Die Rolle der Frau in drei Geschichten von Mary E. Wilkins Freeman im Vergleich zur üblichen Ansicht der Frauenrolle im 19. Jahrhundert


Seminararbeit, 2000

20 Seiten, Note: 1,00


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Die Stellung der Frau gegen Ende des 19. Jahrhunderts

3. Die Frauenrolle in den Geschichten von Mary E. Wilkins Freeman
a) A New England Nun
b) The Revolt of „Mother“
c) A Church Mouse

4. Zusammenfassung

5. Bibliographie:

1. Einleitung

Die Rolle der Frau stellte schon immer ein heikles Thema dar und ist oft schwer zu definieren. Frauen galten bis vor kurzem oft nur als Menschen zweiter Klasse, und es wurden ihnen nur wenige oder auch gar keine Rechte zugesprochen. Dass sich Frauen gegen dieses Bild, in das sie gedrückt wurden, auflehnten, war eigentlich unvorstellbar und stellte, wenn es doch geschah, einen großen Skandal dar. Frauen hatten still zu leiden und sich in ihr Schicksal zu fügen.

Umso interessanter ist es nun, dass die amerikanische Schriftstellerin Mary E. Wilkins Freeman gegen Ende des 19. Jahrhunderts in vielen ihrer Kurzgeschichten von Frauen erzählt, die so gar nicht in die damalige Auffassung der Frau und ihrer Rolle passten. Freeman schreibt Geschichten mit recht radikalen und revolutionären Ansichten. Frauen stehen plötzlich auf und wehren sich gegen Ehemänner, Heiratszwänge und ähnliches. Aus einem puritanischen Umfeld stammend, übt Freeman somit durch ihre Hauptfiguren leise Kritik an den Sitten und Bräuchen der Puritaner sowie an den generellen Ansichten der damaligen Zeit, die Frauen betreffend.

Wie ihre Geschichten im Gegensatz zu der allgemein üblichen Auffassung der Rolle der Frau stehen, und ob sie mit ihnen Erfolg hatte oder heftig kritisiert wurde, soll nun im folgenden untersucht werden.

2. Die Stellung der Frau gegen Ende des 19. Jahrhunderts

Zuerst wird dargelegt, welche Rolle die Frau normalerweise im 19. Jahrhundert in Amerika oder auch generell innehatte, um es dann später mit Freemans Ansichten vergleichen zu können.

Folgendes Zitat von Grant Allen bringt die damalige Situation auf den Punkt: „Alles eindeutig Menschliche ist der Mann. Die Männer bilden die Art. Die Frauen sind nur das Geschlecht, das dazu bestimmt ist, sie fortzupflanzen.“ [Davis 313]

Es wird hier eindeutig klar, wie Frauen behandelt bzw. als was sie angesehen wurden: nicht als etwas Menschliches, sondern fast etwas Unmenschliches, Minderwertiges, deren einzige Aufgabe war, für (natürlich männlichen) Nachwuchs zu sorgen. Galt die Frau bisher als geduldetes, aber „gefährliches Element in der Gesellschaft, [...] wurde ihr schließlich jeglicher menschlicher Wert ganz und gar aberkannt.“ [Davis 312] Weiterhin erwartete man von Frauen, dass sie ihre eigenen Wünsche und Aufbegehren zurücksteckten, um ganz und gar zu einer würdigen Ehefrau zu werden und in ihrer Rolle als Frau und Mutter total aufzugehen.

Ein kurzer Ausflug zurück ins 18. Jahrhundert. Nachdem der Unabhängigkeitskrieg beendet und gewonnen war, der ja unter dem Motto von Freiheit und Gleichheit aller stand, wurden die Frauen weiterhin übergangen. Viele Frauen hatten zwar im Krieg ihren Einsatz für die Freiheit geleistet, doch als es dann ans Unterzeichnen der neuen Herrschaftsformen ging, wurden sie einfach wieder übergangen, wie Davis uns wissen lässt. „Das Schlimmste war, dass man die Frauen überhaupt nicht in die Verfassung mit eingeschlossen hatte und sie in der gefeierten Bill of Rights der persönlichen Freiheiten gar nicht erwähnt wurden.“ [Davis 313]

Einige mutige Frauen, darunter auch die schwarze Sklavin Wheatley, wagten es, sich in Bittschreiben an die Regierung zu wenden, um mehr Rechte für die Frauen zu fordern. Jedoch gelangten die meisten dieser Bittschreiben nie an die Ohren der Öffentlichkeit.

Knapp 100 Jahre später nach dem „Bürgerkrieg mussten die Frauen, die für die Rechte der Sklaven gekämpft hatten, mitansehen, wie man diesen neuen Bürgern politische Rechte zuerkannte, die ihrem eigenen Geschlecht hartnäckig vorenthalten wurden.“ [Duby 103]

Im 19. Jahrhundert stellt die Frau außerdem eine außergewöhnliche Art von Besitz dar:

Zum einen gilt die Frau als menschliche Ressource, indem ihr Arbeitsvermögen und ihre Sexualität ausgebeutet werden, zum anderen als sachliche Ressource, vergleichbar mit Grund und Boden, indem ihr Gebärvermögen ausgebeutet wird. Der Körper der Frau sei der Acker des Mannes, den er nach Gutdünken bestellen kann. [Friese 56]

Außerdem konnte man die Frauen schlecht als bestimmtes Eigentum einordnen: sie stellten nicht eine Materie dar wie z. B. eine Kuh oder eine Scheune, aber sie wurden eben auch nicht als vollwertige Menschen angesehen. Selbst hatten sie kaum Rechte, das Wahlrecht und jegliche andere politische Beteiligung wurde ihnen lange verweigert, sie konnten keinen eigenen Besitz haben und durften sich auch nicht am Kauf oder Verkauf von Gütern beteiligen.

