Immanuel Wallerstein - Das moderne Weltsystem

Darstellung, Debatte und systemtheoretische Überlegungen


Seminararbeit, 2008

21 Seiten, Note: 1.0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

2.0 Einleitung

3.0 Die Weltsystemtheorie Immanuel Wallersteins.
3.1 Das europäische Weltsystem als Analyseeinheit
3.2 Die Strukturelemente des spezifisch kapitalistischen Weltsystems
3.3 Weltwirtschaft versus Weltreich - kapitalistisches versus politisches System

4.0 James M. Blauts „1492 - The Debate on Colonialism, Eurocentrism, and History“

5.0 Die systemtheoretische Metaebene des europäischen Weltsystems

6.0 Bibliographie

2.0 Einleitung und Überblick

Der ersten Teil der Seminarreihe „Europa im globalen Kontext“ ging unter anderem von der Prämisse aus, dass die Geschichte Europas, bzw. Geschichte allgemein, transnational betrachtet werden muss, da der Vergleich von Nationalstaaten als historischen Konstrukten zu unzureichenden Ergebnissen führen muss. Peter Collmer zitiert Michel d’Espagne zur Problematik des historischen Vergleichs unter anderem folgendermaßen:

Der Vergleich, so D’Espagne, vermöge die nationale Begrenztheit der Forschungsperspektiven nicht wie beabsichtigt zu überwinden; indem er von in sich geschlossenen (nationalen) Vergleichsobjekten ausgehe, blende er den Aspekt der wechselseitigen Beziehungen, des Transfers und der Akkulturation weitgehend aus und zementiere die Wahrnehmung von Gegensätzen.1

Auch Immanuel Wallerstein hat sich in „Das moderne Weltsystem I“2 vom Nationalstaat als Analyseeinheit abgewandt, und an dessen Stelle seine Theorie eines europäischen Weltsystems gesetzt, das sich aus den transnationalen Analyseeinheiten Zentrum, Semiperipherie und Peripherie zusammensetzt. Es sind die wirtschaftlichen und politischen Interaktionen und Interdependenzen dieser drei „Strukturelemente“3, die bei Wallerstein das Weltsystem konstituieren. Alle drei sind mit spezifischen politischen und wirtschaftlichen Strukturen verbunden, die innerhalb des Gesamtsystems komplementäre Funktionen erfüllen, was der Logik einer Nationalgeschichtsschreibung prinzipiell widerspricht.

Zunächst möchte ich den Argumentationsgang referieren, in dem Wallerstein die Analyseein- heit des Weltsystems entwickelt. Dabei war die Herausbildung eines spezifisch kapitalisti- schen Wirtschaftssystems politisch getrennter Einheiten im Gegensatz zu einem einheitlichen Weltreich, von entscheidender Bedeutung für die Entstehung des europäischen Weltsystems des 16. Jahrhunderts. In diesem Sinne blendet Wallerstein politische Einheiten (die oft auch den Anspruch haben, als kulturelle Einheit zu gelten) wie Stämme, Kolonien oder Nationen nicht einfach aus, sondern weist ihnen vielmehr eine spezifische Rolle im Gesamtsystem zu, die es zu analysieren gilt.

Ein Ziel der Arbeit soll es sein, die theoretische Struktur des Wallersteinschen Weltsystem- entwurfs offenzulegen und anhand einiger Beispiele die Funktionsweisen des Weltsystems zu erläutern. Dann werde ich einen kurzen Überblick über James M. Blauts „1492 - The Debate on Colonialism, Eurocentrism, and History“4 geben, um Wallersteins Thesen mit einigen an- dere Sichtweisen zu kontrastieren. Meiner Ansicht nach fehlt (zumindest bei Blaut) ein ge- meinsames theoretisches Grundgerüst in der Debatte um die weltpolitischen, kulturellen und (Makro-)ökonomischen Bedingungen des Aufstiegs Europas im 16. Jahrhundert. Deshalb werde ich anschließend einen kurzen Exkurs in die Systemtheorie, speziell in den systemi- schen Konstruktivismus Niklas Luhmanns wagen, der einige interessante Parallelen zum Weltsystementwurf Wallersteins aufweist. Diese scheinen die Luhmannsche Systemtheorie empirisch zu untermauern und damit einen auch auf andere Perspektiven und Schwerpunkte anwendbaren metatheoretischen Rahmen zu liefern. Eine weitere wichtige Gemeinsamkeit an den Systementwürfen Luhmanns und Wallersteins ist, das ihre oberflächlich betrachtet struk- turfunktionalistischen Denkmodelle eine inärente Eigendynamik bergen, die eine prozessuale aber nicht notwendig teleologisch ausgerichtete Systemsicht5 implizieren, statt an starren De- terminismen zur Erklärung von Systemen hängen zu bleiben.

3.0 Die Weltsystemtheorie Immanuel Wallersteins

3.1 Das europäische Weltsystem als Analyseeinheit

Orientiert an Fernand Braudel6 veranschlagt Wallerstein den Zeitraum seiner Analyse für die Jahre 1450 bis 1640. In dieser Zeit des „langen 16. Jahrhunderts“ habe sich eine kapitalisti- sche Weltwirtschaft mit bestimmbaren Außengrenzen und bestimmten Strukturmerkmalen entwickelt.7

Ausgehend von dem „Interesse an den sozialen Grundlagen der politischen Konflikte in [sei- ner] eigenen Gesellschaft“8, geht es ihm hier im Sinne der Annales-Forschungsauffassung um eine aktive Gestaltung der Gegenwart durch die Kenntnis der Vergangenheit. Dies wird auch daran deutlich, dass laut Reinhard Blänkner Wallerstein selbst im Gespräch den Begriff der Theorie in Bezug auf seinen Weltsystementwurf meidet - er sei treffender als „Protest“ zu be- zeichnen.

Ebenso im Sinne der Annales-Forschungsauffassung konzentriert er sich auf eine größtmögliche Quantifizierbarkeit von Daten und die „Erforschung von Wandlungsprozessen bei den dauerhaftesten Phänomenen.“9 Ereignisgeschichtliche Aspekte interessieren ihn dementsprechend nur, insofern sie als Indikatoren für bestimmte Mechanismen seines Weltsystems dienen.10 Stattdessen fokussiert Wallerstein die „Evolution der Strukturen des ganzen Systems“, denn „die Fähigkeit des Menschen, einsichtsvoll an der Entwicklung seines eigenen Systems teilzunehmen, ist abhängig von seiner Fähigkeit, das Ganze zu verstehen.“11 - was durchaus nicht im Interesse aller Parteien seien kann, wie er betont.

Des Weiteren vertritt Wallerstein in seinen Untersuchungen einen zeitgebundenen Objektivitätsbegriff: „Die soziale Wirklichkeit ist ephemer. Sie besteht nur in der Gegenwart und verschwindet, wenn sie zur Vergangenheit wird.“12 Die Vergangenheit kann demnach nur relativ in Bezug auf die geltenden Deutungsmuster13 der Gegenwart betrachtet werden. „Objektivität ist Ehrlichkeit innerhalb dieser Grenzen.“14

Konstruktivistisch ist auch die implizit systemtheoretisch begründete Zurückweisung des Na- tionalstaats und anderer politische oder kulturelle Eigenständigkeit beanspruchende Einheiten als Analyseeinheit: Es geht ihm hier um die grundsätzliche Frage, wie eine Analyseeinheit auszusehen habe, mit denen grundlegende Prozesse sozialen Wandels beschrieben werden können. Die Üblichen hatten sich als ungeeignet erwiesen, weil die zu untersuchenden Struk- turmerkmale, die ich in dieser Arbeit entwickeln will, sich nicht an beispielsweise nationals- taatliche Grenzen hielten.15 Allgemein ist die geeignete Analyseeinheit für ihn das „soziale

System“, dessen Definition sich wiederum aus der Auffindung der geeigneten Analyseeinheit erschließt.

