Arbeitsmarktsegmentation - Der institutionalistische Ansatz

Die Anwendbarkeit des institutionalistischen Ansatzes in der Praxis am Beispiel von Zeitarbeit in Betrieben


Seminararbeit, 2008

14 Seiten, Note: 2,0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis:

1. Einleitung

2. Die Segmentationstheorien
Unterschiede zur neoklassischen Arbeitsmarkttheorie

3. Der institutionalistische Ansatz der Segmentationsforschung

4. Erläuterung von Zeitarbeit

5. Lässt sich anhand des institutionalistischen Ansatzes das Phänomen der Zeitarbeit in Betrieben erklären?

6. Abschließende Bewertung

7. Literaturverzeichnis

1. Einleitung

Diese Arbeit will das Thema „Arbeitsmarktsegmentation – Der Institutionalistische Ansatz – die Anwendbarkeit des institutionalistischen Ansatzes in der Praxis am Beispiel von Zeitarbeit in Betrieben“ unter der Fragestellung „Lässt sich anhand einer Segmentationstheorie das Phänomen der Zeitarbeit in Betrieben erklären?“ bearbeiten.

Das Thema wurde gewählt, da sich dem Autor nach dem Vortrag eines Referats über die Segmentationsansätze die Frage stellte, ob diese Theorien, die erstmals Ende der 60er Jahre in der amerikanischen Arbeitsökonomik auftauchten[1], auch heute noch für die Erklärung von aktuellen Arbeitsmarktphänomenen eingesetzt werden können. Um diese Frage zu überprüfen wurde aus dem „Konglomerat von Theoremen“[2], dass die Segmentationstheorien bilden, der institutionalistische Ansatz ausgewählt. Anhand diesem wird eine Verbindung zur Zeitarbeit untersucht. Als möglicher anwendbarer Praxisbezug wurde die Beschäftigung von Zeitarbeitern in Betrieben ausgewählt. Die Bearbeitung des Themas erfolgt soweit möglich aus Sicht der Betriebe. Die Vorgehensweise wird sein, dass als erstes der Segmentationsansatz und der Unterschied zur neoklassischen Arbeitsmarktheorie erläutert werden. Danach folgen die Erklärung des institutionalistischen Ansatzes sowie die Definition von Zeitarbeit. Folgend soll geklärt werden, ob es Verknüpfungen und Gemeinsamkeiten zwischen der Zeitarbeit und dem institutionalistischen Ansatz gibt. Abschließend folgt die Auswertung durch die Beantwortung der Fragestellung, ob sich anhand der Theorie der Arbeitsmarktsegmentation Zeitarbeit in Betrieben erklären lässt.

