Aus welchen Gründen scheiterte Pyrrhos' Italienfeldzug?


Seminararbeit, 2001

13 Seiten, Note: 2


Leseprobe


Einleitung.

Pyrrhossieg, eine Vokabel, die sprichwörtlich geworden ist und heute noch ihre Verwendung findet, stammt aus der militärischen Auseinandersetzung Roms mit dem König von Epirus.

Die vorliegende Arbeit soll wichtige Fragen zu den Geschehnissen des Pyrrhoskrieges, der zweifellos eine wichtige Rolle bei Roms Weltmachtergreifung gespielt hat, beantworten. Wie entstand überhaupt der Konflikt mit Rom, das schließlich weite Kreise gezogen hat? Und welche Konsequensen hatte der Pyrrhoskrieg für die römische Entwicklung? Und warum scheiterte letzlich Pyrrhos' Italienfeldzug?

Die Quellenlage zu diesem Thema ist glücklicherweise gut. Mehrere antike Autoren haben den Pyrrhoskrieg ausführlich behandelt. Weniger glücklich sieht es mit der Lage der Sekundärliteratur aus. Es gibt zwar durchaus ergiebige Monographien, die aber leider schon recht veraltet sind oder noch nur in französischer Sprache vorliegen. Einen guten Einstieg in das Thema bietet immer noch Theodor Mommsens "Römische Geschichte"[1].

2.Zur Vorgeschichte des Pyrrhoskrieges

Gegen Ende des dritten Samnitenkrieges hatte Rom die süditalische Festung Venusia erobert. Dieses römische Vordringen wirkte sich empfindlich auf das Verhältnis Roms zu den südlichen Stämmen aus. Rom erschien nun auf der politischen Bühne als der Gegenspieler der Lukaner und der Bruttier.

Die griechischen Städte im Süden Italiens zählten von alters her zu den Feinden der Lukaner und der Bruttier und sahen daher Rom als natürlichen Bundesgenossen an. Es kam dann auch zu Bündnissen zwischen Rom und einigen der Griechenstädte.

Die griechische Stadt Tarent jedoch folgte nicht diesem Kurs. Infolgedessen rückte Tarent in die Front der römischen Gegner und damit an die Seite der Lukaner, also der Erbfeinde italischer Griechen. Tarent war eine große und wohlhabende Stadt und zählte zu den mächtigsten der Griechenstädte Süditaliens. Daher erhob sie den Anspruch einer führenden oder zum mindesten einer selbständigen Rolle.

Im Jahre 282 sandten die Römer der griechischen Stadt Thurioi, die von den Lukanern belagert wurde, den Konsul C. Fabricius zu Hilfe. Dieser schlug die Lukaner und sicherte Thurioi durch eine römische Besatzung[2]. Während dieser kriegerischen Auseinandersetzung gerieten die Römer in ein Konflikt mit Tarent. Denn die Römer ließen zu Wasser nach ihrem südlichen Kriegsschauplatz Nachschub zukommen. Dabei warf die römische Fottille vor dem tarentischen Hafen Anker und verstieß damit gegen einen Vertrag von 304[3]. Die Tarentiner versenkten einige dieser Schiffe, wobei auch der römische Admiral zu Tode kam[4]. Anschließend zwang Tarent die Römer durch eine militärische Demarche sich aus Thurioi wieder zurückzuziehen[5]. Dies kam einer Kriegserklärung gleich!

3. Der Pyrrhoskrieg

3.1 Pyrrhos' Ankunft

Nachdem die Römer sich aus Thurioi zurückziehen mußten, wurde im römischen Senat der Antrag, Tarent sofort den Krieg zu erklären abgelehnt[6]. Stattdessen wurde eine Gesandtschaft entsandt, die die Rückgabe Thuriois, die Auslieferung der Urheber des Überfalls und die Entlassung römischer Gefangener forderte. Gleichzeitig rückte der Konsul Lucius Aemilius in Samnium ein. Als die Verhandlungen scheiterten, betrat der Konsul tarentinischen Boden und verwüstete Äcker und Landhäuser. Die städtischen Milizen Tarents konnten ihn nicht abwehren.

Seit etwa einem halben Jahrhundert warb Tarent in Zeiten besonderer militärischer Beanspruchung einen Feldherren aus dem griechischen Mutterland an[7]. Nach den erfolglosen Versuchen auf dem diplomatischen Weg die Streitigkeit beizulegen, hatten die Tarentiner beschlossen auch dieses Mal Hilfe aus einer griechischen Stadt zu erbeten. Ihre Wahl fiel auf den epirotischen König Pyrrhos[8]. Pyrrhos galt als ein anerkannter militärischer Fachmann und ein großer Feldherr seiner Zeit. --süditaliker unterstützten Tarent?--

Als ihn zum zweiten Mal eine tarentische Gesantschaft aufsuchte, nahm Pyrrhos mit der Zustimmung des epirotischen Volksversammlung[9], das Angebot Tarents an. Es wurde vereinbart, daß Tarent die Kriegskosten trug und er die Oberbefehl über die tarentischen Truppen erhielt. Pyrrhos versprach dagegen, nicht länger als nötig in Italien zu bleiben.

