Exegetische Überlegungen zu dem Gleichnis vom Senfkorn und vom Sauerteig


Hausarbeit, 2008

21 Seiten, Note: 1,0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

Matthäus 13,31-35

1. Einleitung
1.1 Wirkungsgeschichte
1.2 Abgrenzung der Perikope

2. Sprachlich-sachliche Analyse
2.1 Textlinguistische Fragestellungen
2.2 Sozialgeschichtliche und historische Fragen, Realien

3. Frage nach der Aussageabsicht
3.1Formkritik
3.2 Pragmatische Analysen

4. Kontextuelle Analyse
4.1 Traditionsgeschichte
4.2 Religionsgeschichtlicher Vergleich
4.3 Synoptischer Vergleich zum Senfkorn

5. Kompositionskritik und Redaktionskritik

6, Ergebnis, Fazit

7. Literaturangabe

Matthäus 13,31-35

Gleichnis vom Senfkorn und Sauerteig

31 Ein anderes Gleichnis legte er ihnen vor und sprach: Das Reich der Himmel ist gleich einem Senfkorn, welches ein Mensch nahm und auf seinen Acker säte;

32 das zwar kleiner ist als alle Samen, wenn es aber gewachsen ist, so ist es größer als die Kräuter und wird ein Baum, so daß die Vögel des Himmels kommen und sich niederlassen in seinen Zweigen. Auf den hohen Berg Israels werde ich ihn pflanzen; und er wird Zweige treiben und Frucht tragen und zu einer herrlichen Zeder werden; und unter ihr werden alle Vögel wohnen, alles Geflügelte: Im Schatten ihrer Zweige werden sie wohnen.“

33 Ein anderes Gleichnis redete er zu ihnen: Das Reich der Himmel ist gleich einem Sauerteig, welchen ein Weib nahm und unter drei Maß Mehl verbarg, bis es ganz durchsäuert war. Und wiederum sprach er: Wem soll ich das Reich Gottes vergleichen?

34 Dies alles redete Jesus in Gleichnissen zu den Volksmengen, und ohne Gleichnis redete er nicht zu ihnen, Und in vielen solchen Gleichnissen redete er zu ihnen das Wort, wie sie es zu hören vermochten.

35 damit erfüllt würde, was durch den Propheten geredet ist, welcher spricht: "Ich werde meinen Mund auftun in Gleichnissen; ich werde aussprechen, was von Grundlegung der Welt an verborgen war.“

1. Einleitung

In der folgenden Hausarbeit "Exegetische Überlegungen zu der Gleichung vom Senfkorn und Sauerteig", welche ich zur Einübung der Analyse und Auslegung neutestamentlicher Texte anhand eines Matthäustextes bearbeite, werde ich zunächst meine Vorkenntnisse darstellen. Der vorliegende Text von dem Senfkorn und dem Sauerteig in Mt 13,31-35 ist wahrscheinlich eine der bekanntesten Passagen des Neuen Testaments. Sie wird zwar häufig verwendet, dennoch fehlt meist das tiefere Verständnis dieses Textes, um ihn richtig zu interpretieren. Deshalb erhoffe ich mir mit Hilfe dieser Ausarbeitung diese besser und tief greifender verstehen zu können.

Die Gleichnisse handeln vom Reich der Himmel als Gesamtheit und nicht nur von einzelnen Menschen. Besonders interessant fand ich beim ersten Lesen, dass der Mensch im dem Gleichnis des Senfkorns nur die Tätigkeit des Säens übernimmt. Das Reich des Himmels beginnt somit symbolisch, unscheinbar in einem kleinen, nicht überdurchschnittlichen Senfkorn. Von der folgenden Ausarbeitung erhoffe ich mir diese Bedeutung und viele weitere von Mt 13,31-35 besser kennen zu lernen.

