Der ornamentierte Datendandy


Quellenexegese, 1994

34 Seiten


Leseprobe


Zum Datendandy:

"Vielleicht handelt es sich bei mir da einfach um einen Sanseltrieb ... / ... Das geschieht vielleicht auch manchmal ganz unnötig, aus Lust an der Provokation oder Lust a· Unsinn oder wie immer ... / ... Ich habe nicht die Vorstellung, daß es wissenschaftliche Erkenntnisse gibt, die auf die Praxis angewendet werden könnten ..." Niklas Luhmann, Archimedes und wir. Interviews, Merve Verlag Berlin 1987, S. 150, 93, 135.

"Es ließe sich natürlich, pathetisch ausgedrückt, ein Eid darauf schwören, daß die Leute, die den Korrekten mit dem Elegant zu verwechseln blöde genug sind, keine Ahnung davon haben, was es heißt, das Impromptu nicht außer acht zu lassen, und hierin gerade liegt das Wesen des Dandisme. ... Ich bin ein Dandy, nicht weil ich korrekt bin, sondern weil ich bei aller Korrektheit niemals das Impromptu außer acht lasse. Der Korrekte, der es außer acht läßt, ist der Gentleman. Der Dandy ist sich seiner Korrektheit bewußt. Auch der Gentleman ist nicht naiv. Aber der Dandy ironisiert sein Bewußtsein. Der Gentleman ironisiert weder sein Bewußtsein noch irgend etwas auf der Welt. Der Gentleman ist so korrekt, daß er der Ironie einfach unfähig ist, wie einer, der zum Beispiel - nicht schwimmen kann. Der Gentleman 'kann nicht schwimmen': er würde entweder untergehen - höchst korrekt untergehen - oder auf dem Wasser obenauf bleiben, wenn er sehr substanziös ist. Der Dandy ist jederzeit bereit zu schwimmen. Aber er trifft niemals Anstalten dazu. 'Anstaltentreffen' heißt: der Beobachtung zugängliche Anstalten treffen, und der Dandy ist überhaupt nicht zugänglich, am allerwenigsten der Beobachtung. . . . Der Dandy ist von allen Seiten gleich unverdächtig. Verdächtig ist er nur im Innern, - dem nämlich, der selbst die Seele eines Dandy hat. Den andern, Gentleman und Nichtgentlernen, ist er nicht verdächtig, sondern entweder unangenehm oder angenehm. Das ist, wie alle Geschmacksachen, etwas ganz Persönliches. Was dem brutalen Beobachter am Dandy unangenehm auffällt, ist seine Vielfältigkeit, die Rundheit, die ihn reizt, weil er eben einseitig, einfältig, eckig ist. Der Dandy ist geschliffen. Er kann alle seine Facetten, indem er sich langsam dreht, erglänzen lassen. Er kann sie funkeln machen und - auslöschen. Aber sie bleiben immer geschliffen. Der Ungeschliffene haßt instinktiv den Dandy. Der Joviale möchte ihn hänseln, gutmütig 'aufziehen'. Von dem Dandy gleitet alles ab. Er ist glatt und immer höflich. Höflichkeit ist glatter als polierter Stahl. Gegen Höflichkeit kann selbst Freundlichkeit nicht ankämpfen. Freundlichkeit haucht die Facetten des Dandy an. Sie werden trüb. Aber nur für einen Moment." Richard von Schaukal, Leben und Meinungen des Herrn Andreas von Balthesser - eines Dandy und Dilletanten, München 1907; Kostprobe in: Gerd Stein (Hg.), Dandy - Snob - Flaneur. Dekadenz und Exzentrik, Frankfurt a.M. 1985, S. 69-71.

"Diese Tüftler verschließen sich in einer selbstgebauten Monade, ... die als Raum ohne Fenster oder Türen, die Existenz der Welt leugnen will. Dieser Akt ist eine Leugnung des Prinzips 'Ich bin angeschlossen, also existiere ich'." Geert Lovink, Hör zu - oder stirb! Fragmente einer Theorie der souveränen Medien, Berlin - Amsterdam 1992, S. 81.

"Sein Zapped)n": "Es ist zum Veitstänzen" (Roger Willemsen, Kopf oder Adler. Ermittlungen gegen Deutschland, Berlin 1994 (1990, S. 45) S. 50.

