine vorausschauende, aktive Gesellschaftspolitik, die sich die Frage stellt, mit welchen Kompetenzen die Kinder von heute ausgestattet werden müssen, damit sie als Erwachsene in der Welt von morgen bestehen können und diese in der Art mitgestalten, dass die für alle lebenswert ist? Welche Art von Beziehung, Betreuung, Erziehung und Bildung brauchen Kinder dazu und was sind wir bereit, dafür zu investieren?[66]

Wenn es um die Frage geht, wie die Chancen der Frauen, ihre Lebensperspektiven frei zu entwickeln und ihr berufliches Potential zu entfalten, mit Mutterschaft und Kindererziehung zu verbinden sind, ist ja auch danach zu fragen, was den Kindern förderlich ist. Entwicklungspsychologie und Säuglingsforschung können in der Diskussion um die Gestaltung familienfreundliche Arbeitsbedingungen und – zeiten durchaus politikfähige Argumente liefern. Die Erfahrung zeigt, dass Aufmerksamkeit und Zeitaufwand, Präsenz und gerade soviel Zuwendung, wie das Kind einfordert, in seinem frühen Alter Investitionen sind, die seine Entwicklung fördern und den Aufwand „lohnen“. Die Erfahrung zeigt aber auch, dass ein Kind, egal wie klein es ist, eine zufriedene Mutter braucht, die sich an ihrem Kind freuen kann, ohne sich als Opfer zu fühlen.[67]

Ein Kind braucht Erwachse, die Zeit und Geduld aufbringen. Es braucht aber auch gut vorbereitete Trennungen –egal ob die Erwachsenen nun berufstätig sind oder nicht. Die Erwachsenen können ihre Aufgabe dann gut erfüllen, wenn sie sich sicher fühlen können. Ein Arbeitsrhythmus, der im Alltag zu Unübersichtlichkeit und Hektik führt (wie z.B. Wechselschichten, Überstunden) ist nicht nur für Mütter mit kleinen Kindern unzumutbar, sondern auch für die Entwicklung der Kinder äußerst ungünstig. Schon regelmäßige Arbeitszeiten können zu ständigen Alltagskonflikten führen, denn die Zeitökonomie der industriell geprägten Arbeitswelt ist eine grundsätzlich andere als die einer Mutter-Kind- Arbeitsgemeinschaft. Was Eltern und Kinder brauchen, wäre eine Flexibilität der Arbeitszeiten in den ersten drei Jahren, die den Grundsatz „erste Priorität“ hat das Kind ermöglichen würde. Im ersten Lebensjahr ist es von fundamentaler Wichtigkeit, später aber immer noch von großer Bedeutung, dass Ersatzpersonen, die die mütterliche Betreuung übernehmen, dem Kind vertraut sind, so dass sie die subtilen elterlichen Funktionen übernehmen können. Weder sollten die Trennungszeiten von der Mutter allzu lang sein, damit die Kinder sie überbrücken können, ohne in Resignation und Depression zu versinken, noch sollten Betreuungspersonen allzu viele Kinder zu versorgen haben. Fünf Kinder im Krabbelalter sind schon sehr an der Grenze, wenn ein(e) BetreuerIn sich ausreichend auf jedes einzelne einlassen will. Vom Standpunkt der Kinder müsste eine Kinderbetreuung so aussehen, dass sie eine willkommene Erweiterung ihrer Lebenserfahrung darstellt, eine Art Expansion und Verselbstständigung, ohne ihnen zu viel Verlassenheitsangst zuzumuten.

[...]


