Die Bedeutung der Medien-Zeit

Ein Definitionsversuch


Hausarbeit (Hauptseminar), 2004

30 Seiten, Note: 2,0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1 Einleitung

2 Die „Zeit“
2.1 Lexikalische Definition von Zeit
2.2 Verständnis von „Zeit“
2.3 Ein Definitionsversuch
2.4 Institutionen der Zeit

3 Die „Medien“

4 Medien-Zeit

5 Dispositive der Medien-Zeit
5.1 Dauer und Geschwindigkeit
5.2 Sequentielle Struktur von Medien
5.3 Zeitliche Perspektive von Medien

6 Sinn der Medien-Zeit
6.1 Zeitliche Strukturierung
6.2 Zeitliche Relativierung

7 Neue Institutionen der Zeit

8 Fazit

9 Literatur

1 Einleitung

„Es gibt ein großes und doch ganz alltägliches Geheimnis. Alle Menschen haben daran teil, jeder kennt es, aber die wenigsten denken ja darüber nach. Die meisten Leute nehmen es einfach so hin und wundern sich kein bisschen darüber. Dieses Geheimnis ist die Zeit.“ (Ende 1973: 57)

Die Medienlandschaft hat sich innerhalb der Jahre stark gewandelt. Die Bereichen der Medientechnik und des Medienmarktes verändern sich laufend. Stichworte wie die Erfindung des Buchdrucks, des Fernsehens, des Internets oder Multimedia zeigen die rasante Entwicklung auf. Die Medien bestimmen dadurch immer mehr unser Empfinden von Zeit und haben Einfluss auf die individuelle Zeitgestaltung in unserer Gesellschaft. Daraus ergibt sich die Notwendigkeit eines Medien-Zeit-Begriffes. Aber wie stark kann die Medien-Zeit auf die Zeitgestaltung des Individuums und dessen bestehenden Zeitbegriff einwirken?

Der Versuch einer Definition von „Zeit“ wird zeigen, dass der Begriff aus vielen Blickwinkeln betrachtet werden kann und muss. Zahlreiche wissenschaftliche Disziplinen setzten sich und setzen sich noch heute mit der Untersuchung des Phänomens Zeit auseinander. Aus dieser Problematik ergibt sich die Frage, ob es DIE objektive Zeit gibt? Durch Wiederholung und Etablierung von Routine zu standardisierten Prozeduren entwickeln sich Institutionen der Zeit. Die institutionalisierten Zeitmuster bilden Bezugssysteme, nach denen sich Individuen verlässlich in der Zeit orientieren können.

Um das Zusammenspiel von Medien und Zeit genauer untersuchen zu können, wird zunächst auch der Medien-Begriff geschärft. Aus dem vorhandenen Wissen versuche ich dann einen Begriff der Medien-Zeit zu konzepieren. Außerdem werde ich die dazugehörigen Dispositive definieren und ausführen.

Welchen Sinn erfüllen die zeitlichen Mediendispositive für den Rezipienten bzw. was tragen Medien zur Individualzeit bei? Und können diese eine Verschiebung der altbewerten Institutionen der Zeit verursachen?

2 Die „Zeit“

2.1 Lexikalische Definition von Zeit

„Ablauf des Geschehens, Nacheinander des Erlebens; Aufeinanderfolge der Ereignisse; bestimmter Abschnitt dieses Ablaufs, Zeitraum, Zeitalter, Epoche (Barockzeit, Goethezeit, Neuzeit); Jahreszeit, Tageszeit (Mittagszeit, Sommerzeit, Winterzeit, Weihnachtszeit); bestimmter Augenblick dieses Ablaufs, Zeitpunkt (Essenszeit, Schlafenszeit); Minuten, Stunden, Wochen usw., in denen nichts Wichtiges zu geschehen braucht, zur Verfügung stehende Minuten, Stunden, Wochen usw.; <kurz für> Uhrzeit“ (www.wissen.de)