"Der Dandy verweigert die condition masculine, die darin liegt, den Prozeß der Ähnlichkeit aller männlichen Wesen zu inkarnieren. ... Er stellt sich in das Zeichen des Scheins und anstelle des geforderten Seins. ... / ... Dieses neue Individuum steht im Zeichen des Scheins, des asozialen, verschwenderischen Luxus, kurz des ewigen zersetzenden Hauptfeindes dieses mystischen männlichen Körpers der modernen Republiken, des Weiblichen. Der neue look kündigt sich ... in den 'Zazous' an, einem französischen Phänomen unter deutscher Besatzung. Auch in dieser Zeit hatten diese jungen Männer zur allgemeinen Empörung nichts Besseres zu tun, als sich mit ihrem look zu beschäftigen: sich die Haare wachsen zu lassen und sich in einer Zeit der härtesten Lederrationierung durch undurchsichtige Transaktionen auf dem Schwarzmarkt so viel Leder wie möglich zu besorgen, um dem letzten Schrei, der eine Plateausohle aus Leder zum absoluten must machte, nachzukommen. Sie zogen den Haß aller damals politisch korrekt Denkenden auf sich: den der résistance wegen fehlender politischer Seriosität, den der französischen Provinz wegen ihres effeminierten Luxus." Barbara Vinken, Mode nach der Mode. Kleid und Geist am Ende des 20. Jahrhunderts, Frankfurt a.M. 1993, S. 28-29 und S. 32.

"Der vertrauensvolle Stand des Ökonomen auf dem festen Boden der Knappheit wird erschüttert, wenn er erkennt, daß seine Füße tatsächlich im Treibsand der kulturellen Werte versinken. Wenn Menschen sich unzulänglich zu fühlen beginnen, verhalten sie sich defensiv. Das ist eine verständliche, aber unglückselige Reaktion, denn der einzige intellektuelle Stil, der den Ökologen und den Ökonomen aus ihrer allgemeinen Misere befreien kann, ist expansiver, leichtsinniger Optimismus; etwas, das auf Sicherheit bedachten, theoriesammelnden Pessimisten nicht leicht fällt." Michael Thompson, Die Theorie des Abfalls, über die Schaffung und Vernichtung von Werten, Stuttgart 1981 (Rubbish Theory. The creation and destruction of value, Oxford University Press 1979), S. 304.

"Eine Luxusproduktion dieser Art gerinnt nicht zum festen, unwandelbaren Produkt, zum Warending, sondern das, was den Luxus ausmacht: sein irritierender, erektiver, sich verströmender Charakter, lebt auch in der Produktion selbst, die es sozusagen nicht bei sich aushält und von sich aus zur Verschwendung drängt. Die überschüssige Energie, die sich in ihr materialisiert, verkörpert sich nur, um sich zu verschwenden. Diese Energie, die Blake ’ewiges Entzücken' genannt hat, ist Ursprung und Ziel des ganzen Prozesses, und sie vor allem ist es, die sich in der Verschwendung äußert eine Überfülle, die die Verlustkraft selbst ist, ein Antriebsüberschuß, der die immerwährende Möglichkeit für den Menschen bedeutet, bis zum Exzeß zu gehen." Gerd Bergfleth, Theorie der Verschwendung, München 1985, S. 14.

siehe

"... und Mode":

"Das brennendste Interesse der Mode liegt für den Philosophen in ihren außerordentlichen Antizipationen. ... Jede Saison bringt in ihren neuesten Kreationen irgendwelche geheimen Flaggensignale der kommenden Dinge. Wer sie zu lesen verstünde, der wüßte im voraus nicht nur um neue Strömungen der Kunst, sondern um neue Gesetzbücher, Kriege und Revolutionen. - Zweifellos liegt hierin der größte Reiz der Mode, aber auch die Schwierigkeit, ihn fruchtbar zu machen. . . . Die Mode ist die Vorgängerin, nein, die ewige Platzhalterin des Surrealismus. ... Die Auseinandersetzung mit den Moden der vergangenen Generationen ist denn auch eine Sache von viel größerer Bedeutung als man gewöhnlich vermutet. Und es ist eine der wichtigsten Seiten am historischen Kostüm, daß es, vor allem im Theater, das unternimmt, über das Theater greift die Kostümfrage tief in das Leben der Kunst und der Dichtung ein, in denen die Mode zugleich bewahrt und überwunden wird. / Vor einem durchaus verwandten Problem stand man angesichts der neuen Geschwindigkeiten, die einen veränderten Rhythmus in das Leben trugen. Auch der wurde erst gewissermaßen spielerisch ausprobiert ..." Walter Benjamin, Das Passagen-Werk, 2 Bde., Frankfurt a.M. 1983, S. 112-114 (Konvolut Bla,l; Bla,2; Bla,4; B2,l).