[1] Vgl. Rudolf RICHTER, Zur Lage und Entwicklung von Familie in Österreich, ein (soziologisches) Resümee zum Familienbericht, In: Bundsministerium für Umwelt, Jugend und Familie(Hrsg.), Österreichischer Familienbericht 1999 ( Wien 1999) S.783

[2] Vgl. Christine DIENEL, Familienpolitik , Eine praxisorientierte Gesamtdarstellung der Grundlagen, Handlungsfelder und Probleme (München 2002) S.11

[3] Lothar BÖRNISCH/Karl LENZ (Hrsg.) Familien. Eine interdisziplinäre Einführung (Weinheim/München 1999) S.11-16

[4] Vgl. Martine SEGALEN, Die industrielle Revolution :Vom Proletarier zum Bürger In : André BURGUIÈRE u. a. (Hg.) Geschichte der Familie. 20. Jahrhundert (Frankfurt/Main 1998) S. 13-58

[5] Vgl. Francis ROSIN, Le contrat sentimental. Débats sur le mariage, l’amour, le divorce, de l’Ancien Régime à la Restauration. (Paris 1990) S.10

[6] Zit. In: DIENEL S.12f

[7] Zit. In: Elisabeth BECK-GERNSHEIM, Was kommt nach der Familie? Einblicke in neue Lebensformen (München 2000) S.112

[8] Vgl. BECK-GERNSHEIM S.112-115

[9] Vgl. Werner FUCHS-HEINRITZ u. a. (Hrsg.) Lexikon zur Soziologie (Opladen 1994) S.197

[10] Vgl. RICHTER S.768

[11] Vgl. Heidi ROSENBAUM, Formen der Familie, Untersuchungen zum Zusammenhang von Familienverhältnissen, Sozialstruktur und sozialem Wandel in der deutschen Gesellschaft des 19. Jahrhunderts (Frankfurt/Main 1982) S.41f

[12] Vgl. Christoph BADELT (Hrsg.) Familien zwischen Gerechtigkeitsidealen und Benachteiligungen , Sozialpolitische Schriften Bd. 3, (Wien/Köln/ Weimar 1994) S.112-115

[13] Vgl. Herbert JANIG (Hrsg. Katholischer Familienband Österreichs) Ein Europa der Familien, Wert der Familie im europäischen Raum (Wien 1994) S.5

[14] Vgl. JANIG S.17f

[15] Vgl. Jutta KERN, Rudolf RICHTER, Sylvia SUPPER , Familie in der Krise oder im Wandel? Familie zwischen Anspruch und Alltag. In: Bundsministerium für Umwelt, Jugend und Familie(Hrsg.), Österreichischer Familienbericht 1999 ( Wien 1999) S.9f

[16] Vgl. RICHTER S.787

[17] Vgl. Richard GISSER (Hg.) Familie, Geschlechterverhältnis, Alter und Migration, Wissen Einstellungen und Wünsche der Österreicherinnen und Österreicher, Population Policy Acceptance Survey 2001 (PPAII) , Forschungsbericht Nr. 25, Institut für Demographie Österreichische Akademie der Wissenschaften Mai 2003 (Wien 2003) S.17

[18]Vgl. Walter BIEN; Familien in EU-15. Eine Synthese der nationalen Länderberichte S.10 URL: www.oif.ac.at/sdf/FinalGenMon_Synthese_Bien_D.pdf

[19] Vgl. Artikel In: DIE ZEIT 20/2001 Frankreich Arme Deutsche, glückliche Französinnen, Warum Frankreich einen Babyboom erlebt. Ein Gespräch mit dem Demografen Hervé LE BRAS S 2

[20] Vgl. STATISTIK AUSTRIA, Kindertagesheimstatistik 2004/05 Bundesministerium für soziale Sicherheit und Generationen und Konsumentenschutz (Wien 2005) S.19

[21] Vgl. Dimiter PHILIPOV, Major trends affecting families in Central and Eastern Europe, Vienna Institut of Demography S.10f

[22] Vgl. BIEN S.11

[23] Vgl. Martin GOMILLSCHAK/Max HALLER, Einstellungen zu Familie und Geschlechtsrollen im Wandel. Die Österreicher im internationalen Vergleich (Graz 1996) S. 5

[24] Vgl. BIEN S.11

[25] R. DAHRENDORF, Homo soziologicus; 3. Auflage. (Köln/Opladen 1961) S.22

[26] Vgl. Rosemarie NAVE-HERZ, Familie Heute, Wandel der Familienstrukturen und Folgen für die Erziehung (Frankfurt/Main 2002) S.39

