Die Ereignisse des Jahres 1956 in Polen und Ungarn in der bundesdeutschen Presse


Magisterarbeit, 2008

165 Seiten, Note: 1,3


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis:

1. Einführung
1.1 Fragestellung, Aufbau, Literatur
1.2 Chronologie der Ereignisse in Polen, Ungarn und am Suezkanal
1.3 Politisches Klima in der Bundesrepublik Deutschland
1.4 Untersuchte Tageszeitungen
1.4.1 „Frankfurter Rundschau“
1.4.2 „Die Welt“
1.4.3 „Frankfurter Allgemeine Zeitung“

2. Auswertung
2.1 Der XX. Parteitag der KPdSU
2.2 Der Tod Bołeslaw Bieruts
2.3 Die Unruhen in Posen
2.4 Der Petőfi-Kreis
2.5 Das 8. Plenum des Zentralkomitees der PVAP und seine Folgen
2.6 Die erste sowjetische Intervention in Ungarn
2.7 Die zweite sowjetische Intervention in Ungarn

3. Schluß

Anhang: Tabelle der Beitragsverteilung

Literaturverzeichnis

1. Einführung

1.1 Fragestellung, Aufbau, Literatur

Im Jahre 1956 kam es sowohl in Polen[1] als auch in Ungarn zu Aufständen und Unruhen, die von den Beschlüssen des XX. Parteitages der KPdSU (Kommunistische Partei der Sowjetunion) im Februar dieses Jahres beeinflußt waren. Vor allem in Posen,[2] aber auch in anderen Städten Polens erhob sich die Bevölkerung, und in Ungarn weiteten sich die zunächst friedlichen studentischen Demonstrationen in Budapest schließlich zu bewaffneten Kämpfen im ganzen Lande aus. Auswirkungen sowohl auf den Verlauf des Aufstandes in Ungarn als auch auf die sowjetischen Interventionen hatte auch die Suezkrise, zu der es in diesem Jahr kam.

Über die Ereignisse in Polen und Ungarn und damit zusammenhängende Themen wurde in der bundesdeutschen Presse mit unterschiedlichen Schwerpunkten berichtet und verschieden in Umfang und Form. Welche Unterschiede gibt es in der Berichterstattung der drei Tageszeitungen „Frankfurter Rundschau“, „Die Welt“ und „Frankfurter Allgemeine Zeitung“, und lassen sie sich auf die Entstehungsgeschichte der jeweiligen Zeitung zurückführen? Dies soll die Fragestellung der vorliegenden Arbeit sein.

Zunächst wird zur Orientierung eine chronologische Zusammenfassung der Ereignisse in Polen, Ungarn und am Suezkanal gegeben, deren Darstellung im zweiten Teil dieser Arbeit untersucht werden soll. Um ermessen zu können, vor welchem Hintergrund die jeweiligen Beiträge in den Zeitungen verfaßt wurden, wird in einem eigenen Kapitel des ersten Teils kurz geschildert, auf welches politische Klima die Meldungen in der Bundesrepublik trafen. Diesen ersten Teil der Arbeit schließt eine Darstellung der drei untersuchten Tageszeitungen mit ihren Entstehungsgeschichten und politischen Ausrichtungen ab.

In einem zweiten Teil werden in chronologischer Folge die Berichterstattungen über sieben Ereignisse beziehungsweise Ereigniszusammenhänge untersucht: Der XX. Parteitag der KPdSU war für die Ereignisse in Polen wie in Ungarn von Bedeutung; für die politische Entwicklung Polens im Jahre 1956 waren der Tod Bieruts, die Unruhen in Posen und das 8. Plenum des Zentralkomitees der PVAP (Polnische Vereinigte Arbeiterpartei)[3] maßgeblich. In Ungarn bildete der Petőfi-Kreis den Kern des Widerstandes gegen die kommunistische Staatsgewalt, welcher schließlich zu den beiden sowjetischen Interventionen führte. In der Auswertung der Beiträge zu den genannten Themen werden zunächst jeweils einige statistische Informationen über ihre Häufigkeit und Verteilung gegeben. Sodann folgt die Auswertung der Beiträge der einzelnen Tageszeitungen zum jeweiligen Thema, wobei die Reihenfolge der Untersuchung der Tageszeitungen der Reihenfolge ihrer Gründung entspricht. Innerhalb der Untersuchungen der einzelnen Zeitungen wird weitgehend chronologisch vorgegangen, sofern nicht die thematische Verwandtschaft mehrerer Beiträge ein anderes Vorgehen nahelegt.

Die Literaturlage zu den Ereignissen des Jahres 1956 in Polen und Ungarn ist gut, gehören die Ereignisse des Jahres 1956 doch „nicht eben zu den Stiefkindern politikwissenschaftlicher und zeitgeschichtlicher Aufmerksamkeit.“[4] Zur Erstellung der im folgenden Kapitel vorgelegten Chronologie waren insbesondere die beiden Sammelbände von Norbert Wiggershaus und Winfried Heinemann[5] beziehungsweise Jan Foitzig[6] sehr hilfreich. Geza Alföldy gibt neben zahlreichen Hintergrundinformationen zu den Ereignissen in Ungarn sehr anschauliche Berichte des Verlaufs des Aufstandes auf der Straße, dem er als Student beiwohnte.[7] Johanna Granville versucht einerseits, die Aufmerksamkeit von der Sowjetunion weg- und direkt auf die Satellitenstaaten hinzulenken,[8] und beschäftigt sich andererseits mit der Frage, weshalb es in Ungarn zu einem Einmarsch der Roten Armee kam, während es in Polen gelang, einen solchen abzuwenden.[9] Jan Kusber widmet sich diesem Problem mit dem besonderen Fokus auf der Wahrnehmung der Ereignisse in Polen und Ungarn durch die sowjetische Führung und den Handlungsspielräumen, die diese den beiden Regierungen jeweils einräumte.[10] Eine ausführliche Unterrichtung über den Petőfi-Kreis gibt Sabine Schön.[11] Da das Thema dieser Arbeit die Darstellung in der bundesdeutschen Presse sein und die folgende Chronologie einzig einen zusammenfassenden Überblick über die Ereignisse geben soll, konnte auf die Berücksichtigung polnischer, ungarischer und sowjetischer/russischer Literatur verzichtet werden.

Zur Schilderung des Klimas in der Bundesrepublik Deutschland im Jahre 1956 waren besonders Edgar Wolfrums[12] Darstellung der Entwicklung der Bundesrepublik Deutschland seit ihrer Gründung sowie die knappe Darstellung von Andreas Wirsching[13] hilfreich.

Die Literaturlage zu den untersuchten Tageszeitungen ist überraschend schlecht, für keine der drei Zeitungen liegt eine ausführliche Darstellung ihrer Geschichte seit der Gründung vor. Bei sorgfältiger Abwägung der dargestellten Fakten und Behauptungen war das sehr persönlich geprägte, stellenweise die Züge einer Lebensrechtfertigung annehmende Werk Emil Carlebachs,[14] eines der Gründungsherausgeber und -redakteure, für das Unterkapitel über die „Frankfurter Rundschau“ von großem Nutzen. Vergleichbare Schilderungen anderer Zeitzeugen aus den Redaktionen der anderen Zeitungen existieren nicht. In ihrem Internetauftritt bietet die „Frankfurter Rundschau“ einiges Material zur eigenen Geschichte,[15] die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ gibt einiges weniges in zwei Versionen ihrer Selbstdarstellung.[16] Für „Die Welt“ fehlt entsprechendes Material. Zur weiteren Darstellung der Entwicklung der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ war insbesondere das Werk von Rüdiger Dohrendorf von Nutzen.[17] Für die Geschichte der „Welt“ war die Darstellung von Christian Sonntag in einem Artikel der „Berliner Zeitung“ hilfreich.[18] Zur Darstellung der Pressepolitik nach 1945 beschäftigt sich Kurt Kosyk ebenfalls intensiv mit der Entstehungsgeschichte der Tageszeitung „Die Welt“.[19] Von Harold Huwitz stammt die erste grundlegende Studie über die us-amerikanische Pressepolitik in Deutschland nach 1945.[20]

1.2 Chronologie der Ereignisse in Polen, Ungarn und am Suezkanal

Der folgende Überblick über die wichtigsten zum Thema gehörigen Ereignisse des Jahres 1956 soll als Grundlage dienen, um die im zweiten Teil dieser Arbeit zu untersuchenden Darstellungen der Ereignisse in Polen und Ungarn bewerten zu können. Die weitgehend chronologische Schilderung wechselt zwischen den drei Schauplätzen, um die gegenseitigen Einflüsse deutlich machen zu können. Sie wird ergänzt durch vereinzelte Interpretationen sowie Anmerkungen und Hinweise auf Bezüge, die die Ereignisse aufeinander hatten. Dabei nimmt die Darstellung der Begebenheiten in Ungarn den breitesten Raum ein, um der sich in vergleichsweise kürzester Zeit teilweise überstürzenden Fülle von Ereignissen gerecht werden zu können. Die Suezkrise hingegen wird nur knapp dargestellt, da sie zwar eines der weltgeschichtlich herausragenden Ereignisse des Jahres 1956 war und Ablauf und Wahrnehmung der Ereignisse in Ungarn beeinflußte, jedoch im zweiten Teil dieser Arbeit nicht Gegenstand der Untersuchung sein soll.

Vom 14. bis zum 26. Februar 1956 fand in Moskau der XX. Parteitag der KPdSU statt. In seiner berühmt gewordenen Geheimrede vor Deputierten der KPdSU und Gastdelegationen kommunistischer Parteien anderer Länder rechnete der Erste Sekretär des Zentralkomitees der KPdSU Nikita Chruščev mit dem Persönlichkeitskult um Stalin und den Stalin persönlich zur Last gelegten Verbrechen ab. In seinem öffentlichen Rechenschaftsbericht legte er dar, daß es zwar die gemeinsame Wurzel des Marxismus-Leninismus gebe, daß aber zum Ziel des Kommunismus’ verschiedene Wege führen könnten.[21]

Diese Aussage sollte später Demonstranten sowohl in Polen als auch in Ungarn als Argumentationsgrundlage dienen. Besonders in Ungarn erwachte die Hoffnung auf eine demokratische Variante des Sozialismus’, die schließlich unter ausdrücklichem Verweis auf die Chruščev-Rede gefordert wurde. Hier hatte 1955 die Tatsache zu Enttäuschungen geführt, daß Ungarn nicht wie Österreich neutralisiert wurde und die Truppen der Roten Armee im Lande verblieben.[22] 1955 war auch der liberalere Ministerpräsident Imre Nagy, der durch Betreiben Moskaus nach Stalins Tod 1953 ins Amt gekommen war, durch seinen Parteivorsitzenden Mátyás Rákosi abgesetzt worden. Dieser kehrte zum orthodoxen politischen Kurs zurück, der bereits vor Nagys Amtszeit unter seiner diktatorischen Regierung geherrscht hatte. Nagys Erfolge blieben der Bevölkerung jedoch in Erinnerung: Daß es ihm ansatzweise gelungen war, einen Sozialismus mit menschlichem Antlitz zu schaffen. Seine Person und sein Programm wurden auch nach seiner Absetzung und seinem Ausschluß aus der Partei als realistische Alternativen empfunden.[23] In Land und Partei herrschte Unzufriedenheit über die Führung der MDP (Magyar Dolgozók Pártja, Partei der Ungarischen Werktätigen), in deren oberster Parteiführung sich fast kein Ungar fand.[24] Die Ablehnung alles sowjetischen speiste sich auch aus der Verbitterung über die Gebietsabtretungen an die Nachbarstaaten, über umfangreiche Reparationen und über die Verherrlichung des Slawentums, die nach dem Zweiten Weltkriege von Moskau durchgesetzt worden waren.[25]

In Polen, das ebenfalls von Reparationen und umfangreichen sowjetischen Truppenstationierungen betroffen war, hatte die Unzufriedenheit in der Bevölkerung auch wirtschaftliche Gründe. Bis 1955 waren mehr als 50 neue Rüstungsbetriebe errichtet worden, zusätzlich stellten genauso viele Betriebe auf Rüstungsproduktion um. Dies führte in Verbindung mit einer drastischen Währungsreform, Preis- und Lohnregulierungen sowie anderen Maßnahmen zu einer Reduzierung des Lebensstandards der Bevölkerung,[26] bis hin zu akuter wirtschaftlicher Not und einem Mangel an Nahrungsmitteln.[27]