Der Krieg gegen Pyrrhos wäre beinahe ausgeblieben, wenn nicht die tarentischen Gesandten rechtzeitig mit einem abgeschlossenen Traktat und in Begleitung von Pyrrhos` vertrautem Minister Kineas zurückgekehrt wären. Denn während ihrer Abwesenheit schlug in der von den Römern bedrängten Tarent die Stimmung um und sie näherten sich den Römern an[10]. Mit der Ankuft Kineas wurde dem Schwanken ein Ende gesetzt. Und bald setzte der epiroitische König selbst mit seiner Armee nach Süditalien über. Seine Armee umfaßte 20.000 Phalangiten, 2000 Bogenschützen, 500 Schleuderer, 3000 Reiter und 20 Kriegselefanten[11].

Auf diese Entwicklung hin sah der Konsul Lucius Aemilius von einem weiteren Angriff auf Tarent ab und zog sich nach Apulien zurück und blieb zunächst einmal dort[12].

Pyrrhos befahl die Anwerbung eines italischen Söldenerheeres mit tarentischem Geld und hob die dienstfähigen Männer aus der Bürgerschaft zum Kriegsdienst aus[13]. Diese Maßnahmen riefen bei den Tarentinern Widerstand hervor und sie nahmen Kontakt mit den Römern auf[14]. Der König sah sich nun gezwungen, schärfere Maßnahmen zu ergreifen. Er drohte den Säumigen mit der Todesstrafe. Außerdem quartierte er seine Soldaten in die Häuser der Bürger, schloß die Volksversammlungen und das Theater, sperrte die Promenaden und besetzte die Tore mit seinen eigenen Wachen[15].

In Rom sah man ein, daß sie einem größerem Kampf entgegengingen. Um nun die Treue der Bundesgenossen zu sichern, erhielten die unzuverlässigen Städte römische Besatzungen. Außerdem wurden die Führer der Unabhängigkeitsparteien festgenommen und wo es notwendig schien auch hingerichtet[16], so zum Bespiel eine Anzahl der Mitglieder des praenestinischen Senats. Darüber hinaus wurde eine Kriegssteuer ausgehoben und von allen Bundesgenossen das volle Kontingent eingemahnt. Es sollen sogar die sonst von der Dienstpflicht befreiten Proletarier unter Waffen gerufen worden sein[17]. Eine Maßnahme, die nur in Notsituationen ergriffen wurde[18].

Der Konsul Valerius Laevinus zog mit seinem Heer auf einer duch Lukanien laufenden Straße gegen Pyrrhos. Vermutlich um ein Bündnis der Lukaner mit Pyrrhos' Heer zu verhindern. Der Weg des Konsuls verband die römisch besetzten oder römisch gesinnten Städte mit der Hauptstadt[19].

[...]


[1] Mommsen, Theodor: Römische Geschichte Bd 1, München, 1976.

[2] Bengtson, Herrmann: Griechische Geschichte von den Anfängen bis in die römische Kaiserzeit, München 1994. S. 368.

[3] Der Kriegserklärungsgrund der Tarentiner ist nicht ohne weiteres einleuchtend. Wahrscheinlicher ist es, wie schon Mommsen die Vermutung anstellte, daß der Vertragsbruch nur einen formellen Vorwand lieferte, um Rom den Krieg zu erklären. Da die Tarentiner in der raschen Expansion römischen Gebietes eine Gefährdung ihrer eigenen Sicherheit befürchteten, nahmen sie den Vetragsbruch als Anlaß zur Kriegserklärung. Vgl. dazu: Mommsen, S. 407.

[4] Vgl. Liv. frg. XXII

[5] Vgl.: Heuss, Alfred. Römische Geschichte. Jochen Blecken (Hrsg) Pderborn; München; Wien; Zürich; Schöningh, 1998. S.53

[6] Vgl. : Mommsen, S.408

[7] Vgl. : Bengtson, Griechische Geschichte, S.364.

[8] Vgl. : Heus, S.53.

[9] Vgl. : Bengtson, Hermann. Herrschergestalten des Hellenismus, München, 1975. S.97.

[10] Vgl. : Mommsen, S.409.

[11] Vgl. : Mommsen, S.410.

[12] Vgl. : Judeich, W. König Pyrrhos' römische Politik in Klio 20, 1926. S.4.

[13] Vgl. : ebenda.

[14] Vgl. : Mommsen, S.410. vgl. auch Judeich, S. 3.

[15] Vgl. : Polybios VIII, 26, 1., Dion. Hal. XIX,8.

[16] Vgl. : Mommsen. S.410

[17] Vgl. : Sonnabend, Holger. Pyrrhos und die Furcht der Römer vor dem Osten in Chiron 19,

[18] Vgl. : Liv. I,43,8.

[19] Vgl. Judeich, S.3

Ende der Leseprobe aus 13 Seiten

Details

Titel
Aus welchen Gründen scheiterte Pyrrhos' Italienfeldzug?
Hochschule
Technische Universität Carolo-Wilhelmina zu Braunschweig  (Historisches Seminar)
Veranstaltung
Das römische Bundesgenossensystem
Note
2
Autor
Jahr
2001
Seiten
13
Katalognummer
V113560
ISBN (eBook)
9783640144372
ISBN (Buch)
9783640145744
Dateigröße
391 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Gründen, Pyrrhos, Italienfeldzug, Bundesgenossensystem
Arbeit zitieren
Kadir Özdemir (Autor:in), 2001, Aus welchen Gründen scheiterte Pyrrhos' Italienfeldzug?, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/113560

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