In der Physik ist Zeit als Distanz zwischen Ereignissen definiert. Zeit kann wie jede andere physikalische Dimension gemessen werden. Nach SI-Einheitensystem (frz. Système International d'Unités) wird Zeit in Sekunden gemessen, wovon die Einheiten Minute, Stunde, Tag, Woche, Monat, Jahr, Jahrzehnt, Jahrhundert und Jahrtausend abgeleitet werden können. Das SI-Einheitensystem ist das in der Wissenschaft am weitesten verbreitete und in den meisten Staaten gesetzlich vorgeschriebenes Maß- und Einheitensystem. (www.net-lexikon.de) Die Physik geht davon aus, dass Zeit an einem präzisen Moment – dem Urknall – geboren wurde. Erst seitdem gibt es ein Vorher oder Nachher und es erscheint überflüssig zu fragen, was vor der Geburt der Zeit beziehungsweise des Universums geschah. Da Ereignisse vor dem Urknall keine Konsequenzen haben, werden sie aus dem physikalischen Zeit-Modell ausgeklammert und festgestellt, dass „(...) die Zeit mit dem Urknall begann.“ (Hawking 1991: 68)

Die Zeitdimension hat außerdem einige Eigenschaften mit den Raumdimensionen gemeinsam. Die Relativitätstheorie von Albert Einstein verdeutlicht diese Zusammenhänge in einfacher Form. Die Zeit beginnt mit dem Urknall und der damit beginnenden Ausdehnung des Raumes. Die Relativitätstheorie sagt aus, dass es keine absolute Zeit gibt. Objekte, die sich verschieden schnell bewegen, haben eine eigene Auffassung der Zeit, Eigenzeit genannt, und zwar unabhängig von einer (eigentlich nicht existierenden) absoluten Geschwindigkeit. Beispielsweise würde jeder Beobachter eine Uhr eines vorbeifliegenden Raumschiffes langsamer ticken hören als seine eigene, der Beobachter im vorbeifliegenden Raumschiff würde interessanterweise die Uhr des Beobachters ebenfalls langsamer ticken hören! Dazu ist die Gravitation eng verwoben mit dem Begriff der Zeit: Exakte Atomuhren zeigen, dass das Gravitationsfeld die Zeit verlangsamt.

Man kann in der heutigen Zeit von einer kontinuierlich, linear ablaufenden Zeitverständnis ausgehen. Demnach könnte man jedes Zeitintervall beliebig weiter unterteilen. Die höhere Wissenschaft der Quantenphysik beschäftigt sich mit der Erforschung dieser Art von Theorien. Es gibt in vereinheitlichenden physikalischen Theorien (z.B. der Quantengravitation) Überlegungen, dass es eine so genannte Planck-Zeit geben könnte, unterhalb derer man keine zeitliche Auflösung von Ereignissen finden würde. Demnach würde die Zeit in (sehr kleinen) diskreten Sprüngen fortschreiten.

Ein weiteres eigentlich bislang nicht verstandenes Phänomen ist die Unumkehrbarkeit der Zeit: Während man den Raum in beliebiger Richtung durchqueren kann, erlaubt die Zeit nur eine Richtung, nämlich die von der Vergangenheit durch die Gegenwart in die Zukunft.

In der Astronomie ist die Zeitmessung eine der ältesten Zweige. Dort wird zwischen einem Sonnentag und einem Sterntag unterschieden (die sich im Jahr um einen Tag unterscheiden, je nach Referenz). Der Sonnentag entspricht nicht exakt den Sekunden nach SI, was zu Schaltsekunden führt. Diese Probleme führten zur Einführung von verschiedenen Zeitskalen: TCB ist die Eigenzeit des Schwerkraftzentrums des Sonnensystems und TCG ( Trusted Computing Group) gibt die Eigenzeit im Mittelpunkt der Erde an. (Vgl. www.net-lexikon.de)

Auch die Zeitzonen vereinfachen den Umgang mit der Zeit. Eine Zeitzone ist ein Abschnitt der Erdoberfläche, auf dem eine gemeinsame Uhrzeit gilt. Er verläuft idealerweise entlang der Längengrade von den Polen aus. Den Polen kann man der Logik nach keine einheitliche Zeit zuordnen. Für sie gilt per Definition die so genannte „ Greenwich Mean Time“ (GMT)

In der Literatur, besonders der Science-Fiction werden Abweichungen vom Fluss der Zeit behandelt. Wie auch in der Physik ist Zeit Distanz zwischen Ereignissen, allerdings hier die subjektiv empfundene Distanz. Die Zeit wird allerdings nicht als kontinuierlich in einer Richtung fließend gesehen und behandelt. Das klassische und bekannteste Werk der Science-Fiction-Literatur ist Herbert George Wells „Zeitmaschine“, in dem durch entsprechende, nicht näher beschriebene Techniken der kontinuierliche Fluss der Zeit manipuliert werden kann. Literatur dieser Art thematisiert auf diese Weise auch das Kausalitätsprinzip.