Während Chruščevs öffentliche Ausführungen vom XX. Parteitag in beiden Ländern breit diskutiert wurden, wollte Rákosi in Ungarn eine Diskussion der Inhalte der Geheimrede nicht einmal innerhalb der MDP zulassen.[28] Nicht umsonst wurde er als letzter Mohikaner der stalinistischen Ära und Stalins bester Jünger tituliert.[29] In Polen hingegen wurden, sehr zum Mißfallen Chruščevs, 3000 Kopien angefertigt, in den einzelnen Parteigliederungen verbreitet und intensiv diskutiert. Wachsendem Unmut in der polnischen Bevölkerung, der sich gegen die diktatorische kommunistische Führung richtete, begegnete man auf Anraten Chruščevs im Zuge der Regelung der Nachfolge des am 12. März 1956 in Moskau verstorbenen Ministerpräsidenten und Generalsekretärs der kommunistischen Partei, Bolesław Bieruts, mit Rehabilitationen und Amnestien nicht nur nationalkommunistisch orientierter Intellektueller. In Ungarn unterblieben solche Maßnahmen.[30] Nachfolger Bieruts wurde Edward Ochab, unter seiner Leitung wurde der Druck und die Veröffentlichung der Geheimrede Chruščevs in 20 000 Exemplaren beschlossen. Dies regte die parteiinternen wie die öffentlichen Diskussionen an, die Angst in der Gesellschaft schwand, und Intellektuelle wie Literaten, Studenten sowie die Presse wurden aktiv.[31]

Nachdem von einer Delegation der Posener Stalinwerke, die mit fünf Forderungen, darunter nach zwanzigprozentiger Lohnerhöhung, am 23. Juni nach Warschau entsandt worden war, keine Nachrichten kamen und über ihre Verhaftung spekuliert wurde, kam es nach fünf Tagen am 28. Juni zu einer Demonstration von 12 000 Arbeitern, die die Anwesenheit westlicher Journalisten wegen der Posener Internationalen Messe ausnutzten.[32] Die Augen der Weltöffentlichkeit boten ein internationales Forum für die erhobenen Forderungen und, so die Hoffnung, möglicherweise einen gewissen Schutz vor zu erwartenden Repressionen. Die Bewohner der Stadt solidarisierten sich sofort mit den Arbeitern, in Demonstrationen wurden ein Ende der kommunistischen Diktatur in Polen und der vollständige Abzug der sowjetischen Truppen gefordert. Es kam zu mehrtägigen Unruhen mit etwa 70 Toten.[33] Sowohl die polnische als auch die sowjetische Führung wurden von dieser Entwicklung überrascht, agierten jedoch gemeinsam. Während Verbände der polnischen Armee und des Innenministeriums die Aufstände niederschlugen, riegelten sowjetische Truppen die westliche Grenze ab.[34] Der massive Armeeeinsatz von über 10 000 Mann stand jedoch auch maßgeblich unter sowjetischem Einfluß, besetzten doch 17 000 sowjetische Offiziere sämtliche Schlüsselpositionen in der polnischen Armee, die unter dem Kommando des sowjetischen Marschalls Konstantin Rokossowski stand, der noch unter Stalin in Polen als Verteidigungsminister eingesetzt worden war.[35] In der Folge kam es zu Selbstkritik der polnischen Parteiführung und politischer Liberalisierung, die ihren Ausdruck in Arbeiterselbstvertretungen und größeren Rechten für Nationalräte und Parlament fanden. Sozialistische Rechtsstaatlichkeit und das Recht auf Kritik öffentlicher Angelegenheiten sollten gewährt werden.[36]

Seit Anbruch des sogenannten Tauwetters nach Stalins Tode war es zu Kontakten zwischen polnischen und ungarischen Intellektuellen gekommen, und obwohl die Machthaber es zu verhindern suchten, gelangten Informationen über die Ereignisse in Posen schnell nach Ungarn. Sie hatten großen Einfluß auf die öffentliche Meinung und führten zu einer Radikalisierung des Petőfi-Kreises.[37] Dessen Ursprünge reichen zurück ins Jahr 1955. Damals wurde der Bessenyei-Kreis gegründet, benannt nach dem ungarischen Dichter Ferenc Bessenyei, der sich für die Erneuerung der ungarische Sprache und Kultur eingesetzt hatte.[38] Er wurde in Petőfi-Kreis umbenannt, nach Sándor Petőfi, dem wohl berühmtesten Dichter Ungarns.[39]

Die Teilnehmer des Petőfi-Kreises waren Mitglieder der kommunistischen Partei, die mit Imre Nagy sympathisierten, sie stammten aus Politik, Wissenschaft und Kunst, unter ihnen waren auch Vertreter der 1948 zurückgedrängten bürgerlichen Elite sowie Studenten und Wissenschaftler. Der Petőfi-Kreis schuf ihnen ein Forum, um Diskussionen zu führen, die bislang vernachlässigte und tabuisierte Themen der politischen, wirtschaftlichen und sozialen Entwicklung Ungarns aufgriffen. Seine Veranstaltungen stießen auf rasch wachsendes öffentliches Interesse, bei einer Veranstaltung im Mai 1956 waren es bereits mehrere hundert Teilnehmer. Auf dieser Diskussion zu aktuellen Fragen der Wirtschaft wurden erstmals politische Forderungen an die Regierung formuliert. Mitte Juni kamen bereits 2000 Besucher, die Veranstaltung wurde in die Budapester Universität verlegt. Die Themen der Diskussionen wurden zusehends politischer, die Besucherzahlen stiegen weiter. Mehrere tausend kamen, um die Witwe des aus politischen Gründen hingerichteten László Rajk zu hören, und zur Pressedebatte am 27. Juni 1956 erschienen bereits 7000 Menschen.[40] Später bezeichnete das Politbüromitglied Anastas Mikojan, der mehrfach als Vermittler in Budapest weilte, diese Veranstaltung als „Posen ohne Schüsse“.[41]

Nach dem Beispiel des Petőfi-Kreises gründeten sich in anderen Städten ähnliche Foren, so in Steinamanger der Vasvári-Kreis, in Debreczin der Kossuth-Kreis, und in Csepel wurde eine Vortragsreihe mit Rednern aus dem Budapester Petőfi-Kreis organisiert. Als der Petőfi-Kreis sich mit den streikenden Arbeitern in Posen solidarisierte, versuchte die ungarische Führung unter Rákosi, seine Aktivitäten zu unterbinden, denn er weckte in der Bevölkerung ein Bewußtsein für die Mißstände in der ungarischen Gesellschaft und gab den Menschen Gelegenheit, Kritik zu artikulieren. Rákosi ließ den Kreis am 30. Juni verbieten und „antikommunistische Ansichten einer Gruppe um Imre Nagy“ explizit anprangern.[42] Die Proteste gegen das Verbot des Petőfi-Kreises führten schließlich auf Anweisung der Führung der KPdSU zum Rücktritt Rákosis und zur Ernennung des allerdings politisch auf derselben Linie liegenden Ernő Gerő.[43] Trotz dem Verbote dauerte die Tätigkeit des Petőfi-Kreises bis zur gewaltsamen Niederschlagung der ungarischen Revolution an.[44]

Der Führungswechsel an der Spitze von Staat und Partei hatte keinerlei praktische Auswirkungen: Imre Nagy blieb geächtet, die repressiv herrschenden Altstalinisten blieben an der Macht. Anders als die Führung in Polen zeigten sie keinerlei Beweglichkeit und Lernfähigkeit.[45] In Moskau wurden bereits zu diesem frühen Zeitpunkt Pläne für eine vollständige Besetzung Ungarns ausgearbeitet. Für Polen hielt man aufgrund der dort deutlich höheren Präsenz sowjetischer Truppen solche Vorbereitungen nicht für nötig.[46]

Ebenfalls in den Juli fällt ein Ereignis, das maßgeblich für den späteren Ausbruch der Suezkrise war: In Washington scheiterten die Gespräche über eine Finanzierung des geplanten Assuanstaudammes durch die Weltbank an der Verärgerung der us-amerikanischen Regierung über Ägyptens fortgesetzt antiwestlichen Kurs.[47] Der ägyptische Staatspräsident Gamal Abdel Nasser nahm dies zum Anlaß, am 26. August 1956 die Suezkanalgesellschaft zu verstaatlichen, wobei Entschädigungen für die Anteilseigner sowie die weiterhin freie Passage für Schiffe aller Nationen gesichert werden sollten.[48] In diesem wie auch in den osteuropäischen Konflikten agierte die Regierung der Vereinigten Staaten von Amerika eigenständig und ohne Abstimmung mit anderen Staaten, was teilweise mit dem dort herrschenden Präsidentschaftswahlkampf zu erklären ist.[49] An zwei Konferenzen im August und September, die zur Lösung des Konfliktes abgehalten wurden, nahmen die Großmächte und alle Kanalnutzerstaaten teil, so auch die Bundesrepublik Deutschland. Im Gegensatz zu Nasser, der sich verhandlungsbereit zeigte und die freie Durchfahrt weiterhin garantierte, strebte die französische Führung die Eskalation an und beharrte deshalb auf einer Internationalisierung des Suezkanales, die Nasser erwartungsgemäß ablehnte.[50]

In Polen war unterdessen die Gesellschaft trotz den Zugeständnissen der polnischen Führung nicht zur Ruhe gekommen, und so wurde der erst im April freigelassene Władisław Gomułka im August wieder in die Partei aufgenommen und Anfang Oktober in das Politbüro der PVAP kooptiert.[51] Er war eines der prominentesten Opfer der stalinistischen Säuberungen der späten vierziger und frühen fünfziger Jahre gewesen. Obwohl tatsächliche politische Veränderungen weitgehend ausgeblieben waren, ließ der damalige sowjetische Ministerpräsident Nikolai Bulganin keinen Zweifel daran, daß man die politische Liberalisierung für zu weitreichend halte. Und als Gomułka Forderungen nach einem Abzug Rokossowskis und der sowjetischen Generäle in der polnischen Armee sowie sämtlicher als sowjetische Berater im Lande tätigen KGB-Agenten erhob,[52] reagierte die sowjetische Führung mit zwei Maßnahmen: Zum einen entsandte sie eine aus hochrangigen Politikern und Militärs bestehende Delegation zum 8. Plenum des Zentralkomitees der PVAP vom 19. bis 21. Oktober, zum anderen wurden zwei in Schlesien stationierte Panzerdivisionen in Richtung Warschau in Bewegung gesetzt, wo bereits polnische Einheiten unter der Führung sowjetischer Offiziere standen, ergänzt durch ein Flottenmanöver in der Danziger Bucht. Massiven Drohungen seitens des Delegationsleiters Chruščev mit einer „brutalen Intervention“[53] begegnete Gomułka mit der Zusicherung, daß weder die Zugehörigkeit zum Warschauer Pakt oder zur sozialistischen Staatengemeinschaft noch die polnisch-sowjetische Freundschaft in Frage stehe. Die Truppenbewegungen wurden beendet und im Nachhinein als Manöver deklariert, die Delegation reiste am 20. Oktober wieder ab.[54]

Wegen der sowjetischen Truppenbewegungen in Polen war es an diesem Tage zu Großdemonstrationen gegen die Sowjetunion gekommen, am 21. Oktober wurde Gomułka neuer Parteichef und Verteidigungsminister Rokossowski abgesetzt. Die neue Führung erfuhr in Resolutionen aus dem ganzen Land Unterstützung, gleichzeitig nahmen die Demonstrationen an Umfang weiter zu, die Gleichberechtigung in den Beziehungen zur Sowjetunion und weitere demokratische Reformen forderten. Am 24. Oktober gelang es Gomułka auf dem Warschauer Plac Defilad, eine Demonstrantenmenge von 400 000 Menschen zu besänftigen, indem er zwar Polens Recht auf einen eigenen Weg zum Sozialismus betonte, jedoch ebenso deutlich machte, daß sein Land im Warschauer Pakt verbleiben werde. Damit war der kritische Punkt der Protestbewegung überwunden, die Sowjetführung nahm endgültig von einem militärischen Eingreifen Abstand[55] und entschärfte die Situation weiter durch Zugeständnisse wie einen Schuldenerlaß, einen teilweisen Abzug der sowjetischen Berater, Getreidelieferungen und die Übernahme der Unterhaltskosten für die sowjetischen Truppen im Lande.[56] Eine spätere Aussage Edward Ochabs schmälert allerdings Gomułkas Verdienst, ihr zufolge war der Verzicht der Sowjetunion auf einen Einmarsch in Polen weniger Gomułkas Verhandlungsgeschick als vielmehr dem jugoslawischen Staatschef Tito und der chinesischen Führung zu verdanken, die im Gegensatz zu anderen sozialistischen Staaten der bereits beschlossenen Interventionen ihre Zustimmung verweigerten.[57]

