Die Symbolik der Vögel in dem Roman « Explicação dos Pássaros » von António Lobo Antunes


Seminararbeit, 2007

19 Seiten, Note: 2,0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

Abbildungsverzeichnis

Tabellenverzeichnis

Abkürzungsverzeichnis

1 Einleitung

2 Der Wirtschaftsstandort Ukraine
2.1 Daten und Fakten
2.2 Die Ukraine – ein Teil von Westeuropa? - Politische Fragezeichen
2.3 Vergleich der Regionen

3 Standortspezifische Probleme und Anforderungen bei der Bearbeitung des ukrainischen Marktes
3.1 Rechts- und Steuerfragen, Rechnungslegung
3.1.1 Gründung
3.1.2 Steuerrecht
3.1.3 Arbeitsrecht
3.1.4 Rechnungslegung
3.2 Zoll
3.3 Logistik
3.4 Korruption
3.5 Interkulturelles Management
3.5.1 Personalgewinnung
3.5.2 Kundengewinnung

4 Zusammenfassung

Anhangsverzeichnis

Anhang

Literaturverzeichnis

Abbildungsverzeichnis

Bild 1.1: Büroflächenvergleich in Mio. m²

Bild 2.1: Dislozierung der Ukraine in Europa

Bild 2.2: Anteil der Ukraine am Transit für russisches Erdgas 2005

Bild 2.3: Sprachverteilung in der Ukraine

Bild 2.4: Wechselkursverhältnisse

Bild 2.5: BIP-Entwicklung der Ukraine in %

Bild 2.6: Lieferpreise Gazprom für 1000m³ in US$

Bild 2.7: Preisentwicklung der Gasimporte in US$ pro 1000 m³

Bild 2.8: Vergleich der Gaspreise in US$ pro 1000 m³

Bild 2.9: Kursentwicklung des PFTS 2002-2008

Bild 2.10: Haltung der EU-Bevölkerung zum EU-Beitritt der Ukraine

Bild 2.11: Regionale Einteilung der Ukraine

Bild 2.12: Industrieproduktion nach Regionen

Bild 3.1: Arbeitslosenquoten in %

Tabellenverzeichnis

Tabelle 2.1: Großstädte der Ukraine

Tabelle 3.1: Gesellschaftsformen in der Ukraine

Tabelle 3.2: Übersicht der wichtigsten Steuerarten

Tabelle 3.3: Abschreibungssätze

Tabelle 3.4: Zollabfertigungsgebühren

Tabelle 3.5: Korruptionspreisliste unter Präsident Kutschma

Tabelle 3.6: aktuelle "Bestechungstarife"

Tabelle 3.7: Zeitauffassungen

Abkürzungsverzeichnis

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

1 Einleitung

Unter den aufstrebenden Ländern Osteuropas ist die Ukraine – nach Russland - das Land mit der größten Dynamik und mit den höchsten Zuwachsraten bei der Wirtschaftsentwicklung. Die Ukraine ist ein Land mit günstigen Produktionsmöglichkeiten und einem Absatzmarkt mit 46,6 Millionen Verbrauchern, die durch stark gestiegene Einkommen an Kaufkraft gewonnen haben. Diese beiden Faktoren machen die Ukraine zu einem sehr interessanten Standort und Markt für deutsche Unternehmen, sei es zum Aufbau einer Produktion oder für den Verkauf eigener Produkte, wobei der Absatz der eigenen Produkte für den Großteil der Unternehmen der Hauptgrund für ein Engagement in der Ukraine ist, wie eine Untersuchung der Interconnection Consulting ergab.

