Offener Sportunterricht. Methodische Umsetzung und Kritik


Seminararbeit, 2008

23 Seiten, Note: 1,5


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Problematisierung des offenen Sportunterrichts
1.1. Definition des offenen Unterrichts
1.2. Zielsetzung des offenen Unterrichts

2. Offener Unterricht
2.1. Merkmale des traditionellen Unterrichts
2.2. Merkmale des offenen Unterrichts
2.3. Rolle des Sportlehrer

3. Methodische Umsetzung des offenen Unterrichts
3.1. Realisierungsmöglichkeiten für offenen Unterricht
3.1.1. Gemeinsame Planung des Sportunterrichts
3.1.2. Verbesserung der Qualität der Interaktionsprozesse
3.1.3. Ergebnisoffenheit des Sportunterrichts
3.2. Elemente eines offenen Sportunterrichts
3.3. Erzieherische Situationen im offenen Sportunterricht
3.4. Umsetzungsbeispiel für den offenen Sportunterricht
3.5. Öffnungsdimensionen
3.5.1. Inhaltliche Öffnung
3.5.2. Soziale Öffnung
3.5.3. Organisatorische Öffnung
3.5.4. Methodische Öffnung

4. Kritik des offenen Unterrichts

5. Fazit und Ausblick

6. Literatur- und Quellenverzeichnis

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

1. Problematisierung des offenen Sportunterrichts

An den heutigen Schulen kennzeichnen Heterogenität und Vielfalt den Schulalltag und erfordern innovative Ideen. Alternativen zum traditionellen Sportunterricht rücken in das Blickfeld der Sportlehrer, um den gesellschaftlichen Anforderungen gerecht zu werden. Im Zuge der geforderten Qualitätsentwicklung kommen den neuen Unterrichtsformen immer höhere Stellenwerte zu. Offener Unterricht ist dabei eines, der immer wieder vorkommenden Schlagworte. Dazu zählen u.a. Gruppenarbeit, Projektarbeit und freie Arbeit. Synonym zum offenen Unterricht werden in der Literatur auch Begriffe wie problemorientierter, handlungsorientierter, schülerorientierter, prozessorientierter oder auch erziehender Unterricht genannt. Bisher werden diese neuen Unterrichtsformen jedoch nur zaghaft eingesetzt.

Dabei weckt der offene Sportunterricht gleichermaßen Hoffnungen und Abneigung. Hoffnungen, dass neue Unterrichtsformen schulische Langweile und schulischen Alltagsstress überwinden helfen, indem Schüler aktiver am Unterrichtsgeschehen teilnehmen, sodass sie insgesamt mehr Lernbereitschaft und Interesse entwickeln. Abneigung, weil man befürchtet, dass die pädagogischen Ansprüche in der Praxis nicht einlösbar sind und mit dem Postulat „Offenheit“, zugleich Beliebigkeit und Planlosigkeit miteinziehen (vgl. Frankfurter Arbeitsgruppe, 1994, S.9).

Unstrittig ist dabei, dass es den perfekten Unterricht und die ideale Lernmethode nicht gibt. Denn verschiedene Ziele erfordern verschiedene Verfahren und Methoden. Auf Grund ihrer emotionalen und motivalen Voraussetzungen sind die Wirkungen bei den Schülern sehr unterschiedlich.

Der Lehrende kann dabei lediglich die Ziele definieren, ob diese jedoch von den Schülern angenommen werden, bleibt abzuwarten. Letztendlich gestaltet sich der Lernprozess in hohem Maße vom Schüler selbst bestimmt und weit weniger, als bisher von Lehrerseite angenommen, fremdbestimmt (vgl. Lipinski, 2005, S.12.).

1.1. Definition des offenen Unterrichts

Der Begriff offener Unterricht ist zunächst ein Sammelbegriff für unterschiedliche methodische Praktiken. Diese sind nicht gänzlich neu und nicht klar von verwandten Ansätzen wie z.B. Freie Arbeit, offener Unterricht, entdeckender Unterricht und erfahrungsorientierter Unterricht u.a.m. abgrenzbar.

Eine Definition des offenen Unterrichts fällt sehr schwer. Von Johannes Bastian stammt die oft zitierte Aussage: „Offenen Unterricht zu fassen, ist schwerer als einen Pudding an die Wand zu nageln!“ (Gudjons, 2004, S.6). Dagegen beschreibt Ulf Gebken (2005, S.1) den offenen Unterricht folgendermaßen:

Definition:

Offener Unterricht ist durch die Selbst- und Mitbestimmung der Schüler bei der Auswahl von Inhalten, Arbeitsmitteln und Methoden geprägt. Die Lehrenden halten sich bei der Förderung selbstorganisierten Lernens zurück.