Aber auch die Lage in Ungarn beeinflußte die Entscheidung der Sowjetführung. Dort hatten die Juni-Ereignisse von Posen in der ungarischen Gesellschaft die Überzeugung gestärkt, daß das totalitäre System so instabil geworden sei, daß eine gesellschaftliche Auflehnung Aussicht auf Erfolg haben könnte.[58] Gomułkas Aufstieg in Polen gab den protestierenden Studenten und Intellektuellen in Ungarn die Möglichkeit, ihren Klagen gegen die stalinistischen Führer und die sowjetische Dominanz Ausdruck zu verleihen. Die Forderung nach Nagys Rückkehr sollte Gomułkas Rückkehr an die Macht entsprechen.[59] Am 22. Oktober kündigten Lehrer und Studenten des Politechnikums für den folgenden Tag eine Solidaritätsdemonstration für Polen an; an dieser nahmen am Abend schon 200 000 Menschen teil. Die Hauptursache für die Demonstration der Studenten und breiten Schichten der ungarischen Bevölkerung an diesem 23. Oktober war die Unzufriedenheit der Massen über die Innenpolitik der Parteiführung, und so wurde die Rückkehr Nagys gefordert.[60] Die allgemein erhobene Forderung nach Freiheit bedeutete vor allem die nach Abzug der Besatzungsarmee, nach einer Beendigung der militärischen, politischen und wirtschaftlichen Abhängigkeit Ungarns von der Sowjetunion sowie die Wiedereinführung der traditionellen ungarischen Symbole an Stelle der nach sowjetischen Muster gestalteten Embleme und Uniformen.[61]

Bereits um 19.00 Uhr telefonierte Gerő mit dem sowjetischen Botschafter Jurij Andropov und mit Chruščev in Moskau und bat um ein Eingreifen der Roten Armee. Um 20.00 Uhr heizte er in einer Radioansprache die Stimmung weiter an, in der er ankündigte, keine Zugeständnisse im Sinne der Demokratisierung machen zu wollen, und beschimpfte die friedlichen Demonstranten als Konterrevolutionäre.[62] Damit begab er sich in Gegensatz zu Edward Ochab in Polen, der bei seinen Ansprachen stets beruhigend auf die Demonstranten eingewirkt hatte. Ein weiterer Gegensatz war, daß die Parteiführer Ungarns sich zum Zeitpunkte des Ausbruchs der Unruhen gar nicht im Lande aufgehalten hatten, sondern auf Staatsbesuch in Jugoslawien weilten. Gerő hatte trotz der angespannten Lage im Lande vorher mehr als einen Monat im Urlaub auf der Krim verbracht, sehr zu Chruščevs Verwunderung. Dies mag dazu geführt haben, daß Gerő die Situation fälschlich dramatischer einschätzte, als sie war.[63] Während in Polen niemand daran gedacht hatte, die Sowjets um Hilfe zu bitten, dachte in Ungarn niemand ernsthaft daran, dies zu unterlassen. Die Vermutung liegt nahe, daß dies die sowjetische Führung zu der Einschätzung geführt haben mag, die ungarische Führung sei im Gegensatz zur polnischen nicht in der Lage, Ruhe und Ordnung in ihrem Lande aufrechtzuerhalten.[64]

Nachdem nach Rücksprache mit der sowjetischen Botschaft in Budapest das Politbüro in Moskau einem militärischen Eingriff zugestimmt hatte, marschierten am Morgen des 24. Oktobers sowjetische Truppen mit 31 500 Soldaten und 1 130 Panzern in Budapest und in den größeren Städten des Landes ein.[65] Es kam zu Straßenkämpfen mit hunderten Toten und Verletzten, darunter auch Frauen und Kinder. Viele von ihnen fielen dem verbissen kämpfenden ungarischen Staatssicherheitsdienst zum Opfer, während die ungarische Armee[66] in Teilen zu den Aufständischen überlief und sich sowjetische Truppen teilweise mit den Aufständischen verbrüderten. Dessenungeachtet begannen die Kämpfe ab dem 25. Oktober wegen der sowjetischen Einmischung die Form eines nationalen Befreiungskrieges anzunehmen, während sie bislang aufgrund der Unzufriedenheit der Bevölkerung mit den Zuständen in Partei und Gesellschaft eher die Züge eines Bürgerkrieges trugen. Die Demonstranten begannen nun, den Abzug aller Sowjetsoldaten und die Wiederherstellung der nationalen Souveränität zu fordern.[67]

Am 24. Oktober hatte die Parteiführung, dem Druck der Straße und sowjetischen Empfehlungen folgend, Imre Nagy wieder zum Ministerpräsidenten ernannt, dieser erneuerte und konsolidierte die Parteiführung. Erster Sekretär der MDP wurde János Kádár, der wie Nagy unter der stalinistischen Repression in Ungarn gelitten hatte.[68] Parallel dazu und unabhängig davon hatten sich in ganz Ungarn Revolutions- und Arbeiterräte sowie nationale Komitees gebildet. Sie entsandten ihre Delegierten zu der Regierung Nagys und versuchten ihn zu revolutionären demokratischen Veränderungen zu bewegen.[69] Dieser löste am 28. Oktober den Staatssicherheitsdienst auf und befahl der ungarischen Armee, den Widerstand gegen die Aufständischen einzustellen. Er betonte, daß es sich nicht um eine Konterrevolution handele, und forderte den Abzug der Roten Armee aus Budapest. So kam es zur weitgehenden Einstellung der Kampfhandlungen und einer Normalisierung der Lage in Ungarn.[70]

Am Suezkanal hingegen begann Israel am 29. Oktober seinen Angriff gegen Ägypten, nachdem mit der französischen und britischen Führung im Laufe des Oktobers in Geheimverhandlungen das entsprechende Vorgehen vereinbart worden war. So stellten am folgenden Tag Großbritannien und Frankreich ein Ultimatum an Ägypten, das erwartungsgemäß abgelehnt wurde und so den Vorwand für die folgenden Luftangriffe und Truppenentsendungen Großbritanniens und Frankreichs lieferte. Dieses Vorgehen wurde auf einer Sonderversammlung der Vereinten Nationen allgemein verurteilt.[71]

Die mit diesen Ereignissen verbundene Ablenkung der Weltöffentlichkeit und die gleichzeitig von der us-amerikanischen Regierung formulierte Absicht, sich in Ungarn nicht einmischen zu wollen, erweiterte die Handlungsmöglichkeiten der Sowjetführer beträchtlich. So verzögerten sie zunächst den Abzug ihrer Truppen aus Budapest und verkündeten am folgenden Tage eine Freundschaftserklärung, die unter anderem die Souveränität in inneren Angelegenheiten und die territoriale Integrität der sozialistischen Länder garantierte. Diese Erklärung diente jedoch eher der Verschleierung der wahren sowjetischen Absichten, da die Führung in Moskau entschlossen war, keine Umgestaltung des politischen Systems in Ungarn zuzulassen.[72] Dem lief Nagys Regierungsumbildung vom 1. November hin zu einer Mehrparteienkoalition sowie die Ankündigung, Ungarn außenpolitisch neutralisieren und aus dem Warschauer Pakt ausscheren zu wollen, zuwider.[73] Zu letzteren Schritten war Nagy durch fortdauernde Truppenverstärkungen seitens der Sowjetunion geradezu gedrängt worden, unterstützt durch weiter anhaltende Massendemonstrationen gegen die Rote Armee im Lande. Er wandte sich an den Generalsekretär der Vereinten Nationen mit der Bitte, die ungarische Frage auf die Tagesordnung der Generalversammlung zu setzen. In offenkundiger Doppelmoral wandte sich auch die Führung der Sowjetunion an die Vereinten Nationen, indem sie den Weltsicherheitsrat aufforderte, Maßnahmen zur Einstellung der Aggressionen gegen Ägypten zu ergreifen. Mit der Verurteilung aggressiver Absichten und Handlungen Israels, Großbritanniens und Frankreichs versuchte sie, von ihrem eigenen militärischen Vorgehen in Ungarn abzulenken.[74]

Eine weitere Ablenkungsmaßnahme stellte die Aufnahme von Verhandlungen mit einer Delegation um den ungarischen Verteidigungsminister Generalmajor Pál Maléter über einen sowjetischen Truppenabzug am 3. November dar, während der Befehl zur zweiten Intervention der Roten Armee am 4. November bereits erteilt war. Während der Verhandlungen wurde die ungarische Delegation verhaftet und verschleppt. Der massive Angriff auf Budapest und andere ungarische Städte begann im Morgengrauen des 4. Novembers, und 35 Minuten nach Nagys formellem Protest bei der sowjetischen Botschaft wurde im Rundfunk die Bildung einer revolutionären Arbeiter- und Bauernregierung mit Kádár an der Spitze verkündet, deren an die Sowjetregierung gerichtete Bitte um militärische Hilfe den erneuten Angriff legitimieren sollte.[75]

Am selben Tage wurde im Sicherheitsrat der Vereinten Nationen eine Entschließung gegen das sowjetischen Vorgehen in Ungarn mit neun von elf Stimmen gebilligt; die Gegenstimme der Sowjetunion als ständiges Mitglied wurde als Veto gewertet, Jugoslawien enthielt sich. Weiterhin wurde die Befassung der Vollversammlung beschlossen, in dieser Verfahrensfrage war die Gegenstimme der Sowjetunion nicht maßgeblich. Die Vollversammlung der Vereinten Nationen sprach sich mit 50 gegen acht Stimmen bei 15 Enthaltungen ebenfalls gegen das sowjetischen Vorgehen aus.[76] Die Gegenstimmen waren u. a. von den Vertretern der Tschechoslowakei, Rumäniens, Bulgariens und Chinas abgegeben worden, die genauso wie Tito in den ersten Novembertagen auf einer Konferenz in Bukarest dem Einmarsch zugestimmt hatten. Gomułka, der Polen vor einem ähnlichen Schicksal bewahrt hatte, sprach sich zwar gegen den Einmarsch aus, unterstützte aber den Verbleib sowjetischer Truppen in Ungarn, die der ungarischen Führung Rückendeckung bei der Lösung der Krise geben sollten.[77]

Die ungarischen Streitkräfte leisteten dem sowjetischen Angriff keinen Widerstand, zunächst aufgrund eines gefälschten, vorgeblich von Maléter ausgesprochenen Befehls, dann wegen eines Befehls Nagys, der die sowjetische Entschlossenheit erkannte und großes Blutvergießen vermeiden wollte.[78] Im Gegensatz zum ersten sowjetischen Angriff kam es diesmal zu überhaupt keiner Verständigung zwischen ungarischen Aufständischen und sowjetischen Soldaten. Diese waren nun zumeist erst in den letzten Tagen aus asiatischen Sowjetrepubliken nach Ungarn verlegt worden, und ihre Offiziere hatten ihnen eingeredet, daß sie sich nicht an der Donau, sondern am Suezkanal befänden und gegen die westlichen Imperialisten kämpften.[79]

In der Suezkrise wurden am 5. November die Eroberungen Großbritanniens, Frankreichs und Israels fortgesetzt, wobei letzteres verabredungsgemäß einen Waffenstillstand ablehnte. In dieser Situation drohte der sowjetische Ministerpräsident Bulganin mit einem Einsatz von Atomwaffen gegen die Städte London und Paris, und die Regierung der Vereinigten Staaten verweigerte Großbritannien die weitere finanzielle Hilfe bei der Stützung des schwachen Pfunds Sterling. Dies bewog Großbritannien zum Rückzug aus der Kriegskoalition, und da Frankreich alleine nicht handlungsfähig war, erlitt die Intervention kurz vor ihrem endgültigen Erfolge einen Fehlschlag. Die letzten französischen Soldaten zogen am 22. Dezember ab, die israelischen Truppen mußten die eroberten Gebiete aufgeben.[80]

Der spontane Widerstand der Aufständischen in Ungarn dauerte bis zum 11. November an, erst Ende Dezember wurden alle Kampfhandlungen eingestellt.[81] Auch in Polen kam es noch bis zum Jahresende zu Ausschreitungen in Bromberg, Plotzk, Stettin und Warschau, die ohne sowjetischen Beistand beendet wurden.[82]

In der polnischen Gesellschaft löste die Tragödie des ungarischen Aufstandes ein selten angetroffenes Maß an menschlicher Solidarität und Opferbereitschaft aus. Große Hilfsaktionen wurden eingeleitet, Blut-, Geld- und Sachspenden gesammelt, überaus viele polnische Ärzte und Krankenschwestern meldeten sich freiwillig zum Einsatz in den ungarischen Krisengebieten, auf den polnischen Straßen und Plätzen wehten ungarische Flaggen.[83] Überhaupt verfolgten die polnische Führung und Bevölkerung die Ereignisse in Ungarn mit großem Interesse. Polens Presse und Intelligenz unterstützte die ungarischen Aufständischen, während Gomułka sich in der Mitte zu positionieren versuchte: Einerseits Moskau seiner Loyalität zu versichern und andererseits seine Unterstützung in Polen zu erhalten. Die ungarischen Führer hingegen hatten sich während der Krise in Ungarn selten auf die Ereignisse in Polen als Richtschnur ihres Handelns bezogen, sie reagierten nur auf die chaotischen Ereignisse in ihrem Lande.[84]

Zusammenfassend läßt sich sagen, daß zwei der Kernaussagen, die Chruščev auf dem XX. Parteitag der KPdSU traf, nämlich die Verkündung einer entschiedenen Abkehr vom Stalinismus und die Eröffnung verschiedener Wege zum Ziele des Kommunismus’, im gesamten sozialistischen Machtbereich intensive Diskussionen auslösten. In Polen gab die herrschende PVAP selbst den Anstoß dazu, in Ungarn verlief die Entwicklung im sich ständig erweiternden Petőfi-Kreis und in der Gesellschaft von vornherein jenseits jeglicher Kontrolle der Regierungspartei MDP. In Polen gelang es der sich erneuernden Führung, einerseits des Volkszorns Herr zu werden, der, durch bereits langanhaltende Mißstände begründet, aufgrund erwarteter gesellschaftlicher Liberalisierung nun losbrach, andererseits die Vormacht der Sowjetunion und ihrer Ideologie in Staat, Wirtschaft und Gesellschaft Polens ein wenig einzudämmen, die die nun tatsächlich eingeleiteten Liberalisierungsmaßnahmen hinnahm. In Ungarn hingegen, wo die zunehmende Popularität und Öffentlichkeit des Petőfi-Kreises ähnlich wie die Ereignisse in Posen als Warnung hätten dienen können, zeigte sich die Staatsführung von den im Oktober ausbrechenden Unruhen vollkommen überrascht und rief die Rote Armee zu Hilfe, mittels derer die sowjetische Führung nicht nur die Unruhen in Lande niederschlug, sondern auch der einsetzenden Liberalisierung ein Ende bereitete und vor allem ein Ausscheren Ungarns aus dem Warschauer Pakt verhinderte. Dies geschah im Schatten des Suezkonflikts, der das Interesse der Weltöffentlichkeit und die Aufmerksamkeit und Handlungsmöglichkeiten der Führungspersönlichkeiten maßgeblicher Staaten wie Großbritannien, Frankreich und Vereinigte Staaten von Amerika an anderer Stelle bündelte, wodurch die Sowjetführung in Ungarn freier handeln konnte, als es sonst möglich gewesen wäre.

