Al-Jazeera versus CNN: Vergleich der beiden Rundfunkanstalten in bezug auf die Berichterstattung nach dem 11. September


Hausarbeit, 2002

27 Seiten, Note: sehr gut


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

I. Einleitung

II. Gründung und Entwicklung der Sender
1. Al-Jazeera
Reichweite
Sheikh Hamad bin Khalifa Al-Thani
2. CNN (Cable News Network)
Reichweite
Robert Edward Turner III
3. Vergleich Al-Jazeera und CNN (International)

III. Objektive Berichterstattung, Zensur und Einflussnahme auf die Sender mit Schwerpunkt 11. September
1. Al-Jazeera
Al-Jazeera und Qatar
2. CNN
3. Modelltheoretischer Ansatz

IV. Ausblick

V. Résumé

Literaturverzeichnis

I. Einleitung

Nach dem Anschlag vom 11. September 2001 auf das World Trade Center und damit gleichzeitig auf die USA wurde eine Rundfunkanstalt medial sehr häufig thematisiert und diskutiert: der qatarische Sender Al-Jazeera.

Al-Jazeera wurde stets als arabischer CNN tituliert und mit dem amerikanischen Sender die Bekanntwerdung und die Berichterstattung betreffend verglichen. Mein Interesse gilt jedoch der genaueren Auseinandersetzung mit dem Thema, indem ich die Hintergründe und Fakten in Zusammenhang stelle und somit ein globaleres Bild von Al-Jazeera und den Ähnlichkeiten beziehungsweise Unterschieden zu CNN zeigen möchte, da es explizit zu diesem Thema zur Zeit meiner Recherche noch keine ähnlichen Arbeiten beziehungsweise Untersuchungen gegeben hat oder veröffentlicht worden waren.

Um diesen Gegenstand durchleuchten zu können, ist es nötig, die Entstehungsgeschichte der beiden Sender und die meines Erachtens wichtigsten Persönlichkeiten in dieser Beziehung zu kennen und einem Vergleich zu unterziehen.

Von größter Bedeutung ist in dieser Arbeit das Sujet der objektiven oder verzerrten Berichterstattung der beiden Sender, da ich im Laufe meiner Recherche besonders bezüglich Al-Jazeera stets auf unterschiedliche Meinungen getroffen bin, und jene Zweifel meinerseits an der Möglichkeit einer eindeutigen Charakterisierung des arabischen Senders aufkommen ließen.

In weiterer Folge behandle ich die verschiedenen Einflussgrößen, von dem Medium an sich, für das gearbeitet wird, bis hin zu Militärkräften und der Bevölkerung. Die Einflüsse der Bevölkerung auf das Medium und auch die Wechselbeziehung zwischen Kommunikator und Rezipienten stellen mein Hauptinteresse in dieser Arbeit dar und sollen anhand des Riley/Riley-Modells veranschaulicht werden.

II. Gründung und Entwicklung der Sender

1. Al-Jazeera

Der qatarische Sender Al-Jazeera (zu Deutsch: die Insel) entwickelte sich Mitte der 90er Jahre aus einem Projekt des saudiarabischen Senders Orbit Radio und des Television Services sowie des BBC (British Broadcasting Cooperation) News Services. Die arabische Ausgabe der BBC News konnte jedoch nicht Fuß fassen, da Differenzen bezüglich journalistischer und editorialer Unabhängigkeit zum Absprung der saudiarabischen Investoren im April 1996 (nur 20 Monate nach Vertragsabschluss) führten. Eine Dokumentation über Hinrichtungen in Saudi Arabien war die Ursache für das Ende der Zusammenarbeit.

Durch die finanzielle Unterstützung in Höhe von 150 Millionen US-Doller (verteilt auf 5 Jahre) des Emir von Qatar – Sheikh Hamad bin Khalifa Al-Thani – konnte Al-Jazeera die Gelegenheit nutzen, in Doha den Sender zu etablieren und den Großteil des entmutigten Personals des BBC-Projektes bei sich anzustellen. Übernommen wurde jedoch nicht nur das Personal, sondern auch der editoriale Stil und journalistische Geist. Auch heute arbeitet Al-Jazeera noch immer dem Vorbild BBCs entsprechend.

