Georg Elser: Sonderweg des deutschen Widerstandes


Hausarbeit, 2005

14 Seiten, Note: 1,7


Leseprobe


Inhalt

Einleitung

1. Das Attentat im Bürgerbräukeller

2. Reaktionen und Mutmaßungen

3. Historische Betrachtungen nach 1945

4. Zusammenfassung und Wertung

Quellen- und Literaturverzeichnis

Einleitung

Betrachtet man den Widerstand zwischen 1933 und 1945 gegen das nationalsozialistische Regime in Deutschland, so ist festzustellen, dass es keinen gemeinsam auftretenden und organisierten Widerstand gegen Hitler[1] und seine Diktatur gegeben hat. Vielmehr rührte der Deutsche Widerstand aus den unterschiedlichsten sozialen Schichten der deutschen Bevölkerung her. Die bekannteste Gruppe des deutschen Widerstandes ist wohl die des militärischen Widerstandes um Claus Graf Schenk von Stauffenberg[2] und Henning von Tresckow[3], die nach dem gescheiterten Attentat am 20. Juli 1944[4] ihr Ende fand. Weitere Gruppierungen kamen aus bürgerlichen (Kreisauer Kreis[5]), kirchlich-religiösen (Bekennende Kirche[6]), kommunistischen (Rote Kapelle[7]) und sozialdemokratischen Kreisen, sowie der teils bündisch organisierten Jungend (die Weiße Rose[8], Edelweißpiraten[9]). Neben diesen Gruppierungen gab es jedoch auch Einzeltäter, wie Fritz Kolbe[10], Oskar Schindler[11] und Johann Georg Elser, die ihren Widerstand auf die unterschiedlichste Art zum Ausdruck brachten.

Die vorliegende Seminararbeit beschäftigt sich mit einem dieser Einzelkämpfer, dem Kunstschreiners Johann Georg Elser. Georg Elsers Tat, bei der er am 8. November 1939 versuchte Hitler, sowie einen Großteil der NSDAP-Führungsspitze durch eine zeitgesteuerte Bombe, im Münchener Bürgerbräukeller, zu töten, wurde lange Zeit für eine Art zweiter Reichstagsbrand[12], also durch die NSDAP selbst inszeniert, angesehen[13]. Die zentralen Fragestellungen dieser Seminararbeit lauten: Wie kann man Johann Georg Elser in den Deutschen Widerstand einordnen? Warum gab es verschiedene Ansichten über die Hintergründe seiner Tat und Zweifel an seiner Alleintäterschaft?

1. Das Attentat im Bürgerbräukeller

Als am Abend des 8. Novembers 1939 um 21:20 Uhr, im Münchener Bürgerbräukeller, der zeitgesteuerte Sprengsatz in der Säule über dem Rednerpult, explodierte, starben acht Menschen und weitere 63 wurden verletzt[14]. Das eigentliche Ziel, Adolf Hitler und einen Grossteil seiner Führungsriege, jedoch verfehlte dieses Attentat um 13 Minuten. Hitler hatte seine Rede bereits um 21:07 Uhr, früher als üblich und erwartet, beendet um mit einem Sonderzug, der 21:31 Uhr abfuhr, nach Berlin zurückzukehren[15]. Zu diesem Zeitpunkt war Johann Georg Elser bereits über eine halbe Stunde in Gewahrsam Konstanzer Zollbeamter, die ihn bei dem Versuch des illegalen Grenzüberschreitens nahe der Schwedenschanze festgenommen hatten.

Elsers Attentatsversuch war keine kurz entschlossene Tat. Er fasste seine Entscheidung etwas gegen das Regime zu unternehmen bereits wesentlich früher. Zudem konkreten Entschluss eines Attentats auf Hitler gelangte Elser, laut eigener Angabe im Verhör der Gestapo, im Herbst 1938, nachdem Abschluss des “Münchner Abkommens“ und der damit verbunden Beendigung der so genannten “Sudetenkrise“. Elser glaubte nicht daran, dass der drohende Krieg damit abgewendet sei.[16] So begann Elser mit der Planung und Vorbereitung seiner Tat. Er suchte erst nach einem geeigneten Ort für seinen Anschlag, wobei ihm eine öffentliche Kundgebung für die beste Gelegenheit erschien. Nach einer Vorankündigung in der Zeitung, Hitler halte am 8. November 1938, wie jedes Jahr, im Münchner Bürgerbräukeller eine Rede vor “alten Kämpfern“[17], hatte er seinen Ort für den Anschlag gefunden.[18]