1.3 Politisches Klima in der Bundesrepublik Deutschland

Um ermessen zu können, wie die im zweiten Teile dieser Arbeit präsentierten Darstellungen der Ereignisse des Jahres 1956 in Polen und Ungarn in der Bundesrepublik Deutschland aufgenommen wurden, soll im folgenden versucht werden, die Stimmung und das Meinungsklima in der Gesellschaft, wie es sich im Inneren darbot und von außen beeinflußt wurde, darzustellen. Dazu wird auch auf die Innen- und Außenpolitik der Bundesrepublik sowie ihre Versuche der Einflußnahme auf die Suezkrise eingegangen.

Erst 1955 waren die Pariser Verträge in Kraft getreten, die der jungen Bundesrepublik mehr Souveränität und die Ablösung der Hohen Alliierten Kommission brachten. Diese hatte bislang als eine Art Oberregierung unter anderem den gesamten Bereich der Außenpolitik mit Außenhandel, dazu die Sicherheitsfragen und die Entmilitarisierung kontrolliert und Westdeutschland auf dem Niveau eines „Protektorates der Westmächte mit innerer Autonomie“ gehalten.[85] Mit den Pariser Verträgen trat die Bundesrepublik der Westeuropäischen Union (WEU) und der Nordatlantischen Vertragsorganisation (NATO) bei und gewann dadurch weiteres Vertrauen bei den westlichen Staaten.[86] Die damit begonnene Westintegration sollte vor allem mehr Sicherheit vor dem östlichen Imperium der Sowjetunion schaffen, das als expansionistisch und bedrohlich empfunden wurde.[87]

Im Inneren wurde die deutsche Teilung weiterhin als bedrückend empfunden, fast jeder zweite Westdeutsche hatte Familie oder Freunde in der Deutschen Demokratischen Republik.[88] Die Ereignisse des 17. Junis 1953 hatten mit einer Welle gesamtdeutscher Solidarität gezeigt, daß die Deutschen noch zusammen gehörten und ein Volk waren. Für die Westdeutschen war dabei allerdings das Gefühl der Sicherheit an der Seite der Vereinigten Staaten von Amerika maßgeblich.[89] Die verstärkte Westintegration sollte die „Ostangst“ kompensieren. Die sowjetische Besatzungszone (SBZ) wurde als „bolschewisiertes“ Gebiet wahrgenommen, das Erschrecken in Westdeutschland über die Verhängung des Kriegsrechtes und den Aufmarsch der Roten Armee in der DDR war groß und hielt lange an. In dieses Klima paßte auch das am 17. August 1956 erfolgte Verbot der Kommunistischen Partei Deutschlands (KPD).[90] Die voranschreitende jeweilige Blockintegration der beiden deutschen Staaten vertiefte die Spaltung. Durch die Anwendung der Hallstein-Doktrin, in der die Bundesrepublik Deutschland den Alleinvertretungsanspruch für alle Deutschen erhob, womit zugleich die DDR international isoliert werden sollte, verzichtete die Bundesrepublik im ersten Jahrzehnt ihres Bestehens auf offizielle diplomatische Kontakte zu den Staaten im sozialistischen Machtbereich, so auch zu Polen und Ungarn. Eine Ausnahme bildete die Sowjetunion. Die Aufnahme diplomatischer Beziehungen zu ihr im Jahre 1955 wurde mit ihrem besonderen Status als Besatzungsmacht begründet. Der tatsächliche Grund für die Aufnahme der seitens der Sowjetunion gewünschten diplomatischen Beziehungen war allerdings die Einigung über die Freilassung von 9 628 Kriegsgefangenen und 20 000 Zivilinternierten, die genauso wie 100 000 deutschstämmige Ausreisewillige bis Ende 1956 in der Bundesrepublik eintrafen.[91] Diese mußten zusätzlich zu den mehreren Millionen Flüchtlinge und Vertriebener aus den verlorenen deutschen Ostgebieten und der DDR in die Gesellschaft integriert werden.[92]

Die Wiederbewaffnung, die am 2. Januar 1956 mit dem Dienstbeginn der ersten Einheiten der Bundeswehr und der Einführung der allgemeinen Wehrpflicht am 7. Juli ihren Anfang nahm, polarisierte die öffentliche Meinung, der Streit wurde hierbei über die Frage der atomaren Bewaffnung noch lauter.[93]

Großen Optimismus und neues Selbstbewußtsein rief das sogenannte Wirtschaftswunder hervor, das breite Bevölkerungsschichten an steigendem Wohlstand teilhaben ließ. Dieser entstand überraschend schnell aus Massenelend, Trümmern und Ruinen und kontrastierte auch mit den Erfahrungen der Vorkriegszeit, deren traumatische Ereignisse Inflation und Weltwirtschaftskrise sich vielen eingeprägt hatten. Den nun stattfindenden langanhaltenden Wirtschaftsaufschwung teilte die Bundesrepublik mit ganz Westeuropa, wurde jedoch von keinem der anderen Länder in ihrer Dynamik übertroffen.[94] Grundlage waren die auch nach dem Kriege großenteils noch vorhandene Infrastruktur, das Ende der alliierten Demontagen, der Marshallplan und die Währungsreform von 1948, die es ermöglichten, den Wiederaufbau im Inneren rasch voranzutreiben und auf dem Weltmarkt die Lücke auszufüllen, die durch die us-amerikanische Rüstungsproduktion für den Koreakrieg entstand.[95] Insbesondere im arabischen Raum konnte die westdeutsche Wirtschaft ihre starke Stellung weiter ausbauen.[96] In der Bundesrepublik wuchs die Kaufkraft aufgrund der von den Gewerkschaften durchgesetzten Lohnerhöhungen, es gab mehr Urlaub, und die Lohnfortzahlung im Krankheitsfall wurde vorbereitet.[97] Das Lastenausgleichsgesetz von 1952 hatte Vertriebenen, Flüchtlingen und Benachteiligten der Währungsreform eine bescheidene Kompensation gewährt, die große Rentenreform und damit das Ende der bislang vorherrschenden Altersarmut war in Vorbereitung. Die steigende Kaufkraft führte zu einer Vergrößerung des Binnenmarktes, die Bundesbürger wurden zu Massenkonsumenten. Dabei stand vor allem die Anschaffung langlebiger Konsumgüter wie Küchengeräte, Kraftfahrzeuge und Fernsehgeräte im Vordergrund.[98] Die Ausgestaltung der sozialen Marktwirtschaft war 1956 bereits weit vorangeschritten. Es lag auch an der Situation des Kalten Krieges und an der Existenz der DDR, daß diese bundesdeutsche Variante des Kapitalismus’ sich entwickeln und festigen konnte: Die Systemkonkurrenz förderte Flexibilität und Kompromißbereitschaft der Entscheider in Politik und Wirtschaft, und der Aufbau des Sozialismus’ hinter dem Eisernen Vorhang diente als abschreckendes Beispiel. Die gedeihende Wirtschaft trug zur Stabilisierung der Bundesrepublik und zu ihrer breiten gesellschaftlichen Akzeptanz bei.[99] Zwischen 1950 und 1956 verdoppelte sich das Bruttosozialprodukt, die Löhne stiegen und Vollbeschäftigung wurde mehr und mehr von Utopie zu Wirklichkeit. Deshalb machte sich unter den Arbeitnehmern Organisationsmüdigkeit breit, diese führte mit dem Wahlsieg des konservativ-bürgerlichen Lagers 1953 dazu, daß die Gewerkschaften sich auf die klassische Tarifpolitik konzentrierten. Das starke Wirtschaftswachstum konnte sowohl die Interessen der Arbeitnehmer als auch der Arbeitgeber befriedigen und erleichterte den Konsens, was dazu führte, daß die Bundesrepublik zum Modellstaat der Sozialpartnerschaft wurde.[100]

Stellten Flüchtlinge und Vertriebene auch eine Herausforderung für Integration und Wohnungsbau dar, so bereicherten sie doch mit ihrer Arbeitskraft den westdeutschen Arbeitsmarkt, auf dem dennoch bald Knappheit herrschte, die ab 1955 durch die Anwerbung von Gastarbeitern zu beheben versucht wurde.[101] Diese bildeten bereits die dritte Einwanderungswelle nach insgesamt zwölf Millionen Vertriebenen und Flüchtlingen vor allem aus den ehemaligen deutschen Ostgebieten und schließlich insgesamt drei Millionen Menschen aus der SBZ/DDR.[102]

Die Gestaltung der Innenpolitik durch Konrad Adenauer läßt sich als patriarchalische Demokratie beschreiben, die zum geflügelten Wort gewordene „Kanzlerdemokratie“ stabilisierte die Bonner Republik. 1953 war Adenauer nahezu plebiszitär im Amt bestätigt worden, er verfügte über eine breite Mehrheit und genoß großes Prestige. Hinzu kam, daß es ihm gelang, Vertrauen zu stiften, und dieses Vertrauen in ihn übertrug sich auf die Bundesrepublik. Bei den Bundestagswahlen 1957 sollte die CDU eine absolute Mehrheit erzielen, sie belegt die unter den Westdeutschen herrschende große politische Einigkeit.[103] Der große Erfolg des CDU-Wahlkampfmottos dieses Jahres: „Keine Experimente“ unter einem Bild Adenauers, ist Ausdruck eines Gefühls der Sicherheit und Zufriedenheit, das im Lande herrschte.[104] Daneben bestand paradoxerweise ein diffuses Gefühl der Bedrohung durch die Sowjetunion; ein zentrales Motiv aus dem Wahlkampf des Jahres 1953 kann als Beleg für die weitverbreitete Ablehnung der Sowjetunion und ihrer Politik gewertet werden: Der Titel „Alle Wege des Marxismus führen nach Moskau“ vor einem den Betrachter anstarrenden diabolischen Gesicht auf Wahlplakaten der CDU.[105]

Das erwähnte Gefühl der Sicherheit und Zufriedenheit speiste sich auch aus dem erstmals in der deutschen Geschichte erreichten Konfessionsfrieden, der an die Stelle des Konfliktes zwischen Katholiken und Protestanten trat und ein kooperatives Verhältnis zwischen Staat und beiden Kirchen erst ermöglichte. Ihnen wurde neben besonderen Privilegien wie etwa im Steuerrecht ein öffentlicher, von der Verfassung anerkannter Status zugebilligt, der ihrer bedeutenden politischen und gesellschaftlichen Position und ihrer Verflechtung in das politische und soziale Leben entsprach.[106]

Die bundesdeutsche Außenpolitik befand sich in einem Doppelkonflikt: Einerseits stand die Bundesrepublik an der Seite der Westmächte im Systemgegensatz mit der Sowjetunion und dem Ostblock, andererseits ergab sich ein Sonderkonflikt mit ihren östlichen Nachbarn und der Sowjetunion wegen der Forderung nach Wiedervereinigung in den Grenzen von 1937, der Nichtanerkennung der DDR und der polnischen Oder-Neiße-Grenze. In diesem zweiten Konflikt fand die Bundesrepublik zunehmend weniger Unterstützung seitens der Westmächte. Dies lag auch darin begründet, daß seit Ende 1955 der „Geist von Genf“ die erste weltpolitische Tauwetterperiode einleitete, in der die Supermächte einen modus vivendi gefunden hatten und die Forderungen der Bundesrepublik eher störend wirkten. Adenauer hielt diese Entwicklung für sehr gefährlich, da sie nur dem Machtstreben der Sowjetunion entgegen komme. Er sah sich bestätigt, als die Niederschlagung der Aufstände in Polen und Ungarn 1956 von den Westmächten tatenlos hingenommen wurde.[107] Dennoch rückte er niemals vom Gedanken der Eingliederung in den Westen ab, die aus zwei Komponenten bestand: Der Bindung an Washington, die die Existenz Westdeutschlands garantierte, und der Bindung an die westeuropäischen Partner, die den freien Teil Europas gegenüber beiden Supermächten stärkte.[108] Als eine erste Dividende kann die erfolgreiche Lösung der Saarfrage gesehen werden, die Eingliederung des Saarlandes in die Bundesrepublik wurde im Luxemburger Vertrag am 27. Oktober 1956 mit Frankreich vereinbart; dieses größte Hindernis in der deutsch-französischen Verständigung der Nachkriegszeit war somit beseitigt.[109] Anfang des Jahres war es wegen der stockenden europäischen Integration noch zu einer Koalitionskrise gekommen.