Aufgrund der enormen wirtschaftlichen Dynamik und des großen Marktpotentials kommt der Ukraine eine Sonderstellung unter den osteuropäischen Ländern zu. Das Wirtschaftswachstum der letzten Jahre und die Orientierung des Landes nach Westeuropa seit der Orangenen Revolution machen das Land für ausländische Investoren und Produzenten interessant. Die Bedeutung der Ukraine, insbesondere auch für Deutschland, wird offensichtlich, wenn man die Außenhandelsbilanz der Ukraine analysiert. Im Jahr 2006 gingen 3,4% aller Exporte nach Deutschland (Platz 4) und 9,7% aller Importe kamen aus Deutschland (Platz 2).[1] Auch in den Direktinvestitionen in die Ukraine spiegelt sich die Dynamik der Wirtschaft wider. Von Januar 2001 bis Januar 2007 stiegen die ausländischen Direktinvestitionen um 460% und betrugen zu diesem Zeitpunkt 21,2 Mrd. US$. Mit einem Anteil von 26,5% an den gesamten Investitionen ist Deutschland der mit Abstand größte Investor.[2] Der Bausektor ist der Wirtschaftssektor, mit der größten Zuwachsrate von derzeit 26%.[3] Die gestiegenen Einkommen[4] und das allgemeine Wirtschaftswachstum führen zu einem Boom beim privaten und kommunalen Wohnungsbau, großer Nachfrage nach Büroflächen und somit Bürogebäuden sowie einem hohen Bedarf an energetischer Sanierung des Altbestandes. Dabei entfallen 50% der Gesamtinvestitionen im Bausektor auf den Wohnungsbau und 40% auf Gewerbeimmobilien. In den Ballungszentren kann der ständig steigende Bedarf weder bei Wohnungen noch bei Büros gedeckt werden. Das starke Wirtschaftswachstum erfordert immer mehr Büroflächen. Das Potential wird deutlich, wenn man die Situation bei Büroflächen in Kiew mit anderen osteuropäischen Metropolen vergleicht. Anfang 2007[5] kam Kiew auf 0,6 Mio. m² Bürofläche, Prag auf 1,9 Mio. m², Budapest auf 1,2 Mio. m² und Warschau auf 1,4 Mio. m². Dieser Aspekt wird in Bild 1.1 grafisch dargestellt.[6]

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Bild 1.1: Büroflächenvergleich in Mio. m²

Der Weg in die Ukraine ist jedoch kein einfacher und der Schritt für deutsche Unternehmen nicht ohne Risiko. Lücken und Unzulänglichkeiten in der Gesetzgebung, ein undurchsichtiges Steuersystem und häufige Probleme mit der örtlichen Verwaltung stellen die größten Hindernisse für ausländische Investoren dar.

Die besonderen Gegebenheiten und Anforderungen einer Investition in der Ukraine mit besonderem Augenmerk auf den Problemen, die im Zusammenhang mit geschäftlichen Aktivitäten ausländischer Unternehmen in der Ukraine auftreten können sowie praktische Strategien zur Vermeidung von Fehlern sollen im Folgenden aufgezeigt werden.

Nach Darstellungen zur wirtschaftlichen und politischen Entwicklung der Ukraine werden die einzelnen Regionen der Ukraine verglichen und beurteilt. In Kapitel 3 werden standortspezifische Probleme und Anforderungen bei der Marktbearbeitung in der Ukraine behandelt. Hier wird auf steuer-, zoll- und arbeitsrechtliche, buchhalterische und logistische Fragen, auf Besonderheiten bei der Unternehmensgründung, Personal- und Kundengewinnung sowie auf Probleme mit Korruption eingegangen.

2 Der Wirtschaftsstandort Ukraine

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Bild 2.1: Dislozierung der Ukraine in Europa[7]

Das Gründungsmitglied der Vereinten Nationen und mit 603.700 km², nach Russland, zweitgrößte Land Europas liegt im Süden Osteuropas am Schwarzen Meer und hat 46,615 Mio. Einwohner.[8] Davon sind 78% Ukrainer, 17% Russen, 0,6% Weißrussen, 0,5% Krimtartaren und 0,07% Deutsche. Insgesamt beheimatet die Ukraine über 100 Nationalitäten.[9]

