Die Professionalisierung des Sports an amerikanischen Universitäten und Colleges


Trabajo, 2007

26 Páginas, Calificación: 2,3


Extracto


1. Einleitung

Diese Arbeit thematisiert die Entwicklung des Sports an amerikanischen Universitäten und Colleges vom Amateursport bis hin zu einem professionell organisierten Sport. Bereits in der frühen Phase des Collegesports nach dem amerikanischen Bürgerkrieg lassen sich die ersten ernsthaften Bestrebungen erkennen, ein möglichst siegreiches und dauerhaft erfolgreiches Team aufzustellen. Um Erfolg zu haben war es jedoch nötig sich vom reinen Amateursport zu trennen und professionelle Wege einzuschlagen.[1]

Obwohl die Mitglieder eines Universitäts – oder Collegeteams in der heutigen Zeit für ihre sportlichen Leistungen nicht bezahlt werden, kann man trotzdem den Bereich des Collegesports als Profisport bezeichnen. Zur Professionalisierung des Sports an Universitäten und Colleges gehören so wichtige Merkmale wie die Einstellung von bezahlten Proficoachs, die Rekrutierung von Teammitgliedern, die Erstellung professioneller Trainingspläne, der Bau von großen, enorme Zuschauermengen fassenden Stadien und Sporthallen, die finanzielle Unterstützung der Teams durch Sponsoren und ehemalige Studenten, sowie die Gründung von Dachorganisationen wie der National College Athletic Assosiation. Nahezu jedes College oder jede Universität kann im Verlauf ihrer jeweiligen Geschichte auf die Existenz von Sportmannschaften verweisen. Die meisten höheren Bildungseinrichtungen verfügen bis heute über diverse Sportteams, die sich an Meisterschaften, Turnieren oder einzelnen Wettbewerben beteiligen. Universitäten wie Harvard, Yale oder Princeton können im sportlichen Bereich auf eine über hundertjährige Tradition zurückblicken.[2]

Von erheblicher Bedeutung für die Entwicklung des Collegesports war die Erkenntnis, daß sich sportliche Erfolge positiv auf das Image einer Universität oder eines Colleges auswirken konnten. In diesem Zusammenhang ist auch das verstärkte Bemühen zahlreicher Bildungs– institutionen zu sehen, ein erfolgreiches Team in einer oder mehrerer der populären Sportarten aufzubauen. Hierbei wurde allzu gerne über bestimmte Regeln, wie zum Beispiel die nötige Qualifikation zu einem Studiengang, hinweg gesehen. Auch die gerade am Anfang der Entwicklung zum Profisport stehende Rekrutierung und Bezahlung von Sportlern die pro Saison von Team zu Team, also auch von der einen Universität zur nächsten wechselten, muß als ein weiterer Schritt in Richtung Profitum betrachtet werden. In der Regel erhielten die Studenten als Gegenleistung für ihren sportlichen Einsatz vergünstigte Studienbedingungen.

Unter dem Gesichtspunkt der Professionalisierung des Sports werden in dieser Arbeit im Fol-genden schwerpunktmäßig Geschichte, Entwicklung, Bedeutung und die heutige Situation am

Beispiel der beiden populärsten Collegesportarten Football und Baseball behandelt. Hier handelt es sich um eben die Sportarten, welche durch entsprechende Zuschauerzahlen und Medienpräsenz im Verlauf ihrer Geschichte bis heute das größte öffentliche Interesse erregen. Aufgrund der Vielzahl von Sportdisziplinen, die an Universitäten und Colleges betrieben wurden und werden, erscheint eine Einschränkung auf die oben genannten Sportarten im Hinblick auf die Übersichtlichkeit dieser Arbeit als sinnvoll. Die Bedeutung von Bootsrennen oder Laufwettbewerben in der frühen Phase des Sports, so wie die Einführung von neuen Wintersportarten wie Eishockey und Basketball kann jedoch im Bezug auf dessen Geschichte nicht völlig außer Acht gelassen werden. Die Professionalisierung des Sports betraf im Verlauf der Geschichte überwiegend den Männersport, der daher im Blick- punkt dieser Arbeit steht. Die sportlichen Aktivitäten von Studentinnen und die Möglichkeiten die der Sport auch Minderheiten bietet sollen jedoch nicht völlig übergangen werden und finden in den jeweiligen Kapiteln ihre Berücksichtigung