Außenpolitisch kam es im Verlaufe des Jahres 1956 zu Spannungen innerhalb der NATO, da der vor allem von den USA geforderte Aufbau der Bundeswehr nur langsam voranging. Dieser war ein wichtiger Aspekt im Verteidigungskonzept für Westeuropa, gerade vor dem Hintergrund der durch Großbritannien und Frankreich in Westdeutschland vorgenommenen Truppenreduktionen, die durch spätkoloniale Verwicklungen beider Länder auf Zypern beziehungsweise in Algerien notwendig wurde. Die ehemaligen Besatzungsmächte forderten sogar einen finanziellen Ausgleich dafür, daß sie auch weiterhin ohne wesentliche deutsche Kräfte die Sicherheit der Bundesrepublik mitgarantieren mußten.[110] Die Pläne des Vorsitzenden der Befehlshaber der Teilstreitkräfte, Admiral Arthur Radford, die Truppenstärke der Vereinigten Staaten in Deutschland stark zu reduzieren und dies durch frühzeitigen und umfassenden Einsatz von Nuklearwaffen sowie durch erst neu aufzustellende Truppen der europäischen Verbündeten zu kompensieren, lösten im Juli 1956 die Radford-Krise aus, viel gegenseitiges Vertrauen im deutsch-amerikanischen Verhältnis ging verloren.[111] Adenauer kritisierte die USA als Auslöser dieser Krise und auch wegen ihrer bereits erwähnten Entscheidung, einer Finanzierung des Assuanstaudammes in Ägypten durch die Weltbank nicht zuzustimmen, was eigentlich erst die Suezkrise ausgelöst hatte (s. o. Kapitel 1.2). Seine Hauptsorge galt allerdings ersterem Punkt, denn er fürchtete eine Einigung der Vereinigten Staaten mit der Sowjetunion auf Kosten Europas, das zudem noch bedingt durch Partikularinteressen uneinig agierte.[112] Im Frühherbst waren die Truppenreduktionen der NATO in Mitteleuropa bereits so weit vorangeschritten, daß die Strategie der Vorwärtsverteidigung nicht mehr aufrechtzuerhalten war.[113] Bei einem möglichen militärischen Ost-West-Konflikt hätte die Bundesrepublik daher den Kampfplatz zu seiner Austragung abgeben und mit schwersten Zerstörungen rechnen müssen.

Adenauers Sorge in Bezug auf die zukünftige Politik der USA äußerte sich auch in seiner programmatischen Rede vor den Grandes Conférences Catholiques am 5. September in Brüssel, wo er für den Fall eines us-amerikanischen Rückzuges für ein eigenständiges Europa als „Dritte Kraft“ eintrat. Damit gab er erstmals die bisher sorgfältig bewahrte Balance zwischen seiner Europa- und Amerikapolitik auf. Adenauer suchte nach Auswegen aus der noch unvermeidlichen Abhängigkeit von der westlichen Vormacht, wobei der Zeitpunkt für eine Einigung mit Frankreich und Großbritannien gut gewählt war, die beide über die im vorigen Kapitel erwähnte Zurückhaltung und mangelnde Unterstützung seitens der USA enttäuscht waren. Andererseits mußten die Vertreter der Bundesrepublik hier vorsichtig agieren, da eine allzu offensive Unterstützung der Politik Großbritanniens und Frankreichs ihre diplomatischen und wirtschaftlichen Erfolge im arabischen Raum gefährdet hätte.[114] Denn seit einer Konferenz der deutschen Botschafter der arabischen Staaten in Istanbul im April 1956 war es erfolgreiche Politik Westdeutschlands gewesen, durch intensive diplomatische und wirtschaftliche Verbindungen einerseits den von Moskau ausgehenden Verlockungen des sozialistischen Systems entgegenzuwirken, andererseits mäßigenden Einfluß auf die Regierungen der arabischen Staaten auszuüben.[115] Aus diesem Grunde nahmen Vertreter der Bundesrepublik auch an den Konferenzen der Kanalnutzerstaaten im August und September teil. Insbesondere sprachen sie sich gegen ein gewaltsames Vorgehen durch Großbritannien und Frankreich aus.[116]

Mit dem Beginn des Suezkrieges durch israelische Angriffe mußte die Bundesregierung sich einer komplizierten Entscheidungslage stellen: Aufgrund der prekären Verteidigungslage in Westeuropa und wegen ihres gemeinsamen Interesses an Deeskalation in der Suezfrage hätte sich die Bundesrepublik an die Seite der Vereinigten Staaten von Amerika stellen müssen. Dafür sprach auch, daß sich in der Bundesrepublik der Verdacht regte, daß es geheime Verhandlungen zwischen Großbritannien, Frankreich und Israel gegeben habe, und daß deren Vorgehen dem Ansehen der westlichen Welt im arabischen Raum nicht dienlich war. Das Zusammengehen der USA mit der Sowjetunion bei den Vereinten Nationen ließ bei Adenauer jedoch wieder die Sorge vor einer Einigung auf Kosten Deutschlands wach werden. Zudem sollten die Beziehungen zu den geographisch näher liegenden westlichen Partnern Großbritannien und Frankreich nicht belastet werden, deren Aktivitäten in Ägypten auch als Versuch gesehen wurden, die „völlige Bolschewisierung des Nahen Ostens zu verhindern.“[117] Verteidigungsminister Franz-Josef Strauß schließlich sah sich durch die us-amerikanische Haltung fast persönlich bloßgestellt, hatte er doch während des sowjetischen Einmarsches einen direkten Hilferuf aus Budapest erhalten und in Bonn nicht einmal einen diplomatischen Ansprechpartner der USA finden können. Seiner Meinung nach hätte die Sowjetunion nach einer eindeutigen us-amerikanischen Garantieerklärung keinen Einmarsch in Ungarn gewagt.[118]

Bei all seiner auch öffentlich geäußerten Frustration über die Verweigerung des Weltbankkredites an Ägypten durch die USA, über ihre uneindeutige Haltung auf den beiden Suezkonferenzen und über „ihre Kumpanei mit den Russen“[119] bei den Vereinten Nationen konnte dem deutschen Bundeskanzler jedoch nicht an einer Vertiefung des sich ausbildenden Grabens zwischen der nordamerikanischen Vormacht und ihren europäischen Verbündeten gelegen sein. Daher forderte er seine innenpolitischen Kritiker zur Aufgabe ihrer ablehnenden Haltung, was den Aufbau der Bundeswehr anbetraf, auf, und begab sich schließlich auf der Außenministerkonferenz der NATO im Dezember 1956 für die Bundesrepublik auf die Seite der Mehrheit in der NATO, die sich um des Zusammenhalts des Bündnisses willen mit allzu scharfer Kritik an alle Seiten zurückhielt und nur verbesserte Konsultationen forderte. Das erneute Auftreten einer Situation, daß einzelne Mitglieder (wie hier Großbritannien und Frankreich) das Bündnis spalteten, wenn (wie hier wegen Ungarns) Einigkeit geboten gewesen wäre, sollte vermieden werden.[120]

Im Verlaufe des sowjetischen Eingreifens in Ungarn hatte die Bundesregierung auch die Sicherheitslage vor der eigenen Ostgrenze analysieren lassen. Bundesnachrichtendienst und diplomatische Kontakte meldeten übereinstimmend, daß es keine Anzeichen dafür gebe, daß die Rote Armee über Ungarn hinaus nach Österreich oder gar Ostbayern vorstoßen wollte. Hoffnungen auf einen möglichen Dominoeffekt, was die Treue der Staaten Osteuropas zu Moskau betraf, gingen einher mit der Sorge vor einem Übergreifen der Unruhen auch auf die DDR.[121]

Zu der Sorge vor möglichen militärischen und diplomatischen Folgen der Suezkrise kam auch ein wirtschaftlicher Aspekt: Die kriegsbedingte Blockade des Kanals und zerstörte Leitungen verringerten in Verbindung mit den Embargos einiger ölexportierenden Länder die Öllieferungen, die in den westeuropäischen Häfen eintrafen, um 40%, die dadurch eintretende Knappheit führte auch für die Bundesrepublik zu Außenhandelsverlusten und Einbußen in nahezu allen Bereichen der Produktion.[122]

Zusammenfassend läßt sich sagen, daß die junge Bundesrepublik Deutschland im Jahre 1956 von großer politischer Einigkeit im Innern geprägt war, die sich in einer absoluten Mehrheit für die Regierungspartei Konrad Adenauers zeigte. Auch grundlegende Meinungsverschiedenheiten wie über die möglicherweise sogar atomare Wiederbewaffnung können dieses Bild nur bedingt trüben. Das Wirtschaftswunder bescherte vielen Bundesbürgern einen gewissen Wohlstand und milderte soziale Spannungen. Dies erleichterte die Akzeptanz des neuen Staates, das anhaltende Wirtschaftswachstum sicherte den sozialen Frieden. Diesem konnte auch die notwendige und schließlich gelungene Integration von 15 Millionen Menschen aus den Gebieten jenseits der neuen innerdeutschen Grenze nicht dauerhaft schaden. Das Verhältnis der Konfessionen untereinander und der Kirchen zum Staate war nach Jahrhunderten der Konfrontation erstmals von Kooperation geprägt. Als bedrückend wurde die Situation der Deutschen in der DDR empfunden, zu deren Bürgern fast jeder zweite Westdeutsche familiäre oder freundschaftliche Beziehungen hatte. Dazu gesellte sich ein Gefühl der Bedrohung durch die Sowjetunion, deren Vorgehen am 17. Juni 1953 im Westen für Erschrecken gesorgt hatte, und die als expansionistisch und bedrohlich empfunden wurde.

In ihren außenpolitischen Beziehungen hatte die Bundesrepublik 1955 erstmals eine gewisse Souveränität erlangt, sie war WEU und NATO beigetreten und hatte dadurch weiteres Vertrauen bei den westlichen Staaten gewonnen. 1956 war das Verhältnis zu den Staaten des sozialistischen Machtbereiches, so auch zu Ungarn und Polen, durch die Hallstein-Doktrin geprägt, diese schloß offizielle diplomatische Kontakte aus. Solche gab es einzig mit der Sowjetunion. Mit dieser und seinen östlichen Nachbarn stand Westdeutschland wegen Revisionsansprüchen in einem Konflikt, in dem es zusehends weniger Unterstützung bei den Westmächten fand. Adenauer sah jede Entspannung zwischen den USA und der Sowjetunion kritisch, da er einseitige Vorteile für die Sowjetunion und mögliche Nachteile für Deutschland befürchtete. Dennoch war die Westbindung zentraler und unveränderlicher Bestandteil seiner Außenpolitik. Hier war die Aussöhnung mit Frankreich und dessen Zustimmung zur „kleinen Wiedervereinigung“ mit den Saarland ein großer Erfolg und eine Erleichterung auf den Weg des künftigen europäischen Zusammengehens, das Adenauer als Ausweg aus der noch unvermeidlichen Abhängigkeit von der westlichen Vormacht auszubauen gedachte. Konflikte gab es mit den Westmächten wegen der geforderten Aufrüstung der Bundesrepublik, die auch aufgrund innenpolitischer Hindernisse nur langsam voranschritt, und wegen der damit verbundenen Sicherheitsgarantien der Westmächte für die Bundesrepublik. In den Suezkonflikt konnte sich die Bundesrepublik nur sehr bedingt diplomatisch einschalten, indem sie auf Mäßigung drang und bei den arabischen Staaten ihr handelspolitisches Gewicht in die Waagschale warf. Im Falle der Ungarnkrise fehlte jegliche Rückendeckung seitens der USA. Wegen dieser und anderer Punkte übte Adenauer Kritik an der us-amerikanischen Regierung, ließ es jedoch nicht zu einem Zerwürfnis kommen, sondern bemühte sich um größere Einigkeit im nordatlantischen Verteidigungsbündnis.

