Das Bild Chinas in deutschen Medienberichten


Hausarbeit (Hauptseminar), 2008

17 Seiten, Note: 1,0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

Einleitung

1. Das Chinabild bis zum 1. Weltkrieg

2. Das Bild Chinas in deutschen Medien bis heute
2.1. Themenbereich Wirtschaft
2.2. Themenbereich Politik
2.3. Themenbereich Umwelt

Fazit

Bibliographie

Einleitung

Die beste Art und Weise, etwas über ein anderes Land und seine Leute zu erfahren, ist natürlich, sich selbst dorthin zu begeben und sich vor Ort ein Bild zu machen.

Massenmedien - insbesondere Zeitungen und Fernseher - sind die wichtigsten Quellen, um sich über Ereignisse und Entwicklungen im Ausland zu informieren und/ oder einen kurzen Überblick zu erhalten. Das Problem dieser Quellen ist die Objektivität, denn häufig verursachen historische, politische, gesellschaftliche und wirtschaftliche Aspekte eine tendenziöse Ausrichtung der Berichterstattung.

Dieses Phänomen kann man auch in der medialen Darstellung Chinas feststellen.

Schon die ersten europäischen Berichterstattungen - hauptsächlich Reiseberichte und Briefe von Missionaren, Diplomaten und Offizieren aus der Zeit Anfang des 17. Jahrhunderts - waren stark geprägt von den gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Interessen des entsprechenden Autors und auch die heutigen Meldungen können sich von Subjektivität nicht freisprechen.

Welche Interessen die aktuelle Mediensituation beeinflussen und wie sich diese Motive und damit die Berichterstattungen in den letzten Jahren verändert haben, dass sind die Hauptpunkte, die in dieser Arbeit zum Thema "Das Bild Chinas in deutschen Medienberichten" behandelt werden.

Dazu wird die Arbeit in zwei Teile aufgeteilt werden, wobei der erste Teil einen kurzen, historischen Abriss über die Entwicklung des Chinabildes in europäischen Berichten behandelt und der zweite Teil mit einer genauen Betrachtung der verschiedenen Themenbereiche in der aktuellen deutschen Medienlandschaft den Schwerpunkt bildet.

1. Das Chinabild bis zum 1. Weltkrieg

Exotische Fabelwesen, Schilderungen von Monstern und abenteuerlichste und märchenhafte Erzählungen - die spektakulären Vorstellungen, die die Europäer im Mittelalter von der chinesischen Welt und seinen Bewohnern hatten, stammten überwiegend aus zeitgenössischen Reiseberichten.

Ob Kaufleute, Geistliche, Künstler, Kreuzritter oder Studenten - auch wenn Reisen lange dauerten, herrschte in der Zeit eine hohe Mobilität. So finden sich unzählige Erzählungen von fernen Ländern, u.a. natürlich auch über China.

Neben den "Livres de merveilles" von Marco Polo[1] prägten auch die Erzählungen des Missionars Odorico de Pordeone[2] und John Mendeville[3] mit ihren exotischen Beschreibungen das Chinabild und beflügelten die Phantasie der Leser. In allen drei Berichten wurde China als Land von unglaublichem Reichtum mit unvergleichlichen Bauwerken und kulturellen Schätzen dargestellt. Vor allem Marco Polo vermittelte das Bild Chinas als ein Land mit einer hoch entwickelten Kultur. Die exotischen Schilderungen übten eine Anziehungskraft auf die Leser aus, die das Interesse an dieser fernen Welt weckte.

Die Portugiesen waren nach der Entdeckung des Seeweges nach Indien durch Vasco da Gama die ersten Europäer, die im 16. Jahrhundert größere Handelsbeziehungen mit China entwickelten. Im 17. Jahrhundert weiteten auch die Nord-West-Europäer, vor allem die Engländer, ihre Beziehungen zu China aus und begannen schließlich, das Land zu kolonialisieren.