Wichtig war und ist es für den Sender, dass die Mitarbeiter gemäß des westlichen Journalismus arbeiten und ihnen ein ausgezeichnetes Wissen über arabische Politik innewohnt. (vgl. Nawawy/Iskandar 2002, S. 30 - 32)

Andererseits sollen jedoch auch Mitglieder radikaler islamischer Organisationen, wie zum Beispiel die Muslim Brotherhood, Beziehungen zum Sender und dessen Reporter haben. Das bekannteste Mitglied Al-Jazeeras mit solchen Verbindungen ist der Chef des Kabuler Büros, ein Syrer namens Tayseer Allouni. (vgl. Dobbs 2001)

Die Errichtung eines solchen Senders hatte Auswirkungen auf die gesamte Medienlandschaft in der Region. Die Konkurrenz musste sich dem Sender anpassen, um ihre Rezipienten nicht vollständig zu verlieren. Eine Beschäftigung mit dem Thema Zensur war unumgänglich, da Al-Jazeera zwar weder für die westlichen Medien außergewöhnlichen Inhalte behandelte noch für die arabische Welt als äußerst radikal gegolten hätte. Die Tatsache, dass Al-Jazeera jedoch diese Inhalte öffentlich sendete, brach ein Tabu. „It makes a hell of a difference when you say it in Arabic (...)“ erklärte Yosri Fouda, Al-Jazeeras stellvertretend leitender Direktor in der Londoner Außenstelle. (vgl. Whitaker 2001)

Erste weltweite Beachtung fand der Sender hinsichtlich der exklusiven Berichterstattung aus Bamian. Die Kameras Al-Jazeeras waren die einzigen, die bei der Sprengung der Buddha-Statuen in Afghanistan anwesend waren.

Reichweite

Genaue Seherzahlen sind nur schwer zu ermitteln, da es keine verlässlichen Zahlen über die Personen, welche das von der Firma DISH Network (Colorado) angebotene Satellitenpaket (insgesamt 150.000 Abonnenten in den USA (vgl. Curiel 2001)), das auch Al-Jazeera mit einschließt, explizit dieses Senders wegen beziehen. Seher-Schätzungen belaufen sich jedoch auf ungefähr 40 Millionen (vgl. Reaves 2001).

Sheikh Hamad bin Khalifa Al-Thani

Der Emir Qatars genoss seine Ausbildung in Großbritannien. 1971 graduierte er an der Royal Military Academy in Sandhurst, was auch als Grund für die Tatsache gilt, dass Hamads politische Aufmerksamkeit stets dem Militärischen und der Sicherheit galt. Noch bevor er seinen Vater 1995 vom Thron verdrängte, lag es in seinem Interesse, das Militär als auch die physische und ökonomische Infrastruktur des Landes zu verbessern und zu modernisieren. (vgl. Nawawy/Iskandar 2002, S. 34f)

Der Emir ist der Vorsitzende der Organization of Islamic Conference, welche 56 Länder als Mitglieder hat.

Er versuchte stets, Qatar als ein demokratisches Land mit Redefreiheit zu präsentieren. Mit der Abschaffung des Ministeriums für Information bereitete er der Zensur offiziell ein Ende. Das Ministerium war zuständig für Radio und Fernsehen und setzte Qualitätsstandards für Zeitungen sowie es ausländischen Journalisten half, entsprechende Informationen über Qatar zu finden. (Nawawy/Iskandar 2002, S. 37) Die Abschaffung dieses Ministeriums gilt als fortschrittlich – selbst in den USA gibt es entsprechende Behörden wie beispielsweise die FCC. Wie jedoch später noch ausführlicher erwähnt wird, kann trotzdem noch immer mit Hilfe anderer Stellen Druck ausgeübt und zensuriert werden. Dieses Faktum ist leider wenigen bekannt.