Hierfür werde ich diese Perikope beschreiben und deren wissenschaftliche und praktische Bedeutung, wie auch deren Deutungen erläutern. Dazu werde ich eine Auswahl an biblischen Kommentaren, wie zum Beispiel von Berger/Colpe und Frankemölle, hinzuziehen, um ein Grundwissen über das Senfkorngleichnis zusammenzutragen, und diese kritisch zu vergleichen und abzuwägen, um mich in den Diskurs mit einbringen zu können. Von dieser Ausarbeitung erhoffe ich mir, dass ich mir die Literatur zugänglich machen kann, um sie zu vergleichen, zu kontrastieren und zu bewerten, beziehungsweise zu begründen oder zu rechtfertigen. Ich werde versuchen dies mit Hilfe der folgenden Leitfrage zu tun: Was ist unklar, problematisch, unverständlich, unbekannt, widersprüchlich, zweifelhaft an der Perikope des Senfkorns und des Sauerteigs? Ich hoffe, dass sich durch diesen Beitrag mein Verständnis von dieser Bibelstelle internalisiert und ich in der Lage bin, die Tragfähigkeit dieser in der heutigen Zeit zu erläutern.

1.1 Wirkungsgeschichte

Als ich den Text zunächst las, habe ich daran gedacht, dass Jesus mit diesen beiden Gleichnissen aufzeigen wollte, dass aus etwas Kleinem und Unscheinbaren etwas Großes entstehen kann.

Jesus wird hier nur verbal durch eine Art Predigt tätig. Er möchte verdeutlichen, dass auch die Menschheit im Allgemeinen als etwas Kleines und nicht überaus Herausragendes begonnen hat.

Deutlich wird ebenfalls in Mt 13,31: „Das Himmelreich gleicht einem Senfkorn, das ein Mensch nahm und auf dem Acker säte“, das der Mensch, welcher hier ein Pseudonym für Gott ist, nur die Tätigkeit des Säens übernimmt. Die Saat, welche die Menschheit verkörpert, wächst allein, ohne weitere Einflüsse Gottes auf, um dann schützend für ihre Umwelt da zu sein.

Der Sauerteig ist ebenso wie das Senfkorn ein Symbol für das Himmelreich. Obwohl er zunächst nur in geringer Anzahl vorhanden ist kann er eine große Menge Mehl ebenfalls säuern. Das Mehl hingegen ist ein Symbol für die Nichtchristen. In der damaligen Zeit waren es zum Beispiel die Pharisäer. Das Christentum breitet sich immer weiter aus, obwohl es zunächst nur geringfügig erschien. Das Gleichnis könnte jedoch auch ein Bild dafür sein, dass das Reich Gottes die Art und Weise des Lebens eines Christen von Grund auf durchdringt. Es beeinflusst, wie er die Welt um sich herum sieht und annimmt. Der Christ ist Christ. Welche dieser beiden Deutungen stimmt werde ich hoffentlich im Laufe dieser Ausarbeitung herausfinden.

Im Folgenden werde ich mit Hilfe der Parallelstellen versuchen zu erfahren, ob diese Erzählung noch eine andere Bedeutung hat und warum Matthäus die Gleichnisse des Senfkorns und des Sauerteigs an diese Stelle in seinem Evangelium platziert hat.

1.2 Abgrenzung der Perikope

Die hier behandelten Gleichnisse befinden sich innerhalb des Matthäusevangeliums in der so genannten Gleichnisrede in Kapitel 13. Sie werden durch weitere Gleichnisse eingegrenzt, wie zum Beispiel durch das Gleichnis vom Sämann (Mt 13,1-9), vom Unkraut (Mt 13,24-30), von dem Schatz und der Perle (Mt 13,44-46) und dem Gleichnis des Fischernetzes (Mt 13,47-52).

Die gesamte Erzählung wird durch eine Rahmenhandlung verdeutlicht. In dieser begibt sich Jesus an den See. Dort versammelt sich eine große Menschenmenge um ihn, woraufhin er mit ihnen zu sprechen beginnt. Jesus klärt seine Jünger über den Sinn von Gleichnissen auf.

Die hier behandelte Textstelle lässt sich in zwei eigenständige Perikopen unterteilen. „Das Gleichnis vom Senfkorn“ umfasst Mt 13, 31-32. Die Perikope wird durch die Formel eingeleitet: „Ein anderes Gleichnis legte er ihnen vor und sprach“ (Mt 13,31). Hiermit wird deutlich aufgeführt, dass ein neues Gleichnis beginnt.

Die zweite Perikope umfasst Mt 13, 33-35. Auch diese wird durch eine ähnliche Formel eingeleitet: „Ein anderes Gleichnis sagte er ihnen“.