Den Prozess der Auffindung der Analyseeinheit des Weltsystems stellt Wallerstein folgen- dermaßen dar: Durch seine Erfahrungen aus den Dekolonisierungs- und Nationalisierungspro- zessen Afrikas lernt er zunächst, das der klassische „Stamm“ als Analyseeinheit für die Erfor- schung sozialen Wandels aufgegeben werden musste, da dieser maßgeblich von der „Kolonia- len Situation“ geprägt war. Wenn man also sozialen Wandel (implizit offenbar nur unter Be- rücksichtigung aller Einflussfaktoren erkennbar) untersuchen wollte, konnte die strukturelle Einheit des Stammes nicht als analytische Einheit für die Erforschung seiner Wandlungspro- zesse gelten.16 Auch Organisationen erschienen ihm in dieser Hinsicht als unzureichend, da auch sie grundsätzlich und maßgeblich vom jeweiligen politrechtlichen Rahmen geprägt sind.17 Ehemalige Kolonien und Kolonialstaaten sollten so als Analyseeinheit ebenfalls aus- scheiden, da sie meist stark von den ehemaligen Besatzungsmächten abhängig geblieben war- en.18

Sozialer Wandel findet demnach offenbar immer in Abhängigkeit von der nächst größeren Einheit statt, die direkten oder auch nur indirekten Einfluss auf die erhoffte analytische Grundgesamtheit nehmen kann. Umgekehrt schließt dieser Ansatz ein, dass auch unterlegene Einheiten Wandlungsprozesse in der überlegenen Einheit auslösen können, letztere aber die Kontrolle über ihre internen Strukturen und Prozesse behalten.

Grundlegend für das Bestehen eines sozialen Systems ist bei Wallerstein also offenbar die Vollständigkeit der Gruppe der das System beeinflussenden Akteure, und da sozialer Wandel nur unter der Prämisse vollständiger sozialer Systeme untersuchbar sei, kam nur noch das Weltsystem als Analyseeinheit in Frage, da dieses alle einflussnehmenden Faktoren und Ak- teure berücksichtigte. Die einzigen anderen Sozialsysteme, die Wallerstein nach diesen Krite- rien gelten lässt, sind die „relativ kleinen, sehr autonomen Subsistenzwirtschaften“, „die nicht Teil eines regelmäßig Tribut fordernden Systems sind.“19 Hieraus erschließt sich wiederum Wallersteins Definition sozialen Wandels: Seine Untersuchung macht nur im Rahmen des ge- samten Sozialsystems Sinn, da zwar der Verweis auf die koloniale Situation als ursächliche Erklärung für bestimmte soziale Wandlungsprozesse zum Beispiel innerhalb eines Stammes auszureichen scheint, damit aber noch lange nicht die entsprechenden Wirkungen dieser kolo- nialen Situation auf den Stamm offengelegt worden ist.

So wurde im Laufe der Forschungen Wallersteins die einzubeziehende Grundgesamtheit im- mer größer. Wichtig hierbei ist Wallersteins Annahme, dass es sich um ein einziges System - und nicht um „Einheiten innerhalb von Einheiten“ handelt. Alle Teile des Systems sind integ- rale und notwendige (oft geographisch zu erfassende20 ) „Strukturelemente“21 desselben Sys- tems und nicht als einzelne ‚Systeme innerhalb von Systemen‘ zu betrachten.22 Diese Betrach- tungsweise erschließt sich aus dem Definitionsmerkmal des Weltsystems, nach dem ein sozia- les System offenbar nicht in existentieller Abhängigkeit zu einem anderen stehen kann, wie der Verweis auf Subsistenzwirtschaften als einzigem anderen geltenden sozialem System zeigt. Man müsste demnach beide Systeme als ein System betrachten, da das eine ohne das andere nicht existieren könnte.

An diesem Punkt ist der Nationalstaat bei Wallerstein nur noch ein bestimmter Organisationstypus innerhalb des Weltsystems, der als „nur politische“ Einheit eine bestimmte Funktion innerhalb desselben erfüllt.23

Die folgenden Abschnitte sollen die Strukturelemente des Wallersteinschen Weltsystems, die die üblichen Analyseeinheiten wie Nation, Kontinent oder politischen Bündnisblock überwinden, im kompilativen Nachvollzug erläutern.

3.2 Die Strukturelemente des spezifisch kapitalistischen Weltsystems

Wallerstein unterscheidet in der geographischen Aufteilung seines europäischen Weltsystems des 16. Jahrhunderts zwischen Zentrum, Semiperipherie und Peripherie. Alles außerhalb des Systems wird als Außenarena bezeichnet.24 Das Zentrum-Peripheriemodell geht auf Raúl Prebisch zurück, der damit vor allem die ökonomischen Beziehungen zwischen Industrie- und Entwicklungsländern beschrieb.25 Wallerstein ergänzt das Konzept der Semiperipherie, das vor allem die geographische Varianz der Strukturelemente betont.

Ein signifikanter Unterschied zwischen den Peripheriegebieten und der Außenarena bestand laut Wallerstein im 16. Jahrhundert zunächst darin, dass in der innerhalb des Systems gelege- nen Peripherie Massengüter bzw. Bedarfsgüter produziert wurden, wohingegen mit der Au- ßenarena in der Regel Handelsbeziehungen von Luxusgütern bestanden. Diese wurden importiert, da sie innerhalb des Systems nicht produziert werden konnten, trugen aber ökonomisch betrachtet nicht direkt zum Systemerhalt bei.26

Unter anderem aus diesem Grund gehörte nach Wallerstein beispielsweise Amerika als in die- ser Zeit kolonisierte Weltregion zur Peripherie des europäischen Weltsystems, die zunächst vor allem Gold und Silber, und die für Produktion und Strukturerhalt erzwungene Arbeitskraft bereitstellte.

Asien gehörte jedoch, trotz eines wesentlich größeren Handelsvolumens mit Europa, nicht zum europäischen Weltsystem, sondern blieb unabhängige Außenarena,27 was einen rezipro- ken Austausch (beispielsweise von Pfeffer gegen Edelmetalle) ergab, der durchaus auch zum Nachteil Europas ausschlagen konnte.28 Die Portugiesen hatten den Asienhandel vor allem auf der Basis ihrer maritimen Überlegenheit übernehmen können - es hatte auf den asiatischen Meeren ein „Vakuum im Schiffsverkehr“ gegeben, das sie füllen konnten, aber kein „politi- sches Vakuum“.29 Sie übernahmen also nicht die politische und wirtschaftliche Herrschaft über die Handelspartner, sondern nur die militärische Herrschaft über die Handelswege. Für Wallerstein spricht dies mit J.C. van Leur gegen „sozialen Wandel“ in Asien durch den Ein- fluss des europäischen Weltsystems, und damit gegen eine Zugehörigkeit asiatischer Länder zu demselben. Mit den asiatischen Handelspartnern mussten oft Verträge auf Augenhöhe ge- schlossen werden - das gesellschaftliche und politische Leben jedoch blieb in Asien davon weitgehend unbeeinträchtigt. Vielmehr war Europa an stabilen politischen Verhältnissen in Asien interessiert, um gute Handelsbeziehungen aufrechterhalten zu können.30

Amerika hingegen konnte schlichtweg ausgebeutet werden, was mit der totalen oder weitest- gehenden Vernichtung der dortigen Gesellschaften einherging. Hierbei fand eine profunde Veränderung der Sozialstruktur statt. Als wesentliches Merkmal eines Peripheriegebietes nennt Wallerstein somit Folgendes: „Nur in der Peripherie [im Gegensatz zur Außenarena] kann die wirtschaftlich mächtigere Gruppe ihre Position auch noch durch kulturelle Dominanz untermauern.“31

