Paul Gerhardt: Liederdichter der nachreformatorischen Zeit


Essay, 2007

14 Seiten, Note: 1,3


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

Vorwort

1. Kindheit und Jugend

2. Studium

3. Die Lieder Paul Gerhardts
3.1. „Befiehl du deine Wege“ (EG 361)

4. Mittenwalde 1651-1656

5. Berlin 1657-1668

6. Lübben 1669-1676

7. Didaktische Überlegungen

Literaturverzeichnis

Anhang 1: Lieder von Paul Gerhardt im Evangelischen Gesangbuch

Anhang 2: „Befiehl du deine Wege“ (EG 361)

Vorwort

Paul Gerhardt ist wohl einer der bekanntesten Liederdichter der nachreformatorischen Zeit. Seine Lieder haben sich bis heute erhalten. Von den ca. 120 Liedern, die er schrieb, sind nur noch wenige im evangelischen Gesangbuch erhalten. Es waren ursprünglich barocke Gedichte, die erst mit den Melodien des Kantors der St. Nikolaikirche Berlin, Johann Crüger, zu Liedern wurden.

1. Kindheit und Jugend

Paul Gerhardt wurde am 12. März 1607 in Gräfenhainichen, eine kleine Stadt mit damals 1000 Einwohnern, die zu Sachsen gehörte, geboren. Er war der Sohn von Christian und Dorothea und wurde als Zweitgeborener nach seinem Großvater Paul benannt. Sein ein Jahr älterer Bruder wurde nach seinem Vater Christian benannt. Des Weiteren hatte er zwei Schwestern, Anna und Agnes. Die Pauls waren eine angesehene Familie und zählten daher zu der Oberschicht in Gräfenhainichen. Wahrscheinlich kam Paul Gerhardt von klein auf in Berührung mit geistlichen Liedern und Texten, denn seit Luther spielte der Gemeindegesang eine große Rolle. Sein Schulunterricht bestand aus den Grundfertigkeiten wie Lesen und Schreiben, Latein- und Religionsunterricht, sowie Musik, die als hohes Bildungsgut galt. Im Jahre 1619 starb sein Vater, 1621 seine Mutter, so dass er mit 14 Jahren Vollwaise war.[1]

Mit 15 Jahren, im Jahr 1622, besuchte er genau wie sein Bruder Christian die Fürstenschule Grimma, die bereits 1550 im ehemaligen Klostergebäude der Augustiner-Eremiten gegründet wurde. Diese Schule, die eine humanistische Bildungstradition pflegte, bereitete ihn für das Studium vor. In dieser Schule, die aus ca. 100 Schülern und 4 Lehrern bestand, wurde mit viel Konzentration in Abgeschiedenheit und mit wenig Freizeit gelernt. Maßgebliches Lernmaterial war damals das „Compendium“ von Leonhard Hutter, das als „Fundament für das Leben und ein Gerüst für den Glauben“[2] galt. Der Unterricht fand in der Sprache der Gelehrten – in Latein – statt. Lateinische Texte bildeten u. a. die Grundlage für Gerhardts Lieder. Obwohl 1626 in Grimma die Pest ausbrach, blieb Paul Gerhardt an der Schule und legte schließlich ein Jahr später seine Abschlussprüfung ab.[3]

2. Studium

Am 2. Januar 1628 wurde er an der Universität Wittenberg immatrikuliert. Wittenberg galt seit dem Thesenanschlags Luthers im Jahre 1517 als Zentrum der reformatorischen Lehre. Nach Luthers Tod herrschte Uneinigkeit über seine Lehre, was dazu führte, dass im Jahre 1580 das lang ersehnte Konkordienbuch – eine Einigung angesehener Theologen über Luthers Lehre – erschien, das den damaligen Studenten als Grundlage diente. Im Jahr 1637 verstarb sein Bruder Christian, wahrscheinlich an der Pest, die auch Wittenberg erreichte. Um 1634 zog Paul Gerhardt in das Haus des Pfarrers und Archidiakons August Fleischhauer. Dort bekam er eine Anstellung als Hauslehrer und unterrichte Fleischhauers Kinder. Er blieb bis 1642 in Wittenberg.

