Kritische Würdigung risikoadjustierter Performancekennzahlen

Risikocontrolling


Hausarbeit (Hauptseminar), 2007

24 Seiten, Note: 1,3


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

Abbildungsverzeichnis

Abkürzungsverzeichnis

1 Einleitung

2 Grundlagen
2.1 Grundidee der risikobereinigten Performance-Messung
2.2.1 Das ökonomische Kapital
2.2.2 Das Konzept des Value-at-Risk (VaR)

3 Risk-Adjusted Performance Measurement (RAPM)
3.1 Begriff
3.2 Kennzahlen des RAPM
3.2.1 Grundmodell
3.2.2 RORAC, RAROC, RARORAC

4 Kritische Würdigung der RAPM als Instrument der Gesamtbanksteuerung
4.1 Eignung des RAPM als Konzept zur Portfoliooptimierung
4.2 Eignung des VaR als Risikomaßzah
4.3. Problematik der Marktphasenabhängigkeit von RAPM-Kennzahlen

5 Ausblick und Fazit

6 Literaturverzeichnis

Abbildungsverzeichnis

Abbildung 1: Grafische Herleitung des Value-at-Risk, o.V. (2007)

Abbildung 2: RORAC-Werte in Abhängigkeit der Marktrendite, in Anlehnung an Wilkens, Marco/ Scholz, Hendrik/ Entrop, Oliver (2004)

Abkürzungsverzeichnis

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

1 Einleitung

Die vorliegende Arbeit beschäftigt sich mit dem Konzept der risikobereinigten Performancemessung als Instrument einer effizienten Gesamtbanksteuerung.

Die Ansätze zur Gesamtsteuerung einer Bank unterlagen in den letzten Jahrzehnten einem dynamischen Wandel, der durch permanente Umfeldveränderungen hervorgerufen wurde.1 Noch bis in die 70er Jahre steuerten Kreditinstitute Geschäftsfelder mehrheitlich anhand von Volumengrößen und Wachstumszielen. Dabei waren die Banken der Ansicht, dass hohe Zuwachsraten mit entsprechend hohen Ergebnisbeiträgen gleichzusetzen sind. Dieses Vorgehen ließ jedoch Rentabilitäts- und Risikoaspekte fast vollständig unberücksichtigt.2 In den 80er Jahren zeigten sich erste Sättigungstendenzen auf dem Markt, die zu Umstrukturierungs- und Konsolidierungsbestrebungen führten. In diesem Zusammenhang wurde eine wertorientierte Banksteuerung in den Mittelpunkt der Betrachtungen in Theorie und Praxis gesetzt.3 Zu Beginn der 90er Jahre änderte sich das kompetitive Umfeld für Banken grundlegend. Die weltweite Globalisierung der Finanz- und Kapitalmärkte, Disintermediationsaspekte sowie die Deregulierung des europäischen Bankenmarktes führten zur Verschärfung des Wettbewerbs. Dieser Sachverhalt äußerte sich in einem signifikanten Anstieg struktureller Bankinsolvenzen.4 Bankensysteme in den USA, Japan und Europa gerieten unter den Druck sinkender Margen und waren gezwungen ihre Geschäftsaktivitäten auf neuartige, risikoreichere Produkt- und Dienstleistungangebote auszuweiten.5 Des Weiteren ist der Shareholder-Value-Ansatz aufgrund der wachsenden Macht institutioneller Investoren in den Fokus banklicher Optimierungskalküle gerückt. Die Shareholder fordern eine kapitalmarktorientierte Verzinsung des zur Verfügung gestellten Kapitals ein, was wiederum die Bank zur Maximierung ihrer Erträge veranlasst. Parallel zu diesen marktlichen Aspekten bestehen regulatorische Erfordernisse, die im Zusammenhang mit dem gewachsenen Risikopotenzial zu sehen sind.6 So verlangt Basel II eine umfassendere Betrachtung und exaktere Einschätzung des Risikos. Das hat unmittelbaren Einfluss auf das

Volumen der Geschäftstätigkeit und somit der Ertragschancen, da die Möglichkeit Risiken einzugehen durch das haftende Eigenkapital limitiert wird.7

