Goethes "Italienische Reise"

Goethe in Rom


Seminararbeit, 2006

13 Seiten, Note: 2,3


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Goethe in Rom
2.1 Goethes römischer Freundeskreis
2.2 Goethes Zusammenkunft mit dem Katholizismus
2.3 Goethe und die Kunst

3. Schlusswort

4. Quellenverzeichnis:

1. Einleitung:

Am 3. September 1786 brach Goethe noch im Morgengrauen nach Italien auf. Der Reiseantritt hatte den Anschein einer Flucht, nicht aufgrund des fehlenden Gepäcks, er hatte nicht viel mit sich, sondern weil bis auf seinen Diener keiner von Goethes Vertrauten seine Absichten kannte.

Doch warum ging Goethe fort? Wollte er genau so wie andere Künstler bei ausländischen Meistern lernen oder im Ausland künstlerische Inspiration suchen? Ja vielleicht war dies der Grund, vielleicht wurde er aber von anderen Umständen dazu bewegt. Sicher war jedoch, dass seine Abreise nichts von einem Bruch mit seinem damaligen Leben hatte. Er wollte wieder zurückkommen (seine zweijährige Reise, die mehr ein Leben in Italien war, sollte zunächst nur wenige Monate dauern), „reicher, gereifter, selbstsicherer.“[1]

„Bey dem Besten was mir wiederfährt hoff ich auf eine glückliche Wiederkehr zu Euch und hoffe wiedergeboren zurückzukommen.“[2] schrieb Goethe am 18. September 1786 an Herder. Einige Monate später, am 2. Dezember 1786 schrieb Goethe, während seines Romaufenthalts an Charlotte von Stein folgendes. “… mit dem neuen Leben, das einem nachdenkenden Menschen die Betrachtung eines neuen Landes gewährt, ist nichts zu vergleichen. Ob ich gleich noch immer derselbe bin, so mein' ich, bis aufs innerste Knochenmark verändert zu sein".[3]

Wiedergeburt als Ergebnis seiner Reise – ein etwas irritierender Ausspruch. Doch Goethe wollte sich in seiner neuen Existenz ganz frei den Eindrücken hingeben um später wieder völlig nüchtern in die Alltäglichkeit der Gegenwart zurückzukehren.

Gerade hierfür war die fluchtartige Abreise aus Weimar und dem Hofzirkel in dem sich Goethe bewegte genau so notwendig, wie der Verzicht auf einen Reisebegleiter.

Als einen letzten Rückblick auf sein damaliges Leben, schreibt Goethe am 8. September 1786 an Frau von Stein: „Hier oben in einem wohlgebauten, reinlichen

bequemen Hause seh ich nun noch einmal nach dir zurück. …“.[4] Dieser innerliche Abschied von Charlotte von Stein, ermöglicht ihm nun, völlig losgelöst von seinen inneren Zwängen, sich seiner Reise in ein neues Leben zu widmen.

In der folgenden Hausarbeit möchte ich die Veränderung Goethes, die er in Italien durchlebt hat, am Beispiel seiner Zeit in Rom aufzeigen. Hierfür werde ich mich mit

Goethes römischen Freundeskreis, seiner Zusammenkunft mit dem Katholizismus

und seiner Kunstwahrnehmung in Rom beschäftigen sowie seinem zweiten römischen Aufenthalt.

2. Goethe in Rom

„… und ich zähle einen zweiten Geburtstag, eine wahre Wiedergeburt, von dem Tag an, da ich Rom betrat.“, schrieb Johann Wolfgang von Goethe im Alter von 37 Jahren als er am 29. Oktober 1786 in Rom ankam.[5] Für Goethe war diese Ankunft all das was er schon sein ganzes Leben vermisst hat. In Rom fühlte er sich sofort wie zu Hause, als ob er nie woanders gelebt hätte. Schon in seiner Kindheit wurde er von seinem Vater mit Rom vertraut gemacht, als dieser von seiner Italienreise viele Erinnerungsstücke und Antiquitäten mitbrachte. Diese wurden für Goethe die Einrichtungen seiner Kindheit und hatten einen großen Einfluss auf den jungen Goethe. Die Begierde nach Rom zu kommen musste unheimlich groß gewesen sein. Wenn man bedenkt, dass er in dieser Stadt bei seinem ersten Aufenthalt vier Monate verweilte und seine Reise dorthin nur knapp zwei Monate dauerte, wie reizlos mussten dann die anderen Städte für ihn sein. Goethe selbst schrieb am 1. November 1786 folgendes: „Die Begierde nach Rom zu kommen war so groß, dass kein Bleiben mehr war, und ich mich nur drei Stunden in Florenz aufhielt.“