Die Ukraine grenzt an Russland, Weißrussland, die Republik Moldau, Rumänien, Ungarn, die Slowakei und Polen sowie an das Asowsche und das Schwarze Meer. Ukraine (u kraja – am Rande) bedeutet Grenzland. Dieser Begriff bezeichnet seit dem Mittelalter die Grenzregion zwischen der islamischen und der orthodoxen Welt.[10] Die Ukraine hat damit eine geopolitisch bedeutende Lage innerhalb Europas. Die Ukraine ist sowohl in Ost-West- als auch in Nord-Südrichtung ein wichtiges Transitland. In Nord-Süd-Richtung verbindet die Ukraine Russland über Straße oder Schiene und das Schwarze Meer mit der Türkei, Bulgarien und Georgien. Der Dnepr ist eine Wasserstraßenverbindung mit Weißrussland und die Donau mit Österreich und Deutschland. Von Osten nach Westen stellt der Weg durch die Ukraine die kürzeste Verbindung zwischen Westeuropa und Russland bzw. Asien dar. Über das Territorium der Ukraine verlaufen die drei Gaspipelines Bruderschaft (130 Mrd. m³ pro Jahr), Polarlicht (25 Mrd. m³ pro Jahr) und Transbalkan (20 Mrd. m³ pro Jahr), die russisches Gas nach Mitteleuropa bzw. zum Balkan transportieren. Die große Bedeutung der Ukraine als Gastransitland wird in Bild 2.2 deutlich. Auch nach der Inbetriebnahme der Ostseepipeline wird der Anteil der Ukraine am russischen Gastransit 65,54 % betragen.

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Bild 2.2: Anteil der Ukraine am Transit für russisches Erdgas 2005[11]

Die Amtssprache ist Ukrainisch, jedoch wird in weiten Teilen des Landes russisch gesprochen. Viele Intellektuelle und Politiker sind besorgt darüber, dass Russisch die meistgesprochene Sprache ist und befürchten eine Verdrängung des Ukrainischen. Unter anderen Maßnahmen wurde deshalb am 19.04.2004 eine Regelung erlassen, die es landesweit ausstrahlenden Fernseh- und Radiosendern bis auf wenige Ausnahmen vorschreibt nur auf ukrainisch zu senden.[12] Allerdings fehlen die staatlichen Kontrollgremien, um diese Regelung zu überprüfen und so ist auch diese Regelung praktisch nur auf dem Papier existent.[13] Besonders in der Süd- und Ostukraine bemüht man sich um die Anerkennung der russischen Sprache als zweite Amtssprache. Nach einer Studie des Kiewer Internationalen Soziologischen Instituts und des Soziologischen Dienstes des ukrainischen Alexander-Rasumkow-Zentrums[14] für Wirtschafts- und politische Studien sind 56,2% der Ukrainer für diese Regelung, 7,5% unschlüssig und nur 35,9% dagegen.[15] In den jüngsten Verhandlungen um die Regierungsbeteiligung ist die Partei der Regionen laut Wasyl Chara (Mitglied des politischen Rates der Partei der Regionen) allerdings bereit auf ein entsprechendes Referendum zu verzichten.[16]

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Bild 2.3: Sprachverteilung in der Ukraine[17]

Für Investoren bedeutet dies, dass für den täglichen Geschäftsbetrieb Kenntnisse der russischen Sprache ausreichen, für die Bewältigung der bürokratischen Formalitäten allerdings ein Mindestmaß ukrainischer Sprachkenntnisse erforderlich ist.

Politisch gliedert sich die Ukraine in 24 Bezirke, die autonome Republik Krim und die Städte Kiew und Sewastopol. Die größten Städte sind in Tabelle 2.1 aufgelistet. In der Ukraine gilt die osteuropäische Zeit, das heißt UTC-Weltzeit + 2 Stunden. Die ukrainische Griwna, die 1996 eingeführt wurde, ist die Landeswährung, deren Wechselkurs zum Euro bei 1 Euro = 7,85613 Griwna (Stand 25.03.2008) liegt. Hier muss erwähnt werden, dass die ukrainische Griwna an den US-Dollar gekoppelt ist. Somit entwickelt sich der Wechselkurs der ukrainischen Griwna zum Euro parallel zum Euro-Dollar-Kurs.

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Bild 2.4: Wechselkursverhältnisse[18]

Für die Einreise in die Ukraine braucht man seit dem 01.09.2005 als Bürger der EU, Liechtensteins und der Schweiz, kein Visum[19] mehr, an der Grenze ist jedoch die Immigration Card ausgefüllt vorzulegen.[20] Außerdem zu beachten ist, dass für die Ukraine nach dem Beschluss der Regierung Nr. 1021 vom 17.09.1997 eine anerkannte Krankenversicherung obligatorisch ist. Die Liste mit den von der Ukraine anerkannten deutschen Versicherungspolicen findet man auf der Internetseite der Botschaft der Ukraine.