Aus den oben angeführten Sachverhalten lässt sich für Banken die Notwendigkeit einer wettbewerbsfähigen Gesamtbanksteuerung ableiten. Es gilt, die knappen zur Verfügung stehenden Mittel der bestmöglichen Verwendung unter Rendite-Risiko-Gesichtspunkten zuzuführen. Als Lösungsansatz dieser Aufgabenstellung wird das Modell des Risk-adjusted- Performance-Measurement (RAPM) herangezogen. Im zweiten Kapitel wird die Grundidee einer risikoorientierten Performancemessung vorgestellt. Weiterhin wird der Begriff des ökonomischen Kapitals näher erläutert und seine Berechnungsgrundlage in Form des Value- at-Risk (VaR) vorgestellt. Das dritte Kapitel klärt den Begriff des RAPM, beschreibt das Grundmodell sowie konkrete RAPM-Kennzahlen als Steuerungsinstrumente. Im vierten Kapitel wird das Modell einer kritischen Würdigung unterzogen. Dafür wird die Eignung des RAPM zur Portfoliooptimierng, die Eignung des VaR als Risikomaß und die Problematik der Marktphasenabhängigkeit der Kennzahlen untersucht. Eine Zusammenfassung der Ergebnisse und ein Ausblick erfolgt im fünften Kapital.

2 Grundlagen

2.1 Grundidee der risikobereinigten Performance-Messung

Die Relevanz einer Simultanbetrachtung von Ertrag und Risiko soll an folgendem Beispiel näher erläutert werden: Ein Investor hat einen gewissen Betrag zur Verfügung, den er in einen Fonds anlegen möchte. Als Entscheidungskriterium könnte er die jeweilige Rendite zu Grunde legen. Unter der Annahme, Fonds A besitzt eine Durchschnittsrendite von 10% und Fonds B 15%, würde sich der Anleger für Fonds B entscheiden. Aber um diese Renditen zu erwirtschaften, ist das eingesetzte Kapital einem gewissen Verlustrisiko ausgesetzt. Die Abschätzung des möglichen Verlustes würde eine qualifiziertere Anlageentscheidung ermöglichen. Angenommen der Investor hat 100.000 Euro zur Verfügung und ein Risikomaß ergäbe, dass beim Investment in Fonds A 5.000 Euro, bei Fonds B 10.000 Euro einem Verlustrisiko8 unterliegen, so kann ein risikoscheuer Anleger Fonds A, ein risikofreudigerer Fonds B wählen. Diese Strategie ist aber immer noch nicht optimal. Dies wäre erst der Fall, wenn auch der risikofreudige Anleger in A investiert, da Fonds A pro Risikokapital mehr Rendite erwirtschaftet als B. So verspricht Fonds A pro Verlustrisiko behaftetem Euro einen Ertrag von 2 Euro (10.000 Euro Ertrag bei 5000 Euro Risiko), Fonds B nur 1,50 Euro. Die Eigenschaften eines Fonds kann der Anleger nicht ändern, aber er kann das Risiko seiner eigenen Strategie, z.B. durch Kreditaufnahme, beliebig erhöhen. Investiert der risikofreudige Anleger 200.000 Euro in Fonds A, unterliegen jetzt ebenfalls 10.000 Euro dem Risiko, der Ertrag beträgt 20.000 Euro (=20% Rendite). Diese Rendite übersteigt deutlich die 15.000 Euro Ertrag aus Fonds B bei gleichem eingegangenen Risiko.

Demzufolge ist das riskierte Kapital entscheidend. Die Kapitalzuteilung erfolgt nicht anhand des isoliert betrachteten Ertrages, sondern des Ertrages pro eingegangenem Risiko.

2.2.1 Das ökonomische Kapital

Vor der Kapitalallokation muss jedoch geklärt werden, welches Risikokapital der Bank als Element der Steuerung zur Verfügung steht.9 Das Konzept des RAPM setzt hierfür das so genannte „ökonomische Kapital“ (economic capital) an.10 Es basiert auf dem Reinvermögen11 der Bank und stellt das zur Verfügung stehende Potenzial zur Deckung von Risiken dar. D.h., es dient dem Ausgleich unerwarteter Verluste aus Marktpreis-, Kredit- und operationalen Risiken während eines bestimmten Zeitraumes.12 Risiken sind hierbei als mögliche Schwankungen der tatsächlichen Verluste einer Vermögensposition oder eines Portfolios um den erwarteten Verlust13 zu verstehen. Folglich gilt: je größer die Schwankungsbreite ist, umso höher muss das ökonomische Kapital angesetzt werden. Der Ermittlung des ökonomischen Kapitals liegen grundsätzlich Value-at-Risk-Ansätze zu Grunde.14

Es ist anzumerken, dass das ökonomische Kapital vom gesetzlich geforderten regulatorischen Kapital abweichen kann. Dient das ökonomische Kapital als Basis zur Steigerung des Unternehmenswertes, so zielt das regulatorische Kapital darauf ab, eine risikoabdeckende Funktion des Eigenkapitals unter jeglichen Umständen zu gewährleisten. Die Basel-II-Genehmigung, alle drei Hauptbankrisiken (Martk-, Kredit-, operationelles Risiko) durch interne Ratingansätze messen zu dürfen, könnte jedoch eine Angleichung der beiden