Ein weiteres Stilmittel ist die rückwärtige Erzählung einer Geschichte. „Pfeil der Zeit“ von Martin Amis ist hierfür ein gutes Beispiel. Im Film wurde dieses Stilmittel u.a. in „Memento“ verwendet. Diese Erzählweise dient der Aufbrechung der Seh- und Denkgewohnheiten und problematisiert ebenfalls die deterministische Sichtweise.

In der Umgangssprache werden meist unbewusst viele philosophische Implikationen des Zeitbegriffs ausgedrückt, so wie (keine) Zeit haben, Zeit vergeht (nicht), sich (keine) Zeit nehmen, Zeit gewinnen / verlieren oder Zeit totschlagen. Diese Formulierungen drücken das subjektive Zeitempfinden aus und den Bezug zu den Ereignissen, die den Fluss der Zeit bestimmen. Gleichzeitig kommt im jeweiligen Gebrauch dieser Formulierungen eine Wertung von Ereignissen, Zuständen und der eigenen Person zum Ausdruck. Die Zeit wird durch die Verwendung von Uhren zu einem auch zwischenmenschlichen Bezugssystem. Als vermeintlich neutrales Bezugssystem hat Zeit einen ähnlichen Charakter wie Geld, indem die eigene Interessenlage und relative Wertung die scheinbar objektive und neutrale Funktion fast völlig überlagert. (Vgl. www.net-lexikon.de)

2.2 Verständnis von „Zeit“

„Menschliches Wissen, das ist die Vorstellung, die ihm zugrunde liegt, ist das Ergebnis des langen, anfangslosen Lernprozesses der Menschheit. Jeder einzelne Mensch, wie groß sein innovatorischer Beitrag auch sein mag, baut auf einem schon vorhandenen Wortschatz auf und setzt ihn fort. Mit dem Wissen von der Zeit verhält es sich nicht anders.“ (Elias 1984): XII)

Schon früh setzten sich die Menschen philosophisch mit der Thematik der Zeit auseinander. Am Beginn der Zeitrechnung war einer von ihnen Augustinus. (Vgl. Eco 1999: 10) Man könnte annehmen, dass Zeit sechszehnhundert Jahre nach Augustinus – als das meistgebrauchte Substantiv der deutschen Sprache – ein wohlverstandener Begriff sei. Die Vielzahl der unterschiedlichsten wissenschaftlichen Zugänge hat aber eher dazu geführt, dass eine Abhandlung der Zeit heutzutage zwangsläufig unvollständig sein muss, und dass eine einheitliche Definition der Zeit kaum noch erfolgen kann. (Vgl. Aichelburg 1988: 1) Doch die Probleme bei der Definition des Begriffs haben sich von Augustinus bis heute kaum geändert:

„Was also ist die Zeit? Wenn mich niemand danach fragt, weiß ich’s; will ich’s aber einem Fragenden erklären, weiß ich’s nicht. Doch sage ich getrost: Das weiß ich, wenn nichts verginge, gäbe es keine vergangene Zeit, und wenn nichts käme, keine zukünftige, und wenn nichts wäre, keine gegenwärtige Zeit.“ (Augustinus 1982: 42)

Augustinus konnte nicht ahnen, wie nah er durch diese Aussage an das Zeitverständnis der heutigen Zeit gelangt war.

Die eigentliche Auseinandersetzung mit diesem Thema begann jedoch vor unserer Zeitrechnung. Für die griechischen Philosophen war die Frage nach der Identität der sich in der Zeit ändernden Dinge, der Ausgangspunkt, der in der Spaltung der Philosophen über die Differenz zwischen Permanenz und Änderung bzw. „Sein“ und „Werden“ endete. Auf der einen Seite die Lehre des Heraklit (550-480 v. Chr.), der den ständigen Wandel als einzige Wirklichkeit sah und auf der anderen die Lehren des Paramides (540-470 v. Chr.) und seinem Schüler Zenon (490-430 v. Chr.), denen das Permanente als eigentliche Wirklichkeit und der Wandel als Scheinbar erschien (wie in den Zenon’schen Paradoxen der Zeit dargestellt). (Vgl. Aichelburg 1998: 2)