Handel statt Eroberung ist jedoch nicht das ausschlaggebende Kriterium, das bei Wallerstein die Außenarena von der Peripherie unterscheidet. Auch Staaten, mit denen legaler Handel be- trieben wurde, konnten Peripheriegebiete des Weltsystems werden. So etablierte man „verti- kale“ Handelsverbindungen beispielsweise mit Ost- und Nordosteuropa durch Schuld- knechtschaften und Monopolisierungen, die die Souveränität dieser Staaten mehr oder weni- ger intakt ließen, diese jedoch in direkte wirtschaftliche Abhängigkeit der westeuropäischen Staaten brachte und somit dem Weltsystem als peripheres Gebiet einverleibte.32

Russland vor allem mit dem Entstehen des Zarenreiches unter Ivan IV. eigene „Weltwirtschaftspläne“ und produzierte überwiegend für den eigenen Markt. So blühte auch mit Russland der Handel mit Luxuswaren, was es für Europa zu einem Gebiet der Außenarena machte, während Polen mit Osteuropa Peripherierollen besetzten und überwiegend Getreide für den Europäischen Markt produzierten.33

Die Spezialisierung Osteuropas auf die Massenproduktion von Getreide für den Westeuropä- ischen Markt bestimmte, ähnlich wie im Fall Amerikas, die dortigen Arbeits- und Sozialstruk- turen nachhaltig. Dies machte sich hier vor allem in der Stagnation des Aufstiegs eines kapita- listischen Bürgertums bemerkbar, und ging mit der sogenannten „zweite Leibeigenschaft“ als spezielle Form der Arbeitsorganisation einher. Dementsprechend ist die Form der Arbeitsor- ganisation für Wallerstein ein entscheidendes Kriterium für die Einteilung von Strukturele- menten in Peripherie, Semiperipherie und Zentren. Entscheidender aber waren die wirtschaft- lichen (Inter-)Dependenzen zwischen den Ländern, denn die Getreideimporte nach Westeuro- pa ermöglichten ebenso entscheidende Veränderungen innerhalb des europäischen Gesamt- systems: Westeuropa konnte sich an die gestiegene Bevölkerungsdichte anpassen, es wurden erste Arbeitskräfte für die Abwanderung in die Städte freigesetzt, um dort das spätere Proleta- riat bzw. die entsprechende Reservearmee zu bilden, und die landwirtschaftliche Produktion in Westeuropa konnte aufgrund der Kornimporte aus Osteuropa intensiviert werden, bezie- hungsweise sich auf die teurere Fleischproduktion spezialisieren.34

In den beschriebenen Formen, besonders in der internationalen Arbeitsteilung der landwirt- schaftlichen Produktion des 16. Jahrhunderts, werden Strukturen im Sinne des Theorems der komparativen Kostenvorteile von David Ricardo erkennbar, die Wallerstein so nicht direkt benennt, die aber vor allem in der Arbeitsteilung zwischen den Strukturelementen der europä- ischen Weltwirtschaft zu erkennen sind: Ricardo ging davon aus, das sich der Wohlfahrtsge- winn zweier miteinander in ökonomischem Austausch stehenden Volkswirtschaften durch Spezialisierung und entsprechenden Warenaustausch steigern lässt.35 Das klassische Beispiel bei Ricardo ist das Szenario eines Landes mit einem großen Angebot an billigen Arbeitskräf- ten, das Handelsbeziehungen mit einem anderen Land hat, das über große Kapitalmengen und einen hohen technischen Entwicklungsstand verfügt. Es sei unter dem Aspekt der öko- nomischen Effizienz sinnvoll, dass sich das eine Land mit Hilfe seiner Masse an billiger Ar- beitskraft auf die Produktion von Rohstoffen und Primärgütern spezialisiere, während sich das andere Land sich auf kapitalintensive Investivgüter und die Endproduktion spezialisieren sol- le. Diese Theorie sagt jedoch nichts über die Verteilung der Gewinne aus, die der „unsichtba- ren Hand“36 des Marktes über die freie Preisbildung überlassen bleiben. Im besten Fall kann auf politischer Ebene verhandelt werden, was allerdings in der Regel zu Gunsten der ökono- misch und/oder militärisch überlegenen Volkswirtschaft entschieden wird.37 Mit der Lektüre Wallersteins wird die zunächst wertfreie Effizienzlogik hinter dem Ricardo-Theorem als pseudonatürliche Verschleierungsideologie, die auch heute noch Entwicklungsunterschiede festschreibt und „Freihandel“ als Nonplusultra der Weltwirtschaftsordnung lehrt, in ihrer viel- leicht frühesten Form offenbar.38

Es kam also zu einer Spezialisierung und Stratifizierung der gesamteuropäischen Arbeitsteilung, in der sich die osteuropäischen Peripheriestaaten an den Bedürfnissen der europäischen Zentralstaaten orientieren mussten. Wallerstein betont, das die Grenzen zwischen den Strukturelementen des Systems vor allem im Bereich der Semiperipherie fließend sind, was die Dynamik des Gesamtmodells unterstreicht.

Dies spiegelt sich vor allem in den vielfältigen Arbeitsorganisations- und Wirtschaftsformen wieder, die in dieser Zeit entwickelt wurden.39 Wallerstein nennt verschiedene Formen der landwirtschaftlichen „labour control“, die für die verschiedenen Strukturelemente der Welt- wirtschaft typisch waren: Einige Beispiele sind das Sklaventum und die Leibeigenschaft (Pe- ripherie), das (Geld)Pachtwesen (überwiegend Semiperipherie), das Freisassentum, die An- teilswirtschaft sowie die Lohnarbeit (überwiegend Zentren).40 Dabei erkennt Wallerstein in der geographischen Stratifizierung von freier bezahlter bis hin zu unfreier unbezahlter Arbeit starke Selbsterhaltungs- beziehungsweise Selbstverstärkungseffekte dieser Stratifizierung, die dadurch zustande kommen, dass prinzipiell hohe Berufsqualifikationen besser belohnt werden und hohe Investitionen noch höhere Gewinne abwerfen bzw. Neuinvestitionen anziehen. Da- durch verstärken sich die Zentralisierung und die Akkumulation von Gewinnen wechselsei- tig.41 Internationale Instanzen, die diese frühe, eben völlig „freie“ Marktwirtschaft hätten ein- dämmen können, fehlten völlig.

Wallerstein nimmt hier nun eine Übertragung dieses Selbstverstärkungsprinzips auf die (Mak- ro-)Strukturelemente seines Weltsystemmodells vor und veranschaulicht so dessen dynami- sche Ausbreitungstendenzen: Dadurch, dass Peripheriegebiete ähnlich wie einzelne Mitglieder sozialer Schichten potentielle Aufstiegschancen innerhalb des Systems besitzen, ist eine grundsätzliche Integrationsbereitschaft gegeben. Die politischen Spannungen, die sich zwi- schen peripheren Gebieten und Zentren aufgrund des hohen Wohlstandsgefälles ergeben, werden vor allem von den semiperipheren Gebieten aufgefangen, indem die geographischen Grenzen der Strukturelemente sich fließend den Gegebenheiten des Marktes anpassten und so über Abstiegsängste und Aufstiegschancen tendenziell eher mit dem Zentren solidarisierte.42 Technologischer Fortschritt ermöglicht hierbei das für diese Entwicklung notwendige Wirt- schaftswachstum, so dass auch Gebiete der Außenarena früher oder später versuchen würden, dem System beizutreten. Vor allem aber wurde durch diese Stratifizierung der Arbeitsberei- che in geographischen Dimensionen der „Blick aufs Ganze“ erschwert, der nötig gewesen wä- re um das soziale Gefälle zwischen den Menschen erkennen und kritisieren zu können.43