Mit Hilfe von selbstverantwortlichen Arbeitsformen wie Freie Arbeit, Stationenlernen, Wochenplan- und Projektarbeit stehen problemhaltige Aufgaben im Mittelpunkt des Unterrichts.

Die vorrangige Aufgabe des offenen Unterrichts besteht darin, Unterrichtssituationen zu arrangieren, die den Schülern Möglichkeiten bieten, selbst steuernd zu handeln. Das Sportverständnis verlangt eine erweiterte Perspektive hin zu offenen Bewegungsaufgaben und bedingt Veränderungen der Lehrerrolle (Dinold, 2003, S.2).

Wesentliche Merkmale für den handlungsbestimmten, offenen Unterr]icht sind selbständige Planung Durchführung und Bewertung mit dem Ziel, Handlungsorientierung zu erwerben (vgl. Gudjons, 2006, S.66).

Weitere Ziele werden nachfolgend aufgeführt.

1.2. Zielsetzung des offenen Unterrichts

Abweichendes Schülerverhalten und Desinteresse beruhen meist auf nicht schülergerecht aufgearbeitetem Unterricht, da die Schüler sich nicht als beteiligte Subjekte, sondern fremdbestimmte Objekte fühlen.

Um dies zu verhindern, müsste sich ein geschlossener, lehrerorientierter und inhaltszentrierter Sportunterricht öffnen und seinen Adressaten Möglichkeiten einer Beteiligung einräumen (vgl. Hildebrandt/Laging, 2002, S.221). Des Weiteren sollen die Schüler im offenen Sportunterricht verstärkt die Gelegenheit haben, sich im Unterrichtsgeschehen einzubringen. Bei der Mitbestimmung handelt es sich nicht nur, um eine bloße Auswahl von Inhalten, sondern auch um die Modifizierung sportlicher Inhalte unter schülerorientierten Zielen. Dadurch können die Schüler die Fähigkeit zur Selbstbedeutung und Selbstauslegung dieser Inhaltsformen entwickeln und Selbstständigkeit sowie Entscheidungsfähigkeit erwerben (vgl. Lipinski, 2005, S.13).

Im schülerorientierten offenen Sportunterricht lernen die Schüler neben der Selbstständigkeit, selbstverantwortlich und aktiv zu handeln. Zudem steht die Sozialisation der Schüler sowie ihre zwischenmenschliche Beziehung im Mittelpunkt.

„Maßgebliche Ziele sind z.B. die Ermöglichung vielfältiger Bewegungsaufgaben, die die Schüler zu Bewegungskreativität und zu entdeckendem Lernen anregen und befähigen. Außerdem sollen die Schüler Gelegenheit erhalten, ihre Interessen und Bedürfnisse in den Unterricht einfließen zu lassen“ (Kleindienst-Cachay/Scheidel, 1999, S.409) Zielsetzung nach Hildebrandt/Laging (2002, S.221) ist die „Befähigung von Schülern, innerhalb und außerhalb der Schule unter verschiedenen Handlungsintentionen mit sportlichen Inhalten so umgehen zu lernen, dass sie in der Lage sind, in aktuellen und zukünftigen Situationen allein oder zusammen mit anderen auf kritischer Art selbstständig selbst- und fremdbestimmt sportliche Situationen zu erstellen“. Kurz dargestellt: „Schüler sollen innerhalb sportbezogener Wirklichkeit mündig werden.“ Unter dem Leitziel der Mündigkeit und übergreifenden Handlungsfähigkeit werden primär individuell-kreative und soziale Ziele verfolgt (vgl. Kuhn, 1999, S.32).

Es genügt nicht, Sport und Spiel, Arbeit und Handbeschäftigung in die Schule hineinzubringen; sondern es kommt darauf an, in welcher Weise sie betrieben werden. Es reicht nicht mehr aus, nur den Sportunterricht anzubieten, sondern es muss zusätzlich Aufgabe der Schule werden, eine Umgebung zu schaffen, in der Spiel und Arbeit so durchgeführt werden, dass sie das geistige Wachstum begünstigen (vgl. Dewey, 1964, S.257). Ziel dieser offenen Unterrichtsgestaltung ist es, die Schüler zu problemorientiertem Denken zu erziehen, sodass sie gleichzeitig notwendige Beobachtungen anstellen und eine eigene Lösungsstrategie entwickeln können. Diese Lösungsstrategien sollen durch praktische Anwendung erprobt werden, sodass die Schüler ihren Sinn begreifen. (vgl. Dewey, 1964, S.218).

Ebenso wird die Zielebene des offenen Unterrichts durch freie Gestaltung von Bewegung, Originalität und Primärerfahrungen bestimmt.

2. Offener Unterricht

An den Sportunterricht werden immer wieder neue Erwartungen, Aufgaben und Funktionen herangetragen. So rückt auch die Diskussion um den offenen Sportunterricht verstärkt in den Blick der Gesellschaft. Zum besseren Vergleich und der leichteren Differenzierung werden zunächst typische Eigenschaften des traditionellen lehrerzentrierten-geschlossenen Unterrichts erläutert.