Mit den technischen Vorbereitungen für seinen Anschlag begann er in Königsbronn, während er bei Waldenmaier, einer Armaturenfabrik arbeitete. Diese war gleichzeitig für die Rüstung tätig. In der Versandabteilung gelang es ihm ein paar Zünd- und Sprengstoff-plättchen zu entwenden. Im März 1939 kündigte er seine Anstellung bei Waldenmaier und fing im April in einem Steinbruch bei Königsbronn an. Hier verschaffte er sich einen Großteil des nötigen Sprengstoffs, in Form von Sprengpatronen und Sprengkapseln.[19] Nachdem er im Juli 1939 im Obstgarten seiner Eltern seinen selbstgebauten Zündapparat mehrmals bei Sprengversuchen getestet hatte, zog Elser im August 1939 nach München um, wo er sich bis zum 6. November 1939 regelmäßig über Nacht im Bürgerbräukeller einschließen ließ. In mehr als 30 Nächten höhlte er die Säule aus, in der er die Bombe platzieren wollte. Tagsüber arbeitete er gleichzeitig an dem Sprengkörper und dem Zeitzünder. Am Morgen des 6. Novembers aktivierte Elser dann den Zeitzünder, wobei er in der Nacht vom 7. auf den 8. November noch einmal wiederkehrte um die korrekte Einstellung zu überprüfen.[20] Daraufhin verließ Elser München in Richtung Bodensee, um am Abend die grüne Grenze zur Schweiz in Konstanz zu überqueren. Als Elser schließlich am Abend des 8. Novembers 1939 versuchte, nahe der Schwedenschanze im Garten des Wessenbergheims, die Schweizer Grenze zu passieren, wurde er in einer, seit Beginn des Krieges gestellten Falle des Zolls aufgegriffen, wo er sich ohne Gegenwehr festnehmen ließ.[21]

[...]


[1] Vgl. Kershaw, Ian: Hitler 1936 - 1945. DVA, Stuttgart 2000

[2] Vgl. Zeller, Eberhard: Oberst Claus Graf Stauffenberg. Ein Lebensbild. Paderborn 1994

[3] Vgl. Grabner, Sigrid: Röder, Hendrik, Henning von Tresckow. Ich bin, der ich war. 2001

[4] Vgl. Fest, Joachim: Staatsstreich. Der lange Weg zum 20. Juli. Berlin 1994

[5] Vgl. van Roon, Ger: Neuordnung im Widerstand. Der Kreisauer Kreis innerhalb der deutschen Widerstandsbewegung. Oldenbourg, München 1967

[6] Vgl. Besier, Gerhard: Die Kirchen und das Dritte Reich Bd. 3: Spaltungen und Abwehrkämpfe 1934 - 1937, Berlin 2001

[7] Vgl. Roloff, Stefan (Hrsg.), Vigl, Mario: Die»Rote Kapelle«, Ullstein Verlag, 2004

[8] Vgl. Bald, Detlef: Die Weiße Rose, Berlin 2003

[9] Vgl. Breyvogel, Wilfried (Hrsg.): Piraten, Swings und Junge Garde. Jugendwiderstand im Nationalsozialismus

[10] Vgl. Delattre, Lucas: Fritz Kolbe. Der wichtigste Spion des Zweiten Weltkriegs. Piper Verlag, 2004

[11] Vgl. Rosenberg, Erika (Hrsg.): Ich, Oskar Schindler. Die persönlichen Aufzeichnungen, Briefe und Dokumente. München: Herbig 2000

[12] Vgl. Backes, Uwe, Janssen, Karl-Heinz und andere: Reichstagsbrand - Aufklärung einer historischen Legende, Piper 1986

[13] Vgl. Grießinger, Andreas: Der lange Weg des Georg Elser ins Bewusstsein der Deutschen, in Grießinger, Andreas (Hrsg.): Grenzgänger am Bodensee: Georg Elser,

Seite 13 – 20, Konstanz 2000, S. 15

[14] Haasis, Helmut G.: ‹‹Den Hitler jag ich in die Luft›› Der Attentäter Georg Elser. Eine Biographie. Berlin 1999. S. 40

[15] Grießinger, Andreas: Der lange Weg des Georg Elser ins Bewusstsein der Deutschen, in Grießinger, Andreas (Hrsg.): Grenzgänger am Bodensee: Georg Elser,

Seite 13 – 20, Konstanz 2000, S. 14

[16] Hauber, Georgia: Georg Elser – Widerstand und Alltagserfahrungen, in Grießinger, Andreas (Hrsg.): Grenzgänger am Bodensee: Georg Elser,

Seite 77 – 90, Konstanz 2000, S. 81

[17] Vgl. Hauber, Georgia, S. 79

[18] Haasis, Helmut G., S. 182

[19] ebenda, S. 189 ff

[20] Hauber, Georgia, S. 80

[21] Vgl. Haasis, Helmut G., S. 22 ff.

Ende der Leseprobe aus 14 Seiten

Details

Titel
Georg Elser: Sonderweg des deutschen Widerstandes
Hochschule
Universität Rostock
Veranstaltung
Grundkurs B
Note
1,7
Autor
Jahr
2005
Seiten
14
Katalognummer
V115612
ISBN (eBook)
9783640170517
ISBN (Buch)
9783640212057
Dateigröße
472 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Georg, Elser, Sonderweg, Widerstandes, Grundkurs, Wiederstand, Attentat, Hitler, Bürgerbräu, Bürgerbräukeller
Arbeit zitieren
Raik Dowedeit (Autor:in), 2005, Georg Elser: Sonderweg des deutschen Widerstandes, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/115612

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