Tabelle 2.1: Großstädte der Ukraine[21]

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2.1 Daten und Fakten

Über 40 % der weltweiten Kohle- und Manganvorkommen finden sich in der Ukraine. Sie verfügt über ein Drittel des weltweiten Anteils an Schwarzerde, betreibt auf 56 % der Fläche Landwirtschaft, belegt aber gleichzeitig Platz 6 bei der Montanindustrie und laut BrainBench Platz 4 für zertifizierte IT-Fachkräfte.[22] Die Ukraine ist nach Russland die stärkste Wirtschaftsregion der ehemaligen Sowjetunion (BIP 2006 106,1 Mrd. US$). Seit der Orangenen Revolution und durch das enorme Wirtschaftswachstum ist die Ukraine für viele ausländische Investoren interessant geworden[23] ; sei es für die Nutzung der billigeren Arbeits-kräfte, für arbeitsintensive Produktionsschritte oder die Bearbeitung des Binnenmarktes mit seinen mehr als 46 Millionen Verbrauchern. Das war jedoch nicht immer so. Schon Mitte des 19. Jahrhunderts zeigte sich ein großer Gegensatz zwischen dem östlichen und westlichen Landesteil. Der reich mit Bodenschätzen ausgestattete Osten wurde auf Betreiben der zaristischen Regierung industrialisiert, während sich im landwirtschaftlich geprägten Westen nach Abschaffung der Leibeigenschaft 1861 eine bäuerliche Privatwirtschaft entwickelte.[24]

Schon Anfang des 20. Jh. hatte die Ukraine, nach Russland, die zweithöchste Pro-Kopf-Industrieproduktion aller Sowjetrepubliken.[25] Die Gründung der Sowjetunion 1922 brachte dem Osten die vollständige Zwangsindustrialisierung und dem Westen die Zwangskollektivierung der Landwirtschaft. Die Zwangsindustrialisierung erfolgte dazu noch einseitig auf Schwer- und Rüstungsindustrie sowie den Maschinenbau. Besonders im Osten der Ukraine gab es eine Überindustrialisierung. Die Etablierung einer verarbeitenden oder Konsumgüterindustrie wurde verhindert, um die Abhängigkeit der Sowjetrepubliken untereinander zu erhöhen. Damit waren sie gezwungen, sich zu integrieren und sich Moskau unterzuordnen. Mit der Unabhängigkeit[26] im Jahr 1991 sah sich die Wirtschaft der Ukraine mit einer einseitig auf Schwerindustrie konzentrierten Wirtschaft und veralteter Technologie konfrontiert. Die vorher meist für die Sowjetunion hergestellten Güter entsprachen nicht den internationalen Standards. Es wird geschätzt, dass nur 26,3 % der im Jahr 1991 produzierten Güter, international wettbewerbsfähig waren.[27]

Zusätzlich hatte die Ukraine mit einer Hyperinflation von November 1992 bis Dezember 1993 zu kämpfen. In diesem Zeitraum erhöhten sich die Preise um den Faktor 167. Neben dem Fehlen eines funktionierenden Kapitalmarktes war der Fakt, dass das Steuersystem keine zusätzlichen Einnahmen mehr generieren konnte, weil die Steuerbemessungsgrundlage schneller sank als die Steuersätze steigen konnten, einer der Hauptgründe. Das für das Jahr 1992 geplante Haushaltsdefizit von 2 %, wuchs in der Realität auf 32,1 % an, obwohl der Lohnsteuersatz bis zu 90 % betrug.[28]

Zur Abmilderung der Einbußen bei den Einkommen bildete sich besonders in ländlichen Gebieten eine Subsistenzwirtschaft, in der Haushalte ihre Versorgung mit Lebensmitteln sicherten und zusätzlich Tauschgüter erwirtschafteten. Noch heute halten die meisten Familien einige Hühner und Schweine und betreiben den Anbau von Grundnahrungsmitteln auf einer Fläche von jeweils ca. 0,5 ha. Welche Bedeutung diese Subsistenzwirtschaft hat, zeigt sich z.B. in der Tatsache, dass 98 % der Kartoffelproduktion des Jahres 2003 aus Haushaltsgärten stammten. Auch das starke Wirtschaftswachstum der letzten Jahre hat kaum etwas an diesem Umstand geändert. 71 bis 77 % aller Haushalte nutzen weiterhin ihre Grundstücke zur landwirtschaftlichen Produktion. Sogar in Kiew nutzt jeder dritte Haushalt Landflächen, die zu 92 % der landwirtschaftlichen Produktion dienen.[29] Diese Subsistenzwirtschaft ist nach Danzer in allen Transformationsökonomien Osteuropas anzutreffen, meist jedoch nicht so ausgeprägt wie in der Ukraine.[30]