Mit fortschreitender Zeit stand es immer schlechter um die Frau:

Nicht länger mehr wurde die Frau als gefährlich, bedrohlich oder verderbt angesehen, sondern man beachtete sie überhaupt nicht mehr. Sie gehörte der menschlichen Art nicht mehr an. Wenn sie Glück hatte, nahm sie in der Ordnung der Dinge den Platz eines Haustieres ein. Schon die Namen, die sie bei der Taufe erhielt, kennzeichneten sie als amüsantes und ergötzliches Spielzeug. Sie hieß jetzt Flossie, Kitty oder Mandy, so wie man früher nur Schoßhunde oder Kätzchen gerufen hatte. Aber was brauchte sie denn auch einen Namen? [Davis 313/4]

Es ist verwunderlich, dass sich die Frauen mehr oder weniger mit dieser Rolle einfach abgefunden haben. Doch was blieb ihnen, den wehrlosen, rechtslosen, schon anderes übrig? Erfolg hätten sie bestimmt nicht gehabt, ja sie hätten eher noch damit rechnen müssen, wegen ihrer Aufsässigkeit bestraft zu werden. Schon als Kind wurden Mädchen dazu erzogen, sich unterzuordnen und ermahnt, „die Männer, einschließlich des eigenen jüngeren Bruders, als Geschöpfe einer höheren und heiligen Art zu verehren.“ [Davis 314]

Durch diese Indoktrination sollten Mädchen von klein auf lernen, die erwünschte Haltung gegenüber ihres späteren Ehemannes zu entwickeln. Außer der Ehe, was die einzige einigermaßen geachtete Möglichkeit einer Frau war, blieb auch nicht viel mehr übrig: sie konnte höchstens noch wählen, irgendwo in einer Fabrik für einen Hungerlohn Arbeit zu finden und eine alte Jungfer zu werden, oder sich der Prostitution hinzugeben. Welches von beiden die größere Schande war, ist nicht leicht zu sagen. Auch wenn eine Frau Arbeit gefunden hatte, hörte ihre Notlage damit nicht auf, denn „selbst diese jämmerlichen Löhne wurden nicht den Frauen ausbezahlt, sondern, wenn sie unverheiratet waren, ihren Vätern [...] oder andernfalls ihren Männern. Denn natürlich hatten diese gesetzlichen Anspruch auf jeden Pfennig, den ihre Frauen verdienten.“ [Davis 315]

Eine Frau mit Arbeit wurde aber immer schief angesehen, denn man unterstellte ihr, sie wolle durch die Ausübung einer Tätigkeit ihre Unabhängigkeit vom Mann bewirken. Was eine Frau also tat – arbeiten oder nicht – ihre Lage wurde dadurch nicht besser.

Als Prostituierte hingegen waren Frauen nur noch Geächtete, aus der Gesellschaft durch Gesetze Ausgestoßene.

Nach Auffassung der Kirche hatten sie sich selbst exkommuniziert, weshalb sie nicht in geweihter Erde begraben werden durften. Nach dem bürgerlichen Gesetz besaßen sie kein einziges Recht. Die Männer konnten sie misshandeln, berauben, schlagen und sogar ermorden, ohne bestraft zu werden. [Davis 315]

Andere Frauen, die nicht so tief fallen wollten, zogen Hunger der Prostitution vor, doch auch sie hatten es sicher schwer. Vielleicht verbot ihnen ihr Stolz, nach Almosen zu betteln, doch abgesehen davon hätten sie als Randpersonen sowieso kaum Erfolg damit gehabt.

Die einzige Achtung und „Arbeit“, die eine Frau damals erreichen konnte, war die Heirat, und von Kindheit an wurde sie daraufhin vorbereitet. Denn der Altjungfernstand war noch abstoßender, als später in einer Fabrik arbeiten zu müssen.

[...]

Ende der Leseprobe aus 20 Seiten

Details

Titel
Die Rolle der Frau in drei Geschichten von Mary E. Wilkins Freeman im Vergleich zur üblichen Ansicht der Frauenrolle im 19. Jahrhundert
Hochschule
Bayerische Julius-Maximilians-Universität Würzburg
Veranstaltung
Seminar "Literature by women"
Note
1,00
Autor
Jahr
2000
Seiten
20
Katalognummer
V113035
ISBN (eBook)
9783640122202
ISBN (Buch)
9783640121908
Dateigröße
557 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Rolle, Frau, Geschichten, Mary, Wilkins, Freeman, Vergleich, Ansicht, Frauenrolle, Jahrhundert, Seminar, Literature
Arbeit zitieren
Christiane Menger, geb. Wirth (Autor:in), 2000, Die Rolle der Frau in drei Geschichten von Mary E. Wilkins Freeman im Vergleich zur üblichen Ansicht der Frauenrolle im 19. Jahrhundert, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/113035

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