Unterrichtsstunde zu Mt 26,69-75 - Die Verleugnung Jesu durch Petrus


Unterrichtsentwurf, 2007

12 Seiten


Leseprobe


Inhalt

1.Einleitung

2. Sachanalyse
2.1 Mt 26,69-75 in der Einheitsübersetzung
2.2 Literar- und Gattungskritik von Mt 26,69-75
2.3 Didaktische Relevanz von Mt 26,69-75

3. Unterrichtsentwurf zu Mt 26,69-75
3.1 Vorüberlegungen zur Übung
3.2 Produktionsorientierte Übung zu Mt 26,69-75: „Die innere Stimme des Petrus“
3.3 Möglicher, weiterer Verlauf des Unterrichts

4. Zusammenfassung

5. Literaturverzeichnis

1.Einleitung

Die vorliegende Arbeit beschäftigt sich mit der Bibelstelle Mt 26,69-75, in der die Verleugnung Jesu durch Petrus dargestellt wird. Diese zentrale Stelle der Passionsgeschichte Jesu wird zunächst im Hinblick auf ihre literarischen und gattungsspezifischen Elemente untersucht, bevor sie auf ihre didaktische Relevanz für den Einsatz im Religionsunterricht hin beleuchtet wird. Anschließend wird eine handlungs- und produktionsorientierte Unterrichtsübung für diese Perikope entworfen, wie sie etwa in einer achten Klasse durchgeführt werden könnte.

2. Sachanalyse

2.1 Mt 26,69-75 in der Einheitsübersetzung

Mt 26,69-75

69 Petrus aber saß draußen im Hof. Da trat eine Magd zu ihm und sagte: Auch du warst mit diesem Jesus aus Galiläa zusammen.
70 Doch er leugnete es vor allen Leuten und sagte: Ich weiß nicht, wovon du redest.
71 Und als er zum Tor hinausgehen wollte, sah in eine andere Magd und sagte zu denen, die dort standen: Der war mit Jesus aus Nazareth zusammen.
72 Wieder leugnete er und schwor: Ich kenne den Menschen nicht.
73 Kurz darauf kamen die Leute, die dort standen zu Petrus und sagten: Wirklich, auch du gehörst zu ihnen, deine Mundart verrät dich.
74 Da fing er an, sich zu verfluchen und schwor: Ich kenne den Menschen nicht. Gleich darauf krähte ein Hahn
75 und Petrus erinnerte sich an das, was Jesus gesagt hatte: Ehe der Hahn kräht, wirst du mich dreimal verleugnen. Und er ging hinaus und weinte bitterlich.

