Das "Antebellum Puzzle" - Gibt es eine positive Korrelation zwischen Reichtum und Körpergröße?

Reiche Akademikerkinder und arme Farmer: der Zusammenhang zwischen Einkommen, Urbanisierung und Körpergröße in den USA des 19. Jahrhunderts


Hausarbeit (Hauptseminar), 2007

18 Seiten, Note: 1,3


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

Abbildungs- und Tabellenverzeichnis.

Abstract

1. Der biologische Lebensstandard
1.1 Das Mysterium des Antebellum Puzzle
1.2 Bevölkerungswachstum und Nahrungsmittelproduktion

2. Die Rolle des Geldes im Antebellum Puzzle
2.1 Explosion der Preise
2.2 Substitution der Nahrungsmittel
2.3 Reiche Akademikerkinder und arme Sklaven

3. Die Rolle der Urbanisierung im Antebellum Puzzle
3.1 Das epidemiologische Umfeld
3.2 Immigration
3.3 Die Autarkie der Farmer

4. Fazit

5. Literaturverzeichnis

6. Plagiatserklärung

Abbildungs- und Tabellenverzeichnis

Durchschnittliche Größe von gebürtigen Amerikanern nach Lebensjahr

Bevölkerung der Vereinigten Staaten von Amerika in mio

Angenommene tägliche Produktion von Kalorien pro Kopf

Immigration in die Vereinigten Staaten

Abstract

Diese Seminararbeit beschäftigt sich mit dem Mysterium des Antebellum Puzzle in den USA. Als Antebellum Puzzle wird der Sachverhalt bezeichnet, dass die Amerikaner in einer Periode des stetigen wirtschaftlichen Wachstums körperlich geschrumpft sind.

Entgegen den Erwartungen, dass ökonomisches Wachstum zu größerem Wohlstand, zu reichhaltigerer Ernährung und somit zu einem höheren biologischen Lebensstandard führt, nahm die Körpergröße der US-Amerikaner in der Zeitspanne zwischen 1830 und 1860 konstant ab. Somit scheint die Mutmaßung, dass höheres Einkommen proportional zu körperlichem Wachstum steht, widerlegt.

Dennoch ist bei Akademikern und bei Mitgliedern der oberen Bevölkerungsschichten festzustellen, dass diese vom Rückgang der Körpergröße weniger stark betroffen waren. Auf der anderen Seite sind aber auch Bauern, die nicht zur damaligen Oberschicht gehörten, weniger stark geschrumpft als die übrige Bevölkerung Amerikas. Wie passen diese beiden Aspekte des Antebellum Puzzle zueinander? Im Folgenden wird das Antebellum Puzzle unter diesen Gesichtspunkten betrachtet und erläutert. Der Argumentation liegt die Hypothese zugrunde, dass trotz des wirtschaftlichen Aufschwungs eine relative Verschiebung zwischen Bevölkerungsgröße und der Nahrungsmittelproduktion stattfand und somit der Ernährungsstandard der breiten Bevölkerung nicht aufrechterhalten werden konnte. Diese Argumentationskette wird anhand verschiedener Texte von John Komlos, Richard Steckel und Timothy Cuff erläutert.

1. Der biologische Lebensstandard

Die Frage nach dem Lebensstandard ist in unserer Gesellschaft in den letzten Jahrzehnten sehr essentiell geworden. Verschiedenste Bereiche unseres Lebens beschäftigen sich mit der Messung und der darauf abzielenden Verbesserung unserer Lebensqualität, verschiedenste Industrien haben sich bereits darauf spezialisiert, unseren Wunsch nach einem höheren Lebensstandard zu kommerzialisieren. Der stetig wachsende Dienstleistungssektor auf der einen Seite und unzählige Produkte, die uns das Leben vereinfachen sollen auf der anderen Seite, sind nur einige Beispiele für diese Entwicklung.

Die Messung des Lebensstandards erscheint auf den ersten Blick wenig kompliziert. Man vergleicht, was für einen selbst eine hohe Lebensqualität ausmacht und welche dieser Aspekte im eigenen Leben bereits ausgeprägt bzw. welche noch unbefriedigend erfüllt sind. Auf individueller Ebene muss man sich somit nur selbst im Klaren darüber sein, was für einen persönlich hohe Lebensqualität bedeutet. Dieselbe Frage an eine Volkswirtschaft gerichtet, wirft einige Probleme auf. Menschen setzen unterschiedliche Prioritäten, wenn es um die Frage nach der Lebensqualität geht. Einigen ist die Gesundheit, anderen Familie und Freunde, dritten möglicherweise eine monetäre Absicherung am wichtigsten.

In der Vergangenheit wurde oftmals das Bruttoinlandsprodukt (BIP) pro Kopf, bereinigt durch das Preisniveau, also In- oder Deflation, als zuverlässiger Indikator für den materiellen Lebensstandard gewählt. Man erwartet, dass sich der Anstieg des Volkseinkommens auch auf individueller Ebene niederschlägt und sich somit die Lebensqualität verbessert. Bei dieser Messung werden allerdings einige Indikatoren nicht berücksichtigt, die für viele Menschen essentiell zu einem hohen Lebensstandard beitragen, wie beispielsweise Sicherheit oder Gesundheit im positiven und Kriminalität oder Umweltverschmutzung im negativen Sinn. Aus diesem Grund sollte man vom rein materiellen Lebensstandard absehen, wenn man die Lebensqualität erfassen möchte. Hierzu bietet der biologische Lebensstandard eine passende Alternative.