2.1 Goethes römischer Freundeskreis

Seine erste Nacht in Rom verbrachte Goethe im Albergo dell’ Orso, wo er sich mit

dem deutschen Maler Tischbein traf, mit dem er schon seit 1781 im brieflichen

Kontakt stand.[6] Schon am nächsten Tag zog Goethe zu Tischbein, wo noch zwei andere Künstler, Friedrich Bury und Johann Heinrich Lips, lebten. Goethe schloss sich diesem Kreis an, doch nur Tischbein begleitete in auf seinen Wegen durch Rom

und so entstand eine enge Freundschaft zwischen den Künstlern. Im Dezember

1786 schrieb Goethe in einem seiner Briefe: „Das stärkste, was mich in Italien hält ist Tischbein…“[7] Die Nähe Goethes, den Tischbein als tiefsinnig und weltgewandt empfand, trieb Tischbein zu seinem erfolgreichsten Werk. In diesem Werk – Goethe in Lebensgröße als Reisender – sind viele Erlebnisse der Freunde eingefangen. Mit diesem Bild wollte Tischbein Goethes Verhältnis zur Natur festhalten, denn dieses Verhältnis entstand erst als Goethe anfing sich in Italien mit der Kunst zu beschäftigen.

Ein anderer treuer Begleiter, mit dem sich Goethe in Rom anfreundete, war der Schweizer, Heinrich Meyer. Goethe lernte Meyer in einer Gemäldegalerie kennen, als er ratlos vor einem Gemälde stand und Heinrich Meyer auf ihn zukam und ihn über das Bild belehrte.

Goethe lobte an Meyer den Entschluss, den eröffneten Weg von Winckelmann und Mengs ruhig fortzufahren.

Diese dreier Runde traf bald darauf den Altertumsforscher Johann Friedrich Reiffenstein, der gerade bei den Deutschen als Führer und Kunstvermittler sehr gefragt war. Für diese lockere Künstlerrunde war der 30 Jahre ältere Reiffenstein das Zentrum. Er veranstaltete regelmäßig in seinem Landhaus in Frascati Künstlertreffen, bei denen die Künstlerfreunde ihre Zeichnungen zeigen und mit den anderen besprechen konnten. An einem Nachmittag in Frascati schrieb Goethe folgende Zeilen nach Deutschland: „… versammelt sich alles im Kreise und legt die Blätter vor, welche den Tag über gezeichnet und skizziert worden. Darüber spricht man, … . Hofrat Reiffenstein weiß diese Sitzungen durch seine Einsicht und Autorität zu ordnen und zu leiten“.[8]

[...]


[1] J.W. v. Goethe. Aufzeichnungen in Italien. Das Tagebuch für Charlotte von Stein, hg. von Eugen Thurnher, Salzburg 1982, S. 7

[2] Hartmut Schmidt. Die Kunst des Reisens. Bemerkungen zum Reisebetrieb im späten 18. Jahrhundert am Beispiel von Goethes erster Italienreise. In: Goethe in Italien, hg. von Jörn Göres, Mainz 1986, S.10

[3] J. W. v. Goethe. Italienische Reise. Eintrag vom 2.Dezember 1786

[4] Christina Florack-Kröll. Das „Tramontane“ – Goethes Erlebnis des Südens. In: Goethe in Italien, hg. von Jörn Göres, Mainz 1986, S.15

[5] Andrea Wagener. Goethe und sein römischer Freundeskreis. In: : Goethe in Italien, hg. von Jörn Göres, Mainz 1986, S.41

[6] Andrea Wagener. Goethe und sein römischer Freundeskreis. In: : Goethe in Italien, hg. von Jörn Göres, Mainz 1986, S.42

[7] Ebd.

[8] J. W. v. Goethe. Italienische Reise. Eintrag vom 15. Noveber 1786

Ende der Leseprobe aus 13 Seiten

Details

Titel
Goethes "Italienische Reise"
Untertitel
Goethe in Rom
Hochschule
Universität Karlsruhe (TH)  (Institut für Literaturwissenschaft / NDL)
Veranstaltung
Interkulturelle Germanistik
Note
2,3
Autor
Jahr
2006
Seiten
13
Katalognummer
V115250
ISBN (eBook)
9783640166695
ISBN (Buch)
9783640166763
Dateigröße
398 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Goethes, Italienische, Reise, Interkulturelle, Germanistik
Arbeit zitieren
Bachelor of Arts Anna Sliwa (Autor:in), 2006, Goethes "Italienische Reise", München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/115250

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