Da die alten Machthaber ihren Einfluss auf die Wirtschaft nicht aufgeben wollten, wurden wichtige Umstrukturierungen und vor allem Privatisierungen behindert bzw. auch verhindert. Zwar wurde 1992 das Antimonopolgesetz verabschiedet, aber dieses Gesetz hatte nur wenig Kraft und es wurden vor allem Kleinstbetriebe privatisiert.[31] Noch bis zum Jahr 1999 wurden 90 % der Produktionsleistung von staatlichen Monopolen erwirtschaftet. Im Jahr 1999 sank die Wirtschaftsleistung der Ukraine auf 40% des Niveaus vor der Unabhängigkeit. Dies zeigte sich auch in der negativen Entwicklung des BIP bis 1999, welches bereits im Jahr der Unabhängigkeit minus 8,7% betrug und 1994 mit minus 23% seinen niedrigsten Stand erreichte.[32]

Die Transformationskrise zwischen der Unabhängigkeit der Ukraine und dem Jahr 1999 wurde in den folgenden Jahren jedoch überwunden. Von 2000 bis 2006 stieg das BIP durchschnittlich um 7,4 %. Die größten Wachstumsfaktoren sind die Metallurgie (24,4%), der Maschinenbau (12,9%), die Nahrungsmittelindustrie (14,8%) und das Baugewerbe (26%)[33]. Wenn man die Zahl der Insolvenzen als Indikator für die wirtschaftliche Entwicklung heranziehen möchte, zeigt sich auch hier eine positive Entwicklung. Von den 10616 berichtenden Offenen Aktiengesellschaften wurde von 2000 bis 2005 gegen 1741 ein Insolvenzverfahren eröffnet. Von diesen wurden 908 tatsächlich zwangsliquidiert. Deutlich wird der Rückgang der Insolvenzverfahren von 506 in 2002, über 480 bzw. 407 in 2002 und 2003 bis auf 272 im Jahr 2005. Bei dieser Untersuchung wurden auch handelsrechtlich nicht berichtende offene AGs betrachtet.[34]

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Bild 2.5: BIP-Entwicklung der Ukraine in %[35]

Die Prognosen des Wirtschaftsministeriums der Ukraine für das Jahr 2008 ergaben:

- bei positiver Entwicklung
- BIP-Wachstum: 7,2%
- Produktionswachstum: 9,0%
- Wachstum der realen Löhne: 14,3%
- Wachstum der Ausfuhren: 16,5%
- Wachstum der Einfuhren: 15,4%
- Verbraucherpreise: 6,8%
- bei negativer Entwicklung
- BIP-Wachstum: 4,8%
- Produktionswachstum: 6,4%
- Verbraucherpreise: 8,7%

Diese vom damaligen Wirtschaftsminister der Ukraine, Anatolij Kinach, auf dem Wirtschaftstag der Ukraine am 08.11.2007 in der IHK Magdeburg präsentierten Zahlen, erscheinen gerade bei der Negativprognose sehr optimistisch. So stiegen z.B. die Verbraucherpreise im Jahr 2007 um 16,6% und die Weltbank erwartet für 2008 eine Steigerung von bis zu 13,8%. Abgesehen von diesen Übertreibungen ist die Tendenz jedoch ohne Zweifel positiv.

Ein wichtiger Faktor für Investitionen in eine Region ist die Kaufkraft. In den letzten 5 Jahren stiegen die Einnahmen der Bevölkerung um mehr als das Dreifache. Hierbei ist zu beachten, dass dies nur die offiziellen Zahlen, ohne Berücksichtigung der „schwarzen“ Zahlungen zur Umgehung der Steuer sind. Außerdem ist der Lohnanstieg in der jüngsten Vergangenheit besonders stark und gewinnt an Dynamik.[36] Weitere Punkte, die für ein Engagement in der Ukraine sprechen, sind die im internationalen Vergleich geringen Lohnkosten[37], der riesige Absatzmarkt von 46,615 Mio. Menschen, die gute Qualifikation der Arbeitskräfte, die räumliche Nähe zu Deutschland und die zahlreichen Rohstoffvorkommen. Dem stehen allerdings politische Instabilität, eine schwerfällige Bürokratie, Korruption und Rechtsunsicherheit gegenüber.

