Die UNO in Kambodscha

Bilanz einer internationalen Friedensmission


Seminararbeit, 2006

18 Seiten, Note: 1,3


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

Verzeichnis der Abkürzungen

I. Einleitung

II. Struktur und Verlauf des Kambodscha-Konfliktes

III. Der soziale Tätigkeitsbereich der UNTAC
1. Das Flüchtlingsrückführungsprogramm
2. Die wirtschaftliche Wiederaufbaukomponente

IV. Der sicherheitspolitische Tätigkeitsberereich der UNTAC
1. Die Arbeit der Militärkomponente
2. Die Arbeit der Polizeikomponente

V. Der politische Tätigkeitsbereich der UNTAC
1. Die Arbeit der Verwaltungsaufsichtskomponente
2. Die Arbeit der Menschenrechtskomponente
3. Die Arbeit der Wahlvorbereitungskomponente

VI. Eine Bilanz des UN-Einsatzes in Kambodscha

Bibliographie

Verzeichnis der Abkürzungen

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

I. Einleitung

“Wenn die Welt schon nicht zum Paradies werden kann, so liegt es an uns, wenigstens dafür zu arbeiten, das sie nie zur Hölle wird.”[1]

Die Gründung der UN 1945 war das Resultat zweier Weltkriege, die alle bis dahin erlebte und für möglich gehaltene Grausamkeit militärischer Auseinandersetzung übertroffen hatte, und sich nie wiederholen sollte. Die Charta der Vereinten Nationen ist Ausdruck der Vision der “Einen Welt”, in der alle Nationen ein Forum der friedlichen Konfliktbewältigung finden, und den Krieg als Form der Auseinandersetzung verhindern helfen sollten.[2] Als eines der wichtigsten Instrumentarien hierfür galt und gilt nach wie vor die Friedenssicherung durch Peacekeeping Forces, die darauf abzielt, eine Konfliktlösung ohne Verurteilung der beteiligten Parteien herbeizuführen.

Während meines Aufenthaltes bei den Vereinten Nationen in Genf wurde mein Interesse auf die Mission der UN in dem südostasiatischen Kambodscha gelenkt, wo die UN nach dem Ende des Dritten Indochinakonfliktes 1991 bis zur Durchführung freier Wahlen im Jahre 1993 die Regierungsverantwortung übernahm. Meine persönlichen Eindrücke habe ich mit der mittlerweile umfangreichen Literatur zu diesem Thema abgeglichen und vervollständigt. Besonders stütze ich mich in meiner Abhandlung auf die Werke von Imke Keil und Sabine Lobner, Peter Opitz, Salmen Lionel sowie Peter Hazdra, die sich alle explizit mit dem UN-Einsatz in Kambodscha beschäftigen. Zum besseren Verständnis wird zunächst kurz der Kambodscha-Konflikt, seine Ursachen und sein Verlauf umrissen, bevor in den folgenden Kapiteln die Vorgehensweise, die Erfolge aber auch die Probleme des Einsatzes dargestellt werden.