Begriffe mit sich bringen.15

2.2.2 Das Konzept des Value-at-Risk (VaR)

Der Value-at-Risk ist eine einseitige und deshalb verlustorientierte Risikokennzahl, die auf einer Wahrscheinlichkeitsverteilung für zukünftige Verluste basiert. Die Kennzahl berücksichtigt, dass sehr große Verluste zwar möglich sind, aber nur mit entsprechend kleiner Wahrscheinlichkeit eintreten werden (siehe Abb. 1). Dabei ergibt sich der Verlust aus dem Vergleich der aktuellen Nettovermögensposition mit der Nettovermögensposition eines zukünftigen Zeitpunktes und ist daraufhin als Wertänderungsmaß über eine bestimmte Zeitspanne zu verstehen. Der zweite Aspekt für eine VaR-Definition ist die vorgegebene Verlustwahrscheinlichkeit. Das so genannte Konfidenzniveau nimmt typischerweise Werte von 99% oder 95% an. Im Falle eines 99%-Konfidenzniveaus berücksichtigt der VaR nur die 99% kleinsten Verluste, wobei die größten Verluste mit einer Wahrscheinlichkeit von 1% vernachlässigt werden (Abb. 1). Folglich ist der Value-at-Risk nicht als Maximalverlust, sondern als Verlustschranke, die höchstens mit der

Wahrscheinlichkeit von 1% überschritten wird, zu verstehen.16

Zusammenfassend gilt folgende Definition:

„Der Value-at-Risk (VaR) , als Risikomaß und –steuerungsgröße, bezeichnet den absoluten Wertverlust einer risikobehafteten Vermögensposition, der innerhalb eines bestimmten Zeitraums mit einer bestimmten Wahrscheinlichkeit nicht überschritten wird.“17

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb. 1 Grafische Herleitung des Value-at-Risk, o.V. (2007), S. 21

Dem Großteil der verschiedenen VaR-Berechnungsmodelle liegt die Normalverteilungsannahme der zukünftigen Ergebniswerte zu Grunde, welche durch die Gaußsche Glockenkurve darstellbar ist. Sie kann durch das arithmetische Mittel und die Standardabweichung der Ergebnisse18 hinreichend bestimmt werden. Durch das Ausmaß der Fläche unterhalb des Kurvenverlaufs lässt sich die Wahrscheinlichkeit ermitteln, mit der entsprechende Ergebniswerte unter- oder überschritten werden.19

Durch den VaR erhält eine Bank eine standardisierte, globale Risikomaßzahl. Sie kann für die Gesamtbanksteuerung eingesetzt werden. Der VaR ermöglicht die Vergleichbarkeit der einzelnen Risikoarten sowie die Aggregation20 verschiedener Risiken zu einem Gesamtbankrisiko (Gesamt-VaR).21

3 Risk-Adjusted Performance Measurement (RAPM)

3.1 Begriff

Nach der Bestimmung des für die Bank relevanten Risikokapitals22 gilt es die beiden wichtigsten steuerungsrelevanten Größen des Bankgeschäfts, Ertrag und Risiko, in entsprechenden Kennzahlen sinnvoll in Relation zueinander zu setzen. Letztendlich ist die entscheidende Frage, ob und inwieweit sich das Eingehen von Risiken für eine Bank lohnt und welche Geschäftsbereiche am ehesten zur Optimierung der

Risikoperformance beitragen können und daraufhin mit Kapital ausgestattet werden sollten.23

Der Begriff der risikoadjustierten Performancemessung (RAPM) umfasst ein Kennzahlensystem, welches neben Erträgen und Aufwendungen auch das inhärente Risiko einer bestimmten Transaktion, eines Portfolios oder einer gesamten Geschäftseinheit explizit berücksichtigt.24 RAPM-Konzepte verfolgen den Zweck verschiedene Bankaktivitäten mit unterschiedlichen Risikoprofilen in Bezug auf ihren Wertschöpfungs- bzw. Gewinnbeitrag vergleichen zu können. Diese Vergleichbarkeit ist im Bankengeschäft mit seiner Vielzahl unterschiedlicher Risiken von besonderer Bedeutung.25

Die Kennzahlen sind auf die Überlegungen des Capital-Asset-Pricing-Model (CAPM) und der daraus abgeleiteten Performancemaße von Sharpe, Treynor und Jensen zurückzuführen, wonach sich die erwartete Rendite einer Investition aus risikofreiem Zins und dem Produkt aus Risikoprämie und Risiko der Investition ergibt. Eine höhere Rendite ist demnach nur durch das Eingehen eines höheren Risikos möglich. Umgekehrt wird mit steigendem Risiko eine höhere Anspruchsrendite fällig. Der Erfolg in Relation zum Risiko ergibt sich dann aus dem Unterschiedsbetrag von tatsächlicher und geforderter Rendite.26

[...]