"... es erscheint ein Ich, welches sein eigener Moderator ist":

"Edna läßt keinen Platz, für nichts und für niemanden. Eine 'Kapitalistin des Luftraums', wie Kafka sie genannt hätte, verkleinert und verdrängt sie alles, was ihr in die ständig aufsteigende Lebensbahn gerät. Das Leben anderer ist eine Marginalie der eigenen Biographie ... Edna ... ist ein Prinzip und verkörpert das Gesetz der ebenso konquistadorisch wie hochstaplerisch agierenden Egozentrik. . . . Die Ednarisierung der Welt hat sich seit der Geburt dieser Figur im Jahre 1955 hemmungsloser ausgebreitet als die amerikanische Kultur. ... Edna, wie wir sie heute kennen, ist ein Destillat alles Bedeutenden, und zugleich ist sie dessen Farce. Laut Eigenauskunft verkörpert sie die Großtaten der Geschichte als Reinkarnation so unterschiedlicher Gestalten wie Clara Schumann, Alma Mahler oder Zarah Leander. . . . Man man es faszinierend finden, zu sehen, wie dieser bizarre Megastar mit den Waffen einer Frau und mit denen des charmanten Unmenschen die Mitwelt verdrängt. Nicht minder fesselnd aber ist es, zu verfolgen, mit welcher Selbstverständlichkeit diese Mitwelt Ednas Vorherrschaft und Anspruch auf Ruhm Raum gibt. Denn erst die Tatsache, daß die Welt Platz macht, setzt Edna ins Recht. ... Nein, hybrid ist sie nie, sie läßt sich nicht überschätzen, denn niemand verdient soviel Hochschätzung wie Edna, und ihre mondiale Präsenz allein belegt: Da ist ein Mangel unter uns anderen, eine tiefe Bedürftigkeit nach reinen Leitbildern, nach dem Matronat einer wahrhaft Vorbildlichen, an deren echter Größe wir die eingebildete Bedeutung unserer eigenen Existenz abzulesen vermögen. Wir machen also zu Recht Platz, weniger um uns für diese Selbstbescheidung mit großem Gelächter belohnen zu lassen, sondern um die eigene Lächerlichkeit wie eine erleichternde Erkenntnis anzuerkennen. Edna ist unergründlich in ihrer Bosheit, unerschöpflich in ihrer Schadenfreude und unausweichlich in ihrem Talent, die Mitwelt mit ihrem Spott zu überziehen . . . Ihre Autorität ist die einer aufgedonnerten Schulmeisterin, deren Opfer - als Rohmaterial für die unausweichliche Verspottung - nicht einmal renitent sein dürfen. Ihre Abrichtung des Publikums hat etwas von der Grausamkeit aller Erziehung. 'Sieh mich an, wenn ich mit dir rede' lautete der Titel ihres jüngsten Programms, und keiner wagte wegzusehen. ... Den majestätischen Charakter ihrer eigenen Lebensführung, den Pomp ihres Haushalts, ihrer Ausstattung und ihrer Begegnungen mit den Großen der Welt trägt Edna so aufdringlich vor, daß man sich nach einiger Zeit in diesem Leben vollständig auskennt und ein feines Sensorium für das Groteske des Reichtums, die Überheblichkeit des Erfolgs, für Lüge und Infamie des Ruhms entwickelt. Ednas Leben wird zugleich vorbildlich und lächerlich . . . Dame Edna hat so erreicht, was keiner lebenden Kunstfigur in ähnlichem Maße gelungen wäre: Sie ist nicht nur populär, sie ist volkstümlich. . . . Als ich in Melbourne mit Edna einen Zoologischen Garten besuchte, sahen wir uns in kürzester Zeit von zwei Schulklassen umstellt, und Edna hatte sich der zärtlichsten Liebesbezeugungen zu erwehren. Wann hätten je Kinder spontane Liebe zu einem Mann in Frauenkleidern gezeigt? Nein, Ednas Volkstümlichkeit und die Anhänglichkeit der Kinder beweisen, daß in ihrer Erscheinung etwas zutiefst Humanes zum Ausdruck kommt, das weder von den Zweideutigkeiten ihres Geschlechts noch denen ihrer Rede oder ihres Charakters getrübt werden kann. Trotzdem sei nicht verschwiegen, daß dieser Gentleman Barry Humphries - übrigens ein distinguierter, hochgebildeter und offenbar von allerlei vergangenen Leiden geprägter Herr von eher britischem Humor - seit Ednas erstem Auftreten mit ihr in Verbindung gebracht wird ... In jungen Jahren war er in Melbourne eine Art stadtbekannter Dadaist, der sich durch spektakuläre Streiche einen dubiosen Leumund verschaffte. So verkleidete er einen Freund als Blinden, um ihn anschließend in der Straßenbahn übel zu malträtieren, was zu regelrechtem Aufruhr unter den Fahrgästen geführt haben soll. Happenings solcher Art ließen ihn bald als berüchtigten Dandy der Melbourner Kunstwelt erscheinen, was seine Mutter animierte, ihm die entsprechenden Zeitungsartikel vorzulegen mit den Worten: 'Da siehst du, was man von dir denkt.' Eine unglaubliche Ermunterung für den jungen Mann, sich auch künftig treu zu bleiben. . . . Barry Humphries, in frühen Jahren selbst Maler und seit vielen Jahren ein Sammler deutscher Kunst aus den zwanziger Jahren, bekennt seine Liebe zu Kurt Schwitters, den Sozialsatiren eines George Grosz oder den Gesellschaftsporträts von Christian Schad, dem Freund von Walter Serner, einer anderen Gestalt, die an die frühen Extravaganzen des Barry Humphries erinnert. ... Fratzenhaftes, Karikaturistisches, Outriertes wird hier als symptomatische Manifestation gesellschaftlicher Deformation verdichtet. ... Anfänglich, sagte er mir, sei er anmaßend genug gewesen, in dieser Figur all das erkennen zu wollen, was ihm selbst an der provinziellen, spießigen australischen Gesellschaft mißfallen habe. Dann habe aber Edna begonnen, ein Eigenleben zu führen, . . . wie die Gestalten von E.T.A. Hoffmann ..." Roger Willemsen, Vorwort, in: Dame Edna Megastar, Mein schrilles Leben, München 1994, S. 13-24.