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Bild 2.6: Lieferpreise Gazprom für 1000m³ in US$

Ein großes Problem ist der sich erst langsam entwickelnde Binnenmarkt. Erfolgreich durchgeführte Privatisierungen und Steuerreformen trugen ihren Teil bei, aber für das beschriebene hohe Wirtschaftswachstum seit dem Jahr 2000 sind zu einem beachtlichen Teil externe Umstände verantwortlich. Stahl hat einen Anteil von 40% an den ukrainischen Exporten.[38] So profitierte die Ukraine einerseits von den stark gestiegenen Stahlpreisen auf dem Weltmarkt, die sich allein von 2002 bis 2004 verdreifachten. Andererseits kommen die immer noch weit unter Weltmarktniveau liegenden Energiepreise für die Öl- und Gasimporte aus Russland vor allem der energieintensiven Schwerindustrie im Osten der Ukraine zugute.

Die Abwertung der Griwna im Zuge der russischen Finanzkrise 1998/99 erhöhte zwar die Inflation, machte aber auch viele ukrainische Unternehmen konkurrenzfähig und ihre Produkte für den Weltmarkt attraktiv. All diese Faktoren bewirkten, dass die Nachfrage nach privaten Konsum- und Investitionsgütern seit dem Jahr 2000 um jährlich 10,9 bis 11,9 % anstieg.[39] Zudem war das freundliche internationale Kapitalmarktumfeld förderlich. Ukrainische Banken und Unternehmen konnten Kapital zu günstigen Konditionen aufnehmen, um Investitionen zu finanzieren bzw. die Kreditvergabe in der Ukraine auszubauen.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Bild 2.7: Preisentwicklung der Gasimporte in US$ pro 1000 m³

Die größte Gefahr für die ukrainische Wirtschaft geht von einer möglichen Verschärfung des Handelsbilanzdefizits aus. Dieses Szenario könnte eintreten, wenn die Gas- und Ölimportpreise weiter steigen und gleichzeitig die Weltmarktpreise für Stahl sinken. Nach Coface Austria und Coface Central Europe[40] könnte dies eine massive Abwertung der Griwna erfordern, und damit die ohnehin hohe Inflation weiter anheizen. Außerdem könnte sich das internationale Kapitalmarktumfeld weiter negativ entwickeln, was auch erhebliche Folgen für den ukrainischen Kapitalmarkt hätte. Dass die Importpreise für russisches Gas steigen, ist spätestens seit den Presseberichten über den Gasstreit zwischen Russland und der Ukraine bekannt. Wie in Bild 2.7 zu sehen ist, steigen die Preise schon seit 2003.

Nach dem zweiten „Gasstreit“ Anfang 2008 erreichte Viktor Juschtschenko in Verhandlungen mit Wladimir Putin am 12.02.2008 eine Einigung, mit der nun 179,50 US$ pro 1000 m³ für das Jahr 2008 festgelegt wurden. Im Vergleich zu 2007 sind die Gaspreise zwar auch in Russland um 25 % gestiegen, mit ca. 72 $ für Industrie- und ca. 55 $ für Privatkunden sind sie aber vergleichsweise billig.[41] Für die folgenden Jahre wurde von russischer Seite bereits eine weitere schrittweise Anpassung an Weltmarktpreise angekündigt. Mit dem Gas verbinden sich für die ukrainische Volkswirtschaft außer dem noch weiter erhöhten Inflationsdruck durch die steigenden Preise, zwei weitere Probleme. Erstens wird der Staatshaushalt mit jeder Preissteigerung zusätzlich belastet, da Gas für Privathaushalte in der Ukraine stark subventioniert wird.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Bild 2.8: Vergleich der Gaspreise in US$ pro 1000 m³