Am Anfang deren Überlegungen stand meist die Differenz, „(...) daß Institutionen und Gewohnheiten entweder Natur (physei) oder der Übereinkunft (thesei oder nomõ) ihre Entstehung verdankten.“ (Hayek 1967: 97)

Diese von Aristoteles übernommene Einteilung, wurde zum integralen Teil des abendländischen Denkens. (Vgl. Hayek 1967: 97)

Vom rationalistischem Konstruktivismus Descartes über Kant bis in die heutige Zeit, beruht deshalb eine gängige gesellschaftliche Hypothese auf der Annahme, dass Zeit eine natürliche, demnach von der menschlichen Erfahrung unabhängige, Erscheinung sei. (Vgl. Elias 1984: 3)

„Zeit ist kein empirischer Begriff, der irgend von einer Erfahrung abgezogen worden. Denn das Zugleichsein oder Aufeinanderfolgen würde selbst nicht in die Wahrnehmung kommen, wenn die Vorstellung der Zeit nicht a priori zugrunde läge.“ (Kant 1986: 58)

Gemäß diesem Denken prägte Zeit, in ihrer natürlichen Eigenschaft als a priori menschlichen Handelns, die menschliche Wahrnehmung bereits vor jeder Art von Erfahrung und ist daher weder erlernbar, noch von dem in der Gesellschaft verfügbaren Wissen abhängig. (Vgl. Elias 1984: 3)

Norbert Elias hält diesem Begriff der Zeit entgegen, dass er heute von einem hohen Verallgemeinerungs- und Syntheseniveau ist, der auf den Zeitmessapparaten und den Zeiteinteilungen beruht, welche nicht a priori, sondern arbiträr sind: „Wenn man keinen festen Standard zur Zeitbestimmung von Ereignissen hat, kann man keinen Zeitbegriff wie den unseren haben.“ (Elias 1984: 5)

Bereits Aristoteles verknüpfte die Zeit mit der Zahl:

„So ist auch hier das Jetzt als das, was gerade gegenwärtig ist, dasselbe: es scheidet in Bewegung das Früher und Später. Aber sein Sein ist immer verschieden, denn das Jetzt ist ja das Früher und Später insofern, als es abzählbar ist also gleichsam nummeriert ist.“ (Aristoteles 1956: 15)

Mit diesem Prinzip der linearen Zeit beschäftigten sich auch Philosophen der Gegenwart. Derridas Grundthese in der Grammatologie lautet beispielsweise, dass die das Abendland bisher bestimmende Form der phonetischen (also am Modell der gesprochenen Sprache orientierten) Schrift ein bestimmtes Zeitverständnis auszeichnet: das um die Zeitdimension der Präsenz zentrierte "linearistische" Zeitkonzept. Mit dem sich für die Zukunft abzeichnenden Übergang von der Dominanz des phonetischen zu einem "nicht-phonetischen" Schrifttypus aber ergebe sich eine Dekonstruktion der Präsenz und damit der Übergang zu einer "de-linearisierten Zeitlichkeit". Daraus zieht Derrida die Konsequenz einer Verabschiedung des klassischen Vokabulars der modernen Zeitphilosophie: "Die Begriffe Gegenwart, Vergangenheit und Zukunft, alles, was in den Begriffen von Zeit und Geschichte deren klassische Evidenz unterstellt - der metaphysische Zeitbegriff schlechthin -, kann die Struktur der Spur nicht adäquat beschreiben." ( Derrida 1983: 52)

Im Unterschied zu Derrida hat sich Richard Rorty, der als Vordenker des amerikanischen Neo-Pragmatismus zu den einflussreichsten Philosophen der Gegenwart zählt, mit zeitphilosophischen Fragestellungen bisher nur nebenbei auseinandergesetzt. Gleichwohl lassen sich Rortys verstreuten Bemerkungen zu diesem Themenfeld die Grundlinien einer pragmatischen Zeit- und Medientheorie entnehmen. Rorty geht in seinen Überlegungen einen Schritt über Derrida hinaus. Er vertritt die These, dass mit dem von ihm bereits diagnostizierten Ende der Erkenntnistheorie und mit deren Überführung in eine pragmatische Variante der Hermeneutik nicht nur das klassische Vokabular der Zeitlichkeit, sondern die philosophische Frage nach der Zeit insgesamt unwichtig geworden sei. Diese These richtet er nicht nur gegen den erkenntnistheoretischen Mainstream, durch den die Tradition der modernen Philosophie bestimmt ist, sondern auch gegen Derridas grammatologischen Dekonstruktivismus. (Vgl. Rorty 1995: 437ff).