1.4 Untersuchte Tageszeitungen

Die drei untersuchten Tageszeitungen „Frankfurter Rundschau“, „Die Welt“ und „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ trennt mehr als sie verbindet; sie haben ganz unterschiedliche Entstehungsgeschichten und decken verschiedene Bereiche des politischen Meinungsspektrums ab. Sie wurden alle unter dem Einfluß der britischen und us-amerikanischen Besatzungsherrschaft nach Kriegsende (neu-)gegründet. Deshalb soll zunächst auf die Pressepolitik der Besatzungsmächte eingegangen werden, um sodann die Auswahl der untersuchten Tageszeitungen zu erläutern und diese mit ihren unterschiedlichen Entstehungsgeschichten jeweils als Grundlage der später folgenden Beurteilung im Sinne der Fragestellung vorzustellen.

Zeitungen sind definiert als Presseerzeugnisse, die mindestens zweimal wöchentlich mit primär aktueller, thematisch universeller Berichterstattung erscheinen.[123] Bei Tageszeitungen wird von (werk-)täglicher Erscheinung ausgegangen.[124] Vor dem Ersten Weltkriege und in der Weimarer Zeit hatte es in Deutschland eine große Zahl überregionaler Titel gegeben. Sie wurden in der NS-Zeit gleichgeschaltet und gingen vielfach in nationalsozialistischen Zeitungen auf.[125]

Da alle Alliierten davon überzeugt waren, daß die Medien im Deutschen Reich vor 1933 am Aufkommen des Nationalsozialismus mit schuld gewesen seien und nach der Machtergreifung zu seiner Stabilisierung beigetragen hätten,[126] begann während und nach dem alliierten Einmarsch in Deutschland 1945 im Machtbereich der drei westlichen Siegermächte Frankreich, Großbritannien und Vereinigte Staaten von Amerika die Durchführung eines Drei-Stufen-Planes für die Informationspolitik, den die USA und Großbritannien im Oktober 1944 vereinbart hatten. In seiner ersten Stufe sah er die Schließung aller Zeitungsbetriebe und Rundfunksender sofort nach der militärischen Einnahme ihrer jeweiligen Standorte vor. Die zweite Stufe schloß mit der Herausgabe von Militärzeitungen in deutscher Sprache an. Diese insgesamt zwölf Militärzeitungen wurden von einer Zentralredaktion der 12. US-Armeegruppe mit streng sortierten Nachrichten versorgt. In einer dritten Stufe wurden ab dem 1. August 1945 Lizenzen erteilt, die es Deutschen genehmigten, Zeitungen herauszugeben.[127] Das Hauptziel des Lizenzpressesystemes der dritten Stufe war es, ein neues Pressesystem zu schaffen, das genutzt werden sollte, um die deutsche Bevölkerung umzuerziehen und mit demokratischen Werten, Prinzipien und Überzeugungen zu tränken.[128] Damit korrespondierte die Vorstellung der Alliierten, die Lizenzpresse solle langfristig die Akzeptanz der Besatzungspolitik steigern.[129] Die Durchführung dieser Aufgabe oblag im Bereich der Presse den Lizenzträgern, deren Status in etwa dem des Herausgebers im deutschen Recht entsprach. Sie waren für die Veröffentlichung im ganzen verantwortlich und sollten die alliierten Zielsetzungen interpretieren. Da diese rasch wechselten, wurden auch die Lizenzträger häufig aus politischen Gründen ausgewechselt, nicht nur wegen Verfehlungen im Amt. Dies geschah durch die jeweilige militärische Abteilung für psychologische Kriegsführung und Informationskontrolle, die für Einsetzung und Überwachung der Lizenzträger zuständig war.[130] Dieser Lizenzzwang wurde in den westdeutschen Zonen zwischen dem 22. April 1949 in Bayern und dem 21. September 1949 in der britischen und französischen Besatzungszone aufgehoben; in Westberlin und im Saarland erst am 15. Juni und 23. Juli 1955.[131] Nun konnte jeder Deutsche, der im Zuge der Entnazifizierung nicht als Beschuldigter oder Belasteter eingestuft worden war, ohne vorherige Genehmigung eine Zeitung herausgeben. Diese Möglichkeit nutzten vor allem sogenannte Altverleger, also Verlagseigner, die wegen ihrer publizistischen Tätigkeit vor 1945 grundsätzlich von jeder Lizenzvergabe der dritten Stufe ausgeschlossen gewesen waren.[132]

Bei der Auswahl der in dieser Arbeit zu untersuchenden Tageszeitungen war die Breite des abgedeckten Meinungsspektrums eines der ausschlaggebenden Kriterien, siehe dazu die folgenden Kapitel. Dies erklärt auch, weshalb die ebenfalls seit 1945 als Lizenzzeitung erschienene „Süddeutsche Zeitung“[133] nicht in die Gruppe der zu untersuchenden Blätter aufgenommen wurde: Ihre innenpolitische Haltung deckt sich weitgehend mit der der „Frankfurter Rundschau“, wirtschaftspolitisch liegt sie eher auf einer Linie mit der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“.[134]

Die drei untersuchten Tageszeitungen weisen verschiedene redaktionelle Linien auf und stehen dadurch für unterschiedliche Segmente des Journalismus’.[135] Ein weiteres Kriterium war die Überregionalität; sie wird, mit gewissen Einschränkungen für die „Frankfurter Rundschau“, für alle drei Tageszeitungen bejaht.[136] Alle drei ausgewählten Tageszeitungen gelten als meinungsbildend[137] und können dabei gleichzeitig bereits seit den frühen fünfziger Jahren dem Anspruche gerecht werden, Qualitätszeitungen zu sein. Dies bedeutet, auf eine soziologisch vergleichsweise hoch angesiedelte Leserschaft mit Abitur oder akademischer Bildung ausgerichtet zu sein und den journalistischen Standard der aktuellen Berichterstattung durch Exklusivität, besondere journalistische Leistungen, namhafte Mitarbeiter und einen guten Ruf in der Öffentlichkeit zu repräsentieren.[138] Schließlich sind alle drei Tageszeitungen als Leitmedien anerkannt, das heißt sie verfügen über eine große Reichweite durch hohe Auflagenzahl; ihre Publikumsstruktur entspricht der gesellschaftlichen Führungsschicht und umfaßt Entscheidungsträger und Angehörige der Elite; sie werden in großem Umfange durch Journalisten genutzt, die als Multiplikatoren fungieren und sie entsprechend auch häufig zitieren.[139]

1.4.1 „Frankfurter Rundschau“

Als erste der hier zu untersuchenden Tageszeitungen wurde die „Frankfurter Rundschau“ am 1. August 1945 in Frankfurt gegründet. Eigentlich hatte sie „Frankfurter Neueste Nachrichten“ heißen sollen, es wurde jedoch seitens der Lizenzierungsbehörde ein bewußter Bruch mit allen bisherigen deutschen publizistischen Traditionen auch in der Namensgebung angestrebt. Sie erschien unter einer Lizenz der us-amerikanischen Besatzungsverwaltung und war die erste deutsche Zeitung seit Kriegsende. Die Lizenz wurde einem Gremium von sieben Lizenznehmern erteilt, das entsprechend den politischen Neigungen des zuständigen Presseoffiziers, des britischen Kommunisten Cedric Belfrage, und dessen Vorgesetzten ein ausgesprochen linkes Profil aufwies.[140] Als primus inter pares agierte dabei Wilhelm Karl Gerst, ein langjähriges Vorstandsmitglied katholischer Organisationen, der als ehemaliger Direktor der Tobis-Film-AG als einziger über Erfahrungen in der Leitung eines Wirtschaftsunternehmens verfügte. Er war progressives Mitglied der Zentrumspartei gewesen. Wilhelm Knothe war Sozialdemokrat, er wurde bald wieder Landesvorsitzender der SPD und stellvertretender Parteivorsitzender. Belfrage schätzte ihn nicht als sturen Parteigänger ein, Knothes Redaktionskollege Carlebach war anderer Ansicht.[141] Paul Rodemann war schon vor 1933 SPD-Redakteur gewesen, er war nach Einschätzung Belfrages bereit, mit allen Gegnern des Nationalsozialismus’ zusammenzuarbeiten. Hans Etzkorn wurde ebenfalls als Sozialdemokrat geführt, auch wenn er seinem Presseoffizier kein Parteimensch im strengen Sinne zu sein schien, mit gleichwohl umfassenden sozialistischen Überzeugungen. Er war der Kontaktmann des US-Geheimdienstes in der Redaktion.[142]

Neben einem Katholiken und den drei Sozialdemokraten wurden drei Kommunisten als Lizenznehmer ausgewählt: Arno Rudert war als einziger Chefredakteur bei einer Tageszeitung gewesen, er leitete bis 1933 die Redaktion der „Arbeiterzeitung“ in Frankfurt. Carlebach schildert ihn als gebrochenen Mann aus Sorge um das Schicksal seiner jüdischen Frau, für deren Rettung er sich der us-amerikanischen Besatzungsmacht zu uneingeschränkter Dankbarkeit verpflichtet fühlte. Otto Grossmann war, nicht aus politischen Gründen, 1926 aus der KPD ausgetreten, stand auch der SPD nahe, war Mitglied der linkssozialistischen Organisation „Naturfreunde“ und wird durch Carlebach als sonst unpolitisch eingeschätzt. Emil Carlebach selbst schließlich war mit erst 31 Jahren der jüngste, er war überzeugter Kommunist, Landesvorsitzender der Kommunistischen Partei Deutschlands in Hessen und Mitglied des Landtages. Er hatte zwölf Jahre im Konzentrationslager Buchenwald verbringen müssen, nach eigener Überzeugung wegen seiner kommunistischen Orientierung; Belfrage zufolge war er dort erst zum Kommunisten geworden.[143]

General Eisenhower hatte für das us-amerikanische Besatzungsgebiet, in dem die „Frankfurter Rundschau“ erschien, die Direktive ausgegeben, keine Parteizeitungen, sondern überparteiliche und anti-nationalsozialistische Zeitungen zu gründen. Zudem sollten diese keinem Verleger gehören, der dann Einfluß auf die journalistische Arbeit nehmen könnte, sondern den Journalisten selbst; sie sollten gleichzeitig Herausgeber sein.[144] Besonderen Wert legten die aufsichtführenden Stellen auf die Durchsetzung des Prinzips der Trennung von Nachricht und Kommentar, die auf verschiedenen Seiten erscheinen mußten, was in Deutschland bis dato nicht üblich gewesen war.[145] Die neue deutsche Presse sollte als Kristallisationspunkt dienen, um den sich die fortschrittlichen und demokratischen Elemente sammeln konnten. Ihre Funktion sollte sich jedoch nicht darauf beschränken, einer bereits gebildeten Meinung Ausdruck zu verleihen, sondern sie sollte gleichzeitig aktiv die öffentliche Meinung formen.[146] Die us-amerikanische Besatzungspolitik zu kritisieren war jedoch bei aller gewünschten Unabhängigkeit und Meinungsstärke der Presse verboten. Besonders gegen allzu dezidiert kommunistische Stellungnahmen griff die Militärverwaltung mit Zensur ein.[147]

Doch auch ohne Verstoß gegen das Kritikverbot war die Stellung der Lizenznehmer wenig gesichert, denn in der Lizenzurkunde hieß es unter § 3: „Diese Zulassung wird für keine bestimmte Zeitfrist erteilt und stellt kein Eigentumsrecht dar; sie ist nicht übertragbar und kann ohne Kündigungsfrist oder Untersuchung rückgängig gemacht werden.“[148] Auf der Grundlage dieser Bestimmung wurden Gerst und Carlebach im August und November 1946 die Lizenzen entzogen.[149] Vorher waren bereits Rodemann, Großmann, Knothe und Etzkorn aus dem Lizenznehmergremium ausgeschieden,[150] so daß von den ursprünglich sieben nur noch Rudert verblieben war. Unterstützt wurde er durch den Neuzugang Karl Gerold, der am 15. Juli 1946 neuer Lizenznehmer wurde. Er war Sozialdemokrat und hatte aus dem Schweizer Exil gegen die Nationalsozialisten gearbeitet.[151]

In der kurzen Zeit ihres Bestehens hatten die bisherigen Lizenzträger der „Frankfurter Rundschau“ ein deutlich linksliberales Profil gegeben, dieses wurde durch Gerold weiter geschärft.[152] Er pflegte einerseits einen Führungsstil, der ausgeprägt autoritär war, andererseits jedoch ließ er teils ungewollt, teils mit Gespür für das produktiv-anarchische seine Leute machen, was diese für richtig hielten. Unter ihren waren noch lange Mitarbeiter mit teils offener, teils verdeckter Parteigängerschaft. Gerold selbst war weniger der kühl abwägende und analysierende Journalist, sondern kämpferisch und polemisch, was sich in entsprechenden Leitartikeln äußerte.[153] Seit 1947 führten Rudert und er die Zeitung als Herausgeber und Inhaber, nachdem die Besatzungsmacht ihnen die Zeitung übereignet hatte. Nach Ruderts Tod 1954 führte Gerold die Zeitung alleine weiter als Verleger, Herausgeber und Chefredakteur im Besitz von 75% der Anteile, erst in den siebziger Jahren sollte er diese in eine gemeinnützige Stiftung einbringen, wie es bereits von den sieben Gründungslizenznehmern geplant gewesen war, die dieses Unterfangen jedoch aufgrund von Vorbehalten der Besatzungsmacht nicht durchführen gekonnt hatten.[154]

[...]