2. Die Segmentationstheorien

Unterschiede zur neoklassischen Arbeitsmarkttheorie

Nach Blauermel und Sesselmeier (1997) sind die Segmentationstheorien ein Ergebnis der Diskrepanz aus neoklassischen, theoretisch vollkommenen Arbeitsmarktmodellen und der demgegenüber zu beobachtenden unvollkommenen Realität des Arbeitsmarktes. Somit ist allen Segmentationsansätzen ihre kritische Auseinandersetzung mit der orthodoxen Arbeitsmarkttheorie gemeinsam[3]. Den Segmentationstheorien liegt die Vorstellung zu Grunde, dass ein Gesamtarbeitsmarkt, etwa ein nationaler wie der der Bundesrepublik Deutschland, in eine Reihe von Teilarbeitsmärkte oder Segmente zerfällt. Diese Teilung ist nicht zufällig oder vorübergehend. Diese Arbeitsmarktsegmentation wird als das Ergebnis der Durchsetzung ökonomischer und politischer Kräfte und Interessen im Arbeitsmarktprozess gesehen. Durch die Arbeitsmarktteilung werden einige Arbeitskräfte von bestimmten Arbeitsplätzen ausgeschlossen[4]. Was die Segmentationstheorien von der Neoklassik unterscheidet ist eine realistischere Darstellung des Arbeitsmarkts. Sie beziehen sich bei der Erklärung wirtschaftlicher Phänomene nicht ausschließlich auf ökonomische Prinzipien, daher werden sie auch als sozialwissenschaftliche Theorien bezeichnet. Es gibt verschiedene Segmentationstheorien. Nach Blauermel und Sesselmeier (1997) eint alle Theorien jedoch die Annahme, dass der Arbeitsmarkt in Teilmärkte oder Segmente gegliedert ist[5]. Die Segmentationsforschung versucht Phänomene des Arbeitsmarktes empirisch zu belegen und Erklärungen für diese zu erarbeiten. Die Neoklassik hingegen versucht mit einer zuvor erstellten Theorie auftretende Phänomene des Arbeitsmarkts zu erklären. Für die Neoklassik kommen auf dem Arbeitsmarkt Arbeitsangebot und Arbeitsnachfrage ins Gleichgewicht. Der wirksame Allokationsmechanismus ist hierbei der Lohnwettbewerb. Die Existenz von Teilarbeitsmärkten wird heute von vielen Teilen der Neoklassik anerkannt. Mobilität wird jedoch zwischen diesen Teilen vorausgesetzt. Die einzelnen Teilmärkte funktionieren laut Neoklassik ähnlich und sind nicht durch Barrieren von einander getrennt. Aus Sicht der Segmentationstheorien sind Teilarbeitsmärkte durch bestimmte Merkmale von Arbeitsplätzen oder Arbeitskräften abgegrenzte Struktureinheiten des Arbeitsmarktes. Innerhalb derer unterliegt die Allokation, Gratifizierung und Qualifizierung der Arbeitskräfte einer mehr oder weniger stark institutionalisierten Regelung. Durch das Entstehen der Segmentationsansätze musste die Neoklassik ihre Arbeitsmarkttheorie mehr der Realität des Arbeitsmarkts annähern[6]. Nach Sengenberger (1978) werden alle Segmentationsansätze von drei Grundfragen beherrscht. Wie der Arbeitsmarkt segmentiert ist, bildet hierbei die erste und wichtigste Frage. Man kann Arbeitskräfte, Arbeitsplätze und Arbeitsmärkte beispielsweise anhand von Geschlecht, Nationalität, Standort und Unternehmen sowie in unspezifische, fachspezifische und betriebsspezifische Qualifikationen, usw. gliedern[7]. Zweitens unterscheiden sich die Ansätze in der Frage, in wie viele Segmente der Arbeitsmarkt gegliedert ist. Meistens wird die Ansicht vertreten, dass der Arbeitsmarkt dualistisch in einen primären und sekundären Arbeitsmarkt gespalten ist. Drittens sind einige Ansätze der Ansicht, dass durch in der Gesellschaft verbreitete soziale Normen und Vorurteile, was nach Blauermel und Sesselmeier (1997) beispielsweise Tarifverträge[8] sein können, die Spaltung herbeigeführt wird. Sengenberger wiederum ist der Ansicht (1978), dass die Spaltung durch den Arbeitsmarktprozess oder die kapitalistische Organisation des Produktionsprozesses herbeigeführt wird. Strittig ist, ob die Spaltung Ursache bewusster Entscheidungen, Strategien oder Verhaltensprinzipien ist.

Die Folgen von Arbeitsmarktsegmentation sind das ein Arbeitsplatzgefälle zwischen guten und schlechten Arbeitsplätzen entsteht, die Diskriminierung von Arbeitskräften durch den ungleichen Zugang zu Arbeitsplätzen und dadurch folgende ungleiche Einkommensverteilung sowie unterschiedliche Chancen beruflicher Entwicklung und unterschiedliche Risiken des Arbeitsplatzverlusts. Auswirkungen der Segmentation auf den Gesamtarbeitsmarkt[9] sollen in diesem Text nicht berücksichtigt werden. Es werden mögliche Gemeinsamkeiten von Arbeitsmarktsegmentation und Zeitarbeit auf der Mikroebene, den Betrieben, untersucht.