2. CNN (Cable News Network)

Ein Novum stellte die Idee Ted Turners in den späten siebziger und frühen achtziger Jahren dar: das erste Programm, das völlig auf Nachrichten spezialisiert war und 24 Stunden täglich berichtete. Auch die Übermittlung rein mittels Kabel war Neuland und deshalb risikoreich. Doch innerhalb weniger Monate hatte Ted Turner unter Mithilfe von Reese Schonfeld, ehemaliger Angestellter der International Television News Association (ITNA), CNN (mit Sitz in Atlanta hat) organisiert - am 1. Juni 1980 ging er mit dem Programm auf Sendung. Das Ziel Turners bestand darin in direkter Konkurrenz zu ABC, NBC und CBS zu stehen, indem er Nachrichten rund um die Uhr sendete und den Schwerpunkt des Senders auf Live-Berichterstattung legte. (vgl. Hammann 1994, S. 35 – 37)

Für Turner stand wirtschaftlicher Gewinn an erster Stelle, welchen er durch Beteiligung von Sponsoren an der Programm- und Nachrichtengestaltung sowie durch soziale Einsparungen im Personalbereich erreichen wollte. Trotz dieses Mankos für Angestellte konnten bereits bekannte Journalisten für den Sender gewonnen werden: Daniel Schorr, ein ehemaliger CBS-Korrespondent, vermittelte für den Sender das Maß an Seriosität in der Öffentlichkeit. Auch 14 ABC-Mitarbeiter sowie renommierte Journalisten der United Press International (UPI), der Post-Newsweek und weitere von CBS wechselten zu CNN.

Insgesamt wurden in der Anfangszeit 300 Personen beschäftigt. Heute verfügt CNN über 28 eigene Korrespondentenstellen, davon 9 Inland- und 19 Auslandbüros, besetzt mit insgesamt 600 Mitarbeitern.

Finanziert wurde der Sender durch das Eigenkapital Ted Turners, welches durch die Gewinne seines Senders TBS Superstation und den Verkauf seiner Reklametafelfirma aufgebracht werden konnte und rund 100 Millionen Dollar betrug. Heute finanziert sich CNN hauptsächlich durch Werbe- und Abonnementeinnahmen sowie aus Veräußerungen der Programme.

Doch nicht nur das Kapital wurde von Turner vollständig bereitgestellt, auch alle wichtigen Entscheidungen wurden nur von ihm selbst getroffen, um einen schnellen und unbürokratischen Aufbau gewährleisten zu können. (vgl. Hammann 1994, S. 38f)

1985 wurde aufgrund der Internationalisierung von CNN das Programm „CNN International“ gegründet und in Europa via den Satelliten Astra 1B gesendet. Das Programm beinhaltete sowohl die Sendungen von „CNN“, welche Jahr für Jahr einen immer höheren Anteil an internationaler Berichterstattung aufwiesen, als auch Kurznachrichten von „CNN Headline News“, dem Schlagzeilenprogramm CNNs. Kurz nach der Erstausstrahlung in Europa wurde „CNN International“ weltweit gesendet, wohingegen das Hauptprogramm „CNN“ nur noch ausschließlich in den USA zu sehen war (im selben Jahr erzielte CNN erstmals einen positiven Reingewinn).

Wie bei Al-Jazeera die Filmung der Zerstörung der Buddha-Statuen erstes weltweites Interesse bewirkte, wurde auch CNN („CNN-International“!) durch das Live-Material spektakulärer Ereignisse bekannt: die Freilassung von US-Geiseln einer TWA-Maschine in Beirut und die Explosion der Raumfähre „Challenger“ 1986 zählten zu diesen. Weltweites Interesse und Bekanntheit verschuf dem Sender jedoch die Live-Berichterstattung vom Ausbruch des Golfkrieges 1991. (vgl. Hammann 1994, S. 50)

[...]

Ende der Leseprobe aus 27 Seiten

Details

Titel
Al-Jazeera versus CNN: Vergleich der beiden Rundfunkanstalten in bezug auf die Berichterstattung nach dem 11. September
Hochschule
Universität Wien  (Institut für Publizistik und Kommunikationswissenschaften)
Veranstaltung
Grundprobleme journalistischer Vermittlung: Elektronische Medien
Note
sehr gut
Autor
Jahr
2002
Seiten
27
Katalognummer
V11473
ISBN (eBook)
9783638176293
Dateigröße
593 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Al-Jazeera, Vergleich, Rundfunkanstalten, Berichterstattung, September, Grundprobleme, Vermittlung, Elektronische, Medien
Arbeit zitieren
Stefanie Ibinger (Autor:in), 2002, Al-Jazeera versus CNN: Vergleich der beiden Rundfunkanstalten in bezug auf die Berichterstattung nach dem 11. September, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/11473

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