So lag im Jahr 2006 der Endverbraucherpreis für private Haushalte bei 37 US$ pro 1000m³ für Gas, das zu diesem Zeitpunkt für 95 US$ importiert wurde, wie in Bild 2.8 zu sehen ist. Um den Staatshaushalt zu entlasten, ist hier die Einführung einer verbrauchsspezifischen Abrechnung bei Privathaushalten notwendig.[42] An die Industriekunden dagegen gibt der ukrainische Staat, im Gegensatz zu westlichen Staaten, die ihre Industrie stützen wollen, die Preiserhöhungen in vollem Umfang weiter. Zweitens wird die Spanne zwischen den Einnahmen aus dem Gastransit und den Ausgaben immer größer. Noch im Jahr 2005 konnte die Ukraine mit ihren Einnahmen von 1,5 Mrd. US$ etwa die Hälfte der Gasimporte bezahlen. Die Einnahmen von ca. 2 Mrd. US$ im Jahr 2007 reichten lediglich für rund ein Viertel der Importe.[43] Im Jahr 2006 konnte die Metallpreisentwicklung an den Weltmärkten die Verdoppelung der russischen Erdgaspreise noch kompensieren, doch dies lässt sich für die folgenden Jahre mit Sicherheit nicht erwarten.[44]

Ein weiteres Problem ist der hohe Anteil der Schattenwirtschaft, der zwischen 1995 und 1998 27,03-63,98 % betrug.[45] Nach Schätzungen des Internationalen Währungsfonds waren es auch im Jahr 2004 noch ca. 30 %. Da keine ernsthaften Anstrengungen unternommen werden, dieses Problem zu lösen oder zumindest einzudämmen, bildet diese geduldete Steuerhinterziehung allerdings für viele Unternehmen eine wichtige indirekte Subvention.[46]

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Bild 2.9: Kursentwicklung des PFTS 2002-2008[47]

[...]


[1] Vgl. http://www.economist.com/countries/Ukraine/profile.cfm?folder=Profile-Economic%20Structure am 05.12.07

[2] Daten vom Büro des Wirtschaftsberaters der Botschaft der Ukraine, Publikation Ausländische Direktinvestitionen 2007 unter www.beratung-ukraine.de

[3] Business Inform Ukraine, Investitionsführer Ukraine 2007, S. 13

[4] Die gestiegene Kaufkraft der Bevölkerung wird auch an der Steigerung der Einzelhandelsumsätze von durchschnittlich 20 % in den letzten 5 Jahren deutlich. Vgl.: Invest Ukraine unter www.investukraine.org; Zugriffsdatum: 24.10.2007

[5] Ende 2007 lag der Bestand bei 0,85 Mio. m²

[6] Vgl. Ost-West Contact Ukraine 2007 S. 20

[7] Grafik entnommen unter http://commons.wikimedia.org/wiki/Image:Europe_location_UKR.png, erstellt von David Liuzzo

[8] Stand Januar 2007

[9] Gem. der Volkszählung des Jahres 2001 (geschätzter Bevölkerungsrückgang: 271.000 Einwohner pro Jahr).

[10] Scheer, Serdyuk, Kulturschock Ukraine, 2007, S. 13

[11] Bild und Daten von der Forschungsstelle Osteuropa unter www.laender-analysen.de; Zugriffsdatum: 19.03.2008

[12] Vgl.: http://www.netzeitung.de/medien/282207.html; Zugriffsdatum : 14.01.2008

[13] Vgl. Scheer, Serdyuk (2007) S. 169

[14] Benannt nach dem ukr. Politiker und Diplomaten Alexander Rasumkow; gest. 29.10.1999.

[15] Vgl. http://russlandonline.ru/kulturua/morenews.php?iditem=1 vom 06.11.2007

[16] Vgl. http://www.nrcu.gov.ua/index.php?id=475&listid=53675 vom 06.11.2007.