[1] Der Begriff Polen wird im folgenden für die Volksrepublik Polen und die deutschen Ostgebiete verwendet, die bis 1990 völkerrechtlich nur unter polnischer Verwaltung standen.

[2] Hier und im folgenden werden einheitlich für alle Ortsbezeichnungen entsprechend der Sprache der vorliegenden Arbeit die deutschen Namen und Schreibweisen verwendet, soweit vorhanden. Für Namen natürlicher Personen wird, im Gegensatz zu den ausgewerteten Tageszeitungen, die jeweilige landessprachliche Rechtschreibung beziehungsweise die in der modernen deutschen Rußlandforschung übliche wissenschaftliche Transliteration verwendet.

[3] Polnisch PZPR, Polska Zjednoczona Partia Robotnicza.

[4] Vgl. Kusber, Jan: Zwei Lösungen eines Problems. Die Sowjetunion und das Jahr 1956 in Polen und Ungarn, in: Osteuropa, Band LVI,5 2006, S. 87-97, hier S. 87.

[5] Wiggershaus, Norbert und Heinemann, Winfried (Hrsg.): Das internationale Krisenjahr 1956. Polen, Ungarn, Suez, München 1999 (=Beiträge zur Militärgeschichte, Band XLVIII).

[6] Foitzig, Jan (Hrsg.): Entstalinisierungskrise in Ostmitteleuropa 1953-1956. Vom 17. Juni bis zum ungarischen Volksaufstand. Politische, militärische, soziale und nationale Dimensionen, Paderborn u. a. 2001.

[7] Alföldy, Geza: Ungarn 1956. Aufstand, Revolution, Freiheitskampf, Heidelberg 1997.

[8] Granville, Johanna: Hungarian and Polish Reactions to the Events of 1956. New Archival Evidence, in: Europe-Asia Studies, Band LIII,7 2001, S. 1051–1076.

[9] Granville, Johanna: Reconsidered: Why Hungary and Not Poland?, in: The Slavonic and East European Review, Band LXXX,4 2002, S. 656-687.

[10] Kusber, Zwei Lösungen, S. 87-97.

[11] Schön, Sabine: Der Petőfi-Kreis – das intellektuelle Zentrum der ungarischen Revolution, in: http://www.ungarn1956.de/site/40208629/default.aspx, Zugriff am 23. Oktober [sic!] 2007, 19.00 Uhr.

[12] Wolfrum, Edgar: Die geglückte Demokratie. Geschichte der Bundesrepublik Deutschland von ihren Anfängen bis zur Gegenwart, Stuttgart 2006.

[13] Wirsching, Andreas: Deutsche Geschichte im 20. Jahrhundert, München 2001.

[14] Carlebach, Emil: Zensur ohne Schere. Die Gründerjahre der „Frankfurter Rundschau“ 1945/47. Ein unbekanntes Kapitel Nachkriegsgeschichte, Frankfurt 1985.

[15] http://www.fr-online.de/verlagsservice/ueber_die_fr/60_jahre_frankfurter_rundschau/, Zugriff am 14. November 2007, 14.14 Uhr.

[16] Frankfurter Allgemeine Zeitung (Hrsg.): Alles über die Zeitung, Frankfurt 241998 und Frankfurter Allgemeine Zeitung (Hrsg.): Alles über die Zeitung [pdf-Version], in: http://www.faz.net/dynamic/download/aboutus/FAZ-Imagebroschuere.pdf, Zugriff am 14. November 2007, 14.30 Uhr.

[17] Dohrendorf, Rüdiger: Zum publizistischen Profil der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“, Frankfurt u. a. 1990 (= Europäische Hochschulschriften, Reihe XXII Soziologie, Band CCIV).

[18] Sonntag, Christian: Britische Lehrmeister, in: http://www.berlinonline.de/berliner-zeitung/archiv/.bin/dump.fcgi/2006/0401/medien/0009/, Zugriff am 14. November 2007, 11.55 Uhr.

[19] Kosyk, Kurt: Pressepolitik für Deutsche 1945-1949. Geschichte der deutschen Presse. Teil IV, Berlin 1986 (=Sösemann, Bernd (Hrsg.): Abhandlungen und Materialien zur Publizistik, Band X).

[20] Hurwitz, Harold: Die Stunde Null der deutschen Presse. Die amerikanische Pressepolitik in Deutschland 1945-1949, Köln 1972, vgl. Wilke, Jürgen: Redaktionsorganisation in Deutschland, in: Ders. (Hrsg.): Unter Druck gesetzt. Vier Kapitel deutscher Pressegeschichte, Köln, Weimar, Wien 2002.

[21] Vgl. Kusber, Zwei Lösungen, S. 90.

[22] Vgl. Kyrow, Alexandr und Zselicky, Béla: Ungarnkrise 1956. Lagebeurteilung und Vorgehen der sowjetischen Führung und Armeen, in: Wiggershaus, Norbert und Heinemann, Winfried (Hrsg.): Das internationale Krisenjahr 1956. Polen, Ungarn, Suez, München 1999 (=Beiträge zur Militärgeschichte, Band XLVIII), S. 95-133, hier S. 99.

[23] Vgl. Alföldy, Ungarn 1956, S. 20.

[24] Vgl. Kyrow und Zselicky, Ungarnkrise 1956, S. 97.

[25] Vgl. Alföldy, Ungarn 1956, S. 18.

[26] Vgl. Ajnenkiel, Andrzej: Die Armee im stalinistischen, abhängigen Staat. Das polnische Beispiel, in: Wiggershaus, Norbert und Heinemann, Winfried (Hrsg.): Das internationale Krisenjahr 1956. Polen, Ungarn, Suez, München 1999 (=Beiträge zur Militärgeschichte, Band XLVIII), S. 3-20, hier S. 24.

[27] Vgl. Granville, Reconsidered, S. 660.

[28] Vgl. Kusber, Zwei Lösungen, S. 90.

[29] Vgl. Granville, Hungarian and Polish Reactions, S. 1055.

[30] Vgl. Kusber, Zwei Lösungen, S. 90f.

[31] Vgl. Foitzig, Jan: Ostmitteleuropa zwischen 1953 und 1956. Sozialer Hintergrund und politischer Kontext der Entstalinisierungskrise, in: Ders. (Hrsg.): Entstalinisierungskrise in Ostmitteleuropa 1953-1956. Vom 17. Juni bis zum ungarischen Volksaufstand. Politische, militärische, soziale und nationale Dimensionen, Paderborn u. a. 2001, S. 21-54, hier S. 35.

[32] Vgl. Granville, Reconsidered, S. 659f.

[33] Zur Zahl der Toten vgl. Posener Aufstand (1956), in: http://de.wikipedia.org/wiki/Posener_Aufstand_%281956%29, Zugriff am 5. März 2008, 10.53 Uhr.

[34] Vgl. Kusber, Zwei Lösungen, S. 91 und vgl. Foitzig, Ostmitteleuropa zwischen 1953 und 1956, S. 36.

[35] Vgl. Ajnenkiel, Die Armee, S. 22f. und Nalepa, Edward Jan: Die Polnische Armee in den Ereignissen des Jahres 1956, in: Wiggershaus, Norbert und Heinemann, Winfried (Hrsg.): Das internationale Krisenjahr 1956. Polen, Ungarn, Suez, München 1999 (=Beiträge zur Militärgeschichte, Band XLVIII), S. 59-73 hier S. 61.

[36] Vgl. Foitzig, Ostmitteleuropa zwischen 1953 und 1956, S. 36.

[37] Engelmayer, Akos: Polen und Ungarn 1956, in: Hahn, Hans Henning und Olschowsky, Heinrich (Hrsg.): Das Jahr 1956 in Ostmitteleuropa, Berlin 1996, S. 141-145, hier S. 142.

[38] Vgl. Schön, Der Petőfi-Kreis [Literatur aus dem Netz wird hier und im folgenden ihrer Natur gemäß ohne Seitenzahl zitiert.].

[39] Dieser war Flügeladjutant des Generals Józef Bem, Führer der transsylvanischen Armee, geworden. Er spielte eine Führungsrolle im literarischen Leben der Zeit vor dem Ausbruch der ungarischen Revolution von 1848. Seine Spuren verlieren sich bei der Schlacht von Segesvár am 31. Juli 1849, vgl. Granville, Reconsidered, S. 666.

[40] Vgl. Schön, Der Petőfi-Kreis.

[41] Zit.n. Granville, Hungarian and Polish Reactions, S. 1058.

[42] Vgl. Schön, Der Petőfi-Kreis und vgl. Kramer, Mark: The Soviet Union and the 1956 Crises in Hungary and Poland. Reassessments and New Findings, in: Journal of Contemporary History, Band XXXIII,2 1998, S. 163-214, hier S. 117.

[43] Vgl. von Siegler, Heinrich: Die Ereignisse in Polen und Ungarn. Eine Chronik des Geschehens von der Revolte in Posen bis zur militärischen Niederschlagung des Aufstandes in Ungarn, Bonn u. a. o. J. (1957), S. 3 und vgl. Engelmayer, Polen und Ungarn 1956, S. 142.

[44] Vgl. Schön, Der Petőfi-Kreis.

[45] Vgl. Alföldy, Ungarn 1956, S. 21.

[46] Vgl. Kusber, Zwei Lösungen, S. 92.

[47] Vgl. Thoß, Bruno: Die Doppelkrise von Suez und Budapest in ihren Auswirkungen auf Adenauers Sicherheits- und Europapolitik 1956/57, in: Wiggershaus, Norbert und Heinemann, Winfried (Hrsg.): Das internationale Krisenjahr 1956. Polen, Ungarn, Suez, München 1999 (=Beiträge zur Militärgeschichte, Band XLVIII), S. 573- 588, hier S. 579.

[48] Vgl. Zimmermann, Detlev: Frankreich und die Suezkrise 1956, in: Wiggershaus, Norbert und Heinemann, Winfried (Hrsg.): Das internationale Krisenjahr 1956. Polen, Ungarn, Suez, München 1999 (=Beiträge zur Militärgeschichte, Band XLVIII), S. 395-420, hier S. 398f.

[49] Vgl. ebd. S. 401.

[50] Vgl. ebd. S. 404 und 410.

[51] Vgl. Zimmermann, Frankreich und die Suezkrise, S. 404 und 410 und vgl. von Siegler, Ereignisse, S. 2.

[52] Vgl. Foitzig, Ostmitteleuropa zwischen 1953 und 1956, S. 36 und vgl. Kramer, The Soviet Union, 169.

[53] Foitzig, Ostmitteleuropa zwischen 1953 und 1956, S. 36.

[54] Vgl. Kusber, Zwei Lösungen, S. 92.

[55] Vgl. ebd. f. und vgl. Foitzig, Ostmitteleuropa zwischen 1953 und 1956, S. 37.

[56] Vgl. Rebellious Compromiser, in: Time Magazine, 10. Dezember 1956, in: time.com/time/magazine/printout/0,8816,808728,00.html, Zugriff am 20. März 2007, 11.44 Uhr.

[57] Vgl. Foitzig, Ostmitteleuropa zwischen 1953 und 1956, S. 37.

[58] Vgl. Engelmayer, Polen und Ungarn 1956, S. 142.

[59] Vgl. Granville, Reconsidered, S. 665.

[60] Vgl. Kyrow und Zselicky, Ungarnkrise 1956, S. 98.

[61] Vgl. Litván, György: Die ungarische Revolution 1956, in: Wiggershaus, Norbert und Heinemann, Winfried (Hrsg.): Das internationale Krisenjahr 1956. Polen, Ungarn, Suez, München 1999 (=Beiträge zur Militärgeschichte, Band XLVIII), S. 149-161, hier S. 156.

[62] Vgl. Kyrow und Zselicky, Ungarnkrise 1956, S. 101f.

[63] Vgl. Granville, Reconsidered, S. 667.

[64] Vgl. ebd., S. 661

[65] Vgl. Kyrow und Zselicky, Ungarnkrise 1956, S.103 und vgl. Foitzig, Ostmitteleuropa zwischen 1953 und 1956, S. 38.

[66] Zur nur beschränkten Einsatzbereitschaft der ungarischen Armee u. a. wegen Personalabbaus und Umstrukturierungen vgl. Horváth, Miklos: Militärgeschichtliche Aspekte der ungarischen Revolution und des Freiheitskampfes von 1956, in: Wiggershaus, Norbert und Heinemann, Winfried (Hrsg.): Das internationale Krisenjahr 1956. Polen, Ungarn, Suez, München 1999 (=Beiträge zur Militärgeschichte, Band XLVIII), S. 135-148.