2. Die Anfänge des Sports an amerikanischen Universitäten und Colleges

Als erster bedeutender sportlicher Wettkampf zwischen zwei Universitäten läßt sich das Ruderbootrennen zwischen Yale und Harvard im August 1852 bezeichnen. Obwohl während der Entwicklung des Collegesports in relativ kurzer Zeit etliche weitere Sportarten entstanden, blieb Rudern ein wichtiger traditioneller Wettbewerb. Folgende Sportarten waren im Verlauf der Geschichte des Sports an Universitäten und Colleges sehr populär und werden zum größten Teil auch heute noch betrieben: Rudern, Track and Field, Baseball, Football, Rugby, Fußball, Tennis, Cricket, Lacrosse, Basketball, Eishockey, Feldhockey, und, in den letzten Jahren dazugekommen, vereinzelt auch Golf. Diese Aufzählung ist nicht vollständig, berücksichtigt aber die populärsten Sportarten. Football und Baseball wurden bereits sehr früh professionell betrieben.

Schon vor dem amerikanischen Bürgerkrieg begannen einige Studenten an den unter- schiedlichen Universitäten wie zum Beispiel Harvard und Yale mit sportlichen Aktivitäten als Ausgleich und zur Ergänzung des normalen Studienablaufs und Studentenlebens. Sport diente hier als Befreiung von den strengen Regeln, denen die Studenten durch den Stundenplan und dem strengen Regiment des Lehrkörpers unterwarfen waren.[3] In den Jahrzehnten zwischen dem amerikanischen Bürgerkrieg und dem ersten Weltkrieg entwickelten sich die Wettkämpfe zwischen den Universitäten oder Colleges zu einer sehr beliebten neuen Freizeitbeschäftigung für Studenten außerhalb des Stundenplans. „In this new era, strenuous extracurricular activi-

ties, by way of clubs, fraternities, intercollegeiate athletics, and publications, took the place in student hearts once held by literary societies and oratorical exhibitions“[4]

Neben dem traditionellen Rudern wurden Baseball, Track and Field, Football, Cricket oder Fußball auf irgendeinem freien Gelände auf dem Campus gespielt. Allerdings unterschieden sich die Regeln dieser Sportarten je nach Universität oder College zum Teil erheblich voneinander und sind in vielen Bereichen mit den heutigen Regeln und der heutigen Spielform dieser Sportarten nicht vergleichbar.[5] So konnte man unter Football zum einen eher

das englische Rugby, oder eben ein dem heutigen Fußball ähnliches Spiel verstehen. Rudern und Baseball entwickelten sich in den Jahren nach dem Bürgerkrieg zunächst zu den beliebtesten Sportarten. Das erste Baseballspiel auf Collegesport Ebene wurde im Juni 1859 zwischen Amherst und Williams ausgetragen. Während des amerikanischen Bürgerkriegs wurde Baseball von den Soldaten beider Seiten gespielt, das dadurch einen enormen Entwick- lungsschub erfuhr. Obwohl es noch keine übergeordnete Ligaorganisation gab, wurden an zahlreichen Universitäten und Colleges, wie zum Beispiel in Harvard, Princeton, Yale oder der University of Virginia, Baseballteams gegründet und entsprechende Spielpläne für Begegnungen mit anderen Teams erstellt.[6] Baseball blieb bis zur Jahrhundertwende die dominierende Sportart im Collegesport, ehe es durch Football abgelöst wurde.[7]

In Großbritannien blieb der Sport an Universitäten im Gegensatz zu der Entwicklung in den USA auf einem reinen Amateurlevel stehen. Des Weiteren waren die sportlichen Aktivitäten auf Wettkämpfe zwischen Oxford und Cambridge beschränkt. Auch dies stand im Gegensatz zu der Situation in den USA, wo sich die Wettkämpfe zwischen den einzelnen Colleges und Universitäten allmählich im ganzen Land ausbreiteten und nicht auf einige Institutionen im Osten beschränkt blieben.[8]