2.2 Literar- und Gattungskritik von Mt 26,69-75

Die Szene der Verleugnung Jesu durch Petrus taucht nicht nur bei Matthäus auf, sondern ist sowohl in allen drei synoptischen Evangelien (Mk 14,66-72; Lk 22,54-62) als auch bei Johannes (Joh 18,12-27) zu finden. Durch die deutlichen Parallelen der Szenen, sind sie eindeutig auf das Markusevangelium als Quelle zurückzuführen. Obwohl der Autor des Matthäusevangeliums einige narrative Ausgestaltungen vorgenommen hat, übernimmt er die Struktur, die bei Markus vorzufinden ist und gliedert die Perikope in drei Teile.[1] So lassen sich die drei gleichlangen Abschnitte V 69-70, V 71-72, V 73-74 bilden, die durch V 75 als letzten Vers der Perikope abgeschlossen werden. Während der erste Vers eines Abschnittes die Anschuldigungen gegenüber Petrus er sei mit Jesus zusammen gewesen beinhaltet, haben die jeweils zweiten Verse die Reaktion des Petrus auf diese Anschuldigungen zum Inhalt.[2] Diese Dreiteilung der Szene dient dazu, das Versagen des Petrus noch stärker zu betonen und hervorzuheben, was ferner durch die in den einzelnen Abschnitten auftauchende Steigerung erzielt wird.[3] Während Petrus im ersten Abschnitt „leugnet“ mit Jesus zusammen gewesen zu sein (V 70), beginnt er nach der zweiten Anschuldigung zu „schwören“ ihn nicht zu kennen (V 72). Den Höhepunkt bildet V 74, in dem Petrus anfängt „sich zu verfluchen“. Demnach weist er die Behauptungen der Ankläger mit jedem Absatz stärker von sich. Ebenso wird durch die Personen, die ihn beschuldigen, eine Intensivierung ausgedrückt. So wird er im ersten Fall nur von einer Magd direkt angesprochen, während die Anschuldigung im zweiten Abschnitt nicht mehr nur individuell an ihn gerichtet wird, sondern von einer zweiten Magd zu den umherstehenden Personen gesprochen wird. Im Anschluss auf seine darauf folgende Verleugnung wird er bereits von allen Leuten, die in der Nähe stehen, auf seine Bekanntschaft mit Jesus angesprochen. So sind in jedem Abschnitt mehr Personen an der Situation und den Beschuldigungen beteiligt. Während Petrus sowohl in Vers 69-70 als auch in Vers 71-72 leugnet mit Jesus zusammen gewesen zu sein, und somit seine Nachfolge und Beteiligung an der Verkündigung bestreitet, verleugnet er im dritten Abschnitt zusätzlich seine Mitgliedschaft in der Gruppe der Jünger. (V 73: Wirklich, auch du gehörst zu ihnen), was ebenfalls als Steigerung betrachtet werden kann.[4] Im Kontext des Matthäusevangeliums lösen die Verse 69-72 zwei Spannungsbögen auf, die sich im Vorfeld entwickelt haben. Zum einen gipfelt in diesen Versen die Szene der Verse 34 und 35, in denen Jesus Petrus ankündigt, dass er ihn verleugnen wird, Petrus dies jedoch vehement abstreitet und sich verteidigt. (V 34: Jesus entgegnete ihm: Amen, ich sage dir: In dieser Nacht, noch ehe der Hahn kräht, wirst du mich dreimal verleugnen V 35: Da sagte Petrus zu ihm: Und wenn ich mit dir sterben müsste – ich werde dich nie verleugnen[...] ) In der Perikope der Verleugnung wird deutlich, dass Jesus mit seiner Prophezeiung Recht behalten hat. Ferner können die Verse 69-72 als eine Fortführung des Verses 58 betrachtet werden, in dem Petrus Jesus zum Palast des Hohepriesters folgt und dort vermutlich sowohl Zeuge des Verhöres, als auch der Ankündigung Jesu in Vers 64 (Von nun an werdet ihr den Menschensohn zur Rechten der Macht sitzen und auf den Wolken des Himmels kommen sehen) und der Verspottung der anwesenden Personen wird. Vor diesem Hintergrund ist das Verhalten des Petrus noch stärker als Kontrast zu seinem im Vorfeld entschlossenen Wesen und seiner Verteidigung zu sehen.[5] Im Gegensatz zu seinem ursprünglichen Vorhaben, sein Versagen von Gethsemane, wo er Jesus durch sein Einschlafen während der Wache bereits enttäuscht hatte, (V 40ff) wieder gut zu machen, wofür er sogar in den Hof des hohepriesterlichen Palasts eingedrungen ist, scheitert er in dieser Situation erneut, indem er seinen Herrn und Freund verleugnet.[6] Darüber hinaus kann diese Szene auch als eine Weiterführung der Aussendungsszene betrachtet werden, in der Jesus den Jüngern deutlich macht „wer mich verleugnet, den werde auch ich verleugnen vor meinem Vater in den Himmeln“ (Mt 10,33). Mit dieser Ankündigung im Hinterkopf kann der Leser sich die Situation und die Emotionen des Petrus, wenn er im Vers 75 seinen Fehler erkennt, lebhaft vorstellen. In diesem Vers wird ihm schlagartig, mit dem Hahnenschrei, bewusst, dass er seinen Herrn verleugnet hat und somit die Prophezeiung aus der Aussendungsrede Wirklichkeit wird. Petrus empfindet tiefe Trauer und Schmerz und erkennt, sich schuldig gemacht zu haben. Diese Reue und die Erkenntnis seiner Schuld gibt der Perikope eine Wendung zum Positiven.[7] Auch das Bild, das von Petrus entwickelt wird, passt in den Kontext des Neuen Testaments, da er auch an anderen Stellen als spontan, hitzköpfig und wenig standhaft charakterisiert wurde. Die Verse 69-75 können der Gattung der Paränese, der Ermahnungsschrift, zugeordnet werden. Sie richtet sich sowohl an Gemeindevorsteher, wie Petrus es war, als auch an alle anderen Gläubigen, die in ihrem Glauben gefährdet sind und will sie ermuntern standhaft zu bleiben und ihren Glauben zu vertreten. Ferner will die Perikope diejenigen, die vom Weg ihres Glaubens abgekommen sind zur Umkehr ermutigen. Dies basiert vor allem auf dem historischen Kontext, da es zur Zeit der Christenverfolgung viele Menschen gab, die dem Druck der Verfolger nicht standhalten konnten und ihren Glauben verleugnet haben. Der historische Kern der Szene wird weiterhin durch die deutliche Beschreibung der Situation und des Ortes, sowie der Person des Petrus selbst ersichtlich.[8]

[...]


[1] vgl. Bösen, Willibald, Der letzte Tag des Jesus von Nazareth, Freiburg 1999, S.192.

[2] vgl. Frankemölle, Hubert, Matthäus-Kommentar 2, Düsseldorf 1997. S.467.

[3] vgl. Bösen, Willibald, Der letzte Tag des Jesus von Nazareth, S.192.

[4] vgl. Frankemölle, Hubert, Matthäus-Kommentar 2, S.467f.

[5] vgl. Frankemölle, Hubert, Matthäus-Kommentar 2, S. 468f.

[6] vgl. Bösen, Willibald, Der letzte Tag des Jesus von Nazareth, S.193.

[7] vgl. Frankemölle, Hubert, Matthäus-Kommentar 2, S.468f.

[8] vgl. Bösen, Willibald, Der letzte Tag des Jesus von Nazareth, S.193.

Ende der Leseprobe aus 12 Seiten

Details

Titel
Unterrichtsstunde zu Mt 26,69-75 - Die Verleugnung Jesu durch Petrus
Hochschule
Universität Paderborn
Autor
Jahr
2007
Seiten
12
Katalognummer
V113604
ISBN (eBook)
9783640147991
Dateigröße
508 KB
Sprache
Deutsch
Anmerkungen
Kommentar des Dozenten: "Eine sinnvolle Übung, die gut begründet wird"Kommentar des Dozenten: "Eine sinnvolle Übung, die gut begründet wird"
Schlagworte
Unterrichtsstunde, Verleugnung, Jesu, Petrus
Arbeit zitieren
Melanie Kloke (Autor:in), 2007, Unterrichtsstunde zu Mt 26,69-75 - Die Verleugnung Jesu durch Petrus, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/113604

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