So überschritten die verschiedenen, für den Systemerhalt notwendigen Produktionsbereiche - von der Produktion von Massenware in der Peripherie bis zur hochqualifizierten Hightech- produktion in den Zentren - nationale Grenzen, und schufen ein sich selbst tragendes Gesamt- system, das sich je nach Faktorausstattung und entsprechend dem Grad seiner wirtschaftlichen und politischen Selbstbestimmung, auf einem Kontinuum zwischen den Machtzentren bis in die Grenzbereiche der Peripherie hinein erstreckte.44

Die Selbstgenügsamkeit beziehungsweise die Ausbreitungstendenzen dieses Systems, die Niklas Luhmann wohl mit seinem Gedanken der selbstreferenziellen Autopoiese beschreiben würde, beruht laut Wallerstein vor allem auf dieser „umfassenden Teilung von Arbeit.“45

Wallerstein untersucht außerdem die monetären Aspekte der europäischen Preisinflation des 16. Jahrhunderts („Preisrevolution“), die oft mit dem Edelmetallzufluss aus der Außenarena Südamerika begründet wird. Hinsichtlich der tatsächlichen Ausmaße und der Gesamtwirkung dieses Prozesses, sowie hinsichtlich der offenbar stark ideologisch aufgeladenen Frage, in- wieweit diese inflationäre Phase des 16. Jahrhunderts auf den Edelmetallzufluss aus Südame- rika zurückzuführen ist, legt Wallerstein sich nicht eindeutig fest. In Rekurs auf Braudel schreibt er aber: „Gold und Silber der neuen Welt ermöglichten es Europa über seine Verhält- nisse zu leben und mehr als seine Ersparnisse zu investieren.“46 Wallerstein vertritt jedoch hauptsächlich die These, dass die „Einzelwirkungen“ der Inflation wesentlich aufschlussrei- cher seien, als ihre rein rechnerische Betrachtung: Über Einzelwirkungen wie Lohnsenkungen zur Erhöhung der Gewinnspanne im Zuge eines allgemeinen „Lohnrückstandes“, oder dem erleichterten Zahlungsverkehr durch die erhöhte Geldmenge konnte es zur Entwicklung kapi- talistischer Strukturen, auch durch die enorme Steigerung von Kapitalakkumulationen kom- men. Ein entscheidender Faktor ist hierbei die gestiegene Zirkulationsgeschwindigkeit von Kapital,47 die mit für die ungleiche Verteilung des Kapitals innerhalb der Strukturelemente des Systems sorgte.48

Ein empirischer Beweis einer frühen „Weltmarkintegration“ im 16. Jahrhundert zeigt sich bei Wallerstein mit Chaunu auch in der Preisnivellierung der drei großen europäischen Wirt- schaftszonen Westeuropa, Osteuropa und Mittelmeerraum im 16. Jahrhundert.49 Dieses Krite- rium ist auch heute noch ein gültiges Messinstrument für die „Integration“ internationaler Märkte.

Besonders in der Betrachtung der geldwirtschaftlichen Einzelwirkungen des Edelmetallzu- flusses aus den Amerikas, wird das nach Wallerstein wesentliche Kriterium dieser frühen europäischen Weltwirtschaft sichtbar:

Die entscheidende Variable war das Entstehen des Kapitalismus als herrschende soziale Organisationsweise der Wirtschaft. Wir können wahrscheinlich sogar sagen die einzige, weil nämlich, wenn sie einmal etabliert war, das Überleben anderer „Produktionsweisen“ davon abhängig war, wie gut sie sich dem vom Kapitalismus herrührenden politisch-sozialen Rahmen einfügten.50

So ist nach Wallerstein der wichtigste Faktor, der die geografische Stratifizierung des europä- ischen Weltwirtschaftsraumes in Zentren, Semiperipherien und Peripherien ermöglichte, die Tatsache, das es sich hierbei um viele verschiedene politische Einheiten innerhalb eines Wirt- schaftsystems handelte, und nicht um ein „Weltreich“, das den Zwängen des Marktes (man denke an Adam Smith´ „unsichtbare Hand“) durch politische Maßnahmen wiederstehen könn- te (wie es Russland noch lange Zeit getan hat). Diesen Zusammenhang werde ich im folgen- den Abschnitt erläutern. Neben der Entwicklung der Analyseeinheit des Weltsystems und dessen Strukturelementen in der Unterscheidung von Zentrum, Semiperipherie und Peripherie ist die Unterscheidung von Weltsystem und Weltreich ein weiteres Differenzkriterium in Wallersteins Darstellungen.

3.3 Weltwirtschaft versus Weltreich - kapitalistisches versus politisches System

Wallerstein betrachtet das 16. Jahrhundert allgemein als “eine Periode der erstarkenden Staatsgewalt“ in Westeuropa einerseits und des „Zerfall[s] der Staatsmaschinerie“ in Osteuro- pa andererseits, was eine Ausdifferenzierung und Erweiterung des europäischen Weltsystems durch die Einverleibung Osteuropas als Kornlieferanten unterstützte. Im Gegensatz zu West- europa sieht Wallerstein in dieser Zeit sowohl in Russland als auch in Osteuropa eine Stär- kung der Grundherrenschaft und damit des (niederen) Adels und eine Schwächung der gerade erst vereinzelt aufkeimenden Bourgeoisie. Dies führte in Polen dazu, dass über die Mecha- nismen der „erzwungenen verkaufsorientierten landwirtschaftlichen Arbeit“51 Getreide als Massenprodukt exportiert werden konnte und das Land in große wirtschaftliche Abhängigkeit gegenüber dem Westen geriet. Russland hingegen entwickelte sich auf dem Weg zur absolu- ten Monarchie zu einem „Reichsgebilde“.52

Der grundlegendste Unterschied zwischen dem europäischen Weltsystem dieser Zeit und Russland ist für Wallerstein die bereits genannte Tatsache, dass das Weltsystem aus vielen verschiedenen politischen Einheiten bestand, während Russland sich in Richtung eines zentral regierten Weltreiches entwickelte. Weltreiche sind nach Wallerstein dadurch gekennzeichnet, dass ein einziges politisches System mit Hilfe eines aufwendigen bürokratischen Staatsappa- rates mehr oder weniger die Kontrolle über ein großes und/oder expandierendes Gebiet inne- hat. Im Falle der Expansion handelt es sich im Gegensatz zum Weltwirtschaftssystem jedoch eher um eine qualitativ „statische“ Expansion, in der sich Bevölkerungszuwachs, Produktivi- tät und Verteilung der Gewinne durch den Zwang des Staatsapparates die Waage halten.53 Die „politische Struktur“ in einem Weltreich koppelt die Aufgabenverteilung innerhalb des Machtbereiches an die gebündelte Zuweisung und Stratifizierung von kulturellen Standards, entsprechenden Aufgaben und entsprechenden Entlohnungsmechanismen, die sich beispiels- weise in unterschiedlichen Religionen innerhalb eines Weltreiches wiederspiegeln können.

In der Weltwirtschaft hingegen werden kulturelle Standards im Gesamtsystem über die Zuge- hörigkeit zu einer politischen Einheit (dem Staat, etc.) bestimmt, der mit anderen politischen Einheiten in Konkurrenz tritt, beziehungsweise treten muss, und so die Dynamik des Systems und deren Fortentwicklung aufrecht erhält. So schreibt Wallerstein: „Während die politische Struktur in einem Reich dazu tendiert, Kultur mit Besitz zu verbinden, verbindet die politische Struktur in einer Weltwirtschaft eher die Kultur mit dem räumlichen Standort.“54 Die „Formel für [die Anfänge] eine[r] Weltwirtschaft“ ist demnach „nationale Homogenität innerhalb internationaler Heterogenität.“55

Die Kontrolle über die sozialen Spannungen, die wie bereits erwähnt aufgrund der materiellen Ungleichheiten durch die notwendige Arbeitsteilung in der Weltwirtschaft entstehen, ist durch die Trennung der politischen Einheiten quasi dezentralisiert, wohingegen sie im Weltreich mit wesentlich größerem Aufwand an Zwangsmaßnahmen aufrechterhalten werden muss.

