Ausländerfeindlichkeit - Ein Problem der Jugend?

Erklärungsversuche unter Berücksichtigung der Täterprofile


Seminararbeit, 2006

13 Seiten, Note: 2,0


Leseprobe


Inhalt

1. Einleitung

2. Definitionen relevanter Schlagwörter

3. Erwerb sozialer Vorurteile

4. Ursachen für Ausländerfeindlichkeit

5. Ausländerfeindlichkeit – „wissenschaftliche“ Erklärungs- und Rechtfertigungsversuche

6. Die Sündenbock-Hypothese

7. Diskriminierung von Ausländern

8. Die Täter

9. Bibliographie

1. Einleitung

Die vorliegende Arbeit befasst sich mit dem gesellschaftlichen Phänomen der Ausländerfeindlichkeit. Nach einem kurzen Abriss über den Erwerb sozialer Vorurteile wird zunächst nach den möglichen Ursachen für die ablehnende Einstellung gefragt, wobei vor allem Schlagworte wie Arbeitslosigkeit, Konkurrenzdenken und Fremdheit aufgegriffen und in den entsprechenden Kontext gesetzt werden. Im Folgenden werden dann „wissenschaftliche“ Erklärungs- und Rechtfertigungsversuche von Ausländerfeindlichkeit aufgeführt und anhand von vier vorherrschenden Theorien wiedergegeben. Die Hypothese, dass Ausländer als personifizierte Sündenböcke genutzt werden, wird ebenfalls erörtert, ehe die Arbeit sich intensiv mit den Täterprofilen und den Tathergängen auseinander setzt. Es stellt sich hier die Frage nach der Person und den Lebensumständen der Täter wie auch nach den typischen Tatverläufen. Die vorliegende Ausarbeitung schließt - ausgehend von den Täterprofilen - mit der Frage, ob ausländerfeindliches Gedankengut und daraus resultierende Gewalttaten wirklich als ein alleiniges Problem der Jugend zu betrachten sind.

2. Definitionen relevanter Schlagwörter

Def.: Ausländerfeindlichkeit

„Ausländerfeindlichkeit [bezeichnet] einerseits eine feindselige Haltung, die durch generalisierte Vorstellungen (wie etwa: Ausländer seien für bestimmte angsteinflößende Zustände verantwortlich) bestimmt wird, und andererseits ein generalisiertes aggressives Handeln, das dem Wunsch, den vermuteten Urheber der angsteinflößenden Zustände zu beseitigen, entstammt.“[1]

Def: Rechtsextremismus

Laut Helmut Schneider muss der Rechtsextremismus, da er keine einheitliche und geschlossene Ideologie hat, eher als „[...]Bündel von partiell sehr unterschiedlichen ideologischen Ein-stellungsmustern, politischen Mentalitäten und Wertvorstellungen[...]“[2] beschrieben werden. Als wichtigste Charakteristika gelten hierbei:

– anti pluralistisches Denken, d. h. aggressive Haltungen gegenüber Minderheiten

– hohe Einschätzung der eigenen und Abwertung von anderen Nationen

– Fremdenfeindlichkeit

– latente Bedrohungsängste, die auf Minderheiten projiziert werden, die dann als Sündenböcke dienen

– starke Autoritätsgläubigkeit (Glaube an das Führerprinzip).

3. Erwerb sozialer Vorurteile

Vorurteile werden vor allem im Sozialisationsprozess von mikrosozialen Bezügen (Familie, Peer Group u.a.) und makrosozialen Verhältnissen (Norm-/Wertesystem) auf das Kind übertragen. Das Kind identifiziert sich mit Menschen oder grenzt sich von ihnen ab, um die Komplexität der Umwelt zu verringern und ein eigenes Selbstwertgefühl zu gewinnen. Den größten Einfluss auf die Meinungsbildung des Kindes hat die gleichaltrige Peergroup. Das ergab eine 1992 durchgeführte Analyse des Deutschen Jugendinstituts. Aber auch die Medien (hier sind vor allem Fernsehen und Filme zu nennen) haben einen großen Einfluss auf die Meinungsbildung.[3]

Die Übernahme von Vorurteilen wird nach Allport vornehmlich als 3-stufiger Lernprozess aufgefasst, der entscheidend vom Lebensalter bestimmt wird:[4]

1. Stufe (ab ca. 3 Jahren bis zu etwa 8 Jahren): Die Kinder übernehmen kategoriale Differenzierungen (Sprachmuster – Gastarbeiter, Zigeuner) von ihren Mitmenschen, ohne dass sie die Bedeutung dieses stereotypen Wissens richtig einschätzen und dem Begriff „Zigeuner“ bspw. eine reale Menschengruppe zuordnen können.
2. Stufe (ab ca. 8 Jahren bis etwa 12 Jahren): Zwischen Eigen- und Fremdgruppe kann nun unterschieden werden, Menschen werden akzeptiert oder abgelehnt. Die mit den Sprachkategorien zum Ausdruck gebrachten positiven bzw. negativen Inhalte sind dem Kind nun bewusst.
3. Stufe (ab ca. 12 Jahren bis etwa 30 Jahren): Der junge Mensch gewinnt die Fähigkeit zu differenzierten Urteilen und zum Einstellungswandel. Sein Urteil gegenüber anderen Gruppen wird offener und bewusster.

