Aktuelle Nahrungsmittelkrise

Steigende Nahrungsmittelpreise: Chance für eine Neuausrichtung der Agrar- und Entwicklungspolitik


Seminararbeit, 2008

14 Seiten, Note: 1,0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

ABBILDUNGSVERZEICHNIS

1. EINLEITUNG

2. DERZEITIGE SITUATION

3. DIE KRISE ALS CHANCE
3.1 NEUAUSRICHTUNG DER ENTWICKLUNGSPOLITIK
3.2 ANSÄTZE FÜR VERBESSERTE AGRARPOLITIK
3.2.1 Industrienationen
3.2.2 Entwicklungsländer

4. FAZIT

LITERATURVERZEICHNIS

Abbildungsverzeichnis

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 1: Entwicklung ausgewählter Nahrungsmittelpreise, Quelle: FAO (2008).

1. Einleitung

Hungersnot und Nahrungsmittelknappheit sind leider auch heute noch keine außergewöhnlichen oder seltenen Ereignisse, jährlich treten in weiten Teilen dieser Erde Dürreperioden und damit verbundene Hungersnöte auf. Warum wird also in der jetzigen Situation von einer globalen Nahrungsmittelkrise gesprochen? Die Lage stellt sich anders dar als in der Vergangenheit. Der Hunger ist nicht mehr die Folge von ungenügender Verfügbarkeit, sondern vielmehr von unzureichender Erreichbarkeit. Länder die auf Nahrungsmittelimporte angewiesen sind, leiden nun besonders unter der Knappheit. In vielen Entwicklungsländern, davon ein Großteil in Afrika, z.B. Mauretanien, der Elfenbeinküste, Kamerun, Ägypten und dem Senegal, aber auch in Indien, Indonesien und Mexiko gab es in diesem Jahr große Hungersnöte, begleitet von Prosteten der notleidenden Bevölkerung.[1] Nicht nur die bereits Hungernden gingen auf die Straßen, sondern auch viele, die in den steigenden Preisen für Mais, Weizen und Reis eine drohende Gefahr für ihre Ernährungssicherheit erkannten.

Darüber, dass die derzeitige Nahrungsmittelkrise von stark gestiegenen Preisen für Nahrungsmittel verursacht wurde, herrscht weitestgehend Einigkeit. Uneins ist man sich hingegen über die Gründe, die zu dem starken Anstieg der Preise geführt haben. Hier werden klimatische Veränderung und damit einhergehende Ernteausfälle, Börsenspekulationen mit den Agrarrohstoffen, gestiegene Nachfrage nach hochwertigen Lebensmitteln wie Fleisch und Milchprodukte der stark wachsenden Volkswirtschaften China und Indien, sowie die Verdrängung von Nahrungsmittelproduktion in den Industrienationen durch den Anbau von Pflanzen zur Gewinnung von Bio-Kraftstoffen als Ursachen angeführt.[2] Es ist weder Anspruch noch Intention dieser Arbeit, die Gründe für den Preisanstieg zu finden oder zu erklären, vielmehr ist das Ziel, die steigenden Nahrungsmittelpreise als Chance für eine Neuausrichtung der Agrar- und Entwicklungspolitik zu begreifen.

Der überwiegende Teil der Entwicklungsländer sind Netto-Getreideimporteure und somit von der Preissteigerung für Getreide stark betroffen. Getreide fungiert in armen Ländern zudem als Grundnahrungsmittel, wodurch quasi die Ärmsten der Armen am härtesten vom weltweiten Anstieg der Getreidepreise getroffen werden.

2. Derzeitige Situation

Obwohl durch GATT und WTO viele Zollschranken geöffnet und Zölle auch auf Agrarprodukte abgeschafft wurden, gibt es immer noch eine Vielzahl von wettbewerbsverzerrenden Institutionen, die den Handel von Agrarprodukten zwischen Industrie- und Entwicklungsländern behindern. Hierbei sind die Exportsubventionen für Agrargüter der EU und den USA zu nennen. Die EU förderte ihre Landwirte im Jahr 2000 mit 5,6 Mrd. € durch produktionsbezogenen Agrarexportsubventionen.[3] Diese Subventionen und die ökonomischen und politischen Missstände in vielen Entwicklungsländern haben zum Zusammenbrechen von regionalen Märkten geführt und falsche Anreize an die Bauern in den Entwicklungsländern gesendet.

Das Anti-Hunger-Programm, welches im November 2003 von der Food and Agriculture Organisation (FAO) der Vereinten Nationen auf den Weg gebracht wurde, ist ein Plan zur Reduktion von Hunger.[4] Die Maßnahmen, die von der FAO im Anti-Hunger-Programm angeregt werden, zielen vor allem direkt auf die Entwicklungsländer und die Erhöhung und Verbesserung des Nahrungsmittelangebots ab. Eine wichtige Säule der Minderung von Armut bzw. Hunger stellt hier die ländliche Entwicklung dar: Hilfe in akuten Notsituationen durch direkte Versorgung der hungernden Bevölkerung mit Nahrungsmitteln und Transferzahlungen. Also Maßnahmen, die sehr kurzfristig angelegt sind, werden hier behandelt. Darüber hinaus wird aber auch die Förderung von ländlichen Gebieten und Bauern vorgeschlagen, um die nachhaltige Versorgung mit Lebensmitteln sicherzustellen. Das Anti- Hunger-Programm wurde mit dem sehr ehrgeizigen Ziel aufgelegt, die Zahl der hungernden Menschen von 1990 bis 2015 zu halbieren.[5] Dieses Ziel ist gleichzeitig eines der Millenium Developement Goals, die sich im Jahr 2000 189 Mitgliedsstaaten der Vereinten Nationen gesetzt haben. Zwar konnte die Zahl der Hungernden von 1992 bis 2003 von 823,1 Millionen auf 820,2 Millionen gesenkt werden und auch der Anteil der hungernden Menschen an der gesamten Weltbevölkerung von 20 auf 17 Prozent ist leicht gesunken, doch von der Halbierung des Hungers kann keine Rede sein.[6]

Entwicklungshilfe ist ein weiteres wichtiges Instrument zur Bekämpfung von Armut und Hunger. Die Verwendung der Gelder aus Entwicklungshilfeprogrammen wurde in der Vergangenheit eher für die urbane Entwicklung als für die Förderung von agrarisch geprägten ländlichen Gebieten genutzt, was dazu führte, dass immer weniger landwirtschaftliche Produkte für Subsistenzwirtschaft und regionale Märkte produziert wurden. Durch die Förderung der allgemeinen Staatsbudgets der Entwicklungsländer erhofften sich die Industrienationen ein breitenwirksames Wachstum in Gang zu bringen. Aber auch über den Ansatz des sog. ‚pro-poor growth’ sollte den Armen und Hungernden in den Entwicklungsländern geholfen werden, indem sie dort vom gestiegenen Wirtschaftswachstum profitieren und somit auch am gestiegenen Wohlstand partizipieren. Dabei wird versucht, Wirtschaftswachstum über Faktoren zu generieren, die vornehmlich von Armen besessen werden.[7]

3. Die Krise als Chance

Dass die aktuelle Nahrungsmittelkrise eine schreckliche Situation für die vielen Millionen Betroffenen darstellt, steht außer Frage. Doch kann man diese Krise auch als Chance begreifen, um einen strukturellen Wandel in der Agrarpolitik vor allem in Entwicklungsländern und der Entwicklungspolitik der Industrienationen anzustoßen. In jeder Krise werden das öffentliche Augenmerk auf die untragbaren Zustände gerichtet und so die Augen geöffnet für die Missstände, die es zu ändern gilt. Darüber hinaus bietet der Auslöser der Nahrungsmittelkrise, der starke Preisanstieg für Grundnahrungsmittel, auch direkte Chancen für politische Neuorientierung. In den folgenden Abschnitten werden nun Lösungsansätze angeführt und ihr Potential, aber auch die inhärenten Risiken, analysiert.

3.1 Neuausrichtung der Entwicklungspolitik

Die Nahrungsmittelkrise und die damit verbundenen Hungersaufstände in vielen Entwicklungsländern können als Chance für eine Neuausrichtung der Entwicklungspolitik der Industriestaaten begriffen werden. Durch die Millionen Hungernden in der dritten Welt wurde das Bewusstsein wieder verstärkt auf die Nahrungsmittelknappheit in vielen Entwicklungsländern gerichtet. Die Entwicklungspolitik kann nun also die Krise zum Anlass nehmen, die Förderung durch Entwicklungshilfe auf die ländlichen Regionen zu richten. Ein viel versprechender Ansatz ist in diesem Zusammenhang das Fördern von nachhaltiger Landwirtschaft im Bereich der Kleinbauern und regionaler Infrastruktur, um Märkte zu schaffen, auf denen sich Ernteschwankungen dämpfen lassen. Hier sollten verstärkt Betriebe gefördert werden, die für den einheimischen Markt und nicht für die Exportwirtschaft produzieren.

[...]


[1] Vgl. World Food Programme, (2008).

[2] Vgl. FAO, (2008), S. 3.

[3] Vgl. Grabowsky, F, (2008), in: http://www.tagesschau.de/ausland/exportsubventionen2.html, zugegriffen am: 13.6.2008.

[4] Vgl. FAO, (2003), S.1.

[5] Vgl. FAO, (2008), S.48.

[6] Vgl. FAO, (2006), S.118.

[7] Vgl. Klasen, (2003), S.11.

Ende der Leseprobe aus 14 Seiten

Details

Titel
Aktuelle Nahrungsmittelkrise
Untertitel
Steigende Nahrungsmittelpreise: Chance für eine Neuausrichtung der Agrar- und Entwicklungspolitik
Hochschule
Georg-August-Universität Göttingen
Veranstaltung
Entwicklungsökonomik
Note
1,0
Autor
Jahr
2008
Seiten
14
Katalognummer
V114674
ISBN (eBook)
9783640166855
ISBN (Buch)
9783640864553
Dateigröße
760 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Aktuelle, Nahrungsmittelkrise, Entwicklungsökonomik, Nahrungsmittelkrise 2008, Development Economics
Arbeit zitieren
Sebastian Schuster (Autor:in), 2008, Aktuelle Nahrungsmittelkrise, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/114674

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