„Wenn die am jeweiligen Ort dominanten Schichten von einem entstehenden Klassenbewusstsein der unteren Schichten bedroht waren, konnte die Betonung der lokalen Kultur die Konflikte am Ort abschwächen und statt dessen eine Solidarität gegenüber der Außenwelt schaffen.“56

So vertritt Wallerstein die Ansicht,

daß der Kapitalismus als Wirtschaftsweise sich darauf gründet, daß die Wirtschaftsfaktoren in einem Gebiet wirksam sind, das größer ist als das, das ein politisches Gebilde völlig kontrollieren kann. Dies gibt den Kapita- listen eine Strukturell begründete Handlungsfreiheit. Dadurch wurde, trotz der sehr einseitigen Verteilung seiner Gewinne, die stetige wirtschaftliche Ausdehnung des Weltsystems möglich.57

Und an anderer Stelle:

Die Fähigkeit, erfolgreich zu expandieren, ist eine Funktion sowohl aus der Fähigkeit, relativen sozialen Konsens im Innern zu erhalten (der davon abhängt, wie Belohnungen (rewards) verteilt werden), als auch aus den möglichen Dispositionen, billige Arbeitsmöglichkeiten weit entfernt zu benutzen…58

Was in einem Weltreich von der zentralen Instanz als Wirtschaftsweise vorgeschrieben und vor allem legitimiert werden muss, wird in der Weltwirtschaft der jeweiligen politischen Ein- heit übertragen. Vor allem wird eine systemumfassende Solidarisierung benachteiligter Klas- sen über die Etablierung politisch getrennter Einheiten und entsprechende Identifikationsideo- logien mit der jeweiligen politischen Einheit (z.B. Nationalismen), massiv erschwert.59 Auch „da die vielschichtige Komplexität auch die Möglichkeit zu vielschichtiger Identifikation und dauernder Neuausrichtung der politischen Kräfte bereitstellte.“60 So legt Wallerstein dar, wie die an den geographischen Ort gebundene Identifizierung mit der politischen Einheit zur Le- gitimation geographischer Ungleichheiten beitrug und bis heute beiträgt.61

Seinen Grund hat dies darin, daß in einer Weltwirtschaft die erste den politischen Gruppen [gemeint ist hier vor allem die erstarkende Bürgerschaft] zur Verfügung stehende Möglichkeit zu politischem Druck die lokale (nationale) Staatsstruktur ist. Die kulturelle Homogenisierung dient tendenziell den Interessen der Schlüsselgruppen und den Zwängen zur Schaffung von kulturell-nationalen Identitäten.

Dies trifft besonders in den bevorzugten Gebieten der Weltwirtschaft zu, die wir die Zentralstaaten genannt haben. In solchen Staaten dient die Schaffung einer starken Staatsmaschinerie in Verbindung mit einer Nationalkultur - ein Phänomen, das oft als Integration verstanden wird - sowohl als Mechanismus, um innerhalb des Weltsystems entstandene Disparitäten zu schützen, als auch als ideologische Maskierung und Rechtfertigung für die Aufrechterhaltung dieser Disparitäten.62

Als Beispiele nennt Wallerstein an anderer Stelle die Mythologisierung des Kampfes der Russen gegen die Tartaren und die konstitutive Bedeutung der Reconquista in katholischkonservativen Kreisen Spaniens.63

Die in diesem Zusammenhang zentrale Debatte um die Bedeutung des Übergangs vom Feuda- lismus zum Kapitalismus und die Rolle des bei Wallerstein darin enthaltenen Klassendenkens will ich hier nicht diskutieren, da sie den gegebenen Rahmen sprengen würde. Wallerstein kommt hierbei jedoch zu einer interessanten Aussage, die seinen konstruktivistischen Ansatz eindrücklich illustriert, besonders in Hinblick auf sein Anliegen, die Historizität der Beschreibung sozialen Wandels zu analysieren:

Der politische Kampf wird oft in Kategorien von Tradition gegen Veränderung beschrieben. Dies ist natürlich eine grob irreführende und ideologische Terminologie. Es könnte durchaus als allgemeines soziologisches Prinzip gelten, daß das, was zu einem bestimmten Zeitpunkt für traditionell gehalten wird, meist neueren Ursprungs ist, als sich die Leute vorstellen, und vorwiegend die konservativen Instinkte mancher Gruppen darstellt, denen das Absinken ihres sozialen Standes droht. Tatsächlich scheint nichts so schnell zu entstehen und sich zu entwickeln wie eine „Tradition“, wenn sich Bedarf dafür einstellt.64

Tatsächlich hat Wallerstein in diesen Passagen nicht so sehr versucht, Charakteristika des eu- ropäischen Weltsystems des 16. Jahrhunderts darzustellen, als vielmehr allgemeine Charakte- ristika der vielschichtigen kapitalistischen Herrschaftsformen darzulegen, und dessen anfäng- liche Zerbrechlichkeit in Hinblick auf die komplexen kulturellen Voraussetzungen seines Ent- stehens zu betonen: Es sei die Besonderheit des modernen Weltsystems, daß eine Weltwirt- schaft 500 Jahre überdauert hat und nie in ein Weltreich verwandelt worden ist.“65 Es war hierfür zunächst notwendig, politische Einheiten zu schaffen, die man mit Hilfe von Identifi- kationsideologien und der Schaffung von Differenz zu interner Solidarität bewegen konnte, und die so den Blick über den eigenen kulturellen Tellerrand erschwerten. Tradition und Kul- tur dienten und dienen so (immer auch) dem Strukturerhalt und/oder der Neuschaffung von Strukturen, sowie dem Machtausbau der herrschenden Gruppen innerhalb der politischen Ein- heit. So wird deutlich, was Wallerstein meinte, als er schrieb: „die Fähigkeit des Menschen, einsichtsvoll an der Entwicklung seines eigenen Systems teilzunehmen, ist abhängig von sei- ner Fähigkeit, das Ganze zu verstehen.“66 - Die singuläre Betrachtung einzelner Staaten ver- sperrt oftmals den Blick auf seine Rolle im Gesamtsystem - viele der in ihm beobachtbaren Phänomene wie Wirtschaftsformen und entsprechende Kulturformen, erscheinen in der sys- temischen Betrachtung in einem völlig neuen Licht.

4.0 James M. Blauts „1492 - The Debate on Colonialism, Eurocentrism, and History“

In diesem Abschnitt möchte ich eine kursorische Durchsicht von James M. Blauts „1492“ einfügen, um einige andere Standpunkte zum Thema aufzuzeigen, bevor ich versuche, Wallersteins Weltsystem systemtheoretisch zu bündeln.

Blaut nimmt in seiner Monographie/seinem Aufsatz eine extreme Position ein: Die Entwick- lung des Kapitalismus und der wirtschaftliche Aufstieg Europas lassen sich ausschließlich über die wirtschaftliche Ausbeutung der beiden Amerikas im 16. und 17. Jahrhundert - also über exogene Faktoren67 - erklären. Er ist der Auffassung, dass zum Zeitpunkt der Entde- ckung Amerikas auch viele andere Kulturen in Afrika und Asien zu einer solchen Entwick- lung fähig gewesen wären. Es handelt sich hierbei meiner Ansicht nach um eine doch recht monokausal68 argumentierende These, deren legitimes Anliegen jedoch darin zu sehen ist, ei- ne sicher dringend notwendige Debatte über die tatsächliche wirtschaftliche Bedeutung der amerikanischen Edelmetallausbeute anzuregen. Er legt überzeugend dar, dass diese in vieler- lei Hinsicht nicht ausreichend in der Geschichte des wirtschaftlichen Aufstiegs Europas be- rücksichtigt worden ist.