Die Segmentationsansätze behandeln in ihren verschiedenen Varianten eine Vielzahl von Problemen, wobei nach Blauermel und Sesselmeier (1997) die Arbeitslosigkeit ein wichtiges, aber nicht das Kernproblem ist[10]. Zusammengefasst unterscheiden sie sich von der neoklassischen Arbeitsmarkttheorie dadurch, dass sie nicht nur das angebotsseitige Verhalten der Arbeitsmarktakteure betrachten. Sie achten nicht auf Individuen, sondern auf Gruppen von Arbeitnehmern und sprechen sich gegen den Lohn als Steuerungsinstrument der Arbeitsmarktallokation aus. Es gibt aus Sicht der Segmentationstheorien keinen markträumenden Gleichgewichtslohnsatz des Arbeitsmarkts, bei dem Angebot und Nachfrage genau übereinstimmen. Die Neoklassik vernachlässigt aus Sicht der Segmentationsforschung des Weiteren historische, soziale, rechtliche und institutionelle Faktoren außerdem fehlen arbeitsmarktpolitische Instrumente zum Abbau ungleicher Arbeitsmarktstrukturen. Wo die Neoklassik nur die Angebotsseite abdeckt, stellen die Segmentationstheorien der Angebotsseite gleichberechtigt die Nachfrageseite gegenüber und können so viel näher an der Realität des Arbeitsmarktes Erklärungen liefern[11].

Die Segmentationstheorien sind als empirische Ansätze zur realistischeren Erklärung und Erforschung des Arbeitsmarkts zu betrachten. Nach Blauermel und Sesselmeier (1997) ist der Anspruch zur Erklärung des Arbeitsmarkts durch die Entstehung der Segmentationsansätze umfassender geworden, da auch die Neoklassik sich durch sie ein Stück der komplexen Realität annähern musste[12].

[...]


[1] Sengenberger, Werner (Hg.) (1978): Der gespaltene Arbeitsmarkt, Probleme der Arbeitsmarktsegmentation, Frankfurt a. M., New York, S. 17.

[2] Blauermel, Gregor / Sesselmeier, Werner (1997): Arbeitsmarkttheorien, Ein Überblick, Heidelberg, S. 219.

[3] Blauermel, Gregor / Sesselmeier, Werner (1997): Arbeitsmarkttheorien, Ein Überblick, Heidelberg, S. 219.

[4] Sengenberger, Werner (Hg.) (1978): Der gespaltene Arbeitsmarkt, Probleme der Arbeitsmarktsegmentation, Frankfurt a. M., New York, S. 16.

[5] Blauermel, Gregor / Sesselmeier, Werner (1997): Arbeitsmarkttheorien, Ein Überblick, Heidelberg, S. 219.

[6] Blauermel, Gregor / Sesselmeier, Werner (1997): Arbeitsmarkttheorien, Ein Überblick, Heidelberg, S. 220.

[7] Sengenberger, Werner (Hg.) (1978): Der gespaltene Arbeitsmarkt, Probleme der Arbeitsmarktsegmentation, Frankfurt a. M., New York, S. 16.

[8] Blauermel, Gregor / Sesselmeier, Werner (1997): Arbeitsmarkttheorien, Ein Überblick, Heidelberg, S. 221.

[9] Sengenberger, Werner (Hg.) (1978): Der gespaltene Arbeitsmarkt, Probleme der Arbeitsmarktsegmentation, Frankfurt a. M., New York, S. 16.

[10] Blauermel, Gregor / Sesselmeier, Werner (1997): Arbeitsmarkttheorien, Ein Überblick, Heidelberg, S. 220.

[11] Blauermel, Gregor / Sesselmeier, Werner (1997): Arbeitsmarkttheorien, Ein Überblick, Heidelberg, S. 220.

[12] Blauermel, Gregor / Sesselmeier, Werner (1997): Arbeitsmarkttheorien, Ein Überblick, Heidelberg, S. 220.

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Details

Titel
Arbeitsmarktsegmentation - Der institutionalistische Ansatz
Untertitel
Die Anwendbarkeit des institutionalistischen Ansatzes in der Praxis am Beispiel von Zeitarbeit in Betrieben
Hochschule
Ruhr-Universität Bochum  (Fakultät für Sozialwissenschaften)
Veranstaltung
Entwicklung, Funktionsweise und Flexibilität von Arbeitsmärkten
Note
2,0
Autor
Jahr
2008
Seiten
14
Katalognummer
V114680
ISBN (eBook)
9783640166909
Dateigröße
419 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Arbeitsmarktsegmentation, Ansatz, Entwicklung, Funktionsweise, Flexibilität, Arbeitsmärkten
Arbeit zitieren
Hendrik Hillebrand (Autor:in), 2008, Arbeitsmarktsegmentation - Der institutionalistische Ansatz, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/114680

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