Abgesehen davon entwickelte sich der Zeitbegriff über Generationen hinweg mit der Etablierung immer neuer Zeitmaßstäbe, nach welchen sich die Menschen in der Zeit orientierten. Die Vorstellung, dass Zeit von jeher in der heutigen Form wahrgenommen wurde, widerspricht vielen Tatsachenbeobachtung aus Vergangenheit und Gegenwart: Die Festlegung eines Zeitbegriffs erweist sich bereits innerhalb einer Kultur problematisch. Wesentlich komplexer wird es, wenn man den Zeitbegriff und die Zeitmeßmethoden anderer Kulturräume in die Betrachtung integriert. So geht z.B. der Zeitbegriff der Aborighinis davon aus, dass Zeit nicht ist, sondern erst – wie alle Entitäten des wahrnehmbaren Lebens – durch die Gesänge der ‚Ancistors’ ins „Dasein“ gesungen wird. (Vgl. Chatwin 1987: 13) Eine der ausgefallensten Methoden der Zeitmessung war die chinesische Räucherwerksuhr, die mit einem ausgefeilten System von Düften die Zeit anzeigte. (Vgl. Levine 1999: 93)

„Was man heute als »Zeit« begreift und erlebt, ist eben dies: ein Orientierungsmittel. (...) Die menschliche Erfahrung dessen, was heute »Zeit« genannt wird, hat sich in der Vergangenheit verändert und verändert sich in der Gegenwart weiter, und zwar nicht in einer zufälligen (...) Weise, sondern in einer strukturierten und gerichteten Weise, die erklärt werden kann.“ (Elias 1984: 2)

Zeit kann demnach im Sinne Hayeks als Ergebnis menschlichen Handelns, aber nicht menschlichen Entwurfs definiert werden. (Vgl. Hayek 1967) Der Begriff der Zeit, und die ihm zugrunde liegende Vorstellung, sind das Ergebnis eines endlosen gesellschaftlichen Lernprozesses, durch den z.B. das Wissen über die Kalenderzeit, die Uhrzeit, das eigene Alter, die Abstimmung zwischenmenschlichen Handelns u.s.w. zu einer selten reflektierten Selbstverständlichkeit wurde. (Vgl. Elias 1984: XII/6f, Kirchmann 1998: 78)

Dabei liegt die Zeit in ihrer Ordnung zwischen der Natur und der Übereinkunft, da sie gewissermaßen die Natur gewordene Übereinkunft ist. Hayek plädiert für die Einführung einer gesonderten mittleren Kategorie, „...die alle jene ungeplanten Ordnungen (patterns) und Regelmäßigkeiten umfasst, deren Existenz wir im menschlichen Zusammenleben feststellen und deren Erklärung die Aufgabe der Sozialtheorie ist.“ (Hayek 1967: 98) Dass es diese „mittlere Kategorie“ im abendländischem Denken nicht gab, könnte eine Erklärung dafür sein, dass über einen so langen Zeitraum eine solche Vielzahl von Ansätzen über das Zeitverständnis entstanden sind und trotzdem keine einheitliche Definition gefunden werden konnte. Weitverbreitet sind dichotomisch verknüpften Zeitkonzepten, wie beispielsweise „Ich“-Zeit – „Welt“-Zeit oder „physikalische“ Zeit – „soziale“ Zeit etc. (Vgl. Kirchmann 1998: 72)

[...]

Ende der Leseprobe aus 30 Seiten

Details

Titel
Die Bedeutung der Medien-Zeit
Untertitel
Ein Definitionsversuch
Hochschule
Universität Münster  (Institut für Kommunikationswissenschaft)
Veranstaltung
Seminar Medien-Raum-Zeit
Note
2,0
Autor
Jahr
2004
Seiten
30
Katalognummer
V113943
ISBN (eBook)
9783640147076
ISBN (Buch)
9783640147205
Dateigröße
495 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Bedeutung, Medien-Zeit, Medien-Raum-Zeit
Arbeit zitieren
Julia Marg (Autor:in), 2004, Die Bedeutung der Medien-Zeit, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/113943

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