"Auf Hoffmanns literarische Vorläuferschaft zum Surrealismus und zu Dada habe ich schon hingewiesen. Insbesondere das Verhältnis des Dadaismus zu Hoffmann verdiente einmal eine genauere Untersuchung. Serapion, der Verkünder des höheren Sinns im Wahnsinn, könnte geradezu der Schutzheilige der Dadaisten sein ..." Eberhard Roters, E.T.A. Hoffmann (= Preußische Köpfe 16), Berlin 1984, S. 136.

"feine Nase" wortwörtlich, Lit.Tip: Cynthia Clare-Simonis, Die ästhetische Bewegung des späten 19. Jahrhunderts und der Geruchssinn, in: dragoco report, Heft 4, 1986, S. 104-117 (Lit.Tip. dort: C. Arthaud, Das Parfum in der französischen Literatur von den Romantikern bis Proust, in: dragoco report 1977). Grandios übrigens die Aufsätze des Parfümeur­Altmeisters Edmond Roudnitska im dragoco-report: "Wo stehen wir 1981 in der Parfümerie?" (Heft 1, 1981, S. 3-26) und "Wie steht es um die französische Parfümerie, und wohin weist ihr Weg?" (Heft 6, 1986, S. 151-172).

"... Anhäufung von soviel immateriellen Ornamenten wie möglich": "Armut deluxe", in: Barbara Vinken, Mode nach der Mode. Kleid und Geist am Ende des 20. Jahrhunderts, Frankfurt a.M. 1993, S. 29.

Whizkid: Wunderkind (auch ironisch gemeint); auch: Knobler, Tüftler am Computer Otaku: eigenwilliger Mensch mit Marotten, ungeselliger und unangepaßter Typ, Egoist, höchst unsympathisch, einer mit einem gewaltigen Spleen; 1984 eine Comic-Figur im Comic namens Burekku; auch jemand, der ein bebildertes T-shirt trägt (Otaku-Mode) ; in Japan Modewort, in den 80ern lanciert von Akio Nakamori (geb. I960), Kritiker und Clubgründer des Tokio­Erwachsenenclubs und Autor des Buches "Moses einer neuen Welt"

"... die extrovertierten newsgroups": Die Datenbörsianer schreiben u.a. für Zeitschriften wie z.B. "Symptome. Zeitschrift für epistemologische Baustellen"; "Texte zur Kunst"; "Spuren. Zeitschrift für Kunst und Gesellschaft"; "Kunstforum International"; "Merkur. Deutsche Zeitschrift für europäisches Denken" usw. ...; nicht zu vergessen: "Subbild. Zeitschrift für poröses Denken" (ab 1990)(keine Datenbörse !)(bis 1989: Kopie-Kunst. Zeitschrift für mentales Jogging)(beides in der Badischen Landesbibliothek Karlsruhe!)