Die tatsächliche Bedeutung von Blauts „Epochengrenze“69 für das Jahr 1492 als Beginn dieser Entwicklung in Europa wird von Andre Gunder Frank in seinem Aufsatz „Fourteen Ninety-two Once Again“70 in Zweifel gezogen: Frank entwickelt darin eine eigene Weltsystemtheorie,71 in der er von einem wesentlich längeren Bestehen eines Weltsystems ausgeht, das im Gegensatz zu Wallersteins europäischem Weltsystem den gesamten Globus umfasst. Hier fallen im Vergleich mit Wallerstein die Unterschiede in den räumlichen und zeitlichen Dimensionen des Weltsystems auf, der ein „Weltsystem“ nur im Rahmen der beschriebenen Prozesse und den entsprechenden Grenzen gelten lässt.

Eine Gegenposition zu Blauts Thesen vertritt Robert A. Dodgshon in seinem Beitrag „The Role of Europe in the Early Modern World System: Parasitic or Generative?“72 Er meint, dass Blaut kulturelle und endogene Faktoren73 des Aufstiegs Europas nicht genügend (oder gar nicht) berücksichtigen würde. Er spricht sich demgegenüber - zumindest implizit - für eine an Jakob Burckhardts „Kultur der Renaissance“ erinnernde Denktradition aus, die spezifisch europäische kulturelle Prädispositionen postuliert, durch die eine von äußeren Faktoren unab- hängige europäische Überwindung des Feudalismus mit Hilfe von Religion, Individualität und Rationalität möglich geworden sei. Dabei spricht er jedoch anderen Weltregionen eine ähnli- che Entwicklungsfähigkeit nicht ab: Es sei vielmehr eine konjunkturelle Verkettung von wirt- schaftlichen und kulturellen, endogenen wie auch exogenen Umständen vonnöten, um eine solche Entwicklung wie die Europas im 16. Jahrhundert auszulösen.

R. Palan teilt ähnliche Ansichten in seinem Beitrag „The European Miracle of Capital Accu- mulation“74, und betont hier vor allem ökonomische Konjunkturtheorien. Dodgshon benennt in seinem Titel klar die Hauptfrage der Debatte: Ist die rasante Entwick- lung Europas ab dem 16. Jahrhundert seinem parasitären Verhalten in Handel und Kolonial- wirtschaft geschuldet, oder gab es immanente psychosoziale Kräfte und kulturelle Prädisposi- tionen in Europa, die seine Entwicklung vorzeichneten? Es fällt hierbei die starke Polarisie- rung zwischen den jeweiligen Positionen auf, die oft Widersprüche konstruieren, wo zunächst überhaupt keine zu existieren scheinen. R. Palan weist darauf hin, dass die Frage nach den Ursprüngen des so genannten „European Miracle“75 auch politisch „stark aufgeladene“ sei. Sie wird im hochaktuellen Spannungsfeld von eurozentristischer Teleologie und third- worldistischem Revisionismus76 diskutiert.77 Während der Lektüre hat sich ein solcher Ein- druck bei mir bestätigt: Vor allem die Auswahl der Analyseeinheit und der empirische Inter- essenschwerpunkt prädeterminieren offenbar Forschungsergebnisse, die lieber gegen andere verteidigt, als auf eventuelle Kompatibilitäten oder sogar Komplementaritäten hin überprüft werden. Ich denke daher in Hinblick auf Wallerstein, das es sicher sinnvoll wäre, die ver- schiedenen Positionen auf ihre tatsächliche Unvereinbarkeit hin zu überprüfen und Möglich- keiten der Synthese vor allem mit den systemtheoretischen Implikationen des Wallerstein- schen Theoriegebäudes zu suchen. Denn Wallerstein beansprucht zwar einerseits einen uni- versalistischen Blick aufs Ganze - wobei man es sich sicherlich leicht machen könnte, ihm eurozentristische Tendenzen vorzuwerfen - aber er betont, wie einleitend aufgezeigt, vor al- lem auch die Subjektivität seiner persönlichen Perspektive. Unter dieser Prämisse könnte durch komplementären Vergleich (statt Widerstreit) der Perspektiven und entsprechende Zu- sammenarbeit sicher fruchtbare wenn nicht vor allem wesentlich vollständigere Konstrukte von „Weltsystemen“ entstehen, die wesentlich eher einen gewissen universalen Anspruch ge- ltend machen könnten, als es der oft stark deterministische Tonfall der Debatte in Blauts Sammelband zulässt.

In der zeitlichen Gebundenheit seines Objektivitätsbegriffes, in der kulturellen Bedingtheit von Deutungsmustern78, in der Selbstreferenzialität - sowohl der Theorie selbst als auch der des Autors - in der genauen Definition von Referenzebenen und in der Identifizierung auto- poietischer Eigenschaften sozialer Systeme in Wallersteins Systementwurf sind auffällige Korrelationen zum systemischen Konstruktivismus Niklas Luhmanns zu erkennen.79 Unter diesen Gesichtspunkten halte ich den Argumentationsgang Wallersteins für wohl be- gründet und vor allem als universell einsetz- und perspektivisch erweiterbar, da er ähnlich wie Luhmanns Systemtheorie auf eine gewisse Ganzheitlichkeit und Universalität angelegt ist. Die Sammlung und kontroverse Diskussion partikularer Perspektiven wie in Blauts Sammel- band ist sicher ein sinnvoller Anfang einer solchen Debatte. Mir scheint hier jedoch eine ge- meinsame theoretische Ausgangsposition zu fehlen, um im besten Fall zu komplementären, zumindest aber zu vergleichbaren Ergebnissen gelangen zu können, die die jeweiligen Pers- pektiven konstruktiv, statt in deterministischer Konkurrenz zueinander, betrachten könnten. Daher möchte ich nun versuchen, einige Grundmerkmale des Wallersteinschen Weltsystem- entwurfs mit Hilfe der Theorien Niklas Luhmanns zu erarbeiten, die eine solche theoretische Ausgangsposition zu enthalten scheinen.

5.0 Die systemtheoretische Metaebene des europäischen Weltsystems

Zum einen definiert Wallerstein sein Weltsystem mit Luhmann gesprochen über seine durch Selbstreferenz erlangten autopoietischen80 Eigenschaften, wenn er schreibt: „Was von meiner Sicht aus ein Weltsystem charakterisiert, ist, daß das Leben darin weitgehend eigenständig ist und die dynamischen Kräfte seiner Entwicklung weitgehend aus seinem Inneren kommen.“81 Diese dynamischen Kräfte sind bei Wallerstein vor allem die Entwicklung des Kapitalismus aufgrund internationaler Arbeitsteilung und die Ausdifferenzierung von Formen der Arbeits- organisation innerhalb des Systems. Kulturelle Faktoren erfüllen hierbei stabilisierende und legitimierende Funktionen.

Luhmann definiert die Autopoiese sozialer Systeme aufgrund von Selbstreferenzialität unter anderem folgendermaßen:

„Die Theorie selbstreferenzieller Systeme behauptet, dass eine Ausdifferenzierung von Systemen nur durch Selbstreferenz zustande kommen kann, das heißt dadurch, dass die Systeme in der Konstitution ihrer Elemente und ihrer elementaren Operationen auf sich selbst (sei es auf Elemente desselben Systems, sei es auf Operationen desselben Systems, sei es auf die Einheit desselben Systems) Bezug nehmen.“82

Zum anderen geht Wallerstein wie auch Luhmann von einer offenen Systemtheorie aus. Dies aber im Besonderen als notwendiger Bedingung einerseits der Selbstreferenzialität und ande- rerseits des sozialen Wandels. So schreibt Wallerstein: „Wäre das System aus irgendeinem Grund von allen äußeren Kräften abgeschnitten (was praktisch nie vorkommt), dann müsste der Definition nach das System auch weiterhin im wesentlichen in derselben Weise funktio- nieren.“83 Diese Sichtweise Wallersteins erinnert zunächst noch stark an kybernetische Sys- teme, die in selbstbezüglichen Schleifen immer weiter laufen,84 doch die prinzipielle Notwen- digkeit der Existenz von Differenz zur prozessualen Definierung und Ausgestaltung des Eige- nen als Eigenschaft speziell sozialer Systeme sehen Wallerstein und Luhmann offenbar ähn- lich.