2.1. Merkmale des traditionellen Unterrichts

Im traditionellen, lehrerzentrierten Sportunterricht laufen Unterrichtsanfang und -ablauf, Verhaltensformen von Lehrern und Schülern sowie die Darbietung der Inhalte nach ganz bestimmten Spielregeln ab. Dabei scheint das Rollenverständnis klar definiert zu sein. Insofern entscheiden die Lehrer über den gesamten Unterrichtsablauf und reagieren mit Freude, wenn die Schüler plangemäß die Instruktionen des Lehrers ausführen. Tun sie dies nicht, äußert der Lehrer seinen Unmut über den Unterrichtsverlauf. Die Schüler erhalten bei dieser Unterrichtsform nur selten Gelegenheit, mit zu bestimmen, den Lehrer zu kritisieren oder sich kommunikativ einzubringen. Die unterrichtliche Kommunikation wird stark vom Lehrer dominiert und engt damit den Handlungs- und Entscheidungsspielraum der Schüler ein. Begründet wird dies, durch den fehlenden Überblick und durch ungenügende Kompetenzen der Schüler, die sie erst in dem eigentlichen Unterricht erfahren sollen (vgl. Martin, 2000, S.25). In folgender Abbildung werden die wesentlichen Merkmale des offenen Sportunterrichts dargestellt:

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 1: Merkmale des geschlossenen Sportunterrichts

Quelle: Martin, 2000, S.26

Beim traditionellen Unterricht werden besonders die fehlende Schülerorientierung sowie die Befähigung zur Mündigkeit, Mit- und Selbstentscheidung kritisiert. Diese Kritik soll eine Umorientierung des lehrerzentrierten- geschlossenen Unterrichts zu einem zunehmend offeneren Unterricht bewirken (vgl. Martin, 2000, S.27).

2.2. Merkmale des offenen Unterrichts

Offener Sportunterricht ist in ganz entscheidender Form von der Selbstständigkeit und Selbsttätigkeit der Schüler abhängig. Die Schüler sollen neben der Auswahl von vorgestellten Materialien und Arbeitsmitteln, auch bei der Entscheidung über notwendige Sicherheitsvorkehrungen mitbestimmen. Denn das Lernen geschieht durch Handeln. Die Schüler planen, realisieren und werten gemeinsam aus, sammeln dabei Erfahrungen und sichern ihre Lernergebnisse. Bei optimalem Prozessverlauf haben die Lernenden ein Interesse an den Wirkungen und freuen oder ärgern sich über die Ergebnissen: Infolgedessen zeigen die Schüler bei der Mitarbeit vollen Einsatz und bringen sich als „ganze“ Person in den Unterrichtsverlauf mit ein. (vgl. Lange, 2003, S.5). Bei dem Versuch wesentliche Merkmale des offenen Unterrichts aufzuführen, werden folgende Kriterien in der Literatur aufgeführt.

Döhring (2004, S.318) hat folgende Kernelemente des offenen Unterrichts bezüglich diverser Literaturquellen zusammengefasst:

1. Ein regelmäßiges Plenum mit allen Schülerinnen und Schülern der Lerngruppe (Stuhlkreis, Morgenkreis), in dem eine Verständigung aller Beteiligten stattfindet und in dem Regeln des Zusammenlebens festgesetzt, begründet und verändert werden
2. Typische Arbeits-, Organisations- und Sozialformen wie Wochenplanarbeit, Stationsarbeit, Projekte, freie Arbeit, usw
3. Bestimmte materialbezogene Arbeiten (Lesezeit, freie Arbeit mit vorgegebenen Materialien) sowie Eigenproduktion der Schülerinnen und Schüler
4. Die Öffnung von Zeit-, Raum- und Sozialnormen

Unter Berücksichtigung dieser Elemente werden in folgender Abbildung die beiden oben beschriebenen Unterrichtsformen gegenübergestellt.

[...]

Ende der Leseprobe aus 23 Seiten

Details

Titel
Offener Sportunterricht. Methodische Umsetzung und Kritik
Hochschule
Universität Karlsruhe (TH)  (Institut für Sport und Sportwissenschaft)
Veranstaltung
Sportpädagogik
Note
1,5
Autor
Jahr
2008
Seiten
23
Katalognummer
V115223
ISBN (eBook)
9783640169238
ISBN (Buch)
9783640172085
Dateigröße
914 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Offener, Sportunterricht, Methodische, Umsetzung, Kritik, Sportpädagogik
Arbeit zitieren
Dipl.Ing. Jörg Leistenschneider (Autor:in), 2008, Offener Sportunterricht. Methodische Umsetzung und Kritik, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/115223

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