"Was der Daten-Dandy weggrapscht . ..":

"Die 'T.A.Z.' ist ... als dandyistische Strategie eingeschifft aufs offene Meer der Datenpiraterie ..." Martin Conrads, Rez. v. Hakim Bey, T.A.Z. Die Temporäre Autonome Zone. Aus dem Amerikanischen von Jürgen Schneider. Mit einem Vorwort der Agentur Bilwet, Berlin - Amsterdam 1994, in: zitty Nr. 18 vom 1. bis 14. September 1994, S. 222.

"Poetischer Terrorismus ... . . . Doch trotz der synthetisierenden Kraft für mein eigenes Denken möchte ich die TAZ mehr als einen Essay ('Versuch'), als Vorschlag, als poetische Spielerei verstanden wissen. Sollte meine Sprache dann und wann von schwärmerischem Enthusiasmus geprägt sein, so versuche ich doch nicht, ein politisches Dogma aufzustellen. Ich habe es vielmehr bewußt vermieden, eine Definition der TAZ zu liefern - ich umkreise das Thema, feuere Erklärungsstrahlen ab." Hakim Bey, T.A.Z. Die Temporäre Autonome Zone, Berlin - Amsterdam 1994, S. 15f. und S. 110-111.

"... wäre nicht die Präsentation so indiskret":

Peter Sloterdijk, Auf der Suche nach der verlorenen Frechheit (= Erster Teil, Fünfte Vorüberlegung der "Kritik der zynischen Vernunft", 2 Bde., Frankfurt a.M. 1983, S. 203-261);

Friedrich Schlegel, Allegorie von der Frechheit (= 4. Kapitel der "Lucinde", 1799)

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"... mündet aber nie in Dissens": "Man muß fortwährend im Gespräch bleiben. Es ist hierin eine Nähe zu ganz ordinären Anpassungszwängen, wie die Gruppenpsychologie sie beschreibt." Wolfgang Fritz Haug, Nützliche Lehren aus Brechts "Buch der Wendungen", in: ders., Bestimmte Negation. "Das umwerfende Einverständnis des braven Soldaten Schwejk" und andere Aufsätze, Frankfurt a.M. 1973, S. 70-93: S. 86 (zuerst veröffentlicht 1968).

Lit.Tip: Ursula Geitner, Die Sprache der Verstellung. Studien zum rhetorischen und anthropologischen Wissen im 17. und 18. Jahrhundert, Tübingen 1992.

Irene Himburg-Krawehl, Marquisen. Literaten. Revolutionäre. Zeitkommunikation im französischen Salon des 18. Jahrhunderts. Versuch einer historischen Rekonstruktion, Osnabrück 1970 (= München Diss. 1965)(Irene Krawehl ist heute Chefredakteurin der Zeitschrift 'Madame')

Alexander von Gleichen-Rußwurm, Das galante Europa. Gesellig­keit der großen Welt. 1600 bis 1789, Stuttgart 1910.

Roger Willemsen: "Meine politischen Gegner sind alle Langweiler ..." (Herbert Feuerstein: "... du bist ja immer der Züngler und Lächler ...") "Das ist eine freundliche verbindliche Form, unverschämt zu sein. . . . Manchmal bewährt sich das auch. ... (meine Gegner) denken, aus dem Konfirmandengesicht kann keine grobe Unverschämtheit kommen. Aber das ist auch in Ordnung, die haben ihre Tricks, oder?" "Willemsen - Das Bankett" auf "Premiere" vom 5.9.1994, 21.45­22.45, 29ff. Minute.

"gestylter Unbegriff":

"Alle höchsten Wahrheiten jeder Art sind durchaus trivial, und eben darum ist nichts notwendiger, als sie immer neu, und womöglich immer paradoxer auszudrücken, damit es nicht vergessen wird, daß sie noch da sind, und daß sie nie eigentlich ganz ausgesprochen werden können." Friedrich Schlegel, über die Unverständlichkeit (Der Aufsatz erschien im 3. Band des "Athenaeum", 1800)

"Dabei steckt hinter der Fassade ungeheurer Schwierigkeit und einem komplizierten Räderwerk artistischer Begrifflichkeit lediglich eine Handvoll simpler Sätze ..." Dirk Käsler über Niklas Luhmanns "Soziale Systeme", in: Der Spiegel Nr. 50 vom 10. Dezember 1984, S. 184-190: S. 188.