[67] Vgl. Kyrow und Zselicky, Ungarnkrise 1956, S. 107f.

[68] Vgl. Foitzig, Ostmitteleuropa zwischen 1953 und 1956, S. 38 und vgl. Kusber, Zwei Lösungen, S. 92.

[69] Vgl. Kyrow und Zselicky, Ungarnkrise 1956, S. 109.

[70] Vgl. ebd. S. 111f. Zur Darlegung, warum es sich tatsächlich um keine Konterrevolution handelte, vgl. Alföldy, Ungarn 1956, S. 22f.

[71] Vgl. Zimmermann, Frankreich und die Suezkrise 1956, S. 411-413. In dieser aufgeheizten internationalen Atmosphäre hielten es die Westmächte für tunlich, die Vorgänge in Osteuropa nicht durch internationalen Druck unkontrollierbar werden zu lassen. Sie verspürten jedoch Genugtuung über diese offensichtliche blockweite Systemschwäche im Warschauer Pakt, vgl. Thoß, Die Doppelkrise von Suez und Budapest, S. 583.

[72] Vgl. Kyrow und Zselicky, Ungarnkrise 1956, S. 112f und 115.

[73] Vgl. Granville, Reconsidered, S. 656.

[74] Vgl. Kyrow und Zselicky, Ungarnkrise 1956, S. 116.

[75] Vgl. ebd., S. 118 und 120.

[76] Vgl. von Siegler, Ereignisse, S. 78.

[77] Vgl. Foitzig, Jan: Einleitung, in: Ders. (Hrsg.): Entstalinisierungskrise in Ostmitteleuropa 1953-1956. Vom 17. Juni bis zum ungarischen Volksaufstand. Politische, militärische, soziale und nationale Dimensionen, Paderborn u. a. 2001, S. 7-14, hier S. 10.

[78] Vgl. Kyrow und Zselicky, Ungarnkrise 1956, S. 121.

[79] Vgl. Alföldy, Ungarn 1956, S. 35.

[80] Vgl. Zimmermann, Frankreich und die Suezkrise 1956, S. 413 bis 416 und vgl. Heuser, Beatrice: John Bull und Marianne, in: Wiggershaus, Norbert und Heinemann, Winfried (Hrsg.): Das internationale Krisenjahr 1956. Polen, Ungarn, Suez, München 1999 (=Beiträge zur Militärgeschichte, Band XLVIII), S. 553-571, hier S. 557f.

[81] Vgl. Kyrow und Zselicky, Ungarnkrise 1956, S. 123 und 129.

[82] Vgl. Nalepa, Die Polnische Armee, 71.

[83] Vgl. Engelmayer, Polen und Ungarn 1956, S. 143f.

[84] Vgl. Granville, Hungarian and Polish Reactions, S. 1066.

[85] Wolfrum, Die geglückte Demokratie, S. 51.

[86] Vgl. Buchheim, Hans: Deutschlandpolitik 1949 - 1972. Der politisch-diplomatische Prozeß, Stuttgart 1984, S. 51.

[87] Vgl. Wirsching, Deutsche Geschichte, S. 93.

[88] Vgl. Wolfrum, Edgar: Die 50er Jahre. Kalter Krieg und Wirtschaftswunder, Darmstadt 2006, S. 43.

[89] Vgl. Wolfrum, Die 50er Jahre, S. 44.

[90] Vgl. ebd. und S. 139.

[91] Vgl. Wolfrum, Die 50er Jahre, S. 44f. und vgl. Buchheim, Deutschlandpolitik, S. 80f.

[92] Vgl. zur Problematik der Vertriebenenintegration von Plato, Alexander: Vergangene Perspektiven? Schwerpunkte, Fragen und Probleme der Flüchtlingsforschung vor und nach der Wende, in: Dierk Hoffmann, Marita Krauss und Michael Schwartz: Vertriebene in Deutschland. Interdisziplinäre Ergebnisse und Forschungsperspektiven, München 2000, S. 87-109 (= Schriftenreihe der Vierteljahreshefte für Zeitgeschichte, Sondernummer).

[93] Vgl. Wolfrum, Die 50er Jahre, S. 45 und S. 139.

[94] Vgl. Wirsching, Deutsche Geschichte, S. 98f.

[95] Vgl. Wolfrum, Die 50er Jahre, S. 71.

[96] Vgl. Thoß, Die Doppelkrise von Suez und Budapest, S. 576.

[97] Vgl. Wolfrum, Die 50er Jahre, S. 71.

[98] Vgl. Wirsching, Deutsche Geschichte, S. 99 und 103.

[99] Vgl. Wolfrum, Die geglückte Demokratie, S. 76f.

[100] Vgl. ebd., S. 85f.

[101] Vgl. Wolfrum, Die 50er Jahre, S. 71f.

[102] Vgl. Wolfrum, Die geglückte Demokratie, S. 146.

[103] Vgl. Wolfrum, Die geglückte Demokratie, S. 74.

[104] Vgl. ebd., S. 53f.

[105] Vgl. ebd., S. 67.

[106] Vgl. Wolfrum, Die geglückte Demokratie, S. 70.

[107] Vgl. ebd., S. 135f.

[108] Vgl. ebd., S. 139.

[109] Vgl. Buchheim, Deutschlandpolitik, S. 30 und vgl. Wolfrum, Die geglückte Demokratie, S. 136.

[110] Vgl. Thoß, Die Doppelkrise von Suez und Budapest, S. 574.

[111] Vgl. ebd.

[112] Vgl. Thoß, Die Doppelkrise von Suez und Budapest, S. 579f.

[113] Vgl. ebd., S. 582.

[114] Vgl. ebd., S. 580f.

[115] Vgl. ebd., S. 577.

[116] Vgl. Zimmermann, Frankreich und die Suezkrise, S. 404 und 410.

[117] So der westdeutsche Außenminister Heinrich von Brentano, zit.n. Thoß, Die Doppelkrise von Suez und Budapest, S. 585.

[118] Vgl. Zimmermann, Frankreich und die Suezkrise, S. 585.

[119] Zit.n. Thoß, Die Doppelkrise von Suez und Budapest, S. 586.

[120] Vgl. ebd. und vgl. Wiggershaus, Norbert und Heinemann, Winfried: Einführung, in: Dies. (Hrsg.): Das internationale Krisenjahr 1956. Polen, Ungarn, Suez, München 1999 (=Beiträge zur Militärgeschichte, Band XLVIII), S. XI-XXIX, hier: S. XVI.

[121] Vgl. Thoß, Die Doppelkrise von Suez und Budapest, S. 583f.

[122] Vgl. Wiggershaus und Heinemann, Einführung, S. XVf.

[123] Vgl. Schütz, Walter: Zeitungen in Deutschland. Verlage und ihr publizistisches Angebot 1949-2004, Berlin 2005, S. 17.

[124] Erstmals begegnet der Begriff ‚Zeitung’ um 1300 im Kölner Raum auf als ‚zidung’, er ist „zurückzuführen auf mittelniederdeutsch-niederländisch ‚tidinge’ = Botschaft, Nachricht. Was sich zu einer bestimmten Zeit zugetragen hat, wird als Zeitung ‚vermeldet’, wird als Ereignismitteilung überbracht.“ Straßner, Erich: Zeitung, Tübingen 21999, S. 1.

[125] Vgl. ebd. S. 85.

[126] Vgl. Stöber, Rudolf: Deutsche Pressegeschichte. Von den Anfängen bis zur Gegenwart, Konstanz 22005, S. 152.

[127] Vgl. Grobe, Karl: Ohne Profit, in: http://www.fr-online.de/verlagsservice/ueber_die_fr/60_jahre_frankfurter_rundschau/?em_cnt=719986, Zugriff am 14. November 2007, 13.38 Uhr. Aufgrund unterschiedlicher Demokratievorstellungen und Interessen der westlichen Besatzungsmächte wurde dieser Plan jedoch nicht einheitlich durchgeführt, vgl. Straßner, Zeitung, S. 9.

[128] Vgl. Mawugbe, Messan: The Sub-Saharan African Image in the German Elite Press 1979 – 1999. A Case Study of the Frankfurter Allgemeine Zeitung, Süddeutsche Zeitung, Die Welt, and Neues Deutschland, Göttingen 2002, S. 120.

[129] Vgl. Stöber, Deutsche Pressegeschichte, S. 263.

[130] Vgl. Pross, Harry: Zeitungsreport. Deutsche Presse im 20. Jahrhundert, Weimar 2000, S. 143 und vgl Hurwitz, Die Stunde Null, S. 7.

[131] Vgl. Schütz, Zeitungen in Deutschland, S. 31.

[132] Vgl. Pürer, Heinz und Raabe, Johannes: Presse in Deutschland, Konstanz 2007, S. 117.

[133] Vgl. Hurwitz, Die Stunde Null, S. 137.

[134] Vgl. Süddeutsche Zeitung, in: http://de.wikipedia.org/wiki/S%C3%BCddeutsche_Zeitung, Zugriff am 30. November 2007, 18.35 Uhr.

[135] Vgl. Kepplinger, Hans Mathias: Zeitungsberichterstattung im Wandel, in: Wilke, Jürgen (Hrsg.): Mediengeschichte der Bundesrepublik Deutschland, Köln, Weimar, Wien 1999, S. 195-210, hier: S. 196.

[136] Vgl. Straßner, Zeitung, S. 19 und vgl. Wilke, Jürgen: Leitmedien und Zielgruppenorgane, in: Ders. (Hrsg.): Mediengeschichte der Bundesrepublik Deutschland, Köln, Weimar, Wien 1999, S. 302-329, hier S. 313.

[137] Vgl. Straßner, Zeitung, S. 19.

[138] Vgl. Straßner, Zeitung, S. 19 und vgl. Kepplinger, Zeitungsberichterstattung im Wandel, S. 196 und vgl. Wilke, Leitmedien und Zielgruppenorgane, S. 302 und 312.

[139] Vgl. Wilke, Leitmedien und Zielgruppenorgane, S. 302. Das letztgenannte Kriterium wird nicht ausdrücklich auch der „Frankfurter Rundschau“ zugeschrieben.

[140] Vgl. Kosyk, Kurt: Presse unter alliierter Besatzung, in: Wilke, Jürgen (Hrsg.): Mediengeschichte der Bundesrepublik Deutschland, Köln, Weimar, Wien 1999, S. 31-58, hier S. 41 und vgl. Grobe, Ohne Profit und vgl. Michels, Claudia: News gab es genug - aber zu wenig Papier, in: http://www.fr-online.de/verlagsservice/ueber_die_fr/60_jahre_frankfurter_rundschau/ die_geburtsstunde_der_fr/?em_cnt=717488, Zugriff am 14. November 2007, 13.46 Uhr.

[141] Vgl. Carlebach, Zensur ohne Schere, S. 16 und zu den Einschätzungen Belfrages vgl. Hurwitz, Die Stunde Null, S. 314.

[142] Vgl. ebd.

[143] Vgl. Carlebach, Zensur ohne Schere, S. 17 und vgl. Hurwitz, Die Stunde Null, S. 314 und 132.

[144] Vgl. Carlebach, Zensur ohne Schere, S. 16 und 27.

[145] Vgl. ebd. S. 28.

[146] Vgl. Grobe, Ohne Profit.

[147] Vgl. Carlebach, Zensur ohne Schere, S. 48 und 126.

[148] Zit.n. Carlebach, Zensur ohne Schere, S. 10.

[149] Vgl. ebd. S. 121 und 157.

[150] Vgl. ebd. S. 106 und 109.

[151] Vgl. Michels, News gab es genug.

[152] Vgl. ebd.

[153] Vgl. Reifenrath, Roderich: Gerolds Vermächtnis, in: http://www.fr-online.de/verlagsservice/ueber_die_fr/60_jahre_frankfurter_rundschau/ ?em_cnt=719987&em_cnt_page=2, Zugriff am 14. November 2007, 13.54 Uhr.

[154] Vgl. Carlebach, Zensur ohne Schere, S. 52 und vgl. Grobe, Ohne Profit und vgl. Reifenrath, Gerolds Vermächtnis.

Ende der Leseprobe aus 165 Seiten

Details

Titel
Die Ereignisse des Jahres 1956 in Polen und Ungarn in der bundesdeutschen Presse
Hochschule
Johannes Gutenberg-Universität Mainz
Note
1,3
Autor
Jahr
2008
Seiten
165
Katalognummer
V114676
ISBN (eBook)
9783640149421
ISBN (Buch)
9783640247660
Dateigröße
1124 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Ereignisse, Jahres, Polen, Ungarn, Presse
Arbeit zitieren
Eike-Christian Kersten (Autor:in), 2008, Die Ereignisse des Jahres 1956 in Polen und Ungarn in der bundesdeutschen Presse, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/114676

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