Luhmann drückt dies unter anderem folgendermaßen aus:

„Systeme müssen, um dies zu ermöglichen, eine Beschreibung ihres Selbst erzeugen und benutzen; sie müssen mindestens die Differenz von System und Umwelt systemintern als Orientierung und als Prinzip der Erzeugung von Informationen verwenden können. Selbstreferentielle Geschlossenheit ist daher nur in einer Umwelt, ist nur unter ökologischen Bedingungen möglich. Die Umwelt ist ein notwendiges Korrelat selbstreferentieller Opera- tionen, weil gerade diese Operationen nicht unter der Prämisse des Solipsismus85 ablaufen können.“86

Das Interessante an Luhmanns Kriterium der Selbstreferenzialität scheint in Bezug auf Wallersteins Welstsystementwurf zu sein, dass Luhmann Kausalität in der Betrachtung von System und Umwelt nicht einfach nur auf die Notwendigkeit einer analytisch bifokalen Betrachtung von Innen und Außen87 reduziert. Vielmehr

„betrachtet [die Theorie selbstreferenzieller Systeme] Kausalität (ebenso wie logische Deduktion und jede Art von Assymetrisierung) als eine Art Organisation der Selbstreferenz88 ; und sie ‚erklärt‘ die Differenz von System und Umwelt dadurch, daß nur selbstreferenzielle Systeme sich die Möglichkeit schaffen, Kausaltäten durch die Distribution auf System und Umwelt zu ordnen.“ „Denn Selbstreferenz kann in den aktuellen Operationen des Systems nur realisiert werden, wenn ein selbst (sei es als Element, als Prozeß oder als System) durch es selbst identifiziert und gegen anderes different gesetzt werden kann. […] Reproduktion ist das Handhaben dieser Diffe- renz.“89

Zwar konstruiert Wallerstein sein europäisches Weltsystem überwiegend aus der Abgrenzung zum „Rest“90 und aus der Ausdifferenzierung seiner inneren Struktur (die Umwelt mag auch als Außenwelt durchaus neue Einflüsse in das System eingebracht haben). Wesentlich scheint aber (auch) für Wallerstein zu sein, dass das System die Handhabung dieser Differenz durch die „Distribution [von Kausalitäten] auf System und Umwelt“91 „weitgehend“92 selbst be- stimmt, und die Umwelt hierfür entweder in seinem Sinne vereinnahmt (wie es im Falle der Amerikas geschehen ist) oder mit der Außenwelt von sich aus im Sinne der Systemerhaltung „reproduktiv“interagiert. Es geht Wallerstein daher nicht um eventuelle Schuldzuweisungen in einer bifokalen Betrachtung des europäischen Weltsystems einerseits und eines eurozentris- tisch wahrgenommenen Rests der Welt andererseits: Mit seiner Aufteilung der Welt in Zent- ren, Semiperipherien, Peripherien und Außenarena schafft er einerseits relativ klare definitori- sche Grenzen des Weltsystems, andererseits aber veranschaulicht er die Wandelbarkeit des Systems in der prinzipiell möglichen geographischen Dynamik seiner Strukturelemente und der dazugehörigen (Re-)Konstruktionen von Identität und Differenz. Es wird nicht die Aus- senarena gegen das System oder schwache Systemelemente gegen Starke gesetzt, sondern nur in der Gesamtbetrachtung des Systems werden die relevanten Bedingungen oder Verhältnisse von Ursache und Wirkung überhaupt wahrnehmbar.

Auch ist das Weltsystem Wallersteins nicht teleologisch konzipiert - es berücksichtigt die Kontingenz93 der faktischen Bedingungen seiner jeweiligen Gestalt.94

Besonders die kapitalistischen Eigendynamiken des Weltsystems im Gegensatz zum wirtschaftspolitisch zentralisierten Weltreich müssten mit Luhmann genauer analysiert werden, denn eine Alternative zum kapitalistischen Weltsystem scheint auch Wallerstein nur in der "Reintegration der politischen und wirtschaftlichen Entscheidungsebenen",95 in Form einer sozialistischen Weltregierung zu sehen. Er lässt aber offen, wie genau sich ein solches System von einem Weltreich unterscheiden würde.

Im Gegensatz zu Luhmanns theoretischen Arbeiten entwickelte Wallerstein seine Analyseein- heit des Weltsystems auf Grundlage empirischer Daten, was stark an den Ansatz der „Groun- ded Theory“ von Glaser und Strauss erinnert. Bei genauerer Betrachtung könnten so vielleicht einige Thesen Niklas Luhmanns, vor allem auch durch die geografische Komponente bei Wallerstein, empirisch untermauert werden. Eine genaue komparative Analyse der empirisch fundierten historischen Theoriebildung Wallersteins und der Metatheorien Luhmanns, wäre somit vielleicht besonders interessant im Hinblick auf die Möglichkeit einer gemeinsamen metatheoretischen Basis verschiedener, vielleicht auch interdisziplinärer geographischer Perspektiven auf das Weltsystem.

Bibliographie

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- Wallerstein, Immanuel Maurice (1986) Das moderne Weltsystem I - kapitalistische Landwirtschaft und die Entstehung der europäischen Weltwirtschaft im 16. Jahrhundert. Frankfurt am Main: Syndikat.

[...]


1 Collmer, Peter (2005) Bericht zu Möglichkeiten und Grenzen des historischen Vergleichs. http://geschichte- transnational.clio-online.net/tagungsberichte/id=710.

2 Wallerstein, Immanuel Maurice (1986) Das moderne Weltsystem I - kapitalistische Landwirtschaft und die Entstehung der europäischen Weltwirtschaft im 16. Jahrhundert Frankfurt am Main: Syndikat.

3 Wallerstein (1986) 520.

4 Blaut, James Morris (1992) 1492 - the debate on colonalism, eurocentrism, and history. Trenton, N.J: Africa World Pr.

5 Vgl. Luhmann, Niklas (1994) Soziale Systeme - Grundrißeiner allgemeinen Theorie. Frankfurt am Main: 1. Aufl. Suhrkamp. 39.

6 Ebd. 100.

7 Vgl. Wallerstein (1986) 518.

8 Wallerstein (1986) 13.

9 Ebd. 13, vgl. auch Daniel, Ute (2001) Kompendium Kulturgeschichte - Theorien, Praxis, Schlüsselwörter. Frankfurt am Main: Suhrkamp. 221-233.

10 Vgl. Ebd. 20f.

11 Vgl. Ebd. 23.

12 Ebd. 21.

13 Zum Begriff des Deutungsmusters vgl. Schütz, Alfred; Luckmann, Thomas (2003) Strukturen der Lebenswelt. Konstanz: UVK Verl.-Ges.

14 Wallerstein (1986) 22.

15 Vgl. Ebd. 18.

16 Vgl. Ebd. 15.

17 Vgl. Ebd. 16.

18 Vgl. Ebd. 17.

19 Ebd. 518.

20 Vgl. Ebd. 522.

21 Ebd. 520.

22 Vgl. Ebd. 18.

23 Vgl. Ebd. 19.

24 Vgl. Ebd. 450, 479.

25 Vgl. Bernecker, Walther L. Der "Cepalismo": Eine regionale Wirtschaftstheorie und Entwicklungsstrategie. http://www.orient.uni-erlangen.de/kultur/papers/berneck.htm. 16.12.07.