"Nun hebt eine radikale Kritik des Begriffsrealismus jedoch zugleich den Weltrealismus auf. ... Die Mühe, die moderne Darstellungskünstler auf die Erzeugung von Sinnlosigkeiten verwenden, gilt im Grunde nur der zunehmend schwierigeren Herstellung von Erstaunlichkeiten . . . Jeder Unsinn, auch dieser, hat in seiner Befremdlichkeit wieder Sinn." Niklas Luhmann, Sinn als Grundbegriff der Soziologie, in: Jürgen Habermas/Niklas Luhmann, Theorie der Gesellschaft oder Sozialtechnologie - Was leistet die Systemforschung?, Frankfurt a.M. 1971, S. 25-100: S. 25 und 32.

"Sollte man alles, was gesagt wird, gleichermaßen unter die Knute der Verständlichkeit zwingen? ... Ich meine, daß ... Verständlichkeit kein Prinzip sein darf, das etwas verhindert, was zu sagen möglich ist. ... Wissenschaftliche Theorien haben einen eigentümlichen Weltstimmungsgehalt, den sie selbst ... nicht formulieren, vielleicht nicht einmal wahrnehmen können." Niklas Luhmann, Unverständliche Wissenschaft: Probleme einer theorieeigenen Sprache (1979), in: ders., Soziologische Aufklärung 3, Opladen 1981, S. 170-177: S. 170 und 176.

"Jede Gesellschaftstheorie - auch die hier empfohlene - enthält daher eine 'autologische' Komponente. Sie spricht, indem sie von der Gesellschaft spricht, auch von sich selbst . . . Von daher begründen sich spezifische Ansprüche an Gesellschaftstheorie, die denen ähneln, die man seit der Romantik an Kunstwerke richtet ... (:) bessere Möglichkeiten des Theoriedesigns." Niklas Luhmann, über systemtheoretische Grundlagen der Gesellschaftstheorie, in: Deutsche Zeitschrift für Philosophie, Heft 3, 1990, S. 277-284: S. 284.

Vorsicht vor zu raschem Verstehen. Talk-Show mit Niklas Luhmann über Unterscheidungsvermögen (Ein Interview von Alexander Kluge), SAT 1 vom 4. Juli 1994, 23.00-23.50.

Roger Willemsen: "Die Leute, die das sehen heute abend - und wenn es uns gelingt, möglichst intensiv zu reden - sehen die ein gutes Stück Kommunikation und sagen im besten Falle: so möcht ich auch reden. . . . Und die verstehen unbedingt nicht das, was wir sagen ..., aber die Kommunikationsform ist vorbildlich ..." (Herbert Feuerstein: "... es ist viel reizvoller, wenn man gar nichts versteht ...") "Willemsen - Das Fernsehgespräch" auf "Premiere" vom 29.8.1994, 22.00-23.00, 37. Minute.

"Wir brauchen keine Kulturverteidigung. Lieber geil angreifen, kühn totalitär roh kämpferisch und lustig, so muß geschrieben werden, so wie der heftig denkende Mensch lebt. Ich brauche keinen Frieden, weil ich habe den Krieg in mir. Am wenigsten brauche ich die Natur. Ich wohne doch in der Stadt, die wo eh viel schöner ist. Schaut euch lieber das Fernsehen an. Wir brauchen noch mehr Reize, noch viel mehr Werbung Tempo Autos Modehedonismen Pop und nochmal Pop. Mehr vom Blauen Bock, mehr vom Hardcoreschwachsinn der TitelThesenTemperamente Und Akzente Sendungen. Das bringt uns allabendlich in beste Trinkerlaune. Nichts ist schlimm, nur die Dummheit und die Langeweiler müssen noch vernichtet werden. So übernehmen wir die Weltherrschaft. Denn alles alles geht uns an." Rainald Goetz (geb. 1954), Subito (1983), in: ders., Hirn, Frankfurt a.M. 1986, S. 20-21.

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Ende der Leseprobe aus 34 Seiten

Details

Titel
Der ornamentierte Datendandy
Autor
Jahr
1994
Seiten
34
Katalognummer
V113549
ISBN (eBook)
9783640130764
Dateigröße
4036 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Datendandy
Arbeit zitieren
Detlef Rüdiger (Autor:in), 1994, Der ornamentierte Datendandy, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/113549

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