1 Vgl. o.V. (1999), S. 22.

2 Vgl. Paul, Stefan (2001), S. 1106f.

3 Vgl. Grimmer, Jörg Ulrich (2003), S. 1.

4 Vgl. o.V. (2004a), http://www.bueso.de/seiten/aktuell/14-05-04.htm#2, vom 25.10.2007.

5 Vgl. James, Christopher (1996), S.1.

6 Vgl. Bremke, Kirsten/ Bußmann, Johannes (2000), S. 128.

7 Vgl. o.V. (2004b), S. 1-284.

8 Vgl. Deutsch, Hans-Peter (1998), S.43.

9 Das ökonomische Kapital dient hier als Verteilungsschlüssel der Eigenmittel, da es die Risikosituation des Untersuchungsobjekts widerspiegelt. Vgl. Bielefeld, Frank/ Maifarth, Michael (2005), S.169.

10 Vgl. Ittner, Andreas/ Lietz, Markus (2004), S. 408.

11 Als Reinvermögen wird das Eigenkapital mit seinen Bestandteilen Kern- oder Grundkapital, ergänzendes Kapital und Zusatzkapital bezeichnet.

12 Vgl. Lutz, Angelika/ Herzog, Walter (2005), S. 768f.

13 „Erwartete Verluste sind durchschnittliche jährliche Verluste einer Bank, die vor allem im Kreditbereich zukalkulieren sind. Sie stellen für die Bank kein Risiko dar, sondern werden als kalkulatorische Kosten interpretiert, die vom Markt , z.B. in Form von Zinsen und Gebühren, vergütet werden.“ Bielefeld, Frank/ Maifarth, Michael (2005), S.166.

14 Vgl. Treptow, Thomas M. (2002), S. 948f.

15 Vgl. o.V. (2007), S. 23 und Aziz, Andrew/ Rosen, Dan (2004), S. 28.

16 Vgl. Huschens, Stefan (2000), S. 15-17.

17 Hakenes, Hendrik/ Wilkens Sascha (2003), S. 822.

18 Die Standardabweichung ist als Streuung um das arithmetische Mittel zu verstehen und spiegelt den Risikogehalt einer Position oder Portfolios wider. Vgl. Schierenbeck, Henner (2003), S.18.

19 Vgl. ebd., S. 14f.

20 Eine Aggregation unter der Berücksichtigung von Korrelationserscheinungen lässt sich nur bei

normalverteilten Renditen gewährleisten. Liegt eine andere Verteilungsform vor, ist der VaR u.U. nicht subadditiv. Vgl. Pfaff, Dieter/ Kühn, Jochen (2005), S.195f.

21 Vgl. Jovic, Dejan (1999), S.79f.

22 Das vorgegebene Konfidenzniveau des VaR impliziert, das das Verlustrisiko u.U. nicht vollständig abgedeckt wird. Aufgrund dessen multiplizieren einige Banken den VaR mit einem internen Multiplikator. In dieser Arbeit wird vereinfachend ein Multiplikator von 1 angenommen. Vgl. Jovic, Dejan (1999), S.123.

23 Vgl. Schierenbeck, Henner (2003), S. 43.

24 Vgl. Bielefeld, Frank/ Maifarth, Michael (2005), S.157.

25 Vgl. Jovic, Dejan (1999), S. 163.

26 Vgl. Bielefeld, Frank/ Maifarth, Michael (2005), S.164.

Ende der Leseprobe aus 24 Seiten

Details

Titel
Kritische Würdigung risikoadjustierter Performancekennzahlen
Untertitel
Risikocontrolling
Hochschule
Universität Potsdam  (Lehrstuhl für Finanzierung und Banken)
Veranstaltung
Bankcontrolling
Note
1,3
Autor
Jahr
2007
Seiten
24
Katalognummer
V114166
ISBN (eBook)
9783640156450
ISBN (Buch)
9783640156481
Dateigröße
565 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Kritische, Würdigung, Performancekennzahlen, Bankcontrolling
Arbeit zitieren
Romina Bullan (Autor:in), 2007, Kritische Würdigung risikoadjustierter Performancekennzahlen, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/114166

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