[27] Vgl. BECK – GERNSHEIM S.87

[28] Vgl. Andrea FREISLER-TRAUB/Sabine INDINGER, Die Arbeitszeit als Gestaltungsmerkmal im Berufsleben von Frauen . In: Ursula Floßmann (Hg.) Recht auf Teilzeitarbeit für Eltern (=Linzer Schriften zur Frauenforschung 8, Linz 1998) S.112

[29] Vgl. BECK-GERNSEHEIM S.88

[30] Vgl. Rotraut OBERDORFER/ Harald ROST, Neue Väter –Anspruch und Realität In: ZfF Zeitschrift für Familienforschung, Beträge zu Haushalt Verwandtschaft und Lebenslauf Jg. 17, Heft 1, 2005 S.51f

[31] Vgl. Christos BAVAGOS/ Claude MARTIN, Sinkende Geburtenraten, Familienstrukturen und politische Reaktionen, Synthesebericht Jahrestagung Sevilla, Spanien, 15.-16. September 2000, ÖIF, Österreichisches Institut für Familienforschung Heft 10 (Wien 2001) S.4

[32] Vgl. FAMILY OBSERVER, Europäische Beobachtungsstelle für Familienahngelegenheiten, Gleichberechtigung von Frauen und Männern, Beschäftigung und soziale Angelegenheiten Europäische Kommission (1999) S.8

[33] Vgl. KERN/ RICHTER,/ SUPPER, S.1

[34] Vgl. René KÖNIG, die Familie der Gegenwart (München 1974) S.13

[35] Vgl. Josef BRÜDERL, Die Pluralisierung partnerschaftlicher Lebensformen in Westdeutschland und Europa In: Aus Politik und Zeitgeschichte, bpb Beilage zur Wochenzeitung .Das Parlament B19/2004 S.7f

[36] Vgl. Ludwig LIEGLE, Freie Assoziation von Familien, Geschichte und Zukunft einer „postmodernen“ familialen Lebensform, In: Kurt LÜSCHER/ Franz SCHULTEIS/ Michael WEHRSPAUN (Hg. ) Die „postmoderne Familie“ , Konstanzer Beiträge zur sozialwissenschaftlichen Forschung Band 3 (Konstanz 1990) S.98f

[37] Vgl. Dieter HOFFMEISTER, Mythos Familie. Zur soziologischen Theorie (Opladen 2001) S. 105

[38] Vgl. DIENEL S.19

[39] Vgl. RICHTER S.786

[40] Vgl. DIENEL S.20

[41] Vgl. Christoph BADELT/Anton PFEIFER/ Max WINGEN, Katholischer Familienband Österreich (Hrsg.) Familienpolitik auf dem Prüfstand. Analysen, Perspektiven, Kurskorrekturen In: Zeitschrift Ehe u. Familie, Brennpunkt Familie ; Nr.: 46, (Wien 1989 ) S. 10

[42] Vgl. BAVAGOS/MARTIN S.13

[43] Vgl. NAVE-HERZ S.65

[44] Vgl. J.A. SCHÜLEIN, Die Geburt der Eltern- Über die Entstehung der modernen Elternposition und den Prozess ihrer Aneignung und Vermittlung (Opladen 1990) S.133ff

[45] Vgl. NAVE-HERZ S.67f

[46] Vgl. BECK-GERNSHEIM S.94f

[47] Vgl. BAVAGOS/MARTIN S. 13f

[48] Vgl. Carmen KLEMENT/Brigitte RUDOLF, Auswirkungen staatlicher Rahmenbedingungen und kultureller Leitbilder auf das Geschlechterverhältnis In: Aus Politik und Zeitgeschichte B 44/2003 bpb Beilage zur Wochenzeitung des Parlaments (2003) S.23f

[49] Vgl. BAVAGOS/MARTIN S.22

[50] Vgl. ENDBERICHT des EU-Projekt Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Vereinbarkeitsmaßnahmen von Familie und Beruf anhand des Modellprojekts einer nationalen Koordinierungsstelle! VS2002/0235 Europäische Kommission S.50