Football hatte bis zu seiner Etablierung als Hauptsportart eine Reihe von Veränderungen und Krisen zu überstehen. Uneinheitliche Regeln und Spielsysteme, die Football zu einem brutalen, zahlreiche Verletzte und auch einige Tote fordernden Sport machten, sorgten für eine zeitweilige Verbannung desselben aus dem Collegesport Bereich. Erst eine Regelreform, das Verbot bestimmter Spielzüge und die Einführung erster, sehr einfacher Schutzausrüstung- en für die Spieler, machten Football wieder zu einer beliebten und akzeptierten Sportart. Nun wurde Football auch wieder von den Universitätspräsidenten, also von offizieller Seite unter-

stüzt und gefördert.[9] Mit der Gründung der National College Athletic Assosiation (NCAA) 1906 wurde der nächste konsequente Schritt in Richtung vereinheitlichter Regeln und Durchführungsbestimmungen von Footballspielen auf nationaler Ebene vollzogen.[10]

Wettkämpfe zwischen Universitäten oder Colleges waren erst durch die Schaffung eines vernünftigen und leistungsfähigen Transportsystems in den USA möglich geworden. Die Teams nutzten für ihre Reise zu einem Spiel das, mittlerweile relativ gut ausgebaute, Netz der amerikanischen Eisenbahnlinien.[11] Ein Fahrt mit dem Zug war allerdings kostspielig. Oftmals mußten sich die Teammitglieder Geld leihen um den Fahrpreis aufzubringen.[12]

Zunächst übten die Studenten die Kontrolle über den Sport aus. Regelvereinbarung mit dem jeweiligen Gegnern, Trainingspläne, die Terminierung von Spielen gegen andere Teams, die Finanzierung des eigenen Teams, so wie die Rekrutierung von Teammitgliedern lagen in der Hand der Studenten, die den Sport auch ausübten.[13] Hierzu gehörte auch die Erhebung von Eintrittsgeldern bei Heimspielen und deren Verwaltung. In dieser frühen, eher konfusen Phase des Sports an Universitäten von der Mitte bis zum Ende des 19. Jahrhunderts wurde der Sport von männlichen Studenten ausgeübt. Allerdings wurden die Teams von zuschauenden Frauen angefeuert und unterstützt.[14] Den Teams mangelte es jedoch an einheitlicher Sportkleidung. Es fehlten auch klar erkennbare Symbole wie Teamnamen oder Teamfarben. Ohne solche äußeren Erkennungsmerkmale war eine Identifikation mit einem Team nach außen für die Kommilitonen kaum möglich. Dies war ein Zustand der jedoch nicht allzu lange anhalten sollte, wie das Beispiel der University of Kentucky zeigt: Hier einigte man sich bereits 1892 auf die heute noch getragenen Teamfarben Blau und Weiß.[15] Den Namen „Wildcats“ erhielt das Team aufgrund kämpferischer Leistungen nach einer erfolgreichen Saison 1909. Die späteren nächtlichen Siegesparaden der „Wildcats“ Anhänger sollten legendär werden: „An even greater sensation followed when UK defeated Illinois. That night, hundreds of students attired in nightshirts paraded through downtown Lexington.“[16]

Erfolge gegen andere Universitäten oder Colleges gewannen immer mehr an Bedeutung. Ein Sieg wurde ausgiebig auf dem Campus gefeiert, die Sportler genossen ein immer größer wer-

dendes Ansehen. Sport außerhalb des Stundenplans und der sportliche Wettbewerb mit anderen Teams wurde stetig populärer. Auch das Zuschauerinteresse stieg, vor allem bei prestigeträchtigen Duellen zwischen traditionell rivalisierenden Universitäten. Studenten und Studentinnen konnten sich nun mit der eigenen Mannschaft gut identifizieren.[17] Auf dem Campus wurde Sport zum Gesprächsthema. „Athletics were involving non-athletics more and more so that discussions on the college campus were often centered around the basebll „nine“, the football „eleven“, or the crew „eight“[18]

Unterstützung in finanzieller Art fanden die Sport treibenden Studenten bei ehemaligen Studenten einer Universität, die sich gerne ein möglichst siegreiches Spiel ihrer alten Universität ansahen.[19] Schon bald erkannten Lehrkörper und Universitätspräsidenten die möglichen positiven Auswirkungen eines erfolgreichen Teams auf das Image ihrer Bildungs- institution. Ein positives Image, getragen von einem erfolgreichen Team, konnte zu einer finanziellen Förderung einer Universität oder eines Colleges durch private Gönner führen. Durch sportliche Erfolge wurde zudem über Zeitungsberichte der Bekanntheitsgrad deutlich gesteigert.[20]