Untrennbar mit kolonialen Bestrebungen verbunden waren von Beginn an missionarische Tätigkeiten der europäischen Kirchen. Schon Ende des 16. Jahrhunderts waren die ersten Jesuitenmissionare vor Ort.

Die von ihnen erstellten, ausführlichen Berichte und Briefe waren bis zum Ende des 18. Jh. die wichtigste Quelle der europäischen Chinakenntnisse. Dadurch wurde jedoch ein ausgesprochen idealisiertes Bild Chinas und seiner Bevölkerung vermittelt. Diese positive Darstellung muss vor dem Hintergrund verstanden werden, dass die Missionare sich weiterhin die moralische, aber natürlich vor allem auch die finanzielle Unterstützung von der Öffentlichkeit für ihre Chinamission zu sichern versuchten. So vermittelten sie das Bild eines hochkultivierten und hochzivilisierten Landes und idealisierten den Kaiser als aufgeklärten Menschen, um 'daheim' den Eindruck zu erwecken, dass die Bekehrung der chinesischen Bevölkerung zum Christentum ohne Probleme zu bewerkstelligen sei.

Europäische Philosophen wie Voltaire und Leibniz sahen in dem von den Jesuiten beschriebenen und auf der konfuzianischen Morallehre basierenden chinesischen Staat das idealtypische Gesellschafts- und Staatsmodell. Auch in der Bevölkerung griff eine 'China-Begeisterung' um sich und chinesische Elemente hielten Einzug in Kunst, Literatur, Mode und Architektur. Diese als Chinoiserie bezeichnete Kunstrichtung hatte ihren Höhepunkt im 18. Jahrhundert.

Die "Entzauberung Chinas" (Tan: 12) begann Ende des 18. Jh. mit der Öffnung des chinesischen Marktes. Informationen kamen nun auch von dort tätigen europäischen Diplomaten. Ihre Darlegungen waren wissenschaftlich genauer als die Jesuitenberichte, allerdings ist eine vom europäischen Überlegenheitsgefühl und Sendungsbewusstsein geprägte Tendenz unübersehbar. Anders als von den Missionaren dargestellt präsentierten sie nun ein China des Konservativismus, des orientalen Despotismus und der Stagnation.

Mit der preussischen Ostasienexpedition im Jahr 1860 ist ein sprunghafter Anstieg von Dokumentationen zu verzeichnen. Urheber waren neben den Missionaren hauptsächlich Kaufleute, Geologen und Offiziere sowie Kolonialbeamte und Wissenschaftler. Neue Informationen erreichten Europa. Berichte über eine hohe Analphabetismusrate und die technologische Rückständigkeit Chinas verdrängten die Begeisterung an chinesischer Kunst und Kultur. Da sich die Mitglieder dieser 'Berufsgruppen' meist im südlichen China und den Regionen mit den wichtigsten Hafenstädten bewegten, waren es überwiegend die Eindrücke der Städte, die das Chinabild prägten.

Die politische Situation und verbunden damit der Ton der Berichterstattungen änderten sich Mitte des 19. Jh. rapide. Der Ruf Chinas hatte sich in Europa ohnehin schon verschlechtert, hinzu kam nun noch der 'Riten- und Prostrationsstreit'[4], in dessen Verlauf europäische Diplomaten aus China ausgewiesen worden waren sowie die Opiumkriege[5]. Mit dem sogenannten Boxerkrieg im Jahr 1900 begann eine endgültige Dämonisierung Chinas und seiner Bevölkerung.

Der Stereotyp des hinterhältigen, undankbaren, grausamen und Opium rauchenden Chinesen entstand (vgl. Ursula Ballin) und die Bezeichnung 'Gelbe Gefahr' wurde zu einem Schlagwort. Besonders Kaiser Wilhelm II. tat sich als "Chefpropagandist" dieser Bezeichnung hervor und versuchte damit, dass Gefühl der wirtschaftlichen und militärischen Bedrohung Europas durch die Chinesen zu schüren (vgl. Gollwitzer).

[...]