[51] Vgl. BAVAGOS/MARTIN S.22

[52] Vgl. Sieglinde ROSENBERGER, Frauenerwerbsarbeit- politische Kontextualisierungen im Wandel der Arbeitsgesellschaft In: ÖZP (Österreichische Zeitschrift für Politikwissenschaften Arbeitswelt im Wandel – politische Herausforderungen 2004/4 S.425

[53] Vgl. Sonja DÖRFLER, Nutzung und Auswirkung von Arbeitsarrangemants zur besseren Vereinbarkeit von Familie und Erwerb, Workingpaper des Österreichischen Instituts für Familien Forschung 2003/31(Wien 2003) S.31

[54] Vgl. DÖRFLER 2003/31 S.21

[55] Vgl. BIEN, S.16

[56] Vgl. STATISTIK AUSTRIA, Kindertagesheimstatistik 2004/05 (Wien 2005) S.22

[57] Vgl. Silke REUTER, Frankreich: Die vollzeitberufstätige Mutter als Auslaufmodell In: Aus Politik und Zeitgeschichte B 44/2003 bpb Beilage zur Wochenzeitung des Parlaments (2003) S.39f

[58] Vgl. Marie –Thérèse LETABLIER, Fertility an Family Policies in France In: Journal of Population and Social Security (Population) , Vol. 1 (Paris 2003) S.258

[59] Vgl. Susanne SCHUNTER-KLEEMANN (Hrsg.) Herrenhaus Europa –Geschlechterverhältnisse im Wohlfahrtsstaat ( Berlin 1992) S.307

[60] Vgl. Éva FODOR, Women at Work. The Status of Women in the Labour Markets of the Czech Republic, Hungary and Poland. Occasional Paper 3 (2005) United Nations Research Institute for Social Development S.3f

[61] Vgl. UNESCO, Education Sector, Family Support Policy in Central and Eastern Europe –A Decade and a Half of Transition, Early childhood an Family Policy Series Nr. 8/2004, S.13

[62] Vgl. FODOR, Women at Work S.6f

[63] Vgl. Szilvia BORBÉLY, Position of Woman on the Labour Market in Hungary. URL: www.sseline- projekt.net/ECONOMIC/hungary_research.htm

[64] Vgl. Andrea LANFRANCHI/Ria Elisa SCHROTTMANN (Hrsg.) Kinderbetreuung außer Haus- eine Entwicklungschance (Bern/Stuttgart/Wien 2004) S. 9

[65] Vgl. LANFRANCHI/SCHROTTMANN S. 10

[66] Vgl. LANFRANCHI/SCHROTTMANN S. 11

[67] Vgl. Rose AHLHEIM, Was brauchen Kinder? In: Mechthild M. Jansen, Mechthild Veil (Hrsg.) Familienpolitik und Alltagspraxis, POLIS 41, Analysen –Meinungen- Debatten, Hessische Landeszentrale für politische Bildung Nr.41/2004 S.91

Ende der Leseprobe aus 186 Seiten

Details

Titel
Die Kinderbetreuung im Vorschulalter im Spiegel der Sozialpolitik von Österreich, Frankreich und Ungarn
Untertitel
Eine Analyse der familienpolitischen Leistungen und Maßnahmen zur besseren Vereinbarkeit von Familie und Beruf in drei ausgewählten EU-Staaten
Hochschule
Universität Wien  (Soziologisches Institiut Wien)
Veranstaltung
Diplomarbeit zur Erlangung des Magistergrads der Sozial- und Wirtschaftswissenschaften
Note
Sehr Gut
Autor
Jahr
2006
Seiten
186
Katalognummer
V115925
ISBN (eBook)
9783640174515
ISBN (Buch)
9783640174621
Dateigröße
1044 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Kinderbetreuung, Vorschulalter, Spiegel, Sozialpolitik, Frankreich, Ungarn, Diplomarbeit, Erlangung, Magistergrads, Sozial-, Wirtschaftswissenschaften
Arbeit zitieren
Mag. Andrea Häupl (Autor:in), 2006, Die Kinderbetreuung im Vorschulalter im Spiegel der Sozialpolitik von Österreich, Frankreich und Ungarn, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/115925

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