Beide Gleichnisse verfolgen zwar dieselbe Intention, nämlich das Himmelreich darzustellen, tun dies jedoch anhand von verschiedenen Darstellungen.

Somit lässt sich festhalten, dass die Erzählungen sich durch einen einleitenden Satz von ihren Nachbartexten abgrenzen.

Es findet von den beiden Gleichnissen kein Orts- und Personenwechsel statt, durch den die Perikope abgegrenzt wird.

Von der darauf folgenden Perikope, „Die Deutung des Gleichnisses vom Unkraut“ wird die hier behandelte Textstelle durch einen Ort- und Personenwechsel deutlich: „Jesus ließ das Volk gehen und kam heim“. Das Volk und Jesus verlassen den Handlungsort und Jesus beschäftigt sich mit den Jüngern.

2. Sprachlich-sachliche Analyse

2.1 Textlinguistische Fragestellungen

Um die Kohärenz der beiden zu analysierenden Textstellen zu erfassen, kann es helfen den Verlauf der auftauchenden Spannungsbögen zu beschreiben und angemessen zu begründen.

Der Spannungsbogen des Gleichnisses vom Senfkorn beginnt in Vers 31 nach der Einleitung. Er beginnt mit dem Anfang des Gleichnisses „Das Himmelreich gleicht einem Senfkorn“ (Mt 13,31). Die Spannung wird durch den zunächst widersprüchlich wirkenden Vergleich, des kleinen und mickrig wirkenden Senfkorns mit dem an Größe endlosen und stark dominierenden Himmelreiches, erzeugt. Es kommt die Frage auf, warum der Vergleich zwischen einem Senfkorn und dem Himmelreich gezogen wird und mit welchen Gemeinsamkeiten sich dieser begründen lässt.

In Vers 32 wird der Spannungbogen geschlossen. Es folgt die Aufklärung der zuvor fragwürdigen Situation und die Angemessenheit dieses Vergleiches wird geklärt und begründet: „das ist das kleinste unter allen Samenkörnern; wenn es aber gewachsen ist, so ist es größer als alle Kräuter und wird ein Baum, so daß die Vögel unter dem Himmel kommen und wohnen in seinen Zweigen.“ (Mt 13,31). Die Spannung wird abgebaut, indem zuvor aufgebaute Fragen geklärt werden.

Der Spannungsbogen des zweiten Gleichnisses des Sauerteigs (Mt 13,33-35) verläuft ähnlich, aber beschränkt sich nur auf einen Vers aufgrund der Kürze der Erzählung.

Zu Beginn der Perikope wird auch hier durch einen zunächst unschlüssig wirkenden Vergleich Spannung aufgebaut: „Das Himmelreich gleicht einen Sauerteig“ (Mt 13,33). Dieser Vergleich wird erst erschließbar, als Jesus den weiteren Verlauf des Säuerns des Sauerteigs beschreibt: „den eine Frau nahm und unter einem halben Zentner Mehl mengte, bis es ganz durchsäuert war“ (Mt 13,33).

Durch das Ruhen des Sauerteigs mit dem Mehl gewinnt der Teig immer mehr an Volumen, geht auf bis er seine endgültige Große erreicht hat und vollkommen durchgesäuert ist. Dieser Verlauf der Gärung des Teigs lässt sich auf das Himmelreich projizieren, welches ebenfalls immer mehr wächst. Der Spannungsbogen wird aufgelöst.

[...]

Ende der Leseprobe aus 21 Seiten

Details

Titel
Exegetische Überlegungen zu dem Gleichnis vom Senfkorn und vom Sauerteig
Hochschule
Bergische Universität Wuppertal
Veranstaltung
Vorlesung
Note
1,0
Autor
Jahr
2008
Seiten
21
Katalognummer
V114856
ISBN (eBook)
9783640162383
ISBN (Buch)
9783640898282
Dateigröße
395 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Exegetische, Gleichnis, Senfkorn, Sauerteig, Vorlesung
Arbeit zitieren
Magali Nolden (Autor:in), 2008, Exegetische Überlegungen zu dem Gleichnis vom Senfkorn und vom Sauerteig, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/114856

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