26 Vgl. Ebd. 450, 479.

27 Vgl. Ebd. 449f.

28 Vgl. Ebd. 473.

29 Ebd. 472.

30 Vgl. Ebd. 471-475.

31 Vgl. Ebd. 479f.

32 Vgl. Ebd. 146f.

33 Vgl. Ebd. 452f./ 454, 461/469.

34 Vgl. Ebd. 129f, 138.

35 Ribhegge, Hermann (2007) Europäische Wirtschafts- und Sozialpolitik - Berlin, Heidelberg: Springer-Verlag. 18-26.

36 Glahe, Fred R. [Hrsg.] (1978) Adam Smith and the wealth of nations - 1776 - 1976 bicentennial essays. Boulder, Colo.: Colorado Assoc. Univ. Press.

37 Vgl. Ribhegge, Hermann (2007) Europäische Wirtschafts- und Sozialpolitik - Berlin, Heidelberg: SpringerVerlag. 18-26.

38 Vgl. Wallerstein (1986) 138.

39 Vgl. Ebd. 130, 155f., 520.

40 Vgl. Ebd. 118f.

41 Inwieweit dieser Mechanismus der sogenannten Prebisch-Singer-These von den tendenziell fallenden Preisen bei der Produktion von Primärgütern in Entwicklungsländern und den tendenziell steigenden Preisen von verar- beiteten Produkten in den Industrieländern entspricht, müsste näher untersucht werden. Vgl. Coote, Belinda (1994) Der unfaire Handel - die ''3. Welt'' in der Handelsfalle und mögliche Auswege. Stuttgart: Schmetterling- Verl.

42 Zur Rolle von sozialen Mittelschichten vgl. auch Popitz, Heinrich (1968) Prozesse der Machtbildung - Tübin- gen.

43 Vgl. Ebd. 520f.

44 Vgl. Ebd. 116-121, 131-143.

45 Vgl. Ebd. 518.

46 Vgl. Ebd. 152.

47 Vgl. Ebd. 109.

48 Vgl. Ebd. 101-115.

49 Vgl. Ebd. 103.

50 Vgl. Ebd. 109.

51 Vgl. Wallerstein (1986) 121.

52 Vgl. Ebd. 450f., 456, 462, 566. Auf den Unterschied zwischen Weltreich und Weltwirtschaft wird später noch eingegangen.

53 Vgl. Ebd. 518f., 116f.

54 Vgl. Ebd. 519, 517.

55 Vgl. Ebd. 526.

56 Ebd. 525.

57 Vgl. Ebd. 519.

58 Vgl. Ebd. 117.

59 Auch Ebd. 520f.

60 Ebd.117.

61 Vgl. Ebd. 519.

62 Ebd. 520.

63 Vgl. Ebd. 469. Der Mythos des Aleksandr Nevskij, der erfolgreich sowohl gegen die Mongolen als auch gegen den Deutschritterorden zu Felde zog wurde auch in Sovietzeiten in Eisensteins Film Aleksandr Nevskij hochge- halten, und erfreut sich in der aktuellen Renationalisierung und -konfessionalisierung Russlands wieder zuneh- mender Beliebtheit.

64 Ebd. 529.

65 Ebd. 518.

66 Siehe Seite 2.

67 Vgl. Palan in Blaut, James Morris (1992) 1492 - the debate on colonalism, eurocentrism, and history. Trenton, N.J: Africa World Pr. 99f.

68 Vgl. Dodgshon in Blaut (1992) 91.

69 Ebd. 1.

70 Ebd. 65ff. Siehe auch Frank, André Gunder; Gills, Barry K. (1993) The world system - five hundred years or five thousand?. London [u.a.]: Routledge.

71 Siehe hierzu z.B. Frank, André Gunder; Gills, Barry K. (1993) The world system - five hundred years or five thousand?. London [u.a.]: Routledge.

72 Blaut (1992) 85ff.

73 Vgl. Palan in Blaut (1992) 99f.

74 Ebd. 97.

75 Siehe: Jones, Eric Lionel (2003) The European miracle - environments, economies and geopolitics in the history of Europe and Asia. Cambridge [u.a.]: Cambridge Univ. Press.

76 Vgl. Blaut (1992) 86.: Dodgshon hier zu Blaut: Bezeichnet diesen als Revisionisten im negativen Sinne. Aus Sicht der Third-Worldists sicher eher als Kompliment aufzufassen, was die Subjektivität der Debatte eindrück- lich unterstreicht!

77 Vgl. Ebd. 97, 100.

78 Vgl. Oevermann, Ulrich (2001) Zur Analyse der Struktur von sozialen Deutungsmustern. In: Sozialer Sinn. 1, S. 3-81.

79 Vgl. Jensen, Stefan (1999) Erkenntnis - Konstruktivismus - Systemtheorie - Einführung in die Philosophie der konstruktivistischen Wissenschaft. Opladen [u.a.]: Westdt. Verl. 424f., 430, 406f.

80 Autopoiese = „Die Reproduktion aus sich selbst heraus“.

81 Wallerstein (1986) 517.

82 Luhmann, Niklas (1994) 25.

83 Wallerstein (1986) 517.

84 z.B. Jensen, Stefan (1999) 376.

85 Zum Problem des Solipsismus und der Zirkularität im systemischen Konstruktivismus Niklas Luhmanns vgl. Jensen, Stefan (1999) 443, 447, 449.

86 Luhmann (1994) 25. Vgl. auch Jensen, Stefan (1999) 426f.

87 Vgl. Ebd. 26.

88 Kausalität verstehe ich hier mit Luhmann als sozial konstruiert. „Wenn eine Gesellschaft daran gewöhnt ist, Kausalität in personalisierten sozialen Netzwerken zu lokalisieren und Erfolge bzw. Mißerfolge vom Gebrauch dieser spezifischen Form von Kausalität zu erwarten, wird es sehr schwierig sein, an diesen Bedingtheiten etwas zu ändern, wenn nicht als Ersatz gleichermaßen handliche Kausalformen zur Verfügung gestellt werden kön- nen.“ Vgl. Luhmann, Niklas (1995) Kausalität im Süden. In: Soziale Systeme 1 (1995), H.1, S. 7-28.

89 Luhmann (1994) 26.

90 Vgl. Wallerstein (1986) 449, Vgl. auch Hall, Steward (1994) Der Westen und der Rest. In: Rassismus und kulturelle Identität. Hamburg : S. 137-179.

91 Luhmann (1994) 26.

92 Wallerstein (1986) 517.

93 „Kontingent ist etwas, was weder notwendig ist noch unmöglich ist; was also so, wie es ist (war, sein wird), sein kann, aber auch anders möglich ist.“ Luhmann… (1994) 152.

94 Vgl. hierzu „Umweltsensibilität“ bei Luhmann (1994) 27.

95 Wallerstein (1986) 519.

Ende der Leseprobe aus 21 Seiten

Details

Titel
Immanuel Wallerstein - Das moderne Weltsystem
Untertitel
Darstellung, Debatte und systemtheoretische Überlegungen
Hochschule
Europa-Universität Viadrina Frankfurt (Oder)
Veranstaltung
Europa im globalen Kontext (I): Die Formierung Europas in der frühen Neuzeit
Note
1.0
Autor
Jahr
2008
Seiten
21
Katalognummer
V113897
ISBN (eBook)
9783640146840
Dateigröße
413 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Immanuel, Wallerstein, Weltsystem, Europa, Kontext, Formierung, Europas, Neuzeit
Arbeit zitieren
Felix Hoffmann (Autor:in), 2008, Immanuel Wallerstein - Das moderne Weltsystem, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/113897

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