[1] Marco Polo ist als venezianischer Händler angeblich bis nach Kathai/ China gereist und soll nach eigenen Angaben mehrere Jahre als Präfekt am Hof des Kublai Khans verbracht haben, doch schon im 13. Jahrhundert wurde die Realität seiner Erzählungen angezweifelt. Seinen Reisebericht kann man eher als einen "Reiseroman" bezeichnen, da er diesen in der Tradition des byzantinischen Abenteuerromans, der mittelalterlichen Mirabilienliteratur und der Bibel verfasste (vgl. Woesler).

[2] Odorico de Pordeone begann seine erste Orientreise im Jahr 1296 und verbrachte mehr als 15 Jahre in Südrussland. Im Anschluss bereiste er seit 1312 für ca. acht Jahre die Gebiete Konstantinopel, Trebizond (Kleinasien) und Täbris bevor er 1322 seine Reise in den Fernen Osten begann. In ihrem Verlauf bereiste er China auf dem Landweg, um von 1325 bis ca. 1328 in Khanbaliq, dem heutigen Peking, den Erzbischof Johannes von Montecorvino zu unterstützen. Nach seiner Rückkehr nach Venedig diktierte er kurz vor seinem Tod (ca. 1330) seinem Mitbruder Wilhelm v. Solagno seinen Reisebericht.

[3] Die genaue Identität von "John de Mandeville" ist nicht bekannt, der Autor des unter dem Titel "Die Reisen des John de Mandeville" bekannten Werkes bezeichnet sich selbst als englischen Ritter, der sich im Jahr 1322 auf eine Pilgerreiseeise ins Heilige Land und den Fernen Osten machte. Sein Reisebericht wurde zwischen 1375 und 1371 verfasst. Er verbreitete sich zwar schnell, doch die in diesem Werk veröffentlichten Schilderungen basieren überwiegend auf Erzählungen anderer Reiseberichte. Dazu gehörten auch die Texte Marco Polos und Odorico de Pordeones.

[4] Sowohl in- als auch ausländische Besucher mussten bei kaiserlichen Audienzen ein streng vorgeschriebenes Begrüßungs-Ritual vollziehen. Ende des 18. Jh. weigerten sich einige europäische Diplomaten, sich vor dem Kaiser zu verbeugen und wurden in Folge dessen ausgewiesen. Zudem waren zuvor schon einige Missionare des Landes verwiesen worden, die das Edikt des Papstes durchsetzen und die traditionelle Ahnenverehrung in China abschaffen wollten.

[5] 1. Opiumkrieg: Konflikt zwischen Großbritannien und China von 1839 bis 1842 aufgrund des Verbots für Ausländer, in China mit Opium zu handeln. Der Krieg endete mit dem Vertrag von Nanking, den ersten der zahlreichen 'ungleichen Verträge', die die Öffnung wichtiger Handelshäfen für Europäer, Reparationszahlungen an die Briten und die Abtretung Hongkongs beinhalteten.

2. Opiumkrieg: 1856 bis 1860 zwischen Großbritannien und Frankreich auf der einen und China auf der anderen Seite. Ziel war eine weitere Ausweitung der europäischen Macht in China.

Ende der Leseprobe aus 17 Seiten

Details

Titel
Das Bild Chinas in deutschen Medienberichten
Hochschule
Universität Münster  (Politikwissenschaft)
Veranstaltung
Neue Konfliktkonstellationen in der Weltpolitik: USA- China, USA- Russland, EU- Russland
Note
1,0
Autor
Jahr
2008
Seiten
17
Katalognummer
V114168
ISBN (eBook)
9783640156467
ISBN (Buch)
9783640156498
Dateigröße
467 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Bild, Chinas, Medienberichten, Neue, Konfliktkonstellationen, Weltpolitik, USA-, China, USA-, Russland
Arbeit zitieren
M.A. Sylvia Nübel (Autor:in), 2008, Das Bild Chinas in deutschen Medienberichten, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/114168

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