Der biologische Lebensstandard kann am effektivsten durch die durchschnittliche Körpergröße einer Volkswirtschaft wiedergegeben werden. Natürlich hängt die individuelle Größe einer Person hauptsächlich von deren genetischen Faktoren ab, wenn man allerdings alle Mitglieder einer Bevölkerung aggregiert betrachtet, spielen die Gene eine untergeordnete Rolle.

Die Körpergröße bietet sich aus verschiedenen Gründen zur Messung des Lebensstandards an. Zunächst einmal sind die Daten über Körpergrößen großzügig vorhanden, zum anderen sind diese Erhebungen objektiv und lassen keinen Spielraum für Spekulationen. Darüber hinaus ist es bewiesen, dass eine reiche, eiweißhaltige Ernährung während der körperlichen Entwicklungsphasen, nämlich der Kindheit und der Pubertät, zu einem größeren körperlichen Wachstum führen, oder anders gesagt: wer in den wichtigen Phasen des körperlichen Wachstums zu wenig oder zu unausgewogen isst, wird das Potential der Körpergröße, das von den Erbfaktoren vorherbestimmt ist, nicht erreichen. Steckel (2002) erklärt, dass die durchschnittliche Körpergröße ein guter Maßstab für den Ernährungsstatus einer Volkswirtschaft ist, da die Körpergröße während eines bestimmten Alters die Bilanz der Netto-Ernährung einer Person widerspiegelt.[1] Wie erläutert, ist die Ernährung ausschlaggebend für die Körpergröße, wenn man Indikatoren wie beispielsweise körperliche Aktivität oder Krankheit, die die Nährstoffaufnahme vermindern, abzieht. Wenn insbesondere Kleinkinder oder Teenager ihren Körpern über einen längeren Zeitraum hinweg einen zu geringen Anteil an bestimmten Nährstoffen zuführen, wird das Wachstum gehemmt.[2]

1.1 Das Mysterium des Antebellum Puzzle

Entgegen der Annahme, dass größerer Reichtum auch einen Zuwachs an Körpergröße mit sich bringt, sank der biologische Lebensstandard in der Zeitperiode zwischen 1830 und 1860 in den Vereinigten Staaten. Dies war der Fall, obwohl ein rapides Wachstum an Volkseinkommen von 50 Prozent in diesen drei Dekaden zu verzeichnen war.[3] Verschiedene Studien belegen diese Erkenntnis, so auch eine Untersuchung, die Richard Steckel (2002) verwendete.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Grafik 1: eigene Darstellung nach Steckel (2002), S. 6

Die durchschnittliche Körpergröße eines männlichen Erwachsenen, der im Jahre 1830 in den USA geboren wurde, betrug 173,5 cm. Amerikanische Männer, die im Jahr 1860 geboren wurden, wurden durchschnittlich nur mehr 170,6 cm groß, was einen deutlichen Rückgang von 3 cm in 30 Jahren ausmacht. Dieses Phänomen wird von Wissenschaftlern als „Antebellum Puzzle“ bezeichnet und wird in dieser Seminararbeit näher beleuchtet. Gleichzeitig wird in verschiedenen anderen Studien gezeigt, dass zwei sehr unterschiedliche Bevölkerungsgruppen, nämlich die Oberschicht einerseits und Bauern andererseits sehr wenig vom Rückgang der Körpergröße betroffen waren. Haben diese Gruppen mehr gemein als auf den ersten Blick vermutet wird oder welche Gründe stehen für dieses Phänomen im Vordergrund? Für diese Fragen wird in der Seminararbeit versucht, eine Antwort zu finden.

[...]


[1] Steckel (2002) S. 5

[2] Steckel (1995) S. 1910

[3] Komlos (1998), S. 779

Ende der Leseprobe aus 18 Seiten

Details

Titel
Das "Antebellum Puzzle" - Gibt es eine positive Korrelation zwischen Reichtum und Körpergröße?
Untertitel
Reiche Akademikerkinder und arme Farmer: der Zusammenhang zwischen Einkommen, Urbanisierung und Körpergröße in den USA des 19. Jahrhunderts
Hochschule
Ludwig-Maximilians-Universität München  (VWL Lehrstuhl)
Veranstaltung
Economic History of the United States
Note
1,3
Autor
Jahr
2007
Seiten
18
Katalognummer
V114777
ISBN (eBook)
9783640162222
ISBN (Buch)
9783640164011
Dateigröße
415 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Antebellum, Puzzle, Gibt, Korrelation, Reichtum, Körpergröße, Economic, History, United, States
Arbeit zitieren
M.A. Susanne Schalch (Autor:in), 2007, Das "Antebellum Puzzle" - Gibt es eine positive Korrelation zwischen Reichtum und Körpergröße?, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/114777

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