[17] Die in der Grafik der Umfrageergebnisse angegebene Sprache Surschik ist eine Mischsprache aus russischen und ukrainischen Elementen, die sich im Laufe der Zeit entwickelt hat. Grafik entnommen unter: http://ru.wikipedia.org/wiki/%D0%98%D0%B7%D0%BE%D0%B1%D1%80%D0%B0%D0%B6%D0%B5%D0%BD%D0%B8%D0%B5:Languages_in_Ukraine.PNG,

[18] Vgl.: Onvista unter: www.onvista.de; Zugriffsdatum: 25.03.2008

[19] gilt für einen Aufenthalt bis zu 90 Tagen, gem. Präsidentenerlass Nr. 1131/2005

[20] Man kann die Immigration Card auch vor der Reise ausfüllen. Ausdruck des leeren Formulars ist im Internet unter http://www.ukraina.at/neues/immigrationskarte.html möglich. Hierbei ist jedoch zu beachten, dass der Ausdruck die Maße des Originalformulars (Originalgröße: B 103mm H 147mm) hat. Eine Ausfüllanleitung befindet sich im Anhang.

[21] Daten zu Einwohnerzahlen sind eine Schätzung des Staatskommitees der Ukraine für Statistik zum 01.01.2006, aus Country Report Ukraine Mai 2007 von Coface Austria Coface Central Europe unter http://www.ihk-regensburg.de/ihk-r/autoupload/officefiles/Ukraine.pdf

[22] Vgl.: Invest Ukraine unter www.investukraine.org; Zugriffsdatum: 24.10.2007

[23] Vgl.: Broll, Förster (2007) S. 49-59

[24] Vgl. Kudert (2006) S. 5

[25] Vgl. Babanin, Dubrovskiy, Ivaschenko (2001) S. 9

[26] Ausführlich zur politischen Entwicklung bis zur Unabhängigkeit z.B. bei Golczewski (1993) oder Hausmann (1993)

[27] Vgl. Babanin, Dubrovskiy, Ivaschenko (2001) S. 38

[28] Vgl.: Banaian (1999) S. 28-55

[29] Die restlichen 8 % dienen Erholungszwecken.

[30] Vgl.: Danzer (2007) S. 91-96

[31] Vgl.: Banaian (1999) S. 25

[32] Vgl. Thießen (2000) S. 7

[33] Alle Wachstumsdaten beziehen sich auf 2006

[34] Vgl.: Perederiy (2006) S. 7 ff.

[35] Selbst erstellt. Daten von: Büro des Wirtschaftsberaters der Botschaft der Ukraine in der Bundesrepublik Deutschland

[36] Vgl. Investitionsführer 2007 Arbeitsgemeinschaft Business-Inform-Ukraine S. 18

[37] Grafik mit einem internationalen Lohnkostenvergleich im Anhang.

[38] Vgl.: Schwabe, Deuber (2008) S. 2

[39] Schwabe, Deuber (2008) S. 2

[40] Vgl.: Coface Austria, Coface Central Europe “Country Report Ukraine” (2007) S. 5 unter www.ihk-regensburg.de; Zugriffsdatum: 14.01.2008

[41] Vgl.: RIA Novosti, Russian News & Information Agency Novosti unter www.rian.ru/business/20071231/95000017-print.html; Zugriffsdatum: 17.03.2008

[42] Vgl.: Pleines II (2008) S. 9

[43] Grafik der Schere zwischen Einnahmen und Ausgaben in Verbindung mit Gas im Anhang.

[44] Vgl.: Policy Brief der OECD unter www.oecd.org/publications/Policybriefs; Zugriffsdatum: 17.12.2007

[45] Vgl.: Novoseletsky (1999)

[46] Vgl.: Petroniu (2007) S. 286

[47] Chart des PFTS entnommen unter www.pfts.com/eng/; Zugriffsdatum: 29.03.2008

Ende der Leseprobe aus 19 Seiten

Details

Titel
Die Symbolik der Vögel in dem Roman « Explicação dos Pássaros » von António Lobo Antunes
Hochschule
Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg  (Romanisches Seminar)
Veranstaltung
Proseminar "A Literatura Portuguesa – António Lobo Antunes"
Note
2,0
Autor
Jahr
2007
Seiten
19
Katalognummer
V113995
ISBN (eBook)
9783640151905
ISBN (Buch)
9783640165025
Dateigröße
432 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Symbolik, Vögel, Roman, Explicação, Pássaros, António, Lobo, Antunes, Proseminar, Literatura, Portuguesa, António, Lobo, Antunes
Arbeit zitieren
stud. pol. Gerrit Achenbach (Autor:in), 2007, Die Symbolik der Vögel in dem Roman « Explicação dos Pássaros » von António Lobo Antunes, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/113995

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