Im Winter wurde eine weitere Sportart benötigt. Die Rolle einer neuen sportlichen Attraktion in den Wintermonaten übernahmen Basketball und Eishockey. Letzteres erlangte in Kanada und dem Norden der USA die höchste Popularität.[21] Neben den vereinzelt unmittelbar in den Jahren nach dem amerikanischen Bürgerkrieg gegründeten Frauenbaseballteams an reinen Frauencolleges wurde Basketball zur zunächst wichtigsten Sportart für Frauen.[22] Für die Studentinnen war der Männersport Baseball eine Alternative zu den vorgeschriebenen körperlichen Aktivitäten wie Reiten oder Schwimmen.[23] Da viele Studentinnen nur für kurze Zeit ein College besuchten und dieses oftmals ohne Abschluß verließen, mangelte es den Baseballteams ständig an Mitgliedern. Daher existierten diese meist nur für eine Saison.[24] Sowohl an gemischten als auch an ausschließlich für Frauen eingerichteten Colleges waren Frauen seit der Jahrhundertwende an den so genannten „Intercollegiate Athletic Competions“ beteiligt.

[...]


[1]. Smith, Ronald A., Sports and Freedom The Rise of Big-Time College Athletics, Oxford University Press, New York & Oxford, 1988, S. xi.

[2]. Ebd., S. viii.

[3]. Smith, The Rise of Big-Time College Athletics, S. x.

[4]. Brubacher, John S. & Rudy, Willis, Higher Education in Transition A History of American Colleges and Universities, Fourth Edition, Transaction Publishers, New Brunswick & London, 2006, S.120

[5]. Ebd., S. 131

[6]. Smith, The Rise of Big-Time College Athletics, S. 55 f.

[7]. Ebd., S. 58.

[8]. Ebd., S xi.

[9]. Smith, The Rise of Big-Time College Athletics, S. 89.ff.

[10]. Ebd., S. 202.

[11]. Lucas, John A. & Smith, Ronald A., Saga of American Sport, London, 1978, S. 196.

[12]. Stanley, Gregory Kent, Before Big Blue Sports at the University of Kentucky 1880-1940, The University Press of Kentucky, Lexington, 1996, S. 18.

[13]. Smith, The Rise of Big-Time College Athletics S. 119.

[14]. Lester, Robin, D., „The Rise of the Spectator, the Coach, and the Player at the University of Chicago, 1895- 1905“, in: Major Problems in American Sport History, Documents and Essays, Hrsg. Steven A. Riess, Boston, 1997, S.129.

[15]. Stanley, Before Big Blue Sports at the University of Kentucky 1880-1940, S. 8.

[16]. Ebd., S. 48.

[17]. Lucas & Smith, Saga of American Sport, S. 216.

[18]. Ebd., S. 216.

[19]. Brubacher & Rudy, Higher Education in Transition, S.132.

[20]. Lucas & Smith, Saga of American Sport, S. 218.

[21]. Ebd., S. 204.

[22]. Shattuck, Debra A., „Bats, Balls and Books: Baseball and Higher Education for Women at Three Eastern Women´s Colleges, 1866-1891“, in: Journal of Sports History, Volume 19, No.2, (1992), S. 99.

[23]. Ebd., S. 98.

[24]. Ebd.; S. 99.

Final del extracto de 26 páginas

Detalles

Título
Die Professionalisierung des Sports an amerikanischen Universitäten und Colleges
Universidad
University of Cologne  (Historisches Seminar)
Curso
Hauptseminar Bildung und Universitäten in den USA und Grossbritanien
Calificación
2,3
Autor
Año
2007
Páginas
26
No. de catálogo
V114882
ISBN (Ebook)
9783640162505
ISBN (Libro)
9783640164103
Tamaño de fichero
430 KB
Idioma
Alemán
Palabras clave
Professionalisierung, Sports, Universitäten, Colleges, Hauptseminar, Bildung, Universitäten, Grossbritanien
Citar trabajo
Andreas Plug (Autor), 2007, Die Professionalisierung des Sports an amerikanischen Universitäten und Colleges, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/114882

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