Nachweislichen Einfluss auf Gerhardts Lieder hatten die Predigten des Theologen Paul Röbers, der seit 1927 in Wittenberg lehrte. In Wittenberg erhielt Gerhardt die Grundlagen für seine Lieder: die orthodoxe Theologie und der lebendige Glaube. „Ohne Zweifel bildet die lutherische Orthodoxie die Grundlage für sein dichterisches Schaffen, man kann seine Gedichte als künstlerische Ausformung dieser Theologie verstehen.“[4]

Neben Sprachen, philosophischer und theologischer Wissenschaft, studierte Gerhardt wahrscheinlich auch Rhetorik und Dichtkunst bei Augustus Buchner, der bis 1661 in Wittenberg lehrte. Für einen Gebildeten war es damals üblich, diese Disziplinen zu beherrschen. Maßgeblich dafür war das „Buch der Deutschen Poeterey“ von Martin Opitz. Buchner und Opitz hatten daher ebenfalls großen Einfluss auf die Dichtkunst von Paul Gerhardt.

1642 kam Gerhardt nach Berlin, die Hauptstadt des Kurfürstentums Brandenburg, ins Haus des Kammergerichtsadvokaten Andreas Berthold, der zwei Töchter hatte. Dort blieb er neun Jahre lang und bewegte sich in der höchsten bürgerlichen Schicht. In dieser Zeit schrieb er einige seiner wichtigsten Lieder, was ihm zu einem hohen Bekanntheitsgrad in Berlin verhalf.

3. Die Lieder Paul Gerhardts

Durch den 30jährigen Krieg spielte die Musik außerhalb der Kirche kaum eine Rolle. Allerdings traf Gerhardt auf den Kantor der St. Nikolaikirche Johann Crüger (1598-1663). Crüger schrieb viele Kirchenmelodien, von denen heute noch 16 im Evangelischen Gesangbuch zu finden sind. Seine Melodien stehen im Dur-Moll-System, im Stil des Genfer Psalters, und lösten die alten Kirchentonarten ab. 1647 veröffentlichte er die Liedersammlung „Praxis Pietatis Melica“, in welcher 18 Lieder von Paul Gerhardt enthalten waren. Diese 18 Lieder, u. a. „Wach auf, mein Herz und singe“ (EG 446), „Nun ruhen alle Wälder“ (EG 477), „Auf, auf, mein Herz mit Freuden“ (EG 112), „Nun danket all und bringet Ehr“ (EG 322) und „Nicht so traurig, nicht so sehr“, „entstanden vor dem Ende des Dreißigjährigen Krieges. Ihre Thematik ist das menschliche Leid, das durch die Kriegsereignisse verursacht wurde.“[5]

Die Auflage von 1661 enthielt 95 Lieder von Paul Gerhardt, unter denen sich auch u. a. die schon 1653 erschienen Lieder „Wie soll ich dich empfangen“ (EG 11), „Fröhlich soll mein Herze springen“ (EG 36), „Nun laßt uns gehn und treten“ (EG 58), „Ich singe dir mit Herz und Mund“ (EG 324) und „Geh aus, mein Herz, und suche Freud“ (EG 503) befanden.[6] Die „praxis pietatis melica“ erschien noch bis zum Jahr 1736. Gerhardts Lieder erschienen außerdem weit über die Grenzen Brandenburgs hinaus, in Frankfurt, Rostock, Hannover, Lüneburg und sogar in der Schweiz.[7]

Am 23. Februar 1662 starb Johann Crüger im Alter von 64 Jahren. Er trug maßgeblich dazu bei, dass Gerhardts Lieder bekannt wurden. Dessen Nachfolge erlangte Johann Georg Ebeling, der ebenfalls 120 Lieder von Gerhardt vertonte. Er komponierte jedoch nicht im Stil des Genfer Psalters, sondern im Stil der modern werdenden italienischen Solo-Arie. Bis zum heutigen Tage haben sich allerdings nur 4 Melodien durchgesetzt. Dies liegt sicherlich auch daran, dass die meisten Lieder schon durch die Melodien Crügers bekannt und fest in den Gemeinden verankert waren. Ebeling gab 1666/67 die Liedsammlung „Paul Gerhardt – Geistliche Andachten“ heraus, die umfassendste Liedsammlung Gerhardts mit 120 Liedern. Auch sie wurde mehrfach aufgelegt und bekam 1671 den Titel „Evangelischer Lustgarten Herrn Pauli Gerhardts“. Sie erhielt sogar Anerkennung und Bestätigung rechter Lehre von der theologischen Fakultät Greifswald im Jahre 1669.[8]

Paul Gerhardts Lieder wurden größtenteils bereits zu seinen Lebzeiten gesungen. Leider ist kein Wort von Paul Gerhardt über oder zu seinen Liedern bekannt. Mit seinen Liedern half er den Menschen, mit Leid und Elend, die der Krieg verursachte umzugehen. Nicht Verzweiflung und Hass, sondern Dank an Gott, Hoffnung und Liebe werden ausgedrückt.[9]

„Die Lieder von Paul Gerhardt wollten zum größten Teil Anwendung der Bibel sein. Er wollte den Menschen seiner Zeit wieder Mut und Hoffnung zu einer vertieften kirchlichen und lebendigen persönlichen Frömmigkeit machen, indem er in seinen Liedern den gekreuzigten und auferstandenen Jesus Christus bezeugt.“[10]

Das Evangelische Gesangbuch enthält heute 26 Lieder, deren Texte von Paul Gerhardt stammen (siehe Anhang 1).

[...]


[1] Vgl. Rödding, Gerhard: Warum sollt ich mich denn grämen. Paul Gerhardt – Leben und Dichten in dunkler Zeit. Neukirchen-Vluyn, 2006, S. 20 f.

[2] Rödding, G.: Warum sollt ich mich denn grämen, S. 29

[3] Vgl. Rödding, G.: Warum sollt ich mich denn grämen, S. 31 f.

[4] Rödding, G.: Warum sollt ich mich denn grämen, S. 46

[5] Beeskow, H.-J.: Art. »Geh aus, mein Herz, und suche Freud ...« Die Lieder von Paul Gerhardt, in: Berlinische Monatsschrift, Heft 7/1997, S. 16

[6] Vgl. Rödding, G.: Warum sollt ich mich denn grämen, S. 75

[7] Vgl. Rödding, G.: Warum sollt ich mich denn grämen, S. 197

[8] Vgl. Rödding, G.: Warum sollt ich mich denn grämen, S. 204 f.

[9] Vgl. Beeskow, H.-J.: Art. »Geh aus, mein Herz, und suche Freud ...«, S. 19

[10] Beeskow, H.-J.: Art. »Geh aus, mein Herz, und suche Freud ...«, S. 20

Ende der Leseprobe aus 14 Seiten

Details

Titel
Paul Gerhardt: Liederdichter der nachreformatorischen Zeit
Hochschule
Universität Paderborn
Veranstaltung
Kirchengeschichte
Note
1,3
Autor
Jahr
2007
Seiten
14
Katalognummer
V115162
ISBN (eBook)
9783640167128
ISBN (Buch)
9783640167289
Dateigröße
498 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Paul, Gerhardt, Liederdichter, Zeit, Kirchengeschichte
Arbeit zitieren
Stefan Jost (Autor:in), 2007, Paul Gerhardt: Liederdichter der nachreformatorischen Zeit, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/115162

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