4. Ursachen für Ausländerfeindlichkeit

Ein wesentlicher Faktor für eine ausländerfeindliche Einstellung ist die empfundene Konkurrenz um knappe Güter. Das äußert sich vor allem in Konkurrenz um

– Arbeitsplätze

– Wohnungen

– Frauen

– sozialstaatliche Hilfen.

Ferner ein wesentlicher Aspekt ist zudem die Fremdheit. Alles was fremd, was anders ist, macht auch Angst. So äußert sich z.B. Barley: „Das Fremde und Unbekannte wird allgemein als verdächtig angesehen, als eine Bedrohung für die bekannte, festgefügte Ordnung der Dinge.“[5] Auf der Suche nach jenen Elementen von Fremdartigkeit im Verhalten der Ausländer, die das Gefühl der Bedrohung begründen könnten, stößt man jedoch auf keine befriedigenden Erklärungen. So erweist sich das oftmals herangezogene Beispiel, dass Türken im Treppenhaus einen Hammel schlachten, bei näherer Betrachtung als unbegründetes Vorurteil, welches allein aus der Unkenntnis der deutschen Staatsbürger und der Andersartigkeit der Ausländer zu resultieren scheint. Fremden, unserer eigenen so gegensätzlichen Kulturen haftet etwas beinahe Mystisches an, was die Ablehnung und Vorurteile der deutschen Bevölkerung maßgeblich fördert. Allein die Tatsache, dass bspw. türkische Menschen auch innerhalb Deutschlands in ihren festgefügten großen Familienverbänden leben, stößt bei manchem Deutschen auf Unverständnis und verursacht Misstrauen. Auch das tägliche Gebet gen Mekka, für strenggläubige Muslime eine Pflicht, bewegt sich für viele Deutsche im mystischen Bereich, beinahe wie in den Märchen aus 1001 Nacht. Dem Koran haftet ebenfalls vor allem ob seiner Fremdheit ein schlechter Ruf an – meist wird das Buch von jenen Menschen verunglimpft, die sich niemals aktiv mit seinen Lehren auseinander gesetzt haben. Was fremd ist, ist mystisch, ist gefährlich und muss bekämpft werden.

So zeigen denn auch repräsentative Studien, dass vor allem jene ausländischen Menschen von einem Teil der deutschen Bevölkerung abgelehnt werden, die unserer Kultur am fremdesten sind. Besonders unbeliebt sind bei rechtsextremistischen Gewalttätern die Türken (u.a. wohl auch bedingt durch ihre große Präsenz in Deutschland), dicht gefolgt von den Pakistani, den Persern und den Afrikanern. Ebenfalls Angehörige fremder Nationalitäten wie bspw. Franzosen, Spanier, Engländer, Griechen und Jugoslawen erregen hingegen kaum den Unmut und die Gewaltbereitschaft rechtsextremistischer Täter – sie sind weniger fremd, weisen mehr Parallelen zu unserer eigenen Kultur auf und ihre Länder sind meist durch Urlaubsreisen bekannt.[6]

[...]


[1] Tsiakalos, Georgios: Ausländerfeindlichkeit: Tatsachen und Erklärungsversuche. C.H. Beck'sche Verlagsbuchhandlung. München 1983, S. 9.

[2] Schneider, Helmut: Jugendlicher Rechtsextremismus in Deutschland seit 1945: Organisationen und Dispositionen, Kontinuitäten und Diskontinuitäten. Ein Literaturbericht. In: Gewalt gegen Fremde. Rechtsradikale, Skinheads und Mitläufer. Hrsg.: Deutsches Jugendinstitut. Zweite, aktualisierte und erweiterte Auflage. DJI Verlag Deutsches Jugendinstitut. München 1995, S. 79.

[3] Vgl. Frindte, Wolfgang/Neumann, Jörg: Fremdenfeindliche Gewalttäter. Biografien und Tatverläufe. Westdeutscher Verlag GmbH. Wiesbaden 2002, S. 126.

[4] Vgl. Markefka, Manfred: Vorurteile – Minderheiten – Diskriminierung: Ein Beitrag zum Verständnis sozialer Gegensätze. 6. völlig umgearbeitete und erweiterte Auflage. Hermann Luchterhand Verlag. Neuwied 1990, S. 58.

[5] Tsiakalos, Georgios: Ausländerfeindlichkeit: Tatsachen und Erklärungsversuche. C.H. Beck'sche Verlagsbuchhandlung. München 1983, S. 31 f.

[6] Vgl. Markefka, Manfred: Vorurteile – Minderheiten – Diskriminierung: Ein Beitrag zum Verständnis sozialer Gegensätze. 6. völlig umgearbeitete und erweiterte Auflage. Hermann Luchterhand Verlag. Neuwied 1990, S. 79.

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Details

Titel
Ausländerfeindlichkeit - Ein Problem der Jugend?
Untertitel
Erklärungsversuche unter Berücksichtigung der Täterprofile
Hochschule
Christian-Albrechts-Universität Kiel
Note
2,0
Autor
Jahr
2006
Seiten
13
Katalognummer
V113056
ISBN (eBook)
9783640132218
Dateigröße
435 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Ausländerfeindlichkeit, Problem, Jugend
Arbeit zitieren
Nina Kolmorgen (Autor:in), 2006, Ausländerfeindlichkeit - Ein Problem der Jugend?, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/113056

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