II. Struktur und Verlauf des Kambodscha-Konfliktes

Mit dem Einmarsch der Vietnamesen und ihrer Eroberung ganz Kambodschas Ende 1978/Anfang 1979 endete die Terrorherrschaft Pol Pots (1975 bis 1979), während derer über eine Million Menschen ihr Leben verloren hatten.[3] Bereits am 8. Januar 1979 konstituierte sich mit vietnamesischer Hilfe eine Marionnettenregierung unter Heng Samrin, welche die Volksrepublik Kamputschea ausrief und wenige Wochen später einen Freundschaftsvertrag mit Vietnam schloss. Die drei sich bildenden innerkambodschanischen Widerstandsparteien, die royalistische Front Uni pour un Cambodge Indépendant, Pacifique et Cooperatif (FUNCINPEC) unter Prinz Sihanouk, die bürgerlich-konservative Khmer People`s National Liberation Front (KPNLF) mit Son Sann an der Spitze, die sich hauptsächlich aus den ehemaligen Anhängern Lon Nols zusammensetzte, sowie die Partei der Roten Khmer unter Kieuh Samphan, die Party of Democratic Kampuchea (PDK), vereinigten sich im Juni 1982 auf den Druck Chinas und der ASEAN-Staaten zu dem Coalition Government of Democratic Kampuchea (CGDK). Diese Gegenregierung übernahm daraufhin den Sitz Kambodschas bei den Vereinten Nationen.[4] Unterstützt wurde sie von den USA, ASEAN und der Volksrepublik China, während hingegen die provietnamesische Regierung Heng Samrins von Vietnam und der UdSSR finanziert wurde. Der dritte Indochinakonflikt birgt folglich eine Vielzahl von Konfliktebenen: Die innerstaatliche (Kambodscha), die regionale (ASEAN, Thailand, Vietnam) und die internationale (VR China, Sowjetunion und USA).[5] Diese Blockbildung im Rahmen des Kalten Krieges und die Regionalkonflikte in Südostasien internationalisierten und verschärften den Konflikt weiter. Die Ost-Ost-Auseinandersetzung zwischen Thailand und Vietnam, in der es primär um die regionale Hegemonie ging, wurde durch ideologische Differenzen über das politische System in Kambodscha und den Einfluss in Südostasien zwischen China und Vietnam ergänzt.[6] Auf internationaler Ebene wollten sich die USA und China auf der einen, und die Sowjetunion auf der anderen Seite die Blockzugehörigkeit des geostrategisch bedeutenden Landes Kambodscha sichern.[7] Diese widersprüchlichen Interessen der externen Parteien standen zunächst einem multilateralen Konfliktmanagement entgegen, obwohl sich bereits ab 1986 eine strategische Pattsituation herauskristallisierte, in der sich keine der Bürgerkriegsparteien länger berechtigte Hoffnungen auf einen entscheidenden Durchbruch machen konnte.[8] Erst das Ende des Ost-West-Konfliktes 1988/1989 führte zu einem grundlegenden Wandel in der Kamodscha-Politik der Regional- und Großmächte. Ausschlaggebend waren insbesondere fünf Entwicklungen:

1. Die Truppenreduzierung Vietnams 1989.
2. Die sino-sowjetische Annäherung unter der neuen Außenpolitik Gorbatschows.[9]
3. Die sino-vietnamesische Annäherung.
4. Die amerikanisch-sowjetische Annäherung.
5. Das Nachlassen, und schließlich die Einstellung der Unterstützung der Widerstandsparteien von Seiten der USA.[10]

Zu einem ersten Zusammentreffen der vier internen Konfliktparteien kam es bereits 1988 und 1989 auf den von der indonesischen Regierung initiierten Jakarta Informal Meetings (JIM I und II), bei denen jedoch die Zusammensetzung der Regierung strittig blieb. Nachdem sich insbesondere 1989 der Druck auf alle Beteiligten erhöht hatte, schlug der australische Außenminister Gareth Evans einen Rücktritt der Hun-Sen Regierung und eine vorübergehende UN-Verwaltung vor.[11] Dies sollte die umstrittene Frage der Machtverteilung lösen. Obwohl die vier kambodschanischen Konfliktparteien diesen Plan zunächst ablehnten, einigten sich die Außenminister der fünf ständigen Mitglieder im UN-Sicherheitsrat im August 1990 auf einen Friedensplan, der auf dem Vorschlag Evans basierte, und dem am 10. September 1990 auch die vier Bürgerkriegsparteien grundsätzlich zustimmten.[12] Dennoch sollte es noch über ein Jahr dauern, bis auf vier Konferenzen in Pattaya, New York und Peking der endgültige Durchbruch im Friedensprozess gelang. Erst am 23. Oktober 1991 konnte auf der Internationalen Kambodscha-Konferenz in Paris ein Friedensabkommen geschlossen werden.[13]

Dieses umfasste drei Vereinbarungen: Den Vertrag zur umfassenden Lösung des Kambodscha-Konfliktes, die Erklärung über den nationalen Wiederaufbau des Landes, und den Vertrag über Neutralität und Unabhängigkeit Kambodschas. Der Friedensvertrag sah die Schaffung zweier Institutionen vor: Zum einen die United Nations Transitional Authority in Cambodia (UNTAC) als kontrollierende Instanz im Friedensprozess, zum anderen den Supreme National Council (SNC), als von der UNTAC kontrollierte Interims-Regierung. Die Souveränität Kambodschas sollte jedoch durch die UN nicht beschränkt, sondern im Gegenteil, durch sie erst hergestellt werden. Sie sollte die vorläufige Regierungsverantwortung übernehmen und die Durchführung freier und fairer Wahlen, die für das Jahr 1993 angesetzt wurden, organisieren. Ihr Einsatz umfasste drei große Tätigkeitsbereiche:

1. Den sozialen Bereich
2. Den sicherheitspolitischen Bereich
3. Den politischen Bereich

III. Der soziale Tätigkeitsbereich der UNTAC

1. Das Flüchtlingsrückführungsprogramm

Während des Bürgerkrieges waren rund 600 000 Menschen aus dem Land geflohen, davon rund 380 000 nach Thailand. Nach Eintreffen der UNTAC wurden diese problemlos repatriiert. Die United Nations High Commission for Refugees (UNHCR), das United Nations Development Programme (UNDP), sowie verschiedene internationale NGOs führten knapp 60 quick projects durch, die die Kommunen bei der Wiederaufnahme der Vertriebenen helfen sollten. In diesem Zuge wurden zahlreiche Brücken, Straßen, Krankenhäuser und Schulen wiederaufgebaut. Die fast 100%ige Rückführungsquote stellt den Haupterfolg der UN-Mission in Kambodscha dar. Dennoch waren mit der Rückführung auch Probleme verbunden. Da sich die meisten Flüchtlinge, die zwischen fruchtbaren Land, Bauland und Baumaterial, Arbeit und einer Geldoption für letzteres Angebot entschieden, droht ihnen die Verarmung.[14] Die meisten Kambodschaner haben seit der Herrschaft der Roten Khmer, während jener jegliches Geld offiziell abgeschaffen wurde und durch lange Lageraufenthalte im Bürgerkrieg den Umgang mit Zahlungsmittel weitgehend verlernt. Zudem führte die mangelnde Akzeptanz der Landalternative zu einer verstärkten Immigration in die Städte, wodurch sich die sozialen Ungleichheiten weiter verschärften.[15]

[...]


[1] Wahlspruch an einer Pinnwand der UN-Soldaten auf den Golanhöhen.

[2] United Nations (2000): Basics Facts, Department for Public Information, New York: S. 9-12.

[3] Liese, A. (1996): Friedenskonsolidierung bei internen Konflikten. Die Rolle der Vereinten Nationen in Kambodscha, Afes Press, Mosbach: S. 66.

[4] Hazdra, P. (1997): Die UNO-Friedensoperation in Kambodscha. Vorgeschichte, Konzept, Verlauf und kritische Evaluierung eines internationalen Engagements, Peter Lang, Frankfurt am Main: S. 54ff.

[5] Keil, I./ S. Lobner (1994): UNO-Weltpolizei auf dem Prüfstand. 38 Jahre Friedensmission vom Suez bis Kambodscha, Lit-Verlag, Münster/Hamburg: S. 84.

[6] Opitz, P. J. (1990): „Konfliktformationen in Indochina in historischer Perspektive„, in: Opitz, P. J.: Frieden für Kambodscha? Entwicklungen im Indochina-Konflikt seit 1975, Peter Lang, Frankfurt/Main: S. 16-39.

[7] Salmen, L. (1999): Kambodscha und die UNO. Der Krieg und seine Eingrenzung von 1978 bis 1993, Dissertation.de, Berlin: S. 29.

[8] Strassner, R. (1990): Der Kambodscha-Konlfikt von 1986-1990 unter besonderer Berücksichtigung der Rolle Vietnams, Münster: S. 70f.

[9] Gorbatschow führte 1986 die „Politik des Neuen Denkens“ ein, die einen allmählichen Rückzug der Sowjetunion aus Südostasien (insbesondere Kambodscha) vorsah, um sich verstärkt auf die innenpolitischen Probleme konzentrieren zu können. Vgl. Chowajew, I./A. Sidorow (1998): „Die Evolution der sowjetischen und russischen Politik zur Regulierung des Kambodscha-Konfliktes, in Weidemann, D./W. Lulei: Kambodscha. Innere und äußere Aspekte einer Konfliktregulierung, Centaurus-Verlagsgesellschaft, Pfaffenweiler: S. 297-311.

[10] Liese (1996): S. 69, sowie Hazdra (1997): S. 68-70.

[11] Salmen (1999). S. 111.

[12] Liese (1996): 73.

[13] Hazdra (1997): S. 82.

[14] Keil/Lobner (1994): S. 172.

[15] Liese (1996): S. 83f.

Ende der Leseprobe aus 18 Seiten

Details

Titel
Die UNO in Kambodscha
Untertitel
Bilanz einer internationalen Friedensmission
Hochschule
Universität Passau  (Lehrstuhl für Südostasienkunde)
Note
1,3
Autor
Jahr
2006
Seiten
18
Katalognummer
V114347
ISBN (eBook)
9783640158676
ISBN (Buch)
9783640159734
Dateigröße
440 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Kambodscha, Cambodia, UNO, Vereinte Nationen, Friedenssicherung, UN, Dritter Indochinakonflikt, Indochina
Arbeit zitieren
Diplomkulturwirtin Bettina Blenk (Autor:in), 2